Marie Brand -23- und das Verhängnis der Liebe

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00:00:00Mit Untertiteln von SWR 2021
00:00:30Mit Untertiteln von SWR 2021
00:01:00Mit Untertiteln von SWR 2021
00:01:30Ich bin gleich zurück.
00:02:01Ja?
00:02:06Ja.
00:02:10Aha.
00:02:13Ja.
00:02:15Ja, ich komme.
00:02:31Blumen.
00:02:33Hier gibt es Blumen.
00:02:35Ja.
00:02:36Ich will welche.
00:03:00Untertitelung aufgrund der Audioqualität nicht möglich
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00:04:26Respekt, Herr Simlund, das am frühen Morgen.
00:04:28Respekt.
00:04:29Meine Trefferquote liegt bei 97%.
00:04:32Darf ich jetzt?
00:04:35Bitteschön, Herr Siml.
00:04:37Ich weiß, das wollen Sie nicht gerne hören,
00:04:39aber laut Polizeivorordnung 2.11 ist jeder Beamte dazu verpflichtet ...
00:04:42Ja, viermal im Jahr ein Schießtraining zu absolvieren,
00:04:44Herr Siml, ich weiß.
00:04:45Und Sie wissen, dass Sie mir damit wie immer einen Riesengefallen tun.
00:04:51Und sich selber auch.
00:04:52Weiß es was?
00:04:53Hm? Ja.
00:04:54Ja.
00:05:25Hi.
00:05:26Morgen.
00:05:27Morgen.
00:05:33Mehrfacher Biegungsbruch des Hirnschädels.
00:05:37Ausgeprägte subtorale Blutungen der Hirnrindengefäße.
00:05:42Das sieht nach massiver, stumpfer Gewalteinwirkung auf Kopf und Oberkörper aus.
00:05:47Macht sie gern.
00:05:49Bitte.
00:05:50So wie es aussieht, wurde das Opfer erschlagen.
00:05:53Vermutlich mit einem Ast oder einem Knüppel.
00:05:56Holzrückstände in der Wunde?
00:05:58Auf den ersten Blick nicht.
00:05:59Vielleicht dann später im Labor.
00:06:03Totenstarre ist voll ausgeprägt.
00:06:05Letzten Abend war es relativ warm und auch der Boden hatte noch über 0 Grad.
00:06:10Wann circa?
00:06:1220 Uhr, meine erste Einschätzung.
00:06:14Richtig?
00:06:15Ungefähr jedenfalls.
00:06:17Postmortale Abschürfungen.
00:06:20Und Schleifsporen.
00:06:22Der Fundort ist nicht der Tatort, oder?
00:06:24Die Leiche wurde hierher gezerrt.
00:06:30Ja, so wie es aussieht, brauchen Sie mich halt dann wohl nicht mehr, oder?
00:06:34Naja, nicht so richtig, ne?
00:06:36Auf Wiedersehen, Herr Simmel.
00:06:41Durch dich wird alles schöner.
00:06:43Durch mich?
00:06:45Nein, die Bedeutung der Blumengerbera.
00:06:48Sie hat ein Date.
00:06:50Gut.
00:06:52Meine Dates verlaufen ja jetzt auch nicht immer gerade wie so ein musikalischer Zwölfzylinder, ne?
00:06:56Frau Brand?
00:06:58Ja.
00:07:05Geldbörse.
00:07:08Schminkzeug.
00:07:12Aber kein Handy.
00:07:14Herr Frank?
00:07:16Beim Opfer wurde kein Telefon gefunden, oder?
00:07:18Bislang noch nicht.
00:07:19Ja, aber Namen. Nadine Ulrich.
00:07:22Und wir haben sogar eine Adresse, das ist doch schon mal was.
00:07:28Das ist ja interessant.
00:07:31Schauen Sie mal.
00:07:34Eine Kündigung zum Ende des Monats.
00:07:36Ja gut, die ist ja jetzt hinfällig geworden, ne?
00:07:38Das Opfer hat in einer Praxis für Psychotherapie gearbeitet in Marienburg bei einem Professor Jörg Kaufmann.
00:07:45Ein Psychologe müsste man sein.
00:08:07Und wieder den Schlüssel vergessen?
00:08:10Äh, nicht ganz.
00:08:11Semmel, Krippe Köln, das ist meine Frau, also Kollegin Frau Brand.
00:08:14Guten Tag. Sind Sie Professor Doktor Jörg Kaufmann?
00:08:17Den Professor können Sie weglassen, den Doktor auch. Was kann ich für Sie tun?
00:08:20Dürfen wir vielleicht reinkommen?
00:08:22Selbstverständlich.
00:08:28Sie müssen entschuldigen.
00:08:30Ich stehe am Anfang einer schwierigen Sitzung und meine Assistentin ist heute scheinbar verhindert.
00:08:35Nadine Ulrich?
00:08:37Ja.
00:08:38Ja.
00:08:40Was ist passiert?
00:08:42Sie wurde gestern Abend ermordet.
00:08:53Herr Stelzer?
00:08:58Er ist gefährlich.
00:09:00Das bin ich auch.
00:09:05Wo ist er lang?
00:09:06Da, da oben.
00:09:18Hey, was ist?
00:09:21Video.
00:09:33Das war Kisashi.
00:09:34Hm?
00:09:36Ein Kurzschwert fehlt.
00:09:42Gut.
00:09:44Detlef Stelzer, geboren 1971, unter Führungsaufsicht, seit seine Haftstrafe vor einem Jahr zur Bewährung ausgesetzt wurde.
00:09:52In therapeutischer Behandlung wegen einer hochaggressiven Störung und seiner Gewaltbereitschaft gegenüber Frauen.
00:09:59Warum wurde er verurteilt?
00:10:00Stelzer hat eine junge Frau erschlagen und die Liste seiner Vorschrafen ist lang, sehen Sie selbst.
00:10:05Das heißt, der Mann ist wirklich gefährlich?
00:10:07Ich hoffe, Ihr Partner weiß, was er tut.
00:10:24Stehenbleiben!
00:10:26Stehenbleiben, Polizei!
00:10:30Stehenbleiben!
00:10:32Auf die Knie!
00:10:34Auf die Knie!
00:10:45Runter mit der Waffe!
00:10:47Runter mit der Waffe!
00:10:49Na los, runter, sag ich!
00:10:55Wird's bald?
00:11:01Alles gut.
00:11:03Du bleibst da stehen, ja?
00:11:05Komm schon.
00:11:10Können Sie sich vorstellen, dass Detlef Stelzer Nadine Ulrich umgebracht hat?
00:11:14Nein.
00:11:16Wieso?
00:11:18Weil ich ihn therapiert habe.
00:11:23Sie meinen, Sie haben ihn geheilt?
00:11:25Therapiert im Sinne von behandelt, nicht im Sinne von geheilt.
00:11:29Nehmen Sie Platz.
00:11:31Danke.
00:11:33Mich interessiert, wie Sie zu Ihrer Einschätzung dann gekommen sind.
00:11:36Die Stimmungslage von Herrn Stelzer ist im Augenblick eigentlich stabil.
00:11:40Er hat gelernt, seine Impulsivität zu beherrschen.
00:11:43Hey, alles in Ordnung?
00:11:45Entscheidend für meine Einschätzung ist ein ganz bestimmter Fakt.
00:11:48Als ich ihm heute die Tür öffnete, wollte er mir dringend irgendwas erzählen.
00:11:52Hey, alles gut?
00:11:53Er war stolz.
00:11:56Stelzer hätte keinen Stolz empfunden, sondern Schuld und Reue, wenn er die Tat begangen hätte.
00:12:02Impulsiv reaktive Tätertypen reagieren äußerst unangemessen auf scheinbare Bedrohungssituationen.
00:12:08Teilweise mit extremer körperlicher Gewalt.
00:12:11Aber ihr Schuldbewusstsein bleibt vollkommen normal.
00:12:14Wie bei Ihnen.
00:12:17Oder würden Sie Stolz empfinden, wenn Sie einen Menschen umgebracht hätten, Frau Brand?
00:12:21Frau Brand?
00:12:26Das wird Ihr Kollege sein. Stelzer ist weg.
00:12:29Scheint Sie zu freuen.
00:12:31Ich freue mich, wenn ich mit einer Einschätzung richtig liege.
00:12:42Hey, Fahndung.
00:13:21Hallo.
00:13:24Frau Brand?
00:13:26Das wurde für Sie abgegeben.
00:13:28Danke, Frau Schein.
00:13:32Die Handyordnung von Stelzer hat bisher nichts gebracht.
00:13:35Dafür ist der Bericht der Spurensicherung schon fertig.
00:13:38Das hier wurde in einem Papierkorb in der Nähe des Tatorts gefunden.
00:13:44Stelzers Fingerabdrücke sind darauf nachweisbar.
00:13:52Okay.
00:13:54Der Park liegt ungefähr zehn Minuten fußläufig vom Blumengeschäft entfernt.
00:13:58Stelzer packt die Blumen aus, wirft das Papier in einen Papierkorb,
00:14:03trifft sich mit Nadine Ullrich.
00:14:05Nadine Ullrich weist ihn ab.
00:14:07Er wird sauer, er greift sich irgendwo ein Stück Ast und zack, erschlägt er sie.
00:14:11Zu einfach.
00:14:13Einfach. Frau Brand?
00:14:15Ja.
00:14:16Wir Männer sind einfach gestrickt.
00:14:18Ja, das stimmt.
00:14:20Ui, Katharina.
00:14:22Herr Simmel, aber wie geht es dann weiter?
00:14:25Stelzer zerrt die Leiche ins Gebüsch, nimmt das Telefon mit,
00:14:28lässt aber die Blumen am Tatort liegen.
00:14:30Dann schläft er sie erst einmal richtig aus,
00:14:33um dann in aller Ruhe zu seinem Termin bei Dr. Kaufmann zu gehen.
00:14:36Die sind gut, die nehmen wir alle, Frau Skipper, danke.
00:14:39Na ja, er will wahrscheinlich eine Normalität aufrechterhalten,
00:14:41unschuldig wirken.
00:14:42Von sich ablenken.
00:14:44Stelzer ist ein impulsiv-reaktiver Gewalttäter,
00:14:46so jemand folgt keinem Plan.
00:14:48Im Gegenteil, er reagiert auf das, was passiert.
00:14:50So wie Sie.
00:14:52Ja gut, aber ich bin ja jetzt kein Gewalttäter im klassischen Sinne.
00:14:55Nein, aber impulsiv.
00:14:57Impulsiv, das, impulsiv bin ich.
00:15:02Stelzers Bewährungshelfer bewertet ihn durchweg positiv.
00:15:05Das heißt, die Flucht passt ja ins Bild.
00:15:08Weil das ist ja das, was wir wollen.
00:15:09Im Gegenteil, impulsiv.
00:15:11Das heißt, die Flucht passt ja ins Bild.
00:15:13Weil er sich verfolgt fühlt.
00:15:15Alles andere passt nicht.
00:15:18Okay, dann machen wir es wie immer.
00:15:21Beim Opferanfang.
00:15:25Ah, und Herr Simmel, bei einer guten Tasse Kaffee.
00:15:28Ich lade Sie ein.
00:16:09Ich lade Sie ein.
00:16:40Hey, Mann, Basti, ich habe echt keine Lust,
00:16:43den ganzen Saustall hier immer alleine sauber zu machen.
00:16:46Weg dich hier ab, Jonas, ich habe gerade echt andere Sorgen.
00:16:49Ach ja?
