• vor 2 Monaten
Eine 89-Jährige lebt allein. Große Vermögenswerte besitzt sie nicht. Und dennoch gerät sie eines Tages in den Fokus brutaler Täter, die bei ihr zu Hause einsteigen und sie tödlich verletzten. Die Polizei macht sich auf die Suche nach Motiv und Tätern und stößt auf zwei Männer mit okkulten Fantasien. Sven Voss trifft den Ermittler, der den Fall zunächst begleitet und viele Jahre später als Leiter der Sonderkommission gelöst hat. Menschliche Abgründe sind ein Thema dieses Falls – aber auch die neuen forensischen Methoden, die hier eine besonders große Rolle gespielt haben. Denn nur durch sie konnte der Mord an der alten Dame letztlich aufgeklärt werden. (Text: ZDF)

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Transkript
00:00Was dieses Unheimliche treiben soll, bleibt lange unklar.
00:05Eineinhalb Jahre später geschieht nur wenige hundert Meter von hier entfernt in einem Wohngebiet ein Mord.
00:11Eine alte Dame wird in ihrem Haus brutal getötet.
00:15Bei ihren Ermittlungen stößt die Polizei auf überraschende Zusammenhänge zwischen diesen beiden Taten.
00:21Die Spurensuche führt die Ermittler bis in okkulte Kreise.
00:25Die Aufklärung dieses wirklich komplexen Falles gestaltet sich als ungewöhnlich langwierig.
00:30Musik
00:40Hier bist du.
00:45Hallo, Ernchen.
00:47Gott, hast du mich jetzt erschreckt.
00:50Ich hab geklopft, gerufen.
00:52Ja, ich weiß. Meine Ohren waren auch schon mal besser.
00:56Du könntest ja mal zum Arzt gehen.
00:58Was?
01:00Du könntest wegen der Ohren mal zum Ohrenarzt gehen.
01:04Oh, bloß nicht. Dann findet der was und steckt mich ins Heim. Nein, nein, ohne mich.
01:10Ach, niemand will dich in ein Heim stecken.
01:14Erna Weber geht auf die 90 zu. Sie lebt allein in einem alten Haus in Fulda.
01:20Ihre wichtigste Bezugsperson ist ihr Neffe, der sie jeden Mittwoch besucht.
01:24Ein Traum.
01:26Die alte Dame hat sehr ärmlich und zurückgezogen gelebt.
01:30Sie hatte nur eine kleine Rente von einigen hundert Mark.
01:33Das Haus war von außen nicht in einem so ordentlichen Zustand.
01:37Es war kein Objekt, von dem man sich als Einbrecher eine fette Beute hätte erwarten können.
01:43In den frühen Morgenstunden kommt fast täglich eine Zeitungsausträgerin.
01:49Manchmal vergisst Erna Weber, die Zeitung ins Haus zu holen.
01:52Dass sie mehrere Tage hintereinander nicht daran denkt, ist ungewöhnlich.
02:00Das Licht im Erdgeschoss scheint seit Samstag durchgehend gebrannt zu haben.
02:14Komisch.
02:18Frau Weber, sind Sie zu Hause?
02:20Sind Sie zu Hause?
02:22Die Austrägerin macht sich Sorgen und verständigt die Polizei.
02:28Da rührt sich nichts. Im Vorraum ist das Licht an, im Flur ebenfalls und hier im Keller auch.
02:35Alles klar, dann lassen wir mal hinten schauen.
02:47Schau dir das mal an.
02:50Na, wenn das mal kein Einbruch ist.
02:53Frau Weber, hier ist die Polizei. Wir kommen jetzt rein, nicht erschrecken.
02:59Okay, schauen wir mal.
03:01Ist jemand da? Hier ist die Polizei.
03:08Lichter sind alle an, Türen sind offen.
03:11Die Eingangstür ist verschlossen. Der Schlüssel steckt.
03:16Gott, schau dir das mal an.
03:17Wie sieht es denn hier aus?
03:23Ist das Blut?
03:27Okay, lass uns mal weiterschauen.
03:31Alles klar.
03:38Frau Weber!
03:47Scheiße.
03:52Im Wohnzimmer des Hauses wird die Leiche von Erna Weber gefunden, in einem schrecklichen Zustand.
03:58Herr Langer, es war sofort klar, dass diese Frau keines natürlichen Todes gestorben ist.
04:03Die Kollegen haben also festgestellt, dass die Frau sehr viele sichtbare Verletzungen hatte.
04:08Zum Beispiel Schnitt- und Stichverletzungen, aber auch eine Platzwunde auf dem Kopf.
04:13Und später hat sich herausgestellt, dass sie noch übler zugerichtet war.
04:17Was ging Ihnen da durch den Kopf, was die Gesamtsituation betrifft?
04:21Und vor allem, was die Frau betrifft, die war ja schon eine ältere Dame.
04:24Ja, zum einen ist es eine ältere, hilflose Dame gewesen, 89 Jahre alt.
04:29Die konnte sich ganz bestimmt nicht wehren gegen die Täter, die sie so misshandelt hatten.
04:34Und man kann sich nicht vorstellen, welches Materium diese Frau durchlitten hat.
04:37Wie umfänglich war die Spurensicherung in dem Haus?
04:40Jeder Raum war quasi auf den Kopf gestellt und so sah es dort auch aus.
04:43Und das Spurenbild war so komplex, dass die Kollegen mehrere Tage gebraucht haben zur Spurensicherung.
04:49Hier ist wirklich auch alles verwüstet. Die müssen irgendwas gesucht haben.
04:54Könnte die Gewalt gegen das Opfer erklären.
04:57Die wollten was von der Frau wissen, was sie nicht sagen wollte oder konnte.
05:03Ja, aber diese übertriebene Gewalt?
05:06Vielleicht war der ganze Raub nur vorgetäuscht und es ging um was ganz anderes.
05:12Persönliches Motiv? Hass?
05:16Müssen wir überprüfen.
05:22Vorsichtig, hier liegen Haufen Sachen rum.
05:25Wer tut einer alten Dame sowas an?
