• vorgestern
Die Geschichte geht zurück ins Frühjahr 2003. In einem
Chemnitzer Einfamilienhaus in guter Waldrandlage stirbt ein
49-jähriger Familienvater. Die Polizei stellt große Mengen
Alkohol im Blut des Toten fest und geht aufgrund der Aussagen
der Ehefrau von einem Unfall oder Suizid aus.

Knapp 18 Jahre
später verwickelt die Tochter des Toten ihre Mutter in ein
Gespräch, das sie heimlich aufzeichnet. Di
.....

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Transkript
00:0117 Jahre nach dem vermeintlichen Suizid eines Mannes
00:06wirft ein heimlich aufgezeichnetes Gespräch ein neues Licht auf den Fall.
00:11Ein alltägliches Gespräch zwischen Pfanne und Herd
00:15wurde dort berichtet, wie man einen Menschen zu Tode gebracht hat.
00:20Es offenbart sich eine tief zerrüttete Familie.
00:25Wenn ich meine Kindheit zusammenfassen soll,
00:27dann muss ich sagen, es ist ein einziger Abgrund.
00:31Gewalt, Manipulation, Gier.
00:34Und eine Mutter im Gefängnis, die sich für unschuldig hält.
00:39Ich habe jedes Tier aufgebabbelt oder nach mir bemüht.
00:45Ich bin nicht in der Lage, einen Menschen umzubringen.
00:49Doch die Fakten sprechen gegen sie.
00:53Das war hier tatsächlich ein offensichtlich vollzogener Giftmord.
01:09Ein Bild aus offenbar glücklichen Zeiten.
01:13Annelie und Hans-Joachim König aus Chemnitz im Nordsee-Urlaub.
01:17Hans-Joachim ist gelernter Maschinenbauingenieur,
01:19hat nach der Wende aber seinen Arbeitsplatz verloren.
01:232003 versucht er sich als selbstständiger Versicherungsvertreter.
01:30Seinen Arbeitsplatz befindet sich im Keller des Einfamilienhauses in Chemnitz-Ebersdorf.
01:42Eines Abends, so ergeben es später die Ermittlungen,
01:46bereitet ihm Annelie ein Pfefferminzeis zu.
01:53Eine willkommene Stärkung für die lästige Arbeit am Computer.
01:57Seit Wochen läuft es schlecht mit seinen Versicherungen.
02:01Es kommen kaum Provisionen rein.
02:05Hans-Joachim wird schläfrig.
02:08Er trinkt weiter Alkohol und bricht zusammen.
02:13Gegen 22 Uhr stirbt er.
02:20Früh bin ich aufgestanden.
02:23Es war sicherzeitig.
02:26Da war Licht überall in den Zimmern, Musik.
02:30Da bin ich ins Untergeschoss gegangen.
02:33Da hat er seinen Schreibtisch gehabt.
02:36Da lag er im Prinzip vor der Tür.
02:39Auf dem Rücken.
02:42Da habe ich gedacht, dass er noch schläft, ohnmächtig ist.
02:46Da habe ich ihn gerufen, hat aber nicht reagiert.
02:50Ob ihr Mann überhaupt noch lebt,
02:53überprüft Annelie König offenbar nicht.
02:56Obwohl sie einmal als Arzthelferin gearbeitet hat.
03:00Der alarmierte Notarzt führt eine äußere Leichenschau durch.
03:04Auf der Todesbescheinigung notiert er,
03:07Todesursache nicht sicher feststellbar.
03:10Hier das Original.
03:13Etwa um 8.30 Uhr treffen eine Ermittlerin und Kriminaltechniker
03:18ein.
03:21Auch ein Rechtsmediziner ist vor Ort.
03:24Im vorläufigen Polizeibericht heißt es,
03:27ein Suizid mittels Medikamenten sei nicht auszuschließen.
03:31Im Gespräch mit der Kommissarin erklärt Annelie König unter Tränen,
03:36dass ihr Mann alkoholabhängig war.
03:39Hätte sogar heimlich Desinfektionsmittel getrunken.
03:43Sie selbst sei am Vortag nach einer Krebsoperation
03:47aus dem Krankenhaus gekommen und früh ins Bett gegangen.
03:51Die Ermittler glauben ihr.
03:54Es ergab sich,
03:56dass Hans Joachim König um eine Person als Geschädigten handeln musste,
04:01die sehr dem Alkohol zusprach, die also sogar alkoholkrank war.
04:05Zum Teil wirklich harte alkoholische Getränke zu sich genommen hat.
04:09Und eben dort, wo er aufgefunden worden war,
04:12sich augenscheinlich dann zu Tode getrunken hat.
04:16Beerdigt wird Hans Joachim König
04:19in einem Urnengemeinschaftsgrab auf dem städtischen Friedhof Chemnitz.
04:24Zwar stellen sich einige Menschen Fragen,
04:28doch genauer untersucht werden die Todesumstände nicht.
04:4017 Jahre später.
04:43Staatsanwaltschaft Chemnitz.
04:46Zielstrebig betritt die Tochter von Hans Joachim König die Behörde.
04:53Es gehe um ein schweres Delikt, sagt sie.
04:57Sie wolle einen Staatsanwalt sprechen.
05:01Ohne zu wissen, wer die Frau ist,
05:04hört sich ein Oberstaatsanwalt ihr Anliegen an.
05:10Da ist man natürlich dann erst mal im Misstrauisch,
05:14bleibt natürlich höflich und hört sich das erst einmal an.
05:18Aber bis dann diese Person ein Handy gezückt hat
05:22und dort etwas abgespielt hat, was dann doch Anlass gab,
05:31das Ganze wirklich sehr, sehr ernst zu nehmen.
05:37Die Frau ist aufgeregt.
05:40Sie spielt ein Handyvideo mit verwackelten Bildern ab.
05:43Zu hören sind zwei Frauenstimmen.
05:46Sie hat dann bestätigt,
05:49dass sie eine von diesen Personen da ist auf diesem Band.
05:53Und auch dann gesagt, dass die andere Person auf dem Band,
05:57dass sie sich dabei um ihre Mutter handelt.
06:00Das Video habe sie heimlich erstellt.
06:03Abgespielt habe sich das Ganze
06:06im Keller ihres Elternhauses in Chemnitz-Ebersdorf.
06:09Sie habe die Aufnahmefunktion ihres Telefons gestartet.
06:13Sie hat es in die hintere Rosentasche gesteckt
06:16und ihre Mutter unter einem Vorwand im Keller
06:19in ein Gespräch verwickelt.
06:24Es reifte in ihr der Beschluss,
06:27ihre Mutter aus der Reserve zu locken.
06:30Und unter der Legende,
06:33dass sie die Tochter Probleme mit ihrem Ex-Mann hat
06:37in Bezug auf die gemeinsame Tochter.
06:39Der würde Drogen nehmen,
06:42hätte einen schlechten Einfluss auf die Tochter.
06:45Was man denn da machen könnte.
06:48Unter dieser Legende hat sie dann das Gespräch
06:52auch auf ihren Vater, auf den Geschädigten gebracht.
06:56Und so kam es dann, nach ihrer Aussage,
06:59zu diesem Gespräch,
07:02das sie dann entsprechend aufgezeichnet hat.
07:05Erstmals erzählt die Mutter ihrer Tochter Andrea,
07:09was mit ihrem Vaters Geschehen sein soll.
07:12Zusammengefasst war zu hören,
07:15dass sie vor 17 Jahren ihren Ehemann mittels eines Schlafmittels,
07:20das sie ihm verabreicht hat,
07:23und nach dem Eintritt der Wirkung dieses Schlafmittels
07:28dann entsprechend auch noch alkoholische Getränke eingeflößt hat,
07:33sodass dieser schlussendlich verstorben ist.
07:36Die 38-Jährige will ihre Mutter anzeigen.
07:40Sie ist davon überzeugt,
07:43dass ihre Mutter ihren Vater vergiftet hat.
07:46In der Datenbank findet der Staatsanwalt
07:49den Todesfall von damals.
07:52Er hat anhand des Namens, der gefallen ist, feststellen können,
07:56dass es ein Todesermittlungserfahren zu dem Geschädigten gegeben hat
08:00aus dem Jahre 2003, sprich also vor 17 Jahren.
08:03Und es wurde in diesem Todesermittlungserfahren
08:07damals auch eine Sektion des Geschädigten veranlasst.
08:11Und die ergab dann in der Tat ein Ergebnis,
08:15was mit den Schilderungen auf dem Band
08:19letztlich erst einmal im Groben übereinstimmte.
08:23Die Witwe Annelie König.
08:26Arzthelferin, zweifache Mutter
08:29und später Betreuerin zahlreicher Pflegekinder.
08:33Ist sie eine Mörderin?
08:36Bei der Kriminalpolizei Chemnitz
08:39erstattet ihre Tochter Andrea formell Anzeige gegen sie.
08:43Neue Ermittlungen kommen im Gang.
08:46Ein für diesen Film geplantes Interview mit Andrea
08:49kam nicht zustande.
08:52Andrea ist die zweite Tochter von Annelie König.
08:55Sie stammt aus der Ehe mit Hans Joachim.
08:58Aus einer ersten geschiedenen Ehe von Annelie König
09:00ging Jane König hervor, Halbschwester von Andrea.
09:04Jane hatte die Familie im Alter von 17 Jahren verlassen.
09:08Dass ihre Mutter einen Mord begangen hat,
09:11hält Jane ohne zu zögern für möglich.
09:14Na, zugetraut sowieso.
09:17Das klingt jetzt ein bisschen hart, aber zugetraut natürlich.
09:21Ich habe da gelebt, bis ich mit 17
09:24mich da selbst aus dieser Atmosphäre rausgenommen habe.
09:27Und ich war eigentlich jetzt nicht überrascht,
09:30also nicht überrascht, dass sie einen Mord begangen hat,
09:34sondern überrascht, dass es rausgekommen ist.
09:37Ihre Kindheit sei geprägt gewesen von Neid, Lügen, Gewalt
09:41und Manipulation.
09:44Sie sei immer wieder von ihrer Mutter gedemütigt worden.
09:48Sie hat mehrfach auch betont, dass ich nicht jemand bin,
09:52den sie gerne in ihrem Leben haben möchte.
09:54Sie hatte also ihrer Aussage nach
09:57eigentlich einfach an ihr Leben versaut.
10:00Habe sie sich nicht wie erwünscht verhalten,
10:03habe sie verdorbenes Essen bekommen.
10:06Einmal habe ihre Mutter sie gezwungen,
10:09ihrem Stiefvater Hans Joachim ein Getränk zu servieren,
10:13dem die Mutter etwas untergemischt hatte.
10:16Dann ging es relativ schnell eigentlich,
10:19dass er dann die Augen verdreht hat,
10:21weggekippt ist, geröschelt hat.
10:24Also in meiner Erinnerung hat er auch Schaum vor dem Mund gehabt,
10:28relativ schnell.
10:30Und dann hat sie mich angeguckt und hat gesagt,
10:33na ja, was hast du ihm denn gegeben?
10:36War dies ein möglicher Mordversuch?
10:39Annelie König hält die Vorwürfe von Jane für Lügen.
10:43Die Ermittler der Kripo Chemnitz
10:46recherchieren in den Dokumenten zum Tod im Jahr 2003.
10:50Hans Joachim König hatte 3,0 Promille Alkohol im Blut.
10:54Zudem wurde in Blut, Urin und vor allem im Magen
10:58der Wirkstoff Nitrazepam festgestellt.
11:01Er wird als Schlafmittel eingesetzt.
11:04Größere Verletzungen gab es nicht.
11:07Da es keine anderen Hinweise
11:10auf andere mögliche Todesursachen gab,
11:13wurde dann quasi dieser Befund,
11:16die Kombination des Schlafmittels und des Alkohols
11:20als mögliche Todesursache eingegeben.
11:25Im Gutachten ist von einer kombinierten Ethanol-Medikamenten-
11:30Intoxikation die Rede.
11:33Damit habe ein nicht natürlicher Tod vorgelegen.
11:39Die Ermittler damals gingen davon aus,
11:41dass Hans Joachim die Stoffe selbst zu sich genommen hat.
11:45Und genau daran gibt es im Jahr 2020 Zweifel.
11:49Die Staatsanwaltschaft beauftragt den Toxikologen Heiner Trauer.
11:54Er soll prüfen, inwiefern die aufgezeichneten Aussagen
11:58von Annelie König mit den Obduktionsergebnissen von 2003
12:02im Einklang stehen.
12:06In dem Gespräch, das aufgezeigt wurde,
12:08wird genau das Mittel genannt, das sich im Körper fand.
12:12Und es wird berichtet,
12:15dass eben dann größere Mengen Alkohol eingeflößt worden sind.
12:19Und auch die wurden bereits bei der ersten Untersuchung bestimmt.
12:24Es ist ja dann sozusagen, wie die Kriminalisten sagen,
12:28wird ein Täterwissen.
12:31Eine wichtige Erkenntnis für Hans Joachim
12:33Die Obduktionsergebnisse passen mit dem,
12:36was Annelie König in dem aufgezeichneten Gespräch sagte,
12:40zusammen.
12:43Das wirft jetzt ein neues Licht
12:46auf den Abend von Hans Joachim Königs Tod.
12:49Denn der Eisbecher enthielt offenbar mehr als nur Pfefferminzeis.
12:53Im Gespräch erwähnte Annelie König das Schlafmittel Dormalon.
12:57Das ist ein Schlafmittel,
12:59das sich in einem Dessert vermittelt hat.
13:02Den Ermittlungen zufolge mischte sie das Mittel
13:05beim Zubereiten des Desserts für ihren Ehemann in Tropfenform unter.
13:09Dann hat sich auch noch ergeben,
13:12dass die Dormalon-Tropfen wohl Menthol enthielten,
13:16also Pfefferminz-Geschmack.
13:19Und insofern ist natürlich auch das Detail,
13:22dass diese Dormalon-Tropfen
13:24in Pfefferminzeis verabreicht wurden.
13:27Damit hätte man dann natürlich auch keinerlei Verdacht schöpfen können,
13:31wenn das nach Minze schmeckt.
13:34Offenbar nichtsahnend nahm Hans Joachim das Pfefferminzeis zu sich.
13:38Etwa nach 20 bis 30 Minuten
13:41hat Hans Joachim die Dormalon-Tropfen
13:44in einem Dessert vermittelt.
13:47Die Dormalon-Tropfen wurden dann in einem Dessert vermittelt.
13:50Die Dormalon-Tropfen wurden dann in einem Dessert vermittelt.
13:54Die Dormalon-Tropfen wurden dann in einem Dessert vermittelt.
13:58Der Geschädigte war nicht mehr Herr seiner Sinne,
14:01wollte Hilfe haben.
14:04Die Beschuldigte hat sich dem Geschädigten genähert mit den Worten,
14:08kriegst du von mir Hilfe,
14:11und hat ihm da diverse alkoholische Getränke gereicht.
14:15In einer Schnabeltasse,
14:17so die Ermittlungen,
14:20gab ihm Annelie zunächst eine Flasche Cognac
14:23und im Anschluss eine halbe Flasche eines Desinfektionsmittels.
14:27Offenbar sein Todesurteil.
14:30Gegen 22 Uhr starb Hans Joachim.
14:33Gegen 22 Uhr starb Hans Joachim.
14:36Es war natürlich keiner dabei.
14:39Wir wissen nicht genau, ob sich die Beschuldigte entfernt hat
14:43und die Sache in dem Sinne hat laufen lassen.
14:46Bei den Ermittlungen im Jahr 2020 beleuchtet die Kriminalpolizei
14:50zunächst das Umfeld der Zeugin.
14:53Versucht das, was sie sagte, so gut wie möglich zu verifizieren.
14:58Dazu befragen die Beamten u.a. eine Freundin von Annelie.
15:03Ihr hatte sich die Tochter anvertraut
15:06und ihr einen Teil der Aufnahme vorgespielt.
15:11Auch die Freundin wurde dann zu den Umständen befragt,
15:15was sie gehört hat.
15:18Um in der Hinsicht auszuschließen,
15:21dass an der Aufnahme etwas manipuliert worden ist.
15:25Auch einen Seelsorger, an den Andrea sich wandte,
15:29befragen die Ermittler.
15:32Sie wollen herausfinden, ob sie glaubwürdig ist.
15:36Es gab für uns wenig Zweifel,
15:39dass es sich hier um eine Person gehandelt hat,
15:42die einen schweren inneren Konflikt ausfechten musste.
15:46Die Ermittler beschließen,
15:49das Haus von Annelie König zu durchsuchen.
15:52Noch vor 7 Uhr am Morgen stehen die Beamten vor der Tür.
15:56Es war erst der aktuelle Ehemann, der die Tür geöffnet hat.
16:00Der hat zumindest den Eindruck erweckt,
16:03dass er die Welt nicht mehr verstand.
16:06Dann kamen auch zeitnah die Beschuldigten dazu.
16:09Es fiel natürlich aus allen Wolken.
16:12Das Paar hatte mit der Lieferung eines Ehebettes gerechnet.
16:16Stattdessen stehen Kriminaltechniker und der Staatsanwalt im Haus.
16:21Die Kriminalisten suchen nach Unterlagen und Medikamenten,
16:25die im Zusammenhang mit dem Tod von Hans-Joachim stehen könnten.
16:29Mit dabei Toxikologe Dr. Trauer.
16:32In dem Haus gab es, ich denke, an mehreren Orten Sammlungen
16:37von Medikamenten und Präparaten.
16:46Aber nichts davon wurde in dem Gespräch
16:49zwischen Annelie und ihrer Tochter erwähnt.
16:52Dennoch machen die Ermittler einen interessanten Fund.
16:56Wir haben dort, ich glaube, im Schlafzimmer ist es gewesen,
17:00eine sogenannte rote Liste gefunden.
17:03Das ist ein dicker enzyklopischer Wälzer,
17:06ein Arzneimittelverzeichnis.
17:09In diesem Buch gab es eine ganze Anzahl von Anstreichungen,
17:13von Zetteln, von Markierungen.
17:18Die ergaben dann doch bei genauerer Auswertung,
17:24dass sich die Beschuldigte sehr interessiert hat für Medikamente,
17:29die sehr gefährlich sind, die hochtoxisch sind.
17:34In der roten Liste liegt ein Beipackzettel
17:37des Schlafmittels Dormalone.
17:40Zudem finden sich im Buch zu diesem Medikament
17:43handschriftliche Anmerkungen.
17:46Es ist das Mittel, das Annelie im Gespräch mit ihrer Tochter erwähnt.
17:50Und es enthält genau den Wirkstoff Nitrazepam,
17:53der 17 Jahre zuvor im Körper des Toten nachgewiesen wurde.
17:57Außerdem finden die Ermittler Unterlagen
18:00einer Lebensversicherung von Hans Joachim.
18:03Nach seinem Tod erhielt Annelie mehr als 35.000 Euro.
18:08Das Fazit der Durchsuchung war auch hier,
18:11dass sich der sowieso schon bestehende dringende Tatverdacht
18:15sich nochmals erhärtet hat aufgrund der Durchsuchung.
18:19Wohlgemerkt eine Durchsuchung 17 Jahre nach dem eigentlichen Ereignis.
18:26Annelie König wird festgenommen.
18:29Zum Vorwurf, Mord an ihrem früheren Mann Hans Joachim
18:33äußert sie sich nicht.
18:37Horst Lehmann hält Annelie König für unschuldig.
18:41Er ist ihr dritter Ehemann
18:44und war damals der Chef von Hans Joachim König.
18:47Nach dessen Tod unterstützte er Annelie.
18:50Fünf Jahre später heirateten die beiden.
18:53Dass Annelie ihren früheren Mann loswerden wollte,
18:56und ihn deswegen vergiftete, ist für Horst Lehmann unvorstellbar.
19:03Sie ist ein sehr guter Mensch.
19:06Sie versucht, jedem zu helfen, so wie sie es kann.
19:10Eine bessere Frau kann man sich eigentlich nicht vorstellen.
19:14Das Verhältnis zwischen Annelies Tochter Andrea
19:17und dem neuen Mann war gut.
19:20Als bei Andrea der Verdacht aufkeimte,
19:23dass ihre Mutter ihren Vater auf dem Gewissen hat,
19:26könnte Horst etwas zustoßen.
19:29Doch der hielt das für abwegig.
19:32Ich konnte nicht nachvollziehen,
19:35dass mir meine Frau etwas antun wollte.
19:38Im Gegenteil, sie hat aufgepasst,
19:41dass ich meine Medikamente nehme und alles pünktlich nehme.
19:45Dass alles in Ordnung geht, dass ich zum Arzt gehe.
19:48Und nicht, dass sie mich umbringen will.
19:51Dezember 2020.
19:53Es beginnt der Prozess gegen Annelie König.
19:56Nun erfährt die Öffentlichkeit erstmals Details der Anklage.
20:03Die Angeklagte selbst schweigt zunächst.
20:08Der Vorwurf war der des Mordes.
20:11Und zwar des Mordes aus Heimtücke.
20:14Weil, so wie es geschildert worden ist,
20:17war der Geschädigte zum Zeitpunkt,
20:19der Gabe dieses Schlafmittels durch den Eisbecher,
20:23arg und wehrlos gewesen.
20:26Anhand von Zeugenaussagen macht sich das Gericht
20:29Schritt für Schritt ein Bild der Angeklagten.
20:32Zentral ist die Handyaufnahme.
20:35Weil sie heimlich erstellt wurde,
20:38beantragt der Verteidiger,
20:41dass sie nicht als Beweismittel zugelassen wird.
20:44Natürlich muss man sich diese Frage vorliegend stellen.
20:48Inwieweit da nicht nach verfassungsrechtlichen Erwägungen
20:52gesagt wird, Kinder, die Privatsphäre ist da.
20:55Das ist der ureigenste private Bereich.
20:58Und dort, was dort gesprochen worden ist oder gemacht wird,
21:02das ist nicht im Rahmen eines öffentlichen Strafprozesses
21:06zu verwerten.
21:09Schutz der Privatsphäre oder Aufklärung eines mutmaßlichen
21:13Mordes, dies gilt es abzuwägen.
21:15Jedenfalls kamen wir zum Ergebnis,
21:18dass diese Tonbandaufnahme ohne weiteres verwertbar ist.
21:22Weil sämtliche Hürden, die das Bundesverfassungsgericht
21:26diesbezüglich aufgestellt hat,
21:29wie soll ich sagen, genommen worden sind.
21:32Das sieht auch das Landgericht so.
21:35Die knapp 30-minütige Aufnahme wird öffentlich abgespielt.
21:39Erst spät im Prozess macht die Angeklagte eine Aussage.
21:42Sie gibt an, ihre Tochter Andrea habe sie vor der Aufzeichnung
21:46aufgefordert, so zu tun, als habe sie Hans Joachim umgebracht.
21:52Die Richter glauben ihr nicht.
21:55Das Urteil, lebenslange Freiheitsstrafe wegen heimtückischen
21:59Mordes.
22:02Sie sei eine intelligente, berechnende Frau,
22:05immer auf den eigenen finanziellen Vorteil bedacht.
22:08Und eine Meisterin der Manipulation.
22:11Annelie König sitzt im Frauengefängnis Chemnitz ein.
22:15Umgeben von dicken Mauern und Stacheldraht.
22:18Hier treffen wir sie.
22:21Ihre Versuche, die lebenslange Freiheitsstrafe abzuwenden,
22:24sind gescheitert.
22:27Im August 2021 hat der Bundesgerichtshof
22:30die Revision verworfen.
22:33Nun hofft sie auf eine Wiederaufnahme des Verfahrens.
22:41Es sind für mich viele Ungereimtheiten.
22:44Die hätten eigentlich gesehen werden müssen beim Prozess.
22:48Der Staatsanwalt, die Richter und die Zeugen hätten sich abgesprochen.
22:52Behauptet sie weinend.
22:55Es war schon niederschmetternd.
22:58Vor allem, wenn sie nichts gemacht haben.
23:01Nichts gemacht.
23:04Das sehen die Töchter von Annelie König anders.
23:07Jane hält es sogar für möglich,
23:10dass bei einem Unfall immer eine Gefahr ausgeht.
23:13Wenn sowas passiert, wenn so ein Racheakt käme,
23:16dann gibt es genug Leute, die dann von uns wissen.
23:20Und die dann nicht einfach nur von einem Unfall ausgehen.
23:24Und die dann immer noch schauen, wie ist das gewesen?
23:27Gibt es eine Verbindung zu dieser Frau,
23:30die da im Gefängnis sitzt und die Fäden zieht?
23:33Wenn irgendwer aus meiner Familie irgendwas Komisches widerfährt,
23:36dann glaube ich, ist es kein Zufall.
23:38Copyright WDR 2021

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