Die lieben Mitmenschen (1972-74) E03-Das Geschenk

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00:00Untertitel der Amara.org-Community
00:30Bist du immer noch nicht weg? Weißt du, wie spät es ist?
00:56Jaja.
00:58Ich denke, ihr habt kein akademisches Viertel mehr.
01:00Ich schaff's schon.
01:01Kein Problem für einen Rennfahrer.
01:03Immer diese Hetzjagd.
01:04Und das Frühstück so runterschlingen, so holt man sich ein Magengeschwür.
01:08Genau so.
01:09Tschüss, Tantjen.
01:40Verdammter Mist.
01:59Das hab ich mir beinahe gedacht.
02:08Das muss direkt vor dem Haus passiert sein.
02:10Gestern Abend hab ich nichts bemerkt.
02:12Also wird sich der Herr Rennfahrer wieder mal als Rennläufer betätigen müssen.
02:18Sport frei.
02:23Tschüss.
02:24Heinz, deine Tasche!
02:40Guten Morgen.
02:42Morgen, Frau Kilian, schon wieder bei der Arbeit.
02:45Ich mach nicht gern alles auf einmal.
02:48Lieber so nach und nach.
02:50Bis zur richtigen Zeit auf Hochglanz ist.
02:55Hat Hansi schon Einnahmen zu seinem Geburtstag?
02:58Nein, aber ich gehöre doch auch nicht zur Familie.
03:02Er hat bloß noch nicht dran gedacht.
03:04Ist ja auch noch nicht so weit.
03:06Frau Bärenburg, ich habe eine Karte übrig für das Ensemble heute Abend.
03:09Wie ist es?
03:10Haben Sie Lust?
03:11Warum denn nicht?
03:12Wer tritt denn auf?
03:14Gesangs- und Tanzensemble der Sowjetarmee.
03:17Es gastiert nur heute und die Vorstellung ist ausverkauft.
03:20Fünf Mark sind kein Pappenspiel.
03:22Sie sollen doch nichts bezahlen, die schenke ich Ihnen.
03:25Das sind die besten Plätze.
03:27Frau Kilian, ehrlich gesagt, wissen Sie, ich habe keine Beziehung zu diesen Liedern und Tänzen.
03:34Ich verstehe einfach nichts davon.
03:36Aber Frau Bärenburg, das versteht doch jeder.
03:39Sagt sich leicht, wenn man Russisch-Dozentin ist.
03:42Nein, für mich ist das nichts.
03:44Aber das Ensemble bringt doch auch deutsche Sachen.
03:47So?
03:48Naja, trotzdem.
03:52Nett, dass Sie mich eingeladen haben.
03:56Aber die russische Kultur ist nun mal nicht mein Geschmack.
04:01Nehmen Sie es mir nicht übel.
04:04Ich wundere mich nur.
04:06Sie hören doch so gerne Tchaikovsky.
04:08Sie haben sich von mir den Lermontov geborgt.
04:10Und in Ihrer Bibliothek steht die schöne alte Tolstoi-Ausgabe.
04:13Ich habe angenommen, dass Sie sich auch dafür interessieren.
04:17Ich wünsche Ihnen, dass es ein schöner Abend wird.
04:22Naja, Wiedersehen.
04:30Frau Kilian, auf Wiedersehen.
04:34Auf Wiedersehen.
04:43Auf Wiedersehen.
05:13Applaus
05:43Musik
06:13Musik
06:24Frau Kilian, sind Sie es?
06:32So spät noch auf, Frau Fernburg?
06:34Na, wie war's denn?
06:36Tanzen können die.
06:38Ich habe das Ensemble ja schon mal in Moskau gesehen.
06:40Haben Sie noch einen Moment Zeit?
06:42Setzen Sie sich doch.
06:45Aber das Programm diesmal war noch besser.
06:49Frau Kilian, Sie sind doch eine Frau mit Ideen.
06:54Sagen Sie mal, was schenke ich bloß dem Jungen zum Geburtstag?
06:58Ich zerbreche mir schon seit Tagen den Kopf.
07:00Das kann doch nicht so schwierig sein.
07:03In welche Richtung hatten Sie denn gedacht?
07:05Es fällt mir eben nichts ein.
07:07Eigentlich hat er ja alles, was er braucht.
07:10Die Bücher sind zwar nicht unbedingt originell, aber...
07:14Vielleicht ein Oberhemd mit Krawatte? So was kann ein junger Mann immer gebrauchen.
07:17Letztes Weihnachten hat er ein Pullover.
07:19Nein, nichts zum Anziehen. Es muss was Besonderes sein.
07:22Was richtig Großartiges.
07:24Wenn er es sieht, muss er halb in Ohnmacht fallen vor Freude.
07:27Das klingt ja fast bedrohlich.
07:29Schließlich wird man nur einmal 25, nicht wahr?
07:32So ist es.
07:34Und in welcher Preislage?
07:36Spielt überhaupt keine Rolle.
07:39Haben Sie im Lotto gewonnen?
07:54Hier.
07:56Das Ding hat man ein Vermögen gekostet.
08:00So was Schönes sieht man selten.
08:03Und davon wollen Sie sich trennen?
08:05Ich trage keine Brillanten mehr.
08:08Je älter man wird, zählt solches Zeug da immer weniger.
08:11Der Junge muss ein Geschenk kriegen, das die anderen vor Neid platzen.
08:16Ist das nicht ein bisschen unpädagogisch?
08:19Ich will bei der Gelegenheit dem Herrn Hochheim eins auswischen.
08:24Herrn Hochheim?
08:25Ich meine den Vater von Hans.
08:27Er hat sich nie um mich gekümmert.
08:29Jetzt werde ich dem mal zeigen, was Liebe ist.
08:32Und die anderen Studenten können ruhig ein bisschen neidisch werden.
08:35So was hebt den Menschen.
08:37Lassen Sie mal nicht den Hans hören.
08:40Ich habe mir gedacht, also früher, zu meiner Zeit,
08:44da schenkte man zum Beispiel, außergewöhnlich,
08:48ein Pferd.
08:50Ein Reitpferd.
08:54Ein Reitpferd?
08:56Na und? So schlecht ist der Gedanke nicht?
08:58Ja, gewiss nicht.
09:00Dann braucht er nicht mehr den Drahtesel zu benutzen,
09:02sondern könnte immer zur Universität reiten,
09:04immer die Hauptstraße lang.
