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Ermittler wissen: DNA lügt nicht. Täter können mithilfe genetischer Spuren zweifelsfrei überführt werden. Sie erfolgreich auszuwerten, bringt die Polizei oft an die Grenzen des Machbaren. 1984 finden Spaziergänger bei Bad Homburg in Hessen die Leiche einer 18-Jährigen. Ein wichtiger Ermittlungsansatz für die Experten des LKA: Spuren von Fasern und Sperma auf der Hose des Opfers. In einem zweiten Fall geht es ebenfalls um eine getötete junge Frau.
Im sächsischen Plauen finden die Ermittler in der Tatnacht 1987 nur wenige Hinweise. Starker Regen hat wichtige Spuren weggewaschen. 13 Jahre später will die Polizei die Ermittlungen wieder aufnehmen. Die weiterentwickelte DNA-Analytik macht Hoffnung: Findet sich eine DNA-Spur an den eingelagerten Kleidungsstücken des Opfers?
In einem dritten Fall wird 2008 eine 59-jährige Frau aus Karlsruhe während eines Aufenthalts in Südamerika getötet. Bringt die Täter-DNA die Polizei auf die entscheidende Spur? (Text: ZDF)

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Transkript
00:00In ganz Deutschland werden jedes Jahr hunderte Menschen ermordet.
00:21Die meisten dieser Taten können schnell geklärt werden.
00:24Doch in manchen Fällen braucht es Ermittler,
00:27die mit ihrer Erfahrung, Raffinesse und ihrem kriminalistischen Spürsinn
00:31die Täter jagen und hinter Gitter bringen.
00:36Am 3. August 1984 wird in Bad Homburg in Hessen
00:39die Leiche einer jungen Frau entdeckt.
00:42Nicola S. wurde vergewaltigt und erwürgt.
00:4518 Jahre später übernimmt der DNA-Spezialist Harald Schneider den Fall,
00:49in der Hoffnung, dem Mörder doch noch auf die Spur zu kommen.
00:54In Bolivien wird Auna H. aus Karlsruhe ermordet.
00:58Ihre Leiche wird am Titicacasee entdeckt.
01:01Doch die Polizei vor Ort ermittelt nicht.
01:04Als Wolfgang Metzger von der Karlsruher Mordkommission davon erfährt,
01:08übernimmt er die Ermittlungen und jagt den Mörder.
01:11In Südamerika.
01:151987 wird in Plauen in Sachsen die damals 18-jährige Heike W.
01:20in einem Wald vergewaltigt und erwürgt.
01:23Ihr Mörder kann nicht gefasst werden.
01:26Jahre später übernimmt Enrico Petzold den Fall.
01:29Und jetzt kommt raus,
01:31das System der DDR hat die Aufklärung verhindert.
01:38Copyright WDR 2021
01:519. April 1987.
01:55In diesem Wald bei Plauen in Sachsen
01:57wird die Leiche der damals 18-jährigen Heike W. gefunden.
02:01Die junge Frau liegt neben ihrem Motorrad auf dem Waldboden.
02:05Die Kleidung wurde ihr heruntergerissen.
02:08Ihr Mörder hat sie vergewaltigt und erdrosselt.
02:11Am Tatort finden die Ermittler am nächsten Tag nur wenig Hinweise.
02:15Der starke Regen in der Mordnacht hat vieles weggewaschen.
02:19Der Mörder wird damals nicht gefasst.
02:22Der Fall aber ist nie vergessen und 13 Jahre später
02:25nimmt sich die Mordkommission in Zwickau das Verbrechen erneut vor.
02:29Die Akten landen damals auf dem Tisch von Enrico Petzold.
02:33Er liest sich in den Fall ein
02:35und das Schicksal der 18-jährigen Heike W. lässt ihn nicht mehr los.
02:40Alles beginnt am Nachmittag des 10. April 1987.
02:44Auf diesem Parkplatz
02:46findet ein Soldat der ehemaligen Nationalen Volksarmee
02:50eine Frauenleiche.
02:54Gegen 15 Uhr hat ein Armee-Angehöriger,
02:57der dort austreten war,
02:59im Bereich des dortigen Parkplatzes die Leiche der Heike gefunden.
03:04Er ist dann mit seinem Fahrzeug
03:07in das angrenzende Neubaugebiet gefahren.
03:11Es gab damals noch nicht Handys.
03:14Als wir jemanden finden, den man kontaktiert,
03:17hat er zufälligerweise eine Streife der Volkspolizei gefunden.
03:23Die Streife der Volkspolizei fährt mit dem Soldaten in den Wald.
03:27Dort finden sie die Leiche der 18-Jährigen.
03:30Sie liegt direkt neben ihrem Motorrad auf dem Waldboden.
03:34Heike wurde vergewaltigt
03:36und anschließend mit ihrem eigenen BH brutal erwirkt.
03:39Spuren gibt es am Tatort so gut wie keine.
03:42Die Polizei beginnt damit,
03:44die letzten Stunden im Leben der 18-Jährigen Heike zu rekonstruieren.
03:48Die junge Frau war kurz vor ihrem Tod
03:51im nur wenige 100 m entfernten Plauen.
03:56Es wurde bekannt, dass sie bis 20 Uhr
03:59in der Volkshochschule damals gewesen ist, in der Redelstraße.
04:03Sie suchte dann noch 2 Freundinnen auf.
04:06Gegen 21.45 Uhr brach sie von der letzten Freundin auf
04:11mit ihrem Moped.
04:13Es hat damals auch sehr oft und sehr stark geregnet.
04:17Es gab Regenpausen.
04:19Die Heike nutzte so eine Regenpause, um dann nach Hause zu fahren.
04:23Doch das Moped hat offenbar Startschwierigkeiten.
04:26Die Freundin hört noch, dass es nicht sofort anspringen will.
04:30Heike muss zum Ortsausgang von Plauen,
04:33um in ihr nur wenige Kilometer entferntes Zuhause zu gelangen.
04:37Doch dort kommt sie nie an.
04:40Man hat angenommen, dass die Heike möglicherweise
04:43auf dem Nachhauseweg eine Panne hatte mit dem Moped.
04:47Weil es gegen 22 Uhr einen starken Wolkenbruch über Plauen gab.
04:52Möglicherweise ist das Moped ausgegangen
04:55und sie hat das Moped geschoben.
04:58An dieser Kreuzung
05:00wird Heike von einem Straßenbahnfahrer zum letzten Mal gesehen.
