Ermittler! Hartnäckige Kommissare

  • vor 2 Monaten
In ganz Deutschland warten Hunderte ungelöster Kapitalverbrechen, sogenannte Cold Cases, auf ihre Klärung. Immer wieder ergeben sich neue Ansätze, Zeugenaussagen oder Hinweise. Dann gelingt es Ermittlern, die Täter durch Raffinesse, kriminalistischen Spürsinn und Hartnäckigkeit hinter Gitter zu bringen. Auch wenn Jahrzehnte ins Land ziehen: Bei Mord erlahmt der Ehrgeiz der Polizisten nicht. Am 29. Juni 1996 verschwindet in Darmstadt der damals 13-jährige Schüler Sebastian M. Er war mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Training – doch dort kam er nie an. Zwei Tage später, am 1. Juli 1996, wird dann in diesem Wald seine Leiche entdeckt. Mitarbeiter der Stadt finden Sebastian bei Aufräumarbeiten. Am Hals werden bei der Obduktion Würgemale entdeckt – der Junge wurde brutal ermordet. Zunächst gibt es keine Hinweise auf den möglichen Täter, bis der Fall auf dem Schreibtisch von Harald Schneider vom Hessischen Landeskriminalamt landet.
Auch in Frankfurt/​Oder ist es zunächst ein Vermisstenfall, der die dortige Mordkommission auf Trab hält. 1997 verschwindet Heike N., eine junge Mutter, spurlos aus ihrer Wohnung. Drei Tage lang gibt es von ihr und ihrem kleinen Sohn Göran kein Lebenszeichen, als Jürgen Sommer von der Mordkommission routinemäßig die Ermittlungen übernimmt. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er nicht, dass ihn der Fall jahrelang beschäftigen wird und er in einem Wald nach zwei Leichen suchen muss. Am 20. April 2007 verschwindet in Karlsruhe ein Taxifahrer spurlos. Gabor R. hatte an diesem Abend Spätdienst.
Eigentlich sollte er um 2:00 Uhr in der Nacht bei seiner Familie sein – doch dort taucht er nicht auf. Wolfgang Metzger von der Karlsruher Mordkommission ist von Beginn an mit dem Fall betraut. Die Ermittler nehmen das Taxi unter die Lupe. Zunächst fällt ihnen nichts Ungewöhnliches auf. Als dann aber der Kollege von Gabor R. hinzukommt, wird klar: Die Geldbörse und der Hausschlüssel des 58-Jährigen sind verschwunden. Gerade als die Gegend rund um das Taxi abgesucht werden soll – ein Anruf: Zwei Spaziergänger haben in einem Wald eine Leiche entdeckt, nicht weit entfernt vom Fundort des Taxis. (Text: ZDF)
Transcript
00:00MIT TELETEXT-UNTERTITELUNG
00:25In ganz Deutschland werden jedes Jahr Hunderte Menschen ermordet.
00:29Die meisten dieser Taten können schnell geklärt werden.
00:32Doch in manchen Fällen braucht es Ermittler,
00:35die mit all ihrer Erfahrung, Raffinesse
00:37und ihrem kriminalistischen Spürsinn
00:39die Täter jagen und hinter Gitter bringen.
00:44In Frankfurt-Oder verschwindet eine 23-jährige Mutter
00:47mit ihrem vier Monate alten Sohn.
00:50Jahrelang wird ermittelt.
00:52Und am Ende lässt der Kommissar gegen alle Widerstände
00:55einen ganzen Wald umgraben, um dem Mörder auf die Spur zu kommen.
01:00In Karlsruhe kehrt ein Taxifahrer nicht mehr von der Nachtschicht zurück.
01:04Tage später wird seine Leiche in einem Wald entdeckt.
01:07Der Mörder hat seine Spuren verwischt.
01:10Der Kommissar aber lässt nicht locker.
01:16Im südhessischen Darmstadt verschwindet ein 13-jähriger Schüler
01:19auf dem Weg zu einem Sommerfest.
01:22Zwei Tage später wird er tot in einem Wald gefunden.
01:25Trotz zahlreicher Spuren.
01:27Trotz zahlreicher Spuren bleibt der Mörder aber jahrelang unerkannt.
01:32Am 1. Juli 1996 wird in diesem Wald bei Darmstadt
01:36die Leiche des damals 13-jährigen Sebastian entdeckt.
01:39Er ist der Schütze von Karlsruhe.
01:42Er ist ein Mörder, der in den letzten Jahren
01:44nicht mehr auf den Weg war.
01:46Er ist ein Mörder, der ab dem 1. Juli nicht mehr auf den Weg war.
01:51Er ist ein Mörder, der auf den Weg war.
01:54Er ist ein Mörder, der auf den Weg war.
01:57Er ist ein Mörder, der auf den Weg war.
02:00Mitarbeiter der Stadt finden Sebastian bei Aufräumarbeiten.
02:042 Tage zuvor wurde der Junge von seiner Familie als vermisst gemeldet.
02:09Er war mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Fußballtraining.
02:13Doch dort kam er nie an.
02:15Heinz Steinmann arbeitet damals bei der Mordkommission.
02:19Er ist als einer der Ersten am Fundort.
02:22Noch ahnt er nicht,
02:24dass in dieser Fall noch jahrelang begleiten wird.
02:28In dieser Sache haben wir unwahrscheinlich viel Manpower investiert,
02:33haben eine lange, lange Sonderkommission laufen gehabt,
02:40haben 10.000 Spuren überprüft und über 1.000 DNA-Spuren gesichert.
02:48Leider sind wir damit nicht zu einem positiven Ergebnis gekommen.
02:59Es ist ein warmer Sommertag, der 1. Juli 1996,
03:03als die Leiche von Sebastian M.
03:05in der Nähe der Bundesstrasse 3 in einem Waldstück entdeckt wird.
03:09Die Leiche liegt direkt am Waldweg.
03:12Zunächst spricht nichts für ein Verbrechen.
03:15Doch das ändert sich,
03:17als der 13-jährige Sebastian in der Gerichtsmedizin untersucht wird.
03:21Denn hier machen die Mediziner eine entscheidende Entdeckung.
03:26Bei der Obduktion wurde festgestellt,
03:29dass Gewalt auf den Hals ausgeübt worden war,
03:33was dazu geführt hat, dass der Tod eingetreten ist.
