Rund 22 Millionen Übernachtungen pro Jahr: Amsterdam leidet unter den Besuchermassen. Mit welchen Konzepten will die Stadt das Problem in den Griff kriegen?
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NewsTranskript
00:00In Amsterdam gibt es zu viele Touristen.
00:0322 Millionen Übernachtungen sind es zurzeit pro Jahr.
00:07Mit welchen Ideen will die Stadt den Übertourismus in den Griff kriegen?
00:15Das war hier einst ein wunderschönes Dorf.
00:19Nun geht es vor die Hunde. Das ist schade.
00:23Sie sollten das Essen auf der Straße verbieten.
00:26Das ist eines der größten Ärgernisse,
00:28dass die Leute auf der Straße oder den Treppen sitzen und dort essen.
00:32Das ist einfach nicht schön.
00:35Es wäre wichtig, dass wir damit aufhören,
00:38in den Coffeeshops Drogen an Ausländerinnen und Ausländer zu verkaufen.
00:43Dingemann Kaumau ist Vorsitzender der Bürgerinitiative Es ist genug.
00:48Er will, dass die Stadt mehr gegen den Übertourismus tut,
00:52z.B. hier.
00:54Die Leute kommen von überall her und haben auf TikTok gesehen,
00:58dass man hier einen besonderen Keks kaufen kann.
01:02Also stehen sie hier stundenlang Schlange.
01:11Hier gibt es aber viel Verkehr.
01:14Die anderen Passanten kommen überhaupt nicht mehr in Ruhe vorbei.
01:21Diese Maßnahmen gegenüber Tourismus gibt es schon.
01:24Die Anzahl der Ferienwohnungen wird reduziert.
01:27Und die Bettensteuer ist sehr hoch.
01:29Touristenbusse wurden aus der Innenstadt verbannt.
01:32Die Bars und Nachtclubs im Rotlichtviertel
01:34müssen 2 Stunden früher schließen.
01:36Doch die Stadt will noch mehr tun.
01:39Amelie Streens arbeitet bei der Gemeinde Amsterdam.
01:43Wir haben z.B. einen Baustopp für Hotels.
01:46Es gibt keine neuen Hotels in der Innenstadt,
01:49wo Touristen in die Stadt gezogen werden.
01:51Und wir nehmen auch die Flusskreuzfahrten in den Blick.
01:54Die wollen wir bis zum Jahr 2030 um die Hälfte reduzieren.
01:58Das nimmt den Druck auch etwas raus.
02:00Es bleibt aber ein schwieriges Feld,
02:02was die Stadt tun kann, um die Besucherzahlen zu reduzieren.
02:07In dieser Gegend hat die Stadt einige Gebäude erworben
02:10und plant damit etwas, das v.a. den Einheimischen nützt,
02:13die eigentlich gar nicht mehr in die Innenstadt kommen wollen.
02:18Innerhalb dieses Transformationsprozesses
02:20wollen wir einen neuen Nutzungsmix.
02:22Wohnraum zu schaffen ist sehr wichtig,
02:24weil in Amsterdam viele Menschen nach einer Wohnung suchen.
02:27Wir wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen
02:29in Kombination mit neuen Geschäften
02:31und einem Gastronomiekonzept, das etwas anderes bietet.
02:34Es gibt natürlich schon viele Restaurants,
02:36aber wir wollen mehr Unternehmen,
02:38die auch Kunst und Kultur in die Innenstadt bringen.
02:42So wie hier.
02:44Diese Radiostation sorgt dafür,
02:46dass auch die Bewohner des sehr touristischen Rotlichtviertels
02:50gehört werden.
02:55Wir bieten jedem in der Nachbarschaft eine Plattform,
02:58um sich auszudrücken.
03:00Deshalb heißt das hier auch Tabu.
03:02Es gibt hier nämlich kein Tabu.
03:04Man darf alles sagen.
03:07Das Fotoprojekt I Live Here zielt in eine ähnliche Richtung.
03:11Es zeigt Bewohnerinnen und Bewohner des Rotlichtviertels,
03:15die so für alle sichtbar werden.
03:17Das soll für Respekt und Rücksicht sorgen.
03:20Amsterdam setzt inzwischen weniger
03:22auf Massenabfertigung und Partystimmung.
03:25Es will Gästen sein wahres Gesicht zeigen
03:28und Geschichten von Menschen erzählen, die nachwirken.
03:33Wie z.B. auch bei dieser Grachtenfahrt mit der Reederei Lampedusa
03:38auf einem ehemaligen Flüchtlingsboot.
03:45Ich heiße Tommy Sherif.
03:47Ich bin Schriftsteller, Geschichtenerzähler,
03:50Theater- und Filmemacher.
03:52Ich komme aus Ägypten.
03:54Seit 2007 bin ich politischer Aktivist,
03:57seit 2014 politischer Flüchtling.
04:03Diese Bootsfahrt vermittelt einen anderen Blick
04:06auf die Vielfalt der Menschen, die in Amsterdam leben.
04:10Dieses Boot hat schon echt viel Schlimmes erlebt.
04:13Aber wir machen etwas Lebendiges daraus.
04:16Wir machen Kunst daraus und wollen inspirieren.
04:21Viel Tourismus wird es in Amsterdam immer geben.
04:24Aber die Stadt will dafür sorgen,
04:26dass sich in Zukunft wieder Reisende und Einheimische
04:29im Zentrum wohlfühlen.
04:31Und dass die Menschen nur mit einem Kater nach Hause fahren.