• vor 4 Wochen
ES IST JA NICHT FÜR IMMER eine Nachbetrachtung eines wunderbar umgesetzten Stück mit explosivem Diskussionspotential in der Freien Bühne Wieden. Wir sprachen mit Dr. Walter Heckenthaler und Michaela Ehrenstein welche die Regie führte, über Kryotechnik, den Tod die Hoffnung und das Loslassen aber auch über das nächste Stück in der Freien Bühne Wieden
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Transkript
00:00Es ist ja nicht für immer eine Nachbetrachtung eines wunderbar umgesetzten Stück mit explosivem
00:09Diskussionspotential in der freien Bühne Wieden.
00:13Wir sprachen mit Dr. Walter Heckenthaler und Michaela Ehrenstein welche die Regie führte,
00:18über Kryotechnik, den Tod die Hoffnung und das Loslassen aber auch über das nächste
00:23Stück in der freien Bühne Wieden.
00:26Viktor, zweifacher Familienvater und Unternehmer, leidet an einer Krankheit, die ihm eine Lebenserwartung
00:32von noch maximal 16 Monaten prognostiziert.
00:35Aber, die Medizin arbeitet mit Hochdruck an der Entwicklung einer Heilmethode, die in
00:41wenigen Jahren umsetzbar sein soll.
00:44Viktor setzt sich mit der Stiftung Lazarus in Verbindung um sich einfrieren zu lassen.
00:55Ich bin praktischer Arzt gewesen, Kassenarzt in Rheinsdorf, in der Südstadt, Hausarzt,
01:02lebensbegeitend.
01:03Und was mich fasziniert hat, ist das so anhand einer fiktionalen Therapie, wie es hier genannt
01:08wird, also diese Möglichkeit sich einfrieren zu lassen, wie ich dann ein bisschen recherchiert
01:15habe, ist es nicht mehr so fiktional, wie ich es ursprünglich geglaubt habe, aber wie
01:23diese menschliche Problematik abgehandelt wird.
01:26Wir sind jetzt hier bei einem wunderbaren Stück und heute habe ich jemanden berufen,
01:32wir haben auch diese Diskussion vorher gehört, oder das Publikumsgespräch, jetzt als Mediziner,
01:38wie steht man generell einmal zu dieser Sache oder persönlich?
01:41In diesem Stück wird die Thematik Tod, Sterben, Umgang mit sehr schwerer Krankheit, mit einer
01:52voraussehbaren Lebenserwartung sehr gut thematisiert.
01:57Die Methode, die angeboten wird, die Cryonik, dass man sich einfrieren lässt und wieder
02:03aufgetaut wird, um dann vielleicht nach einigen Jahren die Fortschritte der Medizin zu genießen,
02:09weil die sich weiterentwickelt hat und manche Krankheiten dann besser behandelbar sind, sind
02:14derzeit noch sehr fiktional, obwohl es gibt nicht nur in den USA und in Russland Firmen,
02:21die das anbieten, sondern seit einigen Jahren auch in Deutschland, die ihre Kunden in der
02:27Schweiz lagern in flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad.
02:32Also das halte ich wirklich für nicht sehr wahrscheinliche Zukunftsmusik.
02:39Was mich fasziniert hat in diesem Stück ist das Aufzeigen der menschlichen Reaktionen
02:47mit so einer Situation, dass die Betroffenen sich gegenseitig manchmal etwas vormachen,
02:56um sich gegenseitig zu schonen.
02:58Jeder weiß eigentlich, wie es weitergeht und versucht, irgendein Lügengebäude aufrecht
03:03zu erhalten.
03:06Manchmal bin ich langjähriger praktischer Arzt gewesen und habe das auch immer wieder
03:11erlebt und habe gesagt, bitte dreht es miteinander.
03:14Das Miteinanderbewältigen einer Situation ist wesentlich leichter, auch wenn es traurig ist
03:20und wenn man weint, man kann aber lachen miteinander.
