Eine 40-jährige Frau verschwindet ohne Vorwarnung am Valentinstag 2008. Ihre beiden Kinder bleiben traurig und ratlos zurück. Hartnäckig suchen sie nach Antworten auf die Frage: „Was ist passiert?“ Es ist einer der außergewöhnlichsten und tragischsten Fälle des damals zuständigen Mordermittlers. Im Dialog mit Sven Voss erzählt der Kripobeamte über die Besonderheiten von Vermisstenfällen und wie er durch einen Trick das Versteck der Leiche erfuhr. (Text: ZDF)
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00:00Eine Mutter verschwindet, spurlos, lässt ihren Mann und ihre beiden Kinder im Stich.
00:09Die sind zutiefst irritiert, vor allem die 15-jährige Tochter Betty.
00:13Sie fragt sich, was hab ich falsch gemacht?
00:16Warum tut meine Mutter mir das an?
00:19Tatsächlich gibt es Anzeichen dafür, dass die Mutter irgendwo ein neues Leben begonnen
00:23hat, fernab von der Familie.
00:26Doch im Laufe der Jahre kommt der Tochter Zweifel am freiwilligen Verschwinden der Mutter.
00:30Und schließlich ist sie es, die dafür sorgt, dass ein düsteres Geheimnis endlich ans Licht kommt.
00:402007.
00:44Klaus Färber und seine Frau Susanne sind in der Gastronomie tätig.
00:48Sie haben zwei Kinder.
00:49Tochter Betty ist 15, Sohn Sören bereits volljährig.
00:53Beide gehen noch zur Schule.
00:57Vielen Dank.
00:58Danke schön.
00:59Super viel Spaß.
01:00Du bist so süß.
01:01Darf ich mal streicheln?
01:02Gerne.
01:03Hallo.
01:04Wie heißt ihr denn?
01:05Tiffy.
01:06Tiffy.
01:07Hallo.
01:08Oh, Mama, schau mal.
01:09Ja, sehr süß.
01:10Du bist ja süß.
01:11So einen hätte ich auch gern.
01:14Später, wenn du eine eigene Wohnung hast.
01:17Ach, Mama.
01:18Ich will keine Hunde im Haus, das weißt du doch.
01:21Wir gehen schon mal drauf.
01:23Dann bleibt er eben draußen.
01:25Ich kümmere mich schon.
01:27Das haben wir schon so oft diskutiert.
01:30Kein Hund.
01:31Komm jetzt.
01:32Komm.
01:33Tschüss.
01:34Tschau.
01:35Wieder das alte Thema?
01:37Ja, deine Tochter ist so hartnäckig.
01:40Von wem hat sie das Wohl?
01:42Was?
01:43Naja, diesen Dickkopf.
01:44Jedenfalls nicht von dir, Papa.
01:46Mal sehen, ob wir was Schönes zum Anziehen finden.
01:49Können wir uns das leisten, Mama?
01:51Natürlich.
01:52Ihr braucht immer was Neues, oder, Klaus?
01:55Ja, klar.
01:56Dann steigt ein.
01:58Danke.
02:02Eine intakte Familie, nach außen hin,
02:05die in einer beschaulichen Wohngegend wie dieser hier lebt.
02:08Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist liebevoll.
02:11Und obwohl das Geld knapp ist,
02:13versucht die Mutter, es die Kinder nicht spüren zu lassen.
02:16Niemand hätte sich vorstellen können,
02:18dass es hinter dieser gutbürgerlichen Fassade derart brodelt,
02:22dass es zu einem Verbrechen kommt,
02:24das die ganze Familie zerstört.
02:38Ich hab so satt.
02:39Ich hab so satt, dieses ewige Gerede.
02:41Wo kommst du denn jetzt her?
02:43Es ist mitten in der Nacht und du hast morgen Schule.
02:45Ja.
02:46So hast du getrunken.
02:48Schon wieder?
02:49Ist doch egal.
02:50Was soll das heißen?
02:51Ist egal.
02:52Ihr seid eh nur am Streiten und kriegt nichts mit.
02:55Gute Nacht.
02:56Hergeblieben?
02:57Hey, ich rede mit dir.
02:58Das ist deine Schuld.
03:00Was?
03:01Meine Schuld?
03:02Ich glaub doch, wo du spinnst.
03:05Wer verwöhnt denn hier die Kinder nach Strich und Faden?
03:08Hier eine neue Jacke, da ein neues Handy.
03:10Die Kinder haben auch ein Recht, am Leben teilzunehmen.
03:12So wie ich.
03:13Was haben wir denn sonst noch?
03:14Wir können uns das aber nicht leisten.
03:16Verdammt noch mal.
03:17Soll ich dir mal auflisten,
03:19wie viel Geld du die letzten drei Wochen ausgegeben hast?
03:22Lass mich doch in Ruhe.
03:23Drehst du jetzt völlig durch, oder was?
03:25Ich weiß ganz genau, was ich sage.
03:26Du hast uns in diese Situation gebracht
03:28und alles, was du anfasst, läuft schief.
03:30Alles.
03:31Früher oder später.
03:32Alles.
03:33Lass mich doch in Frieden.
03:42Susanne Ferber hat nur wenige enge Freunde.
03:45Kaum jemand weiß, wie es in ihr aussieht.
03:49Lieber Rolf, tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe.
03:56Hättest du morgen Zeit für mich?
04:03Der einzige Mensch, mit dem sie sich gelegentlich austauscht,
04:07ist ihr früherer Arbeitskollege Rolf Jebsen.
04:11Deine Nachricht klang ja sehr mysteriös.
04:14Was ist denn los bei euch, Susanne?
04:16Stimmt irgendwas nicht?
04:18Nichts stimmt, Rolf.
04:20Gar nichts.
04:22Mit Klaus und jetzt auch noch mit unserem Sohn.
04:26Sohn kommt nach Hause, wann er will.
