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Transkript
00:00Musik
00:01Und am Marschallmittwoch ist alles vorbei.
00:28Singen die Narrinnen und Narren am Rhein und an seinen Nebenflüssen, wenn sie die Vergänglichkeit des karnevalistischen Treibens beweinen.
00:39Und vielleicht ist heute eine andere Form von Aschermittwoch, heute am 13. Februar 1972.
00:47Vielleicht ist dies ein olympischer Aschermittwoch, vielleicht ein Aschermittwoch der olympischen Winterspiele,
00:52wobei man Aschermittwoch ganz rigoros so zu verstehen hat, dass da Abschied zu nehmen ist von manchen schalen Freuden
01:02und von der bösen Fleischeswurst in diesem wie in jenem Sinne.
01:08Sapporo 72, das bedeutet besondere Enttäuschung bei den nordisch Kombinierten des Deutschen Skiverbandes.
01:14Als Sieger von Grenoble 1968 war Franz Keller als einer der Favoriten an den Start gegangen.
01:22Aber schon im Training zeigte sich, dass der 11. der Weltmeisterschaft mit der 70-Meter-Schanze von Miyano-Mori überhaupt nicht zurechtkam.
01:31Der 31. Platz im Springen kam gleich zu Beginn der Spiele wie eine Ernüchterung.
01:36Franz Keller, einst einer der weltbesten Springer unter den Kombinierten, absolvierte den 15 Kilometer Langlauf ohne jede Chance.
01:4333. in der Gesamtwertung unter 39 Teilnehmern, gegenüber Grenoble ein Sturz in die olympische Tiefe.
01:52Ralf Bühland erfüllte auch nicht die in ihm gesetzten Hoffnungen.
01:56Nur 22. im Sprunglauf konnte er sich in der Läufe durch einen fünften Platz wenigstens noch auf den zehnten Rang im Kombinationsklassement vorarbeiten.
02:06Statt der erwarteten Medaille in dieser Wintersportdisziplin gab es für Aktive und Betreuer eine negative Bestandsaufnahme.
02:14Dass die Spezialspringer der Bundesrepublik sowohl auf der Normal- als auch auf der Großschanze lediglich als anwesend geführt werden würden,
02:25war nach den Resultaten der internationalen Konkurrenzen im olympischen Skiewinter nicht anders zu erwarten.
02:32Aber insgeheim waren doch bessere Platzierungen erhofft worden, als sie nun in den offiziellen Ergebnislisten verzeichnet stehen.
02:39Für Günther Göllner ein 46. Platz unter 56 Teilnehmern beim 70 Meter Springen, Rang 27 unter 52 Bewerbern auf der 90 Meter Schanze.
02:58Für Alfred Grosche Platz 47 in Miyanomori, in Okurayama war es noch schlimmer.
03:05Hier wurde er letzter. 27 beziehungsweise 33,5 Meter betrug die weiten Differenz zum Sieger, noch eklatanter der Unterschied in der Wertung.
03:16Er betrug 100,3 Punkte.
03:23Sepp Schwinghammer trat nach einem 49. Platz in der 70 Meter Konkurrenz auf der Großschanze gar nicht erst an.
03:30Die wechselhaften Witterungsverhältnisse in Sapporo mit Schneestürmen und Temperaturstürzen als Entschuldigung
03:37für das schwache Abschneiden unserer Aktiven an den Rodelwettbewerben anzuführen, ist grundlos,
03:42denn alle Stachter hatten darunter zu leiden.
03:45Die großen Sieger am Mount Thäne waren die Rodlerinnen und Rodler aus der DDR.
03:50Sie gewannen acht Medaillen.
03:51Die Bundesrepublik ging leer aus.
03:54Lediglich ein vierter Rang durch die Weltmeisterin Elisabeth Demleitner ist als beste Platzierung zu notieren.
04:01Fazit, die einst dominierende Rolle der Bundesrepublik ist endgültig an die DDR übergegangen.
