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Das Stück des Schweizer Autors Marc Späni führt uns in die Familie von Viktor, seiner Frau Barbara und ihren Kindern Nadine und David und thematisiert hochbrisante Entwicklungen auf dem Gebiet der Medizin. Kryogentik Chance oder Geschäft mit der Hoffnung im Stück wertfrei und tiefgründig dargestellt, mit tollen schauspielerischen Leistungen und einer fantastischen Inszenierung von Michaela Ehrenstein. Ein Abend mit explosivem Diskussionspotential. Am 25., 31. Oktober und 2. November findet im Anschluss an die Vorstellung ein Publikumsgespräch zu dem Thema statt.
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Transkript
00:00Das Stück des Schweizer Autors Marc Spany führt uns in die Familie von Victor, seiner Frau Barbara
00:10und ihren Kindern Nadine und David und thematisiert hochbrisante Entwicklungen auf dem Gebiet der
00:15Medizin. Cryogenik Chance oder Geschäft mit der Hoffnung im Stück wertfrei und tiefgründig
00:21dargestellt, mit tollen schauspielerischen Leistungen und einer fantastischen Inszenierung
00:25von Michaela Ehrenstein. Ein Abend mit explosivem Diskussionspotenzial. Am 25.01. und 30.10. und
00:352.11. findet im Anschluss an die Vorstellung ein Publikumsgespräch zu dem Thema statt. Victor,
00:40zweifacher Familienvater und Unternehmer, leidet an einer Krankheit, die ihm eine Lebenserwartung
00:46von noch maximal 16 Monaten prognostiziert. Aber die Medizin arbeitet mit Hochdruck an
00:53der Entwicklung einer Heilmethode, die in wenigen Jahren umsetzbar sein soll.
00:57Victor setzt sich mit der Stiftung Lazarus in Verbindung.
01:22Wir provozieren einen Herzstillstand, führen unmittelbar danach die Vitrifikation durch und
01:32setzen den Körper in Suspension. Die Stiftung Lazarus arbeitet mit Sterbehilfeorganisationen
01:39zusammen, allerdings nur aus gesetzlichen Gründen, denn auch wenn die Provokation
01:45eines Herzstillstandes nichts mit Freitod zu tun hat, unsere Patienten wollen ja gerade das
01:51Gegenteil davon. Ein interessantes Thema, ein interessantes Stück, oder? Das kann man wohl sagen.
01:57Es ist auch nicht einfach, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Also für viele ist es sicher
02:03schwierig, für manche ist es vertraut, je nachdem, wo man steht. Zu Beginn habe ich wirklich geglaubt,
02:08er flüchtet in die Hoffnung, so wie viele machen, wenn sie unheilbar krank sind. Aber da geht es um
02:14ganz was anderes. Nein, es geht um ganz was anderes und ich bin also wirklich begeistert,
02:19wie großartig er das ist und sensibel, weil das ist doch ein sehr heikles Thema. Das kann sehr
02:26schnell irgendwo hinrutschen. Ich finde es toll. Es ist eine solche Klarheit drinnen. Also bis jetzt
02:35ist das sehr gut gelungen, muss ich sagen. Als Schauspieler, Schauspielerin, wie stellt man sich
02:41auf so eine Rolle ein? Das ist ja, glaube ich, nicht einfach. Naja, ein Schauspieler stellt sich natürlich
02:48auf Situationen meistens ein, die dem Leben entsprungen sind. Aber ich denke, wenn man sich
02:57privat mit diesem Thema schon mal auseinandergesetzt hat, dann findet man möglicherweise einen leichteren
03:05Weg dazu. Und ich finde, es ist ein so privates Thema, dass ich es sehr bewundernswert finde, dass
03:11man, ich finde es gut, dass man über dieses Thema spricht, weil es ist schon, passiert ja alles immer
03:17wieder. Ich finde es großartig, es einfach so klar aussprechen zu können. Die Varianten, die
03:26vielen Möglichkeiten, die man hat, wenn man damit konfrontiert wird. Das finde ich also faszinierend
03:36und ich finde es toll. Die erste Halbzeit ist gefühlt nicht schnell vorbeigegangen. Es war so
03:41packend. Ja, also ich finde, ich war so dran, dass ich es jetzt wirklich schade gefunden habe, dass
03:47eine Pause stattfindet. Denn jetzt war ich gerade so mittendrin in dieser Spannung. Aber werden wir
03:54sehen, wie es weitergeht. Also das ist auch natürlich offen. Erst als sich herausstellte, dass die Krankheit
04:01unheilbar ist. Noch unheilbar ist sie. Ja, ja, aber erst war es schon ein Schock. Nicht wahr? Oh ja, das war es, so ganz aus dem Nichts heraus. Ich hatte zufälligerweise
04:15von der Stiftung Lazarus gehört, aber auf der Suche nach alternativen Behandlungen war es nicht. Naja,
04:21es ist nicht etwas, was man, wie soll ich sagen, wir waren... Im ersten Moment ist man... Erschrocken, wir waren erschrocken.