03:23Es hat Lebensqualität, ganz einfach.
03:26Es ist in dem Stück, so wie es in der Diskussion immer die Frage, was wäre, wenn und für jede
03:32Entscheidung gibt es ein weiteres Universum, wo die Sachen so gehen.
03:36Das, was aber auch im Stück total vergessen wird, ist, wie wertvoll nehmen wir Zeit.
03:42Sagen wir jetzt, wir frieren jemanden ein, in der Hoffnung, dass er irgendeinen erlebt,
03:47ohne dass wir wissen, was es ist, oder wollen wir qualitätvoll 16 Monate mit der Person
03:52umbringen.
03:53Der Sohn hat nicht die Zeit genutzt vorher, um mit den Eltern zu sprechen, wie es ihm
03:57geht und jetzt am Tag davor, wo eigentlich nicht mehr der Moment ist, dass er das zur
04:04Frage bringt, kommt halt alles raus.
04:07Ich glaube, das Loslassen ist, glaube ich, auch gemeinsam leichter.
04:11Das Loslassen ist auf alle Fälle gemeinsam leichter, also das sich gegenseitig stützen,
04:16um mit einer Situation fertig zu werden und eine Situation zu akzeptieren.
04:21Der Tod als solches ist eben unvermeidlich, das ist ganz klar.
04:26Die Medizin hat uns Gott sei Dank viele Möglichkeiten gegeben, Krankheiten zu heilen, zu lindern,
04:33aber auch die ist manchmal am Ende und manchmal muss man dann auch Abwägungen treffen, was
04:41kostet eine Therapie an Lebensqualität, also bei sehr schweren Chemotherapien zum Beispiel,
04:51und was bringt sie dann letztendlich, wenn die Lebenserwartung eigentlich der Erfahrung
04:57nach, auch das ist ein sehr problematisches Thema, wie schätzt der Mediziner oder die
05:03Medizinerin die Lebenserwartung ein, das ist oft eine Hausnummer, aber für eine relativ
05:11absehbare kurze Zeit zahlt sich es da ein, außen noch mit sehr schweren Medikamenten
05:16die Lebensqualität so zu beeinträchtigen, dass der eigentlich von dem Lebensgewinn von
05:2014 Tagen, drei Wochen eigentlich nichts hat und Sterben in Würde ist so ein Schlagwort,
05:28aber das hat schon etwas auch und das Akzeptieren, dass man sich verabschieden muss, dass man
05:34loslassen muss, wie Sie richtig gesagt haben, ist etwas, was vielleicht ein bisschen mehr
05:40in der Gesellschaft verankert werden sollte auch und darum bin ich sehr dankbar über
05:44dieses Stück, weil es genau diese Themen auf die Bühne bringt und ein Anreiz sein
05:51soll, sich damit auseinanderzusetzen.
05:53Ich glaube, es wäre schade, dass das jetzt nicht zu Ende geht, das Stück, ich glaube,
05:58man sollte es sich wirklich ansehen und dann seinen eigenen Gedanken darüber machen, es
06:02geht da gar nicht darum, weil es wird auch nicht gewertet in dem Stück, sondern es wird
06:05einfach die Situation dargestellt und das ist das Schöne.
06:09Genau, es sind sehr menschliche Reaktionen auch und ich habe, wie ich es gelesen habe,
06:14ich habe mir gedacht, ja, spannendes Stück und wie ich es gesehen habe, ich war sowas
06:18von berührt, ich habe Beklemmungen gehabt, also gerade im zweiten Teil, weil diese existenzielle
06:26Not der Betroffenen so gut gespielt ist und dargestellt ist und so der meiner erlebten
06:32Realität entspricht, also ich war ja sehr, sehr betroffen.
06:37Wunderbar.
06:39Dann sage ich recht herzlichen Dank, es ist wirklich ein endloses Thema und ich glaube,
06:42es zahlt sich auf jeden Fall aus, dass man sich damit auseinandersetzt.
06:44Auf alle Fälle.