00:16:51Deine Doktorarbeit kann ich immer als Entschuldigung für alles dienen.
00:16:54Mach mal erst dein Maß, dann reden wir weiter.
00:16:58Ich habe mir jetzt sechs Jahre lang den Arsch auf den Kopf gelegt.
00:17:02Und jetzt?
00:17:04Und jetzt?
00:17:06Und jetzt?
00:17:07Ich habe mir jetzt sechs Jahre lang den Arsch aufgerissen für diesen Titel.
00:17:11Zwei Tage habe ich das Gespräch mit Korfmann,
00:17:13und dann wird alles anders, versprochen.
00:17:15Ich frage mich, wie du es mit dem so lange ausgehalten hast.
00:17:18Der Typ, das ist doch ein Freak.
00:17:20Er ist eine Koryphäe. Titel bei ihm und die Welt steht mir offen.
00:17:23Er wird dir das durchwinken.
00:17:25Glaub mir, ich habe alles so gemacht, wie er es wollte.
00:17:28Hast du das Geld?
00:17:37Ja.
00:17:48Du musst damit aufhören.
00:17:50Du kannst mich mal mit Doktor anreden, Bruderherz.
00:17:54Es muss gefeiert werden.
00:17:57Dann fängt ein neues Leben an, dann können wir nicht raus hier.
00:18:00Ja, wer es glaubt.
00:18:07Ich...
00:18:13Frau Hauke?
00:18:15Ja, Entschuldigung.
00:18:19Wir haben uns in der Schule kennengelernt.
00:18:22Haben uns geschworen, dass wir untertrennig sind für die nächsten tausend Jahre.
00:18:28Und eigentlich haben wir früher immer alles zusammen gemacht.
00:18:32Okay, und war es denn so?
00:18:35Urlaubssport.
00:18:37Oft nächtelang durchgefeiert.
00:18:39Einfach Spaß gehabt.
00:18:41Sie sagten früher. Was meinen Sie damit?
00:18:44Nadine hatte zuletzt immer weniger Zeit.
00:18:48Sie hatte plötzlich diesen tollen neuen Job bei Professor Kaufmann.
00:18:53Ehrlich gesagt, ich konnte es einfach nicht mehr aushalten,
00:18:56wenn sie von ihm vorgeschwärmt hat.
00:18:58Sie war richtig besessen.
00:19:00Da war sie eifersüchtig.
00:19:02Neidisch.
00:19:07Nein.
00:19:09Verstehen Sie,
00:19:11erst hatte sie keine Zeit mehr für mich,
00:19:14weil es nur noch diesen Kaufmann gab.
00:19:16Und als das plötzlich nicht mehr so gut lief, kam sie wieder an.
00:19:19Was genau lief nicht mehr so gut?
00:19:22Ich kann das nicht so genau sagen.
00:19:28Aber seit seine Frau sich von Kaufmann hat scheiden lassen,
00:19:32hat er wohl kein gutes Haar an Nadine gelassen.
00:19:34Ja, zum Aushalten war ich dann wieder gut genug.
00:19:37Das hat mich einfach gestört.
00:19:39Und jetzt haben Sie ein schlechtes Gewissen,
00:19:41weil Sie nicht für sie da waren.
00:19:43Das verstehen Sie doch, oder?
00:19:45Ja, natürlich.
00:19:47Kann ich Ihnen noch eine Frage stellen?
00:19:50Wann haben Sie denn Feierabend?
00:19:55Ich meine gestern.
00:19:57Wann hatten Sie gestern Feierabend?
00:19:59Sie haben doch hier gestern auch gearbeitet.
00:20:01Ich hatte Schicht bis 19 Uhr.
00:20:03Dann musste ich noch die Kasse machen.
00:20:06Und ich war gegen halb neun zu Hause.
00:20:08Allein?
00:20:10Ja, allein.
00:20:14Ja, gut dann.
00:20:16Sieh mal.
00:20:20Ach, Frau Hauke, sagt Ihnen der Name Stelzer etwas?
00:20:24Detlef Stelzer?
00:20:27Nein, hab ich nie gehört.
00:20:29Danke.
00:20:38Sie lügt und sie hat kein Alibi.
00:20:40Ja, aber dieses Kellnerrückchen, das stand ihr wahnsinnig gut, ne?
00:20:44Ja.
00:20:46Trotzdem will sie uns was verschweigen.
00:20:48Und sie kennt Stelzer, da bin ich ganz sicher.
00:20:50Okay, also okay, angenommen Stelzer hat die Tat nicht begangen,
00:20:53dann könnte es sein, könnte,
00:20:55dass ihm jemand anderes die Tat unterjubeln möchte.
00:20:56Konjunktiv wohlgemerkt.
00:20:58Ja, und somit brillant geschlussfolgert, Herr Simmel.
00:21:00Trotzdem eine abwegige Hypothese.
00:21:02Ich meine, Stelzer ist ein vorurteilter Mörder.
00:21:04Dann wäre es doch viel wahrscheinlicher, wenn er...
00:21:06Ach, Herr Simmel.
00:21:08Jetzt aber eilig.
00:21:26Meinen Sie, die beiden haben...
00:21:28Ist doch ein offensichtliches E-Mail.
00:21:30Das beantwortet auch die Frage,
00:21:32woher Britta Hauke Detlef Stelzer kennt.
00:21:36Sie hat mich angelogen.
00:21:38Uns.
00:21:40Uns.
00:21:42Und er hat uns die Beziehung zur Polizei eingestellt.
00:21:44Das haben wir beide gemacht.
00:21:46Okay, sind wir beide.
00:21:48Ja.
00:21:49Sie hat mich angelogen und er hat uns die Beziehung zur besten Freundin des Opfers verschwiegen.
00:21:57Ja, Herr Semmel, wenn dem so ist, dann haben die beiden vielleicht noch mehr zu verschweigen als in Liebesbeziehung. Meinen Sie nicht?
00:22:06Herr Semmel ist vielleicht wichtig.
00:22:07Was?
00:22:08Ihr Handy.
00:22:13Ja, Semmel?
00:22:16Ja.
00:22:18Okay, gut, ja. Okay.
00:22:21Und?
00:22:23Der Sposi ist fertig mit Stelzer's Zimmer.
00:22:26Wieso Zimmer?
00:22:27Vielleicht wohnt er in einer Wohngemeinschaft für entlassene Häftlinge. Irgend so eine Art Re-Sozialisierung-Programm.
00:22:39Tag, Dirham.
00:22:40Moin.
00:22:42Herr Kelly.
00:22:43Hallo, Frau Brand. Dieses weibliche Kleidungsstück haben wir in seinem Zimmer gefunden.
00:22:47Aha, in die KTU und Abgleich mit der DNA des Opfers. Bitte, sonst noch was?
00:22:51Ja, hier die zuletzt gemachten Aufnahmen.
00:23:03Ja, Uhrzeit und Ort rekonstruieren, bitte. Das Handy von Frau Ullrich haben Sie nicht gefunden?
00:23:07Nein, kein Handy. Wir haben auch die anderen Zimmer durchsucht.
00:23:11Danke.
00:23:17Danke.
00:23:39Und, wie lange bist du schon draußen?
00:23:43Ein Jahr.
00:23:45Wie immer?
00:23:46Nein. Wasser.
00:23:53Und ich brauch noch was anderes.
00:24:04Herr Wirich, Sie sind Fachbereichsleiter Abteilung Führungsaufsicht im ambulanten sozialen Dienst und haben Detlef Stelzer betreut.
00:24:11Was können Sie uns über ihn sagen?
00:24:13Nur soviel, ich war mit der Entwicklung von Herrn Stelzer sehr zufrieden.
00:24:17Daher auch die positiven Beurteilungen.
00:24:19Herr Stelzer hat sich seit seiner Entlassung vor einem Jahr vorbildlich verhalten.
00:24:23Negative Drogenscreenings, auch kein Alkohol.
00:24:26Regelmäßige Teilnahme der Therapie.
00:24:28Das war auf Lagensgericht?
00:24:30Ja, zweimal pro Woche musste Herr Stelzer die Sitzung wahrnehmen.
00:24:33Okay, wie genau sah dann jetzt die Therapie bei Dr. Kaufmann aus?
00:24:37Soweit ich weiß, hat er eine ganz spezielle Methode.
00:24:39Herr Kaufmann ist schließlich ein äußerst renommierter Therapeut.
00:24:43Und seine Vorgehensweise schien erfolgreich gewesen zu sein.
00:24:48Hat Stelzer denn auch seine Haltung gegenüber Frauen geändert?
00:24:52Das war ja sein größtes Problem, oder?
00:24:53Exakt. Stelzer ist ein autorischer Gewalttäter.
00:24:56Er hat schon einmal getötet. Es passt genau in sein Muster.
00:25:01Also, meiner bescheidenen Meinung nach hat Herr Stelzer eine zweite Chance verdient.
00:25:06Er hat es sich nicht einfach gemacht. Er hat sich wirklich bemüht.
00:25:09Und trotzdem seit seiner Entlassung mit Vorurteilen von allen Seiten zu kämpfen gehabt.
00:25:13Sie wissen, wie die Leute denken. Einmal Täter, immer Täter.
00:25:24Herr Simmel, dass wir von Kaufmanns Verhältnis zu Britta Hauke wissen...
00:25:27Das lassen wir natürlich weg. Ich bin doch kein Anfänger.
00:25:30Hey, wenn das mal kein Zufall ist. Gibt's eigentlich einen Papa dazu?
00:25:40Frau Brandt, Herr Simmel, da sind Sie ja. Kommen Sie rein.
00:25:43Sie haben uns erwartet?
00:25:45Es gibt ja noch einiges zu klären.
00:25:50Was gibt es denn noch so einiges zu klären?
00:25:54Ich an Ihrer Stelle hätte einige Fragen an mich.
00:25:57Über Stelzer, über die Therapie. Wie war meine persönliche Beziehung zu dem Opfer?
00:26:01Wie war Ihr Verhältnis zu Nadine Ulrich? Oder etwas direkter gefragt, gab es Streit?
00:26:06Und? Gab es Streit?
00:26:07Ja, es gab Streit. Ich war nicht zufrieden mit Ihrer Arbeit.
00:26:11Sie war unkonzentriert und unzuverlässig und ich habe ihr gekündigt.
00:26:15Nehmen Sie ruhig.
00:26:17Aber denken Sie dran, ist das Katana erst mal ganz, als er sei ja gezogen, muss Blut fließen.
00:26:22So sagt der Ehrenkodex der Samurai.
00:26:25Natürlich.
00:26:38Der tragische Tod von Frau Ulrich schockiert mich zutiefst.
00:26:42Aber berufliches und privates Unverdringen voneinander trennen, das werden Sie besser wissen als ich.
00:26:47Nee, wir sind uns überhaupt nicht so eng.
00:26:49Und genau dazu war Frau Ulrich nicht in der Lage.
00:26:51Sie hatte mir mehr gesehen als bloß Ihren Arbeitgeber.
00:26:54Sie meinen, Sie waren sie verliebt?
00:26:56Die Situation war im Großen und Ganzen ganz einfach nicht mehr hinnehmbar.
00:26:59Verstehen Sie, eine Kündigung ist kein Mordmotiv, es sei denn, Frau Ulrich hätte mich umgebracht natürlich.
00:27:04Sondern ein ganz normaler Vorgang in einem Arbeitsleben.
00:27:08Rechtmäßig durchgeführt nach offizieller Abmahnung.
