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00:00Guten Abend meine Damen und Herren. Auch Betrüger machen sich, wie Sie vielleicht in früheren
00:05Sendungen dieser Reihe schon erfahren haben, nicht gern unnütze Arbeit. Mit möglichst wenig Aufwand
00:11schnell ans Ziel zu kommen, das ist auch für zwielichtige Zeitgenossen eine moderne Devise.
00:16Das ist sicher einer der Gründe dafür, weshalb sich Kanoven mit besonderer Vorliebe für ihre
00:22Tricks Opfer aussuchen, bei denen sie keine große Mühe aufwenden müssen. Kranke, Menschen,
00:28die sich in einer Notlage befinden, unerfahrene Jugendliche und immer wieder ältere Leute. In
00:34unserem heutigen ersten Beispiel Menschen, die am Lebensabend einsam geworden sind und die arglos
00:40und unkritisch jede ausgestreckte Hand ergreifen. Der Rentner Friedrich Berghaus hat vor ein paar
00:52Wochen seine Frau verloren. Seitdem ist der Friedhof für den 81-jährigen Mann zu einem
00:57häufigen Aufenthaltsort geworden. Mit Sorgfalt pflegt er das Grab seiner Frau, obwohl ihm die
01:03Arbeit wegen einer Herzkrankheit nicht leicht fällt. Der Mann merkt nicht, dass er schon länger
01:09von einer Frau in mittleren Jahren beobachtet wird, die ebenfalls häufig auf dem Friedhof ist.
01:14Guten Tag. Na hören Sie, die Kanne ist doch aber viel zu schwer für Sie. Kommen Sie, ich trage
01:24Sie Ihnen und helfe Ihnen. Wohin geht's denn? Der Rentner ist von der Hilfsbereitschaft, die ihm
01:29entgegengebracht wird, überrascht. Seitdem er plötzlich einsam geworden ist, tut es ihm gut,
01:34wenn sich jemand seiner annimmt. Dennoch ist der alte Mann zunächst etwas verwirrt. So bemerkt
01:40er auch nicht, dass seine Begleiterin ohne zu zögern den richtigen Weg zum Grab seiner Frau
01:45einschlägt. Nein, lassen Sie nur. Mir macht das doch nichts aus. Wissen Sie, vor drei Jahren ist
01:50nämlich mein Mann auch gestorben. Daher bin ich die Friedhofsarbeit schon gewöhnt. Der Mann weiß
01:56nicht recht, wie er sich verhalten soll. Ohne Einwände überlässt er der resoluten Frau, die
02:02sich als Elfriede Gruber vorgestellt hat, die Arbeit, die ihm selbst schwerfällt. Ich komme
02:08noch ein Stückchen mit Ihnen. Er hat auch nichts dagegen, dass sie ihn noch ein Stück begleitet.
02:14Während des kurzen Gesprächs hat Elfriede Gruber dann Herrn Berghaus sehr schnell mit gezielten
02:20Fragen gründlich ausgehorcht. Und bei der ersten besten Gelegenheit steuert sie ohne Umschweife auf
02:27ihr Ziel los. Was ist denn? Geht es Ihnen denn so schlecht? Wissen Sie, ich muss bloß ein bisschen Luft schnappen.
02:35Das ist das Beste, wissen Sie. Ja, also wenn das so ist, dann lasse ich Sie aber nicht allein nach Hause gehen.
02:40Da könnte ja wer weiß was passieren. Nein, keine Widerrede, Herr Berghaus. Ich gehe jetzt mit Ihnen.
02:47Das wäre ja noch schöner.
02:53Mit geübtem Blick hat Elfriede Gruber erkannt, dass der Rentner ein geeignetes Opfer für sie ist.
03:02Friedrich Berghaus aber kann natürlich nicht ahnen, dass er besser daran täte, die Frau nicht
03:07mit in seine Wohnung zu nehmen. So, da wären wir ja zu Hause. Nun setzen Sie sich erstmal hin, Herr Berghaus.
03:16Kommen Sie, ich helfe Ihnen mit dem Mantel. So, Schal noch. Ja, so. Und hier schütteln, das Kissen ein bisschen, so.
03:34Ich sehe derweil mal nach dem Rechten.
03:45Der Besucherin geht es nicht zu sehr um die Ordnung in der Küche.
03:48Sie will sich vielmehr einen Überblick über die Vermögensverhältnisse des Rentners verschaffen.
04:15Der alte Mann merkt auch davon nichts. Er ist einfach dankbar dafür, dass sich Frau Gruber so nett um ihn kümmert.
04:23Na, wie geht es Ihnen denn jetzt? Na, danke schön. Es geht schon besser. Na, sehen Sie.
04:29Ja, ich muss jetzt wieder gehen. Ich komme dann am Freitag nochmal und mache richtig klar das Schiff.
04:35Aber Frau Gruber, das ist doch wirklich nicht nötig. Und ob das nötig ist, machen Sie sich mal keine Gedanken, ich erledige das schon.
04:43Das ist mir aber wirklich gar nicht recht. Ach, nu guck sich mal einer an.
04:49Kaum geht es ihm wieder besser, trumpft er schon wieder auf. Und dabei sehen Sie wirklich noch ganz blass aus.
04:54Vielleicht sollte ich doch mal einen Arzt rufen. Aber nein, Frau Gruber, das ist wirklich nicht nötig.
05:00Na gut, wenn Sie nicht wollen. Also bis Freitag dann, Herr Berghaus.
05:05Ich nehme mir die zweiten Schlüssel da vom Brett gleich mit, dann brauchen Sie nicht extra aufzustehen.
05:13Wiedersehen, Herr Berghaus. Auf Wiedersehen, Frau Gruber und vielen Dank auch.
05:24Elfriede Gruber hat es tatsächlich eilig an diesem Tag.
05:28Sie will ein paar Straßen weiter noch einen anderen Mann besuchen, den sie ebenfalls auf dem Friedhof kennengelernt hat.
05:35Die Frau hat sich mit einer besonderen Masche seit mehreren Jahren auf alleinstehende alte Männer spezialisiert.
