• vor 6 Monaten
Eine 35-jährige Jesidin aus dem Irak führt in Deutschland ein hartes Leben voller Gewalt, Zurückweisung und Verachtung. Sie flüchtet und beginnt ein selbstbestimmtes Leben – der Preis dafür ist hoch. Plötzlich verschwindet die sechsfache Mutter, die Polizei vermutet ein Verbrechen. Doch es erweist sich als kaum zu bewältigen, dieses ohne Leiche und ohne Zeugen nachzuweisen. Wie es dennoch gelungen ist, erzählt Sven Voss mithilfe des Ermittlers. Außerdem taucht er zusammen mit einem Experten für transkulturelle Psychiatrie in die Kultur und Denkweise traditioneller Jesiden ein. Dessen Gutachten spielte eine wichtige Rolle im Mordprozess gegen die Täter. (Text: ZDF)

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Transkript
00:00Ein Mensch wird mit dem Tode bedroht, nur weil er selbst entscheiden möchte, wie und
00:07mit wem er sein Leben verbringt.
00:09Auch für viele Frauen in Deutschland bittere Realität.
00:13Ein Leben voller Gewalt, so wie das der 35-jährigen Dalisa aus dem Irak.
00:18Weil die sechsfache Mutter aus Nordrhein-Westfalen in Frieden leben will, zieht sie Anfang 2015
00:25einen Schlussstrich unter ihr altes Leben und verlässt die Familie.
00:29Daraufhin eskaliert die Situation.
00:31Nicht nur ihr Ehemann, sondern ihr eigener Sohn sind hinter ihr her und wollen sie mit
00:36aller Gewalt zurückholen.
00:38Dalisa ist Jesidin.
00:42Mit 16 Jahren wird sie zwangsverheiratet, bekommt sechs Kinder.
00:46Ihr Leben ist geprägt von häuslicher Gewalt.
00:50Jetzt scheint sich ihr Leben zum Besseren zu wenden.
00:53Nachdem sie ein paar Monate allein lebt, zieht sie im April 2015 zu ihrem muslimischen Freund
01:00Mohammed, um ganz neu anzufangen.
01:01Guckt mal, meine Kinder.
01:05Ewina erkennst du schon, ne?
01:08Dalisa war an diesem Punkt, gerade wo sie sehr, sehr zufrieden war, wieder ein neues
01:13Leben aufzubauen.
01:14Diese ganzen quälenden Sachen, was sie zu Hause hat, wollte sie nicht mehr erleben.
01:19Dieses Gedemütigtwerden, Beschimpftwerden, Geschlagenwerden, das nicht nur vom Ehemann,
01:25von der eigenen Familie, von den Kindern auch.
01:28Dies sind die letzten Bilder von Dalisa.
01:31Aufgenommen am 21.
01:32April 2015 im Bus auf dem Weg in ihre alte Wohnung.
01:37Um einige Möbel zu verkaufen, hat sich Dalisa in ihrer alten Wohnung um 10 Uhr mit einem
01:46Interessenten verabredet.
01:48Sie ahnt zu diesem Zeitpunkt nicht, dass dieses Treffen in Wahrheit eine Falle ist.
01:54Ich hatte sie einen Tag vor dem Verschwinden gesehen.
01:58Wir waren noch zusammen, wir haben noch zusammen Tee getrunken.
02:01Dann hatte sie mir gesagt, dass sie morgen rausgeht, weil sie einen Termin hat.
02:04Da kommt jemand, um die Kinderzimmersachen abzuholen.
02:07Morgens rief dann mich der Freund an und hat gesagt, dass sie sich nicht gemeldet hat.
02:19Sie ist auch nicht nach Hause gekommen.
02:20Ja, dann waren bei mir schon die Alarmglocken an.
02:22Ich habe gesagt, okay, das hört sich gar nicht gut an und dann haben wir uns entschieden,
02:26dass wir zur Polizei fahren und sie als vermisst melden direkt.
02:29Sie ist heute auch nicht bei der Arbeit erschienen.
02:31Das ist nicht normal.
02:32Ja, vielleicht hat sie nur eine Auszeit genommen.
02:34Aber sie wollte ja gerade bei mir einziehen.
02:37Ihre alte Wohnung hatte sie schon gekündigt.
02:39Ich glaube, ihre Familie steckt wieder dahinter, ihr Ex-Mann und sein Bruder.
02:46Wie kommen Sie darauf?
02:48Die Ehe lief nicht gut.
02:50Ihr Mann hat sie misshandelt und immer wieder eingesperrt.
02:52Sie durfte nur zum Einkaufen das Haus verlassen.
02:55Irgendwann hat sie ihn dann verlassen und ist abgetaucht.
02:59Das war richtig.
03:00Sie wollte einfach auch nur ein Stück von Leben haben.
03:02Seitdem ist ihr Mann hinter ihr her.
03:04Ihr Schwager schreibt ihr Drohungen aufs Handy.
03:07Immer wieder.
03:08Sie würden sie umbringen, wenn sie nicht zurückkommt.
03:11Das haben die geschrieben.
03:13Ich habe gebettelt, dass jemand mitfahren soll bitte zur Wohnung.
03:16Wir haben Wohnungsschlüssel, wir wollen aber nicht da rein, weil wir vermuten, dass was
03:19passiert ist.
03:20Und dann ist Gott sei Dank ein Streifenwagen mit uns rausgefahren.
03:24Sie scheint nicht hier zu sein.
03:26Können Sie bitte die Tür aufsperren?
03:27Lassen Sie mich bitte vorgehen, danke schön.
03:34Hallo?
03:35Darlisa?
03:36Ist jemand da?
03:37Darlisa?
03:38Hallo?
03:39Darlisa?
03:40Das sind Darlisas Haare!
03:41Ja, es war ganz offensichtlich, weil überall lagen rausgerissene Haare, es war Blut, die
03:45Türen waren eingetreten.
03:47Wir müssen hier sofort die Wohnung verlassen, sofort diese Wohnung wieder verlassen.
03:50Nein, wir müssen raus, das könnte ein Tatort sein.
03:53Nein, wir dürfen keine Spuren verlassen.
03:56Ich war damals Angehöriger des KK12, einem Kommissariat, das Vermisstenfälle bearbeitet.
04:01Ich habe gegen Mittag einen Anruf von einer Kollegin bekommen, die uns den Inhalt einer
04:07Vermisstenanzeige schilderte und uns auch mitteilte, dass sie ein ganz schlechtes Gefühl hat bei
04:14diesen Schilderungen.
