Am Sonntag, dem 17. November 2024 fand die Finissage des Projekt "Lyrik on line" statt. Der Autor, Grafiker und Fotograf Daniel Böswirth hat das Projekt der besonderen Art initiiert. Es ist eine spezielle Spielart von Kunst im öffentlichen Raum, welche im jungen Stadtteil im Nordosten Wiens, der Seestadt zu entdecken war.
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00:00Am Sonntag, dem 17. November 2024, fand die Finissage des Projekt Lyrik Online statt.
00:26Der Autor, Grafiker und Fotograf Daniel Böswirth hat das Projekt der besonderen Art initiiert.
00:33Es ist eine spezielle Spielart von Kunst im öffentlichen Raum,
00:37welche im jungen Stadtteil im Nordosten Wiens, der Seestadt zu entdecken war.
00:41Selbst verfasste Gedichte konnten dabei an einer Leine vor dem Kunstraum Seestadt
00:47aufgehängt und von Interessierten wieder abgenommen und gelesen werden.
00:50Die Schauspielerin Anne Bennent las per Zufallsprinzip eine Auswahl der eingelangten
00:55Gedichte, begleitet von Otto Lechner am Akkordeon.
00:59Warum der Künstler mit einer Finissage die Ausstellung eröffnete,
01:03erfuhren wir vom Künstler selbst.
01:05Wir sind hier bei einer Finissage und Finissage ist immer ein bisschen was Wehmütiges,
01:10weil das ja praktisch das Ende der Ausstellung ist.
01:12Aber ich finde es eine ganz wunderbare Ausstellung.
01:15Jetzt, was für ein Gedanke steckt hinter dieser Ausstellung?
01:19Also der Gedanke von der Finissage war, wenn ich eine Vernissage mache und eine Eröffnung mache,
01:27dann ist sozusagen der erste Eindruck da.
01:29Das heißt, die Gedichte sollen hängen bleiben und man kann sie nur anschauen.
01:33Das Ganze ist aber so eine partizipative Geschichte.
01:37Das heißt, die Gedichte sollen ja mitgenommen, gepflückt werden.
01:41Und das ist dann nahegelegen, da macht eine Finissage.
01:44Das heißt, die Leute, die jetzt kommen, sind auch aufgefordert,
01:47die Gedichte von den Wänden zu nehmen, die Gedichte von den Leinen zu nehmen
01:52und mit nach Hause zu nehmen.
01:54Und deswegen haben wir auf die Vernissage verzichtet, oder ich, und haben das zu einer Finissage gemacht.
02:12Jetzt kann man sagen, es sind ja Gedichte von bekannten Künstlern,
02:15bekannten Literaten, aber natürlich auch von sehr vielen Leuten, die gesagt haben,
02:20ich möchte auch was schreiben.
02:22Genau, also es sind darunter Informatiker, Politikerinnen, Passanten,
02:29wo ich auch nicht weiß, was für einen Beruf die ausüben.
02:34Da geht es in erster Linie auch darum, sich mit der Sprache anders auseinanderzusetzen,
02:40als nur in ihrer Funktion zu einer Mitteilung, wie es ja oft der Fall ist.
02:45Gerechtigkeit geübt, für wen und, bleibt ein Rätsel.
02:53Von wem, weißt du nicht?
02:55Du hast gesagt, was gesagt werden muss.
02:59Kein Panik.
03:02Aber du bist nicht gebunden an die barocken Verpflichtungen der Sprache.
03:09Nicht also, man möchte was haben, eine Bedienungsanleitung,
03:13sondern abseits davon, die Sprache poetisch zu verwenden.
03:17Und wenn man selber zum ersten Mal ein Gedicht schreibt, dann wird einem bewusst,
03:21wie schwierig das eigentlich ist, sich ganz knapp zusammenzufassen
03:25und trotzdem eine Aussage hineinzulegen und dass auch was zwischen den Zeilen schwingt.
03:30Das macht also, wie gewichtig eigentlich ein einzelnes Wort ist in einem Gedicht.
03:35Und es ist egal, ob das jetzt ein Haiku ist oder ob das ein Reimgedicht ist oder ein Sonnett
03:40oder wie auch immer, es ist eine wirklich hohe Kunst.
03:44Und wenn ich das selber mache, dann habe ich wahrscheinlich auch eine höhere Achtung von dem,
03:49was ich dann lese von Leuten, die sich ein Leben lang mit Lyrik auseinandersetzen.
03:55Ist jetzt, kann man sagen, dass diese Lyrik etwas zurückgegangen ist,
04:00dass die Leute sich weniger für Lyrik interessieren?
04:03Man spricht ja gegenwärtig eigentlich genau von einem Lyrik-Boom.
04:09Es ist in verschiedensten Poetry-Slams oder anderen Geschichten, sozusagen,
04:13boomt ja richtig gern die Lyrik.
