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Transkript
00:00Guten Tag meine Damen und Herren. Es ist kein Zufall, dass auch heute in einem unserer Beispiele wieder vom Auto die Rede sein wird, denn je mehr das Kraftfahrzeug unseren Alltag beherrscht, umso mehr wird es auch dazu benutzt, um damit Geschäfte zu machen, seriöse wie auch unseriöse.
00:17Oft sind die Grenzen unscharf und fließend geworden. In kaum einem Bereich trifft das mehr zu als bei den sogenannten Unfallhelfern.
00:26In diesem Gewerbe haben sich nämlich in letzter Zeit clevere Geschäftemacher etabliert, die aus jedem fremden Unfall möglichst viel Geld für die eigene Tasche herauszuschinden versuchen.
00:38Sie versprechen den Unfallopfern den ganzen Ärger und die Formalitäten abzunehmen. Aber was zunächst wie ein freundliches Hilfsangebot aussieht, das man in der ersten Verwirrung nach einem Verkehrsunfall nur zu gerne annimmt, ist in Wirklichkeit oft ein ganzes System von Tricks und Maschen, das durchaus in die Sendung Vorsicht Falle gehört.
00:59An einer Autobahneinfahrt bei Frankfurt ist es wieder einmal zu einem Auffahrunfall gekommen. Ein Fahrer musste wegen einer Stauung plötzlich bremsen, der nächste hatte zu wenig Abstand gehalten oder vielleicht auch gerade nicht aufgepasst.
01:16Ein alltäglicher Unfall. Die Schuldfrage ist klar. Niemand wurde verletzt, die Polizei nimmt gar kein Protokoll auf, sondern regelt die Sache an Ort und Stelle mit Verwarnungsgeld.
01:29Können wir Ihnen noch irgendwie behilflich sein? Ach ja, wenn Sie so nett wären, einen Abschleppwagen zu schicken. Wir müssen das Auto ja abschleppen lassen. Die Hinterräder sind völlig blockiert.
01:37Mein Gott, wie lange wird denn das dauern? Unsere Kinder sind nämlich allein zuhause.
01:41Der Buchhalter Werner Grossmann war mit seiner Frau auf dem Weg nach Hause. Sie haben ihren Kindern versprochen, pünktlich zurückzukommen und sind wegen des unerwarteten Aufenthalts jetzt in Sorge.
01:52Und Herr Grossmann hat auch ein wenig Mühe, nach dem Schreck an alles zu denken, was man in einer solchen Situation beachten muss.
02:01Was sagen Sie hier? Ich habe noch nie einen Unfall gehabt. Was braucht man denn noch alles? Ich meine, was für Angaben für die Versicherung?
02:09Nichts weiter. Meinen Namen und die Adresse haben Sie ja. Und die Versicherung auch. Was soll es denn noch sein?
02:15Sie brauchen doch nicht gleich einzuschlafen, das ist doch nicht meine Schuld.
02:17Da kommt ja der Abschleppwagen. Das ist aber schnell gegangen.
02:28Na, guten Tag. Hat die Polizei Sie angerufen? Nee, ich bin gerade vorbeigekommen.
02:33Na, also dann wollen wir mal. Sie sind wohl unschuldig an dem Unfall, was?
02:37Ja, ja. Aber sagen Sie, was machen wir denn, wenn der andere kommt, der die Polizei gerufen hat?
02:41Ach, wissen Sie, das kommt bei uns nicht so drauf an.
02:52Können Sie mal die Handbremse lösen?
03:01Ja, das geht ja wieder. Da kann ich ja vielleicht selber fahren.
03:06Ach nee, das ist eine Anzeige, weil die Bremslichter nicht gehen. Das Abschleppen bezahlt ja die Versicherung.
03:12Ich bin so ein kleines Schergen.
03:17Der Abschleppwagen, der wenige Minuten später mit dem Ehepaar Grossmann in Richtung Frankfurt fährt,
03:21gehört einer der Firmen, die heimlich den Polizeifunk abhören und dann, ganz zufällig versteht sich, an der Unfallstelle auftauchen.
03:29Dabei geht es ihnen in der Regel nicht nur um den Verdienst für das Abschleppen.
03:34Meist versuchen sie auch noch andere Firmen einzuschalten, die ihnen dafür dicke Provisionen bezahlen.
03:40Wird ein paar Tage dauern, bis der Wagen fertig ist. Nehmen Sie Leihwagen, was?
03:45Ja, aber da muss ich doch was anzahlen. Ich weiß nicht mal, ob ich genug Geld für das Abschleppen bei mir habe.
03:51Ach was, Leihwagen fritzen haben doch einen Unfallkundendienst. Da brauchen Sie gar nichts zu bezahlen.
03:57Wir legen sogar das Geld für den Abschleppwagen und für die Reparatur aus
04:01und holen sich dann nachher alles direkt von der Versicherung wieder.
04:04Da brauchen Sie sich dann um gar nichts mehr zu kümmern.
04:06Ich weiß nicht, Werner. Die paar Tage kannst du doch eigentlich mit der Straßenbahn ins Büro fahren.
04:11Ach, warum soll er sich denn in eine überfüllte Straßenbahn quetschen?
04:15Der Leihwagen steht ihm doch zu. Das zahlt doch die Versicherung und alles andere auch.
04:20Du, es ist ja nicht nur, dass ich einen Wagen habe, wenn die dann auch alles für mich erledigen würden.
04:25Gut, dann setze ich Sie unterwegs beim Leihwagenfritzen ab und dann können Sie gleich von dort nach Hause fahren.
04:31Herr Grossmann fährt erst seit zwei Jahren Auto.
04:34Er hat noch nie einen Unfall gehabt, aber er hat von Kollegen gehört,
04:38dass die Versicherungen oft große Schwierigkeiten machen, bevor sie zahlen.
04:45Darum ist er recht froh, jemanden gefunden zu haben, der ihm alle Scherereien abnehmen will.
04:50Noch zumal die Versicherung, wie ihm immer wieder erklärt wird, alles bezahlen muss.
04:55Niemand sagt ihm, dass er Anspruch auf eine Geldentschädigung hätte, wenn er keinen Leihwagen nehmen würde.
05:01Was für ein Fahrzeug hätten Sie denn gern?
05:04Ach, wenn Sie haben, möglichst den gleichen, dann ist es nicht so eine große Umstellung.
05:08Aber selbstverständlich gern.
05:10Das ist ja peinlich.
05:12Es sagt ihm auch niemand, dass er auf jeden Fall einen Teil der Leihwagenkosten selbst tragen muss,
05:17weil sein eigenes Fahrzeug ja still steht und währenddessen nicht abgenutzt wird.
05:22Um die vollen Kosten von der Versicherung zu erhalten, müsste Herr Grossmann ein kleineres und billigeres Auto nehmen.
05:28Daran würde der Autovermieter dann aber natürlich nicht so viel verdienen.
05:32So, das ist Ihr Führerschein und wenn Sie jetzt bitte hier unterschreiben wollen, dann sind Sie alle Sorgen los.
05:38Das ist der Leihvertrag für den Mietwagen in dreifacher Ausfertigung.
05:41Das ist die Vollmacht für den Rechtsanwalt und hier der Kreditantrag für die Finanzierung.
05:47Wieso Rechtsanwalt? Und wofür dieser Kreditantrag?
05:51Ja, wollen Sie sich denn selbst mit der Versicherung herumstreiten?
05:54Werner ist doch nur ein Rechtsanwalt gewachsen.
05:56Und zahlen müssen Sie einen Anwalt, wenn Sie als Geschädigter sich einnehmen.
06:00Und der Kredit ist für die anfallenden Rechnungen, den Leihwagen, die Reparaturen und so weiter.
06:04Dann brauchen Sie selbst nichts vorzulegen.
06:06Verwaltet wird der Kredit vom Rechtsanwalt.
06:11Och, Werner, die Kinder.
06:15Und ich muss mich dann um nichts mehr kümmern?
06:18Um nichts.
06:19Ja gut, dann wird es schon alles in Ordnung sein.
06:27Wenn Sie Ihren Wagen dann von der Werkstatt wiederbekommen,
06:30dann lassen Sie den Leihwagen einfach dort stehen und rufen uns an.
06:34Wir holen ihn dann selbstverständlich von dort ab.
06:38So, das ist Ihr Durchschlag vom Mietvertrag.
06:43Und hier sind die Warenpapiere und die Schlüssel.
06:47Sie kommen eben noch mit raus.
06:51Herr Grossmann ist beeindruckt von der Perfektion, mit der der Unfallkundendienst organisiert ist.
06:57Er hat das Gefühl, in guten Händen zu sein und fährt beruhigt nach Hause.
07:02Tatsächlich hört er zunächst nichts weiter von dem Unfall.
07:06Vielleicht wäre ihm doch etwas unwohl, wenn er wüsste,
07:09was er mit seinen vielen Unterschriften alles beantragt und genehmigt hat
07:13und wie viele Leute an seinem Unfall noch mitverdienen.
07:18Der Abschlepper hat seinen Wagen nämlich nicht zur nächsten Fachwerkstatt in Frankfurt gebracht,
07:23sondern in einen abgelegenen Reparaturbetrieb am Rande des Taunus.
07:27Das erhöht nicht nur die Abschlepprechnung,
07:30er bekommt hier auch wieder eine Provision für jeden abgelieferten Wagen.
07:34Der Sachverständige wiederum, der den Schaden begutachten soll,
07:37ist von der Werkstatt bestellt worden.
07:39Er gibt den Wagen zur Reparatur frei, obwohl er sehen müsste,
07:43dass die Reparaturkosten höher sein werden als der sogenannte Zeitwert des Fahrzeuges.
07:49Denn die Werkstatt, von der er viele seiner Aufträge bekommt, will er an dem Wagen verdienen.
08:02Die Reparatur zieht sich in die Länge, denn daran wird wiederum der Autovermieter verdienen.
08:07Fünf Wochen lang benutzt Herr Grossmann seinen Leihwagen ohne Bedenken.
08:12Niemand hat ihm gesagt, dass die Versicherung das Mietfahrzeug nur für die Zeit bezahlen muss,
08:17die in einer gut geführten Fachwerkstatt für die Reparatur notwendig gewesen wäre.
08:24Die Rechnungen bekommt Herr Grossmann gar nicht zu sehen.
08:27Sie landen unmittelbar bei dem Rechtsanwalt,
08:29den er mit seiner Unterschrift bei der Leihwagenfirma beauftragt hat, ohne ihn zu kennen.
08:35Alles bezahlt.
08:37Und der Anwalt bezahlt großzügig alles von dem Kredit,
08:40den Herr Grossmann in unbegrenzter Höhe ebenfalls beantragt hat.
08:44Je höher die Rechnungen, umso mehr verdient die Bank,
08:47der zwischengeschaltete Kreditvermittler und wiederum die Leihwagenfirma,
08:51die von den Provisionen des Vermittlers ihren Anteil bekommt.
08:55Von all dem erfährt Herr Grossmann nichts.
08:58Ihm ist immer nur gesagt worden, er brauche sich um nichts zu kümmern.
09:03Der Anwalt schickt ihm nach einigen Monaten dann lediglich eine Kopie der Endabrechnung.
09:085262 Mark fordert er namens seines Mandanten von der Versicherung.
09:14Ein paar Wochen später dann sitzt Werner Grossmann im Vorzimmer dieses Rechtsanwaltes,
09:18um eine Angelegenheit zu klären, die er vorerst noch für ein Missverständnis hält.
09:24Er hat von dem Anwalt einen Brief mit der Aufforderung bekommen,
09:29an eine Bank, die er überhaupt nicht kennt.
09:32So Herr Grossmann, Herr Rechtsanwalt erwartet Sie.
09:35Dankeschön.
09:37Tag Herr Grossmann.
09:38Guten Tag.
09:39Nehmen Sie doch Platz.
09:40Danke.
09:41Frau Graf, holen Sie mir doch die Akte von Herrn Grossmann.
09:43Na, dass ich Sie mal persönlich kennenlerne.
09:45Ja, wo fehlt es denn, Herr Grossmann?
09:47Sie haben mir da einen Brief geschrieben.
09:49Darf ich mal sehen?
09:50Ja, das war die Sache, wo die Versicherung so unverschämte Abstriche gemacht hat.
09:54Danke.
09:55Da wollen wir mal sehen, wie die Sache ist.
10:02Tja, das sieht nicht gut aus, Herr Holzmann.
10:05Herr Grossmann, bitte.
10:06Entschuldigung.
10:08Ja, wenn ich Ihnen das mal kurz erläutern darf, Herr Grossmann.
10:11Sie haben den Wagen für 3.575 Maik reparieren lassen.
10:15Die Versicherung stellt sich nun hier auf den Stand,
10:17dass das Fahrzeug nur noch einen Zeitwert von 2.500 Maik hat.
10:22Dafür geht noch der Restwert des beschädigten Wagens ab.
10:25Da setzen die 500 Maik ein.
10:27Ja, das ist natürlich ein bisschen viel, aber immerhin.
10:302.000 Maik wollen Sie zahlen.
10:32Ja, ja. Aber wieso?
10:35Ja, ich sehe schon.
10:37Sie berufen sich da auf ein paar Grundsatzurteile.
10:39Das war nicht so sehr viel zu machen.
10:42Dann die sachverständigen Kosten, die haben Sie ja voll übernommen.
10:45Tja.
10:46Und hier der Leihwagen.
10:48Den hatten Sie 34 Tage, Herr Grossmann.
10:50Mhm.
10:51Das ist natürlich wirklich ein bisschen viel.
10:53Warum haben Sie das gemacht?
10:55Warum?
10:56Na, weil es in der Werkstatt so lange gedauert hat.
10:58Tja.
11:00Da berufen die sich hier natürlich auch auf die einschlägigen Gerichtsurteile.
11:04Sie erkennen nur 10 Tage an.
11:06Wissen Sie, es gibt in der Rechtsprechung mittlerweile für all diese Dinge feste Normen.
11:12Die sind hin bis zur letzten Kleinigkeit ausgepackt durch alle Instanzen.
11:17Und für so eine Reparatur müssen ja vielleicht tatsächlich 10 Tage ausreichen.
11:21Theoretisch natürlich.
11:22Wenn es nun aber länger gedauert hat, ist das vielleicht meine Schuld?
11:25Das ist eben alles Theorie.
11:26Und die Schwierigkeiten, die man in der Praxis mit den Werkstätten hat,
11:29nehmen die Gerichte eben nicht genug zur Kenntnis.
11:31Aber das ist doch ein Unding.
11:32Ja, natürlich.
11:33Tja, wissen Sie, Herr Grossmann, manchmal könnte man wirklich verzweifeln.
11:37Aber die Versicherungen sind nun mal planlich, wenn es ans Bezahlen geht.
11:40Nur, was Sie unbedingt müssen.
11:42Ja, wie soll es denn nun weitergehen?
11:44Wer bezahlt denn die Rechnung jetzt?
11:45Ja, die sind schon bezahlt, Herr Grossmann.
11:47Was?
11:48Ja, das haben Sie ja selbst so verfügt.
11:50Und dafür haben Sie auch den Kredit aufgenommen.
11:52Und diesen Kredit müssen Sie wohl oder übel zurückzahlen,
11:54sobald er nicht durch die Leistungen der Versicherung gedeckt ist.
11:57Aber man hat mir doch eindeutig gesagt, die Versicherung zahlt alles.
12:01Wieso soll ich jetzt zahlen?
12:032.500 Mark.
12:05Ja, da wäre ich doch billiger weggekommen, wenn ich das Auto gleich zum Schrottplatz gebracht hätte.
12:09Sehen Sie, genau so argumentiert die Versicherung eben auch.
12:12Sie sind, juristisch ausgedrückt, verpflichtet, den Schaden zu mindern.
12:16Ja, und Sie haben ja mehr Geld ausgegeben, als zur Behebung des Schadens unbedingt notwendig war.
12:20Das ist, wie gesagt, die Rechtslage.
12:22Das hat mir niemand gesagt.
12:24Es hieß immer nur, Sie brauchen sich um nichts zu kümmern.
12:26Die Versicherung zahlt alles.
12:27Was soll ich denn jetzt machen?
12:28Tja, am besten Sie zahlen Ihre Schulden recht schnell bei der Bank,
12:31bevor Sie noch mehr Zinsen kosten.
12:32Na, ich denke doch gar nicht daran, ich werde nicht bezahlen.
12:34Ach, das gibt's doch alles gar nicht.
12:36Entweder die Versicherung hat Unrecht und Sie zahlen, oder sie hat Recht.
12:39Dann war doch die Rechnung zu hoch.
12:41Also, wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, Herr Grossmann, dann bezahlen Sie lieber.
12:44Sie haben doch der Bank mit einer Ihrer Unterschriften den pfändbaren Teil Ihres Arbeitslohnes abgetreten.
12:50Was?
12:51Ja, hier Punkt 7 in Ihrem Kreditantrag.
12:55Und das ist doch wohl Ihre Unterschrift.
12:58Ja, natürlich.
12:59Die holen sich also Ihr Geld auf jeden Fall bei Ihnen.
13:01Na, hören Sie mal, das kann doch wohl nicht wahr sein.
13:04Tja, so seien Sie wenig böse, Herr Grossmann, ich habe gleich noch einen Termin.
13:08Ich muss mich jetzt also leider verabschieden.
13:10Denken Sie mal über die Sache nach.
13:12Die Kontonummer, auf die Sie das Geld überweisen müssen, habe ich Ihnen ja geschrieben.
13:15Herr Grossmann bleibt schließlich nichts anderes übrig, als den Kredit, den er ahnungslos beantragt hat, zu einem großen Teil selbst zurückzuzahlen.
13:23Er hat die vermeintliche Hilfe nach seinem Unfall teuer bezahlt.
13:29Nicht immer müssen die Betroffenen so tief in die eigene Tasche greifen wie in dem aufgezeigten Beispiel.
13:35Ein paar hundert Mark aber müssen sie wegen der künstlich aufgeblähten Unkosten fast immer drauflegen.
13:41Die Zahl solcher Fälle geht mittlerweile in die Zehntausende.
13:45So ist zum Beispiel festgestellt worden, dass ein einziger Rechtsanwalt im Jahr nicht weniger als 1500 solcher Fälle an sich gezogen und dann im Fließbandverfahren abgewickelt hat.
13:56Bezeichnend für die Praktiken dieser sogenannten Unfallhelfer erscheint mir im Übrigen die Art und Weise zu sein,
14:02wie sie die Schockwirkung und die allgemeine Verwirrung ausnutzen, die an einem Unfallort in der Regel herrschen.
14:09Um nun nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten.
14:13Selbstverständlich müssen sie ihren Wagen abschleppen lassen, wenn er nicht mehr verkehrssicher ist.
14:18Selbstverständlich steht ihnen für eine gewisse Zeit ein Leihwagen zu oder aber eine entsprechende Barentschädigung.
14:25Selbstverständlich können sie auch einen Rechtsanwalt einschalten.
14:29Nur sie sollten sich diese Helfer nicht pauschal aufdrängen lassen, sondern sie selbst aussuchen, damit sie einen Überblick und eine Kontrolle behalten.
14:37Sonst wird, wie sie gesehen haben, möglicherweise in ihrem Namen viel Geld verdient und sie müssen später dafür einstehen.
14:47Und nun meine Damen und Herren zu einem ganz anderen Fall.
14:50Zu einem Fall aus der sogenannten großen Welt.
14:54Er zeigt, wie anpassungsfähig Betrüger sein können, wenn es darum geht, anderen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.
15:00Und er beweist schließlich, dass auch Leute, die man gemeinhin für immun hält, immer wieder auf die raffinierten Machenschaften solcher Betrüger hereinfallen.
15:16Guten Tag, meine Frau.
15:17Guten Tag, kann ich dienen?
15:18Mein Name ist Funkmann.
15:19Ich hatte vorhin angerufen und mit Herrn Engel gesprochen.
15:21Ach ja, ich weiß Bescheid, Frau Professor. Kommen Sie bitte durch, Herr Engel erwartet Sie.
15:24Ja, danke.
15:25Cornelia Funkmann hat sich telefonisch bei Thomas Engel, dem ersten Juwelier am Platze, angemeldet.
15:31Der Name Funkmann hat in der Stadt ebenfalls einen sehr guten Klang.
15:35Professor Horst Funkmann ist Facharzt für Psychiatrie mit weltweitem Ruf.
15:40Der Juwelier empfängt die Frau deshalb mit ausgesuchter Höflichkeit.
15:44Guten Tag, meine Frau.
15:45Guten Tag.
15:46Das ist nett, dass Sie gekommen sind.
15:48Darf ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee, Tee oder vielleicht eine kleine Cognac?
15:52Nein, danke, sehr liebenswürdig. Im Moment bitte nicht.
15:54Nachher vielleicht, wenn Sie mir die Preise gesagt haben.
15:57Ja, so schlimm wird es sicher nicht werden.
15:59Sie entschuldigen mich einen Augenblick.
16:01Nee, die Frau, ich hole eben die ausgesuchten Stücke.
16:06Cornelia Funkmann hatte in ihrem Telefongespräch mit dem Juwelier die Absicht geäußert,
16:10sich ein Brillant-Kollier aussuchen zu wollen, das ihr ihr Mann zu ihrem zehnten Hochzeitstag schenken wolle.
16:17Ich habe schon mal ein paar, wie ich persönlich meine, besonders schöne Stücke ausgesucht.
16:23Hier ein Revier-Kollier mit Diamanten, ein Gelb-Gold-Kollier mit Jade und Lapislazuli,
16:31ein Türkis-Saphir-Kollier mit Diamanten und ein Kollier mit Marakten und Diamanten.
16:38Mit psychologischem Geschick führt der Juwelier die kostbaren Kolliers vor.
16:44Bald bemerkt er nicht ohne Vergnügen, dass Cornelia Funkmann eines der Schmuckstücke ganz besonders gut gefällt.
16:53Es ist das Wertvollste.
16:57Also Herr Engel, all diese Stücke sind ja sehr schön.
17:00Aber wenn ich ehrlich sein soll, dieses hier, das gefällt mir am besten.
17:05Also jetzt kann ich es Ihnen ja sagen, Grete Frau.
17:07Damit haben Sie genau meine Wahl betroffen.
17:09Wenn ich Ihnen raten darf, ich würde Ihnen dieses Kollier auch empfehlen.
17:13Es steht Ihnen wirklich ganz ausgezeichnet.
17:15Ich glaube auch.
17:16Es ist wirklich ein außergewöhnlich schönes Stück, nicht?
17:19Ja, dann wird es wohl bei diesem bleiben.
17:21Und meinem Mann, ich hoffe, dem wird es auch gefallen.
17:23Das heißt, vielleicht sagen Sie mir jetzt erst einmal ganz vorsichtig, was es kostet.
17:28Naja, es ist wirklich ein sehr schönes Stück und natürlich auch eine sehr gute Geldanlage.
17:34Also 183.000 kostet es.
17:37Oh, da müssen Sie aber ganz diplomatisch sein bei meinem Mann.
17:40Zu schlimm wird es schon nicht werden.
17:42Aber er sollte es doch erst einmal sehen, bevor wir uns endgültig entscheiden.
17:45Ja, aber selbstverständlich, Grete Frau.
17:47Sagen Sie, Herr Engel, mein Mann ist so furchtbar beschäftigt.
17:50Könnten Sie wohl so nett sein und das Kollier bei uns zu Hause einmal vorbeibringen?
17:54Am besten abends mal, wenn mein Mann mit der Praxis fertig ist.
17:57Dann könnte er es sehen und den Kauf gleich perfekt machen.
18:00Selbstverständlich, Grete Frau, wann immer Sie wollen.
18:02Ich rufe Sie an und sage Ihnen, wann es am günstigsten wäre.
18:04Ja, in Ordnung, Grete Frau.
18:06Selbstverständlich, ich darf mich zuerst für Ihren Besuch recht herzlich bedanken.
18:10Auf Wiedersehen.
18:11Auf Wiedersehen, Herr Engel.
18:14Wenige Stunden nach dem Besuch beim Juwelier fährt die Frau vor der Villa des bekannten Psychiaters Prof. Funkmann vor.
18:29Niemand ahnt bisher, dass die Dame eine gewagte Doppelrolle spielt.
18:37Ja bitte, guten Tag.
18:38Guten Tag, mein Name ist Engel, vom Juweliergeschäft Engel.
18:42Ich hatte mit Herrn Prof. Funkmann telefoniert.
18:44Ach ja, gnädige Frau, ich weiß Bescheid.
18:46Bitte kommen Sie herein.
18:47Danke.
18:48Rechts bitte.
18:52Möchten Sie einen Moment Platz nehmen?
18:53Danke, es wird doch nicht lange dauern.
18:55Ich glaube nicht.
19:01Herr Prof. Frau Engel ist jetzt da.
19:03Ja bitte, es geht gerade.
19:05Kommen Sie bitte, gnädige Frau.
19:08Hier bitte, in Klassik.
19:13Tag, gnädige Frau.
19:14Tag.
19:15Bitte, nehmen Sie Platz.
19:17Danke.
19:19Was kann ich für Sie tun?
19:21Ach, wissen Sie, Herr Prof., die Sache ist etwas delikat.
19:25Dafür sind wir Ärzte ja schließlich da.
19:27Also, es geht um meinen Mann.
19:29Wissen Sie, ich mache mir ernsthafte Sorgen um ihn.
19:31Er hat sich in der letzten Zeit sehr verändert.
19:33Aber ich glaube, das kommt alles nur von der vielen Arbeit.
19:35Er kann nicht mehr abschalten, denkt immer nur ans Geschäft.
19:38Nun ja, es geht uns von mehr oder weniger allen so, hm?
19:42Ich habe aber Angst, dass er das bald nicht mehr verkraftet.
19:45Nervlich meine ich.
19:47So.
19:48Meinen Sie, wie äh, wie äußert sich denn das?
19:53Ach, in vielen Dingen, Herr Prof.
19:55Manchmal sind es nur kleine Dinge.
19:57Er kann kaum noch schlafen nachts, nimmt dauernd Tabletten.
20:00Und oft redet er im Schlaf dann wirres Zeug.
20:02Von Schmuck, den er verkaufen will, von tollen Colliers.
20:05Und wenn ich ihn anspreche, dann schreckt er hoch, ist oft schweißgebadet.
20:10Also, ich mache mir ehrlich Sorgen, Herr Prof.
20:13Naja, wenn das so ist.
20:16Das kann ich natürlich schon verstehen, aber
20:18ich fürchte allerdings, da müsste ja Gatte wohl selbst einmal vorbeikommen, hm?
20:22Ja, ja, deshalb bin ich ja bei Ihnen, Herr Prof.
20:24Ich habe ihn jetzt endlich so weit, dass er sich in die Obhut eines Arztes begeben will
20:27und da habe ich natürlich gleich an Sie gedacht.
20:29Und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns helfen könnten.
20:31Selbstverständlich geht die Gefahr natürlich.
20:33Wollen wir gleich einen Termin vereinbaren, oder wie dachten Sie?
20:35Oh ja, sehr gerne, wenn es vielleicht mal am späten Nachmittag ginge.
20:38Sie wissen, wenn das Hauptgeschäft vorbei ist.
20:40Tja, gut, wie wär's denn, sagen wir gleich, übermorgen, Donnerstag, 18 Uhr, ist das recht?
20:45Ja, ist mir sehr recht. Ich werde es meinem Mann sagen.
20:47Es wird sicher gehen am Donnerstag, sonst.
20:49Wenn nicht, dann kann ich Sie nochmal anrufen.
20:51Darf ich Sie gleich hier ausbilden, Frau?
20:53Haben Sie vielen Dank, Herr Professor.
20:55Keine Ursache.
20:56Und auf Wiedersehen.
20:57Auf Wiedersehen, bitte schön.
20:58Die Dame, die sich wechselweise als Frau des Psychiaters und des Juweliers ausgibt,
21:03telefoniert kurz nach ihrem Besuch bei Prof. Funkmann noch einmal mit Herrn Engel.
21:10Ja, danke, ich warte.
21:14Auch er antwortet.
21:16Ja, danke, ich warte.
21:20Auch er ahnt noch nichts von dem Doppelspiel, das die Frau treibt.
21:26Guten Tag, Herr Engel, hier ist Funkmann.
21:30Ah, guten Tag, Mädchen Frau, bitte schön.
21:32Ich habe inzwischen mit meinem Mann gesprochen, Herr Engel.
21:34Ginge es denn bei Ihnen übermorgen, also Donnerstag um 18 Uhr?
21:38Selbstverständlich. Donnerstag, 18 Uhr. Ich habe es mir notiert.
21:46Ich freue mich. Bis übermorgen dann also. Wiederhören, Herr Engel.
21:49Auf Wiedersehen, Frau Professor. Bis Donnerstag.
21:55Zwei Tage später, am Donnerstag, fährt kurz vor 18 Uhr zunächst ein Taxi vor der Villa des Psychiaters vor.
22:03Warten Sie bitte hier, es wird nicht lange dauern. Ich komme bald wieder zurück.
22:09Guten Tag. Guten Tag.
22:11Ach, Frau Engel, ich dachte, Ihre Gatte wollte heute kommen.
22:13Gelernt ist schon richtig. Ich war doch zufällig in der Gegend hier und da wollte ich gerne auf meinen Mann warten, bis er fertig ist.
22:17Dann können wir zusammen nach Hause fahren.
22:18Aber natürlich. Bitte kommen Sie herein.
22:20Danke.
22:24Ach, ich setze mich so lange ins Wartezimmer, mein Mann wird hier gleich kommen.
22:27Ist gut, gnädige Frau. Ich sage Ihnen dann Bescheid, wenn Ihre Gatte fertig ist.
22:30Mein Mantel kann ich ja hier sonst nicht tragen.
22:32Ja, das ist doch gut.
22:34Die Frau, die mit erstaunlicher Kaltblütigkeit ihren Namen wechselt, beobachtet vom Wartezimmer aus die Straße vor dem Haus.
22:40Ihr raffinierter Plan ist in die entscheidende Phase getreten.
22:45Pünktlich um 18 Uhr fährt der Juwelier vor der 18. Villa vor.
22:54Die Frau, die mit erstaunlicher Kaltblütigkeit ihren Namen wechselt, beobachtet vom Wartezimmer aus die Straße vor dem Haus.
22:59Ihr raffinierter Plan ist in die entscheidende Phase getreten.
23:03In einem kleinen schwarzen Aktenkoffer verwahrt er das kostbare Collier.
23:08Die Frau im Wartezimmer beobachtet die Szene, ohne selbst gesehen zu werden.
23:13Oh, Herr Engel, das ist aber schön, dass Sie so pünktlich kommen.
23:16Mein Mann wird gleich fertig sein. Guten Tag, Eva.
23:18Bitte kommen Sie doch.
23:24Darf ich Sie eben hier herein bitten?
23:27Darf ich Sie eben hier herein bitten?
23:32So, wenn Sie bitte einen Moment Platz nehmen, Frau Engel.
23:34Sehr gerne, Frau Engel.
23:35Ach, wissen Sie, ich bin ja so gespannt, was mein Mann sagen wird.
23:37Wenn ich ehrlich sein soll, ich auch.
23:39Wissen Sie, ich habe eine Idee. Wie wäre es denn, wenn ich das Collier gleich anlegen würde?
23:43Ausgezeichnet.
23:44Und vielleicht auch ein hübsches Passwort gleich dazu?
23:46Das finde ich sehr gut, mein Kompliment.
23:48Ach ja, das mache ich. Würden Sie wohl so nett sein und es mir schon mal geben.
23:51Aber selbstverständlich gerne.
23:53Hier, bitte sehr, Frau Engel.
23:55Ja, danke. Ich bin sofort zurück. Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen, Frau.
24:06Plötzlich hat es die Frau recht eilig.
24:10Der Juwelier ahnt noch nichts von der Überraschung, die auf ihn wartet.
24:16Ja, ja, gut. Und dann rufen Sie mich morgen mal an, wie es Ihnen dann geht, ne?
24:19Jawohl, Herr Professor. Wiedersehen.
24:21Herr Engel, vermute ich?
24:22Ja, genau, Herr Professor.
24:23Hat leider noch etwas gedauert. Bitte, treten Sie näher.
24:26Ja, danke, Herr Professor.
24:30Haben Sie es denn schon gesehen?
24:32Gleich, Herr Engel, gleich.
24:35Bitte, setzen Sie sich.
24:38Also, wirklich, Herr Professor, ich bin zwar auch Geschäftsmann,
24:41aber zu diesem Stück kann ich ehrlich gesagt nur gratulieren.
24:45Wie, äh, wie meinen Sie das?
24:48Na, das Collier meine ich.
24:50Ach so, ja. Das Collier.
24:55Ja, das kriegen wir schon hin, Herr Engel.
24:58Erzählen Sie mir doch bitte erst mal ein bisschen.
25:00Ach ja, also, es ist ein wirklich erstklassiges Modell.
25:04Eine hervorragende Arbeit.
25:07Ein eigener Entwurf aus unserem Atelier.
25:10Während Professor Funkmann sich aus medizinischen Gründen für den Juwelier interessiert,
25:15ist die Frau mit dem Collier darauf aus, recht schnell zum Flughafen zu kommen.
25:25Das Ticket für ihre Flucht ins Ausland hat sie bereits in der Tasche.
25:30Sagen Sie, wie lange haben Sie das Geschäft jetzt schon?
25:35Ja, wieso? Ich habe das Geschäft von meinem Vater übernommen.
25:38Er ist 1943 gestorben.
25:40Er ist 1943 gestorben?
25:42Ja. Und sagen Sie, wie lange haben Sie eigentlich keinen Urlaub mehr gemacht?
25:46Ich verstehe Sie nicht. Was hat denn das mit dem Collier zu tun?
25:49Naja, das mag Ihnen jetzt etwas ungewöhnlich erscheinen,
25:53aber wir kommen da schon noch hin. Immer der Reihe nach.
25:58Noch ist der Juwelier für Professor Funkmann ein medizinisch interessanter Fall.
26:02Und die beiden Männer reden noch geraume Zeit aneinander vorbei,
26:05bis sie merken, dass sie auf das raffinierte Spiel einer internationalen Betrügerin hereingefallen sind.
26:11Noch bevor sie die Polizei verständigen können, hat die Frau die Bundesrepublik verlassen.
26:16Erst nach einigen Tagen stellt sich heraus, dass sie unter falschem Namen nach Paris geflogen ist.