05:41Dieser Besuch gilt einem Mann namens Christian Zarig.
05:45Auch für seine Wohnung besitzt die Frau bereits einen Schlüssel.
05:49Herr Zarig ist 76 Jahre alt und wegen einer akuten Krankheit seit einer Woche ans Bett gefesselt.
05:56Auch er ist froh, dass ihm Frau Gruber die Besorgungen abnimmt und den Haushalt in Ordnung hält.
06:01Durch seine Krankheit ist er der Frau inzwischen so weit ausgeliefert, dass sie jetzt ohne Risiko direkt auf ihr Ziel losgehen kann.
06:09Sag mal Christian, ich muss dir doch noch Bettwäsche kaufen. Wo hast du denn das Geld?
06:14Das Geld? Ist denn das so notwendig? Du weißt doch, dass die Rente erst nächste Woche wiederkommt.
06:20Naja, wenn du jetzt laufend im Bett liegst, reicht die Wäsche doch nicht.
06:24Ja, aber ich kann doch jetzt nicht.
06:26Wieso? Du hast doch selbst gesagt, dass du auf der Bank noch ein Notgroschen hast.
06:30Da musst du eben jetzt mal rangehen. Wo hast du denn das Sparbuch?
06:34Na, du sag schon. Oder soll ich dich hier in dem Dreck liegen lassen?
06:37In meiner Schreibmappe. Die steht zwischen den Fotoalben.
06:41Da ist auch noch ein Kennwort notwendig. Das heißt Sommerurlaub.
06:48Christian Zarich wird weder die Frau noch sein Erspartes wiedersehen.
06:53Denn Elfriede Gruber ist kein Engel der Rentner.
06:57Sie arbeitet nur so lange, bis sie das Vertrauen ihrer Opfer besitzt,
07:01um sie dann bei einer günstigen Gelegenheit zu betrügen oder zu bestehlen.
07:05Also bis gleich dann.
07:13Bei Friedrich Berghaus ergibt sich diese Gelegenheit früher, als die Frau kalkuliert hat.
07:18Was ist denn hier los?
07:20Ja, das ist der alte Herr Berghaus. Der ist schon 81. Ganz schlecht sieht er aus.
07:25Das wird wohl bald zu Ende gehen.
07:27Der Rentner hat sich von seinem Schwächeanfall nicht erholt und muss,
07:31an dem Freitag, an dem die Betrügerin ihren nächsten Besuch eingeplant hat,
07:35ins Krankenhaus gebracht werden.
07:47Skrupellos ergreift die Frau ihre Chance.
07:50Sie holt zunächst einmal das Sparbuch des alten Mannes,
07:53auf dem ein Guthaben von 7000 Mark eingetragen ist.
08:05Danach stiehlt sie auch noch den Schmuck der verstorbenen Ehefrau.
08:15Unbemerkt verschwindet sie mit der Beute.
08:18Wieder ist für sie eine schnell geschmolzene Beute.
08:22Sie hat aber auch noch den Schmuck der verstorbenen Frau.
08:26Sie hat aber auch noch den Schmuck der verstorbenen Frau.
08:30Sie hat aber auch noch den Schmuck der verstorbenen Frau.
08:32Wieder ist für sie eine schnell geschlossene Bekanntschaft erfolgreich beendet.
08:39Schon am nächsten Nachmittag ist sie dann wieder auf dem Friedhof.
08:46Es gibt viele alleinstehende Rentner, die ein paar Mark gespart haben
08:50und die sehr oft schon aufgrund ihres Alters nicht mehr in der Lage sind,
08:54sich gegen die resolute Art der Frau zur Wehr zu setzen.
08:56Na, der Eimer ist doch wohl ein bisschen schwer für Sie.
08:59Aber kommen Sie, wir tragen Ihnen ein Stück.
09:08Sie sehen, meine Damen und Herren, Skrupel kennen Diebe und Betrüger dieser Sorte nicht.
09:13Wenn man sich vor ihnen schützen will, sollte man den Kontakt von vornherein meiden.
09:17Deshalb möchten wir allen, die ältere alleinstehende Angehörige haben,
09:21den Rat geben, ihre Verwandten vor solchen Zufallsbekanntschaften zu schützen.
09:26Und wenn Sie schon einmal dabei sind, vielleicht erzählen Sie dann auch gleich noch
09:31von einem anderen sehr verbreiteten Trick, mit dem sich Betrüger und Diebe Einlass verschaffen.
09:36Noch immer genügt bei älteren Menschen nämlich oft die bloße Behauptung,
09:40von irgendeinem Amt oder einer Behörde zu kommen,
09:43um jedes Misstrauen zu zerstreuen und freundlich aufgenommen zu werden.
09:47Bemerkenswert auch bei dieser Masche, sie wird, wie unser nächstes Beispiel zeigt,
09:51ebenfalls recht häufig von weiblichen Tätern praktiziert.
09:55Erna Menzel ist 72 Jahre alt.
09:58Sie führt seit Jahren ein stilles und zurückgezogenes Leben.
10:02Kaum jemand nimmt von der bescheidenen Frau Notiz.
10:10Na, wer kann das denn sein?
10:13Sie wundert sich deshalb ein wenig, als es unerwartet an ihrer Wohnungstür klingelt.
10:18Die Tür ist geschlossen.
10:20Sie wundert sich deshalb ein wenig, als es unerwartet an ihrer Wohnungstür klingelt.
10:24Guten Tag, Frau Menzel. Ich bin die Gemeindeschwester Adelheit.
10:28Ich soll mal nach dem Rechten sehen bei Ihnen. Darf ich reinkommen?
10:32Ja, bei mir ist doch alles in Ordnung. Ich weiß nicht.
10:36Nein, nein, nein, Naomi, nur haben Sie mal keine Angst.
10:39Ich will doch nur sehen, ob Sie auch genügend Wäsche im Schrank haben.
10:42Ach so?
10:44Ja, und ob da nichts fehlt.
10:46Die im Umgang mit Behörden ungeübte Frau glaubt wirklich,
10:49eine Gemeindeschwester vor sich zu stellen.