03:38Das heißt, Würgen war Todesursache.
03:45Jetzt steht zweifelsfrei fest,
03:47der 13-jährige Sebastian ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen.
03:51Heinz Steinmann und seine Kollegen
03:54rekonstruieren die letzten Stunden im Leben des Jungen.
03:58Sebastian lebte mit seiner Familie
04:01im rund 7 km entfernten Eberstadt in einer Wohnsiedlung.
04:05Von hier aus fährt er mehrmals pro Woche mit dem Rad nach Darmstadt,
04:09zum Fußballtraining.
04:11Das Trainingsgelände ist nur wenige Meter vom Leichenfundort entfernt.
04:16Heinz Steinmann findet heraus,
04:18dass Sebastian auch am Tag des Mordes hier war,
04:21mit seinem älteren Bruder.
04:24Sebastian war an diesem Tag bei seinem Sportverein.
04:28Dort fand ein Sommerfest statt.
04:31Abends gegen 18 Uhr ist er nach Hause gegangen,
04:34kam dort an und stellte fest,
04:36ich habe ja den Schlüsselbund meines Bruders dabei,
04:40der braucht den unbedingt.
04:43Und hat sich dann um 18 Uhr auf das Fahrrad gesetzt
04:48und ist noch mal nach Darmstadt gefahren
04:51und wollte dort den Schlüsselbruder bringen.
04:54Auf dem Weg dorthin hat er offensichtlich
04:58den späteren Täter getroffen
05:01und ist nicht mehr beim Sportverein angekommen.
05:09Sebastian hätte nur noch diese Brücke überqueren müssen.
05:13Dann wäre er bei seinem Bruder gewesen.
05:16Doch kurz vor dem Übergang lauert der Täter dem 13-Jährigen auf.
05:20Er passt ihn ab und ermordet den Jungen.
05:23Das Fahrrad von Sebastian
05:25wird nach dem Mord an verschiedenen Stellen von Zeugen gesehen.
05:29Der Täter hat es vermutlich hierher gebracht.
05:32Weil es am Leichenfundort keine Hinweise auf den Täter gibt,
05:36wird die Kleidung, die Sebastian getragen hat,
05:39ans Hessische Landeskriminalamt geschickt.
05:42Hier arbeitet der DNA-Experte Harald Schneider.
05:45Er gilt als Koryphäe,
05:47hat bundesweit schon Hunderte Mordfälle gelöst.
05:50Schneider und sein Team suchen auf der Kleidung von Sebastian
05:54zunächst nach Fremdfasern.
05:57Eine Kollegin fiel auf bei der Untersuchung,
06:00dass auf der Innenseite des Opferslips
06:03massive Anhaftungen von Fremdfasern vorhanden waren,
06:06die man mit einem normalen Gebrauch einer Unterhose
06:09überhaupt nicht erklären konnte.
06:11Es bedeutete zwangsläufig, dass der Junge irgendwann mal nackt war
06:14und im nackten Zustand Fremdfasern aufgesammelt hat.
06:17Und diese Fremdfasern
06:19dann auf die Innenseite der Unterhose übertragen wurden.
06:23Was ist dem Jungen auf diesem Waldweg zugestoßen?
06:26Und wo kommen die verdächtigen Faserspuren auf dem Slip her?
06:30Die weiteren Untersuchungen
06:32im Labor des Hessischen Landeskriminalamtes
06:35werden Erstaunliches ans Licht bringen.
06:45Auch in Frankfurt-Oder ist es zunächst ein Vermisstenfall,
06:49der die dortige Mordkommission auf Trab hält.
06:521997 verschwindet Heike N., eine junge Mutter,
06:55spurlos aus ihrer Wohnung.
06:573 Tage lang gibt es von ihr und ihrem kleinen Sohn Göran
07:01kein Lebenszeichen.
07:03Als Jürgen Sommer von der Mordkommission
07:06in Frankfurt-Oder zurückkehrt,
07:08ist die Mordkommission in Frankfurt-Oder
07:11Routinemäßig die Ermittlungen übernimmt.
07:14Zu diesem Zeitpunkt ahnt er nicht,
07:17dass ihn der Fall jahrelang beschäftigen wird.
07:20Und er wochenlang in einem Wald nach 2 Leichen suchen muss.
07:24Normalerweise wäre die Sache nach 2-3 Tagen aufgeklärt,
07:28wäre das normales, in Anführungsstrichen,
07:31Tötungsdelikt, wie man viele davon hat.
07:34Aber diese intensive Arbeit,
07:36die hat es in den letzten 2-3 Tagen nicht geändert.
07:40Sie hat es zu einer Besonderheit gemacht.
07:43Die 23-jährige Heike N.
07:45lebt mit ihrem 4 Monate alten Sohn Göran
07:48in einer kleinen Erdgeschosswohnung
07:50in einem Mehrfamilienhaus in Frankfurt-Oder.
07:53Über ihnen, im 1. Stock des selben Hauses,
07:56leben ihre Großeltern.
07:58Man kümmert sich umeinander.
08:00Heike gilt als zuverlässig und besonders fürsorglich.
08:04Als Heike eines Tages nicht zum Mittagessen erscheint,
08:09Sie haben natürlich zuerst in der Wohnung geguckt.
08:12Ist sie da? Ist irgendwas passiert?
08:14Warum meldet sie sich nicht?
08:16Das war nicht der Fall, dass sie vor Ort war.
08:19Und es war auch nicht erkennbar,
08:21dass sie beabsichtigte, zu verreisen, wegzufahren.
08:24Sie hatte keine Sachen gepackt.
08:26Es sah so aus, als wenn sie kurzzeitig die Wohnung verlassen hat,
08:30um sie danach auch wieder zu betreten am gleichen Tag
08:33und möglicherweise auch zum Mittag kommen wollte.
08:37Heike arbeitete vor der Geburt von Göran
08:40beim Städtischen Grünflächenamt.
08:42Sie war u.a. für den Friedhof zuständig.
08:45Weil sich auch Heikes Freunde und Bekannte ihr Verschwinden
08:49nicht erklären können,
08:51redet Jürgen Sommer hier mit ihren Arbeitskollegen.
08:54Und jetzt kommt raus,
08:56Heike hatte ein Verhältnis mit Klaus-Dieter W.,
08:59einem Arbeitskollegen.
