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00:00Unsere heutige Sendung aus der Reihe Vorsicht Falle behandelt zunächst ein Thema, das jeden interessieren dürfte, der, ob gern oder ungern, Lohnsteuer zu zahlen hat.
00:11So unwahrscheinlich es klingt, auch auf dieses Gebiet haben sich einige Berufskanoven in letzter Zeit spezialisiert.
00:18Ihre Opfer sind in erster Linie Gastarbeiter, die recht oft im Umgang mit deutschen Behörden ein wenig hilflos sind, schon allein wegen der Sprachschwierigkeiten.
00:27Wie wir wissen, wird diese Sendung auch von sehr vielen Gastarbeitern verfolgt.
00:31Aber auch alle anderen Zuschauer möchten wir bitten, sich die folgende Geschichte genau anzusehen, damit sie sie weitergeben können an ihre ausländischen Arbeitskollegen oder Nachbarn.
00:46In allen größeren Städten der Bundesrepublik ist der Hauptbahnhof ein beliebter Treffpunkt für Gastarbeiter.
00:52Hier finden sie fast immer Landsleute, die ihre Sprache sprechen.
00:55Hier werden bei einem Glas Bier Nachrichten und Neuigkeiten ausgetauscht und Probleme diskutiert, die der Alltag in einem fremden Land mit sich bringt.
01:04Die beiden Jugoslawen, die an einem Freitagabend im Januar dieses Jahres im Münchner Hauptbahnhof eine Gruppe von Landsleuten beobachten, sind gut aufeinander eingespielt.
01:13Sie haben einen ganz speziellen Trick entwickelt, um in Deutschland viel Geld zu verdienen.
01:19Einer von ihnen gesellt sich harmlos zu der Gruppe.
01:23Wenige Minuten später erst taucht auch der andere Mann auf.
01:27Die beiden tun so, als ob sie sich hier ganz zufällig getroffen hätten.
01:48Es gehört zu dem abgekarteten Spiel der beiden, dass einer dem anderen mit großer Geste 200 Mark überreicht.
02:01Er erklärt dabei, dass es sich um eine Rückzahlung vom Deutschen Finanzamt handele, nämlich um den Lohnsteuerjahresausgleich, den jeder bekommen könne, wenn er nur gute Beziehungen habe.
02:13In den Heimatländern vieler Gastarbeiter herrscht ein anderes Verhältnis zwischen Behörden und Bevölkerung als in der Bundesrepublik.
02:20Manchen Jugoslawen oder Türken erscheint es deshalb durchaus denkbar, dass man von einer Behörde nur Geld zurückbekommt, wenn man entsprechend gute Beziehungen hat.
02:29Und so wird der Mann, der angeblich einen Finanzbeamten gut kennt und dadurch für den Landsmann eine Steuerrückzahlung herausgeholt hat, schnell zum umworbenen Helfer.
02:41Er sagt seinen Landsleuten wohlweislich nicht, dass sie in Deutschland auch ohne seine Hilfe einen Rechtsanspruch auf den Lohnsteuerjahresausgleich haben.
02:50Bei der ersten Begegnung auf dem Bahnhof schreibt sich der Mann lediglich die Namen und Adressen auf.
02:57Kürenstraße 5 Wohnheim.
03:13Wenn er die Gastarbeiter dann später in ihren Unterkünften aufsucht, haben sie inzwischen meist schon kräftig die Werbetrommel für ihn gerührt.
03:22Und seine Landsleute drängen sich förmlich um den vermeintlich so uneigennützigen und einflussreichen Berater.
03:29Er tritt so seriös und selbstsicher auf, dass die Gastarbeiter keinen Augenblick Bedenken haben, ihm ihre Papiere anzuvertrauen.
03:36Der Mann macht seinen Landsleuten eine für sie unverständliche Rechnung auf.
03:53Wichtigtuerisch hantiert er dabei mit Formularen und Tabellen. Zu guter Letzt nennt er einen Betrag, der seinem Klienten vom Finanzamt angeblich zusteht.
04:03Zur allgemeinen Überraschung zahlt er diese Summe, meist 100 bis 120 Mark, an Ort und Stelle aus.
04:10Dass er dabei eine kleine Bearbeitungsgebühr einbehält, erhöht nur seine Glaubwürdigkeit.
04:18Die Anträge, die der Mann beim Finanzamt einreichen will, lässt er Blanco unterschreiben.
04:23Und dazu eine Abtretungserklärung. Darin wird das Finanzamt beauftragt, die Rückzahlung an den Berater zu überweisen.
04:36Auch das erscheint seinen Landsleuten ganz einleuchtend, denn er hat das Geld ja schon im Voraus bezahlt.
04:42So erfährt keiner der Gastarbeiter, dass er auf diese Weise um ein paar hundert Mark geprellt wird.
04:48Der Betrag, den das Finanzamt auszahlt, ist nämlich in der Regel sehr viel höher, als der Betrüger seinen Landsleuten weismacht.
04:56Oft sind es viele tausend Mark, die er auf diese Weise an einem einzigen Tag in die eigene Tasche wirtschaftet.
05:03Mittlerweile haben sich eine ganze Anzahl von Betrügern auf diese Lohnsteuermasche spezialisiert.
05:09Und manche von ihnen haben ihr Gewerbe um eine besonders dreiste und krupellose Variante erweitert.
05:17In einem Café in Hannover zum Beispiel empfängt ein elegant gestellter Betrüger eine sehr kreative,
05:22die ausländischen Küchenmädchen eines Krankenhauses, um ihnen, ebenfalls angeblich mithilfe guter Beziehungen,
05:29zu einer Rückzahlung vom Finanzamt zu verhelfen.
05:37Er lässt sich keine Abtretungserklärung machen.
05:41Der Betrüger schreibt den Betrügern, dass er die Kosten für die Betreuung des Krankenhauses
05:47Er lässt sich keine Abtretungserklärung unterschreiben, dafür aber mehrere unbeschriebene Bogen Papier und ein Abmeldeformular.
05:59Wofür diese Unterschriften bestimmt sind, sagt er nicht, aber er bekommt sie trotzdem.
06:17So, das nochmal hier hinten.
06:24Sehr gut. Gut.
06:30Können Sie mal den Pass und dann da unterschreiben.
06:34In diesem Fall lässt der Mann das Geld auch nicht auf sein eigenes Konto überweisen.
06:39Er schickt die Mädchen selbst zum Finanzamt, ausgestattet mit einer von ihm aufgesetzten Erklärung in deutsch.
06:44Darin heißt es, dass die Gastarbeiterin vorzeitig in die Heimat abreise und deshalb die sofortige Auszahlung an der Kasse des Finanzamtes beantrage.
06:54Untermauert wird diese Absicht durch eine Bestätigung der polizeilichen Abmeldung,
06:59die er mithilfe des blanke unterschriebenen Formulars eigenmächtig vollzogen hat.
07:04Unterschreiben Sie da.
07:07Und so treten an diesem Tag die türkischen Mädchen der Reise in den Finanzamt.
07:11Und so treten an diesem Tag die türkischen Mädchen der Reihe nach an den Schalter,
07:16legen ihren Pass vor und quittieren wortlos den Empfang des Geldes, jeweils Beträge von rund 2000 Mark.
07:235,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,19,19,50,19,90,19,92.
07:37Der Beamte an der Kasse wundert sich ein wenig, dass alle Mädchen das Geld sofort in ihren Pass legen, ohne es nachzuzählen.
07:44Er weiß nichts von dem Mann, der vor der Tür steht und die Pässe mit dem Geld einsammelt.
07:50Ja, so gut.
07:53Es ist der Berater aus dem Café. Er hat den Mädchen vorher eingeschärft,
07:57sich nicht um die Höhe des ausgezahlten Betrages zu kümmern.
08:01Dabei handelt es sich nämlich nicht nur um ihre Steuerrückzahlung,
08:05sondern auch um andere Beträge, die mit seinen Beziehungen zum Finanzamt zusammenhängen und für ihn bestimmt seien.
08:13Er hat alles perfekt organisiert.
08:15Um die Mädchen während einer Arbeitspause vom Krankenhaus zum Finanzamt zu bringen, hat er einen Omnibus gemietet.
08:33Hier kann er auch ungestört die Pässe wieder austeilen und jeweils etwa 200 Mark.
08:38Einen Bruchteil des Geldes, das die Mädchen an der Finanzkasse entgegengenommen und mit ihrer Unterschrift quittiert haben.
08:46Wie er es zu Wege gebracht hat, dass statt der normalen Erstattungssumme von höchstens 600 Mark jeweils rund 2000 ausgezahlt worden sind,
08:54bleibt zunächst weiterhin sein Geheimnis.
08:56Noch am selben Tag zahlt der Jugoslawe bei einer Bank das Geld ein, das bei der Aktion für ihn übrig geblieben ist, rund 36.000 Mark.
09:26In den ersten vier Monaten des Jahres, in denen die Anträge auf Lohnsteuer jahresausgleichgestellt werden müssen,
09:38steht der Mann beinahe jede Woche irgendwo in Deutschland mit einem Koffer voll Geld in einer Bank.
09:43Und stets überweist er die eingezahlten Summen sofort auf ein Konto in der Schweiz.
09:49Erst einige Monate später, wenn der Jugoslawe längst untergetaucht ist, stellt sich heraus,
09:55warum die Beträge, die die Gastarbeiterinnen erhalten haben, so außergewöhnlich hoch waren.
10:00Und nun hat der Lohnsteuerjahresausgleich für die türkischen Mädchen ein peinliches Nachspiel.
10:09Fünf von ihnen haben im August vom Finanzamt eine Aufforderung bekommen, einen großen Teil der Erstattung wieder zurückzuzahlen.
10:17Guten Tag, mein Name ist Ceknu vom türkischen Generalkonsulat. Ich bin bei Herrn Möller eingemeldet.
10:24Ja, Augenblick bitte, ich sage sofort Bescheid.
10:27Ein Beamter des türkischen Generalkonsulats, an den sich die Mädchen nun Hilfesuchen gewandt haben,
10:33möchte beim Leiter des Finanzamtes das vermeintliche Missverständnis aufklären.
10:37Guten Tag, Herr Ceknu. Guten Tag. Bitte, nehmen Sie Platz.
10:53Ich habe mir nach Ihrem Anruf die entsprechenden Akten heraussuchen lassen. Sind Sie von den Damen befreundlich?
11:00Ja, wir können ganz offen reden. Sobald es wichtige Fragen gibt, werde ich auch gerne übersetzen.
11:07Tja, wissen Sie, wir sind bei einer Revision auf die Sache gestoßen, zunächst in fünf Fällen.
11:13Dabei haben wir festgestellt, dass falsche Angaben gemacht wurden und weit überhöhte Forderungen gestellt wurden.
11:18Inzwischen hat sich der Verdacht auch in zehn oder elf anderen Fällen ergeben.
11:22Das kann aber gar nicht sein. Die Mädchen haben nur 200 Mark bekommen. Wieso müssen sie denn jetzt 1.500 Mark zurückzahlen?
11:29Tja, sehen Sie, hier zum Beispiel, Fräulein Özgünay hat hier 1.992 Mark quittiert.
11:39Die Höhe der Erstattung beruht auf der eidesstattlichen Versicherung, dass sie ihre Eltern mit 500 Mark im Monat unterstützt.
11:45Jetzt haben wir aber festgestellt, dass ihre Eltern schon seit Jahren tot sind. Und bei den anderen Fällen ist es ganz ähnlich.
11:52Übrigens, wie kommen Sie eigentlich darauf, dass Fräulein Özgünay nur 200 Mark bekommen haben soll?
11:58Darf ich das Papier sehen? Bitte.
12:00Erst nach und nach klärt sich nun auf, wie es zu der fatalen Situation gekommen ist.
12:11Die Mädchen berichten mithilfe ihres Dolmetschers von dem Jugoslawen, der die Erstattungsbeträge kassiert und ihnen nur 200 Mark gegeben hat.
12:19Und von den leeren Blättern, die sie für den angeblichen Berater unterschreiben mussten.
12:24Auf diese Blätter hat der Jugoslawe nachträglich den Text der eidesstattlichen Versicherung geschrieben, um somit weit überhöhte Rückzahlungen kassieren zu können.
12:34Tja, das klingt ja alles sehr plausibel, Herr Tschückny.
12:39Ich glaube schon, dass wir unter diesen Umständen auf die Strafanzeigen verzichten können, die eigentlich fällig wären.
12:44Aber die überhöhten Zahlungen, die müssen wir natürlich zurückbekommen.
12:49Aber die Mädchen haben das Geld gar nicht bekommen.
12:51Ja, das tut mir herzlich leid, aber wir haben rechtlich gar keine andere Möglichkeit, als das Geld zurückzuverlangen.
12:57Notfalls müssen wir es sogar zwangsweise eintreiben.
13:01Aber doch dann von dem, der es bekommen hat, von dem Jugoslawen.
13:05Die Mädchen haben die Anträge unterschrieben. Sie haben das Geld bekommen und sie haben es quittiert.
13:10Einen Dritten, an den wir uns halten könnten, den gibt es da gar nicht.
13:14Ja, ich kann Ihnen nur empfehlen, Strafanzeige gegen diesen Jugoslawen zu stellen.
13:18Und wenn man ihn ermittelt, zu versuchen, das Geld von ihm zurückzubekommen.
13:24Die betrügerischen Lohnsteuerhelfer stellen auch die Finanzbeamten immer wieder vor eine peinliche Situation.
13:31Sie müssen von Gastarbeitern, die als betrogene Opfer eigentlich Anteilnahme und Nachsicht verdienen,
13:37hohe Beträge zurückfordern, die sie zwar ahnungslos quittiert, tatsächlich aber nie bekommen haben.
13:49Auf Wiedersehen.
13:57Wir haben einen Fachmann vom rheinland-pfälzischen Finanzministerium,
14:01Herrn Regierungsdirektor Gilloy, gefragt, was man in einem solchen Fall tun kann.
14:06Wenn das Kind, wie in dem gezeigten Beispiel, erst einmal in den Brunnen gefallen ist,
14:12kann das Finanzamt grundsätzlich auch nicht mehr helfen.
14:14Der Geschädigte bleibt, wie so oft, auf seinem Schaden sitzen.
14:19Wir können ja auch nicht Steuerschulden erlassen, wenn uns jemand sagt,
14:24das Geld, das er gerade zum Finanzamt bringen wollte, sei ihm auf dem Weg dorthin gestohlen worden.
14:30Aber wir wollen und können natürlich vorher helfen.
14:35Viele Menschen wissen nicht, dass die Beamten beim Finanzamt jedem hilfsbereit zur Seite stehen,
14:42der mit den Antragsformularen alleine nicht zurechtkommt.
14:48Besonders ausländische Arbeitnehmer wissen oft nichts von dieser Möglichkeit.
14:54Wer seine Kollegen darauf aufmerksam macht, bewahrt sie vielleicht davor,
15:00einem Betrüger in die Hände zu fallen.
15:03Allerdings sollte man nicht erst kurz vor dem Abgabetermin Ende April zum Finanzamt kommen,
15:09weil sich dann die Beamten wegen des starken Publikumsantrags dem Einzelnen nicht ausreichend widmen können.
15:17Ja, meine Damen und Herren, dem wäre eigentlich nur hinzuzufügen,
15:21dass man sich natürlich auch an die seriösen Steuerberater oder Steuerbevollmächtigten wenden kann.
15:26Sie sind keineswegs nur für Großverdiener da.
15:29Bei den meisten Finanzämtern können Sie eine Liste von Steuerberatern einsehen,
15:33die besonders auf die Bearbeitung von Lohnsteuer-Jahresausgleichsanträgen eingerichtet sind,
15:37zum Beispiel auch mit speziellen Abendsprechstunden.
15:41Und die Gebühren für die Hilfe beim Lohnsteuer-Jahresausgleich sind weit geringer, als vielfach angenommen wird,
15:48meist zwischen 30 und 50 Mark.
15:51So, und nun zu unserem nächsten Fall.
15:56Er ist wieder einmal ein Musterbeispiel dafür, wie beweglich und geschickt Betrüger zu Werke gehen
16:02und immer neue Varianten erfinden, um ihre Opfer zu täuschen.
16:07Und er ist insbesondere auch ein Beispiel dafür, wie raffiniert solche Leute ihre Köder, die sie auswerfen, zu tarnen verstehen.
16:20Da tauchen irgendwann im Herbst vergangenen Jahres zwei Männer bei einer Frankfurter Anzeigenagentur auf,
16:27um ein kleines Inserat gleichzeitig für mehrere Zeitungen aufzugeben.
16:31Ich möchte gerne wissen, wo die Anzeige genau erscheinen soll. In welchem Gebiet?
16:34Frankfurt. Frankfurt, dann hier vielleicht rüber bis Mainz und Wiesbaden.
16:40Darmstadt? Ja, bis Darmstadt. Dann aber möglichst lückenlos, eben in allen Zeitungen.
16:45Gut. Darf ich Ihnen das bitte aufteilen? Dann nehmen wir die vier Frankfurter Zeitungen.
16:52Mainz, Darmstadt, Wiesbaden, das wäre eine Zeitungsgruppe.
16:56Und dann noch vier bis fünf kleinere Heimatzeitungen.
16:59Ja, das ist sehr gut. Also praktisch alles, was es in diesem Raum gibt.
17:04Erscheinungsdatum? Ja, möglichst gleichzeitig in der nächsten Wochenendausgabe.
17:09Gut. Das wäre einspaltig, Höhe nach Bedarf. Und der Text bleibt dann so.
17:14Alte Dame, 71, mit guter Pension, möchte bei netter Familie ihren Lebensabend verbringen.
17:19Einmalige Abfindungssumme, D-Mark 25.000. Schreiben Sie mir unterschriftliche Nummer.
17:24Die Antworten kommen dann zuerst zu uns. Wir sammeln sie für Sie und werden sie Ihnen zuschicken.
17:30Ja, das wäre richtig. Unsere Adresse mit dem Postfach steht auf dem Zettel.
17:34Die Anzeigenagentur leitet das Inserat noch am selben Tag weiter.
17:39Das kommt auf die jeweilige Zeitung an.
17:42Ohne dass die beiden Männer noch etwas dazu tun müssen, wird die Anzeige hunderttausendfach vervielfältigt.
17:54Praktisch jede Familie zwischen Hanau und Bingen, zwischen Worms und Wiesbaden,
18:01bekommt mit ihrer Tageszeitung am darauffolgenden Samstag auch das Angebot der alten Dame ins Haus,
18:08die für die Aufnahme in eine nette Familie 25.000 Mark bezahlen will.