04:29Sehr unter die Haut gehendes Thema. Absolut, weil das ist definitiv ein Thema, das uns alle was angeht.
04:37Weil die einzige Realität oder eigentlich die einzige Sicherheit, die wir im Leben haben, ist,
04:43dass wir irgendwann mal sterben werden. Und das ist unbequem, aber irgendwann mal muss man drüber
04:50nachdenken. Und gerade so Situationen mit Krankheiten natürlich verändern den Blickwinkel. Und da auch,
04:57wie gesagt, ich habe es auch schon gesagt, es ist, als ob man das Gefühl gehabt hat, am Anfang erflüchtet
05:01sich in die Hoffnung, so wie viele es machen. Das ist aber in dem Fall nicht so. Nein, nein, das ist
05:06gar nicht. Das ist ein liebender Vater, der das macht, weil er glaubt, wir wissen ja nicht, wie
05:11die Sache weitergeht, aber er glaubt, er macht das für seine Familie. Und so gesehen ist das auf
05:20jeden Fall ein schöner liebender Grundgedanke. Absolut. Und er schenkt aber 16 Monate von
05:24seinem Leben her. Ja, ja. Es ist ja gerade erst Pause. Wir wissen nicht, wie es ausgeht. Und
05:35natürlich, das ist auch das, was der Sohn in Frage stellt, ob das richtig ist, dafür 16 Monate, die
05:42man sicher hätte, auf die zu verzichten. Ich würde einmal sagen, auch vom Autor sehr, sehr feinfühlig
05:49gemacht. Ja, ja. Er schenkt sich nichts und dem Publikum auch nichts. Dann bleibt uns nur
05:59meines überzuwarten, wie es das Stück ausgeht. Genau. Danke.
06:02Wir sind seine Familie und nicht diese Leute. Wie sind denn die Prüfungen gemacht? Wann kriegst du Bescheid?
06:12Wem interessiert das? Papa kriegt das auf jeden Fall nicht mehr mit.
06:15Jetzt für mich eine wichtige Frage, wenn man sich diesen Thema stellt, das ist ja nicht
06:25unbedingt so einfach, oder? Es ist nicht einfach, aber ich denke, dem Thema Tod und Sterben muss
06:32sich jeder stellen. Das ist natürlich ein interessanter Aspekt, das Leben ruft, das in die
06:38Leute. Insofern ist es ein wirklich interessanter Zugang, einmal Sterben und Tod von der Seite zu
06:48betrachten. Gibt es eine eigene Vorbereitung? Ich glaube schon, dass das dann irgendwann ein bisschen
06:55hochkommt. Vorbereitung in dem Sinn, ich habe selber mal eine Diagnose bekommen, eine Fehldiagnose,
07:03Gott sei Dank, dass ich nur noch fünf Wochen zum Leben habe. Und es war Gott sei Dank eine
07:10Fehldiagnose, aber da habe ich mich sehr mit dem auseinandergesetzt und auch mit aktiver
07:13Sterbehilfe. Ich habe einen guten Zugang zu dem Thema. Schön, dass der Schluss offen bleibt. Ja,
07:21das finde ich auch. Jetzt die Gartin Eber, da werde ich so ganz schlau, was sie darstellt,
07:28was in ihr vorgeht. Sie klammert sich halt wirklich an diese Hoffnung und vielleicht ist
07:37es schon auch einem geliebten Menschen beim Verfall und Sterben zuzuschauen, ist hart. Und vielleicht
07:46ist es schon auch so eine gewisse Flucht, dass man sagt, das will man sich jetzt nicht geben. Das
07:54würde sie sich vielleicht gar nicht eingestehen, dass es so ist. Aber ich glaube an die Medizin und
08:02das wird schon und so. Sie weiß ja nicht, dass er gar nicht daran glaubt und dass er es wirklich
08:10für die Familie tut. Aber ja, ich hoffe, dass das ... Es ist eine Flucht für alle wahrscheinlich.