09:01Wir haben bei den Ermittlungen festgestellt,
09:04dass er ein engeres Verhältnis zu Heike hatte,
09:08ein Liebesverhältnis, ein Intimverhältnis.
09:11Und dieses auch über einen längeren Zeitraum schon anhielt
09:15und auch bekannt war.
09:17Die Arbeitskollegen erzählen,
09:19dass Klaus-Dieter auch der Vater des kleinen Göran sein soll.
09:23Heike drängte ihn offenbar immer wieder dazu,
09:26die Vaterschaft anzuerkennen,
09:28wollte eine Familie mit ihm gründen.
09:32Doch der Friedhofsgärtner will davon nichts wissen,
09:35weist seine heimliche Geliebte immer wieder zurück.
09:42Er lebte in Lebensgemeinschaft mit einer Frau
09:45und hatte mit ihr gemeinsam 3 Kinder.
09:48Er hatte aus einer früheren Beziehung weitere 3 Kinder.
09:52Also hatte er für 6 Kinder sozial zu sorgen.
09:55Und ein 7. Kind, das war ihm in diesem Moment nicht sehr günstig.
10:01Und er hat natürlich versucht, dem aus dem Wege zu gehen
10:05und sich dem zu entziehen.
10:07Jürgen Sommer steht vor einem Rätsel.
10:10Hat Klaus-Dieter W. etwas mit dem Verschwinden von Heike zu tun?
10:14Scheute er sich vor der Verantwortung für Göran?
10:26Am 20. April 2007
10:28verschwindet in Karlsruhe ein Taxifahrer spurlos.
10:32Gabor R. hatte an diesem Abend Spätdienst.
10:35Eigentlich sollte er um 2 Uhr in der Nacht bei seiner Familie sein.
10:39Doch dort taucht er nicht auf.
10:41Wolfgang Metzger von der Karlsruher Mordkommission
10:44hat ihm die Nachricht gegeben,
10:46dass er in der Nähe von Karlsruhe sein muss.
10:49Doch er weiß nicht, wo er ist.
10:51Doch dort taucht er nicht auf.
10:53Wolfgang Metzger von der Karlsruher Mordkommission
10:56ist von Beginn an mit dem Fall betraut.
10:58An die Anfänge kann er sich bis heute gut erinnern.
11:01Diese Nachricht kam dann so zu uns
11:04und war immer noch erst ein Vermissterfall.
11:08Aber einer der etwas intensiveren, besonderen Art.
11:12Denn wenn jemand vermisst wird aus einer Risikogruppe
11:16wie jetzt ein Taxifahrer und es ist schon so viel passiert,
11:20dann liegt die Möglichkeit sehr nahe,
11:23dass er gesundheitlich irgendwo schwer angeschlagen liegt
11:28und Hilfe braucht.
11:30Oder natürlich, was auch sehr wahrscheinlich sein kann,
11:33dass er Opfer einer Straftat ist, dass ihm was zugestoßen ist.
11:39Gabor R. gilt als zuverlässig.
11:42Er fährt seit Jahrzehnten Taxi in Karlsruhe,
11:45teilt sich die Arbeit mit einem Kollegen.
11:48Wolfgang Metzger erfährt,
11:50dass der Familienvater am Ende seines Berufslebens stand.
11:54Nur noch 6 Monate.
11:56Dann wollte der gebürtige Ungar seine Rente in seiner Heimat genießen.
12:00Dann dauert es nicht lange, als das Team um Wolfgang Metzger
12:04einen ersten wichtigen Hinweis erhält.
12:07In unsere Anfangsbemühungen hinein
12:10kam die Mitteilung eines Taxifahrers.
12:13Er hat das Taxi des vermissten Taxifahrers gefunden.
12:18Im Bereich der Oststadt, auf einem öffentlichen Parkplatz
12:22näher eines Freibades stand es abgeschlossen.
12:26Ganz normal, wie geparkt.
12:28Dann vom Fahrer keine Spur.
12:33Die Ermittler nehmen das Taxi unter die Lupe.
12:36Zunächst fällt ihnen nichts Ungewöhnliches auf.
12:39Als dann aber der Kollege von Gabor R. hinzukommt,
12:42wird klar, die Geldbörse und der Hausschlüssel des 58-Jährigen
12:46sind verschwunden.
12:48Und dann, gerade als die Gegend rund um das Taxi abgesucht werden soll,
12:52ein Anruf.
12:542 Spaziergänger haben in einem Wald,
12:56nicht weit entfernt vom Fundort des Taxis, eine Leiche entdeckt.
13:00Wolfgang Metzger fährt mit seinen Kollegen
13:03sofort zum alten Wasserwerk.
13:05So heißt die Stelle, an der die Leiche entdeckt worden war.
13:08Nur ein paar Schritte von der Straße entfernt liegt ein toter Mann.
13:12Zugedeckt mit Ästen.
13:14Es handelt sich um den gesuchten Taxifahrer Gabor R.
13:19Hier ist die Stelle,
13:21als damals der Leichnam vom Taxifahrer gefunden wurde.
13:25Er lag auf dem Rücken.
13:27Ziemlich hoch zugedeckt, geäscht, mit Reißig.
13:33Dann hat unsere Kriminaltechnik angefangen,
13:36den Leichnam freizulegen.
13:39Als er dann so vor uns lag, konnten wir recht schnell erkennen,
13:44dass mehrere Schüsse abgegeben waren.
13:47Er hatte Schussspuren, die noch leicht bluteten.
13:51An der Straße finden die Ermittler
13:53Patronenhülsen und Blutflecken auf dem Asphalt.
13:56Hier wurde Gabor R. offenbar erschossen,
13:59ehe die Leiche vom Mörder in den Wald gezogen wurde.
14:025 Einschüsse werden bei der Obduktion entdeckt.
14:05Einen Hinweis auf den Mörder gibt es nicht.
14:08Was hat sich in der Tatnacht hier abgespielt?
14:11Wer hat 5-mal auf den wehrlosen Taxifahrer geschossen?
14:14Und von wem wurde er in dem abgelegenen Waldstück ausgeraubt?
14:18Die Ermittlungen stehen zunächst unter keinem guten Stern.
14:22Die Ermittler vermuten,
14:24dass sich Täter und Opfer zufällig getroffen haben.
14:31In der Vielzahl der Fälle passieren solche tragischen Ereignisse.