04:08Auch unsere Eishockeymannschaft musste Farbe bekennen.
04:12Voller Optimismus war sie nach Japan gekommen.
04:15Das Ziel der 20 Spieler und ihres Trainers Gerhard Kießling im Olympischen A-Turnier mitzuwirken wurde nicht erreicht.
04:23Trotz intensiven Trainings lief es in der Qualifikationsbegegnung mit Polen überhaupt nicht.
04:29Die Bilanz nach dem enttäuschenden 0 zu 4, nur Teilnahme in der B-Gruppe, Doping-Affäre, ein halbes Jahr Sperre für Alois Schloda.
04:37Diesen im Westfernsehen seltenen Akt von Selbstkritik, meine Damen und Herren, führe ich Ihnen gewiss nicht aus Schadenfreude vor.
04:47Und auch nicht etwa zur Erheiterung am Rosenmontag.
04:51Das olympische Dabeisein ist zwar nicht alles, Gewinnen ist besser, aber ich habe so viel Hochachtung vor Demel,
04:58wie vor Gunnar Larsson, vor Ingolf Morg, wie vor Judy Crawford oder Ludmilla Titova oder vor der schwedischen Eishockey-Mannschaft alle ohne Medaillen geblieben.
05:08Man sollte erfolglose eigene Sportler nicht so abtun, wie es das Westfernsehen tut.
05:14Nein, mir geht es heute allein um die Goldmedaille, die die BRD in Sapporo unangefochten errungen hat.
05:22Die Goldmedaille für Skandale.
05:25Um den unolympischen Geist vieler BRD-Repräsentanten von Presse, Funk, Fernsehen und auch Sport.
05:32Das begann beim Fall Frese mit der alten großdeutschen Überheblichkeit,
05:36dass internationale Regeln für die Bundesrepublik wieder mal keine Gültigkeit haben sollten.
05:42Das schlug sich im Doppingskandal nieder, in der Hetze gegen die DDR-Rodler,
05:47in der Bespitzelung von DDR-Sportlern und DDR-Funktionären mit versteckten Mikrofonen.
05:53Da war aber auch in den Berichten westdeutscher Fernsehreporter in der japanischen Olympiastadt zunächst alles schlecht und primitiv.
06:01Man konnte gar nicht genug herummäkeln.
06:03Später besann man sich dann, schließlich will man ja selber mal Gastgeber sein,
06:07und außerdem war alle Weltzeuge, wie ausgezeichnet die Winterspiele in Japan ausgerichtet waren.
06:13Dann überschlug man sich in Pöbeleien gegen die Schiedsrichter im Eiskunstlauf
06:18und vor allem versuchte man den ehrwürdigen, um den olympischen Geist hochverdienten Avery Branditsch zur Zielscheibe zu machen.
06:28Avery Branditsch, 83 Jahre alt und seit 20 Jahren Präsident des IOC,
06:33soll, wenn es nach dem Wunsch einiger Ostblockländer unter Wortführung der Sowjetunion geht,
06:38auch nach den Spielen in München weiterhin im Amt bleiben.
06:40Man hat ihn jedenfalls darum gebeten, sicherlich ein politischer Hintergrund,
06:44denn die Ostblockländer kennen den Professionalismus, den Branditsch so hartnäckig bekämpft, ganz gewiss nicht.
06:50Der Hintergrund ist also klar, der Osten will mit Branditsch weiterhin einen Mann an der Spitze des IOC haben,
06:55der offensichtlich nicht mehr in der Lage ist, schwarz von weiß zu unterscheiden.
06:59Mit seiner Äußerung, die einzig wahren Amateur auf Skiern seien die Athleten des Ostblocks,
07:04hat er sich meiner Meinung nach selbst disqualifiziert.
07:07Man stelle sich vor, gerade in diesem Augenblick, da erfährt man, dass auch Avery Branditsch einen Orden bekommt.
07:15Die japanische Regierung beschloss dem Kreisensportfunktionär mit dem Orden der aufgehenden Sonne erster Klasse,
07:21einer der höchsten Auszeichnungen Japans zuzusprechen.