04:28Oft betrunken, lügt uns an, hat schlechten Umgang.
04:31Und ich, ich kann nichts dagegen tun.
04:35Du bist sehr wenig zu Hause.
04:38Nur Arbeit.
04:39Ständig Doppelschichten, 80, 90 Stunden die Woche.
04:42Ich meine, ich schlafe kaum noch.
04:44Und Klaus?
04:45Auch.
04:47Na ja, ihr arbeitet sehr viel, aber ich bin froh, dass ihr Arbeit habt.
04:51Aber doch nicht so, Rolf.
04:53Ich meine, ich will ja noch was vom Leben haben,
04:55hab ich nicht ein bisschen Glück verdient?
04:57Na ja, du hast doch eine tolle Tochter.
05:00Ja.
05:02Ja, Betty ist echt ein Schatz.
05:06Ganz ehrlich, ohne meine Kinder wäre ich schon längst weg.
05:16Die können wir noch nehmen, das ist kein Problem.
05:19Ein halbes Jahr später.
05:21Klaus und Susanne Ferber arbeiten jetzt für ein anderes Unternehmen.
05:26Feierabend haben sie erst spät in der Nacht.
05:29War doch eine gute Veranstaltung heute.
05:32Ja, ich hoffe, die Überstunden werden bezahlt.
05:34Werden sie.
05:38Klaus, ich hab doch nächste Woche Geburtstag.
05:40Ich möchte, dass wir uns den Tag freinigen.
05:43Sonja, die frischen Gläser da hinten kannst du in den Schrank reinräumen.
05:48Klaus, hörst du mir zu?
05:50Wir können uns das nicht leisten, wir brauchen das Geld.
05:53Echt jetzt?
05:55Ich kann auf keinen Fall.
05:57An meinem 40. Geburtstag.
05:59Okay, dann möchte ich einen Tag frei.
06:01Wir kriegen so schnell keinen Ersatz für dich.
06:03Wer soll deine Arbeit machen?
06:08Susanne, jetzt hör mir doch mal zu.
06:1312. Januar 2008.
06:16Es ist der 40. Geburtstag von Susanne Ferber.
06:20Guten Morgen.
06:26Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.
06:29Danke.
06:32Sind die Kinder schon weg?
06:34Ja, ich hab ihnen gesagt, sie sollen dich ausschlafen lassen.
06:39Du hast Frühstück gemacht.
06:40Das ist ja lieb von dir.
06:42Hier, das ist von Betty.
06:44Sie wollte, dass du es gleich nach dem Aufwachen bekommst.
06:47Das ist ja schön.
06:50Wie lieb von Betty.
06:53Ah, wie toll.
06:57Ich hab dir mal gesagt, wie toll ich diese Kette finde.
07:01Schön.
07:03Und wenn du gefrühstückt hast, hab ich auch noch was für dich.
07:06Nicht wundern, unten im Keller.
07:08Okay.
07:10Wobei, ich gestehen muss, dass es noch nicht wirklich viel zu sehen gibt.
07:17Wow, was wird das denn?
07:19Das räum ich alles raus.
07:21Und hier hab ich schon mal angefangen.
07:23Die Platten kommen dann rüber und die Flaschensteine da drauf.
07:28Das mach ich alles so peu à peu fertig.
07:31Was ist das?
07:33Das ist ein Schrank.
07:34Das mach ich alles so peu à peu fertig.
07:37Was ist das?
07:39Das ist der Sockel von unserem zukünftigen Weinregal.
07:43Unser Weinregal?
07:45Was wir von dir mal gesprochen hatten.
07:47Du hast gesagt, du hättest gerne ein Weinregal.
07:50Und ich nehme mir jetzt einfach die Zeit dafür.
07:55Okay.
07:57Hier, so soll es dann aussehen.
07:59Ich bin beeindruckt und das machst du für mich?
08:02Danke.
08:04Bitte.
08:07Tut mir echt leid, aber wir müssen dann auch langsam los.
08:15Bist du mir noch böse, weil wir heute arbeiten müssen?
08:18Nein, nicht böse, nur etwas enttäuscht.
08:22Frust, Enttäuschung und Verletzungen auf beiden Seiten.
08:26Versetzen wir uns mal in die Lage des Vaters,
08:29der nach traditionellem Verständnis der Versorger sein möchte.
08:33Er spürt die Unzufriedenheit seiner Frau,
08:36weil er der Familie nichts bieten kann.
08:39Doch es soll noch schlimmer kommen.
08:41Nur zwei Wochen später gibt es einen beruflichen Rückschlag.
08:45Die finanziellen Sorgen werden noch größer.
08:47Das können Sie doch nicht machen.
08:49Hören Sie, wir haben geackert bis zum Umfallen
08:52und die Events waren alle super besucht.
08:55Nein.
08:57Und wir müssen das jetzt ausbaden?
08:59Oder was?
09:01Ja, danke.
09:03Sie hören von unserem Anwalt.
09:06Klaus?
09:09Die Firma ist pleite.
09:11Wir sind entlassen.
09:13Beide.
09:15Und jetzt?
09:17Müssen wir hier ausziehen,
09:19weil wir uns das alles nicht mehr leisten können?
09:22Nein.
09:25Und meine Abschlussfahrt?
09:27Ist die noch dran?
09:29Natürlich.
09:31Mama und ich haben immer was gefunden.
09:34Wir brauchen einfach nur etwas Geduld.
09:38Geduld sollen wir haben?
09:40Ja.
09:41Geduld sollen wir haben?
09:43Wie oft denn noch?
09:45Jetzt reg dich doch nicht ständig so auf.
09:47Du hast uns diesen Job vermittelt.
09:49Knüppeln bis zum Umfallen
09:51und jetzt geht wieder alles den Bach runter.
09:53Also bin ich auch wieder schuld?
09:55Klaus!
09:57So geht das nicht weiter.
10:02Zwei Wochen später.
