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„An diesen Händen klebt kein Blut, so wahr ich Arwed Imiela heiße“, proklamierte der Angeklagte voll Pathos vor dem Lübecker Landgericht. Das klang wie ein Schwur. Doch das Hohe Gericht war davon überzeugt, dass der Mann log und verurteilte ihn am 24. Mai 1973 wegen vierfachen Frauenmordes zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe. Arwed Imiela war 43 Jahre alt. Vorausgegangen war einer der spektakulärsten Mammutprozesse der 70er-Jahre. Ein wahnsinniger Medienrummel. Denn in diesem Kriminalfall war alles drin, was der Sensationslust eines breiten Publikums Rechnung trug: Unheimlich, weil zwei der Opfer trotz intensiver Suche unauffindbar blieben. Grausam, weil von den beiden anderen Frauen nur die Rümpfe und zwei Beine gefunden werden. Gruselig, weil der Mörder die Leichen zersägte. Geheimnisvoll, denn der Angeklagte war Astrologe und passionierter Jäger.
Prickelnd, denn Arwed Imiela war ein Typ, auf den die Frauen flogen. Die Boulevardpresse hatte selten ein so dankbares Objekt der Begierde. Sie machte ihn zum „ Blaubart von Fehmarn“, nachdem die Leichenteile auf der Ostseeinsel in einer so genannten „Luderkuhle“ entdeckt worden waren. Der Angeklagte hüllte sich beim Prozess in Schweigen. Stets mit ironischem Lächeln. Und immer höflich. Es war ein reiner Indizienprozess. In mühseliger Kleinarbeit musste das Gericht Arwed Imiela nachweisen, dass nur er als Täter in Frage kam. Die wichtigste Zeitzeugin im Fall Arwed Imiela ist Ulrike Roland. Sie war seine Verlobte. Und sie ist – nach 20 Jahren des Schweigens – erstmals wieder bereit, über diesen Mann zu reden. Die lebenslange Haft saß Imiela in Hamburg-Fuhlsbüttel ab. Aber er war nicht der Mann, der aufgibt.
Er bastelte weiter an seiner Unschuldslegende. Arwed Imiela starb am 3. Juni 1982 in seiner Zelle an Herzversagen. Es gibt keine letzte Erklärung von ihm. Kein Geständnis vor dem Tod. Keine Reue. Keine Entschuldigung. Er nimmt all die Lügen mit ins Grab. (Text: ARD)

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