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Ein fast perfekter Mord, eine Leiche im Auto und ein Polizist, der Teil eines schrecklichen Verbrechens wird. Täter, die aus dem Hinterhalt agieren, stellen die Ermittler vor besondere Aufgaben. Die Mordermittler Sprenger und Gitzinger suchen nach Tätern, die besonders heimtückisch vorgingen. Sie müssen klären, ob ein Mann ermordet wurde – oder ob es Selbstmord war. Und: Wer ist der Scharfschütze, der einfach so auf einen Polizisten schoss?
Reimund L. wird tot in seinem Auto gefunden, der Motor läuft. Sein Leichnam ist angeschnallt. War es ein Unfall? Erlitt der Mann vielleicht während der Fahrt einen Herzinfarkt? Alles denkbar, doch bei der Obduktion fällt auf, dass sein Körper ungewöhnlich rote Flecken aufweist. Die sind eigentlich typisch für eine CO2-Vergiftung. Aber wie und warum kam das Gas in seinen Körper? Kann es sein, dass der an Depressionen leidende Mann Selbstmord begangen hat? Ermittler Sprenger sucht vergeblich nach Antworten. Dann wird ein Hinweis gefunden, der alles verändert. Sprenger wird klar: Es war Mord.
Polizist Jürgen Maas hält routinemäßig ein Auto an einer Kontrollstelle an, ein Knall kommt aus dem Nichts, und er fällt zu Boden. Lebensgefährlich verletzt wird er ins Krankenhaus gebracht. Gleichzeitig wird Kommissar Gitzinger informiert, aber als er am Tatort ankommt, ist der Täter bereits spurlos verschwunden. Welches Motiv hatte der Scharfschütze? Der einzige Verdächtige hat ein Alibi, und der traumatisierte Polizist muss in psychologische Behandlung. Trotzdem gibt Gitzinger nicht auf. Er wird alles tun, um den Mann zu finden, der seinen Kollegen fast getötet hätte, auch wenn es ein Jahrzehnt dauern wird. (Text: ZDF)

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Transkript
00:00Dienslaken bei Duisburg. Ein Auto steht verlassen am Fahrbahnrand einer Bundesstraße. Darin
00:29ein lebloser Mann. Kriminalhauptkommissar Heinz Sprenger ermittelt in diesem Fall, der
00:35absolut rätselhaft ist und ihn vor eine kriminalistische Herausforderung stellen wird.
00:39Zunächst einmal denke ich an den Fall zurück, weil er in seiner Begehungsart einmalig war und
00:47zum anderen natürlich auch, weil er für mich fast den perfekten Mord dargestellt hätte.
00:51Dienslaken. Es ist der 23. Dezember 1995. Einen Tag vor Heiligabend. Ein Passant entdeckt am
01:00Straßenrand diesen Opel Frontera. Der Motor läuft. Als der Mann an den Jeep herantritt,
01:06sieht er eine bewusstlose Person. Es hatte sich schon unter dem Auspuff eine Wasserlache
01:13gebildet und die Person konnte erkennen, dass über dem Lenkrad jemand zusammengebeugt nun
01:19mal eben mehr oder weniger lag. Er hat dann auch sofort nachgesehen und festgestellt,
01:23da ist eine leblose Person und hat dann sofort die Feuerwehr verständigt.
01:27Wenig später trifft der Notarzt ein. Ermittler Heinz Lindekamp leitet zu Beginn die Untersuchungen.
01:34Heute ist er pensioniert. Er bearbeitet den Unfallbericht der Einsatzkräfte vor Ort.
01:39Der Tote lag zur Seite vom Fahrersitz nach rechts rüber gefallen und hatte Erbrochenes vor sich,
01:46war ordnungsgemäß angegurtet im Sicherheitsgurt auf der Fahrerseite. Also insofern muss er alleine
01:52im Fahrzeug gewesen sein und kann also kein anderer mit im Auto gewesen sein.
01:57Auch die sofort eingeleitete Reanimation kann den Mann nicht mehr retten. Bei dem Toten handelt es
02:03sich um den 33-jährigen Raimund L. Sein Körper weist außergewöhnliche Merkmale auf.
02:08Der Notärztin, die dann hinzukam, war aufgefallen, dass der Tote so hellkirschrote Totenflecke zeigte,
02:19die eigentlich typisch sind für eine Kohlenmonoxidvergiftung, aber dennoch auch
02:24vorkommen als Kälte-Hemoglobin-Bildung im Todesfall. Bei einer Außentemperatur von null
02:30Grad keine Seltenheit. Der Leichnam muss obduziert werden. Die Herkunft der ungewöhnlichen roten
02:35Totenflecke durch einen Bluttest geklärt werden. In dem Labor hat man mit dem Hinweis auf diese
02:41hellroten Totenflecke auch sofort eine Kohlenmonoxidbestimmung gemacht. Und diese
02:46Kohlenmonoxidbestimmung hatte einen Wert von 49 Prozent, 49,9 Prozent, was also ein absolut
02:53tödlicher Wert ist. Aber wie gelang das tödliche Kohlenmonoxid überhaupt in den Körper von Raimund L.?
02:59Kohlenstoffmonoxid ist ein Geruchs-, Farb- und geschmackloses Gas, das für den Menschen bereits
03:04ab einer geringen Konzentration im Blut tödlich ist. Nach dem Ergebnis der Obduktion haben wir
03:10erstmal nochmal eine ausführliche Diskussion mit dem Gerichtsmediziner geführt, inwieweit das
03:15überhaupt möglich ist, mit diesem hohen Wert das Auto zu besteigen, in dem Auto auch zu fahren.
03:21Und er hat damals gesagt, dass also dieser Wert, so hoch wie er sich bei ihm angereichert hat,
03:26sofort so weit zur Lähmung führen würde, dass der Mann, wenn er sich das im Haus zugezogen hätte
03:32oder an einem anderen Ort, das Auto gar nicht mehr hätte erreichen können.
03:35Warum eine zu hohe Kohlenstoffmonoxid-Konzentration tödlich ist, weiß Klaus Püschel. Er ist Facharzt
03:42für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
03:45Der entscheidende Mechanismus ist der Sauerstoffmangel. Also es steht in der
03:55Einatmungsluft dann nicht mehr ausreichend Sauerstoff zur Verfügung. Das kommt darauf an,
04:00tatsächlich, wie die Belüftungsverhältnisse in dem Wagen sind. Und wenn der Sauerstoffgehalt
04:09unter eine bestimmte Grenze sinkt, normalerweise sind das ja 21 Prozent,
04:15und wenn das so unter 15 Prozent sinkt, tritt der Tod mehr oder weniger schnell ein.
04:23Ermittler Heinz Lindekamp und seine Kollegen stehen vor einem Rätsel. Sie entwickeln
04:28unterschiedliche Szenarien, wie und warum das giftige Gas in den Körper des Mannes gekommen
04:33sein konnte. Und daraufhin war dann die Frage so, was ist jetzt in der Hypothese für unsere
04:39weiteren Ermittlungen entscheidend? Und da gibt es eben die Möglichkeit des technischen Defektes
04:43an dem Fahrzeug, ein suizidales Verhalten, dass der Verstorbene das selber organisiert hat,
04:49oder eben, dass es zu einem Fremdverschulden gekommen ist.
04:51Erste Ermittlungen im Umfeld des Toten ergeben,
04:54dass das Leben beim Raimund L. nicht immer ganz rund lief.
04:57Der 33-Jährige litt wiederholt unter depressiven Stimmungstiefs.
05:01In unseren Ermittlungen zur Person des Raimund L. konnten wir feststellen, dass er offensichtlich
05:06Beziehungsprobleme hatte. Er hatte also verschiedene Lebenspartnerinnen, war auch mal verheiratet,
05:11ist geschieden, hatte auch ein Kind, hatte aber andererseits eine gesicherte Arbeitsstelle,
05:19ging einer geregelten Arbeit nach und war soweit stabil. Aber dennoch wurde aus dem Umfeld immer
05:26wieder berichtet, dass er durchaus auch suizidale Stimmungen hatte, depressive Stimmungsphasen hatte,
05:32wo er auch dann mal angedeutet hat, dass er sich durchaus vorstellen könnte, mit dem Auto
05:37gegen den Brückenpfeiler zu fahren oder eben sich anders das Leben zu nehmen.
05:42Hat sich Raimund L. mit dem tödlichen Gas das Leben genommen? Wenn das so wäre,
05:48hätten Heinz Lindekamp und seine Kollegen in der Nähe des Leichenfundorts eine
05:52entsprechende Gasflasche finden müssen.
05:54Wir haben den Suizid dann ausschließen können, dadurch, dass wir zwar festgestellt haben,
06:00dass man das Gas kaufen kann, aber die Entsorgung der Flasche wäre unmöglich gewesen. Wir sind den
06:05ganzen Weg abgegangen, haben ihn abgesucht, das war unmöglich. Parallel dazu ergaben sich aus
06:10dem Umfeld dann auch Hinweise, dass Raimund L. zu dem Zeitpunkt schon in einer sehr guten
06:17Stimmungslage war, offensichtlich in einer neuen Bekanntschaft stand.
06:20Als nächstes wollen die Ermittler herausfinden, ob möglicherweise ein technischer Defekt am Auto
06:27Ursache für die Kohlenmonoxid-Vergiftung ist. Wird Heinz Lindekamp den Grund für den Tod des
06:35Mannes jemals aufklären können? Waller fangen im Saarland. Die Bilder der Polizei Saarbrücken
06:46dokumentieren ein schreckliches Verbrechen. Das Opfer, ein Polizist. Ohne Vorwarnung,
06:51aus einem Hinterhalt, beinahe umgebracht. Kriminalrat Rainer Gitzinger hat fast zehn
06:57Jahre in diesem Fall ermittelt. Er wollte den Täter nicht ungeschorben davon kommen lassen.
07:02Wenn ein Kollege im Dienst angeschossen wird, dann macht das einen natürlich sehr betroffen.
07:09Und ich denke, alle Kollegen, die im Einsatz waren, da haben sich natürlich die Frage gestellt,
07:15wie kann man so auf einen Polizeibeamten schießen? Jürgen Maas hat den mörderischen
07:19Anschlag mit schwersten Verletzungen überlebt. Heute ist er im Ruhestand. Erstmals spricht
07:26er vor der Kamera über den Moment, der sein ganzes Leben veränderte. Der Vorfall hat schon
07:33ein Stück weit mein Leben verändert. Ich lebe gewisse Dinge bewusster, fahre auch gerne in
07:40Urlaub und nutze schöne Dinge des Lebens einfach, weil mir wurde gezeigt, dass innerhalb von einer
07:48Sekunde alles anders sein kann. Und ja, ich lebe mein Leben, so wie es geht. Es ist die Nacht zum
07:565. Februar 2005. Für Jürgen Maas beginnt der Dienst ganz normal, wie jeder andere auch. Er
08:03ist mit mehreren Kollegen bei einer Verkehrskontrolle im Einsatz. Also ich war als Anhalter
08:10eingesetzt in der Kontrollstelle, habe ein Auto angehalten, ein Peugeot, darin saß eine Fahrerin,
08:17deren Papiere habe ich kontrolliert. Es war alles in Ordnung, habe sonst nichts festgestellt und
08:24plötzlich dieses Ereignis, was ich nicht wusste, was es ist. Ein Knall, dann sagt Jürgen Maas zu
08:32Boden. Es herrscht große Verwirrung. Keiner weiß, was genau passiert ist. Als ich zu Boden gegangen
08:40bin, habe ich mitbekommen, dass mein Kollege mir bestätigt hat, dass auf der Rückseite ein Loch in
08:46meiner Jacke war, darunter die Kleidung eingeblutet und dann kann ich mich daran erinnern, dass der
08:53Rettungswagen kam und mich ins Krankenhaus fuhr. Jürgen Maas ist lebensgefährlich verletzt.
09:01Ermittler Rainer Gitzinger wird kontaktiert. Er findet heraus, dass der unbekannte Scharfschütze
09:09hier aus dem Gebüsch auf Jürgen Maas geschossen haben muss. In der Nacht war bereits ein
09:16Sprengstoffsuchhund eingesetzt, der an einem Ahornbaum, der dort hinter mir in dem Gelände
09:22gestanden hat, angezeigt hat. Das hat natürlich dann dazu geführt, dass im Nachhinein das Gelände
09:29durchsucht wurde, nachdem es abgerodet war, auch mit Metalldetektoren. Leider konnten wir keine
09:35verwertbaren Spuren finden. Noch in derselben Nacht wird eine Mordkommission eingerichtet.