14:36Und sie aufgrund einer Beziehung.
14:39Sei es durch ein Geschäft, sei es durch die Ehe, sei es durch Geld.
14:44Oder durch eine Bekanntschaft, Freundschaft.
14:47Eine Beziehungstat.
14:49Und bei einem Taxi-Mord, so nennen wir es in unseren Reihen,
14:54ist das fast wie gegeben.
14:57Es ist eher so, dass 2 Personen, die sich nicht kennen,
15:02zusammentreffen an einer Örtlichkeit,
15:06zu der keiner der beiden einen Bezug hat.
15:12Damit ist der Zufall die Nummer 1.
15:17Und auf den Kommissar Zufall müssten wir schon mal Steighoffen.
15:26War Gabor R. also ein Zufallsopfer? Oder kannte er den Täter?
15:31Die Sonderkommission sucht in ganz Deutschland nach ähnlichen Fällen.
15:35Und es vergehen viele Wochen, bis sich ein wichtiger Zeuge meldet.
15:50Im Hessischen Landeskriminalamt
15:52untersucht das Team um den DNA-Experten Harald Schneider.
15:56Die Kleidung eines 13-jährigen Jungen,
15:59dessen Leiche kurz zuvor in einem Wald südlich von Darmstadt
16:03gefunden worden war.
16:05Sebastian war hier mit seinem Fahrrad
16:07auf dem Weg zum Sommerfest seines Sportvereins.
16:10Doch dort kam er nie an.
16:12Im Landeskriminalamt
16:14wird jetzt die Kleidung des 13-Jährigen untersucht.
16:17Und tatsächlich, auf der Innenseite des Slips
16:20entdeckten die Experten Fremdfasern.
16:25Wir haben den Slip auf Spermaspuren geprüft
16:28und haben massive Spermaanhaftungen im Bereich der Beinausschnitte,
16:32im Schrittbereich, aufgefunden.
16:34Die konnten wir einer männlichen Person zuordnen.
16:37Mit den damaligen DNA-Methoden
16:39konnten wir ein sehr sauberes DNA-Profil generieren.
16:42Von dem mussten wir annehmen, dass es tatrelevant ist.
16:47Während Schneider mit seinem Team die Kleidung untersucht,
16:50meldet sich bei der Polizei eine Frau,
16:52die eine interessante Entdeckung gemacht hat.
16:55Rund 1.000 m vom Fundort der Leiche entfernt
16:58findet sie ein Dreimannzelt, versteckt in einem Holzstapel.
17:02Die Ermittler bauen es in den Räumen der Polizei auf.
17:05Innendrin wird eine Decke entdeckt.
17:07Und beides landet schließlich
17:09im Labor des Hessischen Landeskriminalamts
17:12bei Dr. Harald Schneider.
17:19Das spielte zunächst gar keine Rolle,
17:21weil man nicht wusste, in welchem Zusammenhang steht das Zelt.
17:25Aber als wir einen Hinweis auf ein Sexualdelikt hatten
17:28und diese eindeutigen Faserspuren auf der Innenseite des Opfers hatten,
17:32war klar, dass dieses Zelt eine Rolle spielen könnte.
17:35Weil unsere Faserleute sagten,
17:37hier ist eine Decke in diesem Zelt,
17:39das passt optimal zu unserem Faser-Kollektiv.
17:42Was liegt da näher?
17:44Dass man sich diese Decke gezielt nach Fremdspuren,
17:47nach Spermaspuren, nach Blutspuren vom Opfer anguckt.
17:50Das haben wir gemacht.
17:52Sebastian wurde also in diesem Zelt sexuell missbraucht und ermordet.
17:56Schneider informiert Steinmann über den Treffer.
17:59Und die Experten sind sich schnell einig.
18:02Eine Reihenuntersuchung soll den Mörder überführen.
18:05Die Besucher des Sommerfestes aus Sebastians Fußballverein,
18:09die Anwohner des Stadtteils
18:11und schließlich auch die Gefängnisinsassen umliegender JVA,
18:15die zum Tatzeitpunkt Freigang hatten.
18:17Sie alle wurden zur Speichelprobe gebeten.
18:201.387 Personen.
18:22Doch der Täter ist nicht darunter.
18:25Der Fall kann auch in den folgenden Jahren nicht geklärt werden.
18:41In Frankfurt-Oder ermittelt die Mordkommission
18:44nach dem Verschwinden der 23-Jährigen Heike N.
18:47und ihrem Sohn Göran.
18:49Im Sommer fand während der ersten Ermittlungen heraus,
18:52dass die junge Frau ein Verhältnis
18:54mit einem ehemaligen Arbeitskollegen hatte.
18:57Klaus-Dieter W., ein Friedhofsgärtner,
18:59soll sogar der Vater des kleinen Göran sein.
19:02Der damals 43-Jährige wird vernommen
19:04und verwickelt sich in Widersprüche.
19:07Er will Heike schon wochenlang nicht mehr gesehen haben.
19:10Nachbarn aber berichten etwas ganz anderes.
19:13Am Tag des Verschwindens war Klaus-Dieter W. bei seiner Geliebten.
19:17Als Klaus-Dieter W. die Wohnung der Heike verlassen hat,
19:20ging ihr diese Treppe hoch.
19:22So wurde uns das von Zeugen bestätigt.
19:24Hier stand offensichtlich sein Fahrzeug.
19:26Heike ging wenige Minuten später hinterher.
19:29Sie haben sich hier sicherlich getroffen.
19:31Wir gehen davon aus,
19:33dass er mit ihr an einem uns unbekannten Ort gefahren ist.
19:36Sommer und sein Team nehmen den Dienstwagen unter die Lupe
19:39und finden heraus, dass der Transporter
19:4130 km mehr auf dem Tacho hat, als für die Arbeit notwendig war.
19:4530 km, für die es keine Erklärung gibt.
19:48Klaus-Dieter W. wird festgenommen und kommt in Untersuchungshaft.
19:52In den Vernehmungen aber schweigt er.
19:55Im Transporter finden sich keine Blut- oder Faserspuren.
19:58Heike N. und ihr kleiner Sohn Göran bleiben verschwunden.
20:02Und weil die Polizei nichts Verwertbares in der Hand hat,
20:05muss sie Klaus-Dieter W. wenig später wieder freilassen.
20:10Er hat einfach darauf gebaut,
20:12dass wir das Entscheidende nicht feststellen können.
20:16Nämlich den Verbleib der Person, also der Leichen.
20:217 Jahre tut sich nichts.
20:23Dann bringt eine überraschende Zeugenaussage die Wende.
20:27Klaus-Dieter W. trennt sich von seiner Lebensgefährtin.
20:30Sie hatte ihm damals ein Alibi gegeben.
20:33Sommer wittert seine Chance.
20:35Er redet mit ihr und er hat Glück. Sie packt aus.
20:38Klaus-Dieter W. hat ihr doch den Mord an Heike und Göran gestanden.
20:42Nur darüber reden konnte sie all die Jahre nicht.
20:45Weil der Friedhofsgärtner sie und die Kinder mit dem Tode bedroht hat.
20:49Es fiel ihr auch nicht so leicht. Es hat auch eine Weile gedauert.
20:53Alles das, was sie über Jahre mit sich rumgetragen hat
20:56und verinnerlicht hatte, jetzt auch zu offenbaren.
20:59Denn sie fühlte sich in einer entsprechenden Weise mitschuldig.
21:03Obwohl sie selbst daran nicht beteiligt war.
21:06Jürgen Sommer nimmt Klaus-Dieter W. erneut fest.
21:09Denn jetzt hat er mehr als nur Indizien in der Hand.
21:12Es gibt eine Belastungszeugin. Und nicht nur das.
21:15Die Lebensgefährtin zeigt den Polizisten
21:18sogar ein Waldstück in der Nähe von Lossow.
21:21In dem sie nur einen Tag vor der Tat
21:24unfreiwillig Zeugin der Mordvorbereitung geworden sein soll.
21:28Klaus-Dieter W. fährt mit ihr an den Waldrand
21:31und parkt auf einem kleinen Feldweg.
21:35Sie selbst ist ausgestiegen aus dem Fahrzeug,
21:38führte den Hund spazieren und sollte darauf achten,
21:41dass sich keine fremden Personen dem Ort nähern.
21:44Er selbst ist mit dem Fahrzeug hier ein Stück weiter gefahren,
21:48nahm dann einen Spaten und begab sich in den Wald.
21:51Sie selbst war aber interessiert und neugierig, was er dort wollte,
21:55ging hinterher und stellte fest,
21:57dass er hier in diesem Wäldchen Grabungen durchführt.
22:01Das war für uns ein wichtiger Hinweis,
22:04um hier den Suchbereich vorzunehmen.
22:07Die Lebensgefährtin kann sich an ein abschüssiges Gelände erinnern
22:12und an 3 Eichen, die direkt an der Grube standen.
22:16Ich denke mal eher, dass es hier so gewesen ist.
22:19Jedenfalls waren die Bäume schon im Hintergrund hier so.
22:23Jürgen Sommer lässt graben, zunächst per Hand,
22:27in der Hoffnung auf ein schnelles Ende.
22:30Gefunden wird aber erst mal nichts.
22:44In Karlsruhe sucht die Mordkommission um Wolfgang Metzger
22:48fieberhaft nach dem Mörder von Gabor R.
22:51Die Leiche des Taxifahrers
22:53wurde in einem Wald bei Karlsruhe entdeckt.
22:56Gabor R. liegt abseits einer kleinen Straße.
22:59Er wurde direkt mit Ästen und Reißig entdeckt.
23:02Der 58-Jährige wurde mit 5 Schüssen brutal ermordet.
23:06Das Taxi wird von einem Kollegen in einem Wohngebiet entdeckt.
23:10Nicht weit entfernt vom Fundort der Leiche.
23:13Doch vom Täter gibt es keine Spur.
23:15Dann, einige Wochen später,
23:17taucht in der Nähe des abgestellten Taxis
23:20das Portemonnaie von Gabor R. auf.
23:22In einem Gebüsch nur wenige Meter entfernt.
23:25Verschwunden bleibt allerdings der Schlüssel des Taxifahrers.
23:29Doch das will Metzger nicht veröffentlichen.
23:32Täterwissen sei das.
23:34Und wenn sie den Mörder tatsächlich finden,
23:37dann könnte das ein wichtiger Beweis sein.
23:40Der fehlende Schlüsselbund des Opfers,
23:43der nirgends auftauchte, trotz aller Suchmaßnahmen,
23:46war für mich ein Gegenstand, wie ich es aus meiner Erfahrung weiß,
23:50der noch mal wichtig werden kann.
23:53Ich beschreibe es mal so, wenn wir durch DNA-Beweise,
23:57durch wissenschaftliche Beweise nicht weiterkommen
24:01oder gar keine bekommen,
24:03dann spielen solche Gegenstände eine wichtige Rolle
24:07und können die Bedeutung gewinnen wie ein DNA-Beweis.
24:132 Monate lang ermittelt die Mordkommission in alle Richtungen.
24:17Einen entscheidenden Hinweis gibt es aber nicht.
24:20Doch dann erhält die SOKO eine Nachricht vom Bundeskriminalamt.
24:24Hier wurden die Geschosse,
24:26mit denen Gabor R. getötet worden war, untersucht.
24:29Und es kam heraus, dass sie aus einer Waffe abgefeuert wurden,
24:33mit der nur wenige Monate vor dem Mord
24:36im rund 100 km entfernten Weinstadt ein Auto beschossen wurde.
24:40Die Schüsse fielen damals nach einem Weinfest.
24:43Den Täter konnte man nicht ermitteln.
24:47Der naheliegende Ansatz war,
24:49dass nicht nur die Waffe an beiden Orten war,
24:53sondern auch derjenige, dem die Waffe gehört.
24:58Sodass im Raum stand, oder wir davon ausgehen durften,
25:02dass derjenige, der in Weinstadt ins Auto geschossen hat,
25:06auch derjenige ist, der unseren Taxifahrer getötet hat.
25:12Die Mordkommission teilt sich auf.
25:15Ein Teil sitzt nun in Weinstadt, der andere bleibt in Karlsruhe.
25:19Und die Ermittler wollen jetzt nur noch eins wissen.
25:24Wir haben, bevor wir dorthin fuhren,
25:27mit den entsprechenden richterlichen Beschlüssen,
25:30auch die Rechenzentren, die Zuständigen, angefragt,
25:34um Meldedaten von Personen abzugleichen.
25:37Gibt es Bewegungen, Personen,
25:40die von Weinstadt nach Karlsruhe gezogen sind
25:43oder von Karlsruhe nach Weinstadt?
25:46Und das in den Zeitrahmen eingeordnet.
25:5114 Personen werden ermittelt und überprüft.
25:54Unter ihnen auch ein Student,
25:56der bis vor wenigen Monaten noch in Karlsruhe gelebt hat.
26:00Andreas M.
26:02Der 27-Jährige ist inzwischen wieder zu seinen Eltern
26:06nach Weinstadt zurückgezogen.
26:08Als die Mordkommission kommt, treffen sie ihn zunächst nicht an.
26:131 h später kamen die Kollegen wieder hin.
26:16Im Hof standen die Eltern, ziemlich perplex.
26:19Die Kollegen fragten, was ist passiert?
26:22Dann sagte der Vater, er hat gesagt,
26:25dass die Mordkommission da war.
26:27Dann habe der Sohn panikartig sein Zimmer aufgesucht,
26:31verschiedene Dinge in seinen Rucksack hineingestopft
26:35und sei fluchtartig weggerannt.
26:39Sie konnten es sich nicht erklären.
26:45Hat Andreas M. etwas mit dem Taximord in Karlsruhe zu tun?
26:49Ist die Mordkommission um Wolfgang Metzger,
26:52dem Täter, näher, als sie denkt?
27:09Im südhessischen Darmstadt kann der Mord an Sebastian M.
27:13auch nach intensiven Ermittlungen nicht geklärt werden.
27:17Der 13-Jährige, das ergibt die Auswertung der Spuren
27:21im Hessischen Landeskriminalamt,
27:23wurde in diesem Zelt sexuell missbraucht und ermordet.
27:27Doch der Täter wird nicht gefunden.
27:302 Jahre vergehen.
27:32Der Fall ist nie vergessen,
27:34dass in Deutschland ein neues Gesetz verabschiedet wird.
27:38Es erlaubt von nun an,
27:40die DNA von Straftätern in einer Datei zu speichern,
27:43um sie mit anderen Fällen abgleichen zu können.
27:461998 wurde die sog. DNA-Analysedatei in Deutschland etabliert.
27:50Wir hatten dann die Möglichkeit,
27:52dieses DNA-Muster, das wir am Opfer-Lab nachgewiesen haben,
27:56in einer Datenbank zu speichern.
27:58Die DNA des Unbekannten wird in der Datenbank gespeichert.
28:02Ist er möglicherweise inzwischen bei einem anderen Verbrechen aufgefallen?
28:07Die Ermittler stellen eine Suchanfrage.
28:10Und dann, wie aus dem Nichts, ein Treffer.
28:13Mir ist es eiskalt den Rücken runtergelaufen.
28:16Weil natürlich wartet man da schon lange drauf.
28:19Man weiß, man hat eine tatrelevante Spur, eine eindeutige Täterspur.
28:23In dem Augenblick war klar,
28:25dass wir den mutmaßlichen Täter identifiziert haben.
28:28Das ist schon ein tolles Gefühl, wenn man so was erlebt.
28:31Aber bei solchen spektakulären Tötungsdelikten
28:34ist es noch mal was ganz anderes.
28:38Die DNA gehört zu einem Einbrecher, der in Berlin festgenommen wurde.
28:43Andreas T.
28:45Die Mordkommission lässt ihn ins Präsidium nach Darmstadt bringen
28:49und befragt ihn.
28:52Der Täter hat uns erzählt, er sei auf Sebastian gestoßen,
28:56haben ihn in sein Zelt gelockt.
28:59Dort habe er ihn gefesselt und gegnebelt.
29:02Es sei zu den sexuellen Handlungen gekommen.
29:06Danach habe er festgestellt, dass Sebastian tot ist.
29:11Er sei davon ausgegangen, dass er durch das Gnebeln erstickt sei.
29:19Als Sebastian damals in dem Waldstück ermordet wird,
29:23saß Andreas M. wegen Einbrüchen in Südhessen
29:26in einer nahegelegenen Haftanstalt.
29:28Er war Freigänger.
29:30Das Zelt, das nach dem Mord in einem Holzstapel gefunden wird,
29:33gehörte ihm.
29:35Es diente ihm als Rückzugsort.
29:39Das Zelt müsste in diesem Bereich gestanden haben.
29:42Der Täter hat sich so weit eingelassen,
29:46dass er gesagt hat, während seiner Zeit als Freigänger
29:49hat er für sich eine Unterkunft gesucht.
29:54Dafür hat er ein Zelt genutzt, das hier fest aufgeschlagen war.
30:03Damals, kurz nach dem Mord, rückte Andreas T.
30:06schon als Freigänger in den Fokus der Ermittler.
30:09Allerdings saß er zur angenommenen Tatzeit in seiner Zelle.
30:13Das haben zumindest die Aufzeichnungen
30:15in den Haftbüchern ergeben.
30:17Er fiel durchs Raster.
30:19Möglicherweise hat die Obduktion einen falschen Todeszeitpunkt ergeben.
30:23Bis heute ist unklar, was genau damals schiefgelaufen ist.
30:27Auch im Prozess kann das nicht mehr geklärt werden.
30:30Denn so weit kommt es nicht mehr.
30:34Kurz vor der Verhandlung wurde der Täter erhängt,
30:40in seiner Zelle aufgefunden.
30:43Es war damals schon bekannt, dass er suizidgefährdet ist.
30:48Wurde aus diesem Grund zweistündig überwacht.
30:53Und bei einer solchen Kontrolle hatte er sich schon aufgehängt
30:59und konnte nicht mehr gerettet werden.
31:07In einem Abschiedsbrief entschuldigt sich der Täter
31:10bei den Eltern von Sebastian.
31:12Details über den Mord gibt er nicht preis.
31:156 Jahre nach der Tötung des 13-jährigen Jungen
31:18kann die Mordkommission die Akte für immer schließen.
31:22Es ist der 1. Mordfall, der in Hessen
31:24mithilfe der 1998 ins Leben gerufenen DNA-Datenbank
31:28gelöst werden kann.
31:31In Frankfurt-Oder sucht die Mordkommission in einem Wald
31:35nach den Leichen von Heike N. und ihrem kleinen Sohn Göran.