09:06Sie brauchen gar nicht so spottig.
09:08Jedenfalls wäre so ein Gaul zuverlässiger als sein Fahrrad.
09:12Aus einem Pferd geht die Luft nicht so schnell raus.
09:15Unterbringen können wir es ja in der Garage,
09:17falls Herr Reichert seinen Dienstwagen auf die Straße stellt.
09:19Na ja, gut.
09:20Sie haben schon recht, wenn Sie sich lustig machen.
09:23In der Stadt geht so was eben nicht mehr heute.
09:25Schon mit dem Hafer.
09:27Ob der immer Rang zu schaffen wäre?
09:29Warum schenken Sie ihm nicht ein neues Fahrrad?
09:32Sonst fällt er sowieso bald auseinander.
09:35Ein Fahrrad?
09:38Hans würde sich bestimmt freuen.
09:40Jeden Tag zur Universität und zurück.
09:43Manchmal mehrmals.
09:44Dazu die Wege, die er als FDJ-Sekretär hat.
09:46Ein Fahrrad wäre bestimmt das Richtige.
09:49Sie bringen mich da auf eine Idee.
10:06Hallo, junger Mann.
10:08Ja?
10:09Wo finde ich einen Keller?
10:11Da im Büro. Aber wir nehmen nichts an zur Zeit.
10:14So.
10:18Auch kein Geld?
10:32Guten Tag.
10:34Guten Tag.
10:35Tag. Und was geht es?
10:37Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern, Herr Keller.
10:40Mein Name ist Bärenburg.
10:42Frau Bärenburg. Natürlich erinnere ich mich.
10:45Frau Bärenburg. Ja, bitte.
10:48Ja, schließlich war der Professor einer meiner besten Kunden.
10:50Nicht nur das.
10:52Tja, wir sind zwar auf Wochen besetzt, aber
10:55wenn Sie jemanden, ich meine, aus Ihrer Bekanntschaft,
10:57dann schieben wir schon noch rein.
10:59Das waren noch Zeiten.
11:01Ich habe Sie ja bewundert.
11:03Ich brauche schon Courage dazu.
11:05Das ist lange her.
11:07Autobahnspinne heller auch.
11:09Ein vorletztes Rennen.
11:11Ja, dann ist ja ein verdammter Unfall.
11:13Mal hätten Sie sowieso aufhören müssen.
11:16Und mein Mann hat Sie doch ganz schön wieder zusammengefleckt.
11:19Tja, das vergesse ich auch nie.
11:22Darum können Sie auch auf jede Gefälligkeit rechnen.
11:24Also, Frau Bärenburg, wo drückt denn der Schuh?
11:27Ich brauche ein Auto.
11:30Ein bitte was?
11:32Einen Personenkraftwagen.
11:36Ja, aber liebe Frau Bärenburg,
11:39ich habe eine Werkstatt und keinen Autosalon.
11:41Ich will ja auch keinen neuen Wagen.
11:43Einfach vier Räder, ein bisschen was oben drauf,
11:46wasserdicht und es muss sich bewegen.
11:49Es soll ein Geschenk sein für meinen Großneffen.
11:52Er ist jetzt in dem Alter.
11:54Ja, ja, das ist ja alles sehr schön, aber...
11:56Sagen Sie mal, was ist denn mit unserem alten Wagen?
11:59Liebe Frau Bärenburg, das ist doch eine Ewigkeit her.
12:02Ihr Mann hat gesagt, ich kann ihn ausschlachten.
12:04Wir haben das verrechnet und...
12:06Ich will dir auch keine Ansprüche anmelden.
12:08Das weiß ich doch alles, Herr Keller.
12:11Ist denn überhaupt noch was übrig davon?
12:14Das ist alles, was von Ihrem alten Auto übrig ist.
12:17Na ja.
12:21Da fehlt ja noch einiges.
12:23Ja, also ziemlich alles, was ein Auto zum Fortbewegungsmittel macht.
12:28Hat ja lange genug gedient, die alte Mühle.
12:31Alte Mühle.
12:33Und das da?
12:35Ist doch bestimmt viel älter.
12:37Und ob. Baujahr 1908.
12:39Mein Hobby.
12:40Da fahre ich die Veteranen-Rallye mit.
12:42Hab schon zweiten Preis darauf bekommen.
12:44Schön für Sie.
12:48Und alles selber wieder zusammengebaut?
12:51Na klar.
12:54Aber den verkaufe ich nicht, Frau Bärenburg.
12:57Da muss ich Sie auch bestimmt nie drum fragen.
12:59Da hängt doch Ihr ganzes Herz dran.
13:01Ja, das ist eben kein Fabrikat vom Band.
13:04Na, mal einsteigen?
13:13Ja, wie eine Neuschöpfung ist das, verstehen Sie?
13:16Ja, ja.
13:18Und hat man da nicht Lust, immer wieder mal was zu schöpfen?
13:24Kein schnelles Auto.
13:26Etwa für Rennen und so.
13:28Mehr als 100 Stundenkilometer wären gar nicht gut für einen Jungen.
13:32Er ist so impulsiv.
13:35Muss ich bloß so lange bleiben?
13:37Sie wird schon wiederkommen.
13:40Hans, ich wollte Sie schon lange etwas fragen.
13:43Ja?
13:44Ich mag Ihre Tante sehr und meistens verstehen wir uns auch sehr gut.
13:48Aber wenn die Rede auf irgendetwas kommt, das mit der Sowjetunion zusammenhängt,
13:52dann schaltet sie einfach ab.
13:54Und irgendwelche Ausflüchten.
13:56Jedenfalls kommt sie mir so vor.
13:58Ihr Sohn Konrad ist in der Sowjetunion gefallen.
14:03Ach so ist das.
14:06Sie hat mir nichts davon erzählt.
14:11Sie meinen, dass sie immer noch eine alte Feindschaft mit sich herumträgt.
14:15Ach, Sie weiß schon, wer den Krieg angefangen hat.
14:17Und wer Schuld hat, dass ihr Sohn umgekommen ist.
14:21Vom Verstand her hat sie das alles begriffen.
14:24Von Feindschaft kann keine Rede sein.
14:27Aber eben auch nicht von Freundschaft.
14:30Sie haben mit ihr drüber gesprochen?
14:32Mehr als einmal.
14:34Besser gesagt, ich habe es versucht.