10:51Schnell zerstreut die wortgewandte Besucherin das Misstrauen,
10:55das zunächst in Erna Menzel aufgekommen war.
10:58Und die Rentnerin merkt nicht, dass ihre Wohnungstür offen bleibt,
11:02als sie mit der fremden Frau in die Küche geht.
11:09Ach, ich habe Sie beim Kochen gestört. Na, das macht ja nichts.
11:13Wir können uns ja auch hier unterhalten.
11:16Aber Schwester, gehen wir nicht wirklich besser ins Wohnzimmer?
11:18Nein, nein, es stört mich nicht. Kochen Sie doch weiter.
11:21Ich habe ja alles in Ordnung gebracht. Wir können ins Wohnzimmer gehen.
11:24Wissen Sie, Frau Menzel, ich würde Ihnen so gerne ein paar Fragen stellen.
11:27Während die vermeintliche Schwester Erna Menzel in der Küche ablenkt,
11:31kann eine Komplizin, die im Treppenhaus gewartet hat,
11:34unbemerkt die Wohnung betreten.
11:48Mit großer Routine durchsucht diese Frau im Wohnzimmer Schubladen und Schränke.
11:53Sie findet tatsächlich mehrere Schmuckstücke.
11:56Ich möchte, dass ihr hier nicht mehr alleine seid.
11:59Ich will mit euch einfach nur aufhören,
12:01dass sie nicht mehr allein ist.
12:04Meine Käuferin passt vorher gar nicht so gut mit mir.
12:07Es ist mir nicht wichtig, dass ihr hier leidet.
12:10Ich will nicht nur lieber mit ihr bleiben.
12:13Es ist mir nicht wichtig, dass sie auch so unangenehm ist wie ich.
12:17Ich wünsche mir viel Glück.
12:21Gibt's noch etwas für die Schwester?
12:22Danach wendet sie sich dem Schlafzimmer zu.
12:29Ja, aber das können Sie doch nicht einfach so laufen lassen, wenn Sie glauben, dass mit der Rente etwas nicht stimmt.
12:36Aber warten Sie, ich kann Ihnen ja mal meinen Rentenbescheid holen.
12:40Nein, nein, nein. Lassen Sie nur. Ich notiere mir das.
12:44Und dann schicke ich morgen jemanden vom Gemeindeamt vorbei.
12:48Ach, das wäre lieblich.
12:51Mit immer neuen Fragen zieht die angebliche Schwester das Gespräch mit der Rentnerin in die Länge,
12:57damit die Komplizin Zeit hat, auch noch das Schlafzimmer der alten Frau zu durchsuchen.
13:13Dort hat sie allerdings keinen Erfolg.
13:21Und der Frau haben wir auch helfen können.
13:24Dabei war der Fall noch viel komplizierter als Ihre.
13:29Ja, also das ist ja merkwürdig. Wochenlang kommt hier niemand vorbei.
13:33Das wird meine Kollegin sein.
13:35Die hatte noch im Haus zu tun und kommt jetzt sicher auch zu Ihnen.
13:38Ich mache schon mal auf.
13:43Was habe ich gesagt? Da ist Schwester Gertrud.
13:46Guten Tag.
13:47Ja, bis auf Frau Wenzel. Ich habe hier 20 Mark für Sie, Frau Wenzel.
13:51Die sind vom Roten Kreuz. Ich soll die nur ausbezahlen.
13:54Ach, das ist aber dumm. Jetzt habe ich nur noch das große Geld.
13:58Können Sie das vielleicht wechseln, Frau Wenzel?
14:00Ja, wieso bekomme ich denn Geld? Also, das verstehe ich nicht.
14:04Doch, doch, das ist schon richtig. Das ist vom Roten Kreuz gestiftet.
14:08Aber können Sie es nun wechseln? Sonst muss ich wieder gehen mit dem Geld.
14:11Ja, Moment, Schwester Gertrud.
14:14Ich will mal nachsehen, aber setzen Sie sich doch bitte zuerst.
14:45Nein, Schwester, ich kann das gleich nicht ausgeben. Das passt alles nicht.
14:49Lassen Sie nur. Dann kommt meine Kollegin eben morgen wieder vorbei und bringt es Ihnen.
14:53Das ist zu dumm. Ich habe die Rente schon gestern abgeholt.
14:56Und das ganze Kleingeld habe ich ausgegeben.
14:58Das ist doch nicht schlimm, Frau Wenzel.
15:00Ich bin morgen sowieso in der Gegend und da schaue ich noch mal rein.
15:03Ach, Frau Wenzel, macht es Ihnen was aus, wenn ich bei Ihnen mal schnell auf der Toilette wäsche?
15:07Nein, gar nicht.
15:10Ahnungslos lässt die alte Frau die Besucherin, die sie für eine Gemeindeschwester hält, aus den Augen.
15:16Noch weiß sie nicht, dass sie bitter enttäuscht werden wird.
15:19Dann aber wird es zu spät sein.
15:23Ich träume nicht immer welche ältere Frau ich werde und ich treue mich immer,
15:39dass ich mein Leben einbrochen habe.
15:48Ich freue mich immer, wenn ich älteren Menschen helfen kann.
15:53Wann wäre es Ihnen denn recht, dass ich morgen vorbeigehe?
15:56Ach, Sie ist ganz klein. Ich bin ja eigentlich immer zu Hause.
16:00So. Dankeschön.
16:02Tja, Frau Menzel, also dann bis morgen. Auf Wiedersehen.
16:07Auf Wiedersehen.
16:09Auf Wiedersehen, Schwester. Und vielen Dank.
16:16Sie werden es gemerkt haben, meine Damen und Herren, worauf es ankommt.
16:19Trickdiebe dieser Art schaffen immer eine Situation,
16:22in der sich zumindest einer von ihnen unbemerkt in der Wohnung bewegen kann.
16:27Aber nicht nur ältere Mitbürger werden allzu leicht Opfer von skrupellosen Dieben und Betrügern.
16:32Eine ganze Branche hat sich auf die Jugend spezialisiert.