18:14Das Inserat findet zwar nicht überall Interesse.
18:19Oh, es ist schon spät. Tschüss, Schatz. Tschüss, los.
18:26Viele Leser beachten die Anzeige gar nicht.
18:33Andere gehen mit einem Achselzucken darüber hinweg.
18:36Schau mal, Wolfgang, weil es da alles gibt, Oma mit mitgeht.
18:40Ach, was für ein Quatsch. Guck mal nach, was es im Kino gibt.
18:47Viele tausend Menschen aber beschäftigen sich ernsthaft mit der ungewöhnlichen Zeitungsanzeige.
18:53Das Ehepaar Köster aus Ingelheim zum Beispiel hat schon oft bedauert,
18:58dass die drei Kinder keine Großeltern mehr haben.
19:00Müssen wir uns genau überlegen. Wo willst du sie denn wohnen lassen?
19:04Platz hätten wir doch genug. Unser Gästezimmer steht sowieso immer leer.
19:08Na, schau mal. Eine alte Frau, die man so gar nicht kennt.
19:13Nachher ist sie ständig krank und du musst sie pflegen.
19:16Na ja, man müsste natürlich erst mal Näheres erfahren, das ist klar.
19:19Aber was soll das denn sein?
19:22Was soll das denn sein?
19:25Was soll das denn sein?
19:27Du musst erst mal Näheres erfahren, das ist klar.
19:30Aber überleg doch mal, mit 25.000 Mark könntest du dich selbstständig machen.
19:35Das wäre doch ein paar Unannehmlichkeiten wert, meinst du nicht?
19:39Ja, schon.
19:42Auch Christine und Rainer Osterwald in Groß-Gerau fühlen sich von dem Inserat angesprochen.
19:48Auch sie gehören zu denen, die sich an diesem Wochenende über die unbekannte alte Dame unterhalten.
19:53Du musst das ganz nüchtern sehen.
19:56Wenn die Frau in ein besseres Altenheim ginge, dann muss sie auch erst mal ein paar Tausend auf den Tisch legen.
20:00Und was sie sucht, ist ja offenbar so etwas wie ein privater Altenheimplatz.
20:05Ja, aber 25.000 sind ja doch eine ganze Menge Geld.
20:09Ja, das muss man umrechnen. Stell dir vor, die Frau lebt noch zehn Jahre.
20:12Das sind im Jahr 2.500 Mark.
20:15Das sind im Monat rund 200.
20:18Das reicht gerade für die Wohnung und eventuell noch für die Pflege.
20:20Aber für das Essen reicht das nicht mehr aus.
20:23Aber wenn sie hier extra dazu schreibt mit guter Konfirmung, dann ist das sicher nicht so gemeint, dass mit 25.000 alles bezahlt ist.
20:30Tja, das ist die Frage. Naja, wird sich erklären lassen. Schreib halt mal hin.
20:35So wie das Ehepaar Osterwald antworten noch viele andere Zeitungsleser auf das Verlocken der Inserat.
20:42In dem Postfach der beiden Männer, die die Anzeige aufgegeben haben,
20:46landen insgesamt etwa 600 Zuschriften, die die Agentur gesammelt und geschickt hat.
20:52Es kommen so viele Zuschriften, dass gar nicht alle in dem Fach Platz haben.
20:57Weitere Sendungen am Ausgabeschalter.
21:01Geh ich am besten gleich mal hin, hol das ab.
21:04Eben.
21:11Guten Morgen. Hier diese Karte lag die 743, was haben wir denn da noch?
21:24Dankeschön.
21:28Na, da raucht das Köpfchen, ne?
21:31Nicht nur der Kopf.
21:33Die Fehler.
21:35Die beiden Männer, die das Postfach gemietet haben, wohnen in einem Hotel.
21:39Hier bearbeiten sie auch die Zuschriften, die auf ihr Inserat eingegangen sind.
21:44Dabei machen sie sich so wenig Arbeit wie möglich.
21:48Sie entwerfen einen Antwortbrief, den sie sogar drucken lassen wollen.
21:52Sag mal, wie hoch wollen wir das drucken?
21:54Ja, auf alle Fälle drucken eine kleine Type, eine kleine Schrift, so Schreibmaschinen oder irgendwas.
21:59Das muss ganz persönlich sein.
22:01Dann lassen wir jetzt mal 1000 Stück von drucken, das reicht, meine ich.
22:03Wie weit bist du mit dem Text?
22:05Ja, betrifft Inserat vom Sohn zu Filden.
22:09Also, alte Dame, 71, mit guter Pension, möchte bei netter Familie ihren Lebensabend verbringen.
22:14Ja, und dann?
22:16Sehr geehrte Familie, wir danken Ihnen für Ihr Interesse.
22:20Sag mal, ist es nicht besser zu schreiben, liebe Familie?
22:24Ja, das ist sehr gut, das ist natürlich besser, liebe Familie.
22:28Ja, wie wollen wir denn die Oma nun nennen?
22:31Irgendeinen sympathischen Namen, was gibt's denn da? Krüger oder Köhler?
22:35Ja, das ist klasse, Köhler. Köhler, das ist sehr gut.
22:38Also, dann heißt es, bei der oben genannten Dame handelt es sich um Frau Anneliese Köhler, Witwe aus Wien.
22:50Sag mal, handelt es sich, ist das gut?
22:53Ja klar, nein, das muss ganz seriös und sachlich klingen.
22:56Die beiden Männer erfinden eine plausible Geschichte.
22:59Die Witwe Köhler, die natürlich nur in ihrer Fantasie existiert, sei im Rhein-Main-Gebiet geboren
23:05und wolle nach dem Tod ihres Mannes ihren Lebensabend in der alten Heimat verbringen.
23:10Und sie habe die beiden Briefschreiber beauftragt, diejenigen Familien etwas näher zu überprüfen,
23:15die sie in die engere Wahl gezogen habe.
23:18Also gut, wie machen wir das jetzt mit dem Geld?
23:19Das ist ganz einfach. Wir schreiben, dass die Bearbeitung natürlich mit Unkosten verbunden ist.
23:26Unkosten, ja. Die wir der alten Dame natürlich nicht aufbürden möchten.
23:31Na, aufbürden ist nicht so gut, schreibt man.
23:33Zumuten. Ja, zumuten.