00:27:12Und die Kündigung hat nichts damit zu tun, dass Ihre Frau Sie vor ca. einem Jahr verlassen hat?
00:27:16Danach hat sich auch Ihr Verhältnis zu Nadine Ulrich rapide verschlechtert.
00:27:21Ich weiß nicht, woher Sie diese Informationen haben, aber ich kann Ihnen versichern, dass diese beiden Ereignisse nichts miteinander zu tun haben.
00:27:28Trotzdem verstehe ich natürlich, dass Sie mich nach meinem Alibi fragen müssen, rein routinemäßig selbstverständlich.
00:27:33Was uns auch sehr interessiert ist, warum ausgerechnet Sie so ein Interesse daran hatten, Detlef Stelzer zu therapieren.
00:27:39Sie haben mit seinem Bewährungshelfer gesprochen?
00:27:41Ja.
00:27:43Nehmen Sie bitte Platz.
00:27:44Falls die Durst zurückkehren sollte, hast du Geld?
00:27:49Das sind ein paar Tausender wert, wenn ich einen passenden Käufer finde.
00:27:53Wie lange willst du bleiben?
00:27:55Ein paar Tage.
00:27:57Und wie viel Geld hast du?
00:27:59Ein paar Tausender.
00:28:01Und wie viel Geld hast du?
00:28:03Ein paar Tausender.
00:28:05Und wie viel Geld hast du?
00:28:07Ein paar Tausender.
00:28:09Und wie viel Geld hast du?
00:28:11Ein paar Tausender.
00:28:12Wie lange willst du bleiben?
00:28:14Ein paar Tage.
00:28:16Dann höre ich mich mal um, Herr Käufer.
00:28:18Ich bleibe hier.
00:28:20Sagt Ihnen der Begriff deliktorientierte Psychotherapie etwas?
00:28:23Tatkonfrontation und Rückfallprophylaxe.
00:28:26Das ist die von Gericht anberaumte Maßnahme.
00:28:28Wie Sie zu Recht annehmen, habe ich bei Stelzer ein großes Eigeninteresse verfolgt.
00:28:32Ein Patient wie er ist im beruflichen Sinne eine willkommene Abwechslung für mich.
00:28:37Sie haben sich gelangweilt?
00:28:39Ja.
00:28:40Und wie genau sah jetzt die Therapie mit Stelzer aus?
00:28:43Gewalttäter wie er reagieren äußerst aggressiv, weil sie Schwierigkeiten haben,
00:28:47einen zum Beispiel ängstlichen von einem aggressiv bedrohlichen Gesichtsausdruck zu unterscheiden.
00:28:56Entschuldigung.
00:28:58Ich wollte dir nicht...
00:29:00Du kommst ja erstmal runter.
00:29:02Und rührst dich besser nicht von der Stelle.
00:29:04Eine Unterscheidung, die vollkommen neu erlernt werden muss, in einem sehr mühevollen Prozess.
00:29:08Und der erfordert ein sehr großes Maß an Selbstdisziplin.
00:29:11Stelzer hatte sich enorm verbessert und eine sehr gute Lernkurve gezeigt.
00:29:15Aber das war nur ein Teil seiner Therapie.
00:29:19Sie machen es gern spannend, nicht wahr?
00:29:23Was stand denn nun auf der anderen Seite Ihrer Therapie?
00:29:26Kenjutsu.
00:29:28Japanische Schwertkunst.
00:29:30Ich habe Stelzer unterrichtet.
00:29:31Er ist nicht so talentiert, aber er hat sich bemüht.
00:29:34Disziplin. Körperbeherrschung. Konzentration. Ja.
00:29:39Exakt. Körper und Geist im Einklang. Völlige Leere. Satori.
00:29:44Satori.
00:29:46Erleuchtung im zen-buddhistischen Sinn.
00:29:48Es ging mir mehr darum, Stelzer eine alternative Lebensrealität aufzuzeigen.
00:29:52Erleuchtung habe ich nicht erwartet. Und einen zweiten Musashi auch nicht.
00:29:56Na ja, wir auch.
00:29:57Ja, Frau Brandt, die Seite haben Sie bestimmt überschlagen in Ihrer Kopf-Enzyklopädie.
00:30:01Miyamoto Musashi. Das ist einer der größten, wenn nicht sogar der größte japanische Schwertkämpfer.
00:30:06Mhm. Ja, vielen Dank, Herr Simmel.
00:30:09Herr Professor Kaufmann, danke Ihnen auch.
00:30:12Es hat mich gefreut, wenn ich Ihnen helfen konnte.
00:30:14Oh ja, das konnten Sie.
00:30:16Ach, eine Frage noch.
00:30:18Ja, rein routinemäßig natürlich.
00:30:28Ja. Ja, ich bin auch dran.
00:30:31Sie haben den Namen?
00:30:33Sehr gut, danke. Tschüss.
00:30:38Und?
00:30:40Die Halskrause hat das Alibi von Kaufmann bestätigt.
00:30:43Er hat zur fraglichen Tatzeit im Garten trainiert. Kenjutsu.
00:30:47Mhm. Dann wollen wir doch mal sehen, ob uns sein Trainingspartner das bestätigen kann.
00:30:51Ein Sebastian Decker, wohnhaft in Düsseldorf.
00:30:53Damit fällt also Kaufmann als Tatwärtstiger aus.
00:30:54Nicht so voreilig, Herr Simmel.
00:30:56Was heißt denn hier nicht voreilig?
00:30:58Kaufmann hat ein Alibi. Und dieser, dieser Stelzer hat offensichtlich keins.
00:31:02Kaufmanns Alibi muss erst noch überprüft werden.
00:31:05Und Stelzer hat nicht nur kein Alibis, sondern bisher auch kein Motiv.
00:31:08Wozu braucht ein Psychopath ein Motiv?
00:31:10Stelzer ist kein Psychopath.
00:31:12Sagt wer?
00:31:14Sagt Kaufmann.
00:31:16Kaufmann. Also das heißt, die sprechen ihm seine beruflichen Fähigkeiten nicht ab.
00:31:18Herr Simmel, dieser Mann ist ein brillanter Analytiker.
00:31:20Aber er ist ohne Zweifel auch selbst ein Psychopath.
00:31:23Alles klar. Gut, ich überprüfe mal dieses Alibi bei diesem...
00:31:26Sebastian Decker. Danke.
00:31:28Und ich wüsste gerne, wie eitel unser Professor ist.
00:31:30Hey, was gibt's?
00:31:32Hi.
00:31:34Simmel.
00:31:36Tripo Köln.
00:31:38Sebastian Decker.
00:31:40Ja.
00:31:42Ja.
00:31:44Ja.
00:31:46Ja.
00:31:48Ja.
00:31:50Ja.
00:31:52Ja.
00:31:54Ja.
00:31:56Ja.
00:31:57Tripo Köln.
00:31:59Sebastian Decker?
00:32:01Basti ist nicht da.
00:32:03Und Sie sind?
00:32:05Jonas Decker.
00:32:07Der Mann?
00:32:09Nee, der Bruder.
00:32:11Wir wohnen hier zusammen.
00:32:13Er ist wahrscheinlich noch in der Uni. Was wollen Sie denn von ihm?
00:32:15Das sage ich ihm am besten selbst, ne?
00:32:17Ja, ne?
00:32:28Eitel ist gar kein Ausdruck.
00:32:30Der ist ein richtiger Narzisst.
00:32:32Sein ganzes Auftreten, die ganze Attitüde.
00:32:36Das ist schon peinlich, das alles im Nachhinein.
00:32:40Inwiefern?
00:32:42Ach, seine Selbststilisierung als Halsbringer,
00:32:46dieses ganze Kenshutsu-Ding.
00:32:49Einfach albern.
00:32:52Außerdem hat sich mein Ex-Mann auch immer für andere Dinge entschieden.
00:32:55Kommt aber wohl nicht anders.
00:33:15Hey.
00:33:26Hey.
00:33:28Ähm, Entdeckerbewurf.
00:33:34Sagen Sie, wo finde ich Entdecker?
00:33:36Der ist da hinten.
00:33:38Da, danke.
00:33:44Haben Sie ihn deswegen verlassen?
00:33:46Ich wollte Kinder.
00:33:48Schon immer.
00:33:50Für ihn war das ein Problem.
00:33:51Ich hab gedacht, es legt sich mit der Zeit, aber...
00:33:54Naja.
00:33:56Er hat seine Haltung nicht geändert.
00:34:02Der steht Ihnen bestimmt.
00:34:04Ach.
00:34:07Wir ermitteln im Mordfall Nadine Ullrich.
00:34:10Reine Routineüberprüfung.
00:34:12Vorgestern Abend, zwischen 19 und 20 Uhr.
00:34:15Wo waren Sie da?
00:34:18Vergiss es.
00:34:19Ähm, bei Professor Korfmann.
00:34:21In seinem Garten.
00:34:23Wir haben trainiert.
00:34:25Kenshutsu, das ist Japanisch.
00:34:27Ich weiß, was das ist. Vielen Dank, das weiß ich.
00:34:29Haben Sie das öfter gemacht? Also dort im Garten trainiert?
00:34:31Mindestens einmal die Woche.
00:34:33Meistens Freikampf, aber er hat mir auch ein paar Techniken gezeigt.
00:34:35Herr Korfmann ist ja nicht nur Ihr Lehrer.
00:34:37Er ist ja auch...
00:34:39Mein Vorgesetzter, ja.
00:34:41Mein Doktorvater.
00:34:43Ich arbeite hier in der Fakultät als wissenschaftlicher Mitarbeiter.
00:34:45Kennen Sie Nadine Ullrich?
00:34:46Wenn Sie dort trainiert haben,
00:34:48dann sind Sie sich sicherlich mal über den Weg gelaufen.
00:34:50Über den Weg gelaufen, ja.
00:34:52Sie hat einen kompetenten Eindruck gemacht.
00:34:54Professor Korfmann hat höchste Ansprüche an seine Mitarbeiter.
00:34:57Ja, das kenne ich.
00:34:59Haben Sie auch so einen Vorgesetzten?
00:35:01Nein, aber höchste Ansprüche.
00:35:03Herr Decker, sagen Sie, haben Sie einen Zwillingsbruder?
00:35:05Nein, wieso?
00:35:07Dann wären Sie ein Doppeldecker.
00:35:09Ja, wie angegossen.
00:35:15Sie haben Ihren Mann verlassen, weil er keine Kinder wollte.
00:35:18Jörg lebt nur für seinen Beruf.
00:35:20Das war nicht immer einfach für mich.
00:35:24Aber sonst war in Ihrer Beziehung alles in Ordnung?
00:35:27Ups and downs wie in jeder Beziehung.
00:35:29Mhm.
00:35:31Als ich nach der Hochzeit nach Hause kam,
00:35:33habe ich ein paar Probleme mit meinem Mann.
00:35:35Ich habe ihn verletzt.
00:35:36Als ich nach der Hochzeit gemerkt habe,
00:35:38dass Kinder für Jörg partout nicht infrage kommen,
00:35:40musste ich mich irgendwann entscheiden.
00:35:42Ich werde ja auch nicht jünger.
00:35:45Ich habe lange auf meine Selbstständigkeit hingearbeitet.
00:35:51Und Sie haben Ihr Ziel erreicht.
00:35:53Ja, es ist alles Handarbeit.
00:35:55Danke.
00:35:57Eigene Kollektion, eigene Schneiderei.
00:35:59Aber der Laden läuft richtig gut.
00:36:02Kommen Sie her.