26:21Dort verlor sich dann ihre Spur.
26:26Dieser Betrugsfall, meine Damen und Herren, ist zwar recht ungewöhnlich.
26:30Er wird mit kleinen Abweichungen, aber doch immer wieder einmal mit Erfolg durchgespielt.
26:35Den echten Namen der Frau, die den Juwelier hereingelegt hat, konnte die Polizei im Übrigen bis heute nicht feststellen.
26:42Trotz umfangreicher Ermittlungen auf der ganzen Welt.
26:46Und jetzt geht es wieder einmal um das Thema Heimarbeit.
26:50Sie wissen sicher aus früheren Sendungen, dass unter diesem Stichwort immer wieder versucht wird, üble Geschäfte zu machen.
26:57Und es stört die Betrüger dieser Spachtel überhaupt nicht, dass sie dabei ausgerechnet jene Menschen abkochen,
27:02für die der Verlust jeder einzelnen Mark schmerzlich spürbar ist.
27:08Die Palette der Schwindler und Betrüger, die mit dem Begriff Heimarbeit operieren, ist ausgesprochen reichhaltig.
27:15Einmal versprechen sie einen guten Nebenverdienst durch Schreibarbeiten.
27:19Ein andermal durch das Züchten von weißen Mäusen oder Chinchillas.
27:23Oder schließlich einfach durch den Weiterversand dubioser Heimarbeitsrezepte nach dem Schneeballsystem.
27:29Wir möchten Ihnen jetzt eine spezielle Masche zeigen, die sich in jüngster Zeit ausgebreitet hat.
27:35Es geht dabei um Briefmarken, um Briefmarkensammler und um den Handel mit sogenannten Sammlermarken.
27:44Auch der Rentner Paul Hofmann aus Mannheim interessiert sich neuerdings für Briefmarken.
27:49Er hat vor einigen Tagen auf eine Zeitungsannonce geantwortet, in der ein beachtlicher Nebenverdienst versprochen wurde.
27:56500 Mark im Monat waren für das Zählen und Abpacken von Briefmarken in Aussicht gestellt worden.
28:02Paul Hofmann ist erst 58 Jahre alt.
28:05Er musste aber wegen einer Beinverletzung seinen Beruf als Tischler in einer Möbelfirma frühzeitig aufgeben.
28:11Seit dieser Zeit bemüht er sich um eine Heimarbeit.
28:14Denn die Rente, die er bekommt, ist nicht allzu üppig.
28:18Und seitdem er hofft, mit Hilfe von Briefmarken den gewünschten Nebenverdienst zu erzielen,
28:22bleibt er auf seinen Spaziergängen naturgemäß öfter einmal vor Geschäften stehen, in denen Sammlermarken ausgestellt sind.
28:30Paul Hofmann will sich über die Preise informieren und auch darüber, in welcher Form die Marken angeboten und verkauft werden.
28:38Als der Rentner von einem dieser Spaziergänge nach Hause kommt, erwartet ihn seine Frau mit einem Brief.
28:44Ja, es ist der Opa, Kinder. Na, ihr seid schönartig, ich komme gleich wieder.
28:48Du, Paul! Paul, ich glaube, die Firma mit der Heimarbeit, die hat schon geschrieben.
28:53Ja, die mit den Briefmarken.
28:55Ja, das ist der Opa, Kinder. Na, ihr seid schönartig, ich komme gleich wieder.
28:59Du, Paul! Paul, ich glaube, die Firma mit der Heimarbeit, die hat schon geschrieben.
29:03Ja, die mit den Briefmarken.
29:04Du, der Postbote, der kam kurz nachdem du gegangen bist.
29:07Das werde ich gleich lesen.
29:09Frau Hofmann hat ihrem Mann ermutigt, auf das Inserat in der Zeitung zu antworten.
29:14Sie weiß, dass er das Nichtstun nur schwer ertragen kann und dass er sich auch große Sorgen um die Zukunft macht.
29:21Frau Hofmann verdient zwar als Haushaltshilfe hin und wieder ein paar Mark, aber dennoch ist das Geld immer recht knapp,
29:27denn sie versorgen auch noch die beiden 5- und 8-Jahre alten Buben ihrer geschiedenen Tochter.
29:33Also, Kinderchen, komm, du lasst den Opa mal einen Augenblick in Ruhe, ja?
29:38Der Opa, der hat nämlich einen wichtigen Brief bekommen, den muss er jetzt lesen.
29:41So, Rolf, komm, hier, nimm deine Sachen. So, du auch.
29:45Und seid schönartig draußen, ja? Seid nicht so laut.
29:49Paul Hofmann ist natürlich gespannt auf das Angebot der Firma.
29:52Er möchte genau erfahren, was er tun wird.
29:54Er möchte genau erfahren, was er tun muss, um die versprochenen 500 Mark im Monat zu verdienen.
29:58Paul? Ja?
30:00Wenn es dir so gut geht, nimmst du mal eben deine Sachen hoch?
30:03Ich decke gerne hier links.
30:07Die Beschäftigung sei sehr einfach, schreibt die Firma.
30:10Sie bietet an, ein Paket mit etwa einem Kilo Sammlermarken zu schicken,
30:14die Herr Hofmann waschen, sortieren und in viele einzelne Tüten verkaufsfertig verpacken soll.
30:20Damit die Marken fachgerecht behandelt werden,
30:23ist zur Einführung auch ein Fernlehrgang mit dem Angebot verbunden.
30:27Diesen Lehrgang und die unsortierten Briefmarken will die Firma per Nachnahme schicken.
30:33Dann müssen wir 60 Mark bezahlen bei dir,
30:36damit wir das Material erst einmal bekommen und die Anleitung dazu.
30:40Was denn? So viel Geld?
30:43Na ja, aber die garantieren ein Monatsverdienst von 500 Mark,
30:45da können wir die 60 Mark schon mal reinstecken.
30:48Na trotzdem, ich finde das aber sehr viel Geld.
30:51Wie ist denn das jetzt mit den 500 Mark im Monat?
30:54Na ja, das ist doch klar.
30:56Sieh mal, die schreiben hier, es gibt immer mehr Sammler,
30:59und deswegen kaufen auch immer mehr Leute solche Briefmarken.
31:02Ich hab mich da ja ein bisschen umgesehen in der Stadt in den letzten Tagen.
31:05In den Geschäften, da kosten 25 Stück, abgepackt in so kleine Tüten,
31:10eine Mark und noch mehr.
31:12Was?
31:13Ja, und dann schreiben die auch, dass man in dem fernen Lehrgang lernt,
31:16wie man an neue Briefmarken rankommt, ohne dass es viel kostet.
31:20Ja, wenn du meinst, Paul.
31:23Also, ich hab dir ja selbst zugeredet, als das Inserat in der Zeitung stand.
31:27Finde ich nicht, dass wir da passen.
31:29Kinder! Kinder, kommt, kommt! Essen! Na los! Hände gewaschen!
31:34Noch am gleichen Tag schickt Paul Hofmann die Bestellung ab.
31:38Er ist recht optimistisch und glaubt, durch die Heimarbeit mit Briefmarken,
31:41die finanzielle Lage der Familie spürbar aufbessern zu können.
31:46Dass in dem Brief der Firma nichts Genaueres darüber steht,
31:49wie die fertig abgepackten Briefmarken weiterverkauft werden sollen,
31:53ist ihm nicht aufgefallen.
31:55Auch diesmal dauert es nur wenige Tage und Paul Hofmann erhält Antwort.
31:59Der Briefträger bringt die erwartete Nachnamensendung.
32:02Tag, Herr Hofmann.
32:04Guten Tag, Sie sind's. Was bringen Sie ein Schönes?
32:07Ob's schön ist, weiß ich nicht.
32:08Auf alle Fälle kostet's erst mal Geld, es ist nämlich ein Nachnamepäckchen.
32:11Für genauen Moment 62 Mark 50.
32:14Du liebe Güte! Ja, was ist das denn? 62 Mark 50, sagen Sie?
32:18Ja, von einer Briefmarkenagentur in Karlsruhe.
32:21Ach ja, richtig! Das hatten wir bestellt.
32:24Das ist nämlich Heimarbeit. Damit verdient man 500 Mark im Monat.
32:28Rolfi, geh doch mal bitte zur Umi und lass dir den Geldbund.
32:31Die prompte Lieferung der gewichtigen Nachnamensendung bestärkt Paul Hofmann
32:36in seiner Überzeugung, es mit einem honorigen und zuverlässigen Geschäftspartner zu tun zu haben.
32:52Danke. Ja.
32:54Wiederschauen, Herr Hofmann.
32:56Unvollzüglich macht sich Paul Hofmann daran,
32:59den mitgeschickten Fernlehrgang zu studieren.
33:02Dabei erlebt er die erste Überraschung.
33:05Er liest, dass er die sortierten Briefmarken selbst verkaufen soll,
33:09wenn er etwas verdienen will.
33:11Denn die Briefmarkenfirma bietet für die Rücknahme der verkaufsfertig verpackten Marken
33:16lediglich einen Betrag von etwa 550 Mark.
33:19Und das ist nicht alles.
33:20Paul Hofmann bietet für die Rücknahme der verkaufsfertig verpackten Marken
33:24lediglich einen Betrag von etwa 5 Mark an.
33:27Dennoch lässt sich Paul Hofmann vorerst noch nicht entmutigen.
33:34Bitte sei vorsichtig, Maria, damit die Marken nicht beschädigt werden.
33:37Ach, Paul. Sonst können wir sie nicht mehr verwenden.
33:39Also keine Angst, Paul. Ich pass schon auf.
33:42Ich sag mal, wie soll denn das jetzt weitergehen?
33:45Naja, du weißt ja. Also wenn die Briefmarken gewaschen und getrocknet sind,
33:48dann müssen sie sortiert werden.
33:50Und dann kommen sie hier in diese kleinen Tüten.
33:53Und dann muss ich halt versuchen, dass ich sie einigermaßen gut verkaufe.
33:56Wer soll denn die kaufen? Ich meine, wo willst du denn die verkaufen?
34:01Naja, entweder in Briefmarkengeschäften oder sonst eben in anderen Läden,
34:06bei Zigarrenhändlern oder so.
34:08Da werden doch die Briefmarken heutzutage überall verkauft.
34:12Na also, ich weiß nicht, Paul.
34:14Die werden doch nicht ausgerechnet die Marken bei dir kaufen, nicht?
34:16Die haben doch schon alle ihre Lieferanten, oder?
34:19Ach, du darfst nicht so schwarz sehen, Maria. Das werde ich schon schaffen.
34:23Bald zeigt sich, dass die Zweifel der Frau nicht unberechtigt sind.
34:27Als Paul Hofmann in den nächsten Tagen versucht,
34:30die sortierten und aufbereiteten Briefmarken zu verkaufen,
34:33erlebt er eine Enttäuschung nach der anderen.
34:36Nein, lieber Mann, beim besten Willen nicht.
34:38So was zieht heute nicht mehr.
34:40Könnten Sie denn nicht wenigstens zehn von diesen Tüten nehmen? Probeweise.
34:44Ich meine, dass Sie mir das Geld erst dann bezahlen, wenn Sie sie verkauft haben.
34:49Nein, nein. Schauen Sie mal her.
34:51Wenn überhaupt, dann müssen Briefmarkenpakete heute so präsentiert werden,
34:55wenn sie verkauft werden sollen.
34:57Mit Ihren Tüten da ist wirklich nicht viel Start zu machen.
35:01Ja, aber die Leute haben ja doch geschrieben,
35:03dass heutzutage immer mehr Briefmarken verkauft werden,
35:06weil es immer mehr Sammler gibt.
35:08Dann müssten Sie meine doch auch verkaufen können.
35:09Von der durchsichtigen Tüte haben doch die Leute später gar nichts mehr.
35:13Also, lieber Mann, Sie können es mir schon glauben.
35:16Ich bin über 20 Jahre im Geschäft.
35:18Ich weiß schließlich, was geht und was nicht.
35:20Die Leute wollen heute sehen, was sie kaufen.
35:23Und im Übrigen, was soll ich ihnen dann dafür geben?
35:26Ich krieg diese Dinger hier geliefert.
35:28100 Klarsichtkuverts zwischen 10 und 20 Mark.
35:32Das sind 10 bis 20 Pfennig Einkaufspreis pro Stück.
35:3510 bis 20 Pfennig Einkaufspreis pro Stück?
35:39Ihre Rechnung mit einer Mark pro Tüte, die geht leider nicht auf.
35:43Naja, da kann man leider nichts machen.
35:46Dann muss ich es halt nochmal woanders versuchen.
35:49Auf Wiedersehen dann.
35:51Auf Wiedersehen.
35:54So wie in diesem Schreibwarengeschäft
35:56ergeht es Paul Hofmann auch noch bei allen anderen Versuchen,
35:59seine Briefmarken zu verkaufen.
36:01Schließlich muss er einsehen, dass die ganze Arbeit umsonst war.
36:05Und dass auch die 60 Mark, die er in das Geschäft hineingesteckt hat,
36:09endgültig verloren sind.
36:20Der Fall des Mannes, den wir in unserem Beispiel Paul Hofmann genannt haben,
36:25hat, so glaube ich, recht deutlich gezeigt, worauf es den Gaunern ankommt.
36:29Sie wollen den sogenannten Fernlehrgang
36:32und ein paar wertlose Briefmarken zu einem weit überhöhten Preis
36:35an den Mann bringen.
36:37Dabei wissen sie ganz genau, dass die Abnehmer kaum eine Chance haben,
36:41ihre 60 Mark wieder zurückzubekommen,
36:43geschweige denn, die versprochenen 500 Mark zu verdienen.
36:47Die Opfer, die hier hereingelegt werden,
36:50zahlen für eine Hoffnung, die es eigentlich gar nicht gibt.
36:53Denn seriöse Heimarbeitsangebote sind leider selten.
36:57Auf jeden Fall seltener, als sich viele Leute vorstellen und wünschen.
37:02Generell kann man sagen, dass Vorsicht immer dann am Platze ist,
37:06wenn für eine Heimarbeit oder eine Nebenbeschäftigung
37:09Geld im Voraus verlangt wird.
37:14Und nun, meine Damen und Herren, wie gewöhnlich zum Schluss dieser Sendung
37:18unser Experiment.
37:20Wieder einmal haben wir eine verbreitete Betrugsmethode
37:23nicht mithilfe von Schauspielern nachgestellt,
37:26sondern unsere Mitarbeiter haben selbst ausprobiert,
37:28wie leicht oder wie schwer es ist,
37:31mit solchen Tricks arglose Menschen übers Ohr zu hauen.
37:34Wieder einmal geht es in diesem Fall um eine Methode,
37:38bei der sich die Schwindler einen amtlichen Anstrich geben.
37:45Unsere beiden Mitarbeiter, die in ihren Arbeitstaschen
37:48zwei Filmkameras versteckt hatten, gaben sich als Fernsehmonteure aus.
37:52Angeblich von der Bundespost geschickt,
37:55suchten sie in einem Kölner Stadtteil Haushalte auf,
37:58in denen sie Fernsehgeräte vermuten konnten.
38:01Guten Tag, wir sind von der Bundespost, haben Sie ein Fernsehgerät?
38:05Was?
38:07Haben Sie ein Fernsehgerät?
38:09Müssten wir mal gucken.
38:11Es muss hier im Haus irgendwo eine Röhre nicht in Ordnung sein.
38:14Nein, bei mir ist nichts so.
38:16Ja, das können Sie selbst nicht merken.
38:18Aber ich bin jetzt sehr angespannt.
38:21Ja, Sie brauchen sich ja nicht darum zu kümmern.
38:24Es kann nur, wenn es ist, eine Röhre sein,
38:26die nicht eingebaut worden ist.
38:28Und das merken Sie selbst nicht,
38:30die strahlt nur und dann können die anderen Geräte im Haus kaputt gehen.
38:33Da müssen wir mal gucken.
38:35Die Geschichte von der defekten Röhre war natürlich frei erfunden.
38:39Und so konnte der falsche Monteur auch gar keine Reparatur ausführen.
38:43Er hantierte lediglich an dem Gerät etwas herum
38:46und zeigte danach eine mitgebrachte alte Röhre vor,
38:49ehe er zur Kasse bat.
38:53Wir haben schon Fälle gehabt, da war so ein Gerät kaputt
38:56und nebenan wohnte ein Funkamateur.
38:59Mit einer Funkanlage von 35.000 Mark war die ganze Anlage kaputt.
39:03Da musste der Besitzer von dem Fernsehgerät das alles zahlen.
39:06Sehen Sie, wir haben schon gefunden.
39:08Haben schon gefunden, das war die Hochspannungsröhre.
39:1213 Mark.
39:18So, wollen Sie die kaputte Röhre da behalten?
39:22So, Moment.
39:24Wir schweißen sie auch weg, weil man ja sowieso nichts mehr damit anfangen kann.
39:2813 Mark verlangte der falsche Fernsehmonteur von der Rentnerin,
39:31für nichts und wieder nichts.
39:33So, schauen Sie mal, 7 Mark zurück, nicht, Frau Mierscheid?
39:36Ja, einen 5-Mark-Schein und zwei Markstücke, nicht?
39:40Stellen Sie sich eine Mark.
39:42Dankeschön, danke.
39:44Ungeniert nahm der Mann auch noch ein Trinkgeld,
39:46das ihm die gutmütige Frau zusteckte.
39:48In der zweiten Wohnung gab es zunächst einige Schwierigkeiten.
39:52Die Inhaberin selbst war nicht zu Hause,
39:54und ihre Mutter, die auf das Enkelkind aufpasste,
39:57wollte die beiden angeblichen Monteure
39:59erst nicht an das Fernsehgerät heranlassen.
40:02Die Geschichte von dem Funkamateur aber machte auch hier Eindruck.
40:05Jetzt durften die Monteure die Wohnung betreten,
40:08kurz danach kam dann auch die Inhaberin zurück.
40:11Sie haben hier eine kaputte Röhre im Gerät gehabt,
40:14das wussten Sie wahrscheinlich gar nicht,
40:15denn Sie haben ein gutes Bild gehabt.
40:17Haben Sie gar nichts gemerkt, ne?
40:19Sagen Sie bloß, jetzt kann man heute Abend nichts sehen.
40:21Doch, doch, natürlich, ich habe Ihnen eine andere reingemacht.
40:24Auch die junge Frau fiel schließlich auf die Geschichte
40:27mit der gefährlichen Hochspannungsröhre herein
40:29und zahlte ohne Bedenken die geforderten 13 Mark.
40:32Schönen Dank.
40:34In der dritten Wohnung fanden unsere Mitarbeiter
40:37dann tatsächlich ein defektes Farbfernsehgerät vor.
40:40Nee, den müssen wir mal mitnehmen.
40:42Wir haben jetzt einen Wagen, um den zu befreien.
40:43Das ist auch ein bisschen schlecht.
40:45Der Besitzer hatte zufällig schon bei seinem Kundendienst angerufen.
40:49Wendig wie echte Gauner hatten unsere Mitarbeiter sofort geschaltet
40:53und den Mann in dem Glauben gelassen,
40:55sie seien die richtigen, bereits bestellten Fernsehtechniker.
40:58Ohne zu zögern nahmen sie das Gerät im Wert von 2.500 Mark einfach mit.
41:03Und das Opfer war ihnen sogar noch dabei behilflich,
41:06das teure Gerät aus der Wohnung zu tragen,
41:09bevor sie es mit dem Auto abtransportieren konnten.
41:11Bevor sie es mit dem Auto abtransportieren konnten.
41:28Im Ernstfall wäre das wertvolle Stück auf Nimmerwiedersehen verschwunden gewesen.
41:33Echte Betrüger hätten sich diese Chance sicher nicht entgehen lassen.
41:42Wir haben das Fernsehgerät selbstverständlich wieder zurückgebracht
41:47und natürlich auch das Geld, das wir vorher für die angeblichen Reparaturen kassiert hatten.
41:52Echte Betrüger aber machen auf diese Weise oft ganz beträchtliche Beute.
41:57Sie sehen, meine Damen und Herren, man kann nicht genug aufpassen
42:01und die Gefahren sind durchaus nicht immer auf Anhieb zu erkennen.
42:05Aber vielleicht haben wir auch mit unserer heutigen Sendung ein bisschen dazu beigetragen,
42:09dass mancher von ihnen gewarnt ist,
42:12wenn er plötzlich vor einer der gezeigten Situationen stehen sollte.
42:16Und damit darf ich mich verabschieden.
42:19Bis zum nächsten Mal bei der Sendung Vorsicht Falle.
42:39Untertitel der Amara.org-Community
43:09Die Sendung wurde vom NDR live untertitelt
43:39Die Sendung wurde vom NDR live untertitelt
44:09Die Sendung wurde vom NDR live untertitelt

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