07:25Und das dürfte sicher ein kleiner Wermutstropfen im Kelch der überquellenden Freude gewesen sein.
07:32Warum ist man so fuchsteufelswild über Avery Branditsch?
07:36Warum scheut man nicht einmal davor zurück, diesen Mann, der es an geistiger Klarheit und Sauberkeit
07:41mit den Herren Daume und Tröger leicht aufnehmen kann?
07:45Warum scheut man nicht davor zurück, ihn als senil abtun zu wollen,
07:49als überholt stehen geblieben, erstarrt, nicht auf der Höhe der Zeit,
07:53als ein Mann, der, wir hörten es, nicht schwarz von weiß unterscheiden könne?
07:57Anlass, nicht Ursache, ist der Fall Schranz.
08:03Das ist jener österreichische Skiläufer, der seit 15 Jahren mit Skilaufen sein Geld verdient
08:07und mit seinem Namen gewissen Firmen zu ungeheuren Profiten verhilft.
08:12Er ist Vizepräsident der Skifirma Kneisel, verdient bei Kneisel 200.000 Mark im Jahr.
08:17Außerdem verdient er an Reklame für die Skitiefel, die er trägt, Bindungen, Stöcke, Anoraks, für Kaffee, für wer weiß was noch.
08:25Eingeweihte schätzen das Jahreseinkommen dieses Inhabers einer gutgehenden Pension in Garmisch auf etwa 400.000 Mark
08:34und er macht das alles ganz offen und nachweisbar und provokatorisch.
08:38Das muss man wissen, meine Damen und Herren, um zu verstehen, warum es gerade Karl Schranz traf
08:43und dass es keineswegs nur um Karl Schranz geht
08:46und warum man sich auch in der Bundesrepublik einschließlich seines Fernsehens
08:50durch die Disqualifizierung dieses Schranz selbst getroffen fühlt.
08:55Ski-, Bindungs- und Kleiderproduzenten, alle die gesehen werden wollen, parken ihre Servicewagen mitten im Rennrummel.
09:04Der Firmendress in Astronautenlook der Firma Kneisel soll ebenso Rennerfolge suggerieren
09:09wie die Verbindung der Olympiade mit dem Namen Burgner.
09:14Jeder Quadratzentimeter am Fahrzeug macht klar, mit diesen Skiern fahren sie wie ein Weltmeister,
09:19Olympiasieger, Kandahar-Sieger und Worldcup-Sieger.
09:22Österreichs Ski-Idol Karl Schranz fährt mit Kneisel-Ski.
09:26Jeder weiß es, jeder sieht es, nur sagen dürfen es Kneisel und Schranz nicht.
09:33Wären die Erfolge des Karl Schranz ohne Franz Kneisel möglich?
09:40Ich würde sagen, ohne Franz Kneisel nicht, denn sonst hätte er nicht den Ski, mit dem er zum Erfolg fährt.
09:49Also insofern müsste dieser Franz Kneisel dabei sein.
09:53Der Rennläufer als Aushängeschild eines Firmennamens.
09:56Seine Leistung wird umgesetzt in Firmenprofit.
09:59Aber die Amateurstatuten verbieten eine Beteiligung am Gewinn.
10:02Wie die Rennläufer trotzdem zu Geld kommen, erzählt die Goldmedaillengewinnerin von Squaw Valley, Heidi Bibel.
10:11Was war der Firma Head damals ein Sieg von Ihnen wert?
10:14Damals bei einem FIS-A-Rennen, der erste Sieg 3000 Mark.
10:18Das habe ich aber nicht erhalten, sondern ich hätte in dem einen Winter, das war 65,
10:23Brein und Fixum 38.000 Mark erhalten und das wurde sehr drastisch gekürzt.
10:30Und ich erhielt ein Darlehen von 40.000 Mark, an dem ich heute noch eifrig zurückzahle.