16:36Die meisten dieser Geschäftemacher verkaufen schlichtweg Illusionen.
16:40Sie versprechen das Blaue vom Himmel und im Endeffekt geht es auch ihnen nur darum,
16:44ihren Opfern Geld aus der Tasche zu ziehen.
16:52Das Büro der Performa Modellen und Manicure Agentur
16:55hat eine vornehme Adresse an der Hamburger Außenalster.
17:02An einem Montag sind gleich fünf junge Damen in der Agentur erschienen.
17:06Sie haben in der Wochenendzeitung eine Anzeige gelesen, Fotomodelle gesucht,
17:10hoher Nebenverdienst, auch Anfängerinnen herzlich willkommen.
17:17Es war mir ein Vergnügen, also bis nächsten Freitag zum Fototermin.
17:20Auf Wiedersehen.
17:21Auf Wiedersehen.
17:22Wer ist die Nächste, bitte?
17:23Frau Walders.
17:24Kommen Sie doch bitte gleich mit.
17:26Tag, Frau Walders.
17:27Guten Tag.
17:28Bitte schön.
17:30Arthur Doré hat die Agentur erst vor wenigen Monaten gegründet,
17:34aber sein Geschäft geht schon glänzend.
17:38Also, Frau Walders, Sie möchten gerne bei uns mitarbeiten?
17:43Ja, also wissen Sie, ich habe sowas ja noch nie gemacht,
17:46aber Sie nehmen doch auch Anfängerinnen, oder?
17:48Ja, natürlich, viel lieber sogar. Sie wissen doch, der Markt ist groß.
17:51Wie immer die selben Mädchen, die verschleißen sich.
17:53Wir brauchen Nachwuchs, frische Gesichter, Werbung, illustrierte Fernsehen.
17:57Sie sehen das ja täglich.
17:59Was haben Sie bisher gemacht?
18:01Ich bin Verkäuferin in der Konfektion.
18:03Ja.
18:04Und da habe ich schon ab und zu mal Hausmanövern gemacht.
18:06Ja.
18:07Zum Vorführen und so.
18:08Ja, das ist doch hervorragend.
18:10Da haben Sie ja gewissermaßen schon Routine.
18:12Aber wissen Sie, Mädchen kommen ja manchmal zu uns,
18:15also da weiß man wirklich nicht, was man sagen soll,
18:17aber jedenfalls Mut haben die.
18:20Aber jetzt mal zu Ihnen.
18:22Haben Sie Fotos dabei?
18:24Haben Sie Fotos dabei?
18:26Sie wissen vielleicht, die brauchen wir für die Headsheets,
18:28damit die Kunden wissen, wen sie buchen können.
18:30Headsheets? Was ist denn das?
18:32Ach ja, das können Sie ja nicht kennen.
18:34Warten Sie, ich zeige Ihnen das mal.
18:39Sehen Sie? So sieht das aus.
18:43Das ist praktisch ein Wandkatalog.
18:45Da sind alle Modelle drauf, die wir vermitteln.
18:49Und diese Headsheets, die verschicken wir dann an die Fotografen.
18:52Ungefähr an die 200 und an die Werbeagenturen.
18:55Jedenfalls an alle, die Modelle brauchen.
18:58Das Ganze kostet Sie 200 Mark.
19:00Für's halbe Jahr.
19:01200 Mark?
19:03Ja, aber ich wollte doch eigentlich verdienen und nicht...
19:05Ja, aber natürlich, meine Liebe.
19:08Deswegen sind Sie ja hier.
19:10Aber Sie dürfen nicht vergessen, ohne Werbung geht's auch in der Werbung nicht.
19:15Das ist praktisch Ihre Eigenwerbung.
19:18Und ja, außerdem setzen wir Ihre Tagesgage auf 400 Mark fest
19:22und Stundennummer auf 100.
19:24Also Sie können sich selber ausrechnen, wie schnell Sie das wieder drin haben.
19:27Ach so.
19:29Nach kurzem Zögern ist Fräulein Baldus bereit,
19:32sich den Branchengebräuchen anzupassen.
19:34Ja, das ist ein bisschen unscharf, diese...
19:37Dankeschön.
19:39So, und jetzt wollen wir mal gleich an das Vertragliche gehen, ne?
19:44Sie kann nicht ahnen, dass das Werbeplakat mit Ihrem Foto
19:48zwar tatsächlich an Agenturen und Fotografen geschickt wird,
19:51dass es dort aber gleich im Papierkorb landet.
19:54Denn bei den Profis der Werbebranche ist bereits bekannt,
19:58dass die Firma Proforma Ihre Modelle allzu unkritisch aussucht.
20:04So, wenn Sie freundlicherweise hier mal unterschreiben wollen.
20:07Bitte schön.
20:08Fräulein Baldus weiß das, wie gesagt, nicht.
20:11Sie bezahlt die 200 Mark und hart der Dinge, die nun kommen werden.
20:16Danke Ihnen, schön. Danke sehr.
20:20Aber es kommt nichts.
20:22Keine Anrufe von Fotografen, keine Aufträge, kein Geld.
20:26Nach sechs Wochen geduldigen Wartens
20:28sitzt Fräulein Baldus wieder in der Modellagentur.
20:31Sie will wissen, wann sie endlich engagiert wird.
20:35Doch diesmal ist das Interesse der Firma nicht sehr groß.
20:39Fräulein Baldus wartet bereits seit einer halben Stunde,
20:42weil der Agenturchef angeblich keine Zeit für sie hat.
20:48Frau Polnschneider, machen Sie das doch mit den Mädchen für Berlin klar.
20:52Die müssen heute noch rüber.
20:54Ja, ich ruf gleich an.
20:56Entschuldigen Sie, Herr Doré, jetzt warte ich schon seit elf.
20:58Bei mir hat sich bisher überhaupt noch niemand gemeldet.
21:00Ja, ja, ich weiß, ich weiß.
21:02Sie sind aber auch die Einzige.
21:04Es liegt an Ihren Fotos.
21:05Es liegt an Ihren Fotos.
21:06Die sind wirklich zu schlecht,
21:07da können die Fotografen doch überhaupt nichts sehen.