05:04Danach verliert sich ihre Spur.
05:07Die Kriminalpolizei beginnt damals
05:09mit den Ermittlungen im Umfeld des Opfers.
05:12Wer könnte ein Motiv haben?
05:14Wer war mit Heike befreundet?
05:17Das Mädchen stammte aus dem Ort Albensalz.
05:21Ein Dorf, hatte viele Kontakte im ländlichen Gebiet.
05:25War viel in Diskos gewesen.
05:27Hatte auch schon einen Sexualpartner.
05:30Hatte sich frisch verliebt.
05:32Man hat diesen ganzen Freundes- und Bekanntenkreis abgeprüft.
05:36Alle Überprüfungen geführt.
05:40Doch die Ermittlungen im Umfeld führen nicht zum Täter.
05:44Ist Heike möglicherweise ein Zufallsopfer?
05:47Hat sie den späteren Mörder auf dem Nachhauseweg getroffen?
05:51Die Polizei ermittelt in alle Richtungen.
05:54Nicht ahnend, dass sie dem Täter dicht auf den Fersen ist.
06:02Im Dezember 2008 verschwindet die damals 59-jährige Aune H.
06:06aus Karlsruhe,
06:08während eines Aufenthalts in Südamerika spurlos.
06:11Die ehemalige Rechtsanwältin
06:13wohnte in einer Feriensiedlung am Titikakasee.
06:16Sie unterstützte von hier
06:18mehrere von ihr initiierte Hilfsprogramme in Peru.
06:21Sie war in der Zeit,
06:23in der die Polizei in der Nähe von Karlsruhe war.
06:26Sie war in der Zeit,
06:28in der die Polizei in der Nähe von Karlsruhe war.
06:32Als plötzlich der Kontakt zu ihr abreißt
06:35und auf der bolivianischen Seite des Titikakasees
06:38eine unbekannte weibliche Leiche entdeckt wird,
06:41schaltet ihre Familie die Mordkommission in Karlsruhe ein.
06:45Wolfgang Metzger ist von Anfang an mit den Ermittlungen betraut.
06:49Er erfährt von der Familie,
06:51dass die bolivianische Polizei
06:53im Fall der unbekannten Leiche nicht mehr ermittelt.
06:56Und in solchen Fällen übernehmen die deutschen Behörden.
07:02Nachdem die Familie diese beunruhigenden Erkenntnisse hatte
07:06und selbst durch ihre eigenen Nachforschungen
07:09immer mehr davon ausgehen musste, dass Frau H. etwas zugestoßen ist,
07:14hat sich ihr Ex-Mann entschieden, eine Anzeige zu erstatten,
07:18damit das überprüft wird und damit man mal erfährt
07:22oder Erkenntnisse erlangt, die gesichert sind,
07:25ob irgendwas bekannt ist,
07:27ob sie im Krankenhaus liegt oder irgendeine andere Information.
07:31Und hat die Befürchtung,
07:33dass sie Opfer einer Straftat möglicherweise geworden ist,
07:37in der Anzeige mitgeteilt.
07:39Das hat dann die Staatsanwaltschaft veranlasst,
07:42hierzu auch ein Verfahren anzulegen, um der Sache nachzugehen.
07:48Metzger und die Staatsanwaltschaft Karlsruhe
07:51arbeiten jetzt eng mit der Deutschen Botschaft in Bolivien zusammen.
07:55Die Leiche wurde nach dem Fund in einem Massengrab beigesetzt.
07:59Weil niemand Anzeige erstattete, wurden die Ermittlungen eingestellt.
08:04Dem Konsul in der Deutschen Botschaft gelingt es jedoch,
08:08nach einigen Wochen das Massengrab ausfindig zu machen.
08:12Doch die Leiche ist auch nach der Bergung
08:15nicht eindeutig zu identifizieren.
08:18Weil das Gesicht zu entstellt war.
08:21Das Gesicht des Steines hat sie mitten ins Gesicht getroffen.
08:28Deswegen habe ich mich um die klassische Identifizierungsmethode gekümmert,
08:33die es schon immer gibt, außer DNA.
08:36Das ist der Zahnstatus.
08:38Egal in welchem Zustand oder wie sehr der Körper angegriffen ist,
08:43wenn die Zähne noch da sind,
08:45dann ist es möglich, eine 100-prozentige Identifizierung durchzuführen.
08:51Bei der Leiche handelt es sich tatsächlich
08:54um die 59-jährige Karlsruherin Auna H.
08:57Das Zahnschema bringt den Ermittlern Gewissheit.
09:00Gerade Zähne sind äußerst widerstandsfähig
09:03und helfen der Polizei immer wieder bei der Identifizierung entstellter Leichen.
09:13Zähne und ihre Füllungen sind ähnlich einzigartig
09:16wie der menschliche Fingerabdruck.
09:18Zahnprothesen und Kronen können sogar mit dem Namen ihres Trägers versehen werden.
09:23Die Polizei veröffentlicht den zahnärztlichen Fachzeitschriften
09:27den Zahnstatus unbekannter Toter.
09:36Metzger will mehr über das Opfer erfahren.
09:39Die ehemalige Anwältin hatte in diesem Industriehof in Karlsruhe ihre Kanzlei.
09:45Auna H. ist geschieden.
09:47Ihr Ex-Mann lebt nicht mehr in der Stadt,
09:50hat allerdings die Vollmacht für ihre Bankkonten.
09:53Und als er nachsieht, macht er eine beunruhigende Entdeckung.
09:59Er schaute nach und stellte fest, das Geld ist weg.
10:02Die weiteren Überprüfungen ergaben,
10:04dass durch viele Geldabhebungen zwischen Dezember und März
10:08an die 160 Abhebungen ein namhafter Betrag abgebucht wurde.
10:15Und zwar immer auf peruanischem Boden in unterschiedlichen Städten
10:21von Lima bis zum Süden.
10:23Also war jemand unterwegs, der diese Karten, die ihr geraubt wurden,
10:27einsetzte und damit die verschiedenen Konten leer räumte.
10:32Und dann gelingt es der Botschaft,
10:34an die verschollen geglaubte Ermittlungsakte
10:37der bolivianischen Polizei zu gelangen.
10:40Hilfreiche Informationen gibt es nicht,
10:43aber Fotos, die den Tatort zeigen.
10:46Das Opfer liegt zwischen dicken Steinen am Ufer des Titicacasees.
