Unsere Daten sind der Treibstoff für die digitale Wirtschaft. Sie liegen in Clouds, die aber brauchen vor allem Serverfarmen. In Aragón, 250 Kilometer nordöstlich von Madrid, sollen nun weitere Datencenter entstehen. Warum ausgerechnet dort?
Kategorie
🗞
NewsTranskript
00:00Saragossa. Die Römer und Mauern waren hier. Jetzt kommen die Amerikaner.
00:06Statt Kirchen oder Palästen haben sie Pläne für hochgesicherte Industriehallen im Gepäck.
00:11Die Regionalregierung ist von den vergangenen Monaten entzückt.
00:15Nun, es ist eine sehr gute Nachricht. Es ist eine äußerst wichtige Nachricht.
00:20Es war das Jahr, in dem die meisten Investitionen angekündigt worden sind.
00:25Mehr als 30 Milliarden Euro wollen Amazon, Meta, Microsoft und andere in eine Region investieren,
00:31die bislang nur durch Landwirtschaft und Logistikzentren aufgefallen ist.
00:35Warum ausgerechnet Aragón? Die Frage sollte uns in Madrid der spanische Verband der Datenzentren Spain DC beantworten.
00:42Doch weder an der offiziellen Adresse hier noch woanders hatte man angeblich Zeit für uns.
00:47Amazon reagierte nur schriftlich. Die Antwort auf unsere Frage bekommen wir dann doch in Saragossa.
00:55Um billige Strom zu bekommen, ist es am besten, erneuerbare Energiequellen zu nutzen, also Wind und Photovoltaik.
01:01Und hier haben wir sowohl Wind- als auch Photovoltaik-Ressourcen. Außerdem haben wir Platz und wir sind gut angebunden.
01:09Carlos Salbero und sein Team analysieren Stromanbieter und Verbraucher.
01:14Aragón produziert mehr erneuerbare Energien, als es braucht.
01:18Doch gibt es überhaupt genug für die Datenzentren, zum Beispiel 2050 und wie viel verbrauchen sie?
01:25Unseren Studien zufolge sind es dann etwa 26 Terawatt, was etwa 5 Prozent des nationalen Konsums entspricht.
01:32Wir müssen davon ausgehen, dass Rechenzentren eine Menge Energie verbrauchen werden, aber im Vergleich zum Gesamtverbrauch ist es nicht so viel.
01:40Das setzt allerdings voraus, dass die Erneuerbaren weiter massiv ausgebaut werden.
01:45Spanische Umweltschützer haben den Boom der Datenzentren ziemlich spät als eines ihrer Themen entdeckt.
01:51Jetzt machen sie sich umso mehr Sorgen über die Folgen.
01:55Wir machen den Verkehr elektrisch. Industrielle Prozesse und alles, was fossile Brennstoffe oder Kernkraft, Gas und so weiter nutzt, muss elektrifiziert werden.
02:05Wir können also nicht den gesamten Strom, den wir erzeugen, als neuen grünen Strom, in Anführungszeichen, für Rechenzentren verwenden, die echte schwarze Löcher für Strom sind.
02:15Auch wenn die Serverfarmen jede Menge Strom benötigen, Regierungen und Unternehmen in Aragón sind davon überzeugt, dass die Anlagen nur Vorteile bieten, vor allem auf dem Arbeitsmarkt.
02:26Was kommt, sind Investitionen, die hochwertige, qualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen werden.
02:33Ein Beispiel Urichen in Saragossa. Das Start-up hilft seinen Kunden mit künstlicher Intelligenz, Unternehmensabläufe zu optimieren.
02:41Außerdem bietet Urichen Gen-Analysen an. Was zunächst nach purer Medizin klingt, braucht die Amazon-Server.
02:50Eine Person entspricht 200 Gigabyte an Informationen. Wenn ich eine Person mit vielen Personen vergleichen muss, muss ich viel Speicherplatz in einer Cloud vorhalten und viel rechnen, um sie miteinander vergleichen zu können.
03:06Unternehmen wie Urichen wachsen und schaffen Arbeitsplätze, vermutlich sogar bald mehr als alle geplanten Datenzentren zusammen.
03:14Denn einmal gebaut arbeitet dort nur wenig Personal, erst recht im Vergleich zu den hohen Investitionen.
03:20Die Umweltschützer haben vor einigen Wochen erstmals eine Konferenz zum Thema in Saragossa organisiert.
03:26Es ging um den Versuch, hinter die Kulissen zu schauen. Ein Versuch, denn die amerikanischen Unternehmen sind verschlossen.
03:32Ein Steuerexperte machte dabei klar, dass die Serverfarmen kaum Steuern zahlen werden.
03:39Weder die lokale Besteuerung noch die Besteuerung der autonomen Gemeinschaft oder des Staates gewährleisten, dass wir wissen, wie hoch die Abgaben sein werden.
03:48Dabei ist zu bedenken, dass bei vielen dieser Projekte von ihrem Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt die Rede ist.
03:54Dieser Beitrag sollte mit einer Steuerbelastung einhergehen. Diese Steuerlast, ich wiederhole, ist nirgends zu sehen.
04:02Das Publikum zeigte sich angesichts der beschriebenen Auswirkungen der Datenzentren entsetzt.
04:08Wir wissen wirklich nicht, was da kommt. Ich glaube, die Politiker sind sich gar nicht bewusst, was es bedeutet. Niemand ist das.
04:20Diese Bilder stammen von Amazon aus den USA. Wie viel Wasser zum Kühlen diese Server benötigen, öffentlich unbekannt.
04:28Die Umweltschützer sehen aber die Landwirtschaft rund um die Zentren in Aragon bedroht.
04:33Vor allem, wenn das Wasser knapp wird, denn die Zentren müssen nicht sparen.
04:37Die Maßnahmen sind eine Schande. Anstatt dem Landwirt die Möglichkeit zu geben, seine wirtschaftliche Tätigkeit auszuüben,
04:45wird eine enorme Bevormundung betrieben, die darin besteht, ihm technische Ratschläge zum Wassersparen zu geben, die er nicht braucht.
04:55Die Umweltschützer wollen die spanische Öffentlichkeit künftig mehr über das Cloud-Business und die Nebenwirkungen informieren.
05:02Und sie hoffen, dass die EU und die spanische Regierung geplante Gesetze umsetzen, damit die Datenzentren transparenter werden.