10:04Der 14. Februar 2008.
10:06Valentinstag.
10:08Na, wie lief Physik?
10:10Hallo, Papa.
10:12Hallo, Schatz.
10:14Du, ich hab mir gedacht,
10:16wir könnten heute Mittag mal essen gehen.
10:18Burger oder so.
10:20Hatten wir doch schon lange nicht mehr.
10:22Ich hätte da wirklich Lust drauf.
10:24Ja, warte.
10:26Hör an.
10:28Hast du Bock auf Burger?
10:30Ja.
10:32Okay, ja.
10:34Dankeschön.
10:36Ja, zwar kein Burger,
10:37aber Döner ist auch nicht schlecht.
10:39Sehr nett.
10:41Dankeschön.
10:43Danke.
10:45Wo bleibt denn Mama?
10:47Mama kommt leider gar nicht.
10:49Ach so, warum?
10:51Wir hatten heute Morgen Streit.
10:53Schon wieder?
10:55Ja.
11:00Ich glaub, diesmal war sie richtig sauer auf mich.
11:03Klaus!
11:05Ja?
11:08Ich dachte, das ist schon bezahlt.
11:11Wovon denn bitte?
11:16Ich mach das nicht mehr mit.
11:18In zehn Jahren bin ich 50.
11:20Dann nehm ich keine mehr.
11:22Die Kinder sind alt genug.
11:24Ihr braucht mich nicht mehr.
11:27Warum tu ich mir das eigentlich an?
11:34Keine Antwort ist auch eine Antwort.
11:36Keine Antwort ist auch eine Antwort.
11:45Dann ist sie gegangen.
11:49Was heißt das jetzt?
11:51Ich, ich denk,
11:55Mama braucht jetzt ne kleine Auszeit.
11:57Ne Auszeit?
11:59Sie kommt wieder.
12:01Ganz sicher.
12:02Ich ruf sie an.
12:04Sie hat, sie hat,
12:06sie hat ihr Handy zu Hause liegen lassen.
12:09Toll.
12:13Das freut mich.
12:15Und wann kann ich mich denn bei Ihnen vorstellen?
12:17Ja, das passt mir sehr gut.
12:19Dann bis nächste Woche.
12:21Dankeschön.
12:23Hey Papa.
12:25Hallo. Mama war heute hier.
12:27Echt?
12:29Sie hat ein paar Sachen von sich geholt
12:30und ist gleich wieder abgehauen.
12:32Viel gesagt hat sie nicht.
12:35Toll.
12:39Weitere zwei Wochen vergehen.
12:41Hey Papa.
12:43Hallo.
12:45Ach Betty.
12:47Vorhin ist Mama wieder hier gewesen.
12:49Na endlich.
12:51Und was ist jetzt mit Mama?
12:53Keine Ahnung.
12:55Sie hat wieder bloß Klamotten in Kartons gepackt
12:57und ist damit weg.
12:58Aber hat sie nichts gesagt?
13:01Wo sie gerade wohnt?
13:03Oder wann sie wiederkommt?
13:05Nein.
13:07Sie ist offenbar immer noch stinksauer auf mich.
13:09Hey Betty.
13:11Da waren zwei so Typen bei ihr.
13:13Die haben ihr beim Tragen geholfen.
13:15Was?
13:17Ja, mit denen ist sie wieder weggefahren.
13:19Und wer waren die Typen?
13:21Hast du die gekannt?
13:23Nein, ich hab die auch nur ganz kurz gesehen.
13:25Von hinten aus der Entfernung.
13:26Die haben einen weißen Transporter gefahren.
13:28Der stand hier in der Garage.
13:30Mehr weiß ich echt nicht.
13:32Und wo ist Mama jetzt bei denen?
13:34Keine Ahnung.
13:37Sie hat ihr Handy auch wieder nicht mitgenommen.
13:40Weißt du was?
13:42Ich glaub, wie sie Mama so ist.
13:44Und scheißegal.
13:46Betty.
13:48Sie denkt nur noch an sich.
13:50Als die Familie in den nächsten Tagen
13:52nichts mehr von der Mutter hört,
13:53meldet Klaus Faber seine Frau bei der Polizei als vermisst.
13:56Ja, ich weiß, dass meine Frau erwachsen ist
13:58und hingehen kann, wo sie will.
14:01Aber wir haben keine Möglichkeit, sie zu erreichen.
14:07Hören Sie, ich weiß nicht, was ich noch tun soll.
14:13Wir machen uns Sorgen.
14:16Ja, ja gut.
14:18Wiederhören.
14:28Herr Röpke, Sie sind evangelischer Pfarrer
14:31und haben als Seelsorger die Familie betreut.
14:34Wie hat die 15-jährige Betty
14:36auf das Verschwinden ihrer Mutter reagiert?
14:38Erst mal war das von Bettys Seite große Ratlosigkeit,
14:41weil sie ein sehr enges Verhältnis zur Mutter hatte
14:44und sie hat das Gefühl,
14:45dass die Eltern sich nicht trennen.
14:47Da hatte sie genug Streitigkeiten vorher mitgekriegt.
14:50Aber die Frage, warum sagt sie mir vorher nicht Bescheid?
14:53Und vor allen Dingen aber auch jetzt, wenn sie weg ist,
14:56warum meldet sie sich nicht bei mir
14:58und erklärt mir, was eigentlich Sache ist und wie es ihr geht.
15:01Wie hat sich der Vater in dieser Zeit gegeben,
15:04als klar war, seine Frau ist verschwunden, weshalb auch immer?
15:08Also für Betty hat sich geändert,
15:10dass der Vater auf einmal sehr präsent war.
15:12Was er vorher nicht konnte, weil er so viel gearbeitet hat,
15:15das hat er geändert.
15:17Er war für sie da, hat z.B. Hausaufgaben mitgemacht,
15:20hat Schulbrote geschmiert.