10:50Auf dem Körper ist ein Brustbeutel zu erkennen,
10:53der ihr möglicherweise vom Täter abgerissen wurde.
10:56Sämtliche Bankkarten sind verschwunden.
11:00Das, was bisher geschrieben war, in Ergänzung zu den Bildern,
11:04wie ich sie mir anschauen konnte, war mir völlig klar,
11:08dass Frau H. eines gewaltsamen Todes starb.
11:12Ihr wurde der Schädel eingeschlagen.
11:14Und zwar an dieser Stelle am Ufer des Sees.
11:20Der Stein, mit dem der Täter auf Auna einschlug,
11:23ist auf den Fotos gut zu erkennen.
11:25Metzger und der Staatsanwalt, der die Sache betreut,
11:28wollen nicht länger warten.
11:30Sie wollen vor Ort in Südamerika ermitteln.
11:33Und dort gelingt es ihnen tatsächlich,
11:36den Tatort ausfindig zu machen.
11:38Und in einem Keller stoßen sie auf wichtige Beweismittel.
11:43Am 3. August 1984 finden Spaziergänger
11:46in einem Waldstück bei Bad Homburg
11:49die Leiche der damals 18-Jährigen Nicola S.
11:52Das Mädchen wurde brutal vergewaltigt und erwirkt.
11:56Ganz in der Nähe des Tatorts können Reifenspuren gesichert werden.
12:01In der Nähe des Tatortes
12:03können Reifenspuren gesichert werden.
12:07Der Fall kann damals nicht gelöst werden
12:10und landet als sog. Cold Case in den Regalen der Mordkommission.
12:1418 Jahre später wird er von Harald Schneider,
12:17vom hessischen Landeskriminalamt, wieder aufgerollt.
12:20Der DNA-Experte gilt auf seinem Gebiet als Koryphäe.
12:23Denn er kann Spuren an Tatorten sichtbar machen,
12:26mit denen die Mordkommission in der Nähe von Bad Homburg
12:29die Leiche der damals 18-Jährigen Nicola S.
12:33an die zuvor niemand gedacht hat.
12:35Schneider und sein Team suchen in den alten Akten
12:38zunächst nach Spuren, die mithilfe moderner Technik
12:41möglicherweise neue Ermittlungsansätze bieten.
12:44Ich muss gucken, was für Spurenträger sind noch vorhanden.
12:47Welche sind schon verbraucht? Welche sind schon untersucht worden?
12:51Von wem sind die untersucht worden?
12:53Das sind ganz viele Fragen, die wir uns immer wieder neu stellen.
12:57Ich habe mittlerweile eine Checkliste dafür erstellt.
13:00Diese Checkliste erlaubt mir,
13:02dass ich bestimmte Parameter abprüfen kann.
13:05Und kann dann diesem Fall eine gewisse Priorität geben.
13:08Damals finden die Ermittler
13:10Faserspuren und Sperma an der Hose des Opfers.
13:13Ein erster Ansatz für die Ermittler im LKA.
13:16Zunächst rekonstruiert aber das Team um Harald Schneider,
13:20was sich damals am Tattag abgespielt hat.
13:23Die Leiche wurde in einem Waldstück entdeckt.
13:26Nur wenige Meter entfernt
13:28sichern die Polizisten eine Reifenspur.
13:31Sie stammt vermutlich vom Auto des Täters.
13:34Offenbar ist der Unbekannte mit seinem Wagen bis hierher gefahren,
13:38hat die Leiche entsorgt, den Wagen gewendet und ist geflüchtet.
13:42Nicola S. lebte damals in Bad Kreuznach,
13:45machte ein Praktikum in einer Diakonie-Station.
13:48In der Wohnung der 18-Jährigen
13:50findet die Polizei später das Tagebuch der jungen Frau
13:54mit einem interessanten Hinweis.
13:57Soweit ich mich erinnern kann, stand in dem Tagebuch,
14:00dass sie nach ihrem Arbeitsbeginn am 1. August 1984
14:04abends in der Stadt einen jungen US-Amerikaner kennengelernt hat,
14:09mit dem sie sich sehr gut verstanden hat.
14:12Und sich für den nächsten Abend schon,
14:14sie hat ihn wohl in der Disco getroffen,
14:16für den nächsten Abend schon zum Abendessen verabredet hat.
14:19Das war wohl ein ganz entscheidender Hinweis für die Polizei,
14:22der relativ zeitnah auf den Tatverdächtigen gekommen ist.
14:26Bei dem Amerikaner handelt es sich um den ehemaligen Soldaten Robert B.
14:31Die Polizei wollte damals mit dem 22-Jährigen reden,
14:35doch der ist abgetaucht.
14:38Von Frankfurt aus ist er zurück in seine Heimat, in die USA geflogen.
14:44Die Polizei hat erhebliche Ermittlungsanstrengungen unternommen
14:49und hat erfahren, dass er sich wohl einen Leihwagen geliehen hat,
14:53den er nicht zurückgegeben hat,
14:55den er in betrügerischer Absicht versucht hat zu verkaufen.
14:58Und dieser Leihwagen wurde dann nach intensiver Suche
15:02irgendwann mal, ich glaube, eine Woche später
15:05am Frankfurter Flughafen in einer Tiefgarage gefunden.
15:10Im Mietwagen von Robert B.
15:12entdecken die Beamten eine Decke mit einem Pferdemotiv.
15:16Die Fasern der Decke werden im Labor mit den Fasern abgeglichen,
15:20die auf der Haut von Nikolas Leiche entdeckt worden waren.
15:25Damals hat man dann schon sehr schnell auf der Leiche,
15:29an den Bekleidungsstücken der Leiche,
15:31die halt kriminaltätig untersucht worden sind,
15:34sehr individual spezifische Faserspuren gefunden.
15:37Und diese konnten eindeutig dieser Decke zugeordnet werden.
15:40Und umgedreht konnte man an der Decke wieder Faserspuren finden,
15:43die man wieder dem Opfer zugeordnet hat.
15:45Man hatte schon sehr schnell kriminaltätige Untersuchungsergebnisse,
15:48die darauf hindeuteten, dass dieses Fahrzeug,
15:51was von den Beschuldigten gemietet worden ist,
15:53dass das eine ganz entscheidende Rolle in diesem Verfahren annimmt.
15:59Auch die Reifenspuren, die am Tatort gefunden worden waren,
16:02könnten zu dem Mietwagen von Robert B. passen.