10:36Das hat aber auch damals schon gegen die Amateurstatuten verstoßen.
10:39Ja und Frage an Sie, wer hat nicht gegen die Amateurstatuten damals schon verstoßen?
10:43Die Bereitschaft der Industrie, Hunderttausende, Jahrmillionen für den Wintersport auszugeben,
10:52wurde vor allem durch den gewaltigen Kampf um den internationalen Skimarkt ausgelöst.
10:58Die vier wichtigsten Skiproduktionsländer sind zurzeit Japan, Österreich, die Bundesrepublik und Frankreich.
11:08Der aufnahmefähigste Absatzmarkt sind die USA.
11:12Alle Skiersteller sind darum an spektakulären internationalen Siegen interessiert
11:18und daran, dass diese Siege in aller Welt bekannt werden.
11:24900.000 Paar teure alpine Ski wurden 1971 in Deutschland verkauft.
11:29Umsatz 130 Millionen Mark.
11:31Großzügig wirbt die Industrie auf diesem gewinnträchtigen Markt.
11:35Wie wenige billige Langlaufski verkauft wurden, weiß niemand genau.
11:38Für die Industrie kaum interessant.
11:39Alle Versuche mit Bein und Busen für den Ski zu werben, schlugen fehl.
11:44Nur die erfolgreichen Pistenasse überzeugen.
11:48Ihr Image möchten die Käufer mit den Brettern erwerben.
11:52Doch nicht nur einzelne Firmen nutzen die Rennerfolge aus.
11:55Grenoble vor vier Jahren war der Auftakt zur gewaltigen Umsatzschlacht der französischen Wintersportindustrie.
12:01Ihre Methode? Nationales Marketing.
12:03Französische Rennläufer dürfen nur französische Skier fahren.
12:07So kommen Medaillen französischer Sportler auch der Industrie zugute.
12:12Olympiasiege garantieren Gelb und Gewinn für die Exportindustrie.
12:16Genauso dürfen österreichische Skifahrer nur österreichische Produkte fahren.
12:20Das olympische Feuer, eine nationale Lichtreklame.
12:22Aber auch Einzelne, wie der größte Geldverdiener des Sports aller Zeiten, Jean-Claude Quilly, zogen Nutzen aus olympischen Ehren.
12:31Er hat Millionenverträge mit über 150 Firmen.
12:35Frankreichs gallischer Hahn ist nicht nur Symbol der Olympiamannschaft.
12:39Es ist auch die Handelsmarke der französischen Wintersportindustrie.
12:42Die Verquickung von Sport und Geschäft ist perfekt.
12:46Man hat also den Volkshelden Schrantz in die politischen Interessen eingespannt.
12:54Man hat also die Emotionen der Österreicher, die erreichlich vorhanden waren im Falle Schrantz.
13:01Man hat ihn ja vorher schon zum Olympiasieger gestempelt.
13:04Gottes Willen, er wäre es nicht geworden.
13:07So hat es also zumindest der Branditsch verhindert.
13:09Und man konnte also auf diesen Emotionen spielen.
13:12Das haben natürlich auch die Parteien erkannt.
13:15Und es wurde also so kräftig die Trommel gerührt für Schrantz gegen Branditsch.
13:20Und es wurde der Volkszorn der Österreicher umfunktioniert dann beim Empfang für einen Volksjugel.
13:26Sagen Sie mir eins, Herr Metzger.
13:29Hat der Herr Schrantz nicht etwa nur von einem österreichischen Skifabrikanten,
13:34sondern auch von einer österreichischen Partei Geld genommen?
13:37Geld, glaube ich, hat er nicht genommen.
13:38Aber er ist natürlich ein kräftiger Werbeträger für eine Partei, wenn er sich einmal engagiert.
13:43So sagen Sie schon für welche.
13:45So viele gibt es doch nicht.
13:46Schrantz steht also eher der ÖVP nahe.
13:48Und er hat im heiligen Land Tirol für den Landeshauptmann geworben.