00:36:04Vielen Dank.
00:36:06Ich habe meinen Mann kennengelernt.
00:36:08Einen neuen Partner,
00:36:10der sich Kinder mit mir durchaus vorstellen kann.
00:36:12Auch wenn wir uns jetzt lange nicht gesehen haben.
00:36:14Er war jetzt das letzte Jahr in Shanghai,
00:36:16hat dann im großen Bauprojekt gearbeitet.
00:36:18Aber morgen kommt er endlich zurück.
00:36:20Das freut mich.
00:36:22Danke.
00:36:24Ach, wussten Sie eigentlich,
00:36:26dass Ihr Ex-Mann jetzt auch eine neue Partnerin hat?
00:36:28Seine Assistentin, ja.
00:36:30Ich kann nicht fassen, dass die umgebracht wurde.
00:36:33Nein, ich meinte eigentlich
00:36:34eine Britta Hauke.
00:36:37Kennen Sie sie?
00:36:39Nee, das hat mir gar nichts.
00:36:56Kante Handlungsalternative entscheidet,
00:36:59obwohl klar ist,
00:37:01dass sie wahrscheinlich nicht funktionieren wird.
00:37:03Jonas, was willst du?
00:37:05Ich muss mit dir sprechen.
00:37:07Dringend.
00:37:09Entschuldige bitte,
00:37:11aber wir waren eigentlich soweit, oder?
00:37:13Ja.
00:37:15Sehen wir uns nächste Woche?
00:37:17Gut, dann bis nächste Woche.
00:37:19Du kannst ja nicht einfach so reinplatzen.
00:37:21Außerdem habe ich überhaupt keine Zeit.
00:37:23Ich muss die Klausuren hier für den Kaufmann korrigieren.
00:37:25Die Polizei war bei uns.
00:37:27Die wollten zu dir.
00:37:29Und was hast du ihnen erzählt?
00:37:30Nichts.
00:37:32Aber dir habe ich gesagt,
00:37:34dass ich keinen Ärger haben will.
00:37:36Es wird keinen Ärger geben, Jonas,
00:37:38wenn wir jetzt die Nerven behalten.
00:37:40Wenn die Polizei mich fragt,
00:37:42werde ich die Bereitssache haben.
00:37:44Das wirst du nicht tun.
00:37:46Es geht dir um meine Zukunft, um alles.
00:37:48Du wirst nichts sagen.
00:37:50Sonst?
00:37:52Sonst was?
00:37:54Willst du mir drohen?
00:37:56Entschuldige.
00:37:58Entschuldige, Jonas.
00:38:00Ich werde dir helfen.
00:38:02Nur noch dieses eine Mal, bitte.
00:38:04Wenn die Dissertation nicht durchgeht,
00:38:06ist das alles umsonst gewesen.
00:38:24Frau Brandt, Sebastian Decker
00:38:26hat das Alibi von Kaufmann bestätigt.
00:38:28Viel zu erwarten war.
00:38:30Nicht nur, weil er sein Verhältnis
00:38:32zu Britta Hauke verschwiegen hat,
00:38:34sondern auch seine Liebesbeziehung zum Opfer.
00:38:36Warum?
00:38:38Weil ich das für eine Privatangelegenheit halte.
00:38:40Mordermittlungen lassen wenig Spielraum
00:38:42für Privatangelegenheiten.
00:38:44Aus psychologischer Sicht ganz leicht nachvollziehbar.
00:38:46Das Ganze war mir, wie sagt man,
00:38:48einfach unangenehm.
00:38:50Unangenehm.
00:38:52Unangenehmer als jetzt.
00:38:54Jetzt, wo wir uns fragen,
00:38:56ob Sie nicht eine unliebsame Konkurrentin
00:38:58aus dem Weg geschafft haben.
00:39:00Wir wissen von Nadine Ullrich.
00:39:02Wir wissen auch,
00:39:04dass sie ein Verhältnis hatte vor Ihnen mit Kaufmann.
00:39:07Was wollten Sie als nächstes?
00:39:09Ihren Job?
00:39:12Ja, das stimmt.
00:39:14Ich habe Frau Hauke eine Anstellung in Aussicht gestellt.
00:39:16Sie ist eine qualifizierte Fachkraft
00:39:18und soll nächsten Monat anfangen.
00:39:20Und ja, ich war mit Frau Ullrich unzufrieden.
00:39:22Fachlich.
00:39:24So unzufrieden, dass Sie Britta Hauke dazu benutzt haben,
00:39:26Nadine Ullrich aus dem Weg zu räumen?
00:39:27Sie überschätzen meine Möglichkeiten bei weitem,
00:39:29Frau Brandt.
00:39:31Und Ihre übrigens auch.
00:39:33Inwiefern?
00:39:35Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen.
00:39:37Und was wollen Sie mir eigentlich nachweisen?
00:39:39Ich habe ein Alibi.
00:39:41Für das es keine Zeugen gibt.
00:39:43Sie hätten problemlos innerhalb von einer halben Stunde
00:39:45vom Café zum Tatort gelangen können.
00:39:47Aber ich war nicht dort.
00:39:49Sie haben mich schon einmal angelogen, Frau Hauke.
00:39:51Ich habe Nadine nicht getötet.
00:39:54Es ist mir vollkommen egal,
00:39:55ob Sie mir glauben oder nicht, Frau Brandt.
00:39:57Dessen bin ich mir durchaus bewusst, Herr Kaufmann.
00:39:59Aber schön, dass Sie es mir gegenüber
00:40:01noch einmal so offen eingestehen.
00:40:04Sie verkehren die Situation.
00:40:06Ich bin freiwillig hier, ohne Rechtsbeistand.
00:40:08Sie haben keine juristische Handhabe,
00:40:10mich noch länger hier zu behalten.
00:40:12Und Frau Hauke auch nicht.
00:40:14Und deswegen werden wir jetzt auch gehen, beide.
00:40:16Auf Wiedersehen, Frau Brandt.
00:40:25Tschüss.
00:40:36Brauchst du Geld?
00:40:38Nein, wofür?
00:40:40Fürs Taxi nach Hause.
00:40:42Ich dachte, wir fahren zu dir.
00:40:44Ich muss ein bisschen allein sein.
00:40:46Nadines Tod beschäftigt mich sehr.
00:40:49Das verstehst du sicher.
00:40:51Dir wird es nicht anders gehen.
00:40:53Ja, das stimmt.
00:41:01Vielleicht war das mit uns auch ein Fehler, bitte.
00:41:10Wenn Britta Hauke was wissen würde,
00:41:12dann hätte sie ausgepackt, ganz sicher.
00:41:16Nicht, wenn die Kaufmann um jeden Preis schützen möchte.
00:41:19Warum sollte sie das tun?
00:41:20Britta Hauke hat ihre beste Freundin im Stich gelassen.
00:41:23Für Kaufmann.
00:41:25Wenn sie ihn jetzt verliert, dann steht sie alleine da.
00:41:28Ohne Freundin, ohne Mann.
00:41:30Ja gut, aber deswegen denke ich doch keinen Mörder.
00:41:32Ja, sinnig, Herr Simmel.
00:41:34Aber Sie sind ja auch nicht so verzweifelt.
00:41:40Vielleicht denkt sie ihn ja auch gar nicht bewusst.
00:41:43Vielleicht weiß sie gar nicht, dass er es war.
00:41:51Sie ignorieren einfach sämtliche Untersuchungsergebnisse
00:41:54in diesem Fall, die zur Täterschaft von Stelzer führen könnten.
00:41:57Hier.
00:41:59Der Bericht der KTU.
00:42:01Das Oberteil, was gefunden worden ist in Stelzers Wohnung,
00:42:04gehört Nadine Ulrich.
00:42:06Das hat die DNA-Analyse ganz eindeutig und ohne Konjunktiv ergeben.
00:42:09Das hier ist die Aufstellung von Aufnahmeort und Aufnahmezeit
00:42:13von Stelzers Digitalkamera.
00:42:15Er hat sie über Monate systematisch beobachtet und fotografiert.
00:42:18Das weiß ich, Herr Simmel.
00:42:20Er weiß noch nicht, dass Stelzer...
00:42:22Stelzer war nachweislich am Tatort.
00:42:24Und jetzt ist er flüchtig, nach einer bewaffneten Geiselnahme.
00:42:33Herr Simmel, ich habe hier die Verbindungsnachweise von Nadine Ulrich.
00:42:37Kurz vor der Tat hat sie noch einen Anruf bekommen
00:42:39und jetzt raten Sie doch mal von wem.
00:42:41Selbst wenn der Anruf von Kaufmann kam, beweist das überhaupt nichts.
00:42:44Die beiden können alles miteinander besprochen haben.
00:42:46Kaufmanns Alibi indes wurde von zwei Seiten bestätigt.
00:42:50Trotzdem sollten wir ihn als Täter nicht ausschließen.
00:42:52Ich finde, wir sollten uns einfach an die Fakten halten,
00:42:55sodass wir den richtigen Täter einfach nicht laufen lassen.
00:42:57Weil sonst wiederum kann ich morgens nicht in Ruhe im Spiegel schauen.
00:43:03Damit Sie was können?
00:43:05Ich könnte mich nicht mehr im Spiegel anschauen.
00:43:09Herr Simmel, Sie sind ein Genie.
00:43:51Los, fahr!
00:43:54Los, fahr rein!
00:43:56Die Wand ist so.
00:43:58Hier, hier, da, da und hier.
00:44:08Was ist das?
00:44:10Das ist Kaufmanns Villa.
00:44:12Die Spiegel hängen so, dass er sich von jedem Punkt aus sehen kann.
00:44:16Ich habe zu Hause auch ein paar Spiegel aufgehangen.
00:44:18Ja, aber auch private Fotos.
00:44:20Freunde, Familie, Menschen, die Ihnen nahestehen.
00:44:24Ich habe übrigens auch ein Foto von Ihnen.
00:44:26Weihnachtsfeier 2006.
00:44:28Können Sie sich daran erinnern?
00:44:30Damals haben Sie noch...
00:44:32Sie sind wirklich eine kleine Licker-Drossel.
00:44:34Kaufmann hat kein einziges Foto da hängen.
00:44:36Nur die Spiegel, damit er sich besser betrachten kann.
00:44:39Nur weil mir jemand einen Spiegel aufhängt,
00:44:41heißt das noch lange nicht, dass er irgendwie gestört ist.
00:44:43Da müsste ich ja auch...
00:44:45Wissen Sie, was seine Ex-Frau über ihn gesagt hat?
00:44:48Er sei ein richtiger Narzisst.
00:44:50Ja, gut, aber das hat sie vielleicht einfach nur so dahergesagt.
00:44:53Ja, aber was, wenn es stimmt, Herr Simmel?
00:44:55Wenn er tatsächlich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat,
00:44:58schließlich kann man mit sowas Präsident werden.
00:45:00Und sein Mangel an Empathie ist er wohl offensichtlich.
00:45:03Wieso?
00:45:05Also besonders einfühlsam ist er mit Nadine Ulrich nicht umgegangen.
00:45:09Ihr zu kündigen, nur weil sie etwas mehr für ihn empfindet,
00:45:12als ihm irgendwann mal lieb war.
00:45:14Mhm.
00:45:16Gut, Herr Simmel, nächster Versuch.
00:45:18Kommen Sie.
00:45:20Ja.
00:45:51Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung
00:45:54kann sehr tiefgreifend sein.
00:45:56Wir reden von der Kompensation eines geringen Selbstwertgefühls.