16:06Nikola hat also möglicherweise kurz vor ihrem Tod
16:09im Wagen des ehemaligen Soldaten gesessen.
16:13Die Staatsanwaltschaft beantragt einen internationalen Haftbefehl.
16:17In den USA ist Robert B. kein Unbekannter.
16:20Er saß schon mehrfach wegen anderer Delikte in Gefängnissen.
16:24In Baltimore, im US-Bundesstaat Maryland,
16:27wird er schließlich festgenommen
16:29und muss kurz darauf eine Speichelprobe abgeben.
16:34Man hat damals eine größere Spermaspur
16:36an der Hose des Opfers nachgewiesen.
16:38Konnte an dieser Spermaspur,
16:40DNA-Untersuchungen gab es ja noch nicht,
16:42die klassischen serologischen Untersuchungsmethoden.
16:45Man hat versucht, eine Blutgruppe zu bestimmen.
16:47Man hat versucht, bestimmte Enzymmarkersysteme zu bestimmen,
16:50deren Aussagekraft natürlich begrenzt war.
16:52Aber diese Untersuchungen sind dann auch durchgeführt worden.
16:55Und der Beschuldigte konnte durch ein anderes Institut
16:58zweifelsfrei als Verursacher der Spermaspur ausgeschlossen werden.
17:01Und das hat dann dazu geführt,
17:03dass die Ermittlungen dann gegen diesen Beschuldigten
17:05eingestellt worden sind und dieser Fall
17:07dann in die Regale der Staatsanwaltschaften gewandert ist.
17:11Schneider aber weiß,
17:13dass die damaligen Untersuchungsmethoden
17:15fehleranfällig waren.
17:17Jedes 3. Ergebnis, das weiß man heute, war falsch.
17:21Wurde Robert B. 1984 also möglicherweise zu Unrecht entlastet?
17:27Wird es dem DNA-Experten gelingen, neue Beweise zu finden?
17:38In Plauen bei Sachsen wird in einem Wald
17:41die Leiche der damals 18-jährigen Heike W. gefunden.
17:45Die junge Frau liegt neben ihrem Motorrad,
17:47vergewaltigt und erwirkt.
17:49Heike W., das ergeben die Ermittlungen der Volkspolizei,
17:52muss auf dem Heimweg ihren Mörder getroffen haben.
17:56Die Spurenlage am Tatort ist dürftig.
17:58Die ganze Nacht hat es geregnet.
18:00Fasern und Körperflüssigkeiten sind weggewaschen.
18:03Noch ist unklar, ob es eine zufällige Begegnung war
18:06oder ob sich Opfer und Täter kannten.
18:09Die Mordkommission überprüft vorbestrafte Kriminelle,
18:12die in der Umgebung des Tatorts, in Plauen
18:15und in anderen angrenzenden Ortschaften leben.
18:18800 Personen geraten in den Fokus.
18:21Doch wieder gibt es keine heiße Spur.
18:24Jetzt bleibt noch eine ganz bestimmte Gruppe von Straftätern,
18:27die noch überprüft werden müsste.
18:29Doch hier enden in der ehemaligen DDR
18:32die Befugnisse der normalen Polizei.
18:35Das handelt sich um die Straftäter,
18:37die unter der politischen Eingruppierung fielen.
18:40Unter dem sog. § 213.
18:42Die wurden wegen verdachter Republikflucht erfasst.
18:45Sie wurden bestraft oder naftiert.
18:48Hier lag die Überprüfung dieses Personenkreises
18:52des Ministeriums für Staatssicherheit.
18:56Das hat entweder die Kreisverwaltung
18:59oder die Bezirksverwaltung durchgeführt.
19:02Hier wurde die Polizei rausgehalten.
19:05D.h., die Polizei durfte auch keine Überprüfung machen.
19:09Im Fall der ermordeten Heike W.
19:12gibt es allerdings keine Rückmeldung der Stasi.
19:15Und weil es auch sonst keine weiteren Ermittlungsansätze gibt,
19:19wird der Fall zunächst beiseitegelegt.
19:2313 Jahre später
19:25will Enrico Petzold die Ermittlungen wieder aufnehmen.
19:29Die DNA-Analytik macht ihm Hoffnung.
19:32Vielleicht findet sich eine Spur
19:34an den eingelagerten Kleidungsstücken des Opfers.
19:37Z.B. dem BH, mit dem Heike ermordet wurde.
19:40Doch die Ermittler werden zunächst enttäuscht.
19:43Es dauert weitere 15 Jahre.
19:45Bei der Mordkommission in Zwickau ist der Fall nie vergessen,
19:49dass es einen Entwicklungssprung in Sachen DNA-Analyse gibt.
19:53Wir haben uns im Sommer 2015 persönlich hingesetzt.
19:56Und haben gesagt, was können wir hier noch tun?
19:59Auch in Absprache mit der Staatsanwaltschaft Zwickau,
20:02die für das Verfahren verantwortlich war.
20:04Wir haben gesagt, wir schicken alle Spuren,
20:07die zwischenzeitlich bei uns gewesen sind, dorthin.
20:10Und lassen eine abschließende DNA-Untersuchung durchführen
20:14mit der neuen Analyse-Methodik,
20:16mit einer Hautschuppen-Untersuchung.
20:20Diesmal gibt es einen Treffer.
20:2227 Jahre nach der Tat finden die Spezialisten im LKA
20:26eine Hautschuppe mit einer DNA an Heikes BH.
20:30Der Abgleich der DNA-Spur in der Datenbank des Bundeskriminalamts
20:34führt zu Helmut S., einem Hilfsarbeiter
20:37und einem vielfach vorbestraften Sexualstraftäter,
20:41der damals in der Nähe des Tatorts wohnte.
20:45Er fiel allerdings unter die Gruppierung
20:47der sogenannten Republikflüchtlinge, der 213er,
20:51wurde also erfasst vom MFS und auch darunter geführt.
20:55Er hat wohl bei verschiedenen Delikten angegeben,
20:59die DDR verlassen zu wollen.
21:01Stand auch kurz vor seiner Ausreise, hat er aber zurückgezogen
21:05und wurde deswegen auch unter den sogenannten Republikflüchtlingen,
21:09also sprich unter den 213ern, geführt.
21:12Deswegen wurde die kriminelle Karriere hier auch anders eingruppiert.
21:20Weil die Stasi die Ermittlungen damals blockierte,
21:23blieb Helmut S. auf freiem Fuss.
