• gestern
Autos und Züge fahren schon elektrisch, große Flugzeuge aber noch nicht. Fossiles Kerosin wird nach wie vor in Mengen verbrannt. Bald aber soll das Flugbenzin nachhaltiger werden. Zunächst noch kleine Mengen, die aber etwas Großes auslösen können.

Category

🗞
News
Transkript
00:00Ein moderner Airbus A350 der spanischen Airline Iberia macht sich startklar und ist bald auf
00:07dem Weg nach Mexiko.
00:09Alltag.
00:10Das Besondere passierte ein paar Minuten vorher, beim Tanken.
00:16Denn in dem Treibstoff befand sich auch ein wenig SHF, Sustainable Air Fuel, nachhaltiges
00:22Kerosin.
00:23Was hier noch freiwillig war, ist ab 1.
00:24Januar Pflicht.
00:28Es geht los mit einer Beimischung von 2% und bis zu 70% im Jahr 2050.
00:33Das bedeutet, dass wir ab dem nächsten Jahr SAF verwenden müssen.
00:40Doch woher kommt dieses SAF?
00:42Die Reise führt zuerst nach Cartagena am Mittelmeer.
00:46Der Energiekonzern Repsol hat hier eine große Raffinerie und mittendrin seit kurzem eine
00:53Anlage für SAF.
00:56Diese Anlage ermöglicht es uns, unsere Tankstellen mit 100% Erneuerbarem Kraftstoff für Autos
01:04zu versorgen und ein Bio-Kerosin, ein SAF, zu produzieren, das ein nachhaltiger Kraftstoff
01:09für die Luftfahrt auf dem spanischen Markt ist.
01:15250 Millionen Euro hat Repsol dafür investiert, damit aus dieser braunen Brühe Treibstoff
01:21für Fahrzeuge und Flugzeuge wird.
01:24Doch woraus besteht diese braune Brühe?
01:26Dafür geht die Reise weiter ins Landesinnere zum Speiseölhersteller Ursante in Navarra.
01:33Viviana Hinojosa ist die Verantwortliche in der Raffinerie.
01:36Sie produziert gerade Sonnenblumenöl.
01:39Dabei entsteht als Abfall diese grüne, zähe Masse, so viel, dass Tankwagen sie regelmäßig
01:46abholen müssen.
01:47Das ist kein Abfall, denn das, was bei uns entsteht, wird immer für andere Unternehmen
01:52interessant sein, um ihre Produkte herzustellen.
01:54Die grüne, zähe Paste kommt auch aus anderen Teilen Spaniens in eine Raffinerie, nur ein
02:01paar hundert Meter weiter.
02:02Im Labor zeigt die Chemikerin Maria Garcia, was hier passiert und was diese Produktionsabfälle
02:09für sie so interessant macht.
02:12Wir unterziehen sie einer Temperatur- und Säurebehandlung, um die ölige Phase, also
02:21den Stoff, den wir extrahieren wollen, von der wässrigen Phase zu trennen.
02:28Es geht um Fette aus Abfällen.
02:30Diese Herkunft macht den Unterschied zu früheren Biotreibstoffen.
02:34Alles, was hier verarbeitet wird, stammt etwa aus Speiseölproduktionen, aus Fritteusen
02:39der Restaurants, aber keine Öle und Fette, die nur für den Treibstoff angebaut wurden.
02:45Diese Flüssigkeit ist dann der Rohstoff, aus dem Biodiesel und Biokerosin werden.
02:50Auch wenn Spanien der weltgrößte Produzent von Olivenölen ist, auch wenn deshalb viele
02:54Abfälle anfallen, die Mengen sind begrenzt.
02:57Der Wettlauf darum hat längst begonnen.
02:59Dieser Kampf existiert, aber deshalb sind wir vorbereitet und haben unseren Markt seit
03:06Jahren gesichert, um Zugang zu all diesen Materialien zu haben.
03:12Oleofad versucht auch, Fette aus Klärschlemmen zu gewinnen.
03:15Je mehr Quellen, desto besser.
03:17In der Repsol-Raffinerie ist man sich jedoch bewusst, dass all diese Quellen mittelfristig
03:22nicht reichen werden.
03:23Ein weiterer Schritt.
03:26Wir testen bereits tierische Fette und haben weitere neue Grundstoffe in der Pipeline,
03:30die in Pilotanlagen getestet werden und die wir nach und nach in unsere Anlage einbauen
03:34werden.
03:35Südlich von Madrid arbeiten 250 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Repsol-Forschungszentrum.
03:43Hier läuft die fieberhafte Suche nach weiteren Quellen.
03:46Sogar Roboter analysieren unterschiedlichste Proben und Rezepturen 24 Stunden am Tag.
03:52Darunter auch Grünabfälle.
03:54Der Vorteil dieser Art von Rohstoffen ist, dass sie viel häufiger vorkommen als Küchenöle
04:01oder andere fettartige Abfälle.
04:03Wenn wir also diese Art von festem Ausgangsmaterial verwenden können, haben wir die Möglichkeit,
04:09viel mehr Biokraftstoff zu produzieren.
04:11In Spanien produziert Repsol derzeit nach eigenen Angaben genug, um den Konsum von 100%
04:22Biodiesel und 2% Bio-Kerosin für den spanischen Markt zu decken.
04:27Doch europaweit sehen Experten einen Engpass, vor allem mit Blick auf 2030, wo Flugzeuge
04:33mit 6% Biosprit fliegen müssen.
04:35Wir müssen jetzt anfangen.
04:37Wir sehen jetzt Anlagen, die sind in Betrieb oder sind in der Planung und insofern, wenn
04:44wir jetzt nicht anfangen, ernsthaft in SAF-Projekte zu investieren, werden wir die 2030er-Zielmarke
04:50nicht schaffen.
04:51Fehlende Produktionskapazitäten in Europa sind das eine.
04:55Für Spaniens Luftverkehr könnte das Bild auch mittelfristig besser aussehen.
04:59Spanien befindet sich im Vergleich zu anderen EU-Ländern in einer privilegierten Position,
05:08die es uns ermöglicht, niedrige Kosten für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen
05:13zu haben und kann daher eine führende Rolle bei der Entwicklung dieser erneuerbaren Energieträger
05:18in der gesamten Europäischen Union spielen.
05:20Bei Iberia geht man sogar davon aus, dass SAF für den ländlichen Raum eine Chance
05:26ist.
05:27Das kann Wohlstand bringen und das Zusammenleben in den einzelnen Regionen Spaniens verbessern,
05:33indem sich die Industrie dort niederlässt, wo es derzeit weniger Wohlstand gibt, im entvölkerten
05:38Spanien.
05:39Doch genau dort sind die nötigen Rohstoffe und auch erneuerbarer Strom dafür.
05:44Was bedeutet die ganze Entwicklung nun fürs Fliegen?
05:47SAF ist schließlich teurer als fossiles Kerosin.
05:53Fliegen wird teurer, leider.
05:55Allerdings wohl zunächst zu Beginn.
05:57Wir arbeiten aber daran, dass die Preise für SAF so schnell wie möglich sinken, weil die
06:01Produktion steigt.
06:02Auch wenn SAF deutlich weniger CO2 schädlich ist als normales Kerosin, am Ende verbrennt
06:12es trotzdem in den Triebwerken.
06:15Damit entstehen weiterhin andere Schadstoffe.
06:18Fliegen mit SAF wird also lediglich weniger schmutzig, aber keineswegs sauberer.

Empfohlen