Zum Player springenZum Hauptinhalt springenZur Fußzeile springen
  • gestern
Trans-Personen, Migranten, Indigene: Seit Donald Trumps Amtsantritt schauen viele Angehörige von US-Minderheiten mit Sorge in die Zukunft.

Kategorie

🗞
News
Transkript
00:00Martin hat Angst, dass den Ureinwohnern Amerikas ihre Lebensgrundlage weggenommen wird.
00:11Carolina Palmer hat Angst, dass Venezolaner einfach abgeschoben werden.
00:16Lane und Aurora haben Angst, dass trans Menschen ihre Rechte verlieren.
00:25Minderheiten in den USA sorgen sich um ihre Zukunft seit Donald Trump.
00:30Wer nicht zur weißen Mehrheit gehört in Trumps Amerika, lebt in ständiger Unsicherheit.
00:45Es ist ein Tanz des Aufbegehrens, ein Tanz gegen die Bedrohung, endgültig ausgemerzt zu werden.
00:51Der Stamm der Chipewakri lebt in Sorge, noch weiter marginalisiert zu werden als ohnehin schon.
01:00Vor über 100 Jahren wurden die Chipewakri in das Rocky Boy Reservat zwangsumgesiedelt, im Norden des Bundesstaates Montana, nahe der Grenze zu Kanada.
01:13Insgesamt hat der Stamm ungefähr 6000 Mitglieder. Genaue Zahlen gibt es nicht.
01:23Im Gemeindezentrum des Reservats treffen wir junge Chipewakri.
01:27Wir wollen wissen, wie sich die Situation in Präsident Trumps Amerika für sie zuspitzt.
01:32Heute in den USA eine Ureinwohnerin zu sein, besonders als indigene Frau, ist manchmal beängstigend.
01:41Alleine rausgehen geht nicht.
01:42Seit der neuen Präsidentschaft gibt es viele Abschiebungen.
01:51Viele amerikanische Ureinwohner werden ins Visier genommen, weil einige von uns so aussehen, als ob wir nicht von hier wären.
01:57Einige meiner Verwandten aus dem Süden, aus der Navajo Nation, wurden von den Strafverfolgungsbehörden gefragt, ob sie einen Nachweis haben, dass sie aus den Vereinigten Staaten kommen.
02:12Als das bekannt wurde, hat unser Stammesvorsitzender eine Mitteilung an alle Stammesmitglieder herausgegeben, dass sie einen Ausweis mit sich führen sollen.
02:28Und ich dachte nicht, dass das wirklich so ernst sein würde.
02:31Aber es dauerte nicht lange.
02:33Da kam die Grenzpolizei in unser Reservat.
02:36Daraufhin haben meine Familie und ich Vorsichtsmaßnahmen getroffen und ich habe jetzt sogar einen Reisepass.
02:42Es war immer sehr beängstigend, das Reservat zu verlassen.
02:49Ehrlich gesagt hatte ich wirklich Angst, rauszugehen, weil wir als amerikanische Ureinwohner nicht so viel Schutz haben wie hier im Reservat.
02:56Es ist einfach traurig, Angst haben zu müssen, in eine Welt hinauszugehen, die wir unser eigen nennen sollten.
03:02Auf den 44.000 Hektar des Reservats sind die Häuser weit verstreut.
03:13Ein richtiges Zentrum gibt es nicht.
03:15Die nächste Stadt, Haver, liegt außerhalb des Reservats, 50 Kilometer entfernt.
03:23Arbeit gibt es fast nur dort, schlecht bezahlt, im Servicebereich.
03:29Martin Wade Watson hat einen der wenigen besser bezahlten Jobs.
03:34Er kümmert sich um den Bau einer regionalen Wasseraufbereitungsanlage für das Reservat existenziell.
03:42Denn es liegt in der Mitte von trockenem Prärieland und hat nur sehr eingeschränkten Zugang zu sauberem Wasser.
03:51Martin beaufsichtigt den Bau der Anlage.
03:55Sie wird vollständig von Bundesmitteln finanziert, die Donald Trump zu streichen droht.
04:00Wir brauchen es dringend, denn wenn die Dürrezeit kommt, müssen wir wirklich auf unseren Wasserverbrauch achten, um genügend Wasser zu haben.
04:13Wir können die Wasserhähne nicht laufen lassen.