15:22Und es wurde auf einmal,
15:24vorher war Betty, glaube ich, eher so ein bisschen das Mama-Kind
15:27und auf einmal bildeten die beiden ein super Team.
15:29Und das war für Betty bezüglich des Vaters sehr gut.
15:32Um das Verhältnis zu seiner Tochter weiter zu verbessern,
15:36hält ihr Vater immer wieder Überraschungen für Betty bereit.
15:40Was ist das denn?
15:42Sie heißt Asta.
15:44Ich habe sie vor allem für dich geholt.
15:47Oh, ist die süß.
15:49Hallo.
15:51Ja, du bist ja süß.
15:53Ja, hallo.
15:55Ja, hallo.
15:57Ja, bist du schön.
15:59Hallo.
16:01Danke, Papa.
16:03Oh, danke schön.
16:05Wenn Mama wieder kommt, müssen wir mal sehen.
16:07Sie mag Hunde ja nicht.
16:09Sie wird sich bestimmt auch freuen, wenn sie kommt.
16:16Drei Jahre lang hört niemand etwas von Susanne Färber.
16:21Im Februar 2011 unternimmt die Familie einen neuen Anlauf,
16:25um sie zu finden.
16:29Ja, Moment, ich habe sie.
16:32Frau Susanne Färber.
16:33Es gab da anscheinend eine Untersuchung.
16:36In Düsseldorf.
16:38Sie ist offenbar in eine Verkehrskontrolle geraten.
16:42Wann war das?
16:44Vor zwei Jahren.
16:462009.
16:48In Düsseldorf.
16:50Gibt es seine Adresse oder Telefonnummer?
16:53Ja, ich darf Ihnen leider keine persönlichen Daten weitergeben.
16:57Aber wir wollen doch bloß mit unserer Mutter reden.
17:00Das tut mir leid.
17:01Wenigstens wissen wir, dass sie lebt.
17:05Nachdem Betty die Bestätigung von der Polizei hatte,
17:08waren, glaube ich, zwei Gefühle gleichzeitig in ihr aktiv.
17:11Einmal die große Erleichterung.
17:13Ich habe jetzt Gewissheit, sie lebt.
17:15Und im selben Moment die ganz große Wut.
17:18Wenn du in der Nähe lebst, warum meldest du dich nicht?
17:26Papa?
17:28Mama?
17:31Das ist meine Mama.
17:33Wo denn?
17:35Da vorne, hast du es gesehen?
17:37Neben der Frau mit den roten Haaren.
17:42Mama!
17:47Betty, warte!
17:52Mama!
17:54Ich bin mir sicher, das war sie, ganz sicher.
17:57Für Betty Ferber ist diese vermeintliche Begegnung
18:00ein weiterer Beweis, dass ihre Mutter lebt.
18:062012.
18:08Seit mehr als vier Jahren
18:10hat niemand etwas von Susanne Ferber gehört.
18:13Klaus Ferber hat sich inzwischen
18:15von seiner verschwundenen Frau Susanne scheiden lassen
18:18und erneut geheiratet.
18:20Tochter Betty ist, wie ihr Bruder, bereits ausgezogen.
18:23Doch sie besucht ihren Vater regelmäßig.
18:26Du, Schatz, brauchen wir noch Bier und Wein?
18:29Ja, ganz sicher, das wird nicht für alle reichen.
18:32Okay, dann hole ich einfach noch was, ja?
18:35Der Gedanke, ihre Mutter doch noch zu finden,
18:37lässt Betty nicht los.
18:39Papa, ich habe eine Idee, wie wir Mama finden könnten.
18:42Mama finden?
18:44Glaubst du, Susanne will das überhaupt?
18:46Sie hat dich doch nie gemeldet.
18:48Genau deswegen.
18:50Ich will wissen, ob es ihr gut geht.
18:53Kann ich verstehen.
19:03Es gibt Fernsehsendungen, wo man nach Leuten suchen kann.
19:06Ja, wenn sie vermisst werden.
19:08Ja, und wir vermissen Mama.
19:10Sicher, aber du weißt ja, offiziell geht da nichts.
19:14Papa, bitte, ich will es wenigstens versuchen.
19:18Warum nicht?
19:20Von mir aus, gerne.
19:22Was macht denn der Hund da schon wieder?
19:25Muss der jedes Mal graben, wenn er hier ist?
19:27Tut mir leid, Papa.
19:29Der damals leitende Ermittler Franz Virgis
19:32wird erst später in den Fall eingebunden.
19:35Die Tochter hat alles dafür getan,
19:37um Klarheit in die ganze Geschichte zu bekommen.
19:40Sie müssen sich vorstellen, die ist auch enttäuscht.
19:43Die denkt sich, warum verlässt mich meine Mutter?
19:45Die sucht Schuld bei sich
19:47und möchte da Klarheit reinhaben in die ganze Geschichte.
19:49Sie findet sich am Fernsehsender.
19:51Am Valentinstag vor 5 Jahren,
19:53da verschwindet die heute 44-jährige Mutter.
19:56Zahlreiche Medien nehmen sich der Geschichte an.
19:59Im Rahmen der Berichterstattung
20:01wird auch bei der Polizei recherchiert.
20:03Erst da wurde bei der Polizei bekannt,
20:05um welchen Sachverhalt es hier handelt.
20:08Dann wurden auch die Ermittlungen
20:10zunächst von Seiten der Vermissensstelle aufgenommen
20:13und später dann durch unser Kommissariat
20:15für Todesermittlungen.
20:16Die Tochter hat den Stein ins Rollen geworfen.
20:19Ja, nur die Tochter.
20:21Nun werden Bekannte und Verwandte der Vermissten befragt
20:24und ihre beiden Kinder.
20:26Wie sich herausstellt,
20:28hatte außerhalb der Familie kaum jemand etwas mitbekommen
20:31von den Problemen, die es in der Ehe gab.
20:34Wie war denn das Verhältnis zu Ihrer Mutter?