21:10Wir müssen unbedingt was machen.
21:12Ich habe mir das auch schon überlegt.
21:15Sie sollten sich neu fotografieren lassen,
21:17so wissen Sie, in allen Posen,
21:19damit der Kunde Ihre Ausdrucksfähigkeit
21:20und Ihre guten Seiten kennenlernt.
21:23Warten Sie mal, Schneiderchen, der Pitt ist doch gerade frei.
21:25Ja, natürlich.
21:26Er ist unser bester Fotograf.
21:27Bitte schön.
21:28Ich gebe Ihnen mal seine Karte.
21:30Danke.
21:31Wieder einmal tut eine hochtrabende Visitenkarte ihre Wirkung.
21:34So, jetzt rinne ich mal unheimlich mit Schwung.
21:36Komm, komm, komm, ja, stopp.
21:38Schon einen Tag später findet sich Fräulein Waldus
21:40im Atelier des Fotografen ein.
21:42Ja, die ist voll.
21:45Wechsel gleich, komm mal rüber, komm mal rüber.
21:47Mach mir mal ein Glas Wasser.
21:48So, jetzt nimm mal den Kopf runter, Kopf runter.
21:50Pitt, den alle Welt nur beim Vornamen nennt,
21:53kennt sich aus mit Mädchen.
21:56Er kann Pummelchen schlank fotografieren
21:58und aus Stupsnasen klassische Profile zaubern.
22:03Er beschäftigt eine Assistentin und zwei Laborantinnen.
22:06Und dieser Aufwand muss sich bezahlt machen.
22:09Deshalb sind Pitts Preise gesalzen.
22:11Und nochmal, jetzt andersrum, andersrum.
22:13Sehr gut.
22:14Ja, genau.
22:15Stopp.
22:16Sehr gut.
22:17Und nun löse dich.
22:18Ja, stopp.
22:19Aber das angehende Fotomodell Bianca Waldus
22:22hat bisher nicht weiter darüber nachgedacht,
22:24wer die Fotos zu bezahlen hat.
22:27Und guck mir an, guck mir an.
22:29Ja, genau so.
22:30Bleiben.
22:32Okay.
22:34Jetzt machen wir Schluss.
22:36Das war gar nicht so schlecht für den Anfang.
22:38Dank dir.
22:39Leg die Kassetten aus.
22:40Na, fein. Und wann kriege ich die Bilder?
22:42Du?
22:43Die gehen noch im Proforma.
22:44Aber die Rechnung kann ich dir gleich mitgeben.
22:46Wieso Rechnung?
22:47Ja, was glaubst du denn?
22:48Gehst zum Fotograf, musst du also auch zahlen.
22:51Erst jetzt erfährt Bianca Waldus,
22:53dass der Fotograf für seine Arbeit 500 Mark berechnet.
22:57Sie versucht zunächst zaghaft zu protestieren.
23:01Aber dann denkt sie an die vielleicht schon begonnene Karriere.
23:06Und als Pitt schließlich erklärt,
23:08dass seine Fotos auch bei Illustrierten verkauft werden sollen
23:11und dabei dem Modell vertraglich 25% des Honorars zustehen,
23:15willigt sie schließlich ein.
23:21Bereits wenige Tage später sieht es tatsächlich so aus,
23:24als hätte Bianca Waldus den Start ins Hochglanzleben geschafft.
23:29Denn unerwartet klingelt der Geldbriefträger an ihrer Tür.
23:33Er bringt 250 Mark, angeblich das erste Honorar für die Fotoserie.
23:39Der Geldsegen kommt wie gerufen.
23:41Die junge Frau hat nämlich wenige Tage zuvor
23:44von der Modellagentur Proforma ein Vertragsangebot zugeschickt bekommen,
23:49in dem ihr eine Ausbildung als Mannequin offeriert wird.
23:53Nach einem solchen Kursus, so schreibt die Agentur,
23:56könne Bianca dann auch auf dem Laufsteg eingesetzt werden
23:59und erheblich mehr Geld verdienen.
24:01Mensch, Ulrike, das erste Geld und gleich 250 Mark.
24:06Was, 250?
24:08Ja, du stell dir vor, wenn das so weitergeht.
24:11Ich glaube, ich melde mich jetzt doch bei der Mannequin-Schule an
24:14für 150 Mark im Monat und ich verdiene gleich 250 auf einen Schlag.
24:18Trinkst du einen Sherry mit?
24:20Bianca Waldus ist vom Glück geblendet.
24:22Und so unterschreibt sie noch am selben Abend
24:25den Vertrag für eine Mannequin-Ausbildung bei der Agentur Proforma.
24:30Sie verpflichtet sich, monatlich 150 Mark zu zahlen.
24:34Der Vertrag läuft über zwölf Monate.
24:36Eine Kündigungsfrist ist nicht vorgesehen.
24:39Schön.
24:41Gut, dann auf deine Karriere, Bianca.
24:44Danke.
24:50250 Mark.
24:55Und so ist schließlich aus dem hoffnungsvollen Fotomodell Bianca Waldus
25:00auch noch eine Mannequinschülerin geworden.
25:06Also, meine Damen, wie ich Ihnen schon sagte,
25:09jede ihrer Bewegungen muss leicht und natürlich sein.
25:12Die Schule ist der Modellagentur angegliedert.
25:15Der Unterricht allerdings muss dem Fachmann von zweifelhaftem Wert erscheinen.
25:20Bitte schön.
25:22Bianca, die gläubig an den Lippen ihrer neuen Lehrerin hängt,
25:26weiß natürlich nicht, dass die 250 Mark gar nicht vom Verkauf der Fotos stammen,
25:32sondern dass die Agentur diesen Betrag selbst investiert hat,
25:35um dann 1800 Mark für einen dubiosen Kursus kassieren zu können.
25:40Und Sie müssen natürlich wissen, meine Damen,
25:43nicht nur, wenn Sie sich auf dem Laufsteg befinden,
25:47Sie stehen immer im Mittelpunkt des Interesses.