14:39Sie weicht einem da aus, will einfach nicht daran erinnert werden.
14:45Ich glaube, sie hat Angst, dass der Finger in die alte Wunde gelegt wird.
14:50Oder dass die Wunde nicht richtig verheilt.
14:53Es scheint aber eher gefühlsmäßige Dinge zu geben,
14:55an die man mit Logik und Vernunft einfach nicht rankommt.
14:59Komisch, aber es ist so.
15:01Manchmal ist Gefühl besser durch Gefühl zu bewegen.
15:05Klingt nicht schlecht.
15:07Bloß, wie macht man das in diesem Fall?
15:12Ich wollte Sie voriges Jahr mit ins Theater nehmen.
15:15Ausgezeichnetes sowjetisches Stück.
15:17Alle Welt dran dehnen.
15:19Nicht zu machen.
15:21Sie haben ja selber einen Reinfall erlebt.
15:25Jetzt werde ich aber langsam kribbelig.
15:27Ich habe nur was anderes zu tun, als hier zu warten.
15:29Wir sollen uns nicht aus dem Salon rühren.
15:32Das war ein Befehl.
15:34So viel Wind um das bisschen Geburtstag.
15:36Und diese Geheimnistuerei.
15:38Am liebsten würde ich mich verdrücken.
15:40Das können Sie doch nicht antun.
15:41Sie arbeitet seit Wochen nur auf diesen Tag hin.
15:43Das ist es ja eben.
15:44Mir wäre wohler, wenn ich wüsste,
15:46was da für ein Geschenk auf mich zukommt.
15:48Tante ist manchmal so unberechenbar.
15:51Ich glaube, Sie kommen.
15:56Ach, Julia Kroppe.
15:58Haben Sie das doch.
16:00Na, mein lieber Junge.
16:02Nun bist du wohl mächtig gespannt.
16:04Oh, Tantchen.
16:05Es geht nichts über eine lange Vorfreude.
16:07Aber ich muss dir die Augen verbinden.
16:09Ich spiele doch nicht blinde Kuh.
16:11Tante, bitte lass das.
16:12Jetzt halt gefällig still.
16:13Ich spanne Ihnen aber wirklich auf die Folter.
16:15Vorwärtsmarsch.
16:16Machen Sie das bitte mal auf.
16:17Okay.
16:33Oje.
16:34Nicht wahr?
16:35Ach, nehmen wir jetzt die Binde ab.
16:38Vielleicht lassen wir sie lieber dran.
16:46Das ist dein Geburtstagsgeschenk, mein Junge.
16:50Leg es ordentlich und mach es nicht gleich kaputt.
17:07Ein neues Fahrrad.
17:10Fahrrad.
17:11Für einen Akademiker.
17:13Und dauert was in zwei.
17:17Na, mein Junge.
17:19Na, staunst du?
17:21Ja, das ist ja ungeheuer.
17:26Frau Kilian.
17:27Wenn hier mal ein Reifen Luft verliert,
17:30hat er wenigstens gleich ein Reserverad.
17:34Ein bisschen neu.
17:35Muss sich erst einspielen.
17:37Tantje, ich danke dir sehr, sehr herzlich.
17:40Ich freue mich.
17:41Und deine Überraschung ist dir wirklich gelungen.
17:45Aber annehmen kann ich den Wagen auf gar keinen Fall.
17:49Frau Kilian.
17:50Ja.
17:51Würden Sie mir bitte einen Gefallen tun?
17:52Natürlich.
17:53Seien Sie doch so nett und holen Sie uns den Korb.
17:55Ja.
17:56Dann den kleinen Korb vom Küchentisch und meine Handtasche.
17:59Mach ich.
18:00Inzwischen regle ich das hier.
18:02Also, mein Junge.
18:03Frau Kilian.
18:04Wie ist denn Ihre Meinung zu so einem ...
18:08Bedaure, ich habe einen Auftrag.
18:11Warum kannst du den Wagen nicht annehmen?
18:14Der ist zu teuer für einen Geburtstag.
18:16Das ist doch der alte Wagen meines Mannes.
18:18Ich habe ihn nur ein bisschen aufmöbeln lassen.
18:20Fast umsonst.
18:22Das wäre also erledigt.
18:24Noch was?
18:25Tantjen, verstehe doch.
18:27Die anderen Studenten.
18:29Ich kann doch nicht so angeben.
18:32Ich bin schließlich FDJ zu Körter.
18:34Auch daran ist gedacht.
18:37Gerade weil du Jugendleiter bist,
18:40dauernd rennst du dir für die anderen die Hacken ab.
18:43Hast nicht mal einen Dienstwagen.
18:45Der hier ist doch wirklich schön.
18:48Nun sag mir doch, dass er dir gefällt.
18:51Tantjen, er ist wunderschön.
18:54Er gefällt mir großartig, aber ...
18:56Dann ist es doch gut.
18:57Dann können wir ja losfahren.
18:59Hier sind die Körbe.
19:01Wunderschön, danke.
19:10So helfen Sie mir doch.
19:12Wie denn?
19:13Alles einsteigen.
19:14Es geht raus ins Grüne.
19:16Was denn jetzt gleich?
19:17Sie haben heute frei.
19:18Aber ich muss zur Uni.
19:19Du musst heute Nachmittag erst zur Universität.
19:22Schönes Wetter haben wir auch.
19:23Also los.
19:27Haben Sie überhaupt keine Fahrerlaubnis?
19:29Er hat alle Führerscheine beim Militär gemacht.
19:32Sogar für Panzer und Autobusse.
19:36Aber den hier kann ich nicht fahren.
19:38Ich kenne die Schaltung nicht.
19:39Ist ja nicht schwierig.
19:41Hab ich sogar begriffen.
19:43Ich führe dir es vor.
19:50Los du, ran.
19:54Er fährt herrlich.
20:25Fahrerwechsel.
20:29So, jetzt du.
20:33Bitte schön.
20:36Mal sehen.
21:25Donnerwetter.
21:31Ich hätte nie gedacht, dass er das schafft.
21:34Ja, das ist eben noch Vorkriegsware.
21:43Schöniel?
21:44Ja.
21:45Dorthin?
21:46Am besten da drüben.
21:55Ja, da ist ein schöner Platz.
21:57Ja, sehr schön.
22:04Bitte.
22:05Komm, lass mal rein.
22:08So.