20:37Na ja, wenn unsere Mutter uns wirklich so geliebt hätte,
20:40wie alle sagen, dann wäre sie wohl kaum abgehauen.
20:43Sehen Sie das genauso?
20:44Ich weiß nicht.
20:46Ich habe eigentlich damit abgeschlossen.
20:49Unsere Mutter will uns nicht sehen und fertig.
20:52Gut, aber könnten Sie sich dann auch vorstellen,
20:55dass was anderes mit Ihrer Mutter passiert ist?
20:58Also, dass ihr jemand was angetan hat zum Beispiel.
21:01Angetan? Nein.
21:04Oder meinen Sie unseren Vater?
21:06Der wäre dazu gar nicht in der Lage.
21:09Der ist eher so ein Ja-Sager.
21:11Der kann keiner Fliege was zu Leide tun.
21:12Hm, verstehe.
21:14Amund, wäre aber Suizid für Sie denkbar?
21:19Nee, unsere Mutter ist nicht der Typ, der sich was antun würde.
21:24Und ich bin mir auch ziemlich sicher,
21:26dass ich sie zwischenzeitlich noch mal gesehen habe.
21:29Was glauben Sie denn, was mit Ihrer Mutter passiert ist?
21:32Ich kann mir vorstellen,
21:34dass sie irgendwo einen anderen Mann kennengelernt hat
21:37und mit dem jetzt zusammen wohnt.
21:38Bei ihren Ermittlungen befragt die Polizei auch Rolf Jebsen,
21:42den alten Bekannten von Susanne Ferber.
21:45Wie intensiv war Ihre Beziehung?
21:47Sie hat sich mir anvertraut, auch mit ihren Eheproblemen.
21:55War Scheidung mal ein Thema?
21:57Ja.
21:59Hatten Sie selbst ein Interesse an Susanne Ferber?
22:02Ja.
22:03Hatten Sie selbst ein Interesse an Susanne Ferber?
22:05Ja.
22:07Hatten Sie selbst ein Interesse an Susanne Ferber?
22:09Diese Frage hat sich überhaupt nicht gestellt.
22:11Warum nicht?
22:13Sie hätte das nie gemacht, allein schon wegen ihrer Kinder.
22:23Da ist was faul.
22:25Warum? Glaubst du dem Mann nicht?
22:27Doch, das ist es ja gerade.
22:29Ich meine, dass die Susanne Ferber ihren Mann verlässt, geschenkt.
22:33Was? Dass sie ihre Kinder allein lässt?
22:37Aber sowas kommt doch vor.
22:39Ein neues Leben, alles hinter sich lassen, frei sein.
22:43Ich meine, solche Träume hat auch jeder mal.
22:45Und wenn man wirklich will, kann man noch untertauchen.
22:48Ja, klar.
22:50Aber dass sie sich dann gar nicht meldet bei ihren Kindern,
22:52zum Geburtstag, zu Weihnachten.
22:54Nicht mal eine Postkarte.
22:57Die Geschichte mit der Polizeikontrolle in Düsseldorf?
22:59Können wir nicht verifizieren.
23:01Die Akten sind offenbar vernichtet.
23:03Es kann also auch ein Missverständnis gewesen sein.
23:09Der Grund für die Trennung war ganz klar unsere wirtschaftliche Situation.
23:12Meine Frau hat mich dafür verantwortlich gemacht.
23:15Sie haben oft gestritten.
23:17Gab es jemals Handgreiflichkeiten zwischen Ihnen beiden?
23:20Nein, nie.
23:23Zehn Tage, nachdem Ihre Frau Sie verlassen hatte,
23:27soll sie noch mal im Haus gewesen sein, angeblich mit zwei Männern.
23:30Um Sachen zu holen.
23:32Was für Sachen?
23:34Ihre privaten Sachen.
23:36Kleidung, ihren Schmuck.
23:38Sonst nichts.
23:40Schminke, Laptop und Handy hat sie aber da gelassen.
23:43Ist schon ungewöhnlich, ohne Handy zu gehen.
23:46Für meine Frau nicht.
23:48Christian?
23:50Ja?
23:52Vorhin hat eine Frau angerufen.
23:54Sie will Susanne Färber vor einem halben Jahr gesehen haben.
23:56In einer Parfümerie.
23:57Aufgefallen ist ihr die herzförmige Kette.
24:00Wie die von den Fahndungsbildern?
24:03Sie habe Wimperntusche bei ihr gekauft und bar bezahlt.
24:06Hast du selbst mit der Frau gesprochen?
24:08Ja, ich habe auch hier die Kontaktdaten.
24:10Ah ja, danke dir.
24:12Sie ist sich sicher, dass es Susanne Färber war.
24:14Sie sagt, sie ist Visagistin und kann sich Gesichter gut merken.
24:18Lebt Susanne Färber also doch?
24:21Komm, lass uns das mal überprüfen.
24:23Die vermeintlichen Sichtungen von Susanne Färber
24:25lassen sich jedoch nicht bestätigen.
24:28Es gibt also immer noch vage Hinweise,
24:30aber keine konkrete Spur zur vermissten Mutter.
24:33Herr Wirges,
24:35jetzt wird das Ganze aber als Tötungsdelikt eingestuft.
24:38Dann sind Sie als Mordkommission
24:40auch nochmal in die Offensive gegangen,
24:42in die Öffentlichkeit
24:44und haben den Schritt gewagt zu Aktenzeichen XY ungelöst.
24:47Was haben Sie sich davon versprochen?
24:49Die geringe Chance, dass diese Mutter noch lebt
24:52und sich nach der Sendung meldet,
24:53die war zum einen da,
24:55zum anderen hätte es ja auch irgendeinen Menschen geben können,
24:58der beispielsweise diese vermeintlichen beiden Typen gesehen hat,
25:01die weggefahren sind,
25:03um da nähere Angaben zu machen konnte,
25:05sprich irgendwelche Indizien,
25:07die uns zum Leben oder auch zum Tod der Mutter führen.