21:25Jetzt hat Enrico Petzold neue Beweise in Händen.
21:29Doch reicht die gefundene DNA,
21:31um den heute 60-Jährigen eindeutig zu überführen?
21:34Könnte die Hautschuppe des Mannes
21:36auch schon vor dem Mord an den BH gelangt sein?
21:39Zufällig also?
21:41Es gibt Zweifel.
21:43Und Enrico Petzold muss all seine kriminalistische Erfahrung aufbringen,
21:47um das Gegenteil zu beweisen.
21:59Im Fall der ermordeten Karlsruherin Aune H.,
22:02deren Leiche am Ufer des Titikakasees in Bolivien gefunden worden war,
22:06hat die Mordkommission um Wolfgang Metzger die Ermittlungen übernommen.
22:11Die Leiche der 59-Jährigen konnte anhand eines Zahnschemas
22:15eindeutig identifiziert werden.
22:18Und weil die Polizei vor Ort nicht weiter ermittelt,
22:21fliegt Metzger gemeinsam mit einem Staatsanwalt nach Peru.
22:27Schon vor der Abreise erfährt er von Aunes Familie,
22:30dass die 59-Jährige in Peru einen Freund hatte.
22:33Olguin, ein einfacher Schneider,
22:35der auf einer Insel mitten im Titikakasee lebt.
22:40Damals lebte er auf der Insel Amantani,
22:43wo auch Frau H. sich sehr engagiert hat und ihn auch kennenlernte.
22:47Und er verdiente bis dahin sein Geld als Schneider,
22:52indem er so traditionelle Kostüme nähte mit einer einfachen Nähmaschine
22:58und das an der Straße versuchte zu verkaufen.
23:01Und dieser Olguin war verschwunden.
23:05Wie Aunes Familie erfahren hat,
23:07soll Olguin vor seinem Verschwinden zu viel Geld gekommen sein.
23:11Direkt nach dem Mord an der 59-Jährigen.
23:14In einer E-Mail, die der Familie aus Peru zugespielt wurde,
23:18bestreitet er allerdings,
23:20Aune vor ihrem Tod noch gesehen zu haben.
23:23In Copacabana, der bolivianischen Stadt am Titikakasee aber,
23:27erfährt Metzger etwas anderes.
23:29Aune hat ein Haus in einer Feriensiedlung, Luna Es Sol.
23:34Und Olguin, erzählen die Nachbarn,
23:36war am Abend, ehe die Leiche entdeckt worden war,
23:39doch mit Aune zusammen.
23:43Sie müssen dort angekommen sein,
23:45denn die anderen Bewohner dieser Feriensiedlung
23:48haben sie beide am Abend vor der Tat gesehen.
23:54Die Besonderheit war allerdings, um es noch mal zu verdeutlichen,
23:58dass er als peruanischer Staatsbürger
24:02nach Copacabana kam, zu Frau H.,
24:05und damit auf bolivianischem Boden war.
24:08Dort geschah die Tat.
24:10Er kehrte zurück nach Peru, und dort ist er dann geblieben.
24:17Und weil Peru und Bolivien in diesem Fall
24:20nicht bedingungslos zusammenarbeiten,
24:22wähnt sich Olguin in Sicherheit.
24:24Jetzt will Metzger den Tatort finden.
24:273 Jahre nach dem Mord steht er am Ufer des Sees,
24:30der etwa 13-mal größer ist als der Bodensee.
24:33In der Hand hält er die Fotos von damals.
24:36Doch das Ufer des Titicaca-Sees sieht überall gleich aus.
24:40Metzger und der Staatsanwalt aus Karlsruhe
24:43orientieren sich am Hintergrund, an den Bergen, und ziehen los.
24:48Dann sind wir 4.000 m Höhe, Sonne, völlig untrainiert, Stunden.
24:56Dann ist das Ufer abgegangen, wirklich nur Steine,
25:00und haben gedacht, vielleicht haben wir Glück.
25:03Es war tatsächlich so, dass wir diesen Steinhaufen,
25:07an dem Frau H. gefunden wurde, identifizieren konnten.
25:12Und der Stein, der damals benutzt wurde,
25:15mit dem Frau H. getötet wurde, lag immer noch da.
25:20Metzger findet tatsächlich den Tatort.
25:23Und um das zweifelsfrei zu dokumentieren,
25:26legt er sich selbst zwischen die Steine.
25:29Genau in die Position,
25:31in der das Opfer damals gefunden worden war.
25:34Die Stelle ist nur wenige 100 m von Aunes Haus entfernt.
25:38Ein Trampelpfad führt hierher,
25:40der gerne von Spaziergängern genutzt wird.
25:43Nur einen Tag nach der überraschenden Entdeckung
25:46reist Metzger von der bolivianischen Seite des Titicacasees
25:50zum gegenüberliegenden Ufer, nach Peru.
25:53Er will mit Freunden und Bekannten von Aune H. reden,
25:57mehr über ihr Verhältnis zu Olguin erfahren.
26:00Außerdem wurde der Schneider
26:02von der peruanischen Staatsanwaltschaft vorgeladen.
26:05Doch er erscheint nicht.
26:17In Bad Homburg im Taunus finden Spaziergänger
26:20die Leiche der damals 18-jährigen Nicola S.
26:23Die junge Frau wurde vergewaltigt und ermordet.
26:26Damals kann anhand ihres Tagebuchs ein Verdächtiger ermittelt werden.
26:30Robert B., ein ehemaliger US-Soldat,
26:33den Nicola kurz zuvor kennengelernt hatte.
26:36Damals wurden Fasern einer Decke
26:38aus seinem Mietwagen an der Leiche entdeckt.
26:41Doch zu diesem Zeitpunkt war B. nicht mehr in Deutschland.
26:45Sondern in seiner Heimat USA.
26:47Dann entlastet die Spurenanalyse den mutmaßlichen Täter.
26:51Ein DNA-Abgleich mit einer Sperma-Spur an der Hose des Opfers
26:55ist negativ.
26:5718 Jahre später weiß Harald Schneider vom Hessischen Landeskriminalamt,
27:02der den Fall neu aufrollt,
27:04dass Gutachten aus den 80er-Jahren häufig fehleranfällig waren.
27:09Wir hatten das Problem,
27:11dass es im Jahr 1989 ein Gutachten gab.
27:14In diesem Gutachten wurde diese Person zweifelsfrei
27:18für die Sperma-Spur an der Hose ausgeschlossen.