13:52Und er wurde aber von der Regierung sofort als kräftiger Werbeträger erkannt.
13:56Und die Fähre Schrantz, der Fall Schrantz, war also gut genug, um einige Inlandsprobleme zu überdecken.
14:06Und daher wurde er also auch kräftig manipuliert.
14:08Und Schrantz selbst wurde manipuliert.
14:10Sie sagen mit sehr selbstkritischem Freimut, Herr Schrantz sei manipuliert worden.
14:15Aber lassen sich denn wirklich Menschen, das gilt jetzt auch für Deutsche und Chinesen und Amerikaner, was weiß ich für wen,
14:23lassen die sich denn tausendfach, hunderttausendfach emotional manipulieren?
14:29Man hat einen neuen, einen zweiten großen Nationalhelden.
14:34Und die Mafia, das österreichische Olympische Komitee, die Schallplattenindustrie lässt den Carly hochleben, denn sie will schließlich auch leben.
14:42Wir pfeifen aufs Olympia-Gold, heißt der Text.
14:44Der Carly soll leben, Branditsch liegt daneben.
14:47Das Andy-Branditsch-Team ist groß.
14:50Alle jene, die heute Karl Schrantz in Österreich empfingen, kann man getrost dazu rechnen.
14:55Da kommt er, da ist er.
14:57Heimgekehrt, der Löwe vom Arlberg.
15:05Begrüßt von Ministern und Landeshauptleuten und auch vom Bürger der Opposition,
15:09denn nicht allein die Regierungspartei sollte das Vergnügen haben, Karl Schrantz zu begrüßen.
15:15Die Fahrt in die Stadt Richtung Bundeskanzleramt am Ballhausplatz in Wien war kein Triumphzug, sie war viel, viel mehr.
15:34Ich glaube, ganz Österreich war auf den Beinen, um seinen Nationalhelden zu feiern und eine alte Frau, die drei Stunden nur, wie sie sagte, drei Stunden in der Menschenmenge gestanden hatte, sagte, unter Tränen, ich habe ihn gesehen, ich habe ihn ganz aus der Nähe gesehen.
15:49Dann hinein ins Bundeskanzleramt, Bruno Kreisky ließ es sich nicht nehmen, er konnte es sich einfach nicht nehmen lassen, Karl Schrantz zu empfangen.
15:56Das war ganz klar. Und der heutige Tag, glaube ich, wird in Österreich in Zukunft der Karlstag geheißen werden.
16:03Herr Metzke wird mir bestimmt recht geben, dass die Winterspiele, die Olympischen Winterspiele, eigentlich nicht viel mehr sind als die größte Wintersportausrüstungswarenmesse der Welt.
16:17Ich meine, was am Rande dieser Spiele passiert, das haben mir Kollegen erzählt, die schon in den vorhergehenden Jahren dabei waren, erzählt, nicht wahr, das ist für den Zuschauer nicht zu sehen, nicht wahr, aber was am Rande passiert, wie, in was für einem Aufgebot die Wintersportproduzenten, also Ausrüstungsproduzenten da auftreten, was für Cocktailpartys veranstaltet werden.
16:45Wie bei einem Filmfestival.
16:47Wie bei einem Filmfestival, wie bei einem Schallplattenfestival, nicht wahr, es ist doch genau dasselbe.
16:53Es ist eine Selbstverständlichkeit, denn der alpine Skisport im Besonderen ist eigentlich beschränkt in seiner Spitze auf die westlichen Nationen und hier natürlich regiert die Freie Marktwirtschaft.
17:09Es gibt sehr viele Firmen und die konkurrenzieren sich.
17:11Ja, ja, und deshalb ist man in der freiheitlichen Marktwirtschaft, das heißt überall, wo Kapitalismus herrscht, bitterböse, dass Geschäftemacher Schranz disqualifiziert wurde, wo er doch für hunderte von Millionen Profite gesorgt hat.
17:27Bloß seine österreichischen Sportkameraden erklärten sich nicht mit ihm solidarisch, sondern sie starteten.