25:11Schatz, ich wünsche dir einen schönen Abend.
25:13Wir schauen uns jetzt die Sendung an.
25:15Da geht es doch um Susanne.
25:18Ja, tschüss, bis nachher.
25:23Papa, es geht los.
25:25Jetzt bittet die Kriminalpolizei wieder um ihre Mithilfe.
25:28Aktenzeichen XY ungelöst.
25:31Live aus München mit Rudi Zerne.
25:35Guten Abend, liebe Zuschauer, willkommen bei XY.
25:39Die Ausstrahlung des Falls bei Aktenzeichen XY ungelöst
25:43stellt aus Sicht der Polizei
25:45einen Wendepunkt bei den Ermittlungen dar.
25:47Das ist auch eine Antwort.
25:49Ja, und dann hat sie ihre Jacke und die Tasche genommen
25:52und ist einfach weggegangen.
25:54Genauso war es.
25:56Ganz genau.
25:59Vielleicht schaut sich Mama ja die Sendung auch gerade an.
26:02Dann könnte sie sich ruhig mal melden.
26:08Papa, glaubst du, Mama lebt noch?
26:18Ich weiß es nicht.
26:21Und ein paar Tage später soll sie, wie wir das im Film gezeigt haben,
26:25mit zwei Männern nach Hause gekommen sein,
26:27um einige Sachen abzuholen.
26:29Die Beschreibung ist recht dürftig.
26:31Er beschreibt sie als jung, schlank, groß, durchaus sympathisch.
26:35Was ist das jetzt?
26:37Was meinst du?
26:40Die Beschreibung der Männer.
26:42Woher hat der Kommissar die ganzen Details?
26:44Ich weiß gar nicht, was ich der Polizei erzählt habe.
26:49Irgendwas?
26:52Aber du hast doch immer gesagt, du kannst die Männer nicht beschreiben.
26:55Ich habe dich doch so oft gefragt.
26:57Ein bisschen was ist mir halt doch eingefallen.
27:00Ist doch nicht so wichtig, wem ich was erzählt habe.
27:06Ja, die Tochter, da hat es geklingelt.
27:09Plötzlich sieht man eine Beschreibung von zwei Männern,
27:12die ihr Vater ihr immer vorenthalten hat.
27:14Und da zweifelt man, warum hält er mir das vor?
27:18Und dann hat mein Vater doch was mit der ganzen Geschichte zu tun.
27:21Eine wichtige Rolle in diesem Fall spielt auch Paula Weiß,
27:24die beste Freundin von Betty Farber.
27:26Ich verstehe es einfach nicht.
27:28Er konnte diese Männer so genau beschreiben.
27:32Mein Vater hat immer behauptet,
27:34dass er die zwei Männer gar nicht genau gesehen hat.
27:36Was kann ich ihm denn jetzt noch glauben?
27:40Paula, ich muss dir was sagen.
27:42Das lässt mir irgendwie einfach keine Ruhe.
27:45Raus damit.
27:47Ich habe noch nie darüber gesprochen.
27:50Asta hat ganz oft bei uns im Garten gebuddelt.
27:54Immer an derselben Stelle.
27:56Warum?
27:58Asta, nein. Aus!
28:02Keine Ahnung.
28:04Und was denkst du dir jetzt?
28:07Ich weiß es doch nicht.
28:09Ich kann doch meinen Vater nicht einfach so beschuldigen.
28:11Vielleicht, dass ich einen anonymen Brief an die Polizei schreibe.
28:15Asta, es ist nicht anonym.
28:17Du musst nochmal mit der Polizei sprechen.
28:21Eine Freundin, der Tochter der Vermissten,
28:24hat sich zunächst bei uns gemeldet und hat uns mitgeteilt,
28:27dass sie da einiges gehört hat
28:29und wir doch dringend Kontakt
28:31zu der Tochter der Vermissten aufnehmen sollen.
28:34Daraufhin bin ich dann zu ihr gefahren
28:37und habe mich in einem Café mit ihr getroffen.
28:38Asta, also, mein Hund hat bei uns im Garten
28:42immer nur an einer Stelle gewühlt.
28:46Und zwar da, wo mein Vater einen Steingarten angelegt hat,
28:50nachdem meine Mama weg war.
28:53Nie woanders.
28:56Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an den Garten denken?
29:00Was mir durch den Kopf geht?
29:02Ich weiß es nicht.
29:04Ich weiß es nicht.
29:05Was mir durch den Kopf geht?
29:07Ich stelle mir vor, dass meine Eltern Streit hatten.
29:12So richtig.
29:16Und dass meine Mama dabei irgendwie ums Leben gekommen ist.
29:24Und mein Vater sie im Garten vergraben hat.
29:31Jetzt nach der XY-Sendung.
29:34Da sehe ich manches anders.
29:37Und es gibt noch was.
29:40Ich wohne gerade wieder bei meinem Papa und seiner Frau.
29:44Letztens war ich im Keller,
29:46um nach meinen alten Stöcken fürs Walking zu suchen.
29:49Da bin ich auf etwas gestoßen,
29:51was eigentlich gar nicht da sein dürfte.
29:53Die Schmuckkassette meiner Mama.
29:55Aufgebrochen.
29:57Nur noch die Verpackung im Band da.
29:59Ich weiß nicht, ich bin immer davon ausgegangen,
30:01dass meine Mama die Kassette mit ihrem Schmuck mitgenommen hat.
30:04Und wo ist die Kassette jetzt?
30:07Ich weiß nicht.
30:10Sie war dann plötzlich weg.
30:15Ich traue meinem Vater nicht mehr.
30:19Ich verstehe.
30:21Es ist gut, dass Sie mir das jetzt alles sagen.
30:24Und meinem Vater in den Rücken fallen.