08:17Es ist eine gewisse Flucht. Weil es nicht hundertprozentig ein vager Hoffnungsstrahl bleibt,
08:22dass es vielleicht doch nicht für immer ist. Meistens trifft es natürlich dann die Kinder.
08:26Jetzt die Tochter, die reagiert, glaube ich, ziemlich zum Schluss erst darauf. Ja, also sie
08:36versucht halt, das alles ein bisschen auszublenden, weil dieser Prozess bis dahin einfach so schwer ...
08:42Also das alles, was danach ist, das ist sowieso etwas, was alle irgendwie durchmachen. Aber das
08:48Vor, das Wissen und mit dem Konfrontiertsein, sie will es am liebsten eigentlich ausblenden und
08:56sich damit so wenig wie möglich beschäftigen. Selbstschutzen? Natürlich, Selbstschutz. Man
09:03kann es nicht ändern, aber man ist trotzdem die ganze Zeit diesem Thema ausgesetzt. Und das ist
09:08halt natürlich auch mit dieser Feier, die da veranstaltet wird, nochmal zusätzlicher Druck,
09:12weil dann natürlich noch mehr Leute rundum sind, die alle einen darauf hinweisen,
09:18dass das passiert. Und ganz gleich, ob man daran glaubt oder nicht, ist es natürlich ein furchtbar
09:24harter Prozess, weil man sich natürlich auch richtigerweise gewisse Fragen stellt,
09:30wie es dann weitergehen soll. Und am liebsten, sie will eigentlich gar nicht darüber nachdenken,
09:35weil der Moment kommt sowieso und dann kann man sich immer noch damit auseinandersetzen. Aber
09:39die Zeit davor würde sie eigentlich am liebsten nur so gut wie möglich...
09:45Ich glaube, so würde es jedem gehen.
09:46Bitte?
09:47So würde es, glaube ich, jedem gehen, in der Zeit, die das wartet.
09:50Genau.
09:50Bevor wir jetzt zum Skeptiker kommen, der recht hat, kommen wir zum anderen Sohn,
09:55also zum Sohn, der von Haus aus eigentlich gar nicht einverstanden ist damit.
09:59Ja, also dem seine Meinung ist sehr klar. Und sein Problem ist auch, dass er mehr oder weniger
10:06alleine steht mit der Meinung, obwohl er sucht schon, zum Beispiel versucht er eben bei seiner
10:10Schwester herauszubekommen, was die jetzt davon denkt. Und eigentlich fühlt er schon,
10:14dass sie auch dagegen ist. Aber sie spielt dieses Spiel eben mit. Und mit der Mutter
10:18kommt er eben auch nicht an. Mit dem Vater will er auch diskutieren. Also er steht eigentlich
10:22wirklich in seiner Sicht alleine gegen die Welt. Also da versucht er eben auch wirklich ein Gespräch
10:27mit der Vertreterin zu sprechen. Das ist... Er ist eine tragische Figur in dem Ganzen.
10:34Meinst du, dass die Sache nicht funktioniert?
10:40Die Sache mit der Kriostase?
10:42Ja.
10:45In einem Raum einer Sterbehilfeorganisation gibst du dir selbst ein Medikament,
10:56um einen Herzstillstand zu provozieren. Genau wie all die Menschen, die so sehr leiden,
11:02dass sie nur noch sterben wollen. Einfach sterben.
