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NewsTranskript
00:00Brennessel, Texter Alfred Eigesreiter zieht heuer wieder eine sarkastische Jahresbilanz 2024.
00:07Wortwitzig, schonungslos, aber immer treffend.
00:11Gemein, aber nicht unhöflich schüttelt er die Gags aus dem Ärmel und rüttelt am Watschenbaum des Landes.
00:17Genießen Sie den ätzenden Spott in der Gewissheit, dass es noch Menschen gibt, denen das Geimpfte aufgeht,
00:23wenn sie sich positive Gedanken über alles Negative in diesem Land machen.
00:29Da plädierte der Don Carlos für einen grünen Verbrennermotor, für die Oma Karenz.
00:36Was ist das wieder? Müssen die Enkeln zur Großmutter ins Heim ziehen,
00:41damit sie dort beaufsichtigt werden können?
00:45Man weiß es nicht. Beim Klimaschutz soll der Hausverstand regieren, sagt er.
00:51Also, da habe ich wenig Hoffnung. Hausverstand? Lächerlich.
00:55Die Intelligenz in diesem Land ist niederschwellig.
01:00Neun von zehn Menschen sind blöd und jeder glaubt, er ist der Zehnte.
01:05Ja, alle Jahre kommt nicht nur das Christkind wieder, sondern auch der Jahresrückblick.
01:10Stoff genug.
01:12Ja, ich habe jetzt schon wieder 20 Minuten rausgeschnitten und jetzt muss ich noch immer ein bisschen was rausschneiden,
01:20weil es ist zu lang.
01:24Aber weil wir gerade von Geronten sprechen, auch in Österreich feierte einen Februar den Achtziger.
01:31Peter Rapp, Hans Dampf, auf allen Sünden.
01:35Er sagt über sich, ich bin in einem Alter, egal bei welchem Friedhof ich vorbeifahre,
01:41sagt mein Navi, sie haben ihr Ziel erreicht.
01:46Jetzt, wenn man so am Jahresbeginn steht und so, macht man sich da Sorgen, dass zu wenig Programm zusammenkommt?
01:52Überhaupt nicht. Ich beginne immer eigentlich mit Anfang Jänner.
01:56Ich will immer jedes Monat dreieinhalb Seiten schreiben, dann habe ich genug Stoff, dann kann ich leicht streichen.
02:02Und ich weiß, es passiert immer was. Das gibt es gar nicht anders.
02:06Kann man sagen, die komödiantischsten Einlagen liefern die Politiker?
02:11Ja, denen passiert das unfreiwillig.
02:14Ich sitze da, weil ich es machen will, aber denen passiert das, wie gesagt, unfreiwillig.
02:18Die wollen das eigentlich gar nicht machen, aber sie blamieren sich doch dauernd.
02:22Ich mache seit 43 Jahren Kabarett, ich habe 53 Programme geschrieben.
02:27Und jedes Jahr sagt man mir, heuer ist es besonders arg, heuer hast du wieder genug Stoff.
02:32Ich habe immer genug Stoff. Das ist kein Problem.
02:36Wenn man das so zurückblickt auf ein Jahr und wenn man das schreibt, was geht einem da hinein vor?
02:40Man ist dann überrascht, wenn man im Juli vielleicht in Jänner liest,
02:44das habe ich wieder alles vergessen. Man muss gleich mitschreiben, sonst geht es nicht.
02:48Ich könnte ja nicht im Oktober beginnen und ich weiß ja nicht mehr, was im Februar dann war.
02:52Man muss gleich mitschreiben.
02:54... wollten Bastis Anwälte den Richter austauschen wegen Voreingenommenheit.
03:00Am liebsten wäre Basti als Richter seinen Freund Brandstetter gewesen,
03:04aber der ist kein Richter und hat obendrein enorme Gehschwierigkeiten durch den vielen Dreck am Steg.
03:14Das heißt mit Jahreswechsel, mit Schlag der Bumerang geht es wieder an?
03:18Eigentlich ja. Hoffen wir wieder auf neue Skandälchen und Blödheiten und die passieren.
03:23Ich mache mir da keine Sorgen. Die sind immer und die wird es auch immer geben, Schätzchen.
03:27Die wird es immer geben, immer. Da habe ich auch kein Problem damit.
03:31Das Superwahljahr nahm seinen Anfang. Salzburg hatte gewählt.
03:37SPÖ freute sich über den ersten Platz, vergießt aber komplett,
03:41dass sie gerade das schlechteste Wahlergebnis seit 1945 eingefahren hat.
03:47Die große Überraschung war die KPÖ Plus. Danke sei Dank.
03:53In Salzburg heißt es nun Marx und Mozart.
03:56Es kam nicht von ungefähr. Der adierende schwarze Bürgermeister Bräuner
04:01sah die roten Morgensonne bereits heraufträumen, dachte sich klammheimlich,
04:08wenn die Basis mir nicht den Rücken stärkt, kann sie mit demselben runterrutschen.
04:13Er machte sich von Ackern. 16% zu verlieren ist auf gut wienerisch Karl-Acherl-Straßen.
04:20Hat man da nicht Angst, dass man dann irgendwann angefeindet ist,
04:23wenn man seine Meinung oder sein Programm darbringt?
04:27Ich bin angefeindet. Ich weiß nicht, ob wir schon überall rausgeflogen sind oder nicht vorkommen.
04:31Das ist ganz klar. Preise sind bei den Brennnesseln auch immer an uns vorbeigegangen.