31:39Klaus-Dieter W. soll die beiden umgebracht und hier vergraben haben.
31:43Das behauptet zumindest die ehemalige Lehrerin.
31:46Die Mordkommission ist in Frankfurt-Oder
31:49in der Nähe von Göttingen angekommen.
31:51Die Mordkommission ist in der Nähe von Göttingen angekommen.
31:55Die Mordkommission ist in der Nähe von Göttingen angekommen.
31:59Das ist die ehemalige Lebensgefährtin des Friedhofsgärtners.
32:035000 qm werden von der Polizei umgepflügt.
32:06Jeden Tag sind mehr als 100 Beamte im Einsatz
32:09mit Schaufel und schwerem Gerät.
32:11Beinahe mit jedem Spatenstich werden nun im Wald Knochen gefunden.
32:15Sie alle werden in die Pathologie nach Frankfurt-Oder gebracht.
32:19Hier untersucht das Team um den Gerichtsmediziner Harald Voss
32:23die Knochen.
32:24Zuerst stammen sie nur von Tieren.
32:26Dann kommen sie von Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg auf.
32:30Sisyphus-Arbeit.
32:33Bei Knochen ist es üblicherweise nicht einfach festzustellen,
32:37wie alt oder wie lange die Knochen im Erdreich gelegen haben.
32:41Man sieht es bei älteren Knochen.
32:43Ich hätte hier ein Beispiel.
32:45Bei Zerstörung des Knochens, wenn keine Weichteile mehr dran sind,
32:49kann man davon ausgehen, die sind schon sehr alt,
32:52die sind sehr leicht.
32:53Also 50, 60, 70 Jahre liegen die möglicherweise schon auf der Erde
32:57oder in der Erde.
32:58Und bei der vermissten Person spielte ein Zeitraum
33:01von ungefähr 9 Jahren, 9,5 Jahren ungefähr eine Rolle.
33:04Die Knochen hätten anders ausgesehen.
33:087 Wochen vergehen. Hunderte Knochen werden untersucht.
33:12Doch Heike und Göran bleiben verschwunden.
33:15Haben die Ermittler etwas übersehen?
33:17Im Präsidium kommen erste Zweifel auf.
33:20Der Einsatz steht auf der Kippe.
33:22Wir wollten aber unbedingt die Suche fortsetzen,
33:25weil wir innerlich der Überzeugung waren,
33:28diesmal liegen wir richtig, diesmal werden wir erfolgreich sein,
33:32diesmal werden wir die Leichen finden.
33:38Dann wertet Sommer mit seinen Kollegen Luftbilder aus.
33:42Und 280 m weiter finden sie tatsächlich eine Stelle,
33:46die dem 1. Suchbereich bis ins Detail ähnelt.
33:50Der Bagger kommt.
33:52Und dieses Mal dauert es nur wenige Stunden, bis sie fündig werden.
33:56Den Kindersitz haben wir zuerst gefunden.
33:59Damit hatten wir aber den Hinweis, hier sind wir richtig.
34:03Der Kindersitz von dem Säugling lag obendrauf.
34:06Jetzt haben wir den Bagger abgesetzt und haben per Handgrabung
34:10ganz fein, säuberlich, wie Archäologen, alles freigelegt.
34:14Das hat dann noch 5 h gedauert.
34:16Wir hatten am Nachmittag beide Leichen gefunden.
34:19Die Identifizierung konnten wir auch fast gleichzeitig vornehmen,
34:23weil wir die Handtasche der Heike N. gefunden haben,
34:26in der sich ihre Ausweispapiere, ihr Führerschein
34:29und weitere Dokumente befanden, die auch den Namenszug hatten.
34:33Und somit die Identifizierung für uns erleichtert haben.
34:37Trotzdem war es für uns eine schwierige Situation,
34:40weil wir zum Schluss den Säugling gefunden haben.
34:44Der Säugling lag da mit seiner Trinkflasche.
34:47Das war für uns das Zeichen.
34:49Das war eine sehr grausame Handlung, die da abgelaufen ist.
34:57Die sterblichen Überreste von Heike und Göran
35:00werden in die Gerichtsmedizin nach Frankfurt-Oder gebracht.
35:04Wie wurden die beiden umgebracht?
35:06Harald Voss, der Gerichtsmediziner, nimmt die Knochen unter die Lupe.
35:12Wir haben am erwachsenen Schädel, bei der Frau,
35:15einen Defekt im Bereich des Sturmbeines feststellen können.
35:19Und am oberen Rand fanden sich Einbruchslinien,
35:22die darauf hindeuteten,
35:24dass eine stumpfe Gewaltentwirkung auf den Schädel erfolgt ist.
35:28Bei dem Kind war es so,
35:30dass wir nur noch Teile der Schädelknochen nachweisen konnten,
35:34Teile von Rippenknochen und auch von langen Röhrenknochen.
35:39Weil am kindlichen Skelett,
35:41die Extremitäten z.B. nicht vollständig aus Knochen bestehen,
35:45überwiegend Knorpel, weil die Knochen ja noch wachsen sollen.
35:49Und Knorpelverwittert, den sehen wir da nicht mehr.
35:52Wir konnten keine Verletzung an den Knochen des Kindes nachweisen,
35:56die den Tod erklären konnten.
35:59Heike, da ist sich der Gerichtsmediziner sicher,
36:02wurde mit einem Hammer oder einer Axt erschlagen.
36:05Die Tatwaffe selbst wird allerdings nie gefunden.
36:08Nach 9 Jahren bringt Jürgen Sommer
36:10den Mörder von Heike N. und dem kleinen Göran vor Gericht.
36:14Die Bilder des kleinen Jungen,
36:16der mit seiner Flasche im Arm in der Erde gefunden wurde,
36:20werden Sommer und sein Team nie vergessen.
36:23Das tut schon weh.
36:25Das hat auch unsere Kollegen sehr mitgenommen.
36:28Ein Säugling, das ist schon eine Situation,
36:31da geht man nicht so einfach mit um.
36:34Da geht man auch nicht so gerne nach Hause.
36:37Deshalb ist es bei uns oft so, man setzt sich erst mal hin,
36:40man wertet die Sachen noch mal aus.
36:42Man will es auch nicht mit nach Hause nehmen.
36:45Es soll an einer Dienststelle bleiben,
36:47obwohl es ja im Kopf drin ist.
36:49Aber damit werden Angehörige nach Möglichkeit nicht belastet.
36:57Klaus-Dieter W. hat seine ehemalige Geliebte und seinen Sohn
37:01vermutlich aus Angst vor den Unterhaltszahlungen umgebracht.
37:05Zur Tat hat er sich vor Gericht nie geäußert.
37:09Klaus-Dieter W. wird vom Landgericht Frankfurt-Oder
37:12wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
37:16Er sitzt bis heute im Gefängnis.
37:31In Karlsruhe wird der Taxifahrer Gabor R. erschossen,
37:34in einem Waldstück gefunden.
37:36Nach monatelanger Ermittlungsarbeit steht die Mordkommission
37:40vor der Tür des 27-Jährigen Andreas M.
37:43Der Student lebte zur Tatzeit in Karlsruhe,
37:46wohnt nun aber wieder bei seinen Eltern in Weinstadt.
37:49In dem Ort, in dem einige Monate vor dem Mord
37:52mit derselben Waffe, mit der Gabor R. getötet worden war,
37:55auf ein Auto geschossen wurde.
37:57Als Andreas M. erfährt, dass die Mordkommission mit ihm reden will,
38:01türmt der 27-Jährige.
38:03Während die Kollegen dort waren, ruft der Sohn die Mutter an
38:07und sagt, ich bin jetzt unterwegs.
38:09Ich gehe zu dem, der mich verpfiffen hat.
38:12Das erklärt sich daraus, sollte sich später zeigen.
38:15Er meinte nun, dass derjenige, der dabei war,
38:19als er Wochen oder Monate zuvor in das Auto geschossen hat,
38:24dass derjenige ihn verraten oder verpfiffen hätte, wie er meinte.
38:33Er war praktisch bewaffnet unterwegs,
38:36drohte an, noch irgendeine Aktion zu starten.
38:39War der von uns wahrscheinlich gesuchte Täter,
38:42der einen Taxifahrer erschossen hat.
38:45Das ist eine sehr dynamische und sehr brisante Fahndungslage.
38:49Wir haben also sämtliche Register gezogen, ihn zu kriegen.
38:54Andreas M., da ist sich Wolfgang Metzger jetzt sicher,
38:58ist der gesuchte Mann.
39:00Der Schütze, der den Taxifahrer in Karlsruhe brutal erschossen hat.
39:04Die Polizei leitet sofort eine Fahndung ein.
39:07Geldautomaten werden überwacht.
39:09Und dann macht Andreas M. einen entscheidenden Fehler
39:13und hebt Geld ab.
39:17Die Geldabhebung fand in Stuttgart statt.
39:21Dann sind die Kollegen zivil dorthin
39:24und haben den Bahnhof observiert und kontrolliert.
39:283 Kollegen haben ihn erkannt, die Bilder waren ja da,
39:32haben ihn zu Boden gebracht und festgenommen.
39:36Der Kollege, der mich angerufen hat,
39:39habe ich gesagt, jetzt tun wir mal bitte einen Gefalle.
39:43Schau mal in seinen Rucksack.
39:45Aber vorsichtig, nur einen Blick reinwerfen.
39:49Hat er gemacht und was ist drin?
39:52Dann sagte er, er kann eine Schusswaffe erkennen
39:55und einen Schlüsselbund mit einem bunten Wappen drin.
39:59Oh, das war dann schon eine Sache.
40:05Es ist der Schlüsselbund,
40:07den Metzger als Pfand aus der Öffentlichkeit herausgehalten hatte.
40:11Im Rucksack wird auch die Tatwaffe gefunden.
40:14Andreas M. gesteht den Mord an Gabor R.
40:17Das Taxi hatte er nach den Schüssen
40:19nicht zufällig auf einem Parkplatz in Karlsruhe abgestellt.
40:23Er wohnte damals nur wenige 100 m entfernt
40:26in einer Dachgeschosswohnung.
40:28Andreas M., kommt nun heraus, hatte sein Studium abgebrochen.
40:32Er war Dauergast in Spielcasinos, verzockte sein Geld,
40:36hatte 100.000 Euro Schulden.
40:38Und das alles ohne das Wissen seiner Eltern.
40:41Er fing an, Alkohol zu trinken.
40:43Seine Freundin hat ihn verlassen.
40:45Es erwischte ihn dann richtig.
40:48Und er hörte nicht auf zu spielen.
40:51Und war zu unserer Tatzeit nahezu blank.
41:00Gar nichts mehr da.
41:02Vielleicht sogar so wenig, dass es nicht einmal mehr reichte,
41:07um die Fahrkarte zu bezahlen von Karlsruhe nach Hause.
41:15Mit dieser Pistole im Rucksack steigt Andreas M.
41:18schließlich hier in das Taxi von Gabor R., um es auszurauben.
41:22Er lässt sich zum alten Wasserwerk außerhalb der Stadt fahren.
41:26Eine dunkle Stelle mitten im Wald.
41:28Als das Taxi hält, steigen beide aus.
41:31Andreas will seinen Rucksack aus dem Kofferraum holen,
41:35gibt vor, bezahlen zu wollen.
41:37Doch dann zieht er die Waffe.
41:41Seine Erklärung für die Schussabgabe waren die Worte,
41:48der Taxifahrer habe falsch reagiert.
41:52Er hat sich weggedreht, wohl, zurück zum Taxi,
41:57vielleicht um wegzufahren.
41:59Das ist eine Spekulation von mir.
42:01Ich verzichte auf mein Geld.
42:03Vielleicht ist er auf ihn zugegangen.
42:05Was er als falsch bezeichnet, sei dahingestellt.
42:08Er drückte 5 Schüsse auf den Mann.
42:12Nach den 1. Schüssen ging er dann zu Boden.
42:16Am Boden liegend erhielt er noch einen Schuss ins Herz.
42:23Dann war er tot.
42:303 Monate nach dem Mord ist der Fall geklärt.
42:34Die Ermittler haben 2.500 Überstunden geleistet,
42:3868 Aktenordner angelegt.
42:41Jetzt können sie einen der spektakulärsten Fälle
42:44zu den Akten legen.
42:46Der 27-jährige Andreas M.
42:48wird vom Landgericht Karlsruhe
42:50zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
42:53Er sitzt bis heute im Gefängnis.
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