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Über 220 Menschen sind im Oktober 2024 in den Schlammmassen von Valencia gestorben, viele verloren ihre Existenz. Die Regierung stellte 14 Milliarden Euro Soforthilfe zur Verfügung. Doch wie ist die Lage in den kleinen und mittleren Betrieben heute?

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Transkript
00:00120.000 zerstörte Autos, unübersehbar, die Infrastruktur noch teilweise lahmgelegt und
00:07in den Straßenräumen Soldaten und Zivilisten noch immer auf.
00:11Mitten im Ground Zero in Cartarroja reinigen Mitarbeiter noch immer Maschinen und Hallen.
00:17Beim Autozulieferer Industria Salegre bewegt sich keine der 40 Spritzgussmaschinen.
00:23Alle diese Maschinen, sie sind nur noch Schrott.
00:26An anderen Maschinen sitzen Techniker aus ganz Europa und versuchen sie wieder fit
00:32zu machen.
00:33Die Flut war für uns verheerend hier und in allen Orten der Gegend und die Flut hat
00:42unseren Betrieb völlig lahmgelegt.
00:44Der Schlamm erreicht eine Höhe von 1,80 Meter bis 2 Meter.
00:52In diesem Logistikunternehmen scheint die Flut keine Schäden angerichtet zu haben.
00:57Doch der Chef will uns ein weiteres Lager zeigen.
01:00Der Weg dorthin gleicht einem Kriegsgebiet.
01:02Fotos und Videos aus den Stunden nach der Flut zeigen, wie zerstörerisch die Schlammmassen
01:09überall wirken.
01:10Das hier sind fast drei Meter, so hoch stand das Wasser.
01:21Der Koch hier wird wieder gearbeitet, wenn auch noch nicht so wie vorher.
01:30Wir haben hier Ware blockiert, weil sie entscheiden müssen, was sie damit machen wollen.
01:34Die kann man noch zum Teil verwenden, doch da müssen sie sich einig werden.
01:38Und was man hier sieht, Ware, die gerade rausgegangen ist und wieder dürfen wir sauber machen,
01:44sauber machen und nochmal sauber machen.
01:48Genauso blockiert ist eine große Menge Solarpaneel aus China.
01:52Doch Juan Castellano weiß, dass das im Vergleich keine großen Probleme sind.
01:55In dieser kapitalistischen Welt geht derjenige, der Geld hat, weiter, weil er leicht und schnell
02:00Entscheidungen trifft.
02:01Aber wenn man kein Geld hat und keine Hilfe bekommt, weil es ein kleineres Unternehmen
02:05ist, steht man mit dem Rücken zur Wand.
02:07So wie Matilda Gregori, sie hat eine Bar im Ort Benetusa natürlich auch vom Wasser zerstört.
02:14Mit Mühe kämpft sie sich zurück und ist wütend, weil staatliche Hilfe bei ihr noch
02:18nicht angekommen ist.
02:19Wir haben nur die Hilfe des Supermarktunternehmers Juan Roig, der als einziger den Mut hatte,
02:28zu kommen und dich zu fragen, welches Problem du hast und dir zu helfen, sonst niemand.
02:35Du hast sonst keine Hilfe bekommen?
02:40Nein, nichts.
02:41Rufst du die Versicherung an, sagen sie dir, sie haben viel zu tun.
02:46Wir werden sie zurückrufen.
02:47Haben sie Geduld, fast zwei Monate jetzt.
02:50Der Chef von Spaniens größter Supermarktkette half schnell mehr als 4.000 kleinen Unternehmen
02:56mit 35 Millionen Euro.
02:58Doch auch dieses Geld reicht nicht, das Panorama an vielen Orten im Überschwemmungsgebiet trostlos.
03:05Viele Geschäfte und auch Restaurants werden vermutlich gar nicht wieder öffnen.
03:09Die Handelskammer ist deshalb auch mit einem Bus täglich unterwegs, um gerade die kleineren
03:15Unternehmerinnen und Unternehmer zu beraten.
03:17Die meisten kommen und wissen nicht genau, was man machen kann, welche Hilfen es genau
03:24gibt.
03:25Angesichts der vielen geschlossenen Einzelhändler und Bars sieht die Handelskammer genau dort
03:33einen Schwerpunkt für die Staatshilfen.
03:37Wir reden von 800.000 Menschen dort und 350.000 in den schlimmsten Bereichen.
03:43Wir hoffen, dass direkte Zahlungen insbesondere für kleine Unternehmen, sehr kleine Unternehmen,
03:48ihnen helfen können, voranzukommen.
03:50Wir sind nicht nur Unternehmen, wir sind Menschen und wir sind Städte und diese Städte brauchen
03:55wirtschaftliche Aktivität und dafür brauchen wir diese direkte Hilfe.
04:01Rund zwei Monate nach der Flut gibt es jedoch auch gute Nachrichten, selbst bei Industrias
04:06Allegre.
04:07Obwohl die Schlammwelle das Unternehmen selbst vermutlich bis Ende April lahmgelegt hat,
04:13bekommen die Kunden trotzdem wieder ihre Produkte.
04:14In einer Rekordzeit haben wir nach externen Unternehmen gesucht, auf die wir alle unsere
04:23Formen und Werkzeuge verteilt haben und wir haben elf Unternehmen in verschiedenen Gebieten
04:28von Valencia, Spanien und sogar einige in Portugal und Deutschland gefunden.
04:32Und selbst bei den Gewerkschaften ist man bei aller Betroffenheit vorsichtig optimistisch.
04:43Denn die spanische Regierung kümmerte sich auch um die mehr als 30.000 Arbeiterinnen
04:47und Angestellten, die plötzlich ohne Job waren.
04:52Wir forderten einen sozialen Schutzschirm, das heißt die Deckung durch Kurzarbeitergeld
04:56aufgrund höherer Gewalt, die ebenfalls sehr schnell abgewickelt wird.
05:00Die Kurzarbeit wird beantragt und da sie sich in dem betroffenen Gebiet befinden, wird sie
05:04gewährt.
05:05Wir sprechen hier von einer Bewilligung von mehr als 98 Prozent.
05:12Trotz der Mengen an Schrott und Müll, die noch immer weggeräumt werden, die vor allem
05:16gut entsorgt werden müssen.
05:18Das Panorama der Region wird langsam besser, das sieht man allein an dieser Straße kurz
05:22nach der Flut und jetzt.
05:24Allerdings hat die Region ein Problem im Ausland.
05:28Nun, das bedeutete ein Medienecho auf internationaler und nationaler Ebene.
05:33Valencia war überall auf den Titelseiten und in den Fernsehnachrichten.
05:37Es stellt sich aber heraus, dass die eigentliche Marke Valencia die Stadt völlig intakt ist.
05:42Das Problem ist, dass wir zehn Minuten von Valencia entfernt eine völlig trostlose Gegend
05:47vorfinden, die aussieht wie nach einem Raketenbeschuss.
05:52Mit einer Werbekampagne versucht die Stadt Valencia zu vermitteln, dass die Schlammmassen
05:57an ihr spurlos vorüberzogen.
06:00Damit die Touristen wiederkommen, denn sie halten sich noch immer zurück.
06:03Es ist deutlich leerer in der Innenstadt als sonst um diese Jahreszeit.

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