25:51Also keine unkontrollierten Gästen und Bewegungen, keine Gefühlsausbrüche.
25:57Sie müssen über den Dingen stehen.
26:00Der oberste Grundsatz für ein erfolgreiches Mannequin heißt,
26:05immer Würde ausstrahlen und Haltung bewahren.
26:10Meine Damen und Herren, Sie werden es sich schon denken können.
26:13Das junge Mädchen, das wir Bianca Waldus genannt haben,
26:16hat natürlich nie einen Job als Fotomodell oder Mannequin bekommen.
26:20Inzwischen hat sie ihren Traum vom Titelblatt und Fernsehruhm längst begraben
26:24und den ohnehin wertlosen Unterricht aufgegeben.
26:27Aber die monatlichen Raten von 150 Mark muss sie ein Jahr lang bezahlen.
26:33Nicht alle jungen Menschen, die von Schwindlern dieser Art ausgebeutet werden,
26:37fallen gleich auf drei verschiedene Varianten dieses Gewerbes herein.
26:40Aber auch jede einzelne dieser Maschen ist, so meine ich,
26:43übel genug, um davor recht nachdrücklich zu warnen.
26:48Und nun, meine Damen und Herren, zu einem ganz anderen Thema.
26:51Der Fall, den wir Ihnen jetzt schildern wollen, gehört zu der großen Gruppe von Betrügereien,
26:56bei der der verbreitete Wunsch nach einer Nebentätigkeit ausgenutzt wird.
27:01Dieser Wunsch, durch eigene Initiative zusätzlich etwas Geld zu verdienen,
27:05hat die verschiedensten Ursachen.
27:07Oft genug entspringt er einer ernsthaften Notlage.
27:12Die Häuser dieser Siedlung am Rande des Ruhrgebietes wurden erst vor fünf Jahren gebaut.
27:18Sie gehören Arbeitern und Angestellten, Beamten und kleinen Geschäftsleuten.
27:24Die meisten Besitzer haben hohe Hypotheken aufnehmen müssen, um die Häuser zu finanzieren.
27:30Auch die Familie Grünberg, die hier wohnt,
27:33muss jeden Monat einen erheblichen Betrag für Zinsen und Tilgung aufbringen.
27:39An einem Nachmittag im Februar dieses Jahres erwarten die Grünbergs wichtigen Besuch,
27:44der ihnen aus einer finanziellen Klemme heraushelfen soll.
27:58Der Mann, den die Grünbergs erwarten, heißt Gerd Pauli.
28:01Er verkauft eine Idee, mit der er schon viel Geld gemacht hat.
28:05Und die Grünbergs sind an diesem Tag schon seine dritten Interessenten.
28:09Deshalb hat er sich, entgegen seiner sonstigen Art, ein wenig verspätet.
28:14Gerd Paulis Erfolgsrezept, das er in Zeitungsinseraten salopp anbietet,
28:19heißt schlicht, wir machen Dreck zu Geld.
28:22Auch Walter Grünberg und seine Frau haben sich von dem verblüffenden Slogan anlocken lassen
28:27und sich mit dem Mann verabredet.
28:31Dann kommt er ja. Der hat noch einen mitgebracht.
28:42Guten Tag, Herr Pauli.
28:44Entschuldigen Sie, dass wir uns ein bisschen verspäten, aber es war ein bisschen schwierig zu finden hier.
28:47Das macht doch gar nichts.
28:49Ich habe übrigens Herrn Renner mitgebracht. Das ist unser Objektberater.
28:52Einer unserer besten Spezialisten.
28:54Bitte kommen Sie doch rein, meine Herren.
28:56Vielen Dank.
28:58Bitte.
29:00Vielen Dank.
29:04Ein hübsches Haus haben Sie hier. Das ist wirklich sehr geschmeidig.
29:06Ja, danke. Bitte nehmen Sie doch Platz.
29:10Walter Grünberg hat Existenzsorgen.
29:13Seine Firma, bei der er seit 15 Jahren als Buchhalter tätig war,
29:17hat ihm zum Jahresende gekündigt,
29:19da der Zweigbetrieb, in dem er gearbeitet hat, stillgelegt worden ist.
29:28Bitte, meine Herren, greifen Sie doch zu.
29:30Eine neue Stelle hat er nicht gefunden.
29:33So sieht er schließlich nur noch einen Ausweg, sich selbstständig zu machen.
29:39Gerd Pauli hat inzwischen sein Rezept etwas genauer erklärt.
29:43Der Mann, der angeblich die Chance bietet, aus Dreck Geld zu machen,
29:47vertritt eine Firma, die noch relativ neu ist auf dem deutschen Markt.
29:52Sie will Teppichreinigungsmaschinen verkaufen,
29:55Maschinen, mit denen sich Herr Grünberg, so sagt der Vertreter,
29:59binnen Kurzem eine neue, solide Existenz schaffen kann.
30:03Er soll Kunden werben, bei denen er mit seiner Maschine Teppichböden reinigt.
30:09Der Vertrag, den Gerd Pauli anbietet, ist ein sogenannter Partnerschaftsvertrag.
30:15Er sichert dem Partner, in diesem Fall also Herrn Grünberg,
30:18nach dem Kauf des Geräts Unterstützung bei der Werbung
30:22und technische Beratung beim Aufbau der Existenz zu.
30:26Dazu gehören auch Prospekte, die der frisch angeworbene Unternehmer
30:30an seine Kunden verteilen soll.
30:36Und die liefern Sie mir also mit dazu?
30:38Ja natürlich, 1000 Stück, das gehört zu unserem Servicepaket.
30:42Wir liefern Ihnen die komplette Existenz, frei Haus sozusagen.
30:45Prospekte, Drucksachen, Visitenkarten, alles was Sie brauchen.
30:48Sehr schön.
30:49Und die Schulung natürlich. Zwei Tage im besten Hotel, alles inklusiv.
30:53Sie brauchen dann nur noch anzufangen.
30:55Ja, aber wenn da nun die Kunden hat, wie viel kann man denn da verlangen?
30:59Ja, das wusste ich gerade.
31:00Ich meine, pro Quadratmeter.
