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Hanf ist vielen nur als Rauschmittel bekannt. Richtig verarbeitet, kann man mithilfe der Pflanze jedoch ganze Häuser bauen. Das Material ist dann nicht nur schwer entflammbar, sondern auch klimafreundlich.

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Transkript
00:00Wusstet ihr, dass Cannabis helfen kann, unser Klima zu retten?
00:05Nein, nicht durch Rauchen.
00:08Wir können damit Häuser bauen.
00:11So wie diese hier.
00:13Auf der ganzen Welt.
00:16Doch warum mit Hanf bauen?
00:21Da komm ich manchmal ins Schwitzen, weil er hat so viele Vorteile. Wo fangen wir da an?
00:24Cannabis könnte nicht der Welt helfen, den Klimawandel zu bekämpfen, sondern es wird der Welt helfen, den Klimawandel zu bekämpfen.
00:31Wie genau diese Pflanze dazu beitragen kann und wie mit Hilfe von Hanf ein Haus entsteht, erzählen wir euch jetzt.
00:40So sehen heute viele unserer Städte aus. Jede Menge Häuser aus Beton. Er ist robust, vergleichsweise günstig und flexibel einsetzbar.
00:48Das Problem, die Herstellung ist extrem energieaufwendig und verursacht etwa 8% der weltweiten CO2-Emissionen.
00:56Beton, Stahlbeton ist super stabil, dämmt aber überhaupt nicht gut und ist in meiner Ansicht nach auch im Hausbau eigentlich fehl am Platz.
01:05Stahlbeton, das brauchen wir für Brücken, für die Infrastruktur. Da macht es Sinn, um schwere Lasten zu tragen.
01:10Deswegen setzt Bauingenieur Henrik Pauli seit ein paar Jahren auf Hanf als Baustoff.
01:14Die Vorteile, er wächst schnell und fast überall auf der Welt, so wie hier im deutschen Bundesland Hessen.
01:21Und die Pflanze speichert jede Menge Kohlendioxid.
01:26Der Hanf, den ich anbaue, das ist ein reiner Nutzhanf, der zur Körnergewinnung dient.
01:31Und den kann man nicht als Droge verwenden, weil der THC-Gehalt in den Sorten so gering ist, dass er nicht als Droge verwendbar ist.
01:39Also wir sind jetzt hier auf einem Hanffeld und auf diesem Hanffeld sehen wir den Baustoff, den wir hier auch nutzen wollen.
01:46Ich ziehe mal eine Pflanze raus, dann sehen wir hier den ganzen Stängel.
01:50Man sieht auch, dass der fast astlos ist, der Stängel, also sehr gerade wächst und sehr gleichmäßig wächst.
01:56Und das ist auch als Baustoff sehr interessant, weil der wird dann gebrochen nach der Röste und aufgeschlossen.
02:04Und das ist das, was wir als Baustoff nutzen, den holzigen Kern der Hanfpflanze für die Hanfschäben, für den Hanfkalk und die Fasern als Dämmstoff.
02:15All das kommt auch bei diesem Haus zum Einsatz.
02:18Diese alte Scheune eines Gutshofs soll zu zwei Wohnungen umgebaut werden, mit Hilfe von Cannabis.
02:25Die Hanfschäben, also der hölzerne Teil der Hanfpflanzen, werden dazu mit Wasser vermischt.
02:32Hinzu kommt Kalk, der als Klebemittel dient, und eine Mineralienmischung, die das Ganze besser aushärten lässt.
02:43Also die Vorteile von dem Hanfkalk als Baustoff sind, er ist CO2-negativ, er dämmt sehr gut, speichert gleichzeitig die Wärme gut.
02:52Er ist sehr gut, was den Thema Brandschutz angeht, weil er schwer entflammbar ist.
02:56Und er nimmt sehr gut Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab, also feuchtigkeitsregulierend.
03:02Und dann rufe ich immer, wenn die Mischung fertig ist, ganz laut Material, damit jeder weiß, auf der Baustelle, oh jetzt geht das los.
03:10Es gibt verschiedene Arten, Hanfkalk zu Wänden zu verbauen.
03:14Zum Beispiel, indem man ihn schichtweise in Formen gießt, fest stampft und trocknen lässt.
03:20Oder mit vorgefertigten Hanfsteinen. Ganz aus Hanf lässt sich ein Haus allerdings nicht bauen, man braucht immer eine tragende Konstruktion.
03:29Es ist immer eine Abwägung von Materialeigenschaften. Was brauche ich und welches Material, welcher Baustoff kann mir diese Eigenschaften erfüllen?
03:37Wie kommt es also, dass bei allen positiven Eigenschaften nicht mehr mit Hanf gebaut wird?
03:42Aktuell ist er noch 10 bis 20 Prozent teurer als konventionelle Baustoffe.
03:47Doch es gibt auch noch andere Gründe.
03:51Wir haben nach dem Zweiten Weltkrieg Cannabis als Droge, Haschisch, Marihuana, die berühmten Rauschmittel, die weichen Drogen, verboten.
04:00Und damit uns auch die wichtigste Nutzpflanze des Menschen weggenommen. Die war Beifang für die Jagd auf Cannabiskonsumenten.
04:08Steffen Geier leitet das Hanfmuseum in Berlin.
04:11Hier kann man lernen, wofür Menschen Hanf schon seit mehreren tausend Jahren nutzen.
04:16Nicht nur zum Bauen, sondern zum Beispiel auch zur Herstellung von Kleidung, in der Schifffahrt, der Medizin und ja, auch als Rauschmittel.
04:30Unsere Urgroßeltern hätten sich in diesem Museum nicht einmal gewundert.
04:35Die hätten gesagt, warum erzählt ihr so viele Banalitäten? Es ist doch jedem klar, dass man mit Hanf baut und so weiter und so fort.
04:42Seit knapp 30 Jahren ist der Anbau von Nutzhanf in Deutschland wieder erlaubt. Doch viele verbinden Cannabis immer noch mit einer Sache.
04:50Ich habe da sehr viel mit den Kifferklischees zu tun und ich finde es eigentlich gar nicht schlimm, weil Hanf ist auch eine sehr wertvolle Medizin.
04:59Und klar, es ist auch ein Rauschmittel. Und das zeigt einfach, wie super vielseitig der Hanf ist.
05:03Die einen berauschen sich damit, die anderen berauschen sich damit, weil sie einen wunderschönen Wohnraum haben, der einfach super wohnbehaaglich ist.
05:10Henrik hofft, dass in Zukunft wieder mehr Menschen ihre Häuser mit Hanf bauen, auch um diese Bautechnik weiterzuentwickeln.
05:20Was ich jetzt gemacht habe ist, und das ist auch meine Motivation, das auf eine professionelle Ebene zu bringen und in die breite Masse zu bringen.
05:28Dass wir wirklich auch große Gebäude, auch Mehrfamilienhäuser, vielleicht sogar Wolkenkratzer mit Hanf bauen können.
05:33Damit würde Cannabis wie bei diesem Haus helfen, das Bauen klimafreundlicher zu machen.
05:39Das wäre mein Ziel.

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