06:45Kann ich nur unterstützen und gerade jetzt zu dieser Zeit aller Heiligen, aller Seelen
06:51ist es ein Thema, wo man sich mit Tod und Krankheit auseinandersetzen soll und sich
06:56Gedanken machen soll.
06:58Patientenverfügung ist eine Möglichkeit, sich nur mal spielerisch damit, war da halt
07:04Spielerisch, das ist das falsche Wort, aber das sage ich schon recht herzlichen Dank.
07:12Wir haben ja beim letzten Mal gar nicht die Gelegenheit gehabt, mit dir zu plaudern, zu
07:16sprechen.
07:17Ich muss jetzt das Kompliment wirklich noch einmal geben.
07:20Es ist ein fantastisches Stück, es ist wunderbar inszeniert und was mir bei diesem Stück so
07:25wunderbar gefällt, man hat nie das Gefühl, es wird gewertet, sondern es kann ja jeder
07:29sich selbst fragen, wie würde ich reagieren?
07:32Das heißt, das ist etwas Tolles, was oft bei diesen Stücken nicht passiert.
07:36Ja, ich glaube auch wirklich, dass das eine Qualität dieses Stücks ist, dass es auch
07:40durch diese Rückblenden, Monologe die Möglichkeit gibt, hinter die Fassade zu sehen und zu schauen,
07:48wie geht es den jeweiligen Protagonisten damit und der Zuschauer, die Zuschauerin kann sich
07:54selbst ein Bild machen und das auf sich wirken lassen und wahrscheinlich dann schon Partei
08:00ergreifen.
08:02Ja, aber es zeigt verschiedene Reaktionen auf diese Situation.
08:08Jetzt ist es ja ein wirklich heikles Thema, kann man schon sagen.
08:12Also ich würde es mir nicht machen lassen, ich persönlich, weil ich einfach gar nicht
08:16denke, was wäre dann, aber was ganz toll ist bei diesem Stück, dass die Familie nicht
08:21ganz wirklich zurechtkommt, dass sie auch nicht miteinander reden oder wend und zu spät
08:25reden.
08:27Ja, ich glaube, jeder versucht, den anderen zu schützen und für ihn vermeintlich das
08:32Beste zu machen, zu wollen, wie das eigentlich sehr häufig ist im Leben, also nicht nur
08:36in so einer Ausnahmesituation und dann ist es vielleicht gar nicht das, was der andere
08:41wirklich wollte, wie man das an den Reaktionen eben im Stück sieht.
08:46Jetzt gab es heute die Möglichkeit, mit einem Arzt zu plaudern, war wirklich sehr interessant,
08:51man hat dann wirklich die unterschiedlichsten Meinungen gehört, aber es geht eigentlich,
08:54glaube ich, alles bis jetzt, was ich so verstanden habe, geht eigentlich dahin, man
08:58soll, wenn es soweit ist, einfach die Zeit nützen und ich glaube, das ist, glaube ich,
09:02eine wichtige Sache.
09:03Das ist sicher auch eine schöne Botschaft und ich gebe aber zu, dass es bestimmt so
09:10ist, wenn der Krankheitsverlauf problematisch ist, dass man sich dann eben schon unter Umständen
09:16auch noch eine andere Möglichkeit sehnt, die aber im aktuellen Fall ja, wenn die Diskussion
09:22eben aktive Sterbehilfe wäre und dieses Stück geht ja nochmal über das hinaus oder
09:28in eine andere Richtung und thematisiert eben den Fortschritt der Wissenschaft, der Medizin
09:34und wo da vielleicht dann Grenzen überschritten sind oder welche Konsequenzen man mitbedenken
09:39muss auf philosophischer, theologischer, menschlicher, moralischer Ebene, also das ist ein weites
09:47Feld.
09:48Wunderbar.
09:49Das bedeutet nicht, und das ist wunderbar dabei, es ist schade, dass es nur einmal gespiegelt
09:53wird.