22:09Hab du.
22:10Danke.
22:11Und ich?
22:15Vorsicht.
22:17So.
22:22Aber jetzt, wartet.
22:25Mach schon auf.
22:32Ein Glas.
22:34Achtung.
22:39Danke.
22:45Danke.
22:47Mein lieber Junge.
22:48Auf deinen 25.
22:50Alles Gelingen, was du dir vornimmst.
22:52Mach's bitte nicht so feierlich.
22:54Ein rundes Vierteljahrhundert, da ist das schon mal erlaubt.
22:56Alles Gute.
22:57Der Gefeierte bedankt sich herzlich.
22:59Auf dein Wohltandchen, auf das Ehre vor Kilian.
23:03Moment mal.
23:05Einer muss den Wagen zurückfahren.
23:11Prost.
23:17Na, dann schenk doch mal ein.
23:29Ich hab ja nun schon getrunken.
23:31Das haben Sie ja schlau eingefädelt.
23:33Sag mal, Tantje.
23:35Wie bist du eigentlich auf die Idee mit dem Auto gekommen?
23:38Frau Kilian hat mich drauf gebracht.
23:40Das stimmt nicht, ich hatte ein Fahrrad vorgeschlagen.
23:42Dadurch bin ich ja auf den Gedanken gekommen.
23:45Unser Junge hatte auch ein Fahrrad.
23:47Kriegte paar Mal ein neues.
23:49Dann war ein Motorrad an der Reihe.
23:51Neustes Modell damals.
23:53Ich glaube, 500 Kubikzentimeter Tankinhalt.
23:57Tantje, weißt du, das ist nicht der Tankinhalt, sondern der...
24:00Aber das ist doch egal.
24:01Jedenfalls fuhr das Ding sehr schnell.
24:03Wir hatten auch ein Auto.
24:05Brauchte mein Mann ja als Arzt.
24:08Na ja, unser Konrad war natürlich bald drauf und dran,
24:11immer unseren Wagen zu benutzen.
24:13Deswegen gab es manchmal Streit.
24:17Ihr könnt euch ja denken, wie es weiterging.
24:20Zum nächsten Geburtstag sollte der Junge sein eigenes Auto haben.
24:24Einen Volkswagen.
24:26Wurde ja billig angepriesen.
24:29Aber dann kam der Krieg.
24:31Und er ist nicht mehr wiedergekommen.
24:34Weiß ja nicht mal, wo sein Grab ist in Russland.
24:40Aber Tantje...
24:42Nein, Hans, du brauchst mich nicht zu trösten.
24:44Ist schon gut.
24:46Dumm von mir, solche uralten Geschichten aufzurühren.
24:49Ich verderbe euch die ganze Stimmung.
24:51Dazu ist kein Grund.
24:53Jetzt hast du eben das Auto und ich hab meine Freude dran.
24:56Damit passt das. Prost.
24:58Prost.
25:01Alles verändert sich.
25:03Warum nicht auch die Geschenksippen?
25:05Unsinn. Was soll sich denn daran ändern?
25:08Falls du mal einen Sohn hast und er wird 25,
25:11sagen wir mal so im Jahre 2000,
25:14was wirst du ihm zum Geburtstag schenken?
25:16Weiß ich nicht. Ganz bestimmt kein Auto.
25:19Du meinst kein altes Auto?
25:21Überhaupt keins. Um die Jahrtausendwende
25:23werden Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren
25:25in größeren Siedlungsgebieten nicht mehr zugelassen sein.
25:28Verkehrsdichte, Verschmutzung der Luft usw.
25:30Das eigene Auto wird verschwinden.
25:32Und wie kommt der dann raus ins Grüne?
25:34Mit Schnellbahn.
25:36Im Lufttaxi.
25:38Vielleicht fahren Elektroautos. Ich weiß es nicht.
25:40Kommt drauf an, wie wir uns das einrichten.
25:43Dann schenkst du deinem Sohn eben ein Flugzeug.
25:45Vielleicht will er keins,
25:47weil er sich um die Wartung kümmern müsste.
25:49Ich glaube, dass man später überhaupt keine Geschenke mehr macht,
25:51wo der materielle Wert im Vordergrund steht.
25:53Da wird nur noch der Einfall zählt.
25:55Sie meinen, wie bei dem Auto?
25:57Ja, das war ein guter Einfall.
25:59Und hat so gut wie nichts gekostet.
26:02Ist das wirklich euer alter Wagen?
26:04Mhm.
26:08Vielleicht nimmt später bei den Geschenken,
26:10wie soll man sagen,
26:12vielleicht nimmt die geistige Substanz zu.
26:14Geist kann man doch nicht verschenken.
26:16Wir können da den Kindern was abgucken.
26:18Die malen zur Mutter ins Geburtstag mit Wunschstiften ein Bild.
26:20Einen materiellen Wert hat es überhaupt nicht.
26:22Aber manche Eltern heben sich das auch bis ein Herlebensende.
26:27Ist das nicht ein Paradies hier draußen?
26:29Diese herrliche Luft.
26:31Kein Benzingestank im Moment.
26:33Ich könnte den ganzen Tag hier verbringen.
26:35Für mich wird's aber höchste Zeit.
26:59Du kannst ruhig schneller fahren.
27:01Herr Keller hat gesagt, er macht siebzig Spitze.
27:03Mit Sonnenschein, Rückenwind und bergab.
27:05Ich finde das Wichtigste bei einem Auto sind die Bremsen.
27:07Doch, hat er auch.
27:09Sogar doppeltes System.
27:11Hand und Fuß.
27:13Das ist das Wichtigste.
27:15Das ist das Wichtigste.
27:17Das ist das Wichtigste.
27:19Das ist das Wichtigste.
27:21Das ist das Wichtigste.
27:23Das ist das Wichtigste.
27:25Das ist das Wichtigste.
27:27Doch, doppeltes System.
27:29Hand und Fußbremse.
27:33Wie hoch ist eigentlich der Spritverbrauch?
27:35Ach, Herr Keller hat alles aufgeschrieben.
27:37Warte mal.
27:39Das Auto ist erstmal auf seinen Namen eingetragen.
27:41Das kannst du dann alles selber regeln.
27:43Ja, hier hab ich's.
27:45Achtzehn Liter.
27:47Achtzehn Liter?
27:49Das kann doch nicht wahr sein.
27:51Ist das zu viel?
