Romani Rose: "Auschwitz ist eine Verpflichtung für unsere Zeit"

  • vor 2 Monaten
“Wenn wir unsere europäischen Grundwerte nicht verteidigen, dann steht es um die Menschlichkeit schlecht”, sagt Romani Rose, Vorsitzender der Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. Er sprach mit der DW anlässlich des 80. Jahrestags der Vernichtung von Sinti und Roma durch die Nazis.

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Transcript
00:00Von meiner Familie sind insgesamt 13 Personen in den verschiedenen Konzentrationslagern ermordet worden.
00:06Darunter meine Großeltern, die hier in Auschwitz ermordet worden sind.
00:10Für mich ist dieser Ort ein großer Friedhof.
00:13Wir wissen heute, dass insgesamt über eine Million Menschen von den Nazis fabrikmäßig ermordet worden sind.
00:22Das ist eine unvorstellbare Zahl.
00:26Auschwitz ist eine Verpflichtung für unsere Zeit in der Gegenwart.
00:32Und das sind wir den Vermöchtlichsten Opfer schuldig.
00:36Wir haben heute wieder eine Situation, ich sage das mal jetzt im Allgemeinen,
00:43wo Menschen in der Wüste verdursten, weil sie keine Heimat mehr haben.
00:51Wo Menschen im Meer ertrinken, weil ihre Gute untergehen.
00:57Und wir darüber verhandeln, dass diese Menschen nicht vor unser Angesicht treten.
01:05Ich finde das ganz einfach schlimm.
01:07Mir ist natürlich vollkommen klar, dass ein einzelner Staat das Problem nicht lösen kann.
01:13Das kann nur die europäische Gemeinschaft zusammentun.
01:16Aber wissen Sie, die Grundwerte, ich sage ausdrücklich die Grundwerte,
01:23sind das Fundament unseres Zusammenlebens.
01:27Darauf waren wir immer in Europa, in Westeuropa stolz.
01:30Wenn wir die jetzt nicht mehr verteidigen, dann steht es um die Menschlichkeit schlecht.
01:37Wir haben einen neuen Nationalismus, einen neuen Rechtsextremismus.
01:41Und diese Leute fordern wieder den Sündenbock, das ist der bequeme Weg.
01:47Ihr eigentliches Ziel ist aber die Beseitigung der Demokratie.
01:50Der Antiziganismus war die Ursache für die jahrhundertelange Verfolgung.
01:55Sinti und Juden waren für Europa die Sündenböcke, für die Obrigkeit.
02:01Und um diese Verfolgung und Programme zu rechtfertigen,
02:07wurden immer Klischees und Vorurteile herangezogen.
02:11Die Nazis haben daraus eine Rassenideologie gemacht.
02:14Und diese Rassenideologie, die war die Grundlage dafür,
02:19dass man den beiden Minderheiten negative Eigenschaften zugeschrieben hat.
02:24Und wohin das geführt hat, wissen wir heute aus der Geschichte.
02:29Europa ist geteilt worden und die Nazis hätten ganz Europa an den Kopf gerissen.
02:36Gegen diese Ansätze in der Gegenwart, dass rechte Parteien mit ihren Parolen
02:43die Verbrechen der Vergangenheit leugnen.
02:47Dagegen müssen wir uns frühzeitig zur Wehr setzen.

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