27:21Jetzt war uns aber auch klar,
27:23dass die Untersuchungsmethoden damals sehr fehleranfällig waren.
27:27Wir wissen, dass in sehr ungünstigen Konstellationen
27:30bis zu 30% der Analysen bei diesen Untersuchungen,
27:33die man damals durchgeführt hat, das war natürlich nicht immer so,
27:37bis zu 30% der Analysen konnten fehlerhaft sein.
27:40Das wäre heute etwas, was man überhaupt nicht toleriert.
27:43Damals hatte man nichts Besseres, musste man damit leben.
27:46Aber das war unsere Hoffnung, dass man sagt,
27:48möglicherweise sind die Analysen an diesen Spuren nicht optimal gelaufen
27:52oder das Ergebnis war einfach nicht korrekt.
27:55Auch damit mussten wir ausgehen.
27:57Wurde Robert B. 1984 also zu Unrecht entlastet?
28:01Eine erneute Untersuchung ist zunächst nicht möglich.
28:05Das Sperma, das damals an der Opferbekleidung gefunden worden war,
28:09ist verbraucht und nicht mehr vorhanden.
28:12Schneider lässt sich davon aber nicht entmutigen.
28:15Unsere Arbeitshypothese war, und das hat in vielen Fällen funktioniert,
28:19dass wir sagen, wenn wir mit den neuen kriminalischen
28:22Untersuchungsmöglichkeiten an diese Kleidungsstücke gehen,
28:25dann sollte es doch möglich sein,
28:27dass man vielleicht noch weitere Spuren findet,
28:30die noch gar nicht damals detektiert worden sind.
28:33Deshalb haben wir dann ganz gezielt die Kleidungsstücke des Opfers
28:36noch mal intensiv nach serologischen Spuren abgesucht
28:39und sind auch fündig geworden.
28:41Wir haben an der Hose 2 Stellen,
28:43die wir eindeutig als Sperma charakterisieren konnten
28:46und konnten dann auch ein eindeutiges DNA-Profil bestimmen.
28:49Doch zu wem gehört das Sperma, das Schneider an Nikolas Hose findet?
28:53Damals musste Robert B. eine neue Untersuchungsmöglichkeit finden.
28:57Doch zu wem gehört das Sperma, das Schneider an Nikolas Hose findet?
29:01Damals musste Robert B. eine Speichelprobe abgeben.
29:04Doch mit den damaligen Methoden wurde er entlastet,
29:07die Probe vernichtet.
29:09Ein Fehler?
29:11Schneider steht vor einer großen Herausforderung.
29:14Dennoch reichen die Indizien nicht,
29:16um Robert B. zu einer erneuten Speichelabgabe aufzufordern.
29:20Ich habe mir dann Gedanken gemacht,
29:22wie kommt man denn vielleicht an ein anderes Vergleichsmaterial?
29:26Mir ist in der Akte aufgefallen,
29:28dass der Beschuldigte eine leibliche Tochter hatte,
29:31die noch in Deutschland lebt.
29:33Und von dieser leiblichen Tochter und der biologischen Mutter
29:36habe ich mir Vergleichsmaterial kommen lassen.
29:39Und habe dann im Prinzip in einer umgekehrten Vaterschaftsanalyse
29:43die DNA-Merkmale des biologischen Vaters rekonstruiert.
29:46Aus den Vergleichsproben der Tochter und der biologischen Mutter.
29:5050% der Erbinformationen stammen vom Vater, 50% der Mutter.
29:53Und aus den 50% kann ich den Vater praktisch rauslesen
29:56aus meiner Spur oder aus meinem DNA-Muster.
29:59Und das habe ich auch gemacht.
30:01Und wie durch ein Wunder kam ein Ergebnis raus,
30:04was wir schon alle erwartet haben,
30:06dass in allen untersuchten Merkmalsystemen
30:09der Robert B. als Beschuldigter nicht auszuschließen war.
30:12Das Sperma am Tatort stammt also eindeutig von Robert B.
30:16Die Ermittlungen werden wieder aufgenommen.
30:19B. soll ausgeliefert werden.
30:21Die Anwälte in den USA haben Zweifel.
30:24Was, wenn das Sperma, das an der Hose von Nikola gefunden wurde,
30:28schon lange vor dem Mord mit dem Opfer in Verbindung kam?
30:44In Zwickau ist die Mordkommission im Fall der ermordeten Heike W.
30:48mit einem entscheidenden Schritt weitergekommen.
30:51Im BH des Opfers wurde nach 27 Jahren eine Hautschuppe entdeckt.
30:55Die DNA daraus gehört zu Helmut S., einem vorbestraften Sexualstraftäter,
31:00der damals ganz in der Nähe des Tatorts wohnte.
31:03Enrico Petzold findet heraus, dass der Mörder von Heike W.
31:07nur 2 Jahre später eine ähnliche Tat beging.
31:10Dieses Foto zeigt ihn damals bei der Rekonstruktion im Präsidium.
31:14Parallelen zum Mord an Heike W. wurden aber nicht gezogen.
31:19Es wurde dann bekannt, dass er 1989 im Sommer
31:23eine ähnliche Sache begangen hat,
31:26die aber in Versuchshandlungen stecken geblieben ist.
31:29Er hat wohl versucht,
31:31die Arbeitskollegin seiner damaligen Freundin zu vergewaltigen.
31:35Nur durch lücklichen Umstand, dass da zufälligerweise um die Zeit
31:39nach Mitternacht ein Passant vorbeikam,
31:41hat er die Vergewaltigung erspart.
31:43Möglicherweise auch eine Tötung.
31:46Helmut S. schweigt im Verhör und auch während des Prozesses.
31:50Die DNA im Knoten des BHs, mit dem Heike W. erwirkt worden war,
31:54spricht für die Richter eine eindeutige Sprache.
31:57Ein Versuch an einer Puppe belegt, dass die Hautschuppe von Helmut S.
32:01nur beim Zuziehen des Knotens an diese spezielle Stelle gelangt sein konnte.
32:06Und auch wenn Helmut S. schweigt, die Ermittler haben eine Vermutung,
32:10was sich hier in der Tatnacht abgespielt haben könnte.
32:13Die Mutter von Helmut S. lebte 1987 in diesem Plattenbau
32:17am Stadtrand von Plauen.
32:20In der Mordnacht war der damals 32-Jährige bei ihr zu Besuch.
