Einsam und allein wandern sie durchs Universum: Rogue Planets. Einzelne Planeten ohne Stern, ohne Planetensystem, umgeben von der Dunkelheit des Universums. Wo kommen diese Planeten her? Wie sind sie entstanden, warum haben sie keinen Stern? Wie können wir diese Einsiedler überhaupt finden? Und: Könnte es auch ohne Sternenlicht Leben auf Rogue Planets geben?
Kapitel:
00:00 Intro
00:51 Was sind Rogue-Planets und wie entstehen sie?
4:38 Wie beobachtet man Rogues?
8:11 Hat die Sonne einen Planeten "rausgeworfen"? Das Nizza-Modell erklärt
13:55 Könnte die Erde zum Rogue werden?
16:09 Kann es Leben auf einem Rogue-Planet geben?
Noch mehr zum Thema:
Das Universum: Die Geheimnisse des Sonnensystems https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/das-universum-eine-reise-durch-raum-und-zeit-die-geheimnisse-des-sonnensystems-100.html?at_specific=TerraX&at_content=LeschundCo_Description
Faszination Weltall: Fremde Welten https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/faszination-weltall-fremde-welten-100.html?at_specific=TerraX&at_content=LeschundCo_Description
Quellen & weiterführende Links:
Chaos zwischen jungen Planeten: https://www.spektrum.de/podcast/nizza-modell-chaos-zwischen-jungen-planeten/2150166
Das Nizza-Modell:
Origin of the cataclysmic Late Heavy Bombardmentperiod of the terrestrial planets: https:/core.ac.uk/download/pdf/52744366.pdf
Chaotic capture of Jupiter’s Trojan asteroids in the early Solar System https://web.archive.org/web/20140221023210/https://www-n.oca.eu/michel/PubliGroupe/MorbyNature2005.pdf
Origin of the orbital architecture of the giant planets of the Solar System https://www-n.oca.eu/morby/papers/nature-papers-5-26-05.pdf
Abonnieren? Einfach hier klicken: http://www.youtube.com/terrax_leschundco/?sub_confirmation=1
Terra X in der Mediathek: https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x?at_medium=Social%20Media&at_campaign=YouTube&at_specific=TerraX&at_content=LeschundCo_Description
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Moderation: Harald Lesch
Autor:in: Jana Steuer
Redaktion: Jana Steuer, Victor Riley
Produktion: Florian Rehm, Andrea Böhmer
Producer:in (objektiv media): Anne Westphal
Kamera: Thorsten Eifler
Ton: Louis Münzhuber
Schnitt: Dennis Burneleit
Thumbnail: David Weber
Grafiken: Dennis Burneleit / Kurzgesagt
Musik von Extreme Music & YouTube Audio Library
Dieses Video ist eine Produktion des ZDF, in Zusammenarbeit mit objektiv media.
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Das Universum: Die Geheimnisse des Sonnensystems https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/das-universum-eine-reise-durch-raum-und-zeit-die-geheimnisse-des-sonnensystems-100.html?at_specific=TerraX&at_content=LeschundCo_Description
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Das Nizza-Modell:
Origin of the cataclysmic Late Heavy Bombardmentperiod of the terrestrial planets: https:/core.ac.uk/download/pdf/52744366.pdf
Chaotic capture of Jupiter’s Trojan asteroids in the early Solar System https://web.archive.org/web/20140221023210/https://www-n.oca.eu/michel/PubliGroupe/MorbyNature2005.pdf
Origin of the orbital architecture of the giant planets of the Solar System https://www-n.oca.eu/morby/papers/nature-papers-5-26-05.pdf
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NewsTranskript
00:00Das ist eine gruselige Vorstellung, ne? Stell dir mal vor, es gibt Planeten, die einfach ganz alleine durch die Milchstraße fliegen.
00:08Völlig alleine. Und wahrscheinlich gibt es von denen mindestens so viel, wie es Sterne in der Milchstraße gibt.
00:14Aber diese Planeten haben keinen Stern. Die hatten vielleicht mal einen Stern, aber heute haben sie keinen mehr.
00:19Und sie fliegen ganz allein durch den interstellaren Raum. Rogue Planets, Free Floaters.