09:40Ob der Kollege überlebt, ist zu diesem Zeitpunkt noch völlig unklar. Aufgrund des Geschosses,
09:47was sich beim Eindringen in den Körper zerlegt hatte, mussten zwei Rippen entfernt werden und das
09:53untere Drittel des rechten Lungenflügels, in dem starke Einblutungen waren, musste ebenfalls
09:57entfernt werden. Die Ärzte können den Polizisten retten. Aus seinem Körper werden Geschossteile
10:04entfernt, die anschließend von der Kriminaltechnik überprüft werden. Die Geschossteile wurden bei
10:09uns beim Landeskriminalamt und auch beim Bundeskriminalamt untersucht. Es waren drei
10:13kleine Geschossteile. Anhand dieser Geschossteile konnten die Waffenexperten jedoch eindeutig sagen,
10:19dass es sich um ein Kaliber 22 Long Rifle handelt, was sowohl aus Kurzwaffen als auch aus Langwaffen
10:26verschossen werden kann. Man konnte ferner feststellen, dass die Waffe über Züge und
10:32Felder verfügte und einen Rechtsstrahl hatte. Allerdings waren die Waffenspuren an diesen
10:39Geschossteilen sehr gering, sodass Standarduntersuchungen der Schusswaffenerkennung nicht möglich waren und
10:45die Experten waren sich auch sicher, dass selbst bei Auffinden einer fraglichen Waffe es nicht
10:51sicher war, ob man dieses Geschoss auch der Waffe entsprechend zuordnen kann. Ermittler
10:56Gitzinger hat nichts in der Hand, das ihn auf die Spur des Täters führen könnte. Er geht jetzt der
11:00Frage nach, was das Motiv für die Tat gewesen sein könnte und versucht Näheres über die
11:05Persönlichkeit des Scharfschützen herauszufinden. Es können private Motive sein, die dazu führen,
11:11dass ein Mensch solch einen Hass entwickelt. Es können auch Motive aus einer dienstlichen
11:15Gegebenheit sein, aber es kann auch so sein, dass die Motivlage eigentlich sich gegen eine
11:23Person richtet, die einer Institution angehört, wo beim Täter sich ein gewisser Hass aufgestaut
11:27hat. Aber ich denke, in allen Fällen muss es sich um einen sehr gewaltbereiten Täter handeln
11:33und die Erfahrung zeigt, dass oftmals in diesen Fällen auch Alkohol und Drogen eine gewisse Rolle spielen.
11:38Jürgen Maas hat die Operation gut überstanden. Der ambitionierte Sportler befindet sich körperlich
11:44auf dem Weg der Besserung. Doch die Psyche ist seit dem Anschlag auf sein Leben sehr belastet,
11:49zumal sich der Täter nach wie vor auf freiem Fuß befindet. Unsicherheit, auf jeden Fall,
11:56weil das Motiv nicht klar war und schon etwas Angst, vor allem in den Nächten und sehr,
12:06wie soll ich das beschreiben, sehr aufgeweckt, wenn es irgendwelche Knall oder sowas, also wenn
12:14irgendwie jemand eine Tür zuschlägt oder das Fenster geht vom Wind zu oder es gibt einen Schuss
12:21eines Försters oder oder oder. Da ist man, denke ich mal, so ein Stück weit traumatisiert.
12:26Gitzinger und sein Team wollen den unbekannten Scharfschützen unbedingt fassen,
12:31denn der könnte jederzeit wieder zuschlagen.
12:34Zurück in Dienstlaken. Hier beschäftigt sich der heute pensionierte Ermittler Heinz Lindekamp mit
12:46einem mysteriösen Todesfall in einem Auto. Der Fahrer des Wagens Reim und Ell ist an einer
12:52Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben. Nachdem ein Suizid ausgeschlossen werden konnte, wird der
12:56Opel Frontera von einem Kfz-Experten auf einen möglichen technischen Defekt untersucht.
13:01Hier auf dem Dekra-Geländer haben wir eine Außenbesichtung erst mal des Fahrzeugs vorgenommen,
13:07auch mit dem Hintergrund, dass möglicherweise noch CO-Gas in dem Auto drin sein könnte,
13:12deshalb das Auto auch nicht aufgemacht, aber schon auf die Bühne gegangen und geguckt,
13:17wie weit das unten drunter, Auspuffanlage, Katalysator, wie weit also augenscheinlich
13:23nach der äußeren Betrachtung alles in Ordnung ist an dem Fahrzeug. Also ist eine sehr gute
13:27Prüfung unterzogen worden und wir haben da aber nichts feststellen können. Der Sachveranstalter
13:32hat hier nichts feststellen können. Reim und Ell hat sich also weder das Leben genommen,
13:36noch hatte sein Auto einen technischen Defekt. Fest steht aber, aufgrund der massiven Vergiftung
13:42muss Reim und Ell das Gas im Auto eingeatmet haben. Wie also kam es dort hinein?
13:46Die Untersuchung der Dekra sollte dann weitergeführt werden, dahingehend,
13:52dass die Dichtungen überprüft werden, ob man hier Beschädigungen oder Abriebsspuren hätte
13:58finden können von irgendeinem Gegenstand, der in das Fahrzeug eingeleitet oder eingeführt wurde.
14:03Der Sachverständige hat dann auf der rechten Seite des Fahrzeuges angefangen,
14:07das Fahrzeug zu untersuchen und hatte an der B-Säule dann zwei Beschädigungen an der Dichtung
14:13gefunden. Eine, eben ein Durchstich in der Dichtung, wo man sehen konnte, dass mit einem
14:18Kanüleartigen Gegenstand die Dichtung durchstochen wurde und man so in das Fahrzeuginnere gelangen
14:24konnte. Dieses kaum sichtbare Loch ist endlich ein wichtiges Indiz in dem mysteriösen Todesfall.
14:30Offenbar ist Reim und Ell tatsächlich durch fremde Hand zu Tode gekommen. Heinz Lindekamp
14:35und sein Team müssen nun intensiver im Umfeld des Opfers ermitteln. Sie werden auf den Ex-Partner
14:41von Marion K. aufmerksam, der Lebensgefährtin von Reim und Ell. Wir haben auch die Marion K. zu
14:49ihrem vorherigen Partner befragt, wie er sich wohl verhalten hat und wie er mit der Situation
14:55umgegangen ist, dass sie sich von ihm getrennt hat. Und sie hat ihn dann beschrieben, dass er
14:59offensichtlich mit dieser Situation gar nicht fertig wurde und sich schon in stalkerhaften
15:06Verhalten eigentlich zeigte. Er beobachtete sie. Tagsüber ging er nach. Er beobachtete sie nachts.
15:12Sie hat in dem Garten gesehen, wie er auf der Treppenmauer stand und durchs Fenster schaute.
15:19Er hat ihr Briefe geschrieben und wollte sie wieder zurückhaben. Also er hat sich schon sehr,
15:25sehr auffällig in diese Richtung verhalten, dass er mit dieser Situation und dass ein neuer Partner
15:31an der Seite von Marion K. stehen würde, gar nicht zurecht kam. Hat Andreas R., der ehemalige Partner
15:38von Marion K. etwas mit dem Todesfall zu tun? Sein verdächtiges Verhalten veranlasst die
15:43Polizisten die Ermittlungen zu intensivieren. Die Spur führt nach Duisburg in ein Stahlwerk.
15:48Wir haben dann herausgefunden, dass er als Mess- und Regelmechaniker hier hinter uns in
15:53dem Stahlwerk beschäftigt war. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die Warngeräte, die die Mitarbeiter,
16:01die am Ofen arbeiten und auf dem Ofen arbeiten, tragen, so zu kalibrieren, dass sie rechtzeitig
16:09Kohlenmonoxid signalisieren, wenn es austritt. Und dadurch hatte er natürlich auch gute Erfahrungen
16:16im Umgang mit diesem Gas und wusste genau, weil er jeden Tag damit arbeitet, wie man das einsetzen kann.
16:23Je mehr der erfahrene Ermittler und seine Kollegen über Andreas R. herausfinden, desto mehr rückt er in den
16:29Fokus der Ermittlungen. Lindekamp erwirkt bei der Staatsanwaltschaft Duisburg einen Haftbefehl sowie
16:34mehrere Durchsuchungsbefehle. Unter anderem für die Wohnung und die Arbeitsstelle von Andreas R.
16:44Da standen wir vor einem Personellendilemma. Wir hatten auf der Dienststelle noch eine andere
16:49Mk laufen und hatten überhaupt nicht das Personal, dass wir hier hätten agieren können,
16:56um an fünf Stellen gleichzeitig Durchsuchungen durchzuführen und dann auch noch die Vernehmung
17:02durchzuführen und die weiteren Ermittlungen und Zeugenvernehmungen sowas durchzuführen. Sodass
17:07zu dem Zeitpunkt klar war, dass der Vorgang an die Hauptstelle abgegeben werden muss,
17:11dass von der Hauptstelle aus weiteres Personal zur Verfügung steht. Für Heinz Lindekamp ist es das
17:17Wichtigste, dass der Täter in diesem Fall überführt wird. In Duisburg übernimmt nun
17:25Kriminalhauptkommissar Heinz Sprenger die Ermittlungen. Wird er Andreas R. konkreter
17:30mit dem Mord an Raimund L. in Verbindung bringen können? In Wallerfangen bei Saarbrücken jagt
17:39Mordermittler Rainer Gitzinger einen Scharfschützen, der auf einen Polizisten geschossen hat. Nachdem
17:45die Mordkommission auch nach Wochen keinen Ansatz auf den oder die Täter hat, werden nun die
17:49verschiedensten Motivlagen ins Kalkül gezogen. Wir versuchen alle Motivlagen auszuschließen,
17:55müssen wir auch. Und im Rahmen dieser Überprüfungen haben wir natürlich auch das Motiv,
17:59möglicherweise Hass auf die Institution, in Betracht gezogen. Und dabei wurde unter anderem
18:05überprüft, welche Personen in der fraglichen Nacht mit der Polizei Kontakt hatten und sich
18:11gegebenenfalls aggressiv verhalten haben und ein Motiv gehabt hätten. Und bei diesen
18:17Ermittlungen sind wir dann auf eine Person gestoßen, die in der fraglichen Nacht in
18:21Gewahrsam genommen wurde und auch bereits Drohungen gegen die Polizei dabei ausgesprochen hat.
18:27Bei dem Mann handelt es sich um Josef H. Er wohnt ganz in der Nähe des Tatorts. Ein Taxifahrer
18:33meldet sich bei der Kripo und sagt aus, Josef H. in der Nacht nach Hause gefahren zu haben.
18:39Er habe sich bei ihm lautstark über die Polizei ausgelassen. Sie hätten auch eine
18:44Polizeikontrollstelle passiert. Dabei hätte sich Josef H. auffällig verhalten. Hat Ermittler
18:50Gitzinger endlich einen Tatverdächtigen? Wir hatten ja neben der Vernehmung von ihm auch
18:55Vernehmungen von der Frau und von dem Sohn durchgeführt. Und beide gaben ihm im Prinzip
19:02ein Alibi. Beide sagten, dass er, nachdem er von der Polizeidienststelle nach Hause
19:07gebracht worden sei, habe er das Anwesen nicht mehr verlassen. Insofern hatte er ein Alibi und
19:13der hinreichende Tatverdacht war nicht mehr gegeben. Für Rainer Gitzinger und sein Team eine
19:20frustrierende Situation. Der Mordanschlag auf seinen Kollegen Maas bleibt ungeklärt. Die Akte
19:25wird vorerst geschlossen. Das war schon eine für mich unkalkulierbare Situation, weil ich nicht
19:36wusste, was hintendran steckt. Bei Jürgen Maas haben die Geschehnisse tiefe Spuren hinterlassen.
19:42Der Polizist kann fortan nur noch im Innendienst arbeiten und er begibt sich in psychologische
19:49Behandlung. Man darf das nicht unterschätzen. Traumatisierung, irgendwann später wird man
19:57nachts wach und kann nicht mehr schlafen und weiß nicht warum. Und dann muss man sich einfach
20:03in professionelle Hände begeben. Das muss man einfach tun. Jahre vergehen, ohne dass der
20:11Mordversuch aufgeklärt werden kann. Völlig unerwartet bekommen Gitzinger und seine Kollegen
20:18im Jahr 2012 dann einen Hinweis, der alles verändert. Er kommt ausgerechnet aus der Familie
20:23des ehemaligen Tatverdächtigen Josef H. In der fraglichen Nacht 2012 hat Josef H. seinen Sohn
20:31aufgesucht, der mittlerweile eine eigene Wohnung hatte und hat ihn angegriffen und gewürgt.
20:37Offensichtlich gab er seinem Sohn unter anderem die Mitschuld daran, dass die Ehe gescheitert war
20:43und er sich mittlerweile auch in finanziellen Schwierigkeiten befand. Diese Tat in dieser Nacht
20:48hat der Sohn in der gleichen Nacht bei der Polizei in Dillingen angezeigt und im Rahmen
20:53der Anzeigenaufnahme gab der Sohn dann auch zur Akte, dass sein Vater sechs Jahre zuvor auf
21:01einen Polizeibeamten in Wallerfang geschossen hat. Die gesamte Familie, die Josef H. zuvor
21:06ein Alibi gegeben hatte, sagt nun aus, er habe das Haus in der Tatnacht mit einer Waffe verlassen.