32:25Gegen 21.30 Uhr hat er sich von hier aus
32:27vermutlich zu Fuß auf den Nachhauseweg gemacht.
32:31An dieser Kreuzung war zu dieser Zeit
32:33Heike W. mit ihrem defekten Moped unterwegs.
32:36Das belegen die Aussagen eines Straßenbahnfahrers.
32:39Und genau hier dürfte die 18-Jährige
32:41ihrem späteren Mörder über den Weg gelaufen sein.
32:44Ob er sie von hier aus bis zum Parkplatz im Wald verfolgt hat
32:48oder ihr seine Hilfe anbot, kann nicht mehr geklärt werden.
32:54Er ist wahrscheinlich dann hier über sie gleich hergefallen,
32:57hat sie dann hier in einem Wald missbraucht
32:59und auch in der Folge getötet.
33:01Das Ganze hat sich über mehrere Minuten hingezogen.
33:05Die Rechtsmedizin hat damals festgestellt,
33:08dass der Drosselungsvorgang längere Zeit angedauert hat.
33:12D.h., sie musste ziemlich viel Qualen erdulden.
33:16Heike W., ein Zufallsopfer.
33:19Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort.
33:22Eine winzige Hautschuppe überführt den Täter.
33:2627 Jahre lang musste die Familie der 18-Jährigen
33:29in der Ungewissheit leben, wer die junge Frau ermordet hat.
33:33Enrico Petzold hat über all die Jahre hinweg
33:36engen Kontakt zu den Eltern und Brüdern von Heike gehalten.
33:40Die Nachricht von der Festnahme des Mörders
33:43überbringt er deshalb persönlich.
33:46Das war der schönste Moment für mich an der ganzen Geschichte.
33:50Die Familie war unglücklich.
33:52Sie konnten das gar nicht fassen nach all der Zeit.
33:55Aber ich spürte dann auch eine Erleichterung,
33:58was die Eltern betrifft, speziell die Mutter,
34:01die ihre einzige Tochter verloren hat.
34:05Helmut S. wird vom Gericht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
34:10Die Richter stellen außerdem die besondere Schwere der Schuld fest.
34:15Er sitzt bis heute im Gefängnis.
34:35Im Fall der ermordeten Karlsruherin Aune H.,
34:38deren Leiche am Ufer des Titikakasees gefunden worden war,
34:42ist Wolfgang Metzger von der Mordkommission
34:45dem Täter in Peru auf der Spur.
34:47Die Ermittlungen vor Ort haben ergeben,
34:50dass Aune einen Freund hatte, Olguin,
34:53ein peruanischer Staatsangehöriger, der mit Aune zusammengelebt haben soll.
34:58Nach ihrem Tod soll der Peruaner zu einem kleinen Vermögen gekommen sein.
35:03Metzger reist weiter nach Peru.
35:05Die dortigen Behörden haben Olguin vorgeladen.
35:08Der Kommissar will mit ihm reden.
35:13Die peruanische Seite hat dann auch unseren, ich sage es mal,
35:18Tatverdächtigen, den Olguin, geladen, am Ufer gekommen.
35:22Weil die Mordkommission Karlsruhe da steht, 2, 3 Fragen.
35:26Da kam natürlich nicht.
35:29Nach 10 Tagen ist die Dienstreise des Kommissars und des Staatsanwalts,
35:33der ihn begleitet hatte, beendet.
35:35Im Keller der Botschaft lagern die Gegenstände aus Aunes Haus.
35:39Darunter der Brustbeutel, den sie am Tag des Mordes bei sich trug.
35:43Und diverse Schuhe, die ihrem Freund Olguin gehörten.
35:47Metzger lässt alles zur Untersuchung
35:50ins Landeskriminalamt Baden-Württemberg schicken.
35:53Die vielen Gespräche mit Nachbarn und Freunden von Aune H.
35:57und die Ermittlungen vor Ort
35:59haben die Ermittlungen ein gutes Stück weitergebracht.
36:04Die Geldabhebungen, unsere Feststellungen vor Ort.
36:08Wir haben dort am Fundort oder am Tatort
36:12die Mitbewohner dieser Ferienanlage befragt.
36:17Die uns auch sagen konnten, dass dieser Olguin am Tag
36:21vor dem Leichenfund mit ihr zusammen dort im Haus sich aufhielt.
36:26Also lauter Dinge zusammengetragen, die immer mehr ein Bild ergaben,
36:31dass er mit der Tötung tatsächlich in Verbindung steht.
36:35War aber noch nicht wasserdicht.
36:40Das ändert sich allerdings, als der Brustbeutel und die Stiefel,
36:44die Olguin gehörten,
36:46vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg untersucht werden.
36:50An beiden Gegenständen werden eindeutige Spuren gesichert.
36:56Das hier ist der Brustbeutel aus der Botschaft,
36:59der an der Leiche gefunden wurde.
37:02Und es sollte sich als Beweismittel herausstellen,
37:05weil man sieht, er ist zerrissen, wurde gewaltsam kaputt gemacht.
37:10Hier waren wohl die Karten drin, mit denen später Geld abgehoben wurde.
37:14Und daran war DNA-Material, das mit aller Wahrscheinlichkeit
37:18diesem Olguin, den wir wissen, zuzuordnen ist.
37:22Das andere sind Schuhe, die auch von ihm stammen.
37:28Das zeigt uns das DNA.
37:31Und an diesen Schuhen, warum auch immer,
37:34er kann es uns ja mal erklären, aber für uns wichtig,
37:38ist an einer Außenseite hier Blut des Opfers gefunden worden.
37:44Hier das Blut von Frau Hadram.
37:48Die Ermittler vermuten,
37:50dass Olguin Aune H. während eines Spaziergangs am See umgebracht hat.
37:55Das Motiv? Habgier.
37:58Es ergeht ein internationaler Haftbefehl.
38:01Doch der Peruaner ist bis heute verschwunden.
38:04Für Metzger haben sich die Ermittlungen
38:06aber auch aus einem anderen Grund gelohnt.
38:09Denn jetzt hat die Familie von Aune Gewissheit,
38:12was mit der 59-Jährigen in Bolivien geschehen ist.
38:16Die Leiche von Aune wird eingeäschert
38:18und zurück nach Deutschland gebracht.
38:20Die ehemalige Rechtsanwältin
38:22wird auf dem Friedhof in ihrem Geburtsort Heidelberg bestattet.