04:16Von daher haben wir dann diese Vermisstenanzeige auch mit der obersten Priorität versehen,
04:21haben dann entsprechend auch am gleichen Tag noch die ersten Ermittlungen angestellt und
04:27haben festgestellt, dass es schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt Hinweise darauf gab,
04:33dass die Vermisste Anzeige erstattet hat gegen Angehörige ihrer Familie, sprich ihren Mann
04:39und ihrem Schwager.
04:41Wir haben dann im weiteren Verlauf entschieden, am gleichen Abend noch den Ehemann und auch
04:49den Schwager zu befragen.
04:51Wir haben eine Vermisstenmeldung zu Ihrer Frau D'Alisa, können Sie uns dazu etwas sagen?
04:56Meine Frau hat uns verlassen, mich und die Kinder.
05:00Ist abgehauen.
05:01Ich habe sie immer wieder zurückgeholt, aber sie läuft immer wieder weg.
05:04Keine Ahnung, wo sie ist.
05:07Da, fragen Sie meinen Bruder.
05:11Eine Frau hat nicht das Recht, seinen Mann zu verlassen.
05:16Und jetzt?
05:17Sie ist bei einem muslimischen Mann, das ist noch schlimmer.
05:22Und die Gold von der Hochzeit, sie hat mitgenommen.
05:29Einer, der sich mit der jesidischen Kultur seit Jahren beschäftigt, ist Professor Kiselhahn.
05:37Ihn treffe ich in Stuttgart.
05:40Herr Professor Kiselhahn, Sie haben später das Gerichtsgutachten im Prozess gegen D'Alisas
05:44Familie erstellt, Sie sind ein ausgezeichneter Kenner der jesidischen Kultur.
05:49Was bedeutet es, eine jesidische Frau zu sein?
05:53D'Alisa kommt aus einer jesidischen patriarchen Gesellschaft.
05:57Dort spielt das Individuum keine Rolle, sondern das Individuum existiert, um für das Kollektiv
06:03zu dienen.
06:04Und gerade auch als Frau hat man weniger Rechte in einer sogenannten Männergesellschaft.
06:10Hier geht es um Akzeptanz, Wertenormen, die man einhalten muss.
06:15Was passiert, wenn sich jemand diesen Regeln und Normen widersetzt, so wie D'Alisa es getan hat?
06:20Es hängt davon ab, welche Normen und Regeln sie verletzt.
06:24Meistens hat es immer mit den Regelnverletzungen bezüglich Sexualität zu tun.
06:29Das heißt, wenn die Frau eine außereheliche Beziehung hat, ein jünges Mädchen einer
06:33vorherhelichen sexuellen Beziehung hat, weil in dieser Gesellschaft ist die Trägerin
06:38der Ehre die Frau, aber sie selbst hat keine Ehre, sondern sie trägt die Ehre des Mannes.
06:43Und sollte sie die Ehre verletzen, kann es zu verschiedenen Sanktionen führen.
06:48Das eine zum Beispiel kann sein, dass sie ausgeschlossen wird aus der Gesellschaft,
06:51dass man nicht mehr mit ihr spricht.
06:52Im Extremfall kann sie aber auch getötet werden.
06:55Welche Rolle spielt das Hochzeitsgold?
06:57D'Alisa war der Meinung, es steht ihr zu.
06:59Lag sie da falsch?
07:01Zum Teil ja, weil die Absprachen sind in der Regel so, sie kriegt das Gold als eine Sicherheit,
07:06die sie bewahren soll und für die Notsituation einsetzt, wenn sie verwitwet wird oder kein
07:12Geld mehr haben, dass sie für die Versorgung der Kinder sitzt.
07:14Aus der Perspektive der Gemeinschaft, aber auch des Ehemannes, ist es eine Art Verabredung.
07:20Man gibt ihr das Geld, solange die Ehe besteht und wenn die Ehe dann nicht mehr besteht,
07:26zum Beispiel eine Scheidung, dann sollte das Geld zurückgegeben werden.
07:30Und das hat sie nicht gemacht.
07:31Sie hat unsere Tradition verraten und meine Ansehen mit Füßen getreten.
07:34Wie stehe ich als ihr Ehemann da?
07:38Vor den Augen meiner Familie?
07:40Hä?
07:43Nach dieser Befragung war eigentlich klar, dass hier mehr Kollegen dran arbeiten müssen
07:50als vielleicht normal.
07:51Aus diesem Grunde ist an dem gleichen Abend noch eine Ermittlungskommission gegründet
07:56worden.
07:57Die Ermittlungskommission haben wir Gold genannt, weil auch im Raume stand, dass die Vermisste
08:02ihr Hochzeitsgold mitgenommen hat und letztendlich von da an dann die Ermittlungen auf diesem
08:10sehr hohen Niveau stattgefunden haben.
08:12Ich sage es euch ganz offen, ich glaube nicht, dass Darlisa noch lebt, aber der Reihe nach.
08:18Peter?
08:192008 beantragt die Familie von Darlisa in Deutschland Asyl.
08:23Darlisa belegt deutsche Integrationskurse.
08:26Ihr Mann hilft gelegentlich im Kiosk seines jüngeren Bruders aus.
08:29Bald kommt Darlisa in der modernen Gesellschaft an.
08:34Sie will sich weiterbilden, kleidet sich modern, knüpft soziale Kontakte.
08:39Und da beginnen ihre Probleme.
08:41Und das gefällt ihrem Mann überhaupt nicht.
08:45Er möchte, dass Darlisa zu Hause bleibt und sich ausschließlich um die Familie kümmert.
08:49Und das ist das Dilemma.
08:51Und deshalb flüchtet sie im April 2014 aus ihrer Ehe.
08:55Mit ihrer jüngsten Tochter sucht sie Schutz in einem Frauenhaus.
08:58Ihr ältester Schwager, was hat er uns für ihr aufs Hände geschrieben?
09:01Ich habe hier die Anzeige, die Darlisa erstattet hat.
09:06Da steht, ich werde dich in Stücke schneiden und in den Irak zurückschicken.
09:15So hat der Schwager das damals wohl formuliert.
09:21Zusammen mit ihrem jüngeren Schwager spürt ihr Ehemann sie eines Nachts im Frauenhaus auf.
09:29Die Heimleiterin erzählt, sie sind nachts über den Balkon eingestiegen
09:33und haben Darlisa unter Wüstenbeschimpfung vor ihrer fünfjährigen Tochter an den Haaren herausgezogen.
09:41Die Kollegen waren zum Glück schnell genug da, um Schlimmeres zu verhindern.
09:46Hey, lass mich doch in Ruhe!
09:48Lass mich in Ruhe!
09:50Lass mich los!
09:52Hey! Sie ist meine Tochter!
09:56Daraufhin wird gegenüber dem Schwager und dem Ehemann ein Kontakt- und Nährungsverbot ausgesprochen.
10:02Allerdings nur für sechs Monate.
10:04Na klar war Darlisa trotzdem in Gefahr.
10:06Und das wusste sie genau.
10:08Sie hatte ständig Angst mit ihrer kleinen Tochter von ihrem Mann oder seinen Brüdern aufgespürt zu werden.
10:12Die Konsequenz? Sie flüchtet in ein weiteres Frauenhaus.
10:16Und ein paar Monate später bekommt sie schließlich eine kleine Anonymie-Zwung.
10:20Und um ihre kleine Tochter zu schützen, versucht Darlisa mithilfe einer Anwältin für ihre fünfjährige Tochter das alleinige Sorgerecht beim Familiengericht zu bekommen.
10:30Ihr Antrag wird nicht nur abgelehnt, sie bekommt ihre Tochter ganz weggenommen.
10:36Und sie wird dem Ehemann zugesprochen.
10:38Wie krass.
10:40Das ist nur vier Monate her. Seither hat Darlisa ihre Tochter nicht wiedergesehen.
10:45Ihre Freundin hat ausgesagt, Darlisa sei daran beinahe zerbrochen.
10:50Uns ist doch wohl allen klar, dass wir es hier nicht mit einer gestörten Frau zu tun haben, die irgendwelchen Hirngespinsten hinterherläuft.
10:57Die Bedrohungslage war real.
10:59Wir werden sehen, was wir in der Wohnung finden.
11:02Am Morgen nach Darlisas Verschwinden untersucht die Spurensicherung ihre alte Wohnung.
11:08Hier finden sich viele Hinweise, die auf einen Kampf hindeuten.
11:12Die können von Darlisa sein. Mit der Wurzel ausgerissen. Da ist sogar noch Kopfhaut dran.
11:18Die Frau wurde mit hoher Gewalt massiv attackiert.
11:21Frank, Peter, kommen Sie mal.
11:23Was ist denn?
11:24Die Nachbarin hat was gesehen.
11:28Und Sie haben etwas beobachtet?
11:30Nein, das hat Ihre Kollegin völlig falsch verstanden.
11:35Dann sind wir auch schon wieder...
11:37Ich habe das ganz zufällig gesehen.
11:41Frau Wojcik, was haben Sie denn ganz zufällig gesehen?
11:46Zwei Männer. Jüngere Männer.
11:49Sie haben da die Treppe runter etwas nach draußen getragen.
11:55Konnten Sie denn erkennen, was die Männer da getragen haben?
11:58Ja, natürlich. Einen Teppich.
12:01Aber es war so komisch, wie Sie ihn getragen haben. Als ob da etwas eingewickelt wäre.
12:08Etwas sehr schweres.
12:11Ach.
12:12Und dann haben Sie hier den Teppich in ein Auto getragen.
12:18Einen Pkw?
12:19Nein. Nein, das war ein größeres Fahrzeug.
12:24Keine Fenster hinten. Eher ein Lieferwagen.
12:28Mein Getränkehändler hat so einen. Aber nicht in weiß.
12:33Er war weiß?
12:34Ja.
12:36Danke, Frau Wojcik. Sie haben uns sehr geholfen. Vielen herzlichen Dank.
12:40Dankeschön. Vielen Dank.
12:42Letztendlich war klar, dass wir es entweder mit einem Entführungsdelikt zu tun haben oder aus einem Tötungsdelikt.
12:47Wir haben natürlich dann aufgrund der Ermittlungsdetails vom ersten Tag an uns zunächst auch mal auf die Familie konzentriert.
12:55Wir konnten feststellen, dass vermutlich zwei bis drei männliche Familienmitglieder in die Tat eingebunden sind.
13:04Wir wussten aber nicht, inwieweit der Rest der Familie eingebunden ist.
13:08Deswegen haben wir an diesem Tag schon mit den polizeilichen Maßnahmen begonnen,
13:12die eine bestimmte Art von polizeilichen Maßnahmen, Überwachungsmaßnahmen und Ähnliches nach sich gezogen haben.
13:19Überraschenderweise konnten wir relativ zügig feststellen, dass das Handy der Vermissten noch eingeschaltet war.
13:25Was dazu führte, dass wir natürlich große Hoffnung hatten, dass sie noch am Leben ist.
13:29Dies wiederum sorgte dafür, dass wir weitere Ermittlungsansätze hatten und unsere Ermittlungen darauf fokussierten, den Aufenthaltsort der Vermissten zu finden.
13:39Das Handy von der Lisa bewegte sich hier. Gegen 11 Uhr am Vormittag des 21. April 2015.
13:46Start von ihrer Wohnung weg, weiter über die Autobahn bis hin zum Stadtwald.
13:53Dort bewegt es sich fast eine Stunde lang nicht mehr.
13:56Gegen 11.47 Uhr bewegt sich das Handy ihres Mannes von seiner Wohnadresse weg.
14:02Ziel ist der Parkplatz beim Stadtwald.
14:07Auf dem Weg verbindet sich sein Handy mehrfach mit einem anderen Handy, das sich unmittelbar neben der Lisas Handy befindet.
14:14Wahrscheinlich telefoniert er mit einem der Täter.
14:17Im Klartext, die beiden Entführer haben der Lisa ins Stadtwald gebracht und haben dann ihren Ehemann Sos dann dorthin bestellt.
14:24Und jetzt schaut euch mal das Datum an.
14:26Am 21.04.2015 wird der Lisa entführt.
14:31An diesem Tag läuft ein Ultimatum aus.
14:34Das ist ihr Schwager und Ehemann, die ihr ein halbes Jahr vorher gestellt haben.
14:37Also den schlimmsten Text, den ich mitbekommen habe, war, dass die ihr gedroht haben, wenn sie das Gold in sechs Monaten nicht zurückgebt, dass sie geschlachtet wird wie ein Esel.