04:15Man spricht auch von Insta-Lyrik und allem Möglichen.
04:20Es ist aber widersprüchlich das Bild im öffentlichen Raum,
04:24denn da ist die Lyrik nahezu verschwunden.
04:27Die war nie sehr stark da, aber es ist praktisch verschwunden.
04:31Auch von den Buchhandlungen wird man, wenn man sagt,
04:33eine Lyrik-Abteilung wird man so leicht nicht finden.
04:35Das heißt, das ist immer mehr im Schwinden.
04:37Gleichzeitig ist aber der Bedarf an Lyrik,
04:40und das sieht man bei dieser Kunstaktion Lyrik Online sehr stark.
04:43Es haben innerhalb von drei Wochen über 200 Schriftstellerinnen und Schriftsteller,
04:50also mit den Passanten mit eingerechnet, Gedichte abgegeben.
04:54Ich habe 400 Gedichte bekommen in ganz kurzer Zeit.
04:57Da kann man nicht vom Verschwinden sprechen.
05:00In zarter Federschrift packst du mir deine Worte ein.
05:12Geheimschiffre über mich, über dich, über unsere Welten.
05:22Zwischenzeilen in einem verwundeten Reisekoffer.
05:28Zwischenzeiten in zugeklebtem Kuvert.
05:34Wissen nur die Briefe über unsere Liebe Bescheid.
05:44Es ist heute der letzte Tag, kann man das sagen?
05:47Der letzte Tag, weil es ist eine Finissage.
05:49Man kann gerne noch Gedichte, bis 19 Uhr ist es heute,
05:53und bei einem Ausklang, bei einem Gläschen Wein,
05:57weil es erschlägt einen, so viel Lyrik auf einmal.
06:01Das heißt, man kann das mitnehmen nach Hause, mal sehen.
06:05Man kann auch die wunderbaren Bilder betrachten, das ist, glaube ich, auch ganz wichtig.
06:09Meine sieben Linol-Schnitte aus Seven Poems sind genauso ausgestellt zum ersten Mal,
06:15wie, habe ich nicht extra darauf hingewiesen, eine Collage von meinem Onkel Joe Berger,
06:21der ein bekannter Wiener Aktionist und auch Schriftsteller war,
06:27und diese Collage hat er mir zum 20. Geburtstag geschenkt.
06:31Die ist unveröffentlicht und die hängt zum ersten Mal in der Öffentlichkeit.
06:35Kraft des Glaubens wird der Mensch erlegt.
06:39Eine interessante Veranstaltung, wirklich, und vor allem die unter die Haut geht,
06:43würde ich einmal sagen. Ich habe mir einige von diesen Gedichten durchgelesen.
06:47Es regt zum Denken an und ich glaube, das ist auch Sinn und Zweck so einer Sache.
06:51Genau, die Reflexion ist so wichtig.
06:55Das kann die Lyrik, das schafft die Lyrik sozusagen,
06:59aus der eigenen Bahn zu werfen und Dinge neu in eine andere Perspektive zu sehen
07:05oder eintauchen auch in schwierige Themen.
07:09Jetzt sage ich immer, am Ende eines Projektes, das ist vor dem nächsten Projekt,
07:16was hast du wieder geplant?
07:18Na ja, in der Rede habe ich es anklingen lassen.
07:22Das nächste Projekt, was ich machen gerne würde, wäre eine Gedankenhaltestelle,
07:26also eine Bußhaltestelle, wo man Gedichte anbringen kann,
07:3024 Stunden rund um die Uhr, zu jeder Jahreszeit, zu jeder Tages- und Nachtzeit,
07:36ob das realisierbar sein wird, mit sich weisen,
07:42ob da irgendeine Förderung oder sonst etwas gibt,
07:46dann kann ich das machen, ansonsten wäre das die letzte temporäre Aktion.
07:52Wer schaut.
07:54Jetzt steht neben mir der Vorsitzende der Kulturkommission,
07:58wir sind da bei einer sehr interessanten Veranstaltung,
08:02jetzt überhaupt Kultur in der Donaustadt. Donaustadt, ein Kulturbezirk?
08:06Ja, ich denke, die Donaustadt ist der Kulturbezirk inzwischen.
08:10Der Kulturbezirk Wiens, und zwar aus verschiedensten Gründen.
08:14Der Bezirk, und hier sei dem Bezirksversteher sehr gedankt,
08:18hat inzwischen wahrscheinlich das höchste Budget,
08:22also wir können wirklich tolle Sachen umsetzen,
08:26und wir sind sehr, sehr breit aufgestellt.
08:30Also die Menschen in der Donaustadt und von überall her,
08:34also es ist nicht nur eine Donaustadt für DonaustädterInnen,
08:38wir bieten attraktive Angebote.