27:53Ach, damit kann man einen Möbelwagen fahren.
27:55Kommst du besser in die Parklücken.
28:07Hallo.
28:09Hans.
28:11Hallo.
28:13Fährt mit Auto vor.
28:15Und gleich zwei weibliche Beifahrer.
28:17Tag Kinder.
28:19Na, wie gefällt euch der Wagen?
28:21Tante, du darfst hier nicht zu lange stehen.
28:23Ich möchte Ihnen seiner.
28:25Zum Geburtstag.
28:27Und seht erstmal.
28:29Da vorne.
28:35Mensch, ich hab das Ding nicht drangesteckt.
28:41Auf Wiedersehen, Frau Kilian.
28:43Tschüss, Tantjen.
28:45Hier ist die Fahne.
28:47Mit dir darfst du ja nicht fahren.
28:49Also, ich finde das gut.
28:51Glückwunsch.
28:53Ja, gratuliere.
28:55Gratuliere, du bist ein Schrittmacher.
28:57Ab morgen wird nur noch vorgefahren.
28:59Sucht ihr mal schon einen Parkplatz aus.
29:01Aber schön schattig.
29:03Auf Wiedersehen, Kinder.
29:09In Zukunft werden wir dich hören,
29:11bevor wir dich sehen.
29:13Lass den Quatsch, ich hab mir das nicht ausgedacht.
29:15Es kommt, es wird Zeit.
29:17Wenn er dir nicht gefällt, ich wüsste da einen Ausweg.
29:19Mensch, wenn ich so eine Tante hätte.
29:21Sag mal, Hans.
29:23Darfst du mit dem überhaupt auf die Autobahn?
29:25Fährt er mit Briketts oder Holzkohle?
29:27Hör nicht auf das kindliche Geschwätz.
29:29Die sind ja bloß neidig.
29:31Da gibt's nicht viel zu beneiden.
29:33Weißt du, der schon an Sprit verbraucht.
29:35Dazu die laufenden Reparaturen.
29:37Da müsste ich allein für den Wagen
29:39doppeltes WMP-Stipendium kriegen.
29:41Hans, Glücksbilds wollen wir uns nicht zusammentun.
29:43Ich als Chauffeur lass mir eine Livret schneiden.
29:45Und die Mädchen würden euch in Scharen nacheilen.
29:47Da hörst du die Perspektive.
29:49Und bedenke, wenn du das Prachtstück zurückgibst,
29:51wirst du deine Tante tödlich beleidigen.
29:53Ah ja.
29:55Sollen wir Jungpioniere aber nicht immer nett zu alten Leuten sein?
29:57Quatsch, Gott.
30:07Da fährt wieder einer Slalom.
30:09Was ist denn das für ein Typ?
30:11Der muss doch schon bei der Völkommandierung dabei gewesen sein.
30:13Wieder ein Abgehängt.
30:15Gibt es noch solche Böden?
30:27Verdammter Mist.
30:33Na, da wollen wir mal.
30:45Ich glaube, der Wagen von vorhin kommt hinter uns her.
30:49Sind ehrgeizig, die Burschen.
30:51Das ist ein Polizeiauto.
30:53Nun, wenn schon. Die Straße ist für alle da.
31:01Verdammt nochmal.
31:03Die wollen vorbei.
31:05Na, dann wollen wir mal.
31:07Zeig mal, dass auch was von einem Rennwagen in dir steckt.
31:09Sieh dir das an.
31:15Die sind wir los.
31:17Nicht so schnell.
31:19Ach, haben sie sich nicht so.
31:21Ich bin jahrelang Auto gefahren.
31:23Aber wie lange ist das her?
31:25Das ist wie mit dem Schwimmen.
31:27Verlernt sich nie.
31:29Da sind sie ja wieder.
31:31Na, dann wollen wir mal.
31:35Vorsicht!
31:37Vorsicht!
31:59Alles heil?
32:01Ja, ich glaube, ja.
32:03Na, geht es?
32:05Halb so schlimm.
32:07Da haben sie aber nochmal Glück gehabt.
32:09Darf ich mal ihre Fahrerlaubnis und die Zulassung sehen?
32:11Ja, ja, natürlich.
32:13Au, au.
32:15Kommen Sie, wir bringen Sie da rüber.
32:17Ach so.
32:19Wir setzen Sie da drüben hin.
32:29Also bitte Ihre Fahrerlaubnis.
32:31Wenden Sie bitte mal meine Tasche.
32:33Vorne auf dem Sitz.
32:37Sobald fahre ich nicht wieder mit Ihnen Auto.
32:39Sobald ist der Wagen auch nicht zu reparieren.
32:41Wenn überhaupt.
33:03Sollte ich vielleicht die Katze überfahren?
33:05Eine Katze ist doch auch ein...
33:09Ach, du Mistvieh.
33:11Unser neuer Wagen.
33:15Bitte.
33:17Bitte gehen Sie weiter, kein Grund zur Aufregung.
33:19Bitte gehen Sie weiter.
33:21Bitte schön.
33:23Bitte.
33:31Wissen Sie, wie alt Ihre Fahrerlaubnis ist?
33:35Finden Sie es höflich,
33:37auf mein Alter anzuspielen?
33:39Aber Frau Bärenburg, ich bitte Sie.
33:411938.
33:43Ja, ja, ja.
33:45Ich nehme an, Sie haben seit vielen Jahren
33:47keinen PKW mehr gesteuert.
33:49Ach, Sie trauen uns Frauen wohl nicht viel zu.
33:51Ja, sagt Meister.
33:53Erstens ist das nicht in Ordnung.
33:55Zweitens sind Sie über 50 gefahren.
33:57Drittens zu weit links.
33:59Und viertens haben Sie Ihr Reserverad verloren
34:01und damit den nachfolgenden Verkehr gefährdet.
34:03Und fünftens vermute ich, dass Sie Alkohol konsumiert haben.
34:05Was?
34:07Bitte hauchen Sie mich mal an.
34:09Was erlauben Sie sich? Gehen Sie von meinem Munde weg.
34:11Haben Sie was getrunken?
34:13Getrunken, ja. Aber doch nicht konsumiert.
34:15Ein kleines Gläschen Shampoos.
34:17Vor ein paar Stunden.
34:19Wussten Sie das?
34:21Haben Sie auch getrunken?
34:23Ja, Sie haben schon recht. Ich bin mitschuldig.