14:48Hier auf diesem Parkplatz, wo die Täter wohl den Transporter abgestellt haben, treffe ich den damaligen Ermittler der EK Gold.
14:55Herr Gartmann, waren die Täter damals in Eile? Haben die sich vielleicht sogar versteckt?
15:00Nein, Herr Forster, das glaube ich eigentlich nicht. Die Örtlichkeit hier ist unauffällig.
15:03Hier ist zu dieser Zeit nichts los. Hier fällt dieser weiße Transporter nicht auf.
15:08Das Opfer befand sich im Kofferraum des Transporters. Lebte die Frau da noch?
15:13Da gehen wir von aus. Wir sind davon überzeugt, dass sie hier auf diesem Parkplatz getötet worden ist.
15:17Sie wurde hier getötet und dann kam der Ehemann nochmal ins Spiel. Wieso das?
15:22Also unsere Vermutung ist, dass er sich davon überzeugt hat, dass sie tatsächlich auch tot ist.
15:28Und im weiteren Verlauf ja auch Verantwortung übernehmen musste.
15:31Zum Beispiel den Weitertransport der Leiche zum späteren Ablagerort.
15:34Aus dem Grunde haben wir Mitte Mai 2015 eine große Durchsuchungsaktion gestartet.
15:41Wir hatten 300 Polizeibeamte im Einsatz bis nach Niedersachsen und haben da alle die Wohnungen der Tatverdächtigen durchsucht.
15:48Wir haben Lagerstätten durchsucht und wir haben auch deren Kioske durchsucht.
15:52Dort treffen die Ermittler auf Jadiga, den Sohn des Opfers, der im Kiosk von seinem Onkel Rezan arbeitet.
16:00Sie interessiert gar nicht, was mit ihrer Mutter ist?
16:02Natürlich. Die hat uns verlassen. Die meldet sich auch gar nicht mehr. Die hat es uns im Stich gelassen.
16:10Was sucht der da jetzt noch? Finger weg.
16:12Das ist eine Überwachungskamera, oder?
16:14Ja.
16:15Reicht doch.
16:16Ist die Kamera in Betrieb?
16:17Hallo, mein Onkel würde das nicht erlauben.
16:18Hallo, ich habe eine Frage gestellt.
16:19Was?
16:20Ist die Kamera in Betrieb?
16:23Ich denke schon.
16:24Und die Festplatte mit der Aufzeichnung, wo ist die?
16:26Keine Ahnung.
16:27Peter, schau dir das mal an.
16:28Habt ihr jetzt was gesucht? Könnt ihr jetzt abhauen?
16:31Was haben wir denn da?
16:35Könnte eine Festplatte sein, oder?
16:38Die Aufzeichnung der Überwachungskamera.
16:42Können Sie auch gleich an sich nehmen.
16:45Die Hoffnung der Beamten, auf der Festplatte Hinweise zum vermissten Fall Dalisa zu finden, erfüllt sich nicht.
16:52Wie sich herausstellt, wurde die Festplatte neu formatiert und die Aufzeichnung damit gelöscht.
16:58Das Fahrzeug muss sofort zum LKA nach Wiesbaden überführt werden.
17:02Etwa zur gleichen Zeit findet die Polizei vor dem Haus von Dalisas Schwager Rezan den weißen Transporter, nach dem bereits gefahndet wurde.
17:12Entschuldigung, was machen Sie hier an dem Fahrzeug?
17:18Waldhelm, Kriminalpolizei. Und Sie sind?
17:22Rezan ist nicht da, aber das ist sein Fahrzeug. Ich bin eine Freundin, ich wohne zurzeit in seiner Wohnung.
17:29Können Sie sich ausweisen?
17:30Sanchez, Dolores Sanchez heiße ich. Ausweis ist in der Wohnung. Was machen Sie hier?
17:36Just, schau mal.
17:42Hier ist meine Visitenkarte. Melden Sie sich morgen bei mir in der Dienststelle.
17:47Wissen wir aus der Telefonüberwachung, in diesem Moment telefoniert Arkham mit seinem Onkel Rezan, der sich gerade in Ostafrika aufhält.
17:56Arkham fragt Rezan mehrfach in diesem Telefonat, ob der Transporter wirklich gründlich gereinigt worden sei.
18:02Ein Onkel bestätigt, ja, dreimal. Arkham selbst dagegen ist sicher, es wäre besser gewesen, das Auto abzufackeln.
18:09Das bedeutet, dass wir den Wagen auf links drehen, bis wir was finden. Aber das übernimmt das LKA.
18:15Wenn es da was zu finden gibt, dann werden die das finden.
18:18Und dieser Arkham, der stinkt doch zum Himmel, der weiß alles.
18:22Könnte als weiterer Täter in Frage kommen.
18:24Könnte man meinen, aber wir haben ihn gestern vor Ort noch vernommen, der hat ein wasserdichtes Alibi.
18:29Er war in der Fahrschule. Sein Onkel Rezan hat ihm wohl gebeten, sich in seiner Abwesenheit um das Auto zu kümmern.
18:37Aber klar, irgendwas verschweigt er. Wir behalten ihn im Auge.
18:43Und was ist mit der Wohnung von Rezan?
18:46Wir haben Blut an seinem Rasiermesser sichergestellt und ins Labor geschickt.
18:51DNA-Ergebnis steht noch raus.
18:54Ich wusste nicht, dass Rezan Dalisa etwas antun wollte. Das schwöre ich.
19:00Er sagte nur, Dalisa hätte sein Gold gestohlen und er wolle sich das zurückholen. Das ist alles.
19:08Dann hat mir Rezan Dalisas Wohnung gezeigt.
19:13Dolores Sanchez wird von Dalisa verliebt.
19:16Entschuldigung, wohnen Sie hier?
19:19Warum? Was wollen Sie?
19:22Ich habe gehört, dass hier Wohnungen vermietet werden.
19:25Ich bin verzweifelt auf der Suche.
19:28Wissen Sie, ich habe eine kleine Tochter.
19:31Ich habe sie verliebt.
19:34Ich habe sie verliebt.
19:37Ich habe sie verliebt.
19:40Ich habe sie verliebt.
19:43Ich habe sie verliebt.
19:46Ich habe sie verliebt.
19:49Und da ist es nicht so leicht, etwas zu finden.
19:52Das kann ich mir vorstellen.
19:55Ich habe auch eine kleine Tochter.