00:23Und was noch irrer ist, einer von uns, also ein Planet von unserem Sonnensystem, der früher mal zu uns gehörte,
00:30der fliegt jetzt alleine als weißen Planet irgendwo durch die Tiefen des Alls.
00:36Also diese Rogue Planets, das ist eine ganz irre Geschichte und man soll es nicht glauben.
00:41Obwohl sie keinen Stern umkreisen, man kann sie richtig gut beobachten.
00:45Ein Rogue ist ein Planet, also ein Rogue ist ein Objekt von der Masse eines Planeten, der nichts umkreist.
01:00Keinen anderen Stern, was auch immer für eine Sorte. Und der selber nicht leuchtet.
01:05Wie entstehen denn Rogues? Entstehen die von ganz alleine, als Einzelgänger?
01:09Die Antwort ist, ja, das ist möglich. Also in einer Gaswolke, die ja ohnehin unter ihrer eigenen Schwerkraftwirkung dabei ist,
01:18praktisch zu kollabieren, bilden sich innerhalb dieser Wolke wiederum Zentren, die noch schneller kollabieren als die Wolke selbst.
01:26Im Zweifel geht es immer um die Balance zwischen der eigenen Schwerkraft, also der gravitativen Wirkung,
01:32die ein Körper auf sich selber auswirkt und dem Druck in diesem Körper.
01:35Ist der Druck zu hoch, kann die Schwerkraft nicht gewinnen.
01:39Wenn aber der Druck sich verringert, zum Beispiel dadurch, dass das Gas in einer Gaswolke sich abkühlt durch Strahlung,
01:47dann kann die Schwerkraft irgendwann übernehmen und dann fängt sie an zu kollabieren.
01:51Das heißt, die Gaswolke fällt in sich zusammen und das ist dann auch nicht mehr zu stoppen.
01:56Also das heißt, das Gas wird zusammengepresst, wird heißer, dann strahlt es wieder,
02:01und dann geht es so schrittweise zu immer kleineren und kleineren Objekten.
02:05Denn in einer solchen Gaswolke ist es nicht etwa so, dass die Gaswolke als Ganzes kollabiert,
02:10sondern dass sie an verschiedenen Stellen mit unterschiedlichen Dichten unterschiedlich schnell zusammenbricht.
02:16Das heißt, sie fragmentiert. Und diese Fragmente in einer Gaswolke, die können Sterne produzieren mit 100 Sonnenmassen,
02:22aber eben auch runter in die kleinsten Bröckchen, die in so einer Gaswolke entstehen können,
02:26sind ungefähr fünfmal so schwer wie der Jupiter. Fünf Jupiter-Massen, für diejenigen,
02:32die jetzt die Masse des Jupiters nicht direkt parat haben, Jupiter hat 317 Erdmassen.
02:37Nur, dass man mal eine Ahnung hat, der ist doppelt so schwer wie alle anderen Planeten zusammen.
02:40Also alles, was so 1600, 1700 Erdmassen schwer ist, das ist das Kleinste, was in so einer Gaswolke entstehen kann.
02:47Das ist übrigens weit weg von jedem Stern. Nee, nee, das reicht noch nicht.
02:50Also man braucht mindestens 10, 15 mal die Jupiter-Masse, damit in einem Objekt im Inneren sowas beginnt wie Kernfusion.
02:59Das heißt, das sind hier wirklich Objekte, die werden niemals selbst so viel Strahlung produzieren, wie ein Stern das tut.
03:06Die werden immer nur gemäß ihrer Temperatur strahlen.
03:09Und das Allertollste ist, man kann sogar die Entstehung von den Rogues in den Gaswolken sehen,
03:15weil es gibt junge Rogues, die sind auch umgeben von so einer Gas- und Staubscheibe.
03:20Also man weiß inzwischen, die können einzeln entstehen und wie sie entstehen, lässt sich ziemlich gut im Infraroten beobachten.
03:29Und dann gibt es natürlich noch die andere Variante. Die andere Variante ist der große Rausschmiss.
03:35Wie soll ich sagen, der gravitative Tritt in den Hintern.
03:40Also wenn um einen Stern herum ein Planetensