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Short filmTranscript
00:00Mitte November 1895. Südlicher Schwarzwald. In einem abgelegenen Waldgebiet. Später Nachmittag. Kurz vor Einsätzen der Dämmerung.
00:22Ich glaube, für heute lassen wir es gut sein. Mein Rücken schmerzt hellisch und die Sonne geht auch bald unter.
00:31Mir reicht es. Ich merke, wie die Kälte in die Glieder kriecht. Wir bekommen Frost heute Nacht. Und wenn ich mir den Himmel so anschaue, könnte es gut sein, dass der erste Schnee fällt.
00:45Dann möchte ich nicht mehr hier draußen sein, sondern bereits vor dem warmen Ofen sitzen.
00:51Machen wir uns auf den Rückweg. Mit etwas Glück schaffen wir es noch vor Einbruch der Dunkelheit.
00:59Ich fürchte, dann müssen wir uns beeilen. Wir hätten uns nicht so tief ins Unterholz schlagen sollen. Es wird ein ordentliches Stück Arbeit werden, die geschlagenen Stämme von hier fortzuschaffen.
01:11Ach nun komm. Darüber können wir uns morgen noch den Kopf zerbrechen. Sehen wir zu, dass wir uns auf den Heimweg machen.
01:20Was war das? Es klang ganz so, als bewege sich etwas durchs Unterholz.
01:27Vielleicht ein Hirsch? Wir sind schließlich im Wald.
01:31Möglich. Wie auch immer. Haben wir alles?
01:36Wir können aufbrechen. Das Werkzeug ist verstaut.
01:38Ach, na endlich.
01:41Hast du etwa Angst, du Hasenfuß?
01:44Ach was, ich lasse mich doch nicht von ein paar knackenden Ästen ins Boxhorn jagen.
01:50Für mich hatte es einen Moment lang den Anschein.
01:54Ach, lass den Blödsinn. Ich will einfach nur nach Hause.
01:59Da hat jemand geschrien. Klang wie eine junge Frau.
02:04Ja, ich habe es auch gehört. Vielleicht braucht jemand unsere Hilfe.
02:10Hallo? Ist da jemand? Brauchen Sie Hilfe?
02:16Bist du wahnsinnig? Wer weiß, wer sich da draußen herumtreibt. Machen wir lieber, dass wir hier wegkommen.
02:22Schnell, da ist jemand in Lebensgefahr.
02:25Bleib hier, du Idiot. Du bringst uns beide noch in Gefahr.
02:29Komm schon. Ich kann mich doch nicht einfach aus dem Staub machen, wenn eine Frau unsere Hilfe braucht.
02:35Und nun mach schon.
02:37Ach, verdammt.
02:39Hilfe! Hilfe!
02:42Hilfe!
02:44Hilfe!
02:46Hilfe!
02:48Hilfe!
02:49Ach, verdammt.
02:51Hilfe!
02:53Hilfe!
03:01Um Gottes Willen, was war das?
03:04Ich weiß es nicht. Vielleicht ist ja doch etwas dran an dem, was man so munkelt.
03:09Du meinst die vier jungen Frauen, die in den vergangenen Wochen verschwunden sind?
03:13Genau. Und niemand weiß, was aus ihnen geworden ist.
03:17Vielleicht ist ja doch was dran an den Geschichten der Brüder Grimm.
03:21Viele Märchen stammen schließlich von hier.
03:24Ich bitte dich.
03:26Zugegeben, die eine oder andere Sage kommt aus dem Schwarzwald, aber was heißt das schon?
03:31In Märchen liegt auch immer ein Körnchen Wahrheit.
03:35Auf jeden Fall klang es nach etwas, dem ich auf keinen Fall begegnen möchte. Märchen hin oder her.
03:41Wir müssen nachsehen. Und zu deiner Beruhigung, wir sind nicht wehrlos.
03:47Stimmt. Die Äxte sollten uns jede Art von Tier vom Leib halten.
03:51Gehen wir.
03:56Komisch. Plötzlich ist es totenstill. Unheimlich.
04:03Sieh mal. Dort an dem Ast. Schaut aus wie der Fetzen eines Kleides.
04:08Die Spur ist eindeutig. Hier hat sich jemand erst vor kurzem durch die Büschel geschlagen.
04:14Konrad, es sind zwei Spuren. Die eine ist ohne Zweifel die eines Menschen.
04:21Du hast recht. Die zweite verläuft nur wenige Meter parallel zur ersten.
04:27Aber welches Tier hinterlässt eine solche Schneise der Zerstörung?
04:33Vielleicht ein Wolf?
04:34Welcher Wolf entwurzelt junge Bäume und knickt Äste so dick wie dein Oberarm um?
04:41Keine Ahnung, aber wollen wir es nicht einfach gut sein lassen?
04:44Ich will jetzt endlich wissen, was hier gespielt wird.
04:47Nicht mehr lange und es wird dunkel. Wenn wir nicht bald etwas finden, kehre ich um. Ich kenne diesen Teil des Waldes kaum.
04:55Gut. Wenn wir nicht in den nächsten Minuten etwas finden, geht es nach Hause.
04:59Ich fürchte, wir brauchen nicht länger zu suchen. Sieh nur, dort an den Zweigen.
05:05Roland, das ist Blut. Und nicht nur dort. Überall. Auf dem Laub, im Gras und an dem Baumstamm auch.
05:14Konrad, siehst du die Schnitte in der Rinde des Baumes dort? Welches Tier, das du kennst, hat solche Krallen?
05:23Ich weiß es nicht.
05:24Gehen wir weiter.
05:27Dort vorne liegt etwas. Zwischen den Pferden.
05:30Das ist ein Mensch. Ein junges Mädchen.
05:33Was? Ist sie bloß zugestoßen? Sieh dir das nur an.
05:38Irgendetwas hat die Frau in zwei Teile zerrissen.
05:44Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Glück gehabt.
05:48Konrad? Das sind Bissspuren.
05:52Dann stimmen die Gerüchte doch. Es geht etwas um im Wald.
05:58Das ist Anna. Anna Salzinger. Sie wohnt im Nachbarort.
06:04Wer hat sie nur so zugerichtet?
06:07Komm! Machen wir, dass wir hier wegkommen!
06:10Nichts wie weg hier! Das ist kein Tier! Und erst recht kein Mensch! Lauf, Roland, wenn dir dein Leben lieb ist!
06:17Wir müssen die Polizei informieren.
06:24Nichts wie weg hier! Das ist kein Tier! Und erst recht kein Mensch! Lauf, Roland, wenn dir dein Leben lieb ist!
06:47Wild & Holmes. Sonderermittler der Krone. Hexenwald.
07:17Mitte November 1895. London. Eine Villa in Kensington. Das Arbeitszimmer von Mycroft Holmes. Am frühen Nachmittag.
07:44Holmes, mein Bester, da sind Sie ja. Endlich.
07:49Wild! Wie sind Sie denn hier hereingekommen?
07:54Ganz einfach. Durch die Tür.
07:56Sie wissen ganz genau, was ich meine. Die Tür war verschlossen.
07:59Nicht alles, was ich von Ihrem Kerkermeister Wheeler lerne, ist unnütz. Der Umgang mit einem Dietrich kann durchaus hilfreich sein.
08:06Und? Haben Sie gefunden, wonach Sie gesucht haben?
08:09Mal abgesehen von meinen Zigarren, die ja wohl anscheinend Ihren Geschmack treffen.
08:15Ah, damit wären wir auch schon direkt bei des Pudels Kern.
08:18Ich bin mir gar nicht so sicher, ob es tatsächlich Ihre Zigarren sind, denn wie ich zu meinem Bedauern feststellen musste, scheinen Sie sich ohne Scham meiner finanziellen Mittel zu bedienen.
08:28Wie meinen Sie das? Was wollen Sie damit andeuten? Etwa, dass ich Sie bestähle?
08:34Sie würden sicherlich andere Worte dafür wählen, aber ja. Genau das will ich.
08:40Wie ich erfahren musste, bedienen Sie sich bereits seit einiger Zeit aus meinem Vermögen.
08:44Genauer gesagt, bei jenen Gewinnen, die meine Werke durch Übersetzungen im Ausland erzielen.
08:49Machen Sie, dass Sie aus meinem Sessel kommen, bevor ich mich vergesse!
08:54Ihr Sessel? Ein Fakt, den es ebenfalls zu überprüfen gilt.
08:58Sie! Ich will!
08:59Ich verbitte es mir in Zukunft, dass Sie sich ungefragt auf meine Kosten bereichern.
09:03In diesem Raum steht es nur einer Person zu, wütend zu sein, und das bin ich.
09:07Sollten Sie mich also in Zukunft auch nur noch ein einziges Mal hintergehen, endet unsere Zusammenarbeit auf der Stelle.
09:13Und dann? Was geschieht dann?
09:16Sie wandern ins Gefängnis, wo ich Sie versauern lassen werde.
09:21Mit den zukünftigen Tantiemen wird es mir ein leichtes sein, einige der besten Anwälte des Landes zu bezahlen.
09:26Ich glaube, mein Gefängnisaufenthalt wäre von sehr kurzer Dauer.
09:30Ich denke, damit ist alles gesagt.
09:32Und nun schlage ich vor, dass wir unser Kriegsbeil begraben und uns Wichtigerem zuwenden.
09:37Den Unterlagen unter Ihrem Arm zufolge scheint es neue Entwicklungen zu geben.
09:41Nun gut, vertagen wir diese Diskussion.
09:45Wenn ich Ihre Mimik richtig deute, sind Sie auf etwas gestoßen, das Ihnen ganz und gar nicht gefällt.
09:50Sie gehen recht in der Annahme.
09:56Vielen Dank.