19:58Sie hat sehr schnell Vertrauen zu mir gefasst.
20:04Gehen Sie ruhig weiter.
20:07Sie war sehr nett.
20:10Sie hat mir sogar ihre Wohnung gezeigt.
20:13Das Kinderzimmer.
20:16Das kann ich Ihnen auch verkaufen.
20:19Aber die braucht sie doch noch, oder?
20:22Sie wohnt jetzt bei ihrem Papa.
20:25Oh, das tut mir wirklich leid.
20:38Sie meinten, Ihr Bekannter hätte Interesse an den Sachen?
20:43Also die Spielsachen nehme ich mit.
20:46Und die Möbel.
20:49Das nimmt er sicher.
20:52Ich könnte ihn anrufen.
20:55Ja, das wäre schön.
20:58Ich mache Ihnen einen guten Preis.
21:01Wie wäre es mit morgen? Um 10 Uhr?
21:04Ja, 10 Uhr passt.
21:07Dann rufen Sie mich an und dann klären wir das.
21:09Ich habe ihr zugesagt.
21:12Am nächsten Morgen war ich natürlich nicht da,
21:15aber dafür Rezan.
21:18Und hat Rezan Ihnen von dem Treffen mit der Lisa erzählt?
21:21Nein, kein Wort.
21:24Aber als ich ihn das nächste Mal gesehen habe,
21:27hatte er eine Platzwunde im Gesicht.
21:30Und den Fuß hatte er sich auch verstaucht.
21:33Die Aussagen der Zeugin bestätigen den Verdacht gegen Rezan.
21:36Sie sind aber kein Beweis dafür, dass er die Tat begangen hat.
21:41Knapp 14 Tage nach der Sicherstellung des Transporters von Rezan
21:45und der Blutprobe von seinem Rasierer
21:48kommt der langersehnte Bericht vom LKA.
21:51Lasst mal alle stehen und liegen. Hört mir mal zu.
21:54Die Tatortgruppe des LKA Wiesbaden
21:57hat weitere Blutspuren von der Lisa im Transporter gefunden.
22:01Gut, das haben wir geahnt.
22:03Aber jetzt kommt's.
22:06Sie haben noch eine zweite Blutspur gefunden.
22:09Einmal in der Wohnung und einmal am Sitzgurt im Fahrzeug.
22:12Und ein Abgleich der DNA von Rezan aus seiner Wohnung war positiv.
22:16Somit ist Rezan definitiv einer der Täter.
22:19Und aufgrund dieser Fakten
22:22ist letztendlich ein Haftbefehl erlassen worden.
22:25Der Beschuldigte hatte sich ins Ausland abgesetzt.
22:28Wir wussten also ungefähr, wo er sich aufhält.
22:30Daher setze ich jetzt noch einen obendrauf.
22:33Dafür muss ich euch allerdings herbitten,
22:36das müsst ihr euch selber ansehen.
22:39Dem LKA ist es gelungen, eine Festplatte wiederherzustellen.
22:43War wohl gar nicht so einfach.
22:46Seht euch mal das Datum an, 21.04.2015.
22:50Hier sehen wir Sostan, der Lisas Ehemann,
22:53wie er um 11.20 Uhr wohl den Anruf bekommt,
22:56dass er zum Stadtwald kommen soll.
22:58Außerdem ist auf der Festplatte zu sehen,
23:01wie Sostan mit seinem Bruder Rezan und seinem Sohn Yadigar
23:05gegen 13 Uhr zurück in den Kiosk kommt.
23:08Dort besprechen sich alle.
23:12Einen Moment, warte. Ich rufe Sie nachher wieder zurück.
23:16Was gibt es denn?
23:19Sieh dir das mal an, bitte.
23:23Wenn man die Funkzellen aneinander reiht,
23:25die sich die Handys von Sostan und Rezan eingeloggt haben,
23:29dann haben sie sich entlang der Autobahn bewegt.
23:32Über 300 Kilometer weit.
23:35300 Kilometer, das ist ja unglaublich.
23:38300 Kilometer weit weg von zu Hause,
23:41mal kurz eine Leiche zu entsorgen,
23:44so eine Entscheidung fällst du nicht spontan.
23:47Das Problem ist nur, ohne Leiche können wir denen nichts nachweisen.
23:51Es war zunächst sehr überraschend,
23:53dass in einem Niemandsland oder weit drüber eine Leiche transportiert wird
23:57und dann in einem Niemandsland in Anführungszeichen abgelegt wird.
24:01Wir hatten über mobile Daten herausgefunden,
24:04dass wir ein Suchgebiet von etwa 10 mal 10 Kilometer festmachen konnten.
24:09Daraufhin haben wir dann Einsatzmannschaften eingesetzt,
24:13die die Suche in den hauptsächlichen Waldstücken durchgeführt haben.
24:18Mit der Fliegerstaffel haben wir noch einen Einsatz geflogen.
24:21Dazu kamen noch Boote und Taucher,
24:24die an den entsprechenden Gewässern gesucht haben.
24:29Im August 2015 erhalten die Ermittler die Nachricht,
24:33auf die sie ungeduldig gewartet haben.
24:36Der mit einem internationalen Haftbefehl gesuchte Schwager des Opfers
24:40wird am Flughafen in Zagreb festgenommen.
24:43Um den mutmaßlichen Täter zu vernehmen,
24:46fliegen die Kommissare Frank Gartmann und Peter Hallbach
24:49noch am selben Tag nach Zagreb.
24:52Was wollen Sie von mir?
24:55Wir haben Blutspuren von der Lisa in Ihrer Wohnung gefunden.
24:59Und was von Ihnen gleich mit dazu.
25:02In Ihrem Transporter haben wir auch Ihr Blut gefunden.
25:05Ja, ich war in Ihrer Wohnung, aber nur um mein Hochzeitsgold zu holen.
25:09Sie sind zu zweit über die wehrlose Frau hergefallen.
25:12Sehr mutig. Wirklich. Über den zweiten Mann.
25:15Ich weiß nicht, was Sie meinen.
25:17Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun.
25:20Das sehen wir allerdings anders.
25:23Wir verhaften Sie wegen des Mordes an Ihre Schwägerin.
25:26Nun wird Resans Neffe Akam zur Vernehmung vorgeladen.
25:30Er steht als Mitwisser, nicht als Täter im Fokus.
25:33Denn seine DNA kann am Tatort nicht nachgewiesen werden.