21:11Endlich reicht es für eine Anklage wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Saarbrücken.
21:16Er hatte das Motiv, den Hass auf die Polizei. Er hatte die genaue Kenntnis der Kontrollörtlichkeit.
21:27Zudem wohnte er in der Nähe der Kontrollörtlichkeit. Er hatte also auch Kenntnis, um an den Ort zu
21:32gelangen, von wo er die Tat ausführen konnte. Diese Punkte und die Tatsache, dass er auch im
21:38Besitz einer entsprechenden Waffe gewesen war, die als mögliche Tatwaffe in Betracht gekommen wäre,
21:44deuteten darauf hin, dass er der Täter ist. Die Tat wird 2013 am Landgericht Saarbrücken
21:51verhandelt. Jürgen Maas sitzt nun erstmals dem Mann gegenüber, der ihn töten wollte.
21:58Während den Gerichtsverhandlungen hat sich die Frau mit ihren beiden Kindern bei mir entschuldigt,
22:05dass sie so lange mit der Wahrheit hinter dem Berg gehalten haben. Und sie hatten das auch bedauert.
22:11Und ja, ich bin damit zufrieden. Das war schon sehr emotional. Der Täter selbst hat sich bei
22:20Jürgen Maas nie entschuldigt. Sein Motiv, Hass auf die Polizei. Josef H. sitzt seine Haftstrafe
22:26in der JVA Saarbrücken ab. Genau wie Jürgen Maas ist auch Rainer Gitzinger als Leiter der
22:30Mordkommission erleichtert, dass der Täter für das schreckliche Verbrechen zur Verantwortung
22:34gezogen werden konnte. In Dienstlagen beschäftigt die Polizei der Mord an Raimund L. Nachdem
22:46Kommissar Lindekamp den Ex-Partner der Lebensgefährtin des Opfers als Tatverdächtigen
22:50ermittelt, muss er den Fall an die Hauptstelle nach Duisburg abgeben, da der personelle Aufwand
22:54für die vergleichsweise kleine Dienststelle zu hoch ist. Natürlich gibt man an so einer
23:03Stelle den Vorgang nicht mehr gerne ab. Also gar keine Frage, dass das dann eigentlich kurz vor
23:08dem Ziel dann jemand anderes das dann übernehmen muss, wo vorher keiner daran geglaubt hat,
23:13dass es sich hier um ein Tötungsdelikt handelt, war nicht so prickelnd für mich persönlich.
23:17Nun übernimmt Kriminalhauptkommissar Heinz Sprenger die Ermittlungen. Er macht sich zunächst ein Bild
23:23von diesem mysteriösen Fall. Als ich am 2.1. direkt morgens informiert wurde, habe ich gesagt,
23:33das könnte unter Umständen, da könnte was dran sein, zumal ich den Kollegen, der ja in der
23:38Sachbearbeitung ein erfahrener Todesermittler ist, sehr schätze. Und nachdem ich dann mich
23:44selber ein bisschen sachkundig gemacht hatte, ich bin nach Wesel gefahren und auch zu den
23:47Kollegen gefahren, war ich auch der Meinung, da könnte durchaus ein Fremdverschulden vorliegen.
23:54Die Durchsuchungsbefehle sind bereits beantragt und Heinz Lindekamp will die Arbeitsstelle des
23:58Tatverdächtigen Andreas R. durchsuchen. Doch ausgerechnet an diesem Morgen erschüttert
24:03eine Explosion das Stahlwerk in Duisburg. Sind jetzt alle möglichen Beweise vernichtet? Mit
24:09Gasmasken und Schutzanzügen bahnen sich die Polizisten einen Weg durch die Trümmer. Die
24:13Überraschung, der Arbeitsspind von Andreas R. ist unbeschädigt. Und darin macht Heinz Lindekamp
24:20eine unerwartete Entdeckung. Wir fanden hier eine Lanze, die mit einem Bajonettverschluss an
24:26einem längeren Schlauch angedockt war. Dieser Bajonettverschluss ermöglicht es, dass man das
24:32also Schnellverbindungen hat, dass man die Lanze aufstecken kann und sofort einsetzen kann. Wir
24:36fanden den Druckmanometer, den man braucht, um das Gas aus der Flasche abzulassen. Und das war
24:41eindeutig zuzuordnen aufgrund unserer Feuermittel, dass es sich um das Tatwerkzeug handelt.
24:47Dieser selbst gebaute Sonde ist der entscheidende Beweis, nach dem die Ermittler so lange gesucht
24:51haben. Doch damit nicht genug. Neben der Durchsuchung konnten natürlich auch die
24:56Arbeitskollegen befragt werden. Und die haben dem Andreas zunächst einmal ein Alibi gegeben und
25:03haben gesagt, er wäre auf der Arbeit gewesen. Und das war natürlich für uns ein Ergebnis,
25:08was wir so nicht akzeptieren konnten. Und diese Arbeitskollegen, die das dann damals behauptet
25:14haben, die sind dann in Absprache mit der Staatsanwaltschaft, der Dienststelle zugeführt
25:18worden, sind dann nochmals eindringlich zur Wahrheit ermahnt worden und auch belehrt worden,
25:23dass sie sich unter Umständen strafbar machen würden. Und nachdem die dann gehört haben,
25:28dass da ein Tötungsdelikt im Raum steht, haben die sofort reinen Tisch gemacht und haben dann
25:33nun mal eben gesagt, dass der Beschuldigte in dem Fall die Arbeit auch verlassen hatte.
25:40Konfrontiert mit der erdrückenden Beweislast legt der Beschuldigte ein umfangreiches
25:44Geständnis ab. Folgendes gibt er zu Protokoll. Es war so, dass er morgens um circa 4.30 Uhr die
25:52Arbeitsstelle verlassen hatte. Er wusste ja, sein Opfer musste bis 5 Uhr auf der Arbeit sein und
25:58wusste auch, wann er ungefähr losfährt. Er war dann mit seinem Fahrzeug zur Hünzlerstraße gefahren,
26:03nach Dienstlagen, hatte sein Fahrzeug direkt neben dem Fahrzeug seines späteren Opfers abgeparkt,
26:08hatte dann die Utensilien, sein Tatwerkzeug, mit der Gasflasche herausgenommen und hat dann
26:14über die Beifahrerseite das Gas mehr oder weniger in das Fahrzeug seines späteren Opfers hineingebracht.
26:21Als Raimund L. sich mit seinem Auto in Bewegung setzt, folgt der Täter seinem Opfer,
26:25um sich zu vergewissern, dass ein perfider Plan aufgeht. Er hat dann auch noch gesehen,
26:32wie der über dem Lenkrad zusammengebrochen lag und ist dann aber weiter zur Arbeit gefahren und
26:40hat da bis 6 Uhr seinen Dienst versehen. Für die Ermittler ist die Motivlage klar. Andreas R.
26:45wollte den neuen Freund seiner ehemaligen Partnerin loswerden. Doch damit konfrontiert
26:50spricht er von einem Versehen. Er wollte dem Raimund L. lediglich einen Denkzettel verpassen
26:55und weil er einfach über die Trennung mit der Marion K. nicht hinweggekommen war.
27:01Laut eigener Aussage wollte er seinen Tod nicht und das hat er dann letzten Endes auch dazu geführt,
27:07dass man ihm das nicht so beweisen konnte und die Staatsanwaltschaft, damals der Staatsanwalt
27:13Unterberg, hatte 14 Jahre Freiheitsstrafe gefordert und er ist dann wegen dieser Giftbeibringung zu
27:1813 Jahren verurteilt worden. Beinahe wäre Andreas R. mit diesem perfiden Verbrechen auch noch
27:24ungestraft davon gekommen, doch die akribische Arbeit der Ermittler hat ihm einen Strich durch
27:29die Rechnung gemacht. Auch nach über 20 Jahren denkt Heinz Sprenger noch oft an diesen bizarren
27:34Fall zurück. Also meiner Ansicht nach hätte es der perfekte Mord sein können. Man stelle sich
27:41einfach vor, der Raimund L. wäre mit dem Fahrzeug auf die Autobahn gefahren und wäre dort verunglückt.
27:48Ich glaube kaum, dass man dann diese Giftgasbeibringung bemerkt hätte.
27:52Kurze Zeit nach diesem Fall wird der Paragraf 229 Beibringung von Gift aufgehoben. Nach heutigem
28:01Strafrecht wäre Andreas R. wahrscheinlich dennoch verurteilt worden. Wegen Mordes.