09:54Das musste man einfach sehen, würde ich jetzt einmal sagen.
09:57Es war auch interessant, dann im Anschluss die Diskussionen.
09:59Jetzt geht es aber schon wieder an das nächste Stück und wir stehen nicht ganz grundlos
10:04vor diesem Bild.
10:05Ja, die Dinge meiner Eltern, also ich finde das ein ganz wunderbares Stück, das ich auch
10:11schon längere Zeit auf dem Plan habe und jetzt ist es soweit und ich freue mich sehr
10:17darauf und wir proben auch schon, also Markus Ganser führt ja Regie und es ist auch ein
10:23Stück, das, glaube ich, die Leute sehr mögen werden, weil es menschlich so viele verschiedene
10:29Aspekte zutage fördert, man kennt viele Situationen selbst und es ist mit ganz vielen Emotionen
10:37behaftet, es hat Gefühl, es hat aber auch sehr viel Humor und sehr viel Menschlichkeit
10:45einfach und das ist doch was Schönes am Plan.
10:47Ist das auch ein bisschen so das Aufarbeiten?
10:48Das Aufarbeiten, also die Ausgangssituation ist, eine Tochter und eigentlich sind sie
10:56aber insgesamt vier Schwestern, wird von den Schwestern dazu auserkoren, jetzt den Elternhaushalt
11:02sozusagen aufzulösen und was ihr da alles eben unterkommt und mit welchen Schwierigkeiten,
11:11aber vielleicht auch schönen Momenten sie da zu tun hat, darum geht es eben in dem Stück.
11:15Und es kommen aber eben auch die anderen Schwestern zu Wort und man hört auch, was die Mutter
11:19sagen würde und der Vater, weil sie das ja alles sozusagen da jetzt noch mal auch erlebt.
11:27Ja und das ist alles, ich finde es ein wirklich gut geschriebenes Stück, ich freue mich sehr darauf.
11:34Wunderbar, wie uns auch.
11:35Wir werden auch kurz davor einmal vorbeischauen bei einer Probe, damit wir unseren Zuschauern
11:41schmackhaft machen, dass unbedingt daherkommen, es ist wirklich jedes Mal ein Erlebnis hier
11:46in der freien Bühne Wien, es ist wirklich eine wunderbare Location und wunderbare Stücke.
11:51Ja, vielen Dank, also danke für diese schöne Einführung und ja dann werde ich mich zusammenreißen,
11:58dass ich bei den Proben schon gut bin, wenn die Aufnahmen passieren.
12:01Unbedingt.
12:02Also wir spielen es ab 26.
12:03November und haben dann einzelne Termine, es ist ja gut, dass wir so früh eben schon
12:08darüber berichten können, weil es geht ja dann schon ein bisschen in die Vorweihnachtszeit hinein
12:12und da haben die Leute ja naturgemäß auch immer ganz viel zu tun, aber sie sollten sich
12:17schon auf diese acht Termine, die wir insgesamt spielen, vorbereiten.
12:21Den Weihnachtsstress vielleicht dadurch ein bisschen entschleunigen.
12:25Absolut eine Möglichkeit, es eignet sich auch wirklich gut, auch wieder vielleicht
12:30für einen gemeinsamen Familienbesuch oder eben mit Freunden, das ist auch ein Stück,
12:35dass man, glaube ich, sehr schön im Anschluss an die Vorstellung auch noch ein bisschen
12:39nachklingen lassen kann, besprechen kann und es hat auch ein bisschen was Vorweihnachtliches,
12:43würde ich schon sagen.
12:44Wunderbar, also dann gibt es gar keinen Grund, nicht herzuschauen, findet man alles auf der
12:49Webseite, nähere Informationen, auch die Karten kann man über die Webseite bestellen.
12:53Gut, werden wir einblenden und wir freuen uns schon, wenn wir vorbeikommen dürfen.
12:58Ich freue mich auch auf bald, es ist ja schon bald soweit.
13:01Genau, danke.
13:02Dankeschön.

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