00:45:59Mit übersteigertem Selbstbewusstsein,
00:46:01übertriebener Eitelkeit und Selbstbewunderung.
00:46:03Korrekt.
00:46:05Wegen des fehlenden Empathievermögens
00:46:07verhalten sich betroffene anderen gegenüber so,
00:46:09wie sie selbst nicht behandelt werden wollen.
00:46:11Sie machen ihr Gegenüber klein,
00:46:13vernichten deren Leistungen aus Neid.
00:46:15Was mich mal interessieren würde, ist,
00:46:17also wenn jetzt jemand so eine Störung hat,
00:46:18was für Auswirkungen hat es dann auf denjenigen noch?
00:46:21Selbsthass, Selbstverletzung
00:46:23in Phasen extrem depressiver Momente,
00:46:25auch suizidale Tendenzen.
00:46:27Selbstmord.
00:46:29Und zur Kompensation
00:46:31dieser extremen Minderwertigkeitsgefühle
00:46:33kommt es gleichzeitig zum Aufbau
00:46:35eines größen Selbst, zu größen Fantasien.
00:46:37Größenwahn.
00:46:39Ja, auch.
00:46:41Diese Stimmungsschwankungen sind enorm,
00:46:43lassen sich aber behandeln.
00:46:45Medikamentös.
00:46:46Und Psychopharmaka,
00:46:48um die depressiven Episoden abzuschwächen.
00:46:50Worauf fahren Sie eigentlich hinaus?
00:46:52Sie hatten meinem Kollegen gegenüber mal erwähnt,
00:46:55dass Professor Kaufmann
00:46:57manchmal kein so angenehmer Vorgesetzter ist.
00:46:59Sie müssen mir helfen.
00:47:01Ich weiß nicht, wie man sich sonst vertrauen kann.
00:47:04Sie müssen sich stellen, Herr Stelzer.
00:47:06Nein, nein, nein, nein!
00:47:08Ich habe Sie nicht umgebracht,
00:47:10ich habe Sie gemocht.
00:47:13Habe Sie mich ermordet?
00:47:15Nein!
00:47:17Nein!
00:47:18Ich habe Sie nicht umgebracht!
00:47:20Glaubst du das?
00:47:22Wir haben Sie verletzt.
00:47:24Ich habe Sie umgebracht.
00:47:26Ich kann gar nicht vertrauen.
00:47:28Ich gehe doch nicht wieder ins Gefängnis zurück für was, was ich nicht getan habe.
00:47:32Ich glaube Ihnen, aber für die Polizei sieht das, was Sie gerade tun, leider exakt nach dem Gegenteil aus.
00:47:37Ja gut, dann müssen Sie denen eben sagen, dass ich es nicht war.
00:47:40Das habe ich bereits.
00:47:42Und?
00:47:43Sie glauben mir nicht. Wie sollten Sie auch.
00:47:46Schließlich haben Sie durch Ihre unüberlegte Flucht den Stein erstes Rollen gebracht.
00:47:52Ich habe die Nerven verloren.
00:47:55Ich habe Angst gekriegt, als Sie bei Ihnen aufgetaucht sind.
00:48:01Wieder die anderen, ja?
00:48:03Wie?
00:48:04Es sind wieder die anderen an Ihrem Verhalten schuld.
00:48:06Wie immer, wenn Sie zugeschlagen haben, wie immer bei Ihren Taten.
00:48:09Das ist doch jetzt was vollkommen anderes.
00:48:11Nein, das ist immer das gleiche Grundprinzip.
00:48:13Eine scheinbare Bedrohungssituation, Sie rasten aus, andere leiden darunter.
00:48:17Hören Sie auf, wir sind doch hier nicht in der Therapie.
00:48:20Suchen Sie die Lösung bei sich selbst, Herr Stolz.
00:48:23Hören Sie auf!
00:48:24Sie wollen nicht schlecht über Ihren Doktorvater sprechen, Herr Decker, das verstehen wir.
00:48:28Das kann mich meinen Job kosten, meine Promotion, für die ich sechs Jahre lang hart gearbeitet habe.
00:48:32Dann lassen Sie uns doch einfach theoretisch bleiben.
00:48:35Angenommen, jemand mit Professor Kaufmanns psychologischem Wissen hätte eine solche narzisstische Störung.
00:48:42Wäre er sich dessen bewusst?
00:48:45Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie jetzt gehen.
00:48:48Ich habe noch sehr viel zu tun.
00:49:00Ich muss nachdenken, nachdenken.
00:49:03Tun Sie das.
00:49:05Aber ich kann Ihnen sagen, dass Ihnen nach Ihrer unüberlegten Flucht nur zwei Möglichkeiten bleiben.
00:49:10Und die wären?
00:49:11Möglichkeit A. Sie verschlechtern Ihre Situation.
00:49:14Sie bleiben untergetaucht und hoffen, dass der Fall eines Tages zu Ihren Gunsten aufgeklärt wird.
00:49:19Aber Sie sind der Hauptverdächtige.
00:49:21Die Verhandlung läuft, Ihr Stress ist enorm.
00:49:24Sie werden wieder rückfällig werden.
00:49:26Eine Zurückweisung, ein Streit im Milieu, Widerzuschlagen, Wiedergewalt.
00:49:30Möglichkeit B.
00:49:32Sie verbessern Ihre Situation, indem Sie sich stellen und die Wahrheit sagen.
00:49:37Ich bin doch nicht bescheuert.
00:49:39Eben, deswegen wissen Sie auch, dass die Wahrheit der einzige Ausweg aus Ihrer Misere ist.
00:49:44Ins Gefängnis zurück müssen Sie so oder so.
00:49:46Schließlich haben Sie in den letzten Tagen mehrfach gegen Ihre Bewährungsauflagen verstoßen.
00:49:51Aber die Frage ist doch für Sie als Mensch, als Individuum, mit welcher inneren Haltung Sie das tun.
00:49:58Noch ist es Zeit.
00:50:01Sie können stolz auf sich sein.
00:50:05Sie haben die Flasche noch nicht angerührt.
00:50:08Es ist enorm bei Ihrem Stress.
00:50:11Respekt.
00:50:20Sprechen Sie mit dem Bewährungshelfer.
00:50:22Er will Ihnen das Gleiche sagen.
00:50:28Antidepressiva intensivieren die euphorischen Phasen.
00:50:32Das heißt, die Verstärken kaufen ans Größenbehandeln.
00:50:35Vorausgesetzt, er nimmt überhaupt welche ein.
00:50:37Ich bin davon überzeugt, dass er sich selber medikamentiert.
00:50:40Ich denke, er verfolgt einen Plan, ein höheres Ziel.
00:50:44Vielleicht war ihm Nadine Ulrich dabei einfach nur im Weg.
00:50:47Vorausgesetzt, er hat die Tat überhaupt begangen, ne?
00:51:04Herr Simmel, was ist los?
00:51:07Frau Brand, Sie glauben, dass nicht Stelzer der gestörte Psychopath ist, sondern Korfmann.
00:51:12Ich meine, Korfmann hat zu Hause ein paar Spiegel aufgehangen.
00:51:15Na und? Das habe ich auch.
00:51:17Und er ist begeistert von asiatischer Kampfkunst. Das bin ich auch.
00:51:21Und ja, er ist überheblich und nicht immer nett zu Leuten.
00:51:24Das bin ich auch.
00:51:26Ich meine, wenn ich nur daran denke, wie ich Frau Hauke im Verhör behandelt habe, da...
00:51:30Sie haben Sie mit den Ergebnissen unserer Ermittlungen konfrontiert, Herr Simmel.
00:51:34Das ist Ihre Aufgabe als ermittelnder Hauptkommissar.
00:51:37Das war richtig so und das haben Sie gut gemacht.
00:51:42In letzter Zeit fühle ich mich einfach so...
00:51:45So was?
00:51:47So niedergeschlagen.
00:51:52Ja?
00:51:55Wo?
00:51:57Gut, alles klar, wir kommen. Bis gleich, tschüss.
00:52:00Was gibt's?
00:52:02Herr Stelzer will sich mit seinem Bewährungshelfer treffen.
00:52:04SEK ist unterwegs. Und er hat Korfmann als Kaiser.
00:52:21Der Bewährungshelfer ist eingetroffen.
00:52:23Herr Stelzer!
00:52:26Wenn Sie mit mir reden wollen, müssen Sie rauskommen!
00:52:30Frau Brand, wir schicken Sie jetzt raus und warten auf freies Schussfeld.
00:52:33Ja, gut.
00:52:35Und bitte nicht wieder so eine Extratour, Herr Simmel.
00:52:38Die Verantwortung für den Einsatz liegt diesmal bei mir.
00:52:41Haben Sie mich verstanden?
00:52:43Ja.
00:52:45Herr Simmel?
00:52:47Anwesend.
00:52:49Habe ich eine Bitte äußern?
00:52:51Für Sie immer, Frau Brand.
00:52:53Kein voreiliges Handeln, ja? Wir wissen nicht, wer Täter ist und wer Opfer.
00:52:55Ich kontakte die Person.
00:52:59Bitte.
00:53:15Kein Zugriff ohne Bestätigung.
00:53:19Dann ...
00:53:24Du bleibst da.
00:53:27Ich war mit ihr verabredet.
00:53:30Aber sie hatte Angst vor mir.
00:53:33Sie hat gesagt, dass es überhaupt keine Verabredung gegeben hat.
00:53:39Da war ich wütend, richtig wütend.
00:53:42Aber ich bin wieder gegangen.
00:53:44Ich habe nichts getan.
00:53:46Ich hatte mich absolut im Griff.
00:53:48Ich war es nicht. Diesmal nicht.
00:53:51Ich will nicht zurück ins Gefängnis.
00:53:53Ich will, dass Sie mir das versprechen.
00:53:56Das kann ich nicht.
00:53:58Aber ich habe sie nicht umgebracht.
00:54:00Als ich gegangen bin, da hat sie doch gelebt.
00:54:02Herr Stelzer.
00:54:04Wenn das so gewesen ist, dann müssen Sie das der Polizei sagen.
00:54:09Aber die glauben mir doch nicht.
00:54:11Wir glauben Ihnen, Herr Stelzer.
00:54:16Kein freies Schussfeld mehr.
00:54:18Kein Zugriff.
00:54:20Wir glauben Ihnen, dass Sie unschuldig sind.
00:54:23Herr Stelzer.
00:54:25Mein Name ist Kriminalhauptkommissar...
00:54:27Scheiße, verdammte.
00:54:29Ich habe eine Trefferquote von 97%.
00:54:31Nehmen Sie die Waffe runter.
00:54:33Bevor Sie sich unglücklich machen.
00:54:35Und meine Partnerin auch.
00:54:37Die glaubt nämlich wirklich an Sie.
00:54:53Scheiße.
00:55:08Sie hat mir eine Nachricht geschrieben,
00:55:10dass sie mich treffen will.
00:55:12In Ihren Verbindungsnachweisen
00:55:14finden sich keinerlei SMS-Eingänge von Nadine Ulrich.
00:55:18Nein.
00:55:20Sie hat mir eine Nachricht geschrieben,
00:55:22dass sie mich treffen will.
00:55:24Über einen Messenger-Dienst.
00:55:26Heimlich.
00:55:28Haben wir in den Nachrichten geschrieben.
00:55:30Wieso heimlich?
00:55:32Sie wollte nicht,
00:55:34dass Professor Kaufmann was davon erfährt.
00:55:36Davon hatte ich keine Kenntnis.