08:42Das reicht über alle Kunst- und Kultursparten
08:46vom darstellenden Bereich, also Theater, Tanz, Performance, Kabarett,
08:50über die bildende Kunst,
08:54wir haben Ausstellungen in Malerei, Fotografie, elektronische Kunst,
08:58wir gehen weiter in der Musik,
09:02hier haben wir Popmusik, also Populärmusik,
09:06genauso wie klassische Musik und Jazz und Weltmusik.
09:10Es geht weiter mit Literatur, wie wir es hier sehen.
09:14Wir haben in diesem Bereich
09:18sehr, sehr viele Aktivitäten,
09:22und wir haben die namhaftesten SchriftstellerInnen Österreichs
09:26hier in der Seestadt, beziehungsweise im Bezirk,
09:30und wir haben für die jungen DonaustädterInnen
09:34einen eigenen Literaturwettbewerb,
09:38und wir haben auch für die allgemeine Bevölkerung
09:42ein breites Angebot, also partizipative Projekte,
09:46so wie hier, wo wir heute
09:50die Finissage erleben, also den Höhepunkt,
09:54das war ein partizipatives Projekt, wo jede Person,
09:58jede an Lyrik interessierte Person,
10:02einreichen konnte, und er wird ausgestillt,
10:06und er hängt neben den bedeutenden österreichischen
10:10Lyrikern, also Julian Schutting, Andre Heller, Gerhard Truis,
10:14also sehr, sehr viele etablierte Schriftsteller
10:18und Lyriker haben da eingereicht, und die hängen
10:22neben den Menschen hier aus der Seestadt oder anderswoher.
10:26Und wenn man sich anschaut, welche Vielzahl an
10:30Gedichten und Essays wie auch immer da hängen,
10:34also das ist schon ganz gut angenommen worden, würde ich mal sagen.
10:38Ja, es ist sehr gut angenommen, also Lyrik ist ja nicht
10:42ein Massenvermehr, möchte ich sagen, aber trotzdem sind hier 100 Leute,
10:46mindestens 100 Leute, die das live ansehen,
10:50und das haben über 170 SchriftstellerInnen eingesandt,
10:54und zwischen knapp 400
10:58aus der Bevölkerung, Gedichte aus der Bevölkerung sind eingelangt,
11:02und selbst heute sind noch etliche eingepudelt.
11:06Aber du bist nicht gebunden an die
11:10barocken Verpflichtungen der Sprache.
11:14Worte sind vagabunden, sie erscheinen
11:18unangekündigt an euren Türen,
11:22verschwenderische Phrasen, die du ins Wasser wirfst,
11:26nur um zu sehen, wie Ihre Wellen
11:30das Ufer erreichen.
11:34Tolle Sache, tolles Rahmenprogramm, ja, und auch in der Seestadt wird
11:38einiges geboten, Kulturgarage gibt es ja hier, es kommt jetzt das, was ich gehört habe,
11:42auch das junge Theater in die Donaustadt, also junges Theater Donaustadt,
11:46das wird schon einiges bewegen. Ja, ich denke schon, also hier
11:50haben wir nicht nur Lyrik, sondern wir haben auch Anne Bennett, die große Schauspielerin,
11:54und Otto Lechner, der Musiker, und dann haben wir natürlich,
11:58wie Sie richtig sagen, auch andere Kulturstätten.
12:02Das ist die Kulturgarage, es sind die Seestadtstudios,
12:06und es wird das junge Theater kommen.
12:10Aber das wird in der Kulturgarage,
12:14da wird es drei Zyklen im Jahr geben, die
12:18Kinder und Jugendliche in Wahrheit von 1 bis
12:2221 abdecken, deren Interessen
12:26an Kultur. Und die Kulturgarage
12:30für sich bietet immer wieder attraktive Programme.
12:34Von den Spielstätten, was wir hier haben, die Kulturgarage und die Seestadtstudios,
12:38haben wir beispielsweise am 23. und
12:4224. November jetzt zwei Tage lang
12:46Performances, das sind drei
12:50Rising Stars der Wiener Tanz- und Performance-Szene
12:54in den Seestadtstudios, das ist vis-à-vis von der
12:58Kulturgarage am Ostrompark 11. Das wird ein ganz, ganz
13:02tolles Programm ab 18 Uhr. Und am 29.
13:06November ist der Nino aus Wien beispielsweise in der Kulturgarage. Also hier haben
13:10wir immer wieder Top-Acts
13:14und die besten der Rising Stars aus den
13:18verschiedensten Bereichen. Wunderbar, tolle Sache, tolle Veranstaltung
13:22heute. Fahrt wird es Ihnen in der Donaustadt
13:26nicht? Nein, ganz im Gegenteil.
13:30Ich kann nur sagen, überzeugen Sie sich selbst, Sie können auf www.donaustadt-kultur.at
13:34das gesamte Programm
13:38ansehen und ich glaube, es ist für jeden etwas
13:42Attraktives dabei.
13:48Musik
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14:00Musik