Obwohl bereits zwei hochrangige Politiker zurückgetreten sind, wollen die Demonstranten nicht aufgeben. Das gilt auch für Staatspräsident Aleksandar Vucic. Wie stehen die Chancen für einen Wandel?
Kategorie
🗞
NewsTranskript
00:00Genau drei Monate nach dem Einsturz der Bahnhofsüberdachung von Novi Sad, bei dem 15 Menschen starben,
00:10blockieren zehntausende Demonstranten alle drei Donaubrücken der Stadt.
00:15Die Demonstranten sind der Meinung, dass Korruption für den Tod der Menschen verantwortlich ist
00:19und dass Proteste den Übergang zu einer besseren Gesellschaft ebnen könnten.
00:24Ich hoffe, mein Kind kehrt aus dem Ausland in ein freies Serbien zurück.
00:29Ehrlichkeit und Liebe müssen über das Übel siegen.
00:34Das Gesetz muss durchgesetzt werden, das ist alles.
00:38Die Brückenblockade war die letzte in einer Reihe von Studentenprotesten.
00:43Auch blieben durch die Proteste seit zwei Monaten fast alle staatlichen Universitäten in Serbien geschlossen.
00:50Sie hier wollen nicht nachgeben, bis ihre Forderungen erfüllt sind.
00:54Wir fordern Rechenschaft, sowohl strafrechtlich als auch politisch.
00:57Der Premierminister und der Bürgermeister von Novi Sad sind zurückgetreten, aber nicht rechtlich zur Verantwortung gezogen worden.
01:03Wir fordern eine vollständige Dokumentation der Restaurierungsarbeiten am Bahnhofsdach von Novi Sad.
01:08Die ist laut Experten nicht nur nicht vollständig, sondern manipuliert.
01:14Der an der Renovierung des Bahnhofs beteiligte Ingenieur Suran Djajic war einer der Ersten, der Unregelmäßigkeiten meldete.
01:21Jetzt ist er Mitglied einer Untersuchungskommission, die nach eigenen Angaben Beweise dafür sammelt,
01:27dass die Verantwortung für die Katastrophe bis in höchste Regierungskreise reicht.
01:32Die Staatsanwaltschaft wird nichts tun, solange Alexander Vujic Staatschef ist.
01:41Wir müssen die Sache selbst in die Hand nehmen, um die Verantwortlichen zu entlarven.
01:45In der Einheit gegen das organisierte Verbrechen müssen wir jemanden finden, der ehrlich ist.
01:51Die Schuldigen können verhaftet werden und das Kartenhaus fällt dann in sich zusammen.
01:58Nach den Protesten stellt sich nun die Frage, wie kann es von der Blockade der Institutionen, der Straßen und Brücken zu einem wirklichen Wandel kommen.
02:09Jetzt müssen wir einen Weg finden, diese Krise zu stabilisieren, beziehungsweise sie zu institutionalisieren.
02:17Eine viel diskutierte Idee ist eine Art Expertenregierung oder eine Regierung, die mit der Wissenschaftsgemeinde verbunden ist
02:24und so eine Verbindung zu den Universitäten herstellen könnte.
02:31Der serbische Präsident Alexander Vujic lehnt diesen Vorschlag jedoch ab.
02:36Vujic fährt derzeit durch das Land und erzählt den Bürgern von den Errungenschaften seiner zwölfjährigen Regierungszeit.
02:42Gleichzeitig kritisiert er die Proteste, die angeblich von ausländischen Geheimdiensten gesteuert werden.
02:49Ich werde nicht nachgeben und es wird keine Übergangs- oder Expertenregierung geben, das garantiere ich.
02:58Es gibt eine serbische Regierung, Neuwahlen, ja, ein Referendum, ja, Demokratie, ja.
03:06Alles, aber es wird keine Regierung geben, die von irgendjemandem kontrolliert wird.
03:15Sowohl die Opposition als auch die Studenten lehnen Neuwahlen und jede Form des Dialogs mit der Regierung ab.
03:23Ein weiteres Problem ist, dass es keinen neutralen Akteur gibt, der vermitteln und helfen könnte, wie die Europäische Union zum Beispiel.
03:31Bisher hat sich die EU sehr passiv verhalten und scheint die Regierung zu unterstützen.
03:39Die Studenten überlegen nun, wie es weitergehen könnte. Einige halten eine Ausweitung der Proteste für sinnvoll.
03:46Bei einer der nächsten Versammlungen wollen sie entscheiden, was sie als nächstes tun wollen.
03:50Aber jetzt müssen sie sich erstmal ausruhen.