04:15Die Qualität, die wir im Reservat haben, ist nichts im Vergleich zu dem Wasser da draußen.
04:24Jeder bisherige Präsident hat uns unterstützt. Keiner hat das Projekt jemals abgelehnt.
04:30Aber wenn die Mittel gekürzt werden sollten, verliert der Stamm nicht nur den Zugang zu sauberem Wasser, sondern auch eine wichtige Beschäftigungsquelle.
04:42Alle, die in dem Projekt arbeiten, sind amerikanische Ureinwohner. 100 Prozent.
04:47Dieses Projekt ist für uns lebenswichtig.
04:50Amerikanische Ureinwohner haben eine der höchsten Arbeitslosenquoten des Landes.
04:5560 Prozent der erwerbsfähigen Chippewa-Cree sind arbeitslos.
05:02Wir werden oft übersehen. Ich habe es selbst erlebt.
05:06Unsere Leute, die für den Job qualifiziert sind und andere, die für den Job nicht qualifiziert sind, die werden dann genommen.
05:14Der Grund ist, wer wir sind und wie wir seit Generationen behandelt werden.
05:18In diesen verunsichernden Zeiten suchen die Chippewa-Cree Halt in ihrer Geschichte und versuchen, ihre Traditionen mit der Gegenwart zu vereinen.
05:39Für Martin bedeutet das, dass er bei Rodeos mitmacht, Pferde reitet und Rinder mit dem Lasso einfängt.
05:45Mein Opa hat das getan, mein Vater auch. Ich würde sagen, ich bin ein Cowboy.
05:50Ich habe ein Seil, ein Pferd, ein Cowboy-Hut. Ich nehme ein Rodeos-Teil. Ich würde sagen, ich bin ein Cowboy.
06:00Wie seit Tausenden von Jahren ist die nächste Generation immer dabei und bereit, die Tradition weiterzutragen.
06:08Nächster Stop, Doral. Auch hier ist die Angst vor Trumps Politik allgegenwärtig.
06:17Ganz im Süden Floridas liegt Doral, nahe der Millionenstadt Miami.
06:2275.000 Einwohner, drei von vier sprechen zu Hause Spanisch.
06:28Fast jeder zweite ist aus Venezuela geflohen.
06:30Viele sind nicht offiziell registriert und seit der Drohung von Präsident Trump, Menschen ohne Papiere massenhaft abzuschieben, geht die Angst um.
06:40Carolina Palma hört in ihrem kleinen Laden viele Geschichten.
06:44In unserer Gemeinschaft herrscht große Nervosität. Unser Angebot hier richtet sich ja an die venezolanische Bevölkerung.
06:52Und viele hier haben einen gefährdeten Status. Und ja, das wirkt sich negativ auf uns aus.
06:58Man spürt Nervosität, man spürt Angst, man spürt viel Angst, weil es jeden Tag irgendwelche neuen Informationen gibt.
07:05Während Carolina Palma sich legal in den USA aufhält, fürchtet sie um ihre venezolanischen Mitbürger, die noch keine Papiere haben.
07:16Unsicherheit, das spüren wir. Es gibt viel Ungerechtigkeit. Angefangen bei unserem Heimatland und den Machthabern dort.
07:25Und dann auch hier, wo wir Zuflucht gefunden haben.
07:32Diese Unsicherheit ist allgegenwärtig.
07:35Ihre Rückkehr nach Venezuela, das zwar unser Land ist, aber überhaupt nicht sicher, ist beängstigend, weil sie dort nichts mehr machen können.
07:43Sie haben ihr Haus verloren, ihre Arbeit verloren, sie haben alles verloren. Es ist kompliziert, dort wieder ein Leben aufzubauen.
07:49Venezolaner, die vor der Verfolgung durch das Maduro-Regime fliehen, konnten bisher in den USA einen befristeten Schutzstatus, den TPS, erhalten.
07:59Doch nach Trumps Überarbeitung des US-Einwanderungsrechts fürchten viele nun ihre Abschiebung.
08:05Es sind viel weniger Menschen auf der Straße unterwegs. Es gibt weniger Verkehr und die Geschäfte sind leer.
08:13Ich arbeite mit Venezolanern zusammen. Und sie sind sehr verängstigt angesichts dieser Situation.
08:23Sie führen derzeit Razzien in den Unternehmen durch. Und man kann die Angst spüren.
08:28Washington, D.C.