25:37Sie waren bei der Tatsache nicht selbst dabei,
25:40aber Sie wussten davon.
25:43Sie haben mit Resan telefoniert, während wir seinen Transporter untersuchten.
25:47Sie wussten, ob der Wagen, in dem Elisabeth transportiert,
25:50auch wirklich kundlich gereinigt wurde.
25:53Sie wussten etwas, was nur jemand wissen kann, der in die Tat eingeweiht ist.
25:57Das nennen wir Täterwissen.
26:00Das stimmt nicht.
26:03Wenn wir Ihren Onkel wegen Mordes drankriegen, und es sieht ganz danach aus,
26:06dann haben Sie ein Problem.
26:09Dann verknacken wir Sie nämlich gleich mit als seinen Komplizen.
26:13Dann können Sie Ihr bisheriges Leben vergessen.
26:15Dann setzen Sie erst mal für ein paar Jahre ein.
26:18Wollen Sie das?
26:21Wer hat entschieden, dass der Elisabeth getötet werden soll?
26:24Was, Resan? Namda? Nein?
26:27Oder gar Ihr Ehemann, Soslan selbst?
26:30Wenn ich dazu etwas sage...
26:33Dann wird das Ihre Strafe um einiges mindern.
26:36Wer war noch mit dabei?
26:39Ich weiß das, ja.
26:42Aber das kann ich Ihnen nicht sagen.
26:46Der Hinweis auf einen weiteren Tatverdächtigen
26:49kommt unverhofft von einem Taxifahrer.
26:52Telman P., der mit Resan gut bekannt ist,
26:55packt am 12. November 2015 auf Anraten seines Anwalts aus.
26:59Er selbst war am Tag von Dalisas Verschwinden
27:02in die Tat involviert.
27:05Ich kenne Resan vom Kiosk.
27:08Er besorgt mir immer wieder neue Fahrgäste.
27:11Also war ich ihm was schuldig.
27:13Er hatte mir erzählt,
27:16es geht um seine Schwiegerin.
27:19Sie sei von ihrem Mann abgehauen.
27:22Und nun wollten sie dazu überreden,
27:25wieder zurückzukommen.
27:28Ich dachte,
27:31sie kriegt vielleicht ein bisschen Prügel,
27:34um Druck zu machen,
27:37dass sie die gleich umbringen.
27:40Davon hatte ich keine Ahnung.
27:43Um 9.40 Uhr
27:46stand ich an der Wohnung von der Frau
27:49und habe gewartet.
27:52Dann sehe ich, wie zuerst Yadigar
27:55mit einer großen Tasche und Resan in das Haus ging.
27:58Er benannte in diesem Fall
28:01den damals 17-jährigen Sohn der Vermissten,
28:04der zusammen mit dem jüngeren Schwager
28:07an diesem Morgen an der Entführung beteiligt gewesen ist.
28:10Sind Sie sicher, dass es Yadigar war,
28:13der mit der Tasche?
28:16Ja, sicher. Ich kenne den Jungen.
28:19Der helft immer wieder im Kiosk aus.
28:22Als Lisa aus dem Bus ausstieg
28:25und Richtung ihrer Wohnung ging,
28:28habe ich eine kurze Nachricht geschrieben,
28:31dass sie gleich da ist.
28:34Dann ist sie reingegangen
28:37und ich bin weggefahren.
28:40Der eigene Sohn, was für ein Albtraum.
28:43Meine Fresse.
28:46In der Akte steht, dass er schon ganz früh
28:49in die traditionellen Werte seiner Familie
28:52und in der Religion erzogen wurde.
28:55Aber der lebt in Deutschland, seit er 10 ist,
28:58spricht supergut Deutsch, muss doch irgendwas abfärben.
29:01Die Familie hat ganz bewusst die traditionellen Werte weitergegeben.
29:04Wahrscheinlich haben sie ihn sogar dazu verdonnert.
29:07Der Typ war 17 zur Tatzeit, also Jugendstrafrecht.
29:10Da hast du auch wieder recht.
29:13Ja, die Gar ist hier.
29:16Tellmann hat uns vielleicht gesehen, wie wir in das Haus rein sind.
29:19Na und? Setzen Sie sich.
29:22Ich wollte mit der Lisa reden. Sie ist meine Mutter.
29:25Ich dachte, ich kann sie zur Vernunft bringen.
29:28Wir mussten extrem aufpassen,
29:31dass sie uns nicht vorher schon sieht.
29:34Als sie dann kam, war sie natürlich überrascht.
29:37Hilfe! Hilfe! Hilfe!
29:40Wir sind dann rein mit ihr.
29:43Was ist in der Wohnung passiert?
29:46Ja, da auch wieder.
29:49Kein Hallo, kein Wie geht's.
29:52Nee, direkt rumgeschrien und rumgeflucht.
29:55Ey, die ist da voll ausgerastet.
29:58Hat um sich rumgeschlagen.
30:01Ja, und Rezan? Der hat sich dann gewehrt.
30:04Und ihr auf die Fresse gegeben.
30:07Und Sie haben ihm dann dabei geholfen?
30:10Geholfen? Jetzt chill mal.
30:13Wir haben sie in den Teppich gerollt und ins Auto gebracht.
30:16Weil sie bewusstlos war.
30:19Sieh mal so die Aktion. Gemeinsam mit den anderen geplant.
30:26Ich wusste, dass meine Onkels und mein Vater meine Mutter bestrafen mussten.
30:30Aber ich bin ihr Sohn.
30:33Hallo?
30:36Ich trage Verantwortung, dass sie uns nicht schadet.
30:39Also der Familie.
30:42Ich wusste, dass wir sie bestrafen müssen.
30:45Aber wir wollten sie doch nicht umbringen.
30:50Sie hätte einfach auf uns hören müssen und mitkommen.
30:55Warum hat sie das nicht getan?
30:58Warum musste sie so stur sein?
31:01Aufgrund der Vernehmung kommt Yadigar,
31:04der Sohn von Dalisa, in Untersuchungshaft.
31:07Wir haben uns dann zusammengesetzt und haben gesagt,
31:09wir können die Vermisste noch finden.
31:12Aus der Gruppe kam der Hinweis,
31:15ob wir es mit Aktenzeichen XY versuchen sollten.
31:18Wir haben den Kontakt hergestellt,
31:21haben unseren Fall bei Aktenzeichen XY vorstellen können.
31:25Unsere Tatverdächtigen schweigen bislang.
31:28Wir haben nur die Hoffnung,
31:31mit den Zuschauern heute Entscheidendes beibringen zu können.
31:35Nach der Sendung gehen über 70 Hinweise ein.
31:37Die Zuschauerhinweise wurden abgearbeitet.
31:40Ja, aber wir sind noch dran.
31:43Ungewöhnlich an diesem Fall ist eigentlich,
31:46dass wir zu einem bestimmten Zeitpunkt
31:49die Ermittlungen abschließen konnten.
31:52Was nicht normal war,
31:55ist, dass wir die Ermittlungen eingestellt hatten ohne Leiche.
31:59Wir hatten noch keine Leiche.
32:02Wir hatten aber einiges an Fakten und Beweismitteln zusammengetragen,
32:05damit der Staat trotzdem eine Anklageschrift verfasst hat.
32:09Nachdem die beiden Hauptverdächtigen Resan und Yadiga
32:13bereits verhaftet wurden,
32:16haben die Beamten nun 2 weitere mutmaßliche Täter festgenommen.
32:20Seit 2 Tagen sitzen der älteste Schwager Namda
32:23und der Ehemann Zostan in Untersuchungshaft.
32:26Es ist den beiden nachzuweisen,
32:29dass sie die Tat nicht nur gemeinsam geplant haben,
32:32sondern sowohl in der Vorbereitung als auch im Nachgang
32:35mit den Gestalten gemacht und zu verraten,
32:38wo sie die Leiche versteckt haben.
32:41Aber bis zur Verhandlung sind es noch fast 3 Monate.
32:44Leute, wir bleiben dran.
32:47Die Vernehmung der Brüder Zostan und Namda verläuft ergebnislos.
32:51Trotzdem beginnt am 27. Juni 2016 der Prozess ohne Leiche
32:55gegen Dalisas ältesten Sohn Yadiga,
32:58ihren Ehemann Zostan und seinen 2 Brüdern Resan und Namda.
33:01Sie sollen den Mord an Dalisa gemeinschaftlich geplant
33:04und begangen haben.
33:07Welche Rolle spielt die Tatsache,
33:10dass der Ehebruch mit einem Moslem stattgefunden hat?
33:14Ich glaube, dass es das Hauptmotiv ist und nicht das Gold.
33:18Weil hier eine historische Traumata aktiviert werden.
33:22Es ist eine Unmöglichkeit,
33:25dass Jesiden mit Moslems verheiratet sind.
33:27Und die jesidische Gemeinschaft
33:30akzeptiert keine Beziehung zu einem Moslem.
33:33Und daher ist möglicherweise auch dieses Motiv,
33:36dass sowohl die Familie als auch der Ehemann
33:39bei der Wiederherstellung der Ehre beteiligt waren.
33:42Hätte es denn einen Unterschied gemacht für Dalisa,
33:45wenn sie das Gold zurückgegeben hätte?
33:48Aus meiner Beobachtung und meinem Gutachten war eindeutig klar,
33:52es ging niemals um das Gold.
33:54Es war eine Verteidigungsstrategie,
33:57dass man gesagt hat, hier wollte man das Geld haben.
34:00Sie wollte es nicht zurückgeben.
34:03Es gab so Streitereien und Auseinandersetzungen.
34:06Und das war eher eine Haft, eine Affekthandlung
34:09und nicht aus Habgier.
34:12Und dadurch hat man nach deutschem Strafgesetz
34:15mit weniger Strafe zu rechnen.
34:18Über ein Jahr nach Prozessbeginn.
34:21Der Nachweis für Mord an Dalisa
34:24wurde von einer Beweislage überprüft.
34:27Es gab DNA-Spuren im Auto.
34:30Sie wurden mehrfach belastet durch Zeugen.
34:33Also wie man bei so einer Beweislage
34:36die Karten nicht auf den Tisch legen kann, ist mir ein Rätsel.
34:40Die zunehmende Beweislast gegen die Angeklagten Yadigar und Rezan
34:44führt schließlich zu einer überraschenden Wendung.
34:47Ich müsste eine Aussage machen.
34:50Ich gebe zu,
34:52mein Bruder und mein Neffen,
34:55ja, wir wollten Dalisa zwingen, dass sie das Gold zurückgibt.
35:00Deswegen haben wir sie in ihr Wohnung überfallen,
35:03den Transporter geladen und
35:06wollten wir mit ihr nach Hause fahren.
35:10Dann mussten wir im Stadtpark anhalten,
35:14weil sie hinten auf der Ladefläche,
35:17sie hat so rumgeschrien und Lärm gemacht.
35:19Ich bin dann hinten zu ihr.
35:22Ich habe ihr noch mal gesagt, dass sie das Gold zurückgeben muss.
35:26Da würde auch nichts passieren.
35:29Aber sie hat total heftig reagiert und mich beschimpft.
35:33Dann ist es zu einer,
35:36sagen wir mal, körperlichen Auseinandersetzung
35:39zwischen mir und Dalisa gekommen.
35:42Ich habe dann nachher einen Spannkutsch gegriffen.
35:45Ich habe ihr den um den Hals gelegt und so gezogen.
35:49Allerdings habe ich das nicht wegen der Familienärge gemacht.
35:55Ich wollte einfach nur mein Gold zurück.
36:01Es tut mir wirklich leid, was ich gemacht habe.
36:05Deswegen bin ich bereit, Ihnen zu zeigen, wo sie liegt.
36:09Sie sind bereit, uns den Ablageort von Dalisas Leiche zu zeigen?
36:13Genau.
36:16Damit war überhaupt nicht zu rechnen,
36:19nicht zu der Verhandlungsstrategie der Verteidiger,
36:22ob es zu diesem Zeitpunkt gepasst hatte.
36:25Es passte, es war vollkommen überraschend für uns.
36:31Ich kann mich nicht 100% einnahmen, es hat sich ein bisschen geändert.
36:35Naja, ist eine lange Zeit her jetzt.
36:38Sie meinen hier, wo die Kuhle ist?
36:41Der Angeklagte kann die genaue Ablagestelle
36:44zweieinhalb Jahre später nicht mehr finden.
36:49Letztendlich sah es so aus,
36:52dass wir nochmal mit einer kleinen Mannschaft
36:55in den Bereich nach Süddeutschland gefahren sind.
36:58Wir gingen stark davon aus, dass sie eben in einem Erdgrab lag.