38:34In Bad Homburg ist Harald Schneider vom Hessischen Landeskriminalamt
38:3816 Jahre nach dem Mord an Nicola S. der Lösung des Falls so nah wie nie.
38:451989 wurden an der Opferbekleidung Spermaspuren gefunden.
38:49Ein Abgleich mit dem Tatverdächtigen Robert B.,
38:52einem ehemaligen US-Soldaten, aber verlief negativ.
38:56Schneider kann beweisen, dass das Gutachten falsch war.
39:00Doch den US-Behörden reicht das nicht für eine Auslieferung.
39:04Immerhin hatten Robert und Nicola
39:06schon in den Tagen vor dem Mord Kontakt miteinander.
39:09Möglicherweise hat die Spermaspur also gar nichts mit dem Mord zu tun.
39:14Es wurde ein Auslieferungsersuchen an die US-Behörden gestellt.
39:18Es wurde auch ein Haftbefehl erst mal ausgestellt.
39:21Aber dann bei der juristischen Prüfung in den USA
39:24tauchten plötzlich neue Fragen auf.
39:26Und zwar, die auch teilweise natürlich berechtigt waren.
39:29Beide Personen hatten offensichtlich schon vor der Tat Kontakt.
39:32Dann war natürlich die Frage,
39:34das hat wahrscheinlich der Pflichtverteidiger von ihm
39:37oder sein juristischer Berater gesagt,
39:39können diese Spuren nicht auch vorher schon entstanden sein?
39:42Da war die Frage, lässt sich das möglicherweise widerlegen?
39:47Schneider braucht weitere Beweise. Und er findet sie.
39:51Der DNA-Experte erinnert sich an die Faserspuren,
39:54die damals an der Leiche gefunden worden waren.
39:57Fasern, die von der Decke aus dem Wagen von Robert B. stammen.
40:01Und Fasern können, gerade bei der Rekonstruktion von Verbrechen,
40:05eine wichtige Rolle spielen.
40:12Fasern werden ständig von uns aufgenommen.
40:15Beispielsweise von Kleidung und Fahrzeugsitzen.
40:19Faserspuren sind Mikrospuren.
40:21Mit bloßem Auge sind sie nicht zu erkennen.
40:24Aus ihrem Verteilungsbild
40:26lassen sich Rückschlüsse auf das Tatgeschehen ziehen.
40:35Doch können die Faserspuren dem erfahrenen Ermittler
40:38auch in diesem Fall weiterhelfen?
40:41Die Experten im LKA machen sich auf die Suche.
40:45Wenn man sich mit den textilkundigen Untersuchungen auskennt,
40:49und wir haben hier Spezialisten im Haus,
40:52dann muss man davon ausgehen, dass die Fasern,
40:55wenn die in der entsprechenden Menge auf der Leichenoberfläche,
40:59auf der nackten Haut gefunden werden,
41:01dass diese zwingend notwendigerweise
41:03sehr nah zur Tat angetragen worden sein können.
41:06Weil diese Spuren sind flüchtig.
41:08Durch ein einfaches Duschen, Händewaschen, Reinigung
41:11und körperliche Bewegung werden diese Spuren abgetragen.
41:14D.h., die gehen verloren.
41:16Wenn man die in einer entsprechenden Menge findet,
41:19muss man von einem direkten Kontakt ausgehen.
41:22Ein weiteres Indiz,
41:24dass Nicola unmittelbar vor der Tat mit Robert B. zusammen war.
41:28Wann aber kamen die Spermaspuren von Robert B. an Nicolas Hose?
41:32Die Anwälte in den USA haben Zweifel,
41:34dass sie etwas mit der Tat zu tun haben.
41:37Schneider aber hat eine Idee.
41:40Damals wurden in der Gerichtsmedizin
41:42Schamhaarproben von der Leiche genommen.
41:45Der Experte legt sie unters Mikroskop
41:47und entdeckt einige verklebte Haare.
41:50Verklebt mit dem Sperma von Robert B.
41:55Unsere Überlegung ging dahingehend.
41:57Wir haben Informationen über die Persönlichkeit von dem Opfer.
42:01Die Persönlichkeit des Opfers wurde so beschrieben,
42:04dass das ein sehr sauberes Mädchen war,
42:06ein sehr schüchternes Mädchen.
42:08Überhaupt nicht daran interessiert,
42:10zeitnah sexuelle Kontakte mit jemandem aufzunehmen.
42:13Sie wurde so beschrieben, dass sie sich das wünscht.
42:16Dass sie erst mal mehrere Jahre mit jemandem zusammen ist
42:19und sich vorstellen kann, mit dem zusammen sexuell zu verkehren.
42:23Das wurde von mehreren Zeuginnen und Zeugen
42:26wohl auch übereinstimmend beschrieben.
42:28Sodass wir davon ausgehen konnten,
42:30dass wenn sie freiwillig einen Geschlechtsverkehr gehabt hätte
42:34mit unserem Beschuldigten,
42:36dass sie sich bei lebensnaher Betrachtung,
42:39hätte man sich hinterher geduscht, hätte sich gewaschen,
42:42hätte sich wieder schick gemacht
42:44oder wäre sich nicht umgewaschen, am nächsten Tag zur Arbeit gegangen.
42:48Wenn man diese Überlegung mit einbezieht,
42:50gibt es keinen Zweifel,
42:52dass diese Spur zeitnah zur Tat angetragen ist.
42:54Alles andere wäre mit der Persönlichkeit des Mädchens
42:57überhaupt nicht erklärbar.
43:0027 Jahre nach dem Mord an Nicola S. in Bad Homburg
43:04ist der Täter überführt.
43:07Das Sperma an der Leiche und die Faserspuren der Decke
43:10aus dem Wagen von Robert B.
43:122 eindeutige Indizien.
43:16Und auch die Reifenspuren, die damals am Tatort gesichert wurden,
43:20deuten auf B. als Täter hin.
43:22Denn sie passen zu dem Mietwagen, den er zur Tatzeit fuhr.
43:27Robert B. wird vor dem Landgericht in Frankfurt
43:30wegen Mordes und Vergewaltigung angeklagt.
43:33Am Ende verurteilen die Richter
43:35den zur Tatzeit 22 Jahre alten Soldaten
43:38zu einer lebenslangen Haftstrafe.
43:41Dank der akribischen und hartnäckigen Ermittlungsarbeit
43:44des Teams um Harald Schneider
43:46konnte ein weiterer, scheinbar unlösbarer Cold Case
43:49aufgeklärt werden.

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