08:35Nächster Stopp ist das Zentrum der präsidialen Macht.
08:38In der Hauptstadt kommen Menschen am internationalen Trans-Tag zusammen, um gegen Präsident Trumps Zwei-Geschlechter-Politik zu protestieren.
08:46Die Ungewissheit ist das, was wirklich beunruhigend ist.
08:53Ich mache mir Sorgen um die Kinder, die jetzt zwar mehr Zugang zu Ressourcen haben als ich damals, aber mit aggressiven Reaktionen konfrontiert sind.
09:04So wie sich die ganze Politik entwickelt, glaube ich, dass die Angst bei vielen Menschen wächst.
09:11Aurora besucht ihre Freundin Lane in deren Wohnung.
09:14Beide haben uns gebeten, nur ihre Vornamen zu nennen.
09:20Ich weiß schon eine ganze Weile, dass ich trans bin.
09:27Ich glaube, ich habe mich zum ersten Mal mit etwa 15 Jahren als trans bezeichnet.
09:33Lange Zeit habe ich mein wahres Ich einfach unterdrückt.
09:38Es gab Zeiten, in denen ich mich selbst gehasst habe.
09:40Und als ich herausgefunden habe, wer ich wirklich bin, habe ich es wieder verdrängt.
09:46Ich habe dann im Geheimen, ohne es jemandem zu sagen, mit den Hormonen angefangen.
09:51Ich wollte mich nicht mehr verstecken.
09:52Aber es tat jedes Mal weh, wenn ich mit meiner Mutter telefonieren musste.
09:56Es hat sich angefühlt, als würde ich sie mit allem anlügen.
09:59Ich musste immer weinen, wenn ich mit meiner Mutter gesprochen habe.
10:04Wenn ich heute ein Teenager wäre und sehen würde, wie die ganze Welt versucht, dich zu verfolgen,
10:11weil sie sich dem Dogma anschließt, das die Rechte in verschiedenen Teilen der Welt verbreitet,
10:16ich wäre sehr verängstigt.
10:17Ich hatte ja sogar Angst, als es noch Schutz für Transmenschen gab.
10:26Zu mir kommen erwachsene Menschen, mit denen ich befreundet bin, die Mitte 30 sind und die Angst davor haben, mit Hormonen zu beginnen.
10:33Angst, dass sie, wenn sie mit Hormonen angefangen haben, nicht in der Lage sein werden, sie weiterzunehmen.
10:38Und dass sie zwar begonnen haben, sich endlich selbst zu akzeptieren und den Weg gehen wollen, trans zu sein
10:44und sich selbst in der Gesamtheit zu akzeptieren, aber dass sie dann irgendwann keine Hormone mehr bekommen werden.
10:55Was würde passieren, wenn sie keinen Zugang zu Hormonen mehr hätten?
11:00Der Gedanke, Testosteron in meinem Körper zu haben, ist schlimm für mich.
11:05Ich musste so viele Jahre damit leben und immer daran denken, dass ich Testosteron in meinem Blut habe.
11:15Und schließlich konnte ich mit Testosteron blockern und Östrogen beginnen.
11:21Das war der Moment, in dem ich zum ersten Mal in meinem Leben Farbe gesehen habe.
11:25Ich fühle jetzt Gefühle, statt sie nur zu unterdrücken.
11:28Und der Gedanke, wieder zurückzugehen, wäre die Hölle.
11:31Warum fokussiert sich Donald Trump so sehr auf Transmenschen?
11:38Es gibt nicht viel Gegenwehr, wenn man eine Gruppe verfolgt, die weniger als ein Prozent der amerikanischen Bevölkerung ausmacht.
11:48Das macht sich schnell zu einem Sündenbock für Politiker, die die Leute gegen etwas aufbringen wollen.
11:52Wir versuchen jedoch, uns nicht von der Angst beherrschen zu lassen.
11:57Und ich werde mich nicht von der Angst beherrschen lassen.
12:00Ich werde mir bewusst machen, dass meine Angst berechtigt ist.
12:04Aber ich werde nicht zulassen, dass sie mein Verhalten, mein Sein und meine Gefühle und Ansichten verändert.
12:12Aufgeben, sagen Aurora und Lane, ist keine Option in Donald Trumps Angstregime.
12:16Sie kämpfen weiter für ihren Platz in den USA.

Empfohlen