37:01Und daraufhin haben wir dann technische Einheit,
37:04unter anderem auch Kräfte von der Universität aus Frankfurt
37:07mit Geologen und entsprechenden Sonargeräten eingesetzt.
37:11Letztendlich haben wir dann eine Fläche von 70 x 130 m abgesucht,
37:16um eben ein entsprechendes Grab,
37:19einen Hohlraum in der Erde zu finden.
37:23Und, sicher?
37:26Schauen Sie, hier ist es viel weicher als noch hier vorne.
37:32Erle Frank, du, wir haben was.
37:35Das war für mich in diesem Moment kaum nachvollziehbar.
37:39Ich erinnere mich heute noch an einen gewissen Gänsehautmoment,
37:43was einfach unglaublich war.
37:46Ich habe sofort mir ein Auto genommen
37:49und bin letztendlich auch zur Fundstelle gefahren.
37:53Ihr habt sie wirklich gefunden?
37:56Irgendwann jeden Zentimeter abgesucht.
37:59Aber, ja, wir haben sie.
38:02Gut, holen Sie raus.
38:05Gehen wir rüber.
38:08Da ist sogar ein Spanngurt oben am Kopf.
38:11Die Distanz zwischen dem Ablageort von Dalisas Leiche
38:13über 300 km vom Tatort entfernt
38:16sowie die Tiefe der Grube lassen nur einen Schluss zu.
38:20Das Loch wurde bereits vor der Tat ausgehoben.
38:23Das Verbrechen war also geplant.
38:26Damit dürfen Sie nicht durchkommen.
38:30Herr Gartmann, so oder so ähnlich
38:33muss der Fundort der Leiche ausgesehen haben,
38:36also der Ort, wo die Frau begraben wurde.
38:39An was erinnern Sie sich, wenn Sie jetzt hier stehen?
38:41Interessant war tatsächlich, wie die Täter angefahren sind.
38:44Nach knapp 100 m, nachdem sie Autobahnabfahrt passiert hatten,
38:47haben sie das Auto abgestellt und haben den Leichnam
38:50über eine Wiese in dieses Waldgebiet hineingebracht.
38:53Mussten da allerdings auch noch 30 m, 30, 40 m gehen.
38:56Und da war dann die Grube ausgehoben,
38:59wo sie sie letztendlich auch vergraben haben.
39:02Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen
39:05haben sich gegenseitig versprochen, wir finden sie.
39:08Und als Sie sie dann gefunden haben, tot, ja,
39:11also Motivation war ja von Anfang an, sie zu finden.
39:14Wir wollten sie nicht in diesem Waldboden liegen lassen.
39:18Es war ein Moment, den wahrscheinlich keiner von uns vergisst.
39:22Es war sehr, sehr schrecklich, dass sie sie gefunden haben.
39:25Aber die Gewissheit, dass sie doch wirklich tot ist,
39:28war grausam, war einfach grausam.
39:31Weil man hat trotzdem immer noch gehofft,
39:34dass sie am Leben ist, obwohl man weiß,
39:37es wird wahrscheinlich unrealistisch sein,
39:39dass es so lange her ist, aber ja, es war grausam.
39:46Die Tat war keine Tötung im Affekt, wie der Angeklagte behauptet,
39:50sondern eiskalter Mord.
39:56Der Fund und die Bergung der Leiche
39:59verändert die Situation schlagartig.
40:02Nun sind auch die letzten Zweifel ausgeräumt.
40:05So, meine Damen und Herren, es geht weiter.
40:07Das Urteil wird nach 102 Gerichtstagen
40:10und einer Gesamtdauer von über einem Jahr verkündet
40:13und mit Spannung erwartet.
40:17Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil.
40:20Der Angeklagte Rezan Seduan
40:23wird zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe
40:26wegen Mordes verurteilt.
40:29Der Angeklagte Yadigade Seduan
40:32wird zu einer jüdischen Gewalt verurteilt.
40:34Der Angeklagte Yadigade Seduan
40:37wird zu einer Jugendstrafe von neun Jahren und sechs Monaten
40:40wegen Mordes verurteilt.
40:43Ruhe, bitte!
40:46Die Angeklagten Sosdan und Namdade Seduan
40:49erhalten jeweils Freiheitsstrafen von zehn Jahren und sechs Monaten
40:53wegen Beihilfe zum Mord.
40:56Die Gründe hierfür sind.
40:59Im September 2014 erkannten die Angeklagten,
41:01dass sich Dalisa unter keinen Umständen mehr
41:04den jesidischen Traditionen unterwerfen
41:07und ihre Rolle als Besitz ihres Ehemannes anerkennen würde.
41:11Mit dieser Schande für ihre gesamte Familie
41:14wollten die Angeklagten nicht leben.
41:17Deshalb beschlossen sie gemeinsam die Tötung von Dalisa,
41:20um auf diese Weise
41:23durch die physische Vernichtung der Ehrverletzerin
41:26die Familienehre wiederherzustellen.
41:28Die Sitzung ist geschlossen.
41:31Hey, komm zurück!
41:34Du!
41:37Du zerstörst unsere Familie!
41:40Die Familie der Haupttäter
41:43war aber nicht in der Lage, dieses Urteil zu akzeptieren,
41:46weil sie immer noch im Rahmen dieses ganzen Ehrgefühls
41:49und was damit zu tun hat,
41:52eigentlich der Meinung war, dass es keine Strafe geben darf.
41:55Und deswegen war das so,
41:58dass da auf einmal eine sehr große Unruhe,
42:01leichte, tumultartige Szenen.
42:04Als Prozess ohne Leiche hat dieser Fall begonnen.
42:07Geendet hat er mit der Auffindung
42:10und einem ordentlichen Begräbnis
42:13der sterblichen Überreste von der Frau,
42:16die wir hier Dalisa nennen.
42:19Der Richter hat gegen die Täter hohe Haftstrafen verhängt,
42:22die sogar noch über das geforderte Maß
42:25der Staatsanwaltschaft hinausgingen.
42:28Der Prozess dauerte am Ende mehr als 100 Verhandlungstage.
42:31In einem Prozess, der auf verschiedenen Ebenen erschütternd war,
42:35der am Ende aber doch noch Gerechtigkeit für das Opfer brachte.
42:39Das war XY gelöst. Mein Name ist Sven Voss.
42:58Untertitel der Amara.org-Community

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