31:01Kompliment gnädige Frau, das ist natürlich die Gerätchenfrage.
31:04Hier, wir haben das mal zusammengestellt.
31:06Also, Sie können mit einem Quadratmeterpreis von 4,50 Mark für die Vollreinigung rechnen.
31:11Das ist branchenüblich.
31:13Wenn Sie jetzt beispielsweise zwei Wohnungen haben in der Woche,
31:16sagen wir, naja, 60 Quadratmeter Reinigungsfläche für jede.
31:20Das wären dann 60 mal 8 sind 480.
31:24Das wären im Monat dann mal 4,50 Mark über 2000 Mark.
31:28Und bei zwei Wohnungen in der Woche haben Sie höchstens 8 Stunden zu tun.
31:31Und Sie können direkt hier in der Nachtbarschaft anfangen.
31:34Der Marktanteil der Teppichböden wird immer größer.
31:37Schauen Sie sich doch einmal um.
31:38Fast in jedem zweiten Haushalt liegt heutzutage ein Teppichboden.
31:42Ja, und ein Staubsauger genügt da auf die Dauer nicht.
31:44Über kurz oder lang brauchen die alle eine Schaumreinigung.
31:47Die Finanzierung ist für Sie wirklich denkbar einfach.
31:49Die Argumente der Männer machen Eindruck.
31:51Und als die Vertreter die Finanzierung der neuen Existenz erklären,
31:55ist Walter Grünberg beinahe überrascht.
31:58Sukkulent erscheinen ihm die Zahlungsbedingungen.
32:01299 Mark pro Monat soll er für die Teppichreinigungsmaschine,
32:06für Putz und Werbemittel und die technische Unterstützung der Firma bezahlen.
32:12Dass dieser Betrag vier Jahre lang entrichtet werden muss,
32:15interessiert Herrn Grünberg zunächst weniger.
32:18Ihm geht es darum, schnell und ohne große Investitionen Geld zu verdienen.
32:24Denn von seiner Arbeitslosenunterstützung kann er die Hypotheken für sein Haus nicht bezahlen.
32:30Wiederschauen. Auf gutes Zusammenarbeiten.
32:32Tja, wir hoffen nicht.
32:34Wiedersehen.
32:37Meine Damen und Herren, das war die Theorie. Und nun zur Praxis.
32:41Drei Wochen später besuchen Herr Grünberg und seine Frau auch tatsächlich den angekündigten Schulungskurs.
32:48Er wird, wie versprochen, in einem guten Hotel durchgeführt.
32:52Sie müssen natürlich darauf achten, dass das Gerät auf die entsprechende Florhöhe eingestellt wird.
32:57Sehen Sie, hier haben wir den Regulierknopf.
32:59Und dann müssen Sie natürlich auch die Flüssigkeit jeweils rechtzeitig nachfüllen.
33:03Ach, verzeihen Sie, darf ich es vielleicht mal selbst versuchen?
33:05Ich meine, damit ich mich dran gewöhne.
33:07Aber natürlich, gnädige Frau.
33:09Kommen Sie ruhig mal her.
33:11Greifen Sie mal herzhaft zu.
33:13Das Ding beißt ja nicht.
33:14Nein, nein, Frau, so um, bitte.
33:15So, hier schalten wir es ein.
33:17Schön.
33:18Moment, die Düse noch.
33:20So.
33:21Nein, nein, Frau, nur vorwärts. Nur vorwärts.
33:24Der Umgang mit dem Reinigungsgerät erscheint den Kursteilnehmern in der Tat unproblematisch.
33:30Da sie alle neu in der Branche sind, wissen sie aber nicht,
33:33dass das Gerät, das sie gekauft haben, etwa 100 Prozent teurer ist als vergleichbare Reinigungsmaschinen.
33:40Und sie erfahren auch nicht, dass dieser Reiniger durchaus nicht für jeden Teppichboden geeignet ist
33:46und dass er deshalb in den Händen von Laien schwerwiegende Schäden anrichten kann.
33:54Danke.
33:55Na, das können wir doch schon alle.
33:57Danke.
34:03Elga, das wird der Briefträger sein.
34:05Siehst du, nimm mal nach, bitte.
34:18Mama, was gekommen?
34:19Ja, nur eine Postkarte von der Oma. Weiter nichts.
34:24Tausend Prospekte haben wir jetzt verschickt. Kein Arzt meldet sich.
34:31Ich verstehe das nicht. Wir schreiben und schreiben, schreiben uns die Finger rund.
34:36Da muss doch mal einer antworten.
34:38Vier Wochen später warten die Grünbergs immer noch auf Antwort auf die tausend Werbedrucksachen,
34:43mit denen sie Kunden für ihre neu gestartete Teppichreinigung werben wollten.
34:48Doch der Erfolg ist gleich null.
34:50Deshalb will Herr Grünberg auch an diesem Tag wieder versuchen,
34:54durch persönliche Besuche an der Wohnungstür Kunden zu werben.
34:58Da hilft wohl nichts. Da muss ich wieder losgehen.
35:04Viel Glück, Liebling. Vielleicht klappt es diesmal.
35:12Die Hoffnung von Frau Grünberg erfüllt sich nicht.
35:15Nicht an diesem Tag und auch nicht in den folgenden Wochen.
35:19Denn in Privathaushalten sind nur sehr schwer Kunden zu finden,
35:23die bereit sind, eine Reinigungsfirma zu beauftragen,
35:26bei der nach relativ hohen Quadratmeterpreisen abgerechnet werden muss.
35:31Und gewerbliche Kunden zu finden, die solche Reinigungen vergeben,
35:35dafür hat Walter Grünberg weder genug Verbindungen noch die entsprechenden Kenntnisse.
35:41Der Buchhalter ist finanziell am Ende.
35:44Die Hoffnung auf eine neue Existenz ist zerstört.
35:47Und sie hat ihn nur noch tiefer in die Klemme gebracht.
36:04Herr Grünberg ist nur einer von vielen, meine Damen und Herren,
36:07die bitteres Lehrgeld zu zahlen haben.