23:35Zumuten, wollen.
23:37Ja, und dann schreiben wir, bitte senden Sie auf der beiliegenden Postanweisung einen Unkostenbeitrag von 20 Mark.
23:47Unkostenbeitrag von 20 Mark.
23:4920 Mark, ja.
23:52Wenn wir in den nächsten 5 Tagen...
23:54Langsam, langsam.
23:56Wenn wir in den nächsten 5 Tagen ihre Zahlung erhalten haben...
24:00Ja.
24:02Gehen wir davon aus...
24:06Dass sie ernsthaft interessiert sind...
24:09Ne, ne, ne, das ist zu wenig.
24:11Dass ihr freundliches Angebot...
24:14Freundliches Angebot...
24:16Frau Köhler bei sich aufzunehmen...
24:19Köhler...
24:21Frau Köhler bei sich aufzunehmen, ernst gemeint ist.
24:24Ernst gemeint ist.
24:26Ausgezeichnet.
24:28Ja, und dann ganz einfach in der Zwischenzeit verbleiben wir mit freundlichen Grüßen, Prost und so weiter.
24:32Prost.
24:34Okay, pass auf. Dann sagt der Druckerei, die sollen den Satz gleich stehen lassen.
24:37Ja.
24:39Dann brauchen wir nämlich später statt Rhein-Main-Gebiet nur Rheinland, Ruhrgebiet und Schleswig-Holstein einzufinden.
24:43Ja, ist klar. Ist eine prima Idee.
24:45Können wir auch gleich die Postanweisung fertig machen.
24:47Und überall unsere Postfachadresse draufschreiben.
24:53Die 600 Briefe, die die beiden Männer verschickt haben, bringen ein erstaunliches Ergebnis.
25:00Nur wenige Interessenten werfen das gedruckte Schreiben und die Postanweisung in den Papierkorb.
25:06Die meisten finden es ganz verständlich, dass die alte Dame sich nicht einer Familie anvertrauen will,
25:12ohne vorher die Verhältnisse, die sie dort vorfinden wird, näher geprüft zu haben.
25:17Und auch der Umstand, dass diese Prüfung eine kleine Gebühr kostet, leuchtet den Empfängern der Briefe offensichtlich ein.
25:24Folgen Sie mir bitte zur Kasse. Nicht so eilig, rechts rum, wenn es reicht.
25:32So kassieren die beiden Männer auf diese recht mühelose Art in den nächsten fünf Tagen beinahe 8000 Mark.
25:3910, 20, 30, 45, 50, 1500.
25:45Danke sehr, ja, das Postfach brauche ich da nicht mehr, ich möchte es gleich kündigen, ja? Hier ist der Schlüssel.
25:51Moment, könnte ich noch Ihre neue Anschrift haben, falls noch Post nachzusenden ist?
25:55Da kommt sicher nur noch Unwichtiges, das können Sie zurückgehen lassen.
25:58Der Postbeamte wird in den nächsten Wochen viele Briefe wieder zurückschicken müssen.
26:02Beschwerdebriefe der geprellten Familien, die die beiden Betrüger genauso wenig interessieren,
26:07wie die Auszahlungsabschnitte, aus denen hervorgeht, wer ihnen jeweils das Geld geschickt hat.
26:15Das Grundmuster für diesen Trick, den Sie gesehen haben, meine Damen und Herren,
26:19hat die Polizei auch früher schon ab und zu beobachtet, aber es wird immer wieder in neue Varianten gekleidet.
26:26Zum Teil versuchen die Betrüger auch heute schon, einen Arbeitsgang einzusparen,
26:30indem sie ihre sogenannte Bearbeitungsgebühr bereits in der Zeitungsanzeige verlangen.
26:36Und auch damit finden sie tatsächlich ihre Opfer.
26:39So, und nun zu unserem nächsten Beispiel.
26:43Ähnlich wie in dem vorherigen Fall, trägt auch hier die Post, unfreiwillig natürlich, zum Erfolg der Gauner bei.
26:49Und zwar aufgrund der allgemeinen Postvorschriften über Nachnamesendungen.
26:54Nach diesen Vorschriften ist die Post gezwungen, jede aufgegebene Nachnamesendung zu befördern
27:01und beim Empfänger anzubieten, wenn der Absender die sogenannte Vorzeigegebühr bezahlt hat.
27:06Wenn der Empfänger dann eine solche Sendung annimmt, entsteht spätestens mit dieser Annahme praktisch ein Kaufvertrag.
27:14Soviel als notwendige Vorbemerkung zu unserem nächsten Beispiel.
27:19Es beginnt an einem Ort, der mit der Post zunächst einmal überhaupt nichts zu tun hat.
27:29In einem Impflokal in Bad Cannstatt bei Stuttgart.
27:32Auch die Hausfrau Hilde Beule geht, wie viele andere Menschen aus ihrem Wohnbezirk,
27:37dort zur Schluckimpfung gegen die Kinderlähmung.
27:45Bitteschön, du kannst jetzt kommen.
27:47Bitte. Danke.
27:49So.
27:50Komm, Andrea.
27:51Und hier sind Ihre Impfungen. Sie müssen sie ja gut aufheben und jedes Mal beim Impfen wieder mitbringen.
27:55Schönen Dank. Auf Wiedersehen.
27:56Bitte. Wiedersehen.
27:58Haben Sie ein Impfgut dabei? Oder haben Sie noch keins?
28:00Doch, doch, da ist es.
28:02Was ist das denn?
28:04Das habe ich auch noch nicht gesehen, sowas.
28:06Schwester?
28:08Haben Sie das schon mal gesehen?
28:09Nein, das kenne ich auch nicht.
28:12Hallo, das haben Sie mir doch geschickt letzte Woche.
28:15Wie schön ist damit.
28:17Gucken Sie, ich habe das auch gekriegt.
28:19Nein, nein, nein. Von uns ist das nicht.
28:22Wir geben ja die Impfbücher hier aus, bei der Impfung.
28:25Hier, sehen Sie.
28:26Ja, kostet die genauso viel.
28:29Wieso? Haben Sie dafür was bezahlen müssen?
28:30Die waren doch kostenlos ausgegeben.
28:32Nein, ich habe etwas über 5 Mark zahlen müssen.
28:35Ich glaube 5,60 Mark oder so.
28:37Das ist per Nachname gekommen.