00:55:38Da muss ich meine Einschätzung revidieren.
00:55:40Welche?
00:55:42Dass es sich bei Stelzer
00:55:44um einen impulsiv-reaktiven Gewalttäter handelt.
00:55:46Und sondern?
00:55:48Einen psychopathischen.
00:55:50Und woran machen Sie das fest?
00:55:52An der Geschichte,
00:55:54die er sich für Sie ausgedacht haben wird.
00:55:56Sie hat mir geschrieben,
00:55:58dass sie mich sympathisch findet.
00:56:00Einfach so?
00:56:04Ja.
00:56:06Ich hatte meine Geldbörse
00:56:08bei einer Sitzung liegen lassen.
00:56:10Da hat sie mir eine Nachricht geschickt.
00:56:12Dann habe ich mich bedankt.
00:56:14Dann ging das weiter.
00:56:16Wenn Sie das beweisen wollen,
00:56:18brauchen wir Ihr Telefon.
00:56:20Das von Nadine Ullrich haben wir noch nicht gefunden.
00:56:22Das habe ich nicht mehr.
00:56:24Das habe ich weggeworfen,
00:56:26als ich abgehauen bin.
00:56:28Und die SIM-Karte auch.
00:56:30Das weiß man doch aus dem Fernsehen.
00:56:32Dass Sie einen dann orten können.
00:56:34Er wird sich zum Opfer stilisieren.
00:56:36Zum Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.
00:56:38Zum Unschuldigen,
00:56:40der zu Unrecht von der Justiz belangt worden ist.
00:56:42Aber vielleicht ist er das ja auch.
00:56:44Der Opfer ist nicht unschuldig.
00:56:46Er hat getötet.
00:56:48Und er wird es wieder tun.
00:56:50Und wenn er es tut,
00:56:52dann wird Ihre Kollegin
00:56:54die Mitverantwortung dafür tragen müssen.
00:56:56Warum?
00:56:58Weil sie bereits angefangen hat, ihm zu glauben.
00:57:00Herr Stelze, was ist an dem Abend passiert?
00:57:02Wir wollten uns treffen.
00:57:04Kaufmann sollte nichts davon wissen.
00:57:06Chip extra noch Blumen besorgt.
00:57:08Ich war so aufgeregt, wissen Sie.
00:57:10Nadine wollte mich treffen.
00:57:12Ich hab gedacht,
00:57:14das ist jetzt die Chance für mein Leben.
00:57:16Einfach ein ganz normales Leben führen.
00:57:18Das ist doch das Einzige, was ich will.
00:57:20Ein ganz normales Leben.
00:57:22Vielleicht
00:57:24ein bisschen glücklich sein.
00:57:26Er wird seine Vergangenheit ins Spiel bringen.
00:57:28Sich in Selbstmitleid suhlen.
00:57:30Aber sein Verhalten ist geplant.
00:57:32Seine Gefühlsempfindungen sind vorgetäuscht.
00:57:34Er muss ein Meister der Manipulation sein.
00:57:36Er hat sogar mich getäuscht.
00:57:38Das kann ich mir weißen.
00:57:40Das kann ich mir weißen.
00:57:42Einen Typen wie Stelze überhaupt nicht vorstellen.
00:57:44Und bei Ihrem therapeutischen Gespür auch nicht.
00:57:46Sehen Sie, es hat schon angefangen.
00:57:48Sie haben ein Bild von ihm und Stelze stellt sich darauf ein.
00:57:50Die Menschen sind zu leicht, glaube ich,
00:57:52im Umgang mit ihm.
00:57:54Sie lassen sich zu bereitwillig auf seine Manipulationen ein.
00:57:56Und Stelze
00:57:58ist wie ein Chamäleon,
00:58:00der sich mit seiner Umgebung assimiliert,
00:58:02seine Chance abwartet und dann
00:58:04zuschlägt.
00:58:06Aber ich hab nicht zugeschlagen.
00:58:08Es war ja schließlich verabredet.
00:58:10Dann hat sie gesagt,
00:58:12dass sie
00:58:14jemand anderen treffen wollte.
00:58:16Da bin ich wütend geworden.
00:58:20Hat Nadine Ihnen gesagt, wen sie treffen wollte?
00:58:28Und die absurdeste Lüge
00:58:30ist natürlich die beste, ist ja klar.
00:58:32Aber Sie wissen ja, wo ich war.
00:58:34Ja, daran besteht ja auch gar kein Zweifel.
00:58:36Herr Kochmann, vielen Dank für Ihre Mitarbeit.
00:58:38Dann sind wir jetzt hier fertig,
00:58:40da muss ich das Training heute Abend nicht ausfallen lassen.
00:58:42Natürlich nicht.
00:58:44Gut, kann ich das mitnehmen?
00:58:46Sie bekommen Ihr Schwert ja da...
00:58:48Frau Brand, natürlich können Sie es mitnehmen.
00:58:50Prima.
00:58:54Herr Simmel.
00:58:56Frau Brand.
00:58:58Einen schönen Abend.
00:59:00Schönen Abend.
00:59:06Und, hat es geschluckt?
00:59:10Ich hab mir die allergrößten Mühe gegeben.
00:59:12Er denkt, er hat mich auf seiner Seite
00:59:14und ich halte sie zurück.
00:59:16Das ist gut, denn Stelzer sagt die Wahrheit.
00:59:18Und Kochmann lügt.
00:59:20Und es ist ihm egal, ob wir es wissen oder nicht.
00:59:24Tschüss.
00:59:26Einen schönen Abend.
00:59:36Also doch Training.
00:59:38Er hat nicht gelogen.
00:59:42Herr Simmel, sind Sie auch so neugierig wie ich?
00:59:50Sitz!
01:00:06Erste Reihe links,
01:00:08ist Decker.
01:00:10Er ist der Schüler.
01:00:12Und Kochmann ist der Sensei,
01:00:14ist der Lehrer.
01:00:16Das heißt, er muss mindestens den ersten Dahn haben.
01:00:18Wenn nicht sogar mehrere.
01:00:20Und das wiederum bedeutet,
01:00:22dass er ziemlich gut ist.
01:00:24So ein Schwertkampf
01:00:26hatte ich mir dynamischer vorgestellt.
01:00:28Eine Bewegungsabläufe
01:00:30sind allerhöchste Konzentration.
01:00:32Das wird tausendfach einstudiert.
01:00:34Weil während eines Kampfes
01:00:36da kann man nicht lange nachdenken.
01:00:38Da muss man agieren, wie so ne Katze.
01:00:40Da musst du rein intuitiv arbeiten.
01:00:44Ja.
01:00:46Wenn das jetzt nicht der Fall ist,
01:00:48dann ist es ja auch nicht.
01:00:50Ja.
01:00:52Wenn das jetzt ein echtes Schwert gewesen wäre,
01:00:54dann wäre der Kopf ab.
01:00:58Aber mit einem Holzschwert
01:01:00könnte man einen Schädel doch sicher zertrümmern.
01:01:02Ist ja ehrlich.
01:01:04Deswegen muss man ja im Kampf auch Masken tragen.
01:01:08Ach, Sie wollen...
01:01:10Ja, ja, ja, das war auch mein Gedanke.
01:01:12Was machen Sie denn da?
01:01:14Äh, Simmel, Kripo Köln.
01:01:16Ähm, das ist meine Frau...
01:01:18Sind Sie hier verantwortlich?
01:01:20Ja.
01:01:22Ah, das trifft sich ja gut.
01:01:24Ich wollte Sie nämlich was fragen.
01:01:26Warum ist in dieser Tonne der Müll
01:01:28nicht ordnungsgemäß getrennt worden?
01:01:30Verpackungen, Glas, Plastik, einfach alle Reststoffe.
01:01:32An Ihrer Stelle würde ich das aber
01:01:34schnellstmöglich in Ordnung bringen.
01:01:36Ich habe überhaupt gar kein Problem damit,
01:01:38irgendwelche Hunde zu stapeln
01:01:40oder irgendwelche Bergrettungen Ihnen auf dem Hals...
01:01:42Und das ist ein Beweisstück.
01:01:44Das wird konfisziert.
01:01:46Aber Sie müssen ja reagiert haben.
01:01:48Ich habe Ihnen ja gesagt, während eines Kampfes
01:01:50kann man nicht überlegen.
01:01:52Da muss man agieren, wie so eine...
01:01:54Wie so eine Katze.
01:01:56Ja, da muss man intuitiv arbeiten.
01:01:58So wie ich.
01:02:10Professor Kaufmann!
01:02:12Die Polizei war bei mir.
01:02:14Das war zu erwarten.
01:02:16Ich habe Ihnen gesagt, dass wir trainiert haben.
01:02:18Gut.
01:02:20Ich möchte deswegen nicht in Schwierigkeiten geraten.
01:02:22An Deiner Stelle würde ich mir ganz andere Sorgen machen.
01:02:24Morgen ist der Tag, auf dem Sie so lange hingearbeitet haben.
01:02:26Morgen muss alles sitzen.
01:02:28Wenn morgen alles gut geht,
01:02:30werden wir genug Zeit haben, in Ruhe
01:02:32ein angenehmes Gespräch über Deine Dissertation zu führen.
01:02:34Die Polizei, sie wollte wissen,
01:02:36ob ich mir vorstellen kann, dass...
01:02:38Denk nicht an die Polizei.
01:02:40Es ist vollkommen egal, was Sie von ihr wollten.
01:02:42Vollkommen egal.
01:02:44Wir beide haben ein klitzekleines Problem,
01:02:46das überhaupt nicht existiert,
01:02:48wenn jeweils der andere den Mund hält.
01:02:50Aber Ihr Problem wiegt schwerer als meins.
01:02:54Ach, wirklich?
01:03:00Du willst doch nicht die letzten sechs Jahre
01:03:02vollkommen umsonst so hart gearbeitet haben, oder?
01:03:06Denk dran, was wir besprochen haben.
01:03:10Keine Fehler morgen,
01:03:12das ist mir wichtig.
01:03:14Genauso wichtig wie für Dich
01:03:16ein Sommerkommen Laude.
01:03:18Wir sehen uns morgen.
01:03:20Bitte sei pünktlich.
01:03:24Das ist die Mailbox
01:03:26von Prof. Dr. Jörg Korfmann.
01:03:28Bitte hinterlassen Sie Ihre Nachricht
01:03:30nach dem Signalton.
01:03:32Jörg...
01:03:34Ach, und Britta, bitte ruf mich nicht mehr an.
01:03:40Hallo.
01:03:44Kann ich Ihnen helfen?
01:03:46Ja, vielleicht.
01:03:50Aber nicht so, wie Sie denken.
01:03:56Ja.
01:03:58Ja.
01:04:00Ja.
01:04:02Ja.
01:04:04Ja.
01:04:06Ja.
01:04:08Ja.
01:04:12Keine klugen Ratschläge, bitte, ja?
01:04:16Die Polizei war wieder da, oder?
01:04:18Ich hab Dir gesagt, ich hab alles im Griff.
01:04:26Morgen ist alles vorbei.
01:04:32Du willst sie wirklich treffen?
01:04:34Ich will nicht, ich muss.
01:04:38Sie hat keine Ahnung.
01:04:40Weiß gar nichts.
01:04:44Sie tut mir so leid, weißt Du das?
01:04:48Und damit kommen Sie zu mir.
01:04:50Ich muss einfach wissen, woran ich bin.
01:04:54Und Sie kennen Jörg.
01:04:56Sie waren mit ihm verheiratet.