30:26Nein, das tun Sie nicht, Betty.
30:28Im Gegenteil.
30:29Sie helfen vielleicht,
30:31die Wahrheit über Ihre Mutter ins Licht zu bringen.
30:34Und das ist jetzt, wie ich denke, im Moment das Allerwichtigste.
30:37Wir haben dann diesen Vernehmungsinhalt
30:39der Staatsanwaltschaft mitgeteilt.
30:41Die Staatsanwaltschaft hat dann
30:43einen Durchsuchungsbeschluss beantragt,
30:45damit wir auf diesem Grundstück
30:47Durchsuchungsmaßnahmen durchführen konnten.
30:51Klaus Ferber hat inzwischen mehrfach seine Stelle gewechselt.
30:55Im Oktober 2013 arbeitet er in einem Kiosk.
30:59Tag, Herr Ferber.
31:01Hallo.
31:03Nau, Kriminalpolizei.
31:05Uns liegt ein Durchsuchungsbeschluss vor
31:08für das Haus, in dem Sie wohnen, und für Ihr Grundstück.
31:12Mit dem Beschluss durch das Amtsgericht
31:14hatten wir natürlich Zutritt zu dem Grundstück und zu dem Haus.
31:17Ich muss Sie bitten, mitzukommen.
31:19Wir haben uns dann überlegt, wie wir das Ganze am besten anstellen
31:22und haben dann, ich darf das einfach mal so ausdrücken,
31:25ein großes Orchester bestellt.
31:26Da waren für den Tag der Durchsuchung
31:29Einsatzkräfte von der Technischen Einheit
31:32mit Bagger, mit Presslufthammer usw. usf.
31:36Da waren jede Menge Leichenspürhunde im Einsatz.
31:40Das war schon beeindruckend, das sah gigantisch aus.
31:43Was machen Sie denn? Wie soll das?
31:46Das sollte halt eben dieser Überraschungsmoment sein.
31:49Und das war es dann letztendlich auch.
31:51Herr Ferber, Würges mein Name, Mordkommission.
31:54Was ist denn hier los?
31:56Würgen Sie bitte mitkommen.
31:58Bitte, Herr Ferber, kommen Sie.
32:00Ich habe ihn dann angesprochen und mich vorgestellt und habe gesagt,
32:03das Spiel ist jetzt vorbei.
32:05Ich möchte von Ihnen wissen, jetzt und sofort, wo ist Ihre Frau?
32:14Irgendwo auf dem Gelände oder hier im Haus liegt eine Leiche.
32:20Wir kramen alles um.
32:22Notfalls räumen wir das gesamte Haus komplett aus.
32:26Und wir finden was. Glauben Sie mir.
32:33Dieser Mann wurde kreideweiß, er hat keinen Ton mehr gesprochen
32:37und ist dann mit uns ins Haus gegangen.
32:40In diesem Haus war die Tochter noch.
32:43Wir hatten zum Schutz der Tochter eine Kollegin
32:46vom Kommissariat für Opferbetreuung dabei.
32:49Ich habe gesehen, dass Sie die Hunde suchen.
32:52Soweit ich weiß, ist dort noch nichts gefunden worden.
32:54Wollen Sie vielleicht mit was waschen?
32:58Papa?
33:05Was ist los?
33:11Was ist los, Papa?
33:14Frau Ferber, wir müssen jetzt gehen.
33:16Was ist los?
33:18Frau Ferber, bitte, wir müssen jetzt gehen.
33:20Ich will nicht gehen. Sag mir, was los ist, Papa.
33:22Bitte, kommen Sie.
33:24Dann hat der Vater, der sprach kein Wort,
33:28der packte sein Portemonnaie aus, legte Checkkarte,
33:32sortierte das auf der Ablage.
33:34Herr Ferber, Sie wollten uns was zeigen. Bitte.
33:37Und dann ging der in den Keller.
33:55Moment mal, Herr Ferber. Hier ist nichts.
33:58Wollen Sie uns auf den Arm nehmen?
34:00Nein, überhaupt nicht.
34:03Da.
34:09Es stand für uns immer noch nicht fest,
34:11wo ist denn jetzt die Leiche oder die Frau?
34:14Aber das Weinregal sollte wohl irgendeine Rolle spielen.
34:18Und bevor wir gefahren sind, sind wir zu den Kollegen,
34:21die dort alle eingesetzt waren, und haben gesagt,
34:22fangt mal mit dem Weinregal an.
34:25Dann hat ein Leichenspürhund an diesem Weinregal auch noch angeschlagen.
34:29Und dann ging das Stemmen und das Bohren an diesem Weinregal aus.
34:34Während die Spurensicherung beginnt, das Weinregal aufzubohren,
34:39wird Klaus Ferber ins Polizeipräsidium gebracht
34:42und dort vernommen.
34:44Also, Herr Ferber, was ist damals passiert, am 14. Februar 2008?
34:50Zuerst war alles ganz normal.
34:53Die Kinder in der Schule, dann waren wir im Bad,
34:58Susanne hat geduscht und ich hab mich fertig gemacht.
35:04Plötzlich ging wieder der übliche Zoff los.
35:08Streitereien hin und her und ...
35:13Ich will mal wieder verreisen.
35:16An welchem Geld denn?
35:19Weißt du, du kümmerst dich ja um nichts.
35:24Sie wurde sauer, hat mich geschubst.
35:28Ich schubste sie.
35:31Nicht böse, einfach so.
35:35Sie rutschte weg, war ja alles nass vom Duschen.
35:40Und dann kam die Zeit,
35:42war ja alles nass vom Duschen.
35:46Und sie schlug mit dem Kopf auf und blutete.
35:51Sag mal, bist du bescheuert?
35:54Hol Verbandszeugen, Mann!
35:57Holst du doch selbst.
36:00Du bist ein Freak.
36:03Ich will so noch mehr.
36:06Willst du so weiterleben?
36:08Hör auf, hör auf!