04:37Ich brauche das auch nicht. Wo soll man das aufs Klo hängen? Interessiert mich nicht.
04:42Aber ich weiß zum Beispiel im ORF, wie oft wir dort rausgeflogen sind oder übergangen worden sind.
04:48Das tragt man vor sich hin. Wir fahren nicht. Das denkt man sich. Ich brauche es nicht.
04:53Wobei das aber ein gutes Zeichen ist.
04:55Es ist ein gutes Zeichen. Zum Beispiel mit den Brennnesseln.
04:58Wir haben ein Jahr vorher gewusst, wo wir spielen.
05:02Wir haben über 100 Mal jedes Programm gespielt. Auch ohne ORF.
05:08Früher waren die Zeitungen dahinter. Wir waren im Kurier und Kronen.
05:13Überall jede Zeitung. Das ist heute nicht mehr. Es gibt kaum noch Kritik in den Zeitungen.
05:18Verständlich, wenn man dem freien Radikalen bei seiner Einmannshow zuhört,
05:22denkt man sich, er ist auf eine Art unsympathisch. Das hat schon wieder Stil.
05:28Nun muss man schon festhalten, wer dem Kiekl im Lande mehr Macht geben will,
05:33der pinkelt auch gegen Elektro-Zäune.
05:36Die ÖVP krummelt auf ein relativ kurzes Niveau von 19% herum mit Luft nach unten.
05:43Auch die SPÖ stolpert durch die Umfragen und hält diese Stolpern für einen Schritt nach vorn.
05:49Die SPÖ kommt mir vor wie ein Kompass ohne Nadel.
05:55Doch der Papsi gibt den Führungssimulator.
05:58Als ich ihn letztens im Radio hörte, dachte ich mir, das ist ein Tiraden-Multi.
06:03Wenn der nur guten Tag wünscht, schweift er locker aus auf 10 Minuten.
06:08Das muss nicht jeder mögen.
06:11Die Roten halten übrigens bei 21%. Das ist nicht viel,
06:15aber wenn ich die Muchi im Fernsehen betrachte, verstehe ich,
06:19wenn sie sagen, sie sind breit aufgestellt.
06:23Für irgendwen. Das ist vorbei. Das ist eine andere Zeit.
06:27Wobei, immer schön, wenn man weiß, man verbirgt sich nicht.
06:30Und das ist, glaube ich, eine gute Geschichte.
06:32Ja, also, ich habe es gern, wenn ein paar Tage pro Abend rausgehen,
06:36da denke ich mir, die hast du jetzt wieder erwischt. Das nehme ich hin.
06:40Ein gutes Zeichen eigentlich.
06:42Für mich ja.
06:44Wunderbar. Wir wissen jetzt, das Jahr geht wieder zu Ende.
06:47Immer dann, wenn wir den Jahresrückblick hier hören,
06:50und es gibt den im ORF, aber der ist uns da lieber.
06:53Das hört man gern. Danke sehr.
06:55Dankeschön.
06:56Aber das ist dem Wilimsky, diesem Radiatraboten, wurscht.
07:00Dem Wilimsky kommen viele Aussagen aus dem Bauch
07:04und nehmen oft den falschen Ausgang.
07:08Geschenk der Wilimskys Hirnverstümmel, das weiß man.
07:12Der Mann ist nicht der Einzige in Europa,
07:15der den Orban als Ratspräsident will.
07:18Aber weil wir gerade beim Entschuldigen waren,
07:21auch Papst Franziskus kocht ebenfalls zu Kreuze.
07:25Er hat sich nämlich gegen die Aufnahme homosexueller Priester ausgesprochen.
07:29Mit der Begründung in den Seminaren, gibt es bereits genug Frocci.
07:34Frocci ist italienische Bezeichnung für Schwuchtel.
07:38Franziskus meinte Ausweichen als Erklärung,
07:41sei italienisch, sei nicht perfekt.
07:45So ist er, der Kliarussin.
07:47Adelige, die Welt verlassen hat, die TV-Stationen hochkonjunktur.
07:51Auch beim Lugner Begräbnis war das egal.
07:54Doch wenn ein Volksgenoss ins Wahlhalle eingeht,
07:58da ist die Partei sensibel.
08:00Sowas interessiert den Bodensatz des Wahlvolkes überhaupt nicht.
08:0429 Prozent machten bei der FPÖ das Kreuz,
08:08wohl wissend, dass es einen Haken hat.
08:11Ja, so haben die Systemparteien die rote Karte bekommen.
08:15Amüsant war Wahlsonntag.
08:17Bei den Interviews der Parteichefs,
08:20da plauderten die vier Verlierer miteinander
08:23und der Wahlsieger stand traurig daneben.
08:26Von allem ignoriert.
08:28Mir kam es vor, wie bei der XXLutz-Werbung.
08:31Vor den Wahlen, als die Kinder lustig spielten und sangen,
08:34der Wahlkampf ist ein Kindergarten.
08:38Der kleine Herbert saß mit übergroßen Brillengläsern,
08:42lieblos am Schaukelpferd und außenseiterte vor sich hin.
08:46Es könnte ein Bürgersieg für Kickel werden,
08:49als ist es ein Sieg, der praktisch einer Niederlage gleichkommt.
08:53Meinl Reisinger traf es auf den Punkt, als er sich ändern kann.
08:57Den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
09:00Die Weise, das eine vom anderen zu unterscheiden.
09:03Ich danke Ihnen.
09:07Copyright WDR 2021