28:39Ja, ja, gerade so war es bei mir auch.
28:41Und ich kenne schwere, dass der Brief vom Gesundheitsamt gekommen ist.
28:44Nein, nein, dafür müssten wir ja was wissen.
28:47Da sind Sie sicher auf irgendeinen Schwindel hereingefallen.
28:50Aber ich würde Ihnen empfehlen, auch wenn Sie jetzt Geld dafür bezahlen mussten,
28:54nehmen Sie hier die amtlichen Ausweise, die gelben.
28:57Die sind doch international gültig.
28:58Die Dinger, die Sie hier haben, die sind doch völlig unvollständig.
29:01Da, gucken Sie.
29:03Ihr habt den Umschlag noch gefunden, da steht es drauf.
29:06Wichtiges Dokument, Impfnachweis.
29:08Das muss doch vom Gesundheitsamt gekommen sein.
29:10Lassen Sie bitte mal sehen.
29:12Toll, das ist ja raffiniert gemacht.
29:15Auf den ersten Blick könnte man das wirklich für was Amtliches halten.
29:18Ich glaube, da haben Sie ja Geld umsonst ausgegeben.
29:22Die Umschläge mit der amtlichen Aufmachung stammen nicht aus Bad Cannan.
29:25Sie entstehen zu Tausenden in einer kleinen Privatdruckerei in Norddeutschland,
29:29deren Inhaber sich diesen Trick hat einfallen lassen.
29:40Hier werden auch die Impfnachweise gedruckt
29:43und anschließend gleich versandfertig gemacht.
29:46Normalerweise würde kaum jemand einen Impfnachweis kaufen,
29:50den es beim Gesundheitsamt kostenlos gibt.
29:53Und so kann der Inhaber der Druckerei mit Erfolg
29:56seine selbst gedruckten Impfnachweise zu Tausenden per Nachnahme verschicken.
30:00Die Impfnachweise werden dann in der Privatdruckerei
30:03von den Gesundheitsämtern in Norddeutschland
30:06und in der Privatdruckerei in Norddeutschland
30:09in der Privatdruckerei in Norddeutschland
30:12und in Norddeutschland in Norddeutschland
30:15mit dem Impfnehmen durchgeführt.
30:22Die Anschriften nimmt er ballos aus den Adressbüchern verschiedener Städte.
30:26Jeder zweite Empfänger fällt auf die amtliche Aufmachung des Umschlages herein
30:30und bezahlt 5,60 Mark für die nicht bestellte Nachnahmesendung.
30:34Für den Inhaber der Druckerei ein einträgliches Geschäft.
30:40So, Frau Berger, das ist der Rest für heute.
30:42Sie können weitermachen.
31:05Machen.
31:19Und so nimmt es nicht Wunder, dass auch andere dubiose Geschäftemacher den Nachnamenschwindel immer wieder als angenehme Geldquelle entdecken.
31:28Zum Beispiel ein junger Mann in Berlin, der für seine Nachnamensendungen 42 Mark verlangt.
31:33Das wär's für heute. Das ist der Rest.
31:36Für diesen Preis liefert er allerdings nicht nur Briefumschläge, sondern Pakete mit der Aufschrift Zeitschriftenbücher, die er täglich zur Post bringt.
31:46Die Empfänger sind ausschließlich Lehrer.
31:51Schau, das hier.
31:53Die meisten dieser Sendungen werden von den Ehefrauen oder Angehörigen eingelöst.
31:58Sie glauben, dass die Pakete Lehrmittel enthalten und die Empfänger selbst sind ja vormittags, wenn die Post kommt, nicht zu Hause.
32:05Macht Spaß, wa?
32:08Deshalb kommt es auch nur selten vor, dass die Annahme eines solchen Paketes verweigert wird.
32:19Dafür kommt die Polizei hin und wieder zu dem jungen Mann, der die Pakete verschickt.
32:24Denn der Inhalt entspricht nicht so recht dem, was man nach der Aufschrift erwarten könnte.
32:29Viele Empfänger fühlen sich betrogen und erstatten deshalb Strafanzeige.
32:33Ach, Herr Groß.
32:35Na, schon so früh bei der Post gewesen?
32:37Ja, ich bin öfter mal bei der Post. Warum?
32:39Ach, nur so. Wir haben hier nämlich einen Durchsuchungsbefehl.
32:43Wie schön für Sie.
32:48Was soll sein? Ihr durchsucht ja JWSO. Warum nicht auch bei mir? Kommen Sie mal mit.
32:54Bei den Ermittlungen in solchen Fällen muss die Kripo immer wieder feststellen,
33:00dass dem Nachnamenschwindel juristisch nur schwer beizukommen ist.
33:04Denn oft genügen für den Täter ein paar geschickte Ausreden, um den Kopf aus der Paragrafenschlinge zu ziehen.
33:12So, kommen Sie mal hin. Fühlen Sie sich wie zu Hause.
33:15War nicht so lang. Habt noch zu tun.
33:23Ist das so Ihre Ware, die Sie da verschicken?
33:26Das sehen Sie doch. Ich vertreibe Bücher und Zeitschriften.
33:29Hier, steht ja auf meinen Kartons auch deutlich drauf.
33:41Und für die alten Schwarten hier nehmen Sie 42 Mark.
33:44Natürlich, die sind ja antiquarisch. In normalen Buchhandeln bekommen Sie ja nicht mehr.
33:48Und die Empfänger können Sie mit Gewinn weiterverkaufen.
33:49Außerdem, das sind Bücher, die sind ein paar hundert Jahre alt und da zahlen Sie 2.000 Mark dafür.
33:54Sie meinen nicht, dass jemand, der so ein Paket erhält, eigentlich mehr Bücher erwartet?
33:59Oh, das ist doch allgemein bekannt, Herr Kommissar.
34:02Das Bücher müssen gut verpackt sein. Sonst sind sie womöglich kaputt.
34:05Gute Verpackung ist alles im Versandbuchhandel.
34:08Das ist doch aber nur mal ganz vorsichtig ausgedrückt, nicht ganz in Ordnung,
34:12dass Sie den Leuten Ihre prächtigen Pakete per Nachnamen beschicken, ohne dass die Sie bestellt haben.
34:16Wieso? Wird ja keiner gezwungen, die Sendung anzunehmen.
34:19Das ist sozusagen unverbindliches Angebot von mir.