34:25Dann muss ich Sie jetzt beide bitten mitzukommen.
34:27Ich fürchte, dass Sie mir helfen müssen.
34:29Trifft sich ja gut,
34:31dass Sie einen Wagen da haben.
34:33Nur fahren Sie bitte vorsichtig.
34:35Wir werden Sie erst mal
34:37zur Poliklinik bringen.
34:49Moment mal.
34:51Was wird mit dem Wagen da?
34:53Den schleppt Ihnen bestimmt niemand fort.
34:55Das Auto gehört einer nicht unwichtigen
34:57Persönlichkeit in der Stadt.
34:59Wenn was passiert,
35:01tragen Sie die Verantwortung.
35:03Sie sind ganz schön verbrüllt.
35:05Es muss weg. Brauchen Sie noch was?
35:07Nein, vielen Dank.
35:11Frau Bärenburg, Sie sollten sich wirklich entschließen.
35:13Nein, ich gehe nicht ins Krankenhaus.
35:15Und dabei bleibt es.
35:17Warum sind Sie bloß so dickköpfig?
35:19Wegen so einer Lappalie.
35:21Sie können doch nicht einmal allein laufen.
35:23Sie brauchen richtige Pflege.
35:25Sie können doch nicht einmal allein laufen.
35:27Sie brauchen richtige Pflege.
35:29Sie können doch nicht einmal allein laufen.
35:31Sie brauchen richtige Pflege.
35:33Wenn es Ihnen zu viel wird, dann...
35:35Umbrummen Sie doch nicht gleich.
35:37Ich lasse Sie nicht gern allein.
35:39Ich komme heute erst spätabends zurück.
35:41Da muss eben wieder jemand aus dem Haus.
35:43Ist nicht nötig. Hans ist ja da.
35:45Ist da? Ja, dann ist ja gut.
35:47Tag, Oma.
35:49Jetzt kommt Leben in den Boden.
35:51Wo soll denn das Kino hin?
35:53Am besten da drüben hin.
35:57Was ist denn hier los?
35:59So.
36:01Das wär's.
36:03Wollen Sie mal unterschreiben?
36:05Ja.
36:07Ja.
36:09Ja.
36:11Ja.
36:13Ja.
36:15Wollen Sie mal unterschreiben? Ja.
36:17Ja.
36:19Darf ich mal fragen?
36:21Gleich, Tantchen.
36:23Danke schön.
36:25Danke schön.
36:27Na dann, guten Empfang.
36:29Wiedersehen. Wiedersehen.
36:33Tante?
36:37Du besitzt jetzt ein Fernsehgerät.
36:39Ich hab keins bestellt.
36:41Ein Geschenk von mir.
36:43Du bist so verrückt.
36:45Das lehne ich ab.
36:47Ich habe das Auto auch nicht abgelehnt.
36:49Und das war viel größer.
36:53Hans,
36:55wie kommst du zu dem Geld?
36:57Ganz einfach.
37:01Ich habe die Reste von unserem Rolls Royce verkauft.
37:03Erstaunlich, was so ein Wagen noch bringt.
37:05Sogar eine neue Bereifung
37:07für mein Fahrrad ist daraus gesprungen.
37:09Du hast einen Wagen.
37:11Soll ich aufstehen
37:13und dich überstehen?
37:15Du kannst ja gar nicht aufstehen.
37:17Ich habe in der Werkstatt erfahren,
37:19dass du für den Wagen eine schöne Stange Geld bezahlt hast.
37:21Also hast du mich beschwindelt.
37:25Ich werde
37:27das Ding nicht einschalten.
37:29So?
37:31Ist doch so, so dekorativ.
37:33Da hast du auch gleich einen Platz
37:35für das neue Häkeldeckchen.
37:37Tschüss.
37:39Ich habe keine Zeit heute Abend.
37:41Wieso? Ich denke...
37:43Ich habe Sondervorlesung und dann Kolloquium.
37:45Wieso? Ist Frau Kieler nicht da?
37:47Doch, doch. Geh nur.
37:49Sie kümmert sich schon.
37:51In ein paar Minuten beginnt das Vormittagsprogramm.
37:53Vielleicht bringen Sie einen Film über Autorennen.
37:55Verschwinde!
37:57Tschüss.
38:09Ich gehe jetzt.
38:11Auf Wiedersehen.
38:13Was sagen Sie denn dazu?
38:15Na, prima.
38:17Der kommt doch gerade richtig fürs Krankenbett.
38:21Du kannst ja mal probieren.
38:23Wissen Sie, was jetzt gegeben wird?
38:25Ich gucke mal nach.
38:27Vielleicht einen Film?
38:29Werden wir gleich haben.
38:31Frau Bärenburg.
38:33Ja.
38:35Werden wir gleich haben.
38:37Frau Bärenburg.
38:43Ein Film läuft erst nachmittags.
38:45Jetzt läuft eine Aufzeichnung.
38:47Das sowjetische Ensemble.
38:49Sie erinnern sich?
38:51Ausschnitte aus diesem Programm.
38:53Aber das wollen Sie ja sicher nicht sehen.
38:57Ich will erst noch ein bisschen arbeiten.
39:05Frau Bärenburg.
39:07Sie hätten mir damals ruhig sagen können,
39:09dass Ihr Sohn in der Sowjetunion gefallen ist
39:11und dass Sie damit noch nicht fertig sind.
39:15Ich mache niemandem einen Vorwurf.
39:17Den Krieg haben wir angefangen.
39:19Und nicht die anderen.
39:21Und warum gehen Sie dann allem aus dem Weg,
39:23was mit den anderen zusammenhängt?
39:25Tut das jemandem weh?
39:27Nur Ihnen selbst.
39:31Wollen wir nicht mal offen über alles reden?
39:33Davon wird mein Junge auch nicht wieder lebendig.
40:03Hans!
40:05Ja?
40:07Ich denke, Sie sind zu Hause.
40:09Das dachte ich von Ihnen.
40:11Das muss Ihre Tante doch gewusst haben.
40:13Keine Ahnung. Zu mir hat sie gesagt, dass...
40:15Hans, komm!
40:17Ein Mauleser!
40:19Verdammt noch mal!
40:21Ich kann unmöglich weg.
40:23Ich habe in zehn Minuten einen Vortrag.
40:25Aber wir können die alte Frau nicht bis in die Nacht rein allein lassen.