36:11Ich bin durchgedreht.
36:14Wollte nur noch meine Ruhe.
36:17Ich hab Susanne am Hals gepackt und zugedrückt.
36:21Hörst du auf! Ich ertrag das nicht.
36:25Hör auf!
36:28Dann hab ich kapiert.
36:31Jetzt hast du sie getötet.
36:34Was machst du jetzt, hab ich gedacht.
36:37Vielleicht die Polizei anrufen?
36:40Ja, hab ich überlegt, aber...
36:43Gefängnis.
36:46Meine Kinder hätten allein da gestanden.
36:50Ich hab nur gedacht,
36:52meine Kinder hätten allein da gestanden.
36:56Das war für mich keine Lösung.
37:01Ich musste Susanne irgendwie schnell loswerden.
37:05Die Kinder würden ja bald aus der Schule kommen.
37:09Sie raus ins Auto zu bringen
37:12und in den Kofferraum zu legen, war nicht möglich.
37:16Da hätte mich jemand sehen können.
37:19Ich hab sie in Müllsäcke verpackt und in den Keller gebracht.
37:24Da hab ich sie abgelegt.
37:30Dann bin ich hoch ins Bad und hab das Blut weggemacht.
37:34Ich hab die ganze Zeit nur gedacht,
37:37was mach ich, was mach ich, was mach ich?
37:41Gleich kommen die Kinder.
37:44Du, ich hab mir gedacht, wir könnten heute Mittag mal essen gehen.
37:48Burger oder so.
37:51Hatten wir doch schon lange nicht mehr.
37:54Erst am nächsten Tag bin ich runter in den Keller.
37:59Als die Kinder in der Schule waren.
38:02Erst da fiel mir das Weinregal ein.
38:05Der Sockel war noch nicht ganz fertig.
38:08Und so kam mir die Idee,
38:11Susanne dort einzumauern.
38:19Das Mauern und Verputzen
38:22hab ich in den nächsten Tagen gemacht, heimlich.
38:26Wenn die Kinder nicht da waren.
38:33Können Sie sich eigentlich erklären,
38:36warum Bettys Hund im Garten genau an der Stelle gewühlt hat,
38:39wo Sie Ihren Steingarten angelegt haben?
38:42Es war reiner Zufall.
38:49In dem Moment, wo dieser blaue Sack zum Vorschein kam,
38:53drang Sauerstoff in diesen Sarkophag ein.
38:56Und dann begann dieser extreme Leichengeruch.
39:00Man kann ein Haus nicht so abdichten,
39:03dass dieser Geruch einfach nur in diesem einen Raum verweilt.
39:07Der war kilometerweit zu riechen.
39:10Und dann kam die Idee,
39:13dass wir das Haus in den Garten legen.
39:15Der war kilometerweit zu riechen.
39:19Alle Angaben von Klaus Ferber bestätigen sich.
39:235 Jahre lang liegt die Leiche seiner Frau Susanne
39:26in Plastiktüten verpackt, eingemauert unter dem Weinregal.
39:37Klaus Ferber wird zu 8 Jahren Gefängnis wegen Totschlags verurteilt.
39:45Hallo, Papa.
39:48Es fällt mir nicht leicht, dir zu schreiben.
39:51Seit heute trage ich Mamas Ehering an meiner Halskette.
39:55Ich verstehe es immer noch nicht.
39:58Ich habe euch beide geliebt.
40:015 Jahre lang hat der Vater der ganzen Welt etwas vorgespielt,
40:05vor allem seinen eigenen Kindern.
40:08Als wäre das noch nicht schlimm genug,
40:11hat die Familie mit der toten Mutter unter einem Dach gelebt.
40:15Wie war das?
40:18Die Gesamtsituation war einfach ...
40:21Ich würde das Wort absurd bezeichnen.
40:24Das kann ja alles nicht wahr sein.
40:27Und die Information,
40:30dass Betty nur ein paar Meter entfernt von dem Grab ihrer Mutter
40:34ohne das zu wissen geschlafen hat,
40:37ist wie ein Brennglas für die gesamte Absurdität dieser Situation.
40:41Und für das vollkommen zerstörte Grundvertrauen von Betty.
40:45Das ging in mehrere Richtungen.
40:48Genau richtig. Eine ganz große Ambivalenz.
40:51Und das Schlimme ist, es war gleichzeitig die totale Wut.
40:55Warum hast du das getan? Warum hast du meine Mutter getötet?
40:59Und in demselben Moment, wo man das denkt, hat Betty gedacht,
41:03aber er hat ja niemanden anders mehr, ich muss mich doch um den kümmern.
41:07Und aus dieser Ambivalenz kann man nicht aussteigen als Betroffene.
41:11Warum hast du Mama getötet?
41:16Liebe Betty,
41:19diese Frage stelle ich mir jeden Tag.
41:22Ich weiß es auch nicht.
41:25Und werde für mich wohl nie eine Antwort finden.
41:28Und somit auch nicht für dich.
41:31Es tut mir leid.
41:35Haben Sie noch Kontakt zu Betty? Und wenn ja, wie geht es ihr?
41:39Ich habe noch Kontakt zu Betty und es geht ihr gut.
41:42Das, was passiert ist, hat seine Narben hinterlassen.
41:46Aber sie hat einen wundervollen Partner gefunden,
41:49ist im Berufsleben eingestiegen.
41:52Ich glaube, am deutlichsten, wie es ihr geht, wird in der Haussuche.
41:56Die beiden haben dann beschlossen, wir wollen uns ein Haus kaufen.
42:00Bei der Haussuche hatten sie aber eine Bedingung,
42:03das Haus, das sie suchen, darf keinen Keller haben,
42:06weil Betty wusste, ich werde niemals in meinem Leben in einen Keller gehen.
42:09Das ist das Ende eines Familiendramas.
42:12Mein Name ist Sven Voss und das war XY gelöst.