01:04:58Es tut mir leid,
01:05:00ich kann Ihnen ja nicht helfen.
01:05:02Das Kapitel ist vorbei für mich.
01:05:04Und ich will mit ihm nichts mehr zu tun haben.
01:05:08Aber ich liebe ihn.
01:05:10Ich will ihn nicht verlieren.
01:05:14Helfen Sie mir, bitte.
01:05:24Gehen Sie jetzt, bitte.
01:05:30Und sagen Sie mir auf keinen Fall,
01:05:32dass Sie hier gewesen sind.
01:05:38Danke.
01:06:02Guten Morgen, Frau Brand.
01:06:04Er ist schon da.
01:06:06Guten Morgen.
01:06:10Herr Simmel, guten Morgen.
01:06:12Ich hab mir Kaufmanns Lebenslauf
01:06:14nochmal genauer angesehen.
01:06:16Ich find das wirklich extrem, dass...
01:06:20Herr Simmel?
01:06:22Frau Brand?
01:06:26Danke, Björn.
01:06:28So könnte Kaufmann seinen Nachbarn getäuscht haben.
01:06:30Nicht er, sondern jemand anderes
01:06:32hat mit Sebastian Decker im Garten trainiert.
01:06:34Und mit einem Mal
01:06:36hat Kaufmann kein Alibi mehr.
01:06:38Herr Simmel, das ist klasse, sehr eindrucksvoll.
01:06:40Er hat Stelzer die Nachricht geschickt
01:06:42und Nadine Ulrich in den Park bestellt.
01:06:44Ja, so passt es.
01:06:48Hey.
01:06:50Hey.
01:07:02Franziska?
01:07:14Sebastian.
01:07:16Endlich.
01:07:20Ist das alles im Gepäck?
01:07:22Die lange Zeit?
01:07:24Nein.
01:07:26Nein, die großen Koffer
01:07:28lässt die Firma mir nach Hause bringen.
01:07:30Ich wollte dich nicht warten lassen.
01:07:32Es tut mir leid,
01:07:34dass es trotzdem etwas später geworden ist.
01:07:36Der Flieger war pünktlich,
01:07:38aber auf dem Weg hier in die Stadt gab's Stau.
01:07:40Ist doch nicht schlimm.
01:07:44Wie geht's dir?
01:07:46Müde?
01:07:48Total.
01:07:50Bin völlig erledigt.
01:07:52Ich muss dringend ins Bett mein Jetlag ausschlafen.
01:07:54Ich wollte dich unbedingt vorher sehen.
01:07:58Heute Nachmittag bin ich sicher wieder fit.
01:08:04Jetzt haben wir endlich Zeit,
01:08:06uns richtig kennenzulernen.
01:08:10Das haben wir.
01:08:12Wow.
01:08:16Hat sich einiges verändert, ne?
01:08:18Sieht toll aus.
01:08:20Du hast dir richtig was aufgebaut.
01:08:22Die Nase auch noch.
01:08:24Na klar.
01:08:30Weißt du, was ich neben dir
01:08:32am meisten vermisst hab in Shanghai?
01:08:34Die Luft.
01:08:36Die Luft zum Atmen.
01:08:38Der Smog.
01:08:40Der ist nicht zum Aushalten.
01:08:42Am liebsten würde ich den ganzen Tag draußen verbringen.
01:08:44Ich kann abschließen.
01:08:46Mir den Tag freinehmen.
01:08:48Vielleicht hast du
01:08:50auf einen langen Spaziergang heute Nachmittag
01:08:52Lust.
01:08:54Ich kann grad kaum mehr sprechen vor Müdigkeit.
01:08:58Ich wollte einfach nur sicher gehen, dass du
01:09:00keine Halluzination bist.
01:09:02Bin ich nicht.
01:09:06Ganz bestimmt nicht.
01:09:10Ich freu mich auf nachher.
01:09:12Hör mich an, wenn du wach bist.
01:09:16Sebastian.
01:09:28Also so ein Schwert hätte mir schon gefallen.
01:09:30Das war schon extrem beeindruckend.
01:09:32Sie haben so ein Schwert doch gar nicht nötig, Herr Simmel.
01:09:34Das ist doch kein Schwert.
01:09:36Das war schon extrem beeindruckend.
01:09:38Sie haben so ein Schwert doch gar nicht nötig, Herr Simmel.
01:09:40Wie meinen Sie das?
01:09:42Sie haben doch Ihren Verstand, und der ist mindestens genauso scharf.
01:09:44Hier, schauen Sie mal.
01:09:46Der Lebenslauf von Professor Kaufmann
01:09:48ist auch extrem beeindruckend.
01:09:54Krass.
01:09:56Und den ersten Damen in Kenjutsu
01:09:58dürfen Sie auch nicht vergessen.
01:10:00Hör ich da eine gewisse Bewunderung aus Ihren Worten, Herr Simmel?
01:10:02Doch.
01:10:04Immerhin haben Sie auch gesagt,
01:10:06dass der Lebenslauf extrem beeindruckend ist.
01:10:08Ja, aber aus einem anderen Grund.
01:10:10Ein solches Studium
01:10:12in so kurzer Zeit,
01:10:14da kann er nebenbei nicht gekellnert haben.
01:10:16Die Ausbildung ist wirklich extrem kostspielig.
01:10:18Also wo hat er das Geld her?
01:10:20Jörg hat geerbt.
01:10:22Seine Eltern haben ihm ein kleines Vermögen hinterlassen.
01:10:24Frau Hauke?
01:10:26Ich muss mit Ihnen sprechen.
01:10:28Ja, drüben bitte.
01:10:32Wie ist es gelaufen?
01:10:34Genauso, wie Sie vorher gesagt haben.
01:10:36Sie erwartet meinen Anruf
01:10:38und freut sich auf einen Spaziergang
01:10:40am Nachmittag im Park.
01:10:42Sehr gut.
01:10:44Sie haben mich gefragt,
01:10:46ob es noch einen anderen Grund
01:10:48für den Streit zwischen Nadine und mir gab.
01:10:50Ja, und gab es einen.
01:10:52Ich habe es Ihnen verschwiegen,
01:10:54und Sie haben mich gefragt,
01:10:56ob es noch einen anderen Grund
01:10:58für den Streit zwischen Nadine und mir gab.
01:11:00Ich habe es Ihnen verschwiegen,
01:11:02weil ich habe nicht geglaubt,
01:11:04dass Nadine recht hat.
01:11:06Recht hat womit?
01:11:08Damit, dass Jörg vollkommen verrückt ist.
01:11:10Ein Psychopath.
01:11:18Was ist mit mir
01:11:20in meiner Dissertation?
01:11:22Darüber sprechen wir später.
01:11:24Hier sieht das Richtige um.
01:11:26Ich muss es wissen.
01:11:28Aber ich fürchte, es gibt keine guten Nachrichten.
01:11:38Die ganze Arbeit ist uninspiriert
01:11:40und überhaupt nicht kreativ.
01:11:42Sie ist das Papier nicht wert,
01:11:44auf dem sie gedruckt ist.
01:11:46Von den 300 Seiten sind vielleicht
01:11:48vier interessant aus wissenschaftlicher
01:11:50und psychologischer Sicht.
01:11:52Was heißt das?
01:11:54Wenn ich eine solche Arbeit annehme
01:11:56habe ich keinen guten Ruf.
01:11:58Ich kann die Arbeit überarbeiten,
01:12:00wenn ich weiß, worin die Kritik...
01:12:02Ich habe den Glauben
01:12:04an dein Thema verloren.
01:12:06Das Ganze ist
01:12:08vollkommen irrelevant.
01:12:10Du musst doch mal
01:12:12ganz von vorne anfangen.
01:12:20Was heisst du,
01:12:22auf die Idee kommst,
01:12:24die Wahrheit zu sagen?
01:12:26Dann denk bitte daran,
01:12:28was dieser Schritt für Konsequenzen
01:12:30für dich und deinen kleinen Bruder haben kann.
01:12:32Aber mach dir keine Sorgen,
01:12:34ich gebe dir noch eine Chance.
01:12:36Ich verlängere deinen Vertrag.
01:12:38Du investierst noch ein paar Jahre,
01:12:40suchst dir ein neues Thema
01:12:42und wer weiß, vielleicht schaffst du es.
01:12:44Und wer nicht, der braucht schon einen Titel.
01:12:46Brauchst du Geld fürs Taxi?
01:12:48Nadine hat mich gewarnt.
01:12:50Ich soll ihn verlassen.
01:12:52Sie hat mich regelrecht angeflieht.
01:12:54Ich habe geglaubt, dass sie das nur
01:12:56ihretwegen macht. Verstehen Sie?
01:12:58Dass sie mir beides nicht gönnt.
01:13:00Jörg, den neuen Job.
01:13:02Aber dem war nicht so.
01:13:04Ich habe mich so in ihr getäuscht.
01:13:06Sie wollte die ganze Zeit nur mein Bestes.
01:13:08Aber als sie dann mit dieser
01:13:10Geschichte anfing, ich habe geglaubt, sie spinnt.
01:13:12Was ist denn für eine Geschichte?
01:13:18Sie sprach davon,
01:13:20dass etwas Schlimmes passieren wird,
01:13:22wenn seine Frau die Wahrheit
01:13:24erfahren sollte. Welche Wahrheit sollte sie
01:13:26nicht erfahren? Keine Ahnung.
01:13:28Jörg hatte immer viele Geheimnisse.
01:13:32So wie Sie.
01:13:34Bei unserer letzten Begegnung haben Sie mir nicht
01:13:36die Wahrheit gesagt. Das Leben mit ihrem
01:13:38Ex-Mann muss die Hölle gewesen sein.
01:13:44Es war ein Albtraum.
01:13:46Ich habe versucht, das alles zu vergessen.
01:13:48Und der Kinderwund?
01:13:50Der war schon real.
01:13:52Aber
01:13:54damals habe ich Ihnen vorgeschoben,
01:13:56einen Grund zu haben für die Trennung.
01:13:58Ich habe verhütet die ganze Zeit.
01:14:00Muss ja ziemlich hart gewesen sein,
01:14:02die ganze Zeit zu lügen.
01:14:04Zumal Ihr Mann ja darauf trainiert ist,
01:14:06bei anderen Menschen Lügen zu durchschauen.
01:14:08Er hat mich auch durchschaut.
01:14:10Er hat mit mir gespielt.
01:14:14Das ist es, was er kann.
01:14:16Menschen manipulieren.
01:14:20Sie für seine Zwecke benutzen,
01:14:22sie an alleine halten.
01:14:24Jörg hat von seinen Eltern
01:14:26viel Geld bekommen.
01:14:28Aber wenig Zuneigung.
01:14:30Und wenn dich keiner liebt.
01:14:32Liebst du dich selbst?
01:14:34Warum?
01:14:36Wo haben Sie ihn kennengelernt?
01:14:38In einem seiner Seminare.
01:14:40Er kann sehr gut reden.
01:14:42Ich fand ihn toll damals.
01:14:44Charismatisch,
01:14:46charmant,
01:14:48eloquent.
01:14:50Aber?
01:14:52Ich habe nie gedacht,
01:14:54dass ich eine Chance bei ihm habe.
01:14:56Aber dann hat es richtig gefunkt.
01:14:58Bei uns beiden.
01:15:00Wir waren total verliebt.
01:15:02Wir waren so perfekt.
01:15:04Bis er irgendwann noch eher perfekt war.
01:15:08Nichts habe ich richtig gemacht.