40:27Sie bringt es fertig und steht auf und dann...
40:29Alles bloß das nicht.
40:31Sehr gut.
41:01Waffen! Waffen! Waffen!
41:25Waffen! Waffen! Waffen!
41:45Ja, bitte, Frau Killian.
41:53Natürlich. Worüber geht es?
41:55Eine Wirtin. Sie ist krank und allein zu Hause.
41:57Was ist Ihre Adresse?
41:59Bernburg.
42:01Nicht klingeln.
42:03Sonst steht sie womöglich auf.
42:05Man muss ihr was zu essen machen und so weiter.
42:07Aber gern.
42:09Das ist eine Abwechslung.
42:11Sicher wird es sehr unterhaltsam.
42:13Sie war es nicht recht.
42:15Die alte Dame ist ein bisschen schwierig.
42:43Hallo.
42:55Frau Bernburg.
43:09Frau Bernburg.
43:13Guten Tag, Frau Bernburg.
43:15Brauchen Sie etwas?
43:17Ob ich...
43:19Ja...
43:21Was zu trinken?
43:23Kaffee oder Tee?
43:25Ein Glas Wasser.
43:27Nur ein Glas Wasser.
43:29Die Küche ist geradeaus.
43:33Hören Sie...
43:35Ach, lassen Sie das mit dem Wasser.
43:37Wollen wir nicht zusammen Kaffee trinken?
43:39Ich halte es noch so lange aus.
43:41Sie haben doch ein bisschen Zeit.
43:43Ja, sehr gern.
43:45Da steht ein halber Napfkuchen im Küchenschrank.
43:47Ich habe richtigen Hunger.
43:49Kaffee ist da auch.
43:51Ja, sehr gern.
43:53Ja, sehr gern.
43:55Ja, sehr gern.
43:57Ja, sehr gern.
43:59Ja, sehr gern.
44:01Ja, sehr gern.
44:03Kaffee ist da auch.
44:07Wer hat Ihnen den Schlüssel gegeben?
44:09Hans oder Frau Kilian?
44:11Frau Kilian.
44:13Dann habe ich richtig getippt.
44:15Getippt?
44:17Wie bitte?
44:19Na, dann sind Sie doch eine von Ihren Studentinnen.
44:21Ja?
44:23Ich habe mich schon gewundert
44:25über den Akzent.
44:27Das kommt vom vielen Russisch sprechen,
44:29nicht wahr?
44:31Ich bin Russin.
44:33Wie?
44:35Ich stamme aus der Sowjetunion.
44:37Ich bin hier nur
44:39zu einem kurzen Studienaufenthalt
44:41an der Universität.
44:43So.
44:47Ich heiße
44:49Tatjana Petrovna,
44:51aber bitte nennen Sie mich einfach Tanja,
44:53wie Frau Kilian.
44:55Hat sie Ihnen über mich erzählt?
44:57Ja.
44:59Dass Sie krank sind,
45:01nicht laufen können.
45:03Es war ein Autounfall, nicht wahr?
45:05Ja, ein Unfall.
45:07Es freut mich sehr,
45:09dass Sie es meiner Sprache
45:11nicht gleich angemerkt haben.
45:13Für eine russische Deutschlehrerin
45:15gibt es natürlich kein größeres Kompliment.
45:17Trotzdem muss ich noch viel lernen.
45:19Was haben Sie denn hier?
45:21Das ist aber schlecht vernäht.
45:23Es waren schlechte Bedingungen damals
45:25in den Krankenhäusern.
45:27Das ist meine Heimatstadt.
45:37Sie haben es schön ruhig hier.
45:39Ich wohne in einer
45:41belebten Straße.
45:43Aber meine Mutter hat auch
45:45einen kleinen Garten an dem Haus.
45:47Haben Sie noch Geschwister?
45:51Ich hatte einen Bruder,
45:53ein Jahr jünger als ich.
45:55Er ist gestorben
45:57während der Blockade.
45:59Wir hatten sehr wenig zu essen.
46:01Das tut mir leid.
46:03Das war vor langer Zeit.
46:05Und Sie sind krank, wir sollten von so etwas
46:07jetzt nicht sprechen.
46:11Ich verstehe nicht ganz.
46:15Sie müssen doch die Deutschen hassen.
46:17Vielleicht nicht laut
46:19und nach außen hin,
46:21aber in einem ganz tief versteckten
46:23Winkel Ihres Herzens,
46:25müssen Sie uns doch hassen.
46:29Wäre ich dann hier, Frau Bernburg?
46:31Sicher nicht.
46:35Der Kuchen sieht verlockend aus.
46:37Darf ich?
46:39Ja, bitte. Entschuldigen Sie.
46:41Bitte greifen Sie zu.
46:53Natürlich habe ich den Hass
46:55kennengelernt.
46:57Es wäre eine Lüge,
46:59wenn ich das Gegenteil behauptete.
47:01Aber das war nicht,
47:03als mein Bruder starb.
47:05Da war ich ja noch ein Kind.
47:07Erst später,
47:091949,
47:11als mein Vater ums Leben kam,
47:13durch die Faschisten.
47:151949.
47:171949.
47:191949.
47:21Durch die Faschisten?
47:231949.
47:25Er hatte einen Granatsplitter in der Brust.
47:27Sehr klein.
47:29Viel kleiner als der,
47:31welcher mich verletzt hat.
47:33Der Splitter war,
47:35na, wie heißt denn das?
47:37Vielleicht verkapselt.
47:39Ja, verkapselt.
47:41Wir zogen damals in eine neue Wohnung.
47:43Mein Vater hat einen Schrank angehoben.
47:45Da muss es passiert sein.
47:47Der Splitter ist
47:49in den Herzmuskel eingedrungen.
47:53Kruppstahl.
47:55Deutsche Wertarbeit.
48:01Ich bin vom Friedhof
48:03weggelaufen zu einem Hotel.
48:05Dort waren deutsche Gäste.
48:07Es hatte in der Zeitung gestanden.
48:11Ich bin zu einem Tisch gegangen
48:13und habe gesagt,
48:15sie sollten nach Hause gehen.
48:17Wir wollten sie nicht haben
48:19in unserem Land.
48:21Und dann nun,
48:23ein Kind weint leicht,
48:25nicht wahr?
48:27Einer der Männer sagte,
48:29dass er mich versteht.