36:10So wie er haben auch andere den Vertretern geglaubt,
36:13dass man so ohne weiteres aus Dreck Geld machen könne.
36:17Die Rechnung, auf der die meisten Geschädigten heute sitzen, sieht böse aus.
36:21Walter Grünberg hat zum Beispiel für die Maschine, das Werbematerial
36:25und die angebliche Betreuung durch die Firma vier Jahre lang jeden Monat 299 Mark zu zahlen.
36:31Das sind zusammengerechnet mehr als 14.000 Mark.
36:37So und nun, meine Damen und Herren, auch heute wieder am Schluss der Sendung unser Experiment.
36:42Diesmal wollte unser Team wieder einen neuen Trick ausprobieren,
36:45mit dem in letzter Zeit mehrere Ganoven beachtlichen Erfolg hatten.
36:50Sehen Sie selbst, wie es unseren Mitarbeitern gegangen ist, als sie diesen Trick ausprobiert haben.
36:55Wie immer ist natürlich nichts an den Filmaufnahmen gestellt.
36:59Es ging um eine spezielle Masche aus dem Bereich Autodiebstahl.
37:03Unsere Mitarbeiter Elke Funke und Bernd Schröder hatten sich auf einem Parkplatz in Hamburg postiert.
37:09Dort rührten sie frech die Werbetrommel für eine überhaupt nicht existierende neue Autowassstraße.
37:15Mein Werbeangebot für Sie.
37:17Während Sie hier parken, lassen wir kostenlos Ihren Wagen waschen.
37:20Gleich rechts um die Ecke ist die neue Waschanlage.
37:22Und dann kommen wir hinterher?
37:24Schön gewaschener Blitzwerkerwagen.
37:26Gar nichts, wir wollen nur gerne ein paar Stammkunden dazugewinnen.
37:29Und wir haben hier ein paar Parkplätze reserviert, wir können das Auto da abstellen.
37:32Und wenn Sie zurückkommen, ich weiß nicht, wie lange bleiben Sie?
37:34Das dauert nicht lange bei mir.
37:36Viertelstunde ist fertig.
37:39Wenn Sie so lange Zeit haben, da steht der Wagen hier.
37:41Sie sehen uns dann wieder.
37:43Ja, ich kann Ihnen doch nicht so ohne Wagen aus meinem Auto gehen.
37:46Die ganzen anderen Kunden heute früh waren alle zufrieden.
37:49Das ist ein Werbeangebot, ich meine, wir sind gleich um die Ecke, das ist kein Problem.
37:52Wenn Sie aussteigen wollen.
37:58Da steht er dann, ne?
38:00Der Autobesitzer hätte gut daran getan, bei seinem Misstrauen zu bleiben und den Wagen nicht aus der Hand zu geben.
38:15Denn als er später zum Parkplatz zurückkommt, sucht er vergeblich nach seinem Auto.
38:24Auch das nächste Opfer reagierte schließlich wie erwartet.
38:28Probieren Sie es doch mal.
38:30Ich bin zweimal durch eine Waschstraße gefahren und da hat jemand gesagt, das ist hoffnungslos.
38:34Die müssen Sie doch mal schön mit der Hand machen.
38:36Also ich glaube, bei uns wäre das nicht wichtig.
38:38Das ist ganz neu, die Anlage und deswegen machen wir auch die Werbeaktion.
38:40Probieren Sie es mal.
38:42Das ist kostenlos heute als Werbeaktion.
38:44Wir haben hier zwei Plätze reserviert.
38:46Viertelstunde ist es fertig.
38:48Wenn Sie einkaufen, inzwischen ist das Auto wieder hier.
38:51Mein Kollege fährt den Wagen.
38:53Ja, prima.
38:55Ich bleibe hier stehen.
38:57Ich lege Ihnen den Schlüssel.
39:11Auch für andere Autofahrer ist das Angebot so verlockend, dass sie den Wagen ohne zu zögern hergeben.
39:17Ich muss hier feststehen. Ich rühre mich nicht vom Kleck.
39:24Der vierte Kunde für die Fantasiewaschstraße.
39:28Prima.
39:29Gut, fantastisch.
39:36Auch dieser Wagen wird für unsere Mitarbeiter eine sichere Beute.
39:40In wenigen Stunden eignen sie sich, wenigstens vorübergehend, Fahrzeuge im Gesamtwert von über 50.000 Mark an.
39:52Den Schlüssel können Sie sich bei mir wieder abholen.
39:55Ich bleibe hier feststehen.
39:58Bis gleich auf die Ecke. Sie werden sehen, wenn Sie das dann wieder machen.
40:01Hier finden Sie Ihren Wagen wieder.
40:03Wir haben die Sitzer gewechselt und wollen ein bisschen neue Kunden haben.
40:11Und für die Autobesitzer gab es dann jedes Mal ein böses Erwachen,
40:15wenn sie statt eines sauberen Wagens lediglich eine leere Parklücke vorfanden.
40:21Tja, meine Damen und Herren, Sie sehen, man ist wirklich von nichts sicher.
40:25Natürlich können Sie einer Firma, die Sie gut kennen, Ihren Wagenschlüssel genauso anvertrauen wie bisher.
40:31Wenn aber ein Unbekannter auf die gezeigte Weise an Sie herantritt,
40:34dann ist es vielleicht klüger, auf eine kostenlose Wäsche zu verzichten, als den Verlust des Autos zu riskieren.
40:42Oder Sie lassen sich genau beschreiben, wo die neue Waschstraße liegt und fahren selbst hin.
40:47Und damit darf ich mich wieder einmal verabschieden. Bis zum nächsten Mal bei der Sendung Vorsicht Falle.
41:04Untertitel der Amara.org-Community
41:34Sprecher Jochen Graf
41:37Deutsche Bearbeitung sub&dub company
41:40Redaktion Julian Windisch
42:05Sprecher Jochen Graf
42:08Deutsche Bearbeitung sub&dub company
42:11Redaktion Julian Windisch
42:34Sprecher Jochen Graf
42:37Deutsche Bearbeitung sub&dub company
42:40Redaktion Julian Windisch