34:22Und erst wenn die Leute den Nachnamen einlösen, dann kommt ein Vertrag zustande.
34:26Müssten Sie doch eigentlich wissen, Herr Kommissar.
34:28Und wenn ich Ihnen zwinge? Jetzt sehen Sie ja, hier die Beden da, sind zurückgekommen.
34:33Annahme verweihrt.
34:37Ach du meine Güte, seht euch das mal an.
34:40Ihr hattet eine Rentabilitätsrechnung aufgestellt für den Versand von 1.000 Paketen im Monat mit zwei angestellten Helfern.
34:46Machen Sie uns bloß keinen Ärger, man. Sie wollen doch nicht im ernsten Geschäft hier noch ausweiten.
34:50Naja, Herr Kommissar, wenn ich Ihnen damit in die Fallen tue, wenn das hier weg ist, dann verschicke ich keine Bücher mehr.
34:56Und auch keine Illustrierten, nicht wahr?
34:59Auch keine Illustrierten, ehrlich, verspreche ich Ihnen.
35:01Tja, was man hier weiß, hier wird ja wohl nichts mehr werden. Das müssen Sie leider alles mitnehmen.
35:05Und die ansonsten Kram hier auch alles, was so zu Ihrem sogenannten Versandbuchhandel gehört.
35:10Moment, ich muss mal aufmachen.
35:12Guten Tag.
35:14Guten Tag, Firma Jerstner, ich habe hier 5.000 bestellte Kartons, wo soll ich die denn abladen?
35:19Ah, die brauchen Sie ja wohl jetzt nicht mehr, Herr Gross, wenn Sie nichts mehr verschicken wollen.
35:23Ach, wissen Sie, bestellt ist bestellt. Bringen Sie mal rauf hier, wird gleich Platz.
35:32Die Beamten haben zumindest im Augenblick keine rechtliche Möglichkeit, die Lieferung der Kartons und auch das Gewerbe des Jungs.
35:40Nachhaltig zu unterbinden.
35:47Und Friedrich Gross hält sich sogar an sein Versprechen.
35:51Seit dieser Durchsuchung verschickt er keine Bücher mehr, sondern wiederum an Leute, bei denen er Interesse voraussetzen kann, Nachnahmepakete mit der Aufschrift Kunst.
36:09So, meine Damen und Herren, sieht der Inhalt dieser Päckchen aus.
36:16Und auch hier hat es die Staatsanwaltschaft schwer, exakt nachzuweisen, dass diese Kunstwerke keine 42 Mark wert sind.
36:26Es gibt im Übrigen viele weitere Beispiele für diese Art des Nachnamenschwindels.
36:31Sie alle haben zwei Dinge gemeinsam. Sie sind jeweils an einen ganz bestimmten Empfängerkreis gerichtet und verführen durch Aufmachung und Beschriftung dazu, die Sendung anzunehmen, auch wenn sie nicht bestellt worden ist.
36:44So zum Beispiel dieser Brief. Da steht in roter Schrift vermerkt, persönliche Unterlagen nur vom Empfänger selbst zu öffnen.
36:54Die Absender dieses Nachnamebriefes können davon ausgehen, dass jede Ehefrau, für deren Mann ein solcher Brief kommt, zumindest neugierig wird und ihn annimmt.
37:03Und auch hier ist der Inhalt praktisch wertlos. Ein einziges hektografiertes Blatt mit Anschriften von Finanzierungsagenturen.
37:14Besonders raffiniert scheint mir diese Papprolle zu sein.
37:17Absender, Architekten, Dekoversand. Diese Rolle ist zu Hunderten an Architekturbüros und Bauingenieure verschickt worden.
37:26Da dort fast täglich solche Papprollen mit Zeichnungen und Plänen eintreffen, wurden auch diese Sendungen fast immer eingelöst.
37:36Der Inhalt entpuppte sich als zwar recht hübsche, aber dennoch sehr teure Paketenrolle.
37:45Der stolze Preis für die Nachname 149 Mark.
37:54Und nun, meine Damen und Herren, wie immer zum Schluss dieser Sendung zu unserem Experiment.
37:59Diesmal geht es um eine raffinierte Betrugsmethode, die wir Ihnen in dieser Senderei bereits vor Jahren einmal vorgestellt hatten.
38:06Und nach der damaligen Sendung konnte die Polizei feststellen, dass sich die Täter sehr schnell von dieser speziellen Masche zurückgezogen hatten, weil sie plötzlich zu bekannt geworden war und niemand mehr darauf hereinfiel.
38:21Inzwischen aber, so scheint es, ist dieser Trick beim Publikum wieder in Vergessenheit geraten.
38:27Denn die Schwindler haben neuerdings wieder Erfolg damit.
38:31Auch unser Mitarbeiter, der die Masche jetzt noch einmal für uns ausprobiert hat, war damit erstaunlich erfolgreich.
38:38Ausgestattet mit einem Aktendeckel mit der Aufschrift Revision mischt er sich in der belebten Schalterhalle einer großen Sparkasse unter das Publikum.
38:48In der Nähe der Kasse für die Sparkonten braucht er nicht lange zu warten.
38:52Schon nach wenigen Minuten hat er das erste Opfer im Visier.
38:56Eine junge Frau, die 500 Mark vom Sparbuch abhebt.
38:58Unsere versteckten Kameras beobachten die Szene.
39:02Als die Frau die Schalterhalle verlassen will, verstellt ihr der angebliche Mann von der Revision den Weg.
39:09Guten Tag, verzeihen Sie, Sie haben in der Kasse 8 Geld bekommen, dürften Sie das bitte mal sehen, ich bin von der Revision des Hauses.
39:14Möglicherweise haben Sie nämlich ne falsche Seriennummer bekommen.
39:17Nicht, dass Sie Schwierigkeiten bekommen, wenn Sie was kaufen wollen.
39:20Das könnte sein, darf ich das mal sehen?
39:23Das Hartgeld, das spielt ja keine Rolle. Ich muss Ihnen das eben umdrehen, es hat Ihnen tatsächlich Falsches gegeben.
39:29Wenn Sie einen Moment Platz nehmen, ich bin sofort wieder da.
39:32Ein echter Betrüger hätte ohne Schwierigkeiten mit dem Geld verschwinden können.
39:37Denn im oberen Stockwerk gibt es einen direkten Ausgang ins Treppenhaus.