01:15:14Und dann wieder die Streicheleinheiten.
01:15:18Ganz fürsorglich und zärtlich.
01:15:24Ups and downs.
01:15:26Das war's.
01:15:28Ups and downs.
01:15:30Wie in jeder Beziehung.
01:15:34Ja, Zuckerbrot und Peitsche.
01:15:38Aber mehr Peitsche.
01:15:42Er kann nicht nachvollziehen,
01:15:44dass Menschen Gefühle haben.
01:15:46Oder ihm Zuneigung oder Liebe entgegenbringen.
01:15:48Für ihn sind alle nur
01:15:50Figuren in einem Spiel.
01:15:54Wie ist es gelaufen?
01:15:58Hey!
01:16:02Was machst du? Weg!
01:16:04Basti!
01:16:06Basti!
01:16:08Das Schlimmste war,
01:16:10dass ich irgendwann herausgefunden habe,
01:16:12dass er sich noch vor unserer Hochzeit
01:16:14hat sterilisieren lassen.
01:16:16Ich habe ihm nie gesagt, dass ich es weiß.
01:16:18Aber durch dieses Wissen
01:16:22hatte ich die Kraft, ihn endlich zu verlassen.
01:16:28Können Sie sich vorstellen,
01:16:30was er jetzt vorhat?
01:16:32Nee, will ich auch gar nicht.
01:16:34Ich habe jetzt ein neues Leben.
01:16:36Einen neuen Partner.
01:16:38Er ist endlich zurück.
01:16:40Aus China.
01:16:42Wir treffen uns nachher, wenn er sein Jetlag ein bisschen ausgeschlafen hat.
01:16:44Dann haben wir endlich Zeit,
01:16:46uns wirklich kennenzulernen.
01:16:48Ja, kurz nach der Scheidung
01:16:50haben sie sich das erste Mal getroffen.
01:16:52Das war so vor knapp einem Jahr.
01:16:54Danach haben sie nur noch über das Internet kommuniziert.
01:16:56Sie treffen sich gleich auch noch ein zweites Mal.
01:17:00Glauben Sie wirklich, dass es möglich ist,
01:17:02eine Beziehung zu führen,
01:17:04die nicht körperlich ist?
01:17:06Herr Simmel, es wird Sie jetzt vielleicht verwundern,
01:17:08aber Sex ist nicht alles.
01:17:10Frau Brandt, nein.
01:17:12Herr Simmel, verschonen Sie mich.
01:17:14Ja, Brandt?
01:17:18Moment, beruhigen Sie sich doch.
01:17:20Was ist los?
01:17:22Das ist schon ein bisschen komisch.
01:17:24Sie bleiben, wo Sie sind. Wir kommen sofort.
01:17:26Das war Jonas Decker.
01:17:28Er hat Angst um seinen Bruder.
01:17:30Er glaubt, dass der Kaufmann es antun könnte.
01:17:32Konjunktiv?
01:17:34Definitiv indikativ.
01:17:44Sebastian!
01:17:46Das ging schneller, als ich dachte.
01:17:54Der Schüler fordert den Meister.
01:17:56Du bist noch nicht so weit.
01:18:24Der Schüler fordert den Meister.
01:18:54Der Schüler fordert den Meister.
01:19:24Der Schüler fordert den Meister.
01:19:54Der Schüler fordert den Meister.
01:20:24Herr Decker?
01:20:26Herr Kaufmann?
01:20:44Hallo?
01:20:46Herr Decker?
01:20:54Frau Brandt?
01:21:16Sieht nach Notwehr aus.
01:21:18Darauf hat Kaufmann spekuliert.
01:21:24Frau Brandt?
01:21:50Ich habe Geld von Basti genommen.
01:21:52Für das falsche Alibi.
01:21:561000 Euro für ein bisschen Theater.
01:21:58Schwertkampf im Garten.
01:22:00Ich habe nicht gewusst, was das soll,
01:22:02bis ich mitbekommen habe, dass...
01:22:04Dass wir Ihren Bruder wegen des Todes
01:22:06von Nadine Ulrich befragt haben.
01:22:10Basti war selbst vollkommen fertig.
01:22:14Er hat nicht gewusst, auf was er sich da einlässt.
01:22:16Er hat nur seine Doktorarbeit im Kopf gehabt.
01:22:18Ich brauche diesen Titel, sonst habe ich keine Zukunft,
01:22:20hat er immer gesagt.
01:22:22Hat sich von Kaufmann erpressen lassen.
01:22:26Sechs Jahre lang hat er sich von ihm demütigen
01:22:28und erniedrigen lassen.
01:22:32Er hat sogar diesen ganzen Kenjutsu-Mist mitgemacht,
01:22:34nur um ihn zu beeindrucken.
01:22:40Basti ging es um alles.
01:22:44Er hat nicht gewusst,
01:22:46dass es sein wird.
01:22:52Danke.
01:22:54Das war nicht das Einzige,
01:22:56was Kaufmann von ihm verlangt hat.
01:23:00Hallo Franziska.
01:23:04Wie geht's dir?
01:23:10Ich weiß, du wartest auf einen Sebastian,
01:23:12aber der wird nicht kommen.
01:23:16Herr Simmel, Herr Simmel!
01:23:18Sie geht nicht ran.
01:23:20Was?
01:23:22Sie geht nicht ans Telefon.
01:23:24Es gibt keinen Sebastian, es hat nie einen gegeben.
01:23:26Natürlich.
01:23:28Nein.
01:23:30Die Chats, die Nachrichten,
01:23:32die E-Mails, die Fotos,
01:23:34das war alles ich.
01:23:36Sebastian ist nur ein Name.
01:23:40Ich habe ihn erst heute getroffen.
01:23:42Du hast einen Versager getroffen.
01:23:44Einen, der getan hat, was ich wollte.
01:23:46Einen, der gesagt hat,
01:23:48was ich wollte.
01:23:50Und einen, der bedauerlicherweise
01:23:52nicht mehr unter uns weilt.
01:23:56Kaufmann ist nie darüber hinweggekommen,
01:23:58dass er verlassen wurde.
01:24:00So was kommt in seinem Selbstbild nicht vor.
01:24:02Das war sein absoluter Tiefpunkt,
01:24:04um den Auslöser für den Entschluss
01:24:06seinen krankhaften Plan umzusetzen.
01:24:08Er will, dass Franziska ihn umbringt?
01:24:10Ja, so kann er sie bestrafen
01:24:12und sich gleichzeitig von seiner eigenen Qual erlösen.
01:24:18Herr Simmel?
01:24:24Du hast deine Assistentin umgebracht.
01:24:26Ich wollte sie loswerden
01:24:28und da habe ich ein Verhältnis mit ihrer besten Freundin angefangen, ja.
01:24:30Aber Nadine hat rausgefunden,
01:24:32was ich getan habe mit dir.
01:24:34Sie hat meine Nachrichten an dich gelesen
01:24:36und dann hat sie angefangen, mich zu erpressen.
01:24:38Ja.
01:24:40So sind die Menschen, wenn sie ihren Vorteilen wittern.
01:24:42Sie werden schwach
01:24:44und dumm.
01:24:46Und deshalb bringst du Menschen um?
01:24:48Wie dumm von dir zu glauben,
01:24:50dass sie mir das Wasser reichen konnte.
01:24:54Und wie dumm von dir zu glauben,
01:24:58dass du dich mir entziehen kannst.
01:25:02Wie krank bist du eigentlich?
01:25:04Jetzt mach schon.
01:25:06Ich hätte dir auch den Kopf deines Kindes
01:25:08hierher schicken lassen, in einem Paket.
01:25:10Wenn du eins gehabt hättest.
01:25:12Aber du hast ja keins.
01:25:14Und du wirst auch keins bekommen.
01:25:16Waffe runter!
01:25:18Waffe runter!
01:25:20Franziska!
01:25:24Tun Sie ihm den Gefallen nicht.
01:25:26Er hat es gar nicht verdient.
01:25:30Sie haben es schon mal geschafft,
01:25:32sich seinem Willen zu widersetzen.
01:25:34Das können Sie wieder schaffen.
01:25:38Vielen Dank für Ihr Geständnis, Dr. Kaufmann.
01:25:46Ich werde nicht zögern.
01:25:48Ich weiß.
01:25:50Sie sind Hauptkommissar Jürgen Simmel.
01:25:52Mit einer Trefferquote von 97%.
01:25:54Einige Neurosen,
01:25:56aber keiner narzisstischen Störung.
01:25:58Das wollten Sie doch wissen, oder?
01:26:00Lassen Sie Frau Hochbaum gehen.
01:26:02Sie haben ihr genug angetan.
01:26:04Sie haben eh verloren.
01:26:06Sie haben längst verloren.
01:26:08Sie verkennen die Situation.
01:26:10Ich verkenne die Situation?
01:26:12Welcher Sieger würde seine Schwertscheide wegwerfen,
01:26:14wenn er sie doch noch brauchen würde?
01:26:16Touché. Respekt.
01:26:18Ich habe Sie unterschätzt, Herr Simmel.
01:26:20Aber wenn Sie Musashi studiert haben,
01:26:22dann wissen Sie auch,
01:26:24wo sein Seppuku ist.
01:26:30Hände auf den Rücken!
01:26:32Hände auf den Rücken!
01:26:36Hände auf den Rücken!
01:26:42Herr Frau Brandt und mir
01:26:44gibt es kein Seppuku.
01:26:46Herr Frau Brandt und mir
01:26:48gibt es nur Gefängnis.
01:26:52Ich wollte es nicht selber machen.
01:26:54Ich dachte, der Stelzer erledigt das für mich,
01:26:56aber er hatte sich im Griff.
01:26:58Ich war einfach zu gut.
01:27:00Ja, als Therapeut vielleicht.
01:27:06Ja.
01:27:14Detlef Stelzer hat noch mal richtig Glück gehabt.
01:27:18Sein Bewährungshelfer hat auf eine Anzeige
01:27:20gegen ihn verzichtet.
01:27:22Gut.
01:27:24Gute Nacht, Herr Simmel.
01:27:26Gute Nacht, Frau Brandt.
01:27:32Frau Brandt.
01:27:34Ich habe mich Herrn Kaufmann getäuscht.
01:27:36Ich habe mich von ihm blenden lassen.
01:27:38Gerbera?
01:27:40Ja.
01:27:42Ich habe gehört, dass man damit einiges wieder schön machen kann.
01:27:44Danke.
01:27:46Wie komme ich denn zu der Ehre?
01:27:48Wissen Sie,
01:27:50zwischen Ihnen und mir ist es ja mittlerweile wie in so einer...
01:27:52Tschüss.
01:27:54... Partnerschaft.
01:27:56Es gibt gewisse Ups...
01:27:58Und Downs.
01:28:00Aber was ich eigentlich sagen wollte,
01:28:02sollte ich möglicherweise durch hochmütige
01:28:04oder arrogante Ansichten
01:28:06sowie durch eine übertrieben starke Empfindlichkeit
01:28:08gegenüber Kritik
01:28:10negativ aufgefallen sein,
01:28:12dann würde ich mich gerne bei Ihnen entschuldigen.
01:28:14Konjunktiv.
01:28:16Ja.
01:28:18Zurecht. Der Konjunktiv.
01:28:20Herr Simmel, ich fühle mich in Ihrer Nähe eigentlich immer recht wohl.
01:28:24Schön.
01:28:26Vielen Dank, Frau Brandt.
01:28:28Was man der Frau angetan hatte, war grauenhaft.