17:32Warum?
17:33Naja, es war ja nur ein Konkurrent disqualifiziert worden.
17:38Die anderen fahren nämlich für andere Interessen.
17:41Trotzdem, wo Profitstreben oberstes Prinzip ist, da gab und gibt man sich empört und flugs versucht man die Diskussion in eine falsche Richtung zu lenken.
17:50Heute könne kein Sportler mehr ohne Förderung Höchstleistungen vollbringen.
17:55Natürlich nicht.
17:57Aber es geht doch gar nicht darum, dass der Sport nicht gefördert werden dürfte, sondern es geht darum, dass Sportler nicht korrumpiert, dass aus ihren sportlichen Höchstleistungen keine kapitalistischen Profite herausgeschrunden werden.
18:11So viel zum Fall Schranz, der in Wahrheit ein Fall Kapitalismus ist und darum auch Westdeutschlands Fernsehen zum Sieden gebracht hat.
18:18Und zudem ein bemerkenswertes Beispiel gegeben hat für Manipulierung von Massen.
18:24Was doch alles möglich ist.
18:27Fürs Bonner Fernsehen und für Bonds Sportführer war besonders ärgerlich, dass in Sapporo zum ersten Mal eine selbstständige DDR-Olympiamannschaft auftrat.
18:36Gleichberechtigt und mit allen souveränen Rechten.
18:38Jahrelang hatten sportfeindliche, sehr un-olympische Kreise in der BRD mit allen, auch mit den schmutzigsten Mitteln dies zu verhindern versucht.
18:46Und nun tönte ihnen in Sapporo viermal unsere Hymne in die Ohren.
18:50Überall mussten sie unsere Fahne mit Hammer und Zirkel im Ehrenkranze sehen und die DDR war dort mit ihren Erfolgen in aller Munde.
18:58Neue Ostpolitik hin, Gleichberechtigung her, man konnte nicht aufhören mit den alten Versuchen der Verleumdung, Verdächtigung und Diffamierung.
19:06Und man hatte sich für unsere Rennschlittensportler seit der üblen Provokation von Grenoble nicht einmal etwas Neues einfallen lassen.
19:16Und rätselt man herum, was ist der Grund dafür?
19:20Die einen sagen, sie fahren eben besser, die anderen sagen, sie benutzen eine besondere Kufenlegierung.
19:26Und eine sehr interessante Feststellung machte der österreichische Ex-Weltmeister Walch in einem Interview.
19:32Er sagte nämlich folgendes, ich lese Ihnen das komplett vor.
19:36Es ist schade, dass die Kufen der Schlitten zwar vor dem Start, nicht aber nach der Zieldurchfahrt geprüft werden.
19:43Es ist möglich, dass die DDR in ihrer Schlittenverkleidung unter dem Sitz unter Umständen eine automatische, durch das Gewicht ausgelöste Aufheizung der Kufen hat.
19:54Dieser Witz wäre nicht mal zum Mainzer Karneval zugelassen worden und das will was heißen.
20:01Aber der westdeutsche Rodelsportwart Nachmann wusste noch Besseres.
20:06In Springers Bild-Zeitung verkündete er, sie werden auf die Schlitten gefesselt.
20:11Und mit brutalen Trainingsmethoden werden die Rennrodler der DDR zum Erfolg getrieben.
20:16In ihrer Superform verdanken sie Höllenqualen in der Folterkammer von Trainer Thomas Köhler.
20:22Und zum Erfolg seien sie durch ein Fegefeuer gegangen.
20:26Tja, man sieht nicht nur gewinnen will gelernt sein, auch mit Anstand verlieren ist eine Kunst oder richtiger eine Charakterfrage.
20:36Die wahre Legierung unserer Schlittenkufen stellte sich erst hinterher raus.
20:42Bei Margit Schumann, Wolfram Fiedler, Klaus Bunsack und nochmal Wolfram Fiedler war es Bronzen.
20:47Bei Ute Rürold, Harald Ehrich war es Silber und bei Anne-Marie Müller, Wolfgang Scheidl, Horst Hörmlein und Rainer Bredow war es pures Gold.
20:56Aber was mag da Klaus Bunsack als Vierter für Kufen gefahren haben?
21:02Irgendwas ist an DDR-Siegern doch immer faul.
21:05Der dritte Sieger des heutigen Tages ist der Goldmedaillengewinner in der nordischen Kombination, Ulrich Wehling aus Oberwiesenthal in Thüringen.
21:1418 Jahre alt, ein athletischer junger Mann, der wie in der DDR üblich als jugendliches Talent schon sehr früh entdeckt und dann systematisch und nach Plan zum Sieger aufgebaut wurde.
21:25Ein geplanter Sieg also, über den die Freude allerdings nicht weniger groß ist.
21:29Also weil unsere Spitzensportler aus der Spartakiade-Bewegung hervorgehen, sind ihre Siege nur geplante Siege.
21:39Aber die Freude darüber ist, wie schön, dass das Westfernsehen uns das bestätigt, allerdings nicht weniger groß als was.
21:45Ich weiß nicht. Dann soll man ja den Gegner bekanntlich nicht unterschätzen, aber das ist ganz schlicht dumm.
21:50Mit dem Doping des westdeutschen Eishockey-Kapitäns allerdings wurde die Grenze von der Dummheit zum Kriminellen überschritten.
22:00Entsprechend ist das Geeiere der Ertappten.
22:04Wer hat denn das Mittel gegeben? Hat es der Arzt gegeben? Oder wie sieht es aus?
22:08Ja, das ist fraglich, Herr Meghalin. Man kann auch von dem Mittel nicht reden.
22:11Das ist richtig und darüber sind wir vor einer Stunde informiert worden, dass auch die zweite Probe, die wir angefordert haben, die gemacht worden ist,
22:17gezeigt hat, dass Epidrin, also ein verbotenes Mittel, nachgewiesen wurde bei Schloder.
22:21Der Arzt Dr. Schlickenrieder erklärt, er habe nur Mittel gegeben, die auch nach Meinung der Medical Commission des IOC nicht schädlich sind,
22:29nämlich nur Vatral, um den Blutdruck zu steigern, der sehr niedrig war in den ersten Tagen.
22:33Schloder erklärt, er habe über die Mittel hinaus, die ihm der Arzt gegeben hat, keinerlei Mittel genommen.
22:38Und diese Aussagen sind es nun, mit denen wir uns zu befassen haben. Eine Erklärung steht aus.
22:42Ja, wie wollen Sie das überhaupt klären? Da steht auch außerhalb der wichtigen Aussage.
22:45Kein Dritter weiß was.
22:46Ganz sicher. Nach der Meinung der Experten ist einfach das Ergebnis, das Positive, signifikant.
22:52Und Schloder ist deswegen ausgeschlossen worden. Die weiteren Konsequenzen werden noch beraten.
22:57Aber wie das nun intern geklärt ist, ist eine Frage, die wohl hier in Sapporo nicht mehr gelöst werden kann.
23:01Ich glaube, wir sollten sagen, ein sehr unangenehmer Fall für die ganze deutsche Mannschaft, auch für Sie.
23:05Ganz sicher auch für uns. Wir hätten gerne solche Fälle vermieden.
23:08Ja, das glaube ich. Das ist immer unangenehm, wenn man erwischt wird.
23:10Aber was soll man sonst dazu sagen? Einer von beiden muss ja wohl lügen. Wahrscheinlich beide.
23:16Nie werdet ihr es erfahren.
23:19Im Übrigen verriss man sich drüben wieder mal das Maul über Sport und Politik und die Verquickung von Sport und Politik,
23:25während man selber den Sport ja fleißig politisiert.
23:28Ich möchte sagen, Sport und Politik, das ist gar nichts Schlechtes.
23:31Sport und Miesepolitik, das ist schlecht. Und dreckig. Und typisch.
23:36Ich könnte solche Beispiele noch zu Dutzenden vorführen, meine Damen und Herren.
23:39Das Westfernsehen stand Springers Bild-Zeitung keineswegs nach.
23:43In der heutigen Abschlusstabelle der Bild-Zeitung heißt es Biathlon-Staffel, Gold, UDSSR, Silber, Finnland, Bronze DDR, Deutschland nicht am Start.
23:53Oder Rodel-Einsitzer-Herren, Gold DDR, Silber DDR, Bronze DDR, Deutsche Platzierungen, Nagenrauf 5., Fenz 6., Winkler 15., Wimmer 17.
24:05Oder Rodel-Einsitzer-Damen, Gold DDR, Silber DDR, Bronze DDR, Deutsche Platzierungen, Demleitner 4., Schmuck 10., Otto 18.
24:15Und genauso gibt es beim Rodeln Doppelsitzer-Herren außer den DDR-Siegern auch noch außerdem deutsche Platzierungen.
24:24In den Sapporo-Berichten des Westfernsehens, meine Damen und Herren, kamen auch laufend nach DDR-Sportlern die ersten Deutschen ins Ziel.
24:34Wie konnte man noch kürzlich in der Neuen Zürcher Zeitung lesen,
24:37Die Scheldoktrin ist die Fortsetzung der Hallstein-Doktrin mit anderen Mitteln.
24:42Unter gleichzeitiger, dauernder Proklamation, dass diese tot sei.
24:48Aber noch schlimmeres trat zu Tage, ganz beiläufig und sicher von manchem unbemerkt.
24:54Valerian, einer der übelsten Alleinvertreter unter den westlichen Sportreportern,
24:59Fragte den westdeutschen Goldmedaillengewinner Erhard Keller.
25:03Was macht heutzutage einen Sieger aus, nach Ihrer Meinung?
25:08Ich glaube, dass es im Hauptprinzip im Geistigen liegt, also in der Konzentrationsfähigkeit und im Wunsch, hundertprozentig zu gewinnen.
25:17Denn muskulär gibt es genügend Leute, die ungefähr die gleichen Qualitäten bringen,
25:21zum Beispiel eben der Schwede oder die ganzen Russen sind muskulär, uns alle überlegen.
25:25Ja, ja, russische Muskeln sind nichts gegen deutschen Geist.
25:33Meine Damen und Herren, ich will diese Nachgeburt der faschistischen These vom Herrenmenschen und Untermenschen nicht Erhard Keller anlasten.
25:42Bekanntlich ist der Mensch ein Produkt seiner Umgebung.
25:44Es ist die kapitalistische Umgebung, sprich Gesellschaft, die solche Denkweisen hervorbringt wie die von Keller
25:51oder solche Verhaltensweisen wie die von Schloder, Valerian, Schneider, des Österreichers Schranz
25:56oder auch solcher Fußballer wie Manglitz, Patzke und andere von Hertha, Bielefeld, Bayern, München und so weiter
26:03oder auch solche Sportfunktionäre wie Canellas, Holstmaßen oder Stute.
26:07Es ist diese korrupte kapitalistische Gesellschaft, die Verräter wie Freese, Varga, Kießling, Zöller, Mai oder Pöland braucht
26:16und mit ihnen trotzdem keine Freude hat.
26:18Jetzt jammern sie, weil Erfolge ausblieben und Störversuche viel schlugen.
26:23Die Spiele in Sapporo sind gelungen, sie waren ein olympischer Erfolg.
26:28Die olympischen Spiele kriegen sie nicht kaputt.
26:31Nicht die Winterspiele und nicht die Sommerspiele.
26:33Dafür sorgen in aller Welt saubere Sportler und Menschen und Staaten,
26:38von denen der olympische Geist gewahrt und geschützt wird.
26:41Die Figur in Sapporo
26:47Die Figur in Kinderspiele
26:50Ich bin stolz, ich bin stolz, ich bin stolz, ich bin stolz

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