39:42Wir haben der jungen Frau das Geld nach ein paar Minuten wiedergegeben und anschließend den Trick gleich noch einmal ausprobiert.
39:49Diesmal mit einem älteren Mann.
39:50Guten Morgen, ich bin von der Revision, Sie haben doch eben an Kasse 8 Geld abgehoben, nicht?
39:55Darf ich mal sehen? Wahrscheinlich haben Sie aus ner falschen Serie bekommen, die morgen abläuft, dürften Sie das bitte mal sehen?
40:00Der Mann zögert ein wenig, bevor er das Geld aus der Hand gibt.
40:03Aber das selbstsichere Auftreten des angeblichen Revisors tut seine Wirkung.
40:10So, wenn Sie es mir mal bitte hier reingeben und das Geld bitte, ich tausche es Ihnen eben um, ja?
40:15Ich tausche Ihnen eben die neue Serie um.
40:18Sind Sie sicher von der Sparkasse?
40:20Ja, selbstverständlich. Ich gehe nur eben hoch und tausche es Ihnen um, nicht?
40:25Spüren Sie im Moment hier Platz, nämlich?
40:28Dem alten Herren ist zwar nicht recht wohl, als er den angeblichen Revisionsbeamten verschwinden sieht.
40:34Aber er weiß auch nicht, ob er etwas unternehmen soll.
40:37Im Ernstfall wären 1000 Mark und das Sparbuch verloren gewesen.
40:42Wenig später hat sich unser Mann in der Schalterhalle bereits die nächsten Opfer ausgesucht.
40:47Zwei Frauen, die gemeinsam an der Kasse 100 Mark abgehoben haben.
40:52Ja, die müsste ich mal eben umtauschen, sonst kriegen Sie nämlich morgen nichts mehr dafür.
40:57Der hat keine, der hat keine, die muss ich oben in der Direktion umtauschen.
41:00Können Sie mir gerade mal Ihr Sparbuch mitgeben und das Geld, dann tausche ich es Ihnen eben um, ne?
41:04Da sind wir nicht mehr wiedergekommen.
41:06Bitte sehr.
41:07Da sind wir nicht mehr wiedergekommen.
41:09Bitte nur 100 Mark.
41:11Ich gehe nur oben in der Direktion.
41:13Bis am Bahnhof, da habe ich Ihnen schon hin an den Weg gegeben.
41:15Ja, eben, nicht?
41:17Wenn Sie es mir mitgeben, ich mache das dann in Ordnung, nicht?
41:19So, danke.
41:22Wieder ist es dem angeblichen Revisor gelungen, die Aufkommen der Skepsis mit freundlichen Floskeln wegzuwischen.
41:32Und diese Taktik bewährt sich auch im nächsten Fall.
41:37Der alte Herr fragt zwar sogar nach dem Ausweis, gibt sich aber schließlich mit ein paar leeren Worten zufrieden.
41:44Ja, passen Sie auf, ich tausche das eben um oben, denn wir haben an der Kasse nicht das Richtige.
41:50Ich gehe nur mal schnell hoch zur Direktion und mache das für Sie klar, nicht?
41:53So.
41:55Ja? Wenn Sie mir meinen Platz, in zwei Minuten bin ich wieder da.
41:57Ja?
41:59Ja, natürlich, selbstverständlich, ich bin hier von der Bank.
42:02Ja, brauchen Sie keine Angst haben.
42:04Sie können mich ja sehen, ich gehe nur oben hoch.
42:05Sie wissen ja, dass oben die ...
42:08Und so läuft das Experiment mit einer geradezu beängstigenden Automatik.
42:13Ein echter Betrüger dieser Art hätte natürlich nach jedem Erfolg den Schauplatz gewechselt.
42:18Da wir den scheinbar betrogenen Kunden das Geld jeweils sofort zurückgeben und sie deshalb keinen Alarm schlagen, können wir in derselben Sparkasse bleiben.
42:28Das nächste Opfer, eine Krankenschwester.
42:30Ich tausche Ihnen das mal eben um, ich gehe nur mal schnell hoch zur Revision und komme sofort runter und bringe es Ihnen zu.
42:36Einen Moment, da hört sich hier wirklich was zu.
42:38Ja, selbstverständlich, natürlich. Sie können im Moment hier Platz nehmen, Sie sehen ja, ich gehe nur oben hoch, nicht?
42:42Ja.
42:44Konsequent hat die Frau nur den 100-Mark-Schein ausgehändigt, den sie an der Kasse 8 bekommen hat.
42:49Andere Geldscheine, die sie kurz vorher an einer anderen Kasse abgeholt hat, behält sie in der Hand.
42:55Trotzdem wäre der Verlust für sie sicher sehr empfindlich gewesen.
43:00Denn auf dem Sparbuch, das sie bei sich hatte, befand sich ein Guthaben von mehreren tausend Mark.
43:05Und ein echter Betrüger hätte zweifellos ganz schnell versucht, es bei der nächsten Filiale abzuheben.
43:12Aus diesem Experiment, meine Damen und Herren, kann man, glaube ich, vor allem zwei Lehren ziehen.
43:18Zum einen sollte man immer daran denken, dass sich Betrüger gerne mit kleinen Requisiten einen echten Anstrich geben.
43:25Mit einem Arbeitskittel, einer Dienstmütze oder, wie in unserem Fall, mit einem simplen Aktendeckel.
43:30Solche Äußerlichkeiten bedeuten aber noch lange nicht, dass sie auch zu Recht sind.
43:34Und zum Zweiten, wenn man schon Zweifel hat, dann nützt es nicht viel, jemanden, der Geld von Ihnen will, zu fragen, ob das auch seine Richtigkeit habe.
43:42Selbstverständlich wird er Ja sagen. In einem solchen Fall gibt es nur eine sichere Möglichkeit, sich vor Schaden zu bewahren.
43:49Mitgehen und das Geld notfalls selbst bei der Direktion umtauschen.
43:54Und damit ist es auch klar, dass Betrüger, die sich in der Kasse 8 befinden,
43:58mitgehen und das Geld notfalls selbst bei der Direktion umtauschen.
44:03Und damit darf ich mich verabschieden. Bis zum nächsten Mal bei der Sendung Vorsicht Falle.
44:28Untertitel der Amara.org-Community
44:58Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt.