Vorsicht Falle vom 6. Mai 1972

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00:00Sie wissen sicher aus früheren Sendungen, meine Damen und Herren, dass Schwindelfirmen und Betrüger nichts dem Zufall überlassen.
00:08Sie suchen ihre Opfer nach festgelegten und genau ausgetüftelten Plänen
00:12und sie visieren in der Regel jeweils ganz genau abgegrenzte Zielgruppen an.
00:17Bei den Tricks aus unserer heutigen Sendung zum Beispiel Leute, die ihren nächsten Urlaub im Süden verbringen wollen
00:23und Autofahrer, die ihren Wagen verkaufen möchten.
00:27Zuerst aber wollen wir uns mit einer Warnung an einen Personenkreis wenden, gegen den sich eine ganz besonders niederträchtige Masche richtet.
00:34An die vielen tausend jungen Frauen, die in den letzten Wochen und Monaten ein Kind bekommen haben.
00:40Man sollte es nicht für möglich halten. Auch sie sind eine spezielle Zielgruppe für Schwindler und Betrüger
00:46und man steht einigermaßen fassungslos vor der Verantwortungslosigkeit,
00:50mit der einige Geschäftemacher die natürliche Sorge der jungen Mütter um die Gesundheit ihrer Kinder in klingende Münze umwandeln.
01:03Inge und Erich Walter sind Eltern geworden.
01:06Vor wenigen Tagen hat die junge Frau einen kleinen Jungen geboren.
01:10An einem Mittwoch im Februar holt Herr Walter seine Frau und das Kind aus der Klinik in Kassel ab.
01:17Die jungen Leute sind seit zweieinhalb Jahren verheiratet.
01:20Erich Walter arbeitet als Programmierer in einem Industriewerk.
01:24Dort hat er auch seine Frau kennengelernt, die im gleichen Betrieb als Sekretärin beschäftigt war.
01:30Fast zwei Jahre hat Inge Walter nach der Eheschließung noch weiter gearbeitet.
01:34Nun will sie sich jedoch ganz ihrem Kind widmen.
01:37Für das junge Paar beginnt ein neuer Lebensabschnitt.
01:41In die Eichendorffstraße bitte, aber langsam fahren.
01:44Klar, mach ich.
01:48Einen herzlichen Glückwunsch, gell?
01:51Ist das das Erste?
01:53Ja.
01:54Mädchen?
01:56Nein, ein Junge.
02:00Na, ist wohl schon beleidigt, dass ich ihn für Mädchen halte.
02:05Die jungen Leute haben eine hübsche Drei-Zimmer-Wohnung in einem Kasseler Vorort.
02:10Die Fahrt von der Klinik nach Hause dauert nur wenige Minuten.
02:15Die Walters sind bei ihren Nachbarn angesehen und beliebt.
02:19Im Hause freut man sich über die Geburt des Kindes und natürlich auch darüber,
02:23dass Frau Walter alles so gut überstanden hat.
02:27Noch bevor Erich Walter und seine Frau in die Eichendorffstraße fahren,
02:30geht es um die Geburt des Kindes.
02:32In der Eichendorffstraße ist die Geburt des Kindes.
02:35In der Eichendorffstraße ist die Geburt des Kindes.
02:38In der Eichendorffstraße ist die Geburt des Kindes.
02:42Noch bevor Erich Walter und seine Frau mit dem Baby richtig in der Wohnung sind,
02:46kommen schon die ersten Gratulanten.
02:49Sie wollen nicht stören, sondern Sie einmal gratulieren.
02:51Ach, das ist aber nett. Herzlichen Dank.
02:53Neugierig sind wir natürlich auch auf den Kleinen.
02:55Das ist doch klar.
02:57Aber Sie müssen entschuldigen, meine Frau muss sich erst ein bisschen hinlegen.
02:59Wenn Sie Lust haben, können Sie heute Abend auf den Sprung rüberkommen.
03:01In Ordnung, wir pingeln heute Abend noch einmal an.
03:03Aber die Blumen, die können Sie Ihrer Frau ja schon hinstellen.
03:06Und das darf ich Ihnen auch noch geben.
03:07Herzlichen Dank.
03:09Das Interesse an dem neugeborenen Kind der Walters beschränkt sich nicht nur auf Familienmitglieder,
03:15Freunde und Bekannte. Einige hundert Kilometer von Kassel entfernt, in einer kleinen Stadt in
03:21Südwestdeutschland, interessiert sich ein völlig fremder Mann für das Baby in Kassel. Karl Egon
03:28Weiland stellt in seinem Betrieb Kindernahrung her, die er durch mehrere Vertreter vertreiben
03:33lässt. Um den Absatz zu fördern, hält er sich mehrere Zeitungen aus dem gesamten Bundesgebiet
03:39und verfolgt ganz besonders sorgfältig die Geburtsanzeigen. Dabei entdeckt er unter
03:44anderem auch das Inserat der Familie Walter.
03:46Frau Gerber, kommen Sie doch bitte mal. Ja, sofort.
03:50Was gibt's Herr Weiland? Sind Sie fertig mit den Zeitungen?
03:56Ja, ich habe hier ein paar Adressen übertragen. Gehen Sie doch bitte mal in unsere Kartei und
04:00stellen Sie eine extra Liste über den Raum Kassel zusammen. Da hat sich in der letzten Zeit eine
04:04ganze Menge getan. Ist gut Herr Weiland. Da müsste sich eigentlich sogar eine extra Aktion lohnen.
04:08Wer macht denn das hier bitte? Ich glaube die Opel. Ja, mit der soll ich dann auch mal telefonieren.
04:12Ich versuch's gleich mal. Gut.
04:13Für Inge Walter in Kassel bringen die ersten Tage mit dem Baby nicht nur Freude,
04:21sondern auch viele ungewohnte Aufgaben und Pflichten. Und wie jede junge Mutter,
04:27die ihr erstes Kind bekommen hat, schwebt sie ständig in Angst, etwas verkehrt zu machen.
04:31Wenige Tage nach ihrer Entlassung aus der Klinik erhält sie unerwarteten Besuch.
04:38Und die kommt gleich. Guten Tag Frau Walter. Mein Name ist Hoppe. Guten Tag. Ich komme vom
04:51Mütterberatungsdienst des Gesundheitsamtes und soll mal nach ihrem kleinen Sohn sehen. Klaus
04:56heißt er doch nicht, wa? Ja, aber warum? Was ist denn? Ich weiß davon gar nichts. Normalerweise
05:01melden wir unsere Besuche natürlich an Frau Walter. Aber ich hatte gerade hier draußen zu
05:05tun und da wollte ich gleich mal bei Ihnen vorbeischauen. Nein, ich habe ja auch Glück
05:08gehabt. Sie sind ja zu Hause. Bitte kommen Sie herein. Ich bin gerade dabei den Kleinen zu
05:13wickeln. Das passt ja sehr gut. Ich besuche die Kinder natürlich lieber, wenn sie wach sind und
05:18nicht, wenn sie schlafen. Na, dann komm mal her. Kleistchen. Guck mal, du hast Besuch. Ein liebes
05:28Kerlchen hier. Aber ein bisschen blass ist das, Frau Walter. Blass? Finden Sie wirklich? Doch,
05:38doch, doch, doch. Blass ist das schon. Ich sehe ja jeden Tag eine ganze Menge Babys und der
05:43Kleine hier sieht tatsächlich nicht sehr gut aus. Habt ihr denn irgendwas? Nein, mir ist nichts
05:48aufgefallen. Er schreit nachts immer ein bisschen, aber das ist doch nichts Außergewöhnliches, oder?
05:54Eigentlich nicht. Aber wissen Sie, Frau Walter, bei so kleinen Würmern können Sie nicht vorsichtig
05:59genug sein. Und dieses Jahr Ihr erstes. Da haben Sie natürlich keine Vergleiche. Meinen Sie denn
06:03wirklich, dass dem Kleinen etwas fehlt? Das ist schwer zu sagen. Vielleicht liegt es ja an der
06:09Ernährung. Auf sowas reagieren Sie ja am ehesten. Was geben Sie ihm denn? Ich bin gerade dabei, ihn
06:15nach und nach ganz auf die Flasche umzustellen. Na, sehen Sie. Das könnte es schon sein. In diesem
06:20Stadium stellen sich bei vielen Kindern die ersten Störungen ein. Und wenn man da nicht sehr aufpasst,
06:25dann kann das natürlich schnell ziemlich ernst werden. Um Gottes Willen, jagen Sie mir bloß kein
06:30Schrecken ein. Ich habe schon eine Menge erlebt, junge Frau. Aber heutzutage ist das ja nicht mehr
06:35so schlimm. Da lässt sich leicht Abhilfe schaffen. Ja, was könnte ich denn dann tun? Am besten ist,
06:41ich gehe gleich mal zum Kinderarzt. Ja, ja, ja, natürlich. Das ist immer richtig. Nur würde ich
06:46damit noch etwas warten. Die Ärzte sind ja heute so überlastet. Ich meine, da würde fürs Erste ein
06:53guter Nährzucker helfen. Nährzucker? Meinen Sie? Ja, ganz recht. Wir empfehlen von der Mütterberatung
06:59in solchen Fällen immer Weilandsnährzucker. Wollen mit dem Präparat die besten Erfolge haben.
07:04Ja, ich weiß nicht. Meinen Sie denn, dass das wirklich nötig ist? Ja, Sie müssen es wissen, Frau Walter,
07:09ob Ihnen die Gesundheit Ihres Kindes am Herzen liegt und ob Sie sich später vielleicht einmal Vorwürfe
07:14machen wollen. Also ich würde es Ihnen unbedingt raten, es jetzt einmal mit dem Nährzucker zu probieren.
07:19Warten Sie! Wo gibt es denn diesen Nährzucker? Und ist er denn nicht furchtbar teuer? Was teuer ist denn?
07:29Sehen Sie, da habe ich gerade zufällig seinen Bestellschein für Nährzucker dabei. Wir übernehmen das
07:34hin und wieder und bestellen den Nährzucker für die Mütter direkt bei der Firma. Dann sparen Sie
07:38die Umständnis auch bei Dir im Direktbezug. Na, was hast Du denn? Die Mutti bestellt auch gerade
07:45etwas Gutes für Dich. Also fürs Erste würde eine Dose im Monat ausreichen. Sie werden sehen, was Sie
07:52dann gleich für eine Freude an Ihrem Kind haben werden. Es wird auch gleich eine viel bessere Farbe
07:56kommen. Eine Dose kostet 11,50 Mark. Das sind also die Woche noch nicht einmal 3 Mark. Na ja, das ist
08:03ja nicht so schlimm. Und wie muss ich ihm den Nährzucker geben? In der Flasche? Ja, ganz richtig.
08:08Sie rühren am besten unter jede Mahlzeit einen gestrichenen Teelöffel mit unter. Oder Sie können
08:13ihn natürlich auch extra in ein bisschen Milch auflösen. Da hat der kleine Mann dann alle Vitamine
08:17und Nährstoffe, die er braucht. Sie können sogar auf den Möhrensaft verzichten. Ja, ach, sag mal, kann ich
08:22irgendwo sitzen? Ach, das kleine Stühlchen hält mich ja wohl. Ganz zielbewusst hat die angebliche
08:30Beraterin des Gesundheitsamtes Frau Walter zuerst einmal einen Schrecken eingejagt. Die junge Mutter
08:36ist deshalb sogar dankbar, dass sie die vermeintliche Gefahr von ihrem Kind abwenden kann.
08:41Und so kommt sie gar nicht auf den Gedanken, dass die Besucherin eine Betrügerin sein könnte. Frau
08:47Walter will nur das Beste für ihr Kind. Sie unterschreibt also den vorgelegten Bestellschein,
08:52ohne ihn vorher genau durchzulesen. Der bestellte Nährzucker lässt nicht lange auf sich warten.
09:01Schon wenige Tage später bekommt das Baby mit seinem Fläschchen einen Teelöffel von der neuen
09:06Zusatznahrung. Auch Erich Walter interessiert sich natürlich für die Ernährung seines Sohnes.
09:13Die Mami kocht doch schon was. Ja, ja, ja, ja, ja. Was ist denn das? Das ist der Nährzucker, den die
09:23Mütterberaterin mir empfohlen hat. Sie hat gesagt, der Junge braucht das. Die Mütterberaterin? Hast du es
09:30bei ihr bestellt? Ja. Ja, aber die kommt doch von einem Amt. Darf die denn sowas verkaufen? Hast du es
09:36gleich bezahlt? Nein, ich habe einen Bestellschein unterschrieben und dann sind die Büchsen mit der Post
09:41rausgekommen. Hey, Moment. Sag doch mal her, hast du den Bestellschein? Ja, gleich gibt's was zu essen.
09:51Ja, gleich gibt's ja was zu essen, was? Die Frau Hoppe, die da war, hat gesagt, dass sie ab und zu
10:01solche Bestellungen vermittelt, damit es nicht so umständlich ist. Naja, und weil doch der Kleine so
10:06blass ist. Jetzt, wo er umgestellt wird, auch die Flasche. Blass? Ach was, wo ist denn der Junge blass?
10:12Hey, du hast dir das Zeug für zwei Jahre bestellt. Zwei Jahre, sagst du? Davon hat sie nichts gesagt.
10:22Sie hat gesagt, dass ich eine Büchse im Monat brauche. Und dann steht ja auch noch, dass der Besuch nicht
10:27im amtlichen Auftrag erfolgte. Was soll denn das heißen? Dann war die Frau ja gar nicht von der
10:33Mütterberatung. Mein Gott, Erich, so weit hab ich noch gar nicht gedacht. Ist das denn schlimm? Die hat so ernst
10:39geredet. Na, du mach dir mal keine Sorgen, Schatz. Wenn das Zeug gut ist, dann ist es ja nicht verkehrt.
10:45Dann kann's ja nicht schaden. Weißt du was, morgen oder übermorgen gehen wir zum Kinderarzt und der kann
10:50ihn sich ja mal ansehen. Und den Nährzucker nehmen wir auch mit.
11:07Der Kinderarzt, den das Ehepaar Walter wenige Tage später aufsucht, kennt die Büchse mit dem
11:12Nährzuckerschon.
11:17Immer noch das Gleiche. Ganz normaler Zucker mit ein bisschen Traubenzucker und Kakaopulver versetzt.
11:23Das nimmt ein wenig beängstigende Formen an. Ist das denn schlimm, Herr Doktor? Ich hab doch den Kleinen schon
11:28davon gegeben. Nein, Frau Walter, in Ihrem Fall natürlich nicht. Aber es gibt schon eine Reihe von Säuglingen,
11:34denen das Zeug nicht bekommt und bei denen es dann zu empfindlichen Störungen kommen kann. Aber bei Ihrem Kind
11:40ist das, wie gesagt, nicht weiter gefährlich. Der Junge ist ja ausgesprochen robust.
11:43Dann soll ich ihm den Nährzucker also nicht weitergeben. Nein, ich würde es nicht empfehlen.
11:48Und im Übrigen ist hier der Babynahrung, die es heute zu kaufen gibt, alles drin, was man für die gesunde Ernährung
11:53eines Säuglings braucht. Wie viel haben Sie denn von den Büchsen gekauft? Tja, meine Frau hat leider um das
11:58Rind. Für zwei Jahre. Trösten Sie sich, Sie sind nicht die Einzigen. Es sind schon viele junge Frauen auf diese
12:05angeblichen Mütterberaterinnen hereingefallen. Sie werden sich nun vielleicht fragen, meine Damen und Herren,
12:14was man gegen Schwindler dieser Art unternehmen kann. Leider recht wenig. Es gibt zwar einige Urteile von
12:21Zivilgerüchten, nach denen die Eltern diese zweifelhaften Aufbaupräparate nicht mehr abzunehmen brauchten.
12:27Aber wer riskiert schon wegen eines Betrages von etwa elf Mark im Monat einen aufwendigen Prozess?
12:34Lieber geben die meisten Eltern klein bei, und das wissen natürlich auch die Gauner, die von diesen Geschäften leben.
12:41Diesen Leuten mit Strafanzeigen beizukommen, ist noch erheblich schwieriger. Praktisch nur in einem einzigen Punkt
12:48sind sie unter Umständen strafrechtlich zu packen, wenn sich die Vertreterinnen nämlich, so wie es in der Regel
12:53geschieht, als eine Art Amtsperson vorstellen. Aber auch hier bauen sie sehr geschickt vor, indem sie sich auf dem
13:02Stellschein ausdrücklich bestätigen lassen, dass sie nicht behauptet haben, in einen amtlichen Auftrag zu kommen.
13:09Und welche Mutter möchte dann später vor Gericht zugeben, dass sie diese Bestätigung zwar unterschrieben,
13:15vorher aber nicht gelesen hat? Auch unser nächstes Beispiel, meine Damen und Herren, macht deutlich,
13:23wie schwer sich die Strafverfolgungsbehörden im Umgang mit routinierten und gut beratenden Betrügern tun.
13:29Wenn man sich die Ohnmacht der Behörden in solchen Fällen vor Augen führt, gewinnt man nicht selten den Eindruck,
13:34dass hier die Segnungen des Rechtsstaates einseitig missbraucht werden. Vordergründig geht es in unserem nächsten Beispiel
13:42um Autos. Das Kraftfahrzeug prägt und bestimmt heute so sehr unser gesamtes gesellschaftliches Leben,
13:48dass es eigentlich gar nicht verwunderlich ist, wenn nach den Dieben nun auch die Betrüger das Auto als Beutegeschäftsobjekt
13:56entdeckt haben.
14:01Helmut Münzinger ist kaufmännischer Angestellter und wohnt in einem Vorort von Frankfurt.
14:06An einem Wochenende im Oktober 1971 hatte er einen besonderen Grund, sein Auto auf Hochglanz zu polieren.
14:13Er will den Wagen verkaufen und hat deshalb eine Anzeige in der Zeitung aufgegeben.
14:18Früher als er wartet, rufen an diesem Morgen die ersten Interessenten an.
14:23Helmut, kommst du mal eben nach oben, da ist jemand am Telefon wegen der Anzeige.
14:27Ja, ich komm schon.
14:34Ja, hier ist Münzinger.
14:38Ja, wie es in der Anzeige steht, Rekord 1700 S, 81.000 Kilometer, der Austauschmotor aber ist 40.000.
14:47Ja, und dann noch Halogenlampen, Nebelscheinwerfer und Anhängerkupplung.
14:53Ja, 4700 Mark.
14:57Ach, das wäre ja prima.
15:00Ja, wenn Sie wollen, können Sie gleich vorbeikommen.
15:02Der Wagen steht unten, Taunusstraße 3.
15:06Ja, ist gut, in 20 Minuten.
15:09Vielen Dank, auf Wiedersehen.
15:11Na, ist das was?
15:13Ich glaube schon, das war einer von einer Versicherung oder so.
15:16Der hat gesagt, Sie hätten einen Kunden, der hat einen Totalschaden gehabt
15:19und nun müssten Sie ihm ein gleichwertiges Auto beschaffen.
15:21Ach so, ja, ich verstehe.
15:22Und der Totalschaden, das war auch ein 17er Rekord, hat er auch so um die 80.000 gelaufen.
15:27Das würde genau stimmen, hat er gesagt.
15:28Ach ja.
15:29Und noch etwas, der hat gesagt, dass er vielleicht etwas mehr zahlen kann als 4700.
15:33Oh, das wäre ja klasse. Wann kommt der denn?
15:35So in 20 Minuten. Ich gehe noch schnell ein bisschen aufräumen unten.
15:41Pünktlich ist der angekündigte Interessent bei Helmut Münzinger eingetroffen.
15:47Und der Mann, der sich am Telefon als Versicherungsagent ausgegeben hat, macht einen guten Eindruck.
15:52Und er nennt Helmut Münzinger nach einer kurzen Besichtigung tatsächlich einen guten Preis.
16:01Tja, Herr Münzinger, für mich gäbe es da eigentlich gar keine Frage.
16:05Der Wagen ist prima in Schuss und er würde auch genau passen.
16:09Ich meine, für unseren Kunden mit dem Totalschaden.
16:12Und der Preis?
16:13Naja, ich glaube, wir können Ihnen 200 Mark mehr bieten. Also 4,90.
16:17Ja, das ist ja prima.
16:19Gut. Wenn Sie damit einverstanden sind, dann machen wir gleich den Vertrag.
16:22Helmut, Telefon.
16:24Wegen der Anzeige?
16:25Ja, kommst du mal rauf?
16:26Ist gerade verkauft, kannst du sagen.
16:28Oh, fein. Gut, mache ich.
16:32Helmut Münzinger freut sich über den schnellen Entschluss des angeblichen Versicherungsagenten
16:36und über die zusätzlichen 200 Mark, mit denen er nicht gerechnet hatte.
16:43Ohne Argwohn wickelt er die weiteren Formalitäten des Verkaufs ab.
16:51Herr Münzinger, kann ich mal bitte die Papiere haben?
16:54Wegen der Daten für den Kaufvertrag.
16:56Ja, Moment. Ich hole sie gleich.
16:58Danke.
17:00Während Helmut Münzinger die Kraftfahrzeugpapiere holt,
17:03füllt der Mann, der sich als Versicherungsbeauftragter ausgibt, den vorgedruckten Vertrag weiter aus.
17:08So bitte, hier sind die Papiere.
17:09Danke.
17:13Das wär's dann schon.
17:16Sie müssen dann lediglich noch hier unterschreiben, Herr Münzinger.
17:27Hier unten, bitte.
17:33Moment mal, was heißt denn das?
17:34Auftrag zur Vermittlung eines Kraftfahrzeugverkaufs.
17:37Wie soll ich denn das aufschreiben?
17:39Auftrag zur Vermittlung eines Kraftfahrzeugverkaufs. Wie soll ich denn das verstehen?
17:43Ja, wir sind offiziell ja nur Vermittler. Der Wagen ist ja für unseren Kunden bestimmt.
17:48Ja, aber Sie kaufen ihn doch.
17:49Ja, natürlich. Praktisch schon.
17:52Schauen Sie, wenn wir offiziell als Käufer auftreten,
17:55dann müssten wir für nichts und wieder nichts 11 Prozent Mehrwertsteuer zahlen.
17:58Und die müssten wir Ihnen natürlich vom Kaufpreis abziehen.
18:01Das heißt, wir könnten dann auch nicht für neuen zahlen.
18:03Ach so, daran hab ich noch gar nicht gedacht.
18:05Sie würden also praktisch mehr als 500 Mark verlieren.
18:08Naja, das wär natürlich nicht so gut.
18:10Und deshalb, Herr Münzinger, treten wir nur als Vermittler auf.
18:14Für unseren Kunden, für den wir ein gleichwertiges Fahrzeug besorgen müssen.
18:17Aha. Und als Vermittler brauchen Sie keine Mehrwertsteuer zu zahlen.
18:22Genau, Herr Münzinger. Das ist es.
18:24In der Praxis läuft das so.
18:26Sie geben uns den Wagen und die Papiere mit.
18:29Wir lassen den Wagen dann am Montag auf unseren Kunden zu.
18:31Und Sie kriegen gleichzeitig ihr Geld. Das ist alles.
18:34Und Sie wollen den Wagen dann gleich mitnehmen?
18:37Das müssen wir ja, Herr Münzinger, wenn wir damit am Montag früh bei der Zulassungsstelle sein wollen.
18:42Außerdem müssen wir natürlich bis dahin die Finanzierung regeln.
18:45Und dazu brauchen wir den Brief.
18:46Und das Geld, das krieg ich dann erst am Montag?
18:48Ja. Auf die zwei Tage kommt es Ihnen doch nicht drauf an.
18:51Bis Montag können Sie ja mit dem Geld sowieso nichts anfangen.
18:54Naja, das schon, aber...
18:55Was heißt hier aber?
18:57Wenn Sie den Vertrag jetzt unterschreiben, ist juristisch alles geregelt.
19:00Oder halten Sie uns etwa für Betrüger?
19:04Wir sind schließlich nicht irgendwer, sondern wir arbeiten für eine große Versicherung.
19:07Naja, ich kenn mich da nicht so aus.
19:09Ich hab da nicht so viel Erfahrung wie Sie.
19:11Das verstehe ich schon.
19:13Aber Sie brauchen da, wie gesagt, wirklich keine Angst zu haben.
19:16Besser können Sie den Wagen gar nicht verkaufen.
19:18Und schauen Sie mal hier unten.
19:20Der Vertrag ist vom Zentralverband herausgegeben und vom Finanzministerium in Bonn geprüft und genehmigt.
19:25Da gibt's keine faulen Klauseln, mit denen die Leute übers Ohr gehauen werden.
19:29Schon gut, so war's ja nicht gemeint.
19:31Na sehen Sie, Herr Münzinger.
19:33Also, hier bitte.
19:35Das gewandte Auftreten des angeblichen Versicherungsagenten und seine treffsicheren Argumente zerstreuen Helmut Münzingers Bedenken.
19:42Danke. Da brauche ich nur noch die Schlüssel.
19:45Das ist für Sie, Herr Münzinger.
19:48Dankeschön.
19:50Da er einen schriftlichen Vertrag in den Händen hält, ist er schließlich auch damit einverstanden,
19:54dass die Männer seinen Wagen mitsamt den Papieren mitnehmen,
19:57um die Ummeldeformalitäten vorbereiten und abwickeln zu können.
20:044 Tage später.
20:06Helmut Münzinger hat immer noch kein Geld von der angeblichen Versicherungsagentur bekommen.
20:11Zuerst glaubte er lediglich an eine Verzögerung.
20:14Dann hat er versucht, die Versicherungsagentur unter der im Vertrag angegebenen Telefonnummer anzurufen.
20:20Als er schließlich merkte, dass unter dieser Rufnummer gar kein Anstoß besteht,
20:25ist er missverstanden.
20:27Die im Vertrag angegebene Adresse der Firma entpuppt sich als dubioser Unterschlupf.
20:44In der dritten Etage eines Mietshauses,
20:47ist Helmut Münzinger, der in den letzten Tagen auf der Suche nach einem neuen Wagen,
20:53In der dritten Etage eines Mietshauses,
20:56findet Helmut Münzinger schließlich das sogenannte Versicherungsbüro.
21:19Sie? Was machen Sie denn hier?
21:21Äh, ich komme wegen meinem Geld, guten Tag.
21:23Geld? Was denn für ein Geld?
21:25Ja, aber Sie wissen doch, für mein Auto, das Sie am Samstag geholt haben, 4.900 Mark.
21:29Nun machen Sie mal halblang, also so brauchen Sie mir gar nicht erst zu kommen.
21:32Wegen der paar Mark brauchen Sie mir doch nicht gleich die Bude einzurennen.
21:35Aber was heißt paar Mark? Fast 5.000, Sie können doch nicht...
21:38Ich sollte das Geld doch am Montag bekommen, das haben Sie doch selbst gesagt.
21:41Ich? Ich hab das nicht gesagt. Wie kommen Sie mir denn vor?
21:43Sie hören Sie mal, Sie haben doch...
21:45Ich will Ihnen mal was sagen. Ob und wann Sie das Geld bekommen, das müssen Sie schon mir überlassen.
21:49Jetzt schauen Sie, dass Sie wegkommen.
21:51Was sollen die Leute im Haus denken, wenn Sie hier Krach machen und rumschreien wie ein Wilder?
21:54Ich hab doch gar nicht geschrien.
21:56Ich will doch nur das Geld oder das Auto, dann geben Sie mir das Auto zurück.
22:00Den Wagen hab ich nicht mehr. Der ist verkauft.
22:03Hab ich Ihnen doch gesagt, dass er am Montag verkauft wird.
22:06Der ist weg. Da ist nichts mehr zu holen. Und bei mir auch nicht.
22:10Also hören Sie mal.
22:13Das ist ja eine Unverschämtheit, das geht doch nicht, das können Sie doch nicht machen mit mir.
22:18Wenn Sie mir nicht sofort den Wagen geben oder das Geld, dann gehe ich zur Polizei und zeige Sie an.
22:22Hören Sie auf!
22:24Das können Sie ruhig machen.
22:26Dann gehen Sie am besten gleich zur Kripo, zu Herrn Doners. Das ist der Sachbearbeiter.
22:30Da brauchen Sie bloß meinen Namen zu sagen und den Vertrag vorzuzeigen.
22:35Dann weiß er schon Bescheid.
22:38Tja.
22:40Wenig später sitzt Helmut Münzinger tatsächlich bei der Kriminalpolizei.
22:44Hauptmeister Doners ist der Sachbearbeiter.
22:47Er ermittelt seit drei Jahren gegen den angeblichen Versicherungsagenten und seine Komplizen.
22:52Aber der Beamte kann Helmut Münzinger praktisch nicht helfen.
23:00Tja, Herr Münzinger.
23:04Tja, Herr Münzinger.
23:06Ich werde Ihre Anzeige also mit zum Sammelverfahren nehmen.
23:09Sie sind, wie gesagt, nicht der Einzige, der auf die Burschen hereingefallen ist.
23:12Da laufen schon ein paar hundert gleichartige Anzeigen.
23:15Ja, aber ich muss doch entweder mein Geld kriegen oder das Auto zurückbekommen.
23:19Da kann ich Ihnen leider nicht viel Hoffnung machen.
23:21Aber wieso, das verstehe ich nicht.
23:23Die Polizei ist doch dazu da, uns Bürger vor solchen Leuten zu schützen.
23:26Das ist schon richtig, Herr Münzinger, aber wir sind an die Gesetze gebunden.
23:30Und diese Leute kennen sich in den geltenden Gesetzen so gut aus,
23:33dass sie sämtliche Lücken für sich ausnützen.
23:36Oft werden sie von den Juristen auch schon vorher beraten,
23:39damit sie genau wissen, wie sie es anstellen sollen.
23:42Aber ich habe doch hier diesen Vertrag und der ist auch rechtsgültig.
23:45Dann habe ich doch auch ein Recht darauf, dass ich das Auto kriege oder das Geld.
23:48Zivilrechtlich schon, Herr Münzinger, aber für zivilrechtliche Auseinandersetzungen sind wir nicht zuständig.
23:52Was heißt hier zivilrechtlich?
23:54Die Kerle haben doch mein Auto geklaut.
23:57Sie müssen doch wenigstens mein Auto suchen, damit ich das wiederbekomme.
24:00Selbst wenn wir Ihren Wagen wiederfinden, nur mal angenommen.
24:03Selbst dann können wir Ihnen nicht helfen.
24:05Denn sehen Sie, in der Regel verkaufen die Burschen die Fahrzeuge gleich weiter.
24:09Und der neue Besitzer, der hat doch keine Ahnung von der Vorgeschichte.
24:12Und er hat gutes Geld für Ihr Auto bezahlt.
24:14Er ist dem Gesetz nahe, der rechtmäßige Eigentümer.
24:17Ja, aber Moment mal, da stimmt doch was nicht.
24:19Es heißt doch immer, wenn etwas gestohlen ist, kann man daran kein Eigentum erwerben.
24:22Also muss mir doch der meinen Wagen zurückgeben, der ihn jetzt hat.
24:25Im Prinzip haben Sie schon recht, Herr Münzinger.
24:27Man kann an Diebesgut kein Eigentum erwerben.
24:30Aber hier liegen die Dinge anders.
24:32Ihr Wagen ist im juristischen Sinn nicht gestohlen, sondern unterschlagen worden.
24:37Und an unterschlagenden Gegenständen kann man im Gegensatz zu Diebesgut sehr wohl Eigentum erwerben.
24:42Vorausgesetzt, dass man ein sogenannter gutgläubiger Erwerber ist.
24:45Das heißt, dass man von der Unterschlagung nichts weiß.
24:47Aber hören Sie mal, das ist doch schizophren so was.
24:49Da stimmen doch unsere Gesetze nicht mehr.
24:51Das ist doch...
24:52Da haben Sie nicht ganz unrecht, Herr Münzinger.
24:54Aber solange die Gesetze so sind, müssen wir uns dann errichten.
24:58Und die Gangster können ihre Tricks darauf aufbauen.
25:00Das heißt, Sie gucken seelenruhig zu, wenn die ein Auto nach dem anderen klauen?
25:04Nein, unterschlagen.
25:06Die Polizei hat doch auch die Pflicht, Straftaten zu verhindern.
25:09Und ist Unterschlagung etwa keine Straftat?
25:11Ja, was sollen wir denn tun?
25:13Na, einsperren!
25:14Sie sagen doch selbst, dass Sie nur von solchen krummen Touren leben und jeden Tag die Leute übers Ohr hauen.
25:19Ich verstehe Sie zwar sehr gut, Herr Münzinger, aber dazu fehlen uns die rechtlichen Voraussetzungen.
25:24Wir kriegen in solchen Fällen von den Gerichten keine Haftbefehle.
25:28Es gibt heute praktisch überhaupt nur zwei Haftgründe.
25:31Erstens, die Fluchtgefahr.
25:32Das scheitert man in der Regel aus, weil die Leute einen sogenannten festen Wohnsitz haben.
25:36Und weiter zweitens?
25:37Zweitens, die Verdunkelungsgefahr.
25:39Aber damit ist ja auch nichts zu machen, weil die Bursche ja nichts abstreiten.
25:42Zumal in den Verträgen ja alles schwarz auf weiß festgelegt ist.
25:45Und die sogenannte Wiederholungsgefahr, das wissen Sie vielleicht aus den Zeitungen,
25:48bietet dem Gesetz nach keiner Handhabe, diese Leute schon vor der Gerichtsverhandlung hinter schlossen Riegel zu setzen.
25:59Meine Damen und Herren, Sie haben vielleicht die Diskussion über das Haftrecht in den letzten Monaten verfolgt.
26:04Der Fall, den Sie gesehen haben, zeigt, wie ich meine, recht deutlich,
26:07warum hier eine Änderung der bestehenden Gesetze notwendig erscheint.
26:12Allein in einer einzigen deutschen Großstadt haben ein paar Autogangster der gezeigten Acht
26:16in einem Jahr auf diese Weise 322 Autos unterschlagen und damit etwa 1,2 Millionen Mark ergaunert.
26:24Diese Beute haben sie dann natürlich sehr schnell beiseite geschafft und einen Offenbarungseid geleistet,
26:30sodass mithilfe der Zivilgerichte nichts mehr zu holen war.
26:34Aber auch die Strafgerichte haben, wie es scheint, große Schwierigkeiten
26:39innerhalb einer angemessenen Zeitspanne für Gerechtigkeit zu sorgen.
26:44Es dauert Jahre, bis die Verfahren zu einem Urteil führen
26:48und so lange lassen sich routinierte Rechtsbrecher in ihrer Tätigkeit von den Ermittlungsbehörden wenig stören.
26:55Noch zumal sie bei der späteren Verurteilung durch die Bildung einer sogenannten Gesamtstrafe
27:01für viele gleichgelagerte Delikte kaum höher bestraft werden als für wenige.
27:06Sie kassieren also gewissermaßen einen Mengenrabatt.
27:10Das ist im Übrigen einer der Gründe, warum die Innenminister des Bundes und der Länder
27:15eine Änderung des geltenden Haftrechts gefordert haben.
27:18Wie mir scheint, eine sehr notwendige Änderung.
27:21Und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum sich einige Leute gegen diese geplante Reform des Haftrechts stemmen.
27:28Dem Rechtsstaat, auf den sie sich gerne berufen, erweisen sie meines Erachtens mit dieser Haltung keinen guten Dienst.
27:36Und nun zu einem ganz anderen Thema.
27:40Viele von Ihnen werden in den nächsten Tagen und Wochen in Urlaub fahren
27:44und die meisten von uns haben sich ein paar erholsame Wochen, er weiß Gott, sauer verdient.
27:49Aber oft genug verlaufen die Ferien ganz anders, als man es sich gewünscht hat.
27:55Denn in den letzten Jahren haben sich internationale Ganoven immer mehr auch auf Urlauber spezialisiert.
28:02Man begegnet ihnen in den Ferienländern heute ebenso in großen Hotels,
28:06wie auf den Flughäfen, Bahnhöfen oder den Campingplätzen.
28:13Die Familie Dierdorf aus Hamburg hat die erste Feriennacht auf einem Campingplatz in Norditalien verbracht.
28:20Herr Dierdorf will zeitig am Morgen wieder aufbrechen.
28:23Bis zu ihrem Ziel, einem kleinen Zeltplatz im Süden des Landes,
28:26hat die Familie aus Hamburg noch 600 Kilometer vor sich.
28:32Während der größte Teil der Familie bei den Aufräumungsarbeiten mithilft,
28:36konzentriert sich der Vater auf die Verantwortung für den Wagen.
28:45Er merkt nicht, dass ein fremder Mann ihm dabei zuschaut.
28:51Signore!
28:53Signore, Sie kommen aus Deutschland?
28:55Ah, Deutschland! Sehr gut!
28:59Guten Morgen!
29:00Guten Morgen!
29:02Guten Morgen!
29:03Ich habe in Hamburg vier Jahre gearbeitet.
29:05Die Menschen in Hamburg sind alle sehr nett.
29:07Ach so?
29:08Ja, sehr gut.
29:09Na ja, warum eigentlich nicht?
29:10Gehören Sie jetzt zum Campingplatz?
29:12Kommen Sie rein!
29:13Arbeiten Sie hier?
29:14Nein, nein, nichts mehr arbeiten.
29:15Ich habe jetzt in Rom ein kleines Geschäft mit Uhren, Gold, Schmuck. Verstehen?
29:20Gut verdient in Deutschland, oder?
29:21Ja, ich habe viel gearbeitet.
29:23Herr Dierdorf plaudert nicht ungern mit dem freundlichen Zeltplatznachbarn,
29:27der gerade die Hamburger so nett findet.
29:29Sehr gut!
29:30Wir Nazarios haben eine gute Lage.
29:32Oh, bellissimo!
29:33Ah, kommen Sie hier aus Hamburg?
29:35Signore!
29:36Signore kommen aus Hamburg.
29:38Die Menschen in Hamburg sind alle sehr nett.
29:41Ich habe etwas sehr Schönes für Signore.
29:43Arbeiten.
29:44Schönes Arbeiten.
29:45Ich mache hier in Urlaub so ein bisschen Geschäft.
29:48Hier oben, Gold und Schmuck, sehr billig.
29:51Ist geschmuggelt, oder?
29:52Aber nichts verraten.
29:53Nein, nein, natürlich nicht.
29:55Aber ist das nicht gefährlich?
29:56Oh, nichts gefährlich.
29:57Schmuggler und Leute, arm.
29:59Ich in den Elfen, kaufe Gold billig ab.
30:02Warte.
30:04Das hier kostet 100.000 Lire.
30:09Billig, billig.
30:11Ich kann Ihnen geben für 100, für 40, 60, 60.000.
30:1560.000?
30:16Wie viel ist denn das?
30:17Na, so etwas über 300 Mark ungefähr.
30:21300 Mark?
30:22Na ja, ich weiß ja nicht, ob wir damit in unserem Geld hinkommen.
30:26Ist das auch wirklich so besonders billig?
30:28Signora, sehr billig.
30:30Schweres Gold, massiv, massiv.
30:33Aber Sie müssen nichts kaufen.
30:35Ich kann verkaufen in Rom für 100.000 Lire.
30:39Aber, Signora, nicht.
30:41Ich habe eine bessere Idee.
30:42Guardi, Signora.
30:43Armband für Signora.
30:46Signore.
30:47Ah, der hat noch was.
30:48Ur.
30:49Alles zusammen 100.000 Lire.
30:51Bello.
30:53Echte, Schweizer Ur, exklusiv.
30:55Omega, Gold.
30:5718 Karat.
30:59Papi, kriege ich denn dein Album?
31:00Ah, nun mal langsam, mein Junge.
31:02Na ja, eine neue Ur könnte ich schon gebrauchen, aber...
31:05Nein, nein, also so viel können wir jetzt für sowas nicht ausgeben.
31:09Macht nichts.
31:10Alles zusammen 90.000.
31:13Sagen Sie mal, wie so ein Geschmuggel.
31:15Ist denn da sonst so viel Zoll drauf?
31:17Zoll?
31:19Schweizer.
31:27Ach, Sie meinen Mehrwertsteuer.
31:29La Signora intelligente.
31:31Mehrwertsteuer, Mehrwertsteuer.
31:34Mehrwertsteuer 10%.
31:36Zoll 30%.
31:37Juwelier verdienen 40%.
31:39Und Großhändler verdienen 10%.
31:41Und Schmuggler, Schmuggler holen direkt bei Fabrik ab.
31:47Herr Dierdorf, der erst ein wenig skeptisch war,
31:49weiß, dass echte Goldarmbänder und auch die Uren der bekannten Schweizer Firma
31:54in Deutschland erheblich teurer sind.
31:57Er ist jetzt fest davon überzeugt,
31:59dass ihm eine einmalige Chance entgeht,
32:01wenn er nicht zugreift.
32:03Aber er lässt sich sein Interesse nicht anmerken.
32:05Und so gelingt es ihm durch geschicktes Handeln,
32:07den Preis für das Armband und die goldene Uhr zusammen,
32:10schließlich auf 60.000 Lire herunterzudrücken.
32:13Umgerechnet etwa 330 Mark.
32:22Justo, justo.
32:23Wünschen gute Ferien und auf Wiedersehen.
32:26Danke, gleichfalls.
32:27Anno, danke schön.
32:28Du Hans, ich hätte gar nicht gedacht, dass du so gut handelst.
32:30Ja, du kennst mich noch nicht.
32:33Das Geld wird uns ja ein bisschen fehlen.
32:35Aber so eine Gelegenheit kommt wirklich nur einmal.
32:39Nein, das war einmalig.
32:40Das ist auch schön.
32:42Die Freude über den günstigen Einkauf
32:44wird nicht einmal bis zum Ende des Urlaubs anhalten.
32:48Nach einer Woche zerfällt das Armband in seine Einzelteile
32:51und nach weiteren drei Tagen bleibt auch die Uhr stehen.
32:56So, schon sind wir, Junge.
32:59So, jetzt geht's wieder los.
33:01Von einem Fachmann müssen sich die Dierdorfs dann sagen lassen,
33:04dass es sich um primitivste Imitationen handelt,
33:07bei denen sich nicht einmal die Reparatur lohnt.
33:15Ludwigsburg.
33:17Ludwigsburg.
33:18Guten Morgen.
33:19Guten Morgen.
33:20Ich komme aus Deutschland.
33:21Deutschland, sehr schön.
33:22Ich habe in Ludwigsburg vier Jahre gearbeitet.
33:24Ludwigsburg Menschen, sehr nett.
33:27Gut, Ludwigsburg.
33:33Die Geschichte von der angeblich so einmaligen Gelegenheit
33:36wird an diesem Tag auf diesem Campingplatz noch oft abgespult.
33:53Guten Tag.
33:54Guten Tag.
34:00Aber nicht nur mit falschen Schmuckwaren und Uhren
34:03wird den Urlaubern das Geld aus der Tasche gezogen.
34:06In der Hochsaison reisen die internationalen Gauner
34:09scharenweise in den klassischen Ferienländern an.
34:12Und sie suchen dann mit besonderer Vorliebe Trubel und Gedränge.
34:16Trubel.
34:18Trubel.
34:19500 l im Kilo.
34:20Ein bisschen leiser.
34:22400 l, 400 l.
34:23Nein, ich kann nicht mehr.
34:25Na, lass es sein, 400 l.
34:27Nein, wir machen das hier.
34:29500 l.
34:30Ja, dann machen wir das hier.
34:33900 l.
34:34Je bunter das Treiben und je malerischer die Kulisse,
34:37umso mehr sind die Urlauber aus dem Norden fasziniert und abgelenkt.
34:42Und nicht selten fallen sie dann raffiniert zusammenspielenden Taschendieben in die Hände.
34:51Herr Schäufele aus Stuttgart, der seine Kinder in die Geheimnisse eines südländischen Marktes einzuweihen versucht,
34:57merkt nicht, dass zwei Gauner ihn bereits im Visier haben.
35:00Einer der beiden steuert scheinbar unabsichtlich direkt auf Herrn Schäufele zu.
35:12Er kann mit den beiden Kindern an der Hand nicht schnell genug ausweichen.
35:30Erschrocken stellt Herr Schäufele fest, dass praktisch seine gesamte Baarschaft verschwunden ist.
35:48Die beiden Taschendiebe sind inzwischen längst in der Menschenmenge untergetaucht.
36:00Die Diebstähle in den Zentren des Ferienverkehrs haben in den letzten Jahren solche Ausmaße angenommen,
36:12dass sich auch bereits Betrüger auf diese Entwicklung eingestellt haben.
36:16Raffiniert nutzen sie auf ihre spezielle Weise die Tatsache aus, dass jedermann sich gut vorstellen kann,
36:29selbst einmal bestohlen zu werden und mittellos im fremden Land auf der Straße zu stehen.
36:35Ein Schild mit dem deutschen Text, brauche Hilfe, spricht deshalb nahezu jeden anständigen Autofahrer an.
36:46Auch Herr Roderich aus Aachen hält an und erkundigt sich, was dem Landsmann fehlt.
36:51Guten Tag. Es ist mir entsetzlich peinlich. Mir ist meine Brieftasche gestohlen worden.
36:56Mein Geld, mein Checkheft, meine Checkkarte, einfach alles.
36:59Mein Wagen steht mit leerem Tank in Huesca und meine Familie sitzt in einem schmutzigen Hotel und wartet.
37:05Wie ist denn das passiert?
37:06Tja, Sie wissen ja, wie das ist. Hier ist einfach alles möglich.
37:09Mein Hotelzimmer ist aufgebrochen worden und dann war alles weg.
37:13Passen Sie nur auf, dass Ihnen sowas nicht auch passiert.
37:16Du, lieber Goethe, machen Sie bloß nicht einen Teufel an die Wand.
37:20Ja, wie können wir Ihnen denn helfen? Sollen wir Sie ein Stück mitnehmen?
37:24Nein, vielen Dank. Ich muss jetzt zum deutschen Konsulat nach Barcelona. Das ist ja nicht Ihre Richtung.
37:29Aber wenn Sie mir, ich frage wirklich sehr ungern, etwas Geld leihen könnten, nur für zwei Tage.
37:36Ja, wir haben auch nicht so viel Geld im Moment.
37:38Der Mann macht einen so verzweifelten Eindruck, dass Herr Roderich ihm schließlich 1000 Peseten, also rund 50 Mark, als Darlehen anbietet.
37:461000 kann ich Ihnen geben.
37:48Bitte halten Sie mich nicht für unverschämt.
37:51Ich bin Ihnen ja wirklich sehr dankbar, aber wenn Sie mir 3000 Peseten leihen könnten,
37:55dann könnte ich mir von meiner Bank zu Hause das Geld hier grafisch überweisen lassen und ich könnte das Geld Ihnen viel schneller zurückgeben.
38:003000?
38:01Ja, wissen Sie, wir sind ziemlich knapp mit der Reisekasse.
38:04Naja, aber ich bitte Sie es doch nur für zwei Tage. In zwei Tagen haben Sie es wieder zurück.
38:07Bitte, hier. Hier ist mein Ausweis.
38:10Und wenn Sie mir Ihre spanische Urlaubsadresse geben, dann schicke ich Ihnen das Geld übermorgen zu.
38:15Oder, wenn es nicht allzu weit ist, dann bringe ich es Ihnen persönlich vorbei.
38:19Herr Roderich greift schließlich tatsächlich zur Briefsasche und leiht dem Mann, der sich als Kaufmann Otto Beer aus Bad Honnef ausweist, 3000 Peseten, rund 150 Mark.
38:37Können wir Sie noch bis zur nächsten Ortschaft mitnehmen?
38:39Nein, danke, ich muss ja wieder zurück. Also vielen Dank nochmal und sobald ich das Geld habe, melde ich mich bei Ihnen.
38:43Ja, wir müssen uns aber wirklich drauf verlassen können, sonst kommen wir mit unserem Geld nicht hin.
38:46Selbstverständlich, da brauchen Sie keine Angst zu haben. Also, Wiedersehen.
38:52Herr Roderich wird die 3000 Peseten natürlich nicht wiederbekommen.
38:56Und auch die Adresse des angeblich so hilfsbedürftigen Landsmannes nützt ihm nichts.
39:01Denn es stellt sich später heraus, dass der Ausweis gefälscht war und dass dem Betrüger mit dem falschen Namen Otto Beer auch noch viele andere deutsche Urlauber auf den Leim gegangen sind.
39:12Guten Tag, ich brauche dringend Hilfe. Es ist mir entsetzlich peinlich. Mir ist meine Briefsasche gestohlen worden und mein Geld, mein Scheckbuch, meine Scheckkarte, einfach alles.
39:28Es ist natürlich wirklich eine schwierige Situation, meine Damen und Herren, wenn da in Italien oder Spanien plötzlich ein Landsmann um Hilfe bittet.
39:37Man kann ja nicht wissen, ob er sie nicht tatsächlich nötig braucht.
39:41Man kann aber angesichts der großen Zahl derartiger Darlehensschwindler nur empfehlen, den Leutnen in solchen Fällen kein Bargeld zu geben,
39:49sondern ihnen beispielsweise ein Telefongespräch zu ermöglichen oder sie mitzunehmen bis zum nächsten Konsulat.
39:56Auch gegen Taschendiebe kann man sich naturgemäß nur schwer schützen.
40:01Man sollte ihnen das Handwerk aber auch nicht unnötig erleichtern, zum Beispiel dadurch, dass man sein ganzes Geld in Portemonnaie oder in der Brieftasche mit sich herum trägt
40:10oder dadurch, dass man Scheckbuch und Scheckkarte in ein und dieselbe Tasche einsteckt.
40:17Mehr Chancen, die Gauner zu erkennen, hat man dann schon bei betrügerischen Uhren und Goldhändlern.
40:23Ganz über den Daumen gepeilt kann man sagen, dass fast alle derartigen Schmuckstücke, die auf Parkplätzen, Campingplätzen oder an ähnlichen Orten angeboten werden, gefälscht sind,
40:33auch wenn die Händler auf großartige Goldstempel verweisen.
40:38Bei diesen gefälschten Omega-Uhren, von denen nach den Feststellungen von Interpol nicht weniger als 15.000 im Monat abgesetzt werden,
40:45kann man die Imitation im Übrigen sehr einfach erkennen.
40:50Bei den echten, hier ist eine echte, ist das Firmenzeichen hier auf der Krone reliefartig erhaben.
40:59Bei den Fälschungen, hier ist eine Fälschung, ist es lediglich eingerätzt oder eingraviert.
41:05Das ist für die Gangster wesentlich einfacher als der komplizierte Guss von neuen Kronen mit einem erhabenen Firmenzeichen.
41:14Solche sogenannten Nepp-Uhren werden im Übrigen auch hier in Deutschland gelegentlich angeboten.
41:19Zum Beispiel an den Haustüren und auf Bahnhöfen.
41:22Und dies zur allgemeinen Warnung auch für diejenigen Zuschauer, die nicht im Ausland Ferien machen.
41:28Und damit darf ich mich wieder einmal verabschieden.
41:30Bis zum nächsten Mal bei dieser Sendung Vorsicht Falle.
41:33Auf Wiedersehen.
41:43Untertitel der Amara.org-Community
42:13Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt
42:43Die Sendung wurde vom NDR live untertitelt
43:13Die Sendung wurde vom NDR live untertitelt

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