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Im Süden Italiens scheint die Mafia allgegenwärtig. Stimmt nicht, sagt Mehlproduzent Stefano Caccavari setzt mit seinem Unternehmen ein Zeichen der Hoffnung.

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Transkript
00:00Kalabrien. Landschaftlich wunderschön, aber auch geprägt von Armut,
00:04schlechter Infrastruktur und der Mafia.
00:06Das vertreibt viele junge Menschen aus der Region.
00:10Dieser Unternehmer aus San Floro will ihnen eine Perspektive bieten.
00:14Mit Mehl, Brot und Pizza.
00:19Ich heiße Stefano Cacavari und lebe in Kalabrien.
00:23Obwohl wir laut EU zu den ärmsten Regionen Europas zählen,
00:26habe ich dank der Unterstützung von Tausenden von Menschen
00:30in meinem Unternehmen verwirklicht.
00:32Mehl statt Mafia.
00:33In dieser Folge von EINFACH DIE WELT VERBESSERN
00:36zeigen wir euch, wie es Stefano gelungen ist,
00:38in seiner Heimat für Aufschwung und Umweltschutz zu sorgen.
00:42Kalabrien, ganz im Süden Italiens.
00:46Die strukturschwache Region ist die Heimat der kalabrischen Mafia,
00:50der sogenannten Dranggetter.
00:52Ihre Macht ist groß und weit verzweigt.
00:55Wichtigste Einnahmequelle sind der Drogenhandel
00:58und die illegale Abfallentsorgung.
01:00Korruption und Schwarzhandel stehen auf der Tagesordnung.
01:04Wir leben leider in einer schwierigen Gegend
01:07mit einer großen kriminellen Kraft.
01:09Die Mafia, die als ein Dranggetter bekannt ist,
01:11ist stark, sehr stark,
01:13weil sie in erster Linie familiäre Bindungen hat.
01:16Und innerhalb der Familie ist es schwierig,
01:19jemanden zu verraten oder seine Meinung zu ändern.
01:23Auf diesen Feldern in San Floro, rund 20 Kilometer südlich von Catanzaro,
01:27baut Stefano alte Getreidesorten an,
01:30die in der industriellen Landwirtschaft
01:32verloren gegangen sind.
01:33Diese Sorten hat er ganz bewusst ausgewählt,
01:36um für mehr Artenvielfalt zu sorgen.
01:38In dieser alten Mühle werden die Getreidekörner gemahlen,
01:42aber nicht mit modernen Walzen,
01:44sondern mit traditionellen Steinmühlen.
01:46Dies dauert zwar um einiges länger,
01:48sorgt aber für ein 100-prozentiges Bio-Vollkornmehl,
01:52das besonders nährstoffreich ist und einen rustikalen Geschmack verleiht.
01:57Hier gibt es keinen Silicon Valley,
01:59aber wir haben ein schönes Land, das wir schützen müssen.
02:02So habe ich die Landwirtschaft als meine Berufung entdeckt.
02:05Für mich und meinen Betrieb ist es wichtig, die Natur zu respektieren.
02:09Deshalb setze ich auf eine biodynamische Produktion.
02:12Mit dem Mehl wird Brot hergestellt, aber auch Kekse, Nudeln und Pizza.
02:17Letztere wird abends in der Mühle serviert,
02:19denn diese dient auch als Pizzeria.
02:22Gegründet hat Stefano sein Unternehmen mit dem Namen Mulinum,
02:25lateinisch für Mühle, mithilfe von Crowdfunding.
02:28Es war ihm wichtig, sein Start-up mit sauberem Geld zu finanzieren
02:32und nicht mit den falschen Leuten Geschäfte zu machen.
02:35Mehr als zwei Millionen Euro hat er so gesammelt.
02:37Die Mühle ist nicht nur ein Bauernhof,
02:40wo produziert und verkauft wird.
02:41Ich habe davon geträumt, dass sie ein Ort der Gemeinschaft ist.
02:45Deshalb habe ich mit einem Facebook-Post das Crowdfunding gestartet,
02:49das Größte und Wichtigste im Jahr 2016 in ganz Italien.
02:52Ich wollte nicht der alleinige Eigentümer sein,
02:54sondern eine Beteiligungsgemeinschaft gründen.
02:59Der heimliche Star der Mühle ist Stefanos Oma Conchetta.
03:02Da sie den Geschmack der alten Brotsorten aus ihrer Kindheit kennt,
03:06ist Nonna Conchetta für die Qualitätskontrolle zuständig.
03:09Wenn meine Oma sagt, dass das Brot gut ist,
03:12dass die Farbe stimmt und dass es schmeckt,
03:14dann vertrauen wir ihr.
03:16Und Andrea, unser Chefbäcker, spricht oft mit Oma.
03:18Die Qualitätskontrolle ist wichtig.
03:20Selbst dem Papst höchstpersönlich
03:23haben die beiden schon ihr Brot nach Rom gebracht.
03:25Stefano hat BWL studiert.
03:28Mit Ende 20 will auch er weg aus Kalabrien
03:30und in den USA ein IT-Startup gründen.
03:32Doch als in direkter Nähe seines Heimatorts
03:35die größte Mülldeponie Italiens entstehen soll,
03:38beschließt er zu bleiben und etwas dagegen zu tun.
03:40Er gründet seine erste Initiative,
03:43einen Gemeinschaftsgründer, der sich für die Qualitätskontrolle
03:46der Brote und der Brotebrote-Versorgung
03:49eine gemeinschaftliche Initiative.
03:51Einen Gemeinschaftsgarten, in dem man Obst und Gemüse anbauen kann.
03:54Wir wollten die Mülldeponie nicht.
03:56Als Antwort habe ich mir das Gartenprojekt einfallen lassen,
04:00einen Gemeinschaftsgarten, der auf bestimmten Werten basiert.
04:03Nämlich das Land zu verteidigen und sich gut zu ernähren.
04:07Der Bau der Mülldeponie kann schließlich durch die Proteste
04:10und aufgrund fehlender Papiere gestoppt werden.
04:13Für seinen innovativen Beitrag zur territorialen Aufwertung Kalabriens
04:17verleiht ihm der italienische Präsident Sergio Mattarella
04:20einen Verdienstorden.
04:22Und auch der Bürgermeister von San Floro
04:25schätzt Stefanos Mut und Unternehmergeist.
04:28Stefano kann man wirklich einen Nationalhelden nennen.
04:33Die ganze Gemeinde ist natürlich stolz auf ihn.
04:35Er hat neue Arbeitsplätze geschaffen.
04:39Wir kennen die Schwierigkeiten in unserer Region.
04:41Deshalb begrüßen wir als Politiker alle jungen Leute,
04:45die sich hier in der Gegend niederlassen wollen.
04:52Die eigentliche Herausforderung ist nicht die Kriminalität,
04:55die es überall auf der Welt gibt, sondern nicht den Mut zu verlieren.
04:59Deshalb arbeite ich jeden Tag daran, die Menschen zu ermutigen,
05:02sich zu engagieren und versuche, sie anzuregen,
05:05etwas Schönes zu schaffen, unabhängig von den rechtlichen,
05:08ökologischen oder kriminellen Problemen.
05:11Das Wichtigste ist, sich nicht entmutigen zu lassen.
05:14L'importante è uscire dallo scoraggiamento.
05:17Stefanos Unternehmen expandiert
05:19und hat bereits einen zweiten Standort in der Toskana.
05:22In Kürze wird ein weiteres Mulinum in Apulien entstehen.
05:26Eine ganz einfach große Initiative.

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