05:28Das ganze Chaos. Die umgeworfenen Möbel. Die müssen mindestens zu zweit gewesen sein.
05:34Hier ist einer der Brandstellen, die ich angesprochen habe.
05:37Haben die versucht das Haus anzuzünden? Also um die Spuren zu vernichten?
05:39Für mich sieht das ja nach einer unbeholfenen Zündelei aus. Wenn sie es drauf angelegt hätten, hätten sie es geschafft.
05:45Die ist wohl von selbst wieder ausgegangen.
05:47Gibt noch ein paar andere Merkwürdigkeiten, kommt mal mit.
05:57Eimer hier, mit Kleidungsstücken drin. Ein Teil der Tat hat sich oben abgespielt.
06:02Die Eimer dürften also erst später hier abgestellt worden sein.
06:05Blutspuren gibt es in mehreren Räumen. Das Tatgeschehen hat sich mehrfach verlagert.
06:10Kommt weiter.
06:22Wieso ist die Tür ausgehängt?
06:24Kann ich nicht sagen. Schaut euch die Brandstelle an, an der Tür.
06:29Die kippen. Spur sieben.
06:32Wir weisen keine Brandspuren auf. Die sind erst hingekommen, nachdem es gebrannt hat.
06:37Dann stammen sie von den Tätern?
06:39Wir lassen sie auf DIN abrufen.
06:41Noch am selben Tag wird der Neffe der alten Dame auf der Dienststelle vernommen.
06:46Danke, dass Sie gekommen sind. Mein Beileid. Bitte, nehmen Sie Platz.
06:52Danke.
06:53Ja, schlimme Geschichte.
06:57Wir benötigen Ihre Hilfe, um den Fall so schnell wie möglich aufklären zu können.
07:03Wann haben Sie Ihre Tante zum letzten Mal gesehen?
07:07Das war am Mittwoch.
07:10Was Besonderes? Irgendetwas Ungewöhnliches?
07:15Nein.
07:17Sieht aus, als hätten die Täter was gesucht.
07:19Irgendeine Idee, was das gewesen sein könnte?
07:22Da gab's nichts zu holen.
07:24Wargeld?
07:26Meine Tante war arm wie eine Kirchenmaus.
07:28Bei meinem letzten Besuch, da habe ich ihr so 200, 300 Mark mitgebracht.
07:33Also mehr war bestimmt nicht da.
07:35Wusste jemand von diesem Geld?
07:37Nur meine Tante und ich.
07:41Möchten Sie ein Glas Wasser?
07:43Oh ja, gern.
07:44Anderes Thema.
07:47Die Leitung des Telefons war beschädigt.
07:52Wie, schon wieder?
07:54Wie meinen Sie das?
07:56Vor zwei, drei Monaten, da war ein Einbrecher im Haus.
07:59Die haben das Telefonkabel rausgerissen.
08:02Da, schau.
08:04Wie ist das denn passiert?
08:06Da war ein Einbrecher im Haus.
08:08Wo, hier?
08:10Ja, ich bin aufgewacht und sie standen im Schlafzimmer.
08:12Zwei Männer, mitten in der Nacht.
08:14Als sie mich sahen, sind sie abgehauen.
08:17Aber das kann doch nicht.
08:19Wann war das?
08:21In der Nacht von Freitag auf Samstag.
08:23Das ist vier Tage her.
08:25Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt?
08:27Das Telefon ging doch nicht.
08:29Die haben doch das Kabel durchschnitten.
08:31So eine Sauerei.
08:33Hast du die Polizei gerufen?
08:35Hast du das angezeigt?
08:37Nein.
08:39Wie denn?
08:41Tantchen!
08:43Außerdem, ich will nicht, dass die Polizei kommt.
08:47Die stellen hier alles auf den Kopf und dann stecken sie mich ins Heim.
08:51Wir müssen zur Polizei.
08:53Keine Polizei, ich will das nicht.
08:56Na, fehlt denn irgendwas?
08:59Haben die irgendwas mitgenommen?
09:01Nein, die haben hier alles durchwühlt, aber bei mir ist doch nichts.
09:06Nur meinen Sekt.
09:08Den haben sie aufgemacht und getrunken.
09:10Sonst fehlt nichts, bist du da sicher?
09:13Ja, die haben sogar was dagelassen.
09:18Wie?
09:20Ja, zwei Haufen.
09:22Die haben mir in die Küche gemacht.
09:25Die haben...
09:27Das ist ja ekelhaft, wer macht das?
09:29Ich hab's weggeputzt.
09:31Also wir sollten doch zur Polizei gehen, die sind doch krank.
09:34Ich will das nicht, das ist mein Haus.
09:37Gib mir mal die Schüssel da drüben.
09:40In den letzten Jahren, da waren öfter mal Fremde im Haus.
09:44Da hat sie sich schon fast dran gewöhnt.
09:46Wie?
09:48Einmal hat sie nachts einen jungen Mann überrascht und sich mit dem unterhalten.
09:51Als sie ihm klargemacht hat, dass sie kein Geld hat, da ist er wieder gegangen.
09:55Ihre Tante hätte das anzeigen müssen.
09:57Der letzte Einbruch war nur wenige Wochen vor dem Mord passiert.
10:02Bei dem Einbruch, der dem Mord vorausging, war ja eine Sektflasche von den Tätern ausgetrunken worden
10:10und das Opfer hatte die Sektflasche nicht weggeworfen.
10:13War für uns ein großes Glück.
10:15Wir konnten die Sektflasche dann ins Labor geben und mit den übrigen Spuren vergleichen lassen.
10:21Einsatzkräfte durchsuchen den Garten und finden tatsächlich eine weitere Spur.
10:27Und?
10:29Ein Messer mit Blutanhaftungen von Erna Weber.
10:33Es stammt, wie die anderen Tatwerkzeuge auch, aus dem Besitz des Opfers.
10:37Weitere schreckliche Details ergeben sich dann bei der Obduktion, die in der Rechtsmedizin Gießen durchgeführt wird.
10:45Das Opfer hat zahlreiche Frakturen an Rippen und auch Armen.
10:49Unzählige Hämatome, die unter anderem von Schlägen mit verschiedenen Werkzeugen herrühren.
10:55Außerdem noch Messerstiche in den Oberschenkeln und man sieht es hier, Schnitte in den Händen.
11:02Eine solche Vielzahl von Verletzungen habe ich noch nie gesehen.
11:05Die haben sie maltretiert. Die wollten irgendwas wissen.
11:10Oder es sind Sadisten.
11:12Was nämlich auch noch auffällig ist, ist die Farbe der Hämatome, die unterschiedlichsten Farben.
11:18Blau, Violett, Grün, Gelb.
11:20Aus meiner Sicht spricht es dafür, dass zwischen den Verletzungen eine gewisse Zeit vergangen sein muss.
11:25Und zwar?
11:27Das ist schwer zu sagen.
11:29Da kann ich mich auch nicht festlegen.
11:31Und die Todesursache?
11:32Fettimmoli der Lunge und fortschreitender Ateminsuffizienz mit nachfolgendem Herzversagen.
11:38Beides ist zurückzuführen auf die erlittenen Verletzungen.
11:42Das Opfer muss bis zu seinem Tod unermesslich gelitten haben.
11:46Das heißt, sie war nicht sofort tot?
11:49Ihr geht ja davon aus, dass die Tat in der Nacht von Freitag auf Samstag stattgefunden haben muss.
11:54Nein, das kommt schon hin.
11:56Gestorben ist Frau Weber bei erst in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch.
11:59Aber...
12:01Das ist vier Tage später.
12:04Kurz bevor sie gefunden wurde.
12:07Das erklärt einige Spuren im Haus.
12:10Sie konnte sich anfangs noch bewegen.
12:13Hat versucht, ihre Wunden zu versorgen.
12:15War aber nicht mehr in der Lage, selbst Hilfe zu holen.
12:18Die DNA an den beiden Kippen stammt von zwei männlichen Personen.
12:23Eine davon konnte auch an dem Piccolo-Fläschchen nachgewiesen werden.
12:26Also hängt der Einbruch und der Mord zusammen.
12:28Einer der beiden Täter war beide Male dabei.
12:30Na, das ist doch schon mal was.
12:32Jetzt habe ich Thomas gebeten, etwas in seinem alten Aufgabenbereich zu recherchieren.
12:38Erzähl dem Kollegen doch mal.
12:40Gab es in letzter Zeit Einbrüche, bei denen es irgendwelche Parallelen zu unserem Fall gibt?
12:47Einbrüche gab es jede Menge.
12:49Aber zwei davon sollten wir uns mal genauer anschauen.
12:51Der eine in einer Leichenhalle des Frauenbergs, im Friedhof vor rund elf Monaten.
12:56Und der andere in einer Gaststätte vor etwa fünf Monaten.
13:00Die Leichenhalle, ich erinnere mich.
13:02Vermutlich haben sie da zwei Batterieladergeräte mitgehen lassen.
13:05Aber da war noch was anderes.
13:07Ja, genau. Nämlich, die haben im Kühlraum den Sarg einer alten Frau geöffnet.
13:11Und haben dabei ihren Unterleib entblößt.
13:14Aber wie hängt das jetzt mit unserem Mord zusammen?
13:17Die Leichenhalle, die Gaststätte, das Haus von Frau Weber.
13:21Alle Einbrüche geschahen in den Nächten von einem Freitag auf einen Samstag.
13:25Bei allen gab es kleinere Zündeleien in der Nähe des Tatorts.
13:30Briefkästen, Kaugummiautomaten.
13:33Beim Mord wurde auch gezündelt.
13:35Genau. Und das Auffälligste aber war,
13:38bei dem Einbruch in das Haus von Frau Weber haben die Täter Fäkalien am Tatort hinterlassen.
13:42In der Gaststätte und in der Leichenhalle.
13:44Lüder, die Kripo stößt auf mögliche Zusammenhänge zwischen Einbrüchen und dem Mord.
13:49Und dann ist ja noch dieses befremdliche Detail mit diesen Fäkalien.
13:53Geht es hier um irgendein Ritual oder so?
13:56Ja, seit man Einbrüche dokumentiert, kommt es immer wieder vor,
14:00dass bei manchen Tatorten eben Fäkalien zurückgelassen werden.
14:04Aber warum passiert das? Hat das irgendeinen Zweck?
14:07Die Erklärung ist häufig erstaunlich unspektakulär.
14:10Man muss sich vorstellen, wenn du jetzt so einen Einbruch begehen würdest,
14:13dann bist du angespannt.
14:15Und einige der Täter, die trinken auch vorher Alkohol.
14:18Die trinken sich quasi Mut an.
14:20Die Kombination aus körperlicher Anspannung und Alkohol
14:23kann bei manchen Menschen die Wahrscheinlichkeit erhöhen,
14:26dass sie dann spontan merken, sie möchten koten.
14:29Aber dann könnten sie natürlich auch die Toilette benutzen.
14:32In der Tat. Und manche tun das auch.
14:35Aber jetzt überleg mal, Toiletten sind ja oft kleine Räume mit einer Tür.
14:38Der Einbrecher, alkoholisiert, angespannt,
14:41möchte vielleicht gar nicht in so einen kleinen Raum sich zurückziehen,
14:44weil er alles im Blick haben möchte.
14:46Und das führt bei einigen dazu, dass sie dann eben entscheiden,
14:49dorthin zu koten, wo sie gerade sind.
14:52Aber halten wir fest, Lydia, so etwas ist ganz, ganz selten.
14:55Und gerade deshalb waren sich die Ermittler sicher,
14:58es gibt einen Zusammenhang.
15:00Jetzt gab es auf dem Friedhof am Frauenberg
15:02aber noch eine andere seltsame Geschichte.
15:05Im Mai 1997 haben unbekannte Täter ein Grab geöffnet.
15:09Sie haben den Sarg eingeschlagen und das Gesicht der Toten freigelegt.
15:12Eine 98-jährige Frau.
15:14Und wieder eine Nacht von Freitag auf Samstag.
15:17Okay, das heißt, wir haben zwei alte Frauen auf dem Friedhof.
15:20Unsere Opfer auch fast 90.
15:22Ist das ein Muster?
15:24Zumindest auffällig.
15:26Ja, aber die Frage ist,
15:28wie hängen die Geschichten am Friedhof miteinander zusammen?
15:31Wir haben Zigarettenkäppen gefunden.
15:32Und an beiden die DNA von zwei männlichen Personen.
15:35Genau wie bei uns.
15:37Stimmt die DNA mit unserer überein?
15:40Das ist noch nicht sicher, da bin ich dran.
15:42Wir hatten ja die Spuren von den beiden Zigarettenkippen,
15:46die wir am Tatort fanden,
15:48die wir zwei männlichen Tätern zuordnen konnten.
15:51Mit den Kippen, die wir bei dem Einbruch in die Leichenhalle fanden
15:55und auch die Zigaretten,
15:57die wir bei der Graböffnung 1997 gefunden haben.
16:00Und die Vergleiche waren positiv.
16:03Das heißt, wir wussten,
16:05dass unsere Mörder für die Taten verantwortlich waren.
16:08Und das hat uns in eine ganz andere Ermittlungsrichtung gelenkt.
16:12Okkultismus.
16:14Satanismus.
16:16Schwarze Messen.
16:19Ich bin erstaunt,
16:21dass es in unserem katholischen Fulda
16:23so eine ausgeprägte Szene gibt.
16:25Guck mal.
16:27Ein Teil von denen nennt sich Megaliten.
16:28Und will mit Satanismus auch nichts zu tun haben.
16:31Im Kalvarienberg gibt es übrigens eine Stelle,
16:34die war wohl schon zur Keltenzeit als Kultstätte bekannt.
16:38Oje.
16:40Glaubt ihr, wir kriegen dann Fuß in die Szene?
16:43Wir müssen.
16:45Unsere Täter hatten irgendeinen Bezug zum Tod und zum Okkulten.
16:49Wisst ihr was, ich hör mich einfach mal um.
16:51Gute Idee.
16:54Ich weiß, wer die Frau ermordet hat.
16:56Und wer?
17:00Pan und Abaddon.
17:04Wer soll das sein?
17:07Das sind die Mörder.
17:11Pan und Abaddon.
17:14Die machen sowas öfter.
17:16Wenn sie glauben, dass die Mörder aus unseren Reihen kommen,
17:23dann sind sie es.
17:25Dann sind sie auf dem Holzweg.
17:28Okay, was macht sie da so sicher?
17:33Tote ausgraben.
17:36Alte Frauen ermorden.
17:39Mit sowas haben wir nichts am Hut.
17:42Gibt es denn andere Gruppierungen, denen sie sowas zutrauen würden?
17:45Da war mal so ein Typ, der bei uns mitmachen wollte.
17:48Ich hab nichts mit der Sache zu tun.
17:51Aber vielleicht kann ich Ihnen ja trotzdem weiterhelfen.
17:54Ha, interessant.
17:56Und?
17:58Ich kenne da zwei Brüder, die haben in der Kneipe rumerzählt,
18:01dass sie im Haus von dieser ermordeten Frau waren.
18:03Wann war das?
18:05Der Kripo gelingt es, die beiden Brüder zu ermitteln.
18:11Sie wissen, warum Sie hier sind?
18:13Endlich scheint sich eine konkrete Spur zu ergeben.
18:16Nein.
18:19Sie haben darum erzählt, in das Haus von Frau Weber eingebrochen zu sein.
18:25Aber wir kennen keine Frau Weber.
18:27Die alte Dame, die in Ihrem Haus ermordet wurde.
18:29Ach so, die.
18:32Und?
18:34Sind Sie da eingebrochen?
18:36Wir waren auf dem Grundstück, ja.
18:39Und wann war das?
18:41So November rum.
18:44Aber in dem Haus selbst waren Sie nicht.
18:47Nein.
18:49Sie sollten uns ja schon die Wahrheit sagen.
18:54Wenn wir Spuren von Ihnen in diesem Haus finden,
18:57dann haben Sie ein Problem.
18:59Ein ganz gewaltiges.
19:01Ja, also wir ...
19:03Okay, also wir waren drin.
19:06Wir sind reingegangen, haben uns ein bisschen umgeschaut,
19:09aber dann sind wir sofort wieder raus.
19:11Die alte Dame wurde ermordet.
19:13Ja, aber viel, viel später.
19:16Wir waren das nicht, wirklich.
19:18Sind Sie denn mit einem DNA-Test einverstanden?
19:22Ja.
19:24Diese Maßnahme führt nicht zum Erfolg.
19:26Es war dann aber so,
19:28dass wir in den Gesprächen schon ahnen konnten,
19:31dass diese Täter nicht unsere Mörder sind,
19:34sondern dass es sich da mehr oder weniger um Mutprobe,
19:37dumme Jungenstreich oder etwas Ähnliches gehandelt hat,
19:40als Sie beiden in das Haus sind.
19:42Ende November, 10 Monate nach dem Mord,
19:45führen Experten beim BKA in Wiesbaden
19:48eine operative Fallanalyse durch.
19:50Ziel ist es, Täterprofile zu erstellen.
19:52Zum Zeitpunkt der Taten waren beide regelmäßig in Fulda.
19:55Sie hatten einen Bezug dorthin. Sie haben wahrscheinlich auch da gelebt.
19:58Ich würde sogar vermuten, im näheren Umkreis des Frauenbergs.
20:01Bei den gewählten Tatobjekten war keine hohe Beute zu erwarten.
20:05Das spricht nicht wirklich für Professionalität.
20:08Und das herausgerissene Telefonkabel?
20:10Eine logisch und durchdachte Handlung.
20:12Ja, ganz unerfahren sind Sie nicht.
20:14Vielleicht wurden Sie bei früheren Taten schon mal erwischt.
20:17Also suchen wir nach vorbestraften Einbrechern.
20:20Und Gewalttätern,
20:22das ist eine intensive Gewalt an einem Opfer.
20:25Die müssen schon mal aufgefallen sein.
20:27Schlägereien, Körperverletzungen.
20:29Und ihr Alter?
20:31Für mich wirkt ihr Verhalten irgendwie unreif.
20:33Die sinnlosen Zündeleien, die Ausfall der Objekte,
20:35die dilettantischen Einbrüche.
20:37Lässt alles zusammen auf jüngere Täter schließen.
20:39Nicht älter als 25 oder 26.
20:41Anschließend beraten sich Kripo und Staatsanwaltschaft Fulda
20:45über die Ergebnisse der Fallanalyse.
20:47Was hältst du denn von den Täterprofilen?
20:50Klingt alles schlüssig.
20:52Einbrecher, Gewaltneigung, Ortsbezug.
20:56Es trifft aber leider auch viele Kandidaten zu.
20:59Von denen keiner freiwillig uns ein Geständnis abgeben wird.
21:02Aber wir haben unseren Trumpf in der Hinterhand.
21:04Die DNA vom Tatort.
21:06Die müssen wir mit der DNA unserer Kandidaten vergleichen.
21:09Eine Reihenuntersuchung.
21:11Ist neulich in Niedersachsen gelaufen.
21:13Auf und Arbeit, teuer.
21:15Aber waren wir nicht in unserem Fall.
21:17Dann werde ich meine Liste mit Kandidaten zusammenstellen.
21:20Und ich mache mich rechtlich schlau.
21:23Nach einer schriftlichen Vorladung
21:26werden bei der Kripo Fulda
21:28die ersten DNA-Proben der Reihenuntersuchung genommen.
21:31Die Verweigerungsquote ist für die Ermittler erfreulich gering.
21:35Ergebnis unserer Bemühungen und Auswertung der Speichelprobe
21:40war negativ.
21:42Der Täter war nicht darunter.
21:44Aufgeben ist keine Option.
21:46Nee.
21:48Wir müssen den Kreis erweitern.
21:49Mit dem Alter etwas hochgeben.
21:51Und neue Vorladungen verschicken.
21:53Sodass sich die Frage stellt,
21:55wie sollen die Kriterien jetzt beschaffen sein.
21:57Und die haben wir dann sukzessive im Prinzip gelockert.
22:01Indem wir beispielsweise das Erfordernis der Gewaltkriminalität
22:05und oder der Einbruchskriminalität herausgenommen haben.
22:09Und auch den Wohnort zirkel um den Tatort erweitert haben.
22:13Das waren dann weitere gut 800 Leute.
22:16Mai 2003.
22:18Über vier Jahre nach dem Mord.
22:21Scheiße.
22:23Scheiße.
22:25Scheiße.
22:27Scheiße.
22:33Ja.
22:35Ja, ich bin's, Heiko.
22:37Hast du auch so einen Schrieb gekriegt?
22:39Was denn für einen Schrieb?
22:41Von dem Bullen.
22:42Wie jetzt von dem Bullen?
22:44Wieso soll ich denn einen Schrieb von dem Bullen gekriegt haben?
22:47Dieser dämliche Gentest.
22:49Wegen dem Mord an der alten Frau.
22:51Ich hab eine Vorladung zum Speicheltest.
22:53Scheiße.
22:55Und wie kommen die jetzt auf dich?
22:57Keine Ahnung. Bin ich Gott?
22:59Ich kann da nicht hingehen.
23:01Jetzt komm mal wieder runter.
23:03Ich hab mal gehört, dass sowas freiwillig ist.
23:05Freiwillig? Ich kenn doch die Bullen.
23:07Ja, scheiße. Was machen wir denn jetzt?
23:09Ich fahr weg.
23:10Ich fahr weg in den Urlaub.
23:12Oder, keine Ahnung, ich lass mir was einfallen.
23:14Ich geh da nicht hin.
23:16Und du kannst dir auch schon mal überlegen, was...
23:18Was?
23:20Ja, was du machst, wenn du den Schrieb kriegst.
23:22Den kriegst du ganz bestimmt.
23:24Wie? Du meinst, ich muss auch?
23:26Ja, da kannst du Gift draufnehmen.
23:34Herr Misch, Staatsanwaltschaft Fulda.
23:36Volkner hier, Rechtsanwalt von der Kanzlei Volkner.
23:40Volkner und Partner.
23:42Was verschafft mir die Ehre?
23:44Sie ermitteln doch in dem Mordfall Weber.
23:46Ich habe da einen Mandanten, der etwas gestehen möchte.
23:49Gestehen?
23:51Also nicht den Mord, aber er war da mal drin in dem Haus.
23:55Und wann?
23:57Das würde ich gern morgen persönlich mit Ihnen besprechen. Ginge das?
24:00Machen wir so. Gleich in der Früh? Acht Uhr?
24:04Herr Hellmich, wie überraschend, wie ungewöhnlich war dieser Anruf vom Rechtsanwalt.
24:08Das war schon ungewöhnlich. Es war ein Mordfall.
24:12Da ist der Weg normalerweise andersrum.
24:14Wir verfolgen eine Spur bis zu einer bestimmten Person.
24:18Und dann schaltet sich ein Rechtsanwalt ein,
24:21um die Person möglicherweise aus dem gröbsten Verdacht herauszusprechen
24:26oder um die Person zuzumachen.
24:28Aber aus dem Umstand, dass das jetzt ein anwaltlicher Kontakt war,
24:33konnten wir im Prinzip die Schlussfolgerung zunächst mal ziehen.
24:35Das wird jedenfalls kein Wichtigtuer.
24:38Wie groß war die Erwartungshaltung vor dieser Vernehmung?
24:41Wir waren dann in positiver Anspannung.
24:45Nicht nur ich, sondern auch der Kommissar Langer,
24:48der Hunderte von Stunden Arbeit in diesen Fall auch investiert hatte.
24:53Und wir hatten halt die Hoffnung, im Gespräch den Mandanten
24:58dieses Rechtsanwalts öffnen zu können und mehr zu erfahren.
25:01Insbesondere natürlich dann auch zu dem,
25:04was uns wirklich interessierte, der eigentlichen Tatehandlung.
25:07Also, Ihr Mandant ist ein paar Monate vor dem Mord
25:11zusammen mit einem Freund in das Haus von Frau Weber eingebrochen.
25:14Richtig?
25:16Naja, eingebrochen ist ein hartes Wort.
25:19Und wieso meldet er sich ausgerechnet jetzt?
25:21Sein Kumpel, der hat eine Vorladung zum DNA-Test bekommen.
25:26Und Ihr Mandant nicht?
25:28Nein. Aber bevor da was kommt, hat er sich gedacht,
25:29meldet er sich lieber selbst.
25:31Verstehe.
25:33Naja, vielleicht kann man das Ganze...
25:36Ich meine, er hat ja nichts mitgenommen.
25:39Und er hat sich freiwillig gemeldet.
25:41Wir ermitteln hier einen Mord.
25:43Da können wir so etwas nicht unter den Tisch kehren.
25:45Wir bräuchten dann mal zwei Namen.
25:48Mein Mandant heißt Peter Schulz und sein Freund Heiko Ziegler.
25:55Noch am selben Tag wird die Wohnung von Peter Schulz durchsucht.
26:00Ohne nennenswertes Ergebnis.
26:09Schulz wird erkennungsdienstlich behandelt.
26:12Seine Fingerabdrücke werden genommen und Fotos gemacht.
26:16Nachdem er eine Speichelprobe abgegeben hat,
26:19darf er zunächst wieder nach Hause.
26:21Parallel wird auch die Wohnung von Heiko Ziegler durchsucht.
26:25Der wohnt inzwischen in Kassel.
26:27Was bist du denn für ein Vogel, Alter?
26:29Auch ihm wird eine Speichelprobe entnommen.
26:33Drei Tage später, Montag, 19. Mai 2003.
26:38Langer Kripofolder?
26:41Echt?
26:43Ja, dann schieß mal los.
26:46Boah.
26:47Und die zweite?
26:50Perfekt, kannst du mir das ins Büro faxen?
26:53Danke.
26:55Das Labor?
26:57Auf der einen Piccolo-Flasche und der Kippe der Name von Peter Schulz
27:01und auf der anderen der Name von Ziegler.
27:04Nicht dein Ernst.
27:06Jetzt kriegen wir sie.
27:08Genau, jetzt kriegen wir sie.
27:11Noch am selben Tag werden Peter Schulz und Heiko Ziegler
27:14festgenommen.
27:16Während Ziegler von Anfang an die Aussage verweigert,
27:20erklärt sich Peter Schulz im Beisein seines Anwalts bereit,
27:24zu sprechen.
27:26Herr Schulz, Sie haben ausgesagt, zusammen mit Heiko Ziegler
27:30in das Haus von Frau Weber eingebrochen zu sein.
27:33Wann war das genau?
27:35Mitte Dezember 1998.
27:37Und warum in dieses alte, heruntergekommene Haus?
27:40Wir hatten gesoffen.
27:41Also Druckbetankung.
27:43Und dann sind wir zufällig da vorbeigekommen.
27:46Wir haben gedacht, da wohnt niemand mehr.
27:49Und wir wollten einfach mal gucken, was da drin ist.
27:54Los.
27:56Ich geh schon.
27:58Boah!
28:00Gruselkabinett, ey.
28:03Boah, es riecht wie alte Oma, ey.
28:05Ich schau mal, ob es was zu saufen gibt.
28:08Ja, geh, komm.
28:10Ich guck mal hier.
28:12Was ist hier?
28:14Scheiße.
28:17Ah, Schalz.
28:21Ey, Stoff gibt's noch.
28:23Ja, guck mal.
28:25Geht noch.
28:28Jetzt nicht mehr.
28:30Jetzt nicht mehr.
28:34Willst du auch?
28:36Ey, danke, Laschet, lass mal nach oben gehen.
28:42Geh.
28:46Wo ist denn hier der Licht?
28:48Was ist denn jetzt schon wieder?
28:50Was wollt ihr?
28:52Scheiße.
28:54Weg hier.
28:56Das war voll der Schreck.
28:57Wir sind sofort da abgehauen.
28:59Nach dem Einbruch waren Fäkalien in dem Haus.
29:02Was hat das damit auf sich?
29:04Ja, also ich erinnere mich da nicht mehr richtig dran.
29:11Ja, ich glaub, wir haben da reingemacht.
29:15Also erst ich und dann Heiko.
29:18Warum bin ich auf die Toilette?
29:22Waren Sie danach noch einmal im Haus?
29:24Was? Nein.
29:25Kommen wir nun zu den beiden Geschichten am Friedhof.
29:28Das waren auch Sie und Ihr Freund.
29:30Wir haben Ihre DNA gefunden.
29:32Ja.
29:34Wie kommt man auf solche Ideen?
29:36Naja, wir haben im Fernsehen was über Okkultismus gesehen.
29:40Gläserrücken und so'n Zeug.
29:43Und dann wollten wir das halt mal selber ausprobieren.
29:47Heiko ist da voll drauf abgefahren.
29:49Haben halt versucht mit dem Jenseits-Gespräch.
29:52Haben halt versucht mit dem Jenseits Kontakt aufzunehmen.
29:56Und irgendwie, also Heiko hat das geschafft.
30:01Der hatte wirklich Kontakt zu Geistern.
30:04Der konnte mit den Toten sprechen.
30:06Also ja, es sah zumindest für mich so aus.
30:10Aber das war unheimlich, aber auch gleichzeitig faszinierend.
30:13Und was hat das Gläserrücken mit den Vorkommnissen am Friedhof zu tun?
30:15Naja, wir hatten halt wieder ne Druckbetankung und ne Runde Gläserrücken hinter uns.
30:29Weißt du, worauf ich jetzt Bock hab?
30:32Keine Ahnung.
30:34Ich würde jetzt gerne echte Leiche sehen.
30:37Du spinnst.
30:39Wieso? Wir gehen auf den Friedhof und...
30:42Nein, du bist verrückt.
30:44Wir öffnen nen Grab und machen nen Sarg auf.
30:49Meinst du das jetzt im Ernst?
30:51Mach dir mal nicht in die Hose.
30:53Wie schaffen wir das?
30:55Ich weiß nicht.
30:57Komm.
30:59Wir zwei.
31:08Lassen wir es bleiben. Ich hab ein blödes Gefühl, Heiko.
31:11Hast du Angst?
31:13Ach komm Peter, scheiß die nicht ein.
31:25Schau mal, das ist perfekt.
31:28Das schaffen wir doch eh nicht.
31:30Warum?
31:32Wie tief müssen wir da überhaupt buddeln?
31:34Egal.
31:36Weich wie Butter.
31:40Hey, wir ziehen das jetzt durch, ja? Kneifen ist nicht.
31:43Hey, denk dran, was uns erwartet.
31:48Dann haben wir gebuddelt.
31:50Das ging viel schneller als gedacht.
31:53Als wir den Sarg erreicht haben,
31:55haben wir versucht, den Deckel im Kopfbereich einzuschlagen.
32:01Was machst du?
32:03Das Holz ist ziemlich hart.
32:05Leiser verdammt. Das ist laut.
32:10Siehst du was?
32:13Boah.
32:15Das musst du dir geben.
32:18Boah, krass.
32:20Jetzt konnten wir sie sehen.
32:23Also, die Tote.
32:25Das war, das war sowas von...
32:30Haben Sie jemals darüber nachgedacht,
32:32den Kontakt zu Hans Ziegel abzubrechen?
32:34Hab ich.
32:36Ich bin ihm danach auch eine Weile aus dem Weg gegangen.
32:39Aber...
32:40Der ist halt einfach ein cooler Hund.
32:43Der zieht sein Ding durch und die Leute auf seine Seite.
32:47Ich halt auch.
32:49Zehn Monate später waren Sie in der Leichenhalle.
32:52Ja, wir waren am Rückweg von der Sauftour.
32:56Und dann haben wir die Abkürzung über den Friedhof genommen.
33:00Und plötzlich meinte Heiko,
33:03wir könnten mal in der Leichenhalle gucken,
33:06ob da jemand drin liegt.
33:08Und da war auch ein Sarg.
33:10Und dann haben wir aufgemacht.
33:12Da war eine alte Frau drin.
33:15Und dann?
33:17Also, ich...
33:19Ich hab die nur an der Schulter angefasst.
33:22Und...
33:24Heiko hat...
33:27Der hat die halt untenrum nackt gemacht.
33:31Und...
33:37Wir haben es hier, Lydia,
33:38mit einem sehr ungleichen Gespann zu tun.
33:41Der eine gibt den Ton an,
33:43und der andere lässt sich
33:45zu abstrusen und menschenverachtenden Taten überreden.
33:48Was kannst du aus kriminalpsychologischer Sicht
33:51zu diesem Gespann sagen?
33:53Wenn zwei Menschen immer wieder gemeinsam Straftaten begehen,
33:56sieht man häufig,
33:58dass die eine Person eher dominant ist
34:01und die andere Person sich eher unterordnet.
34:04Die Person, die sich eher unterordnet,
34:06lässt sich dann zu Dingen überreden,
34:08und die Person neigt, immer weiterzugehen,
34:10weil sie sich bestärkt fühlt,
34:12dadurch, dass die andere Person mitzieht.
34:14Und so gibt es einen Aufschaukelungsprozess.
34:16Lydia, lass uns über die Psyche von Heiko Ziegler reden.
34:19Er fühlt sich offenbar von Toten angezogen,
34:22und er ist extrem gewaltbereit.
34:24Was ist das für ein Mensch?
34:26Wenn man sich das Gesamtbild der Besonderheiten
34:28in diesem Fall anschaut,
34:30dann weist einiges darauf hin,
34:32dass er bezogen auf seine Sexualität
34:34abwechslungsreiche, starke Reize suchte.
34:36Welche sexuellen Vorstellungen er genau hatte,
34:39ist allerdings nicht mit Sicherheit festzustellen,
34:42weil er sich nie dazu offen geäußert hat.
34:44Allerdings, wenn man sich die Taten
34:46gegenüber älteren Frauen anschaut,
34:48dann sieht man, dass er hier
34:50sehr stark demütigend vorgegangen ist.
34:53Und das legt nahe,
34:55dass er in einer sexualisierten Demütigung
34:57älterer Frauen in irgendeiner Form interessiert war.
35:00So, Herr Schulz, jetzt mal die ganze Wahrheit.
35:03Wir glauben, dass Sie ein zweites Mal
35:04in einem Haus von Frau Weber gewesen sind.
35:06Wir haben Ihre DNA an Zigarettenkippen gefunden,
35:08die in einem Bezug zu dem Mord stehen.
35:10Das kann aber nicht sein. Ich...
35:12Die Spuren sind eindeutig.
35:15Also gut.
35:18Wir waren noch einmal in dem Haus.
35:22Wann?
35:24Nein.
35:26In der Tatnacht.
35:28Und warum?
35:30Wir hatten beim ersten Mal
35:31einen leeren Schrank gefunden
35:33für Waffen und ein paar Patronenhülsen.
35:37Na ja, jedenfalls...
35:39Heiko ist dieser Waffenschrank
35:41nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
35:47Hey.
35:49Wollen wir da noch mal rein?
35:51Nee, da wohnt die Frau drin.
35:53Irgendwo hat die Waffen versteckt.
35:55Wo Patronen sind, sind auch Waffen.
35:57Ja, kann schon sein.
35:59Hier holen wir uns.
36:01Wenn die nicht aufwacht,
36:03mit der wären wir schon fertig.
36:05Komm.
36:07Wir haben dann das Telefonkabel wieder kaputt gemacht
36:11und im Erdgeschoss alles durchsucht,
36:15aber Waffen haben wir nicht gefunden.
36:19Und dann meinte Heiko plötzlich,
36:22dass wir die Frau fragen.
36:26Aufwachen!
36:28Hey, aufwachen!
36:29Was?
36:31Nicht schon wieder.
36:33Wo hast du die Waffen versteckt?
36:36Was wollen Sie?
36:38Wo sind die Waffen?
36:40Was?
36:42Keine Idee.
36:46Hören Sie auf.
36:48Der Waffenschrank, die Patronen.
36:50Wo sind die Waffen?