48:31Er sprach Russisch.
48:33Ein deutscher Kommunist.
48:35Er hatte mit unseren Soldaten
48:37gegen Hitler gekämpft.
48:39Aber das erfuhr ich erst später.
48:41Er brachte mich nach Hause
48:43und hat mir dann oft geschrieben.
48:47So bin ich auch zu meinem Beruf gekommen.
48:49Ich wollte ihm auf Deutsch antworten.
48:53Aber jetzt haben wir genug von mir gesprochen.
48:55Nein, das interessiert mich sehr.
48:57Hatten Sie selbst Kinder?
48:59Zwei Mädchen.
49:01Drei und fünf Jahre alt.
49:03Und eine Klasse von 30 Oberschülern,
49:05die sehr neugierig sind,
49:07wenn ich zurückkomme.
49:09Frau Bernburg,
49:11erzählen Sie mir bitte etwas über sich.
49:13Ach, da gibt es nichts Besonderes.
49:15Ich bin Witwe.
49:17Mein Mann war Arzt.
49:21Wissen Sie,
49:23ich habe eine alte Freundin.
49:25Ihr Sohn ist in Russland gefallen.
49:27Sie weiß,
49:29wie es dazu gekommen ist,
49:31aber sie kommt einfach nicht
49:33darüber hinweg.
49:35Man muss sein Herz aufschließen,
49:37wenn man einen Kummer begraben will.
49:39Hat diese Frau jemals
49:41mit einem Menschen aus meinem Land gesprochen?
49:45Sie hatte Gelegenheit gehabt.
49:49Sie ist dem immer aus dem Weg gegangen.
49:53Sie hatte lange Zeit.
49:57Man sagt,
49:59die Zeit heilt alle Wunden.
50:01Aber das ist nicht wahr.
50:03Manche heilen nie.
50:07Wer das Liebste verloren hat,
50:09tja,
50:11es bleibt ein Schmerz,
50:13wenn man sich daran erinnert.
50:15Das ist menschlich.
50:17Aber diese Frau kann nicht wollen,
50:19dass ihr Sohn sinnlos gestorben ist.
50:21Natürlich sinnlos.
50:23Der Krieg war doch sinnlos.
50:25Ja, gewiss.
50:27Ich habe es falsch ausgedrückt.
50:29Die meisten Menschen hier
50:31haben aus den bösen Erfahrungen gelernt.
50:33Darum stehen sie uns nahe.
50:35Schmerz kann auch Menschen trennen.
50:37Schmerz kann auch Menschen zusammenbringen.
50:41Wenn der Sohn dieser Frau
50:43jetzt lebte,
50:45wäre er heute unser Feind?
50:47Ich weiß nicht.
50:51Aber warum eigentlich?
50:53Nein.
50:55Ich habe mir noch nie vorgestellt,
50:57wie er sich
50:59nach dem Kriege verhalten hätte.
51:02Wissen Sie,
51:04ich kannte den Jungen gut.
51:06Er war ein bisschen leichtsinnig,
51:08schnell zu begeistern.
51:10Wäre er den Russen aus dem Weg gegangen?
51:12Vielleicht am Anfang.
51:14Aus Schuldgefühl.
51:16Aber dann,
51:18nein.
51:20Sehen Sie,
51:22man hatte ihm als dummen Jungen
51:24ein Gewehr in die Hand gedrückt
51:26und ihn in ein Land geschickt,
51:28das uns gar nichts getan hatte.
51:30Als hätte ihm später
51:32bestimmt keine Ruhe gelassen.
51:36Er war ehrlich sich selbst gegenüber.
51:40Er konnte einen Fehler zugeben.
51:42Ich glaube,
51:44gerade nach solchen Erfahrungen.
51:48Er hätte sich bemüht,
51:50ein gutes Verhältnis
51:52zu ihrem Land zu finden.
51:54Ja.
51:56Ich verstehe,
51:58was Sie mir ohne Worte
52:00sagen wollen.
52:02Sie werden es dieser Frau erzählen.
52:06Sie haben doch längst gemerkt,
52:08dass ich es selbst bin.
52:10Es war nicht schwer.
52:12Frau Tanja,
52:14ehe Sie wieder nach Hause fahren,
52:16würden Sie mich nochmal besuchen?
52:26Ja.
52:42Tag, Tantje.
52:44Ich habe dir was mitgebracht.
52:46Tag, mein Junge.
52:48Na, wie geht's denn?
52:50Na gut.
52:52Na ja, wird schon werden.
52:54Hättest du doch von mir nehmen können.
52:56Ich habe alles, was bei uns von Leona verschieden ist.
52:58Ich bevorzuge meine eigene Bibliothek.
53:00Oh, entschuldige bitte.
53:02Aber hier gibt's einiges.
53:04Darüber möchte ich mich mal
53:06mit dir unterhalten.
53:08Na klar.
53:10Wirklich?
53:12Jederzeit.
53:14Ja, bloß einen Moment.
53:16Im Fernsehen kommt die Zielankunft
53:18von der Friedensfahrt.
53:20Tantje, wo ist denn der Apparat?
53:22Ich habe ihn verkauft.
53:24Verkauft?
53:26Kein schlechtes Geschäft.
53:28Hat noch ganz schön was gebracht.
53:30Ganz schön was gebracht?
53:32Er war neu.
53:34Ich vertrag's mit den Augen nicht.
53:38Kommt ja auch sonst gar nicht zum Lesen.
53:40Außerdem
53:42habe ich noch eine Kleinigkeit für dich
53:44angeschafft. Für mich?
53:48Als neues
53:50Geburtstagsgeschenk.
53:52Nachträglich.
53:54So ein dummes Gesicht.
53:56Es ist kein Auto.
53:58Es steht in deinem Zimmer.
54:10Na, geht schon.
54:12Tante!
54:16Hübsch, was?
54:18Wenn mein Bein wieder ganz in Ordnung ist,
54:20drehe ich auch mal ein paar Runden.
54:22Da bist du
54:24machtlos.
54:26Bitte schön.
54:28Vielen, vielen Dank.
54:30Und nun kommen Sie schon mit rein.
54:32Aber das ist doch
54:34in Ihrer Wohnung.
54:36Ja, der Junge mit seinen technischen
54:38Spielereien. Nimmt sogar
54:40sein Moped mit aufs Zimmer.
54:42Man muss eben
54:44ständig aufpassen.
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