11:05Jetzt von Haus aus gesagt, das ist Humbug. Aber nicht durchkommen.
11:11Also ich war 13, als ich zum ersten Mal von dieser Methode hörte, durch einen Dokumentarfilm in den
11:191970er Jahren. Als mich die Michi, die Michi Ehrenstein, die Chefin vom Theater, mir das
11:26Angebot hat, war ich sofort begeistert, weil mich das an meine Teenagerzeit erinnert.
11:32Ja, nicht eingeholt, aber...
11:35Erinnert.
11:36Ja, auf jeden Fall. Und als ich dann den Text hatte, beziehungsweise den Inhalt kannte,
11:42dachte ich, ich bin der Gegenpart von der Geschäftsverkäuferin. Da muss ich jetzt
11:51voll reinhauen. Aber die Regisseurin hat alles wieder... Ich bin ganz brav und ganz leise.
11:59Also aus meiner Sicht, obwohl das Publikum sagt, nein, ist gut. Aber ich hätte gedacht,
12:06ich müsste sie jetzt zusammenhauen, weil sie so überzeugend war, schon bei der ersten Probe.
12:10Steffi, komm.
12:12Betrüger sind das. Verdienen sich mit ihren Lügen eine goldene Nase. Mit Hoffnung,
12:19an die sich die Familie klammert. Sie nennen es Suspension. Aber seien wir ehrlich,
12:29in Wahrheit ist es aktive Sterbehilfe.
12:34Ist das ehrlich gemeint? Oder ist das wirklich Geschäft?
12:39Für die Figur. Beides. Es ist ja eine Berufung. Es ist auf alle Fälle eine Figur,
12:47die sehr stark an die Wissenschaft und die Medizin glaubt. Aber auch eine gewisse
12:56persönliche Ebene hat. Also es kommt ja auch vor, sie haben strenge Reglemente bezüglich
13:02dieser ganzen Prozedur mit provoziertem Herzstillstand und so. Gleichzeitig hat sie
13:11eben diese Familie für über ein Jahr begleitet. Und irgendwo schwingt das schon auf,
13:18so das Gefühl mit... Also irgendwo auch, jedenfalls bei mir war so der Hintergedanke,
13:23so gleich in der ersten Szene, geht man auf Nummer sicher, dass das alles funktioniert?
13:27Und dann schwingt somit, okay, ich spiele jetzt sein Spiel, das Spiel von Viktor mit und mache
13:36diese Prozedur in dem Wissen, dass er seine Familie an diesem Abend zum letzten Mal sieht.
13:42Also aber auch als irgendwo eine emotionale Herzensangelegenheit, weil genau diese Geschichte
13:50schwer ist. Und ich glaube, diese Figur glaubt sehr stark an die Kronik, weil sie einfach weiß,
13:56wie schmerzhaft Abschiede sein können, wie schwer es sein kann, wenn ein Mensch leidet,
14:03ein Geliebter und dann nicht mehr da ist und wie schwer Sachen, die ganze Abwicklung rundherum und
14:09da die Hoffnung zu geben. Also Lazarus gibt ja nicht nur Zeit und Zukunft, sondern auch Hoffnung
14:16und da den Menschen die Hoffnung geben. Also ich glaube, da ist Michelle schon sehr stark
14:21Befürworter. Also nicht nur das Geschäft mit der Hoffnung. Nicht nur das Geschäft mit der Hoffnung.
14:27Ich muss sagen, wirklich ein fantastisches Stück, wunderbar so feinfühlig herübergebracht. Also das
14:33ist ein Thema, da kann man wirklich schon ganz schön daneben greifen, aber es war wirklich von
14:38allen so wunderbar rübergebracht und ganz eine tolle Sache. Und unseren Zuschauern unbedingt
14:43anschauen. Dummelt euch, so lange es noch läuft. Das muss man sich anschauen. Das ist am 2. November,
14:47bis 2. November. Also dann wirklich schnell.
14:49Allerheiligen, passt sehr gut.
14:51Ja genau, da sage ich recht herzlichen Dank. Es war wirklich ganz, ganz toll.
15:13Vielen Dank.

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