36:52Der Schrank...
36:54Mein Bruder war Jäger,
36:56aber der ist doch schon lange tot.
36:57Hier gibt's keine Gewehre mehr.
36:59Du lügst!
37:02Was soll das?
37:04Hau ab!
37:06Hau ab!
37:08Zuher, komm!
37:10Ruhe!
37:14Aufhören, bitte!
37:16Wo sind die Waffen?
37:19Wieso haben Sie Ihren Freund nicht zurückgehalten?
37:22Ich hab...
37:24Trinken Sie was.
37:26Trinken Sie was.
37:35Ich bin dann runter.
37:38Ich hab das nicht mehr mit ansehen können.
37:41Und dann?
37:43Und dann...
37:45Dann war da plötzlich das Poltern in der Treppe.
37:51Was hast...
37:53Ist die tot?
37:56Nein.
38:07Hey!
38:09Aufwachen!
38:11Hey, wach auf!
38:15Wo sind die Waffen?
38:20Mal war sie bewusstlos,
38:22dann war sie wieder wach.
38:23Und...
38:25Heiko hat...
38:27ein Messer aus der Küche geholt und...
38:29Aber die hat das Waffenversteck nicht verraten.
38:32Das sind keine Waffen.
38:34Hier gibt's nichts.
38:36Und die Brandstellen im Haus...
38:38Wie ist das dazu gekommen?
38:41Hilf mal mit!
38:43Nee, Heiko, das ist doch scheiße!
38:45Was machst du?
38:47Die Alte ist tot.
38:49Wir fackeln die Bude ab.
38:53Spinnst du?
38:55Hör auf, lass den Quatsch!
38:57Ich glaub, die lebt noch.
38:59Quatsch!
39:01Hör doch auf!
39:03Lass den Quatsch und...
39:05Ich glaub, die lebt noch.
39:07Heiko!
39:09Fuck!
39:11Gib mir ne Kippe!
39:13Ja, fahr mal runter!
39:20Die Frau ist dann wieder zu sich gekommen.
39:25Aber Heiko hat sie nicht gesehen.
39:27Und...
39:29Und?
39:31Und?
39:33Und?
39:35Und?
39:37Aber Heiko hat immer noch nach den Waffen gefragt.
39:40Er hat sie dann angeschrien und geschlagen.
39:43Und...
39:45Ich konnte das nicht mehr.
39:47Ich hab's nicht mehr gepackt.
39:49Ich bin raus.
39:51Ich musste da weg.
39:53Ich bin raus und zurück nach Hause.
39:55Herr Schulz, der Mord,
39:57die Geschichten auf dem Friedhof,
39:59die Einbrüche...
40:01Alles geschah in Nächten von Freitag auf Samstag.
40:03Hat das irgendeinen tieferen Sinn?
40:05Was?
40:07Nein.
40:09Ich musste doch unter der Woche früh raus.
40:11Also, Freitags halt Druck, Betankung und...
40:15Dann...
40:24Was wollen Sie?
40:26Um's kurz zu machen.
40:28Herr Schulz hat umfassend ausgesagt.
40:30Und in seinem Film spielen Sie die Hauptrolle.
40:33Allerdings nicht die eines guten, braven Jungen.
40:36Wollen Sie nicht auch Ihr Gewissen erleichtern?
40:40Ich sag nix.
40:42Haben Sie sich das gut überlegt?
40:44Was gibt's da zu überlegen?
40:46Sie waren in der Mordnacht mit Peter Schulz in dem Haus.
40:48Sie haben die alte Dame getötet.
40:50Ich war da nicht dabei.
40:52Mehr gibt's dazu nicht zu sagen.
40:54Was das?
40:56Herr Helmich, es gibt zwei Tatverdächtige.
40:58Der eine schweigt,
41:00der andere legt ein umfassendes Geständnis ab.
41:01Wie können Sie das für sich und für die Gerichtsverhandlungen nutzen?
41:04Naja, das eine, das Elementare war,
41:07dass wir durch das Reden, durch das Geständnis des einen Täters
41:11natürlich den zweiten Täter, der sich nicht geäußert hat,
41:15sicher an den Tatort bringen konnte.
41:17Aber man muss da vorsichtig sein.
41:19Wenn es um so einen Tatvorwurf geht,
41:21dann ist natürlich jeder bestrebt,
41:23seinen eigenen Tatbeitrag kleinzureden
41:26und die Schuld wo immer, es geht auf den zweiten.
41:28Mit Täter abzuwälzen,
41:30ist dann für denjenigen, der redet, eine glückliche Situation,
41:34wenn der andere nichts sagt.
41:36Weil dann bleibt das zunächst mal unwidersprochen so stehen.
41:39Glücklicherweise, sage ich jetzt mal,
41:41ist der zweite Täter, der spätere Haupttäter,
41:45bei seinem Schweigen geblieben
41:47und hat sogar behauptet, er sei an diesem Tatort nicht gewesen,
41:51was wir eindeutig durch die DNA-Spurenlage widerlegen konnten.
41:55Die Gerichtsverhandlung findet am Landgericht Fulda statt.
41:59Am 28. April 2004 fällt das Urteil.
42:03Peter Schulz wird wegen versuchter räuberischer Erpressung
42:07mit Todesfolge zu sieben Jahren Haft verurteilt.
42:11Der Haupttäter, Heiko Ziegler,
42:13bekommt aus demselben Grund in Tateinheit mit Mord lebenslänglich.
42:19Erna Weber, wie wir das Opfer in unserem Film genannt haben,
42:22musste einen grausamen Tod sterben.
42:25Weil die Täter an Waffen kommen wollten,
42:28die es in dem Haus gar nicht gab.
42:30Und weil einer der beiden keinerlei Empathie zeigte
42:33und der andere nicht in der Lage war, den Gewaltexzess zu stoppen.
42:37Dieser Mord ist nun fast 25 Jahre her
42:40und die Täter wurden mittlerweile aus dem Gefängnis entlassen.
42:44Der Haupttäter allerdings auf Bewährung.
42:47Das war XY gelöst.
42:48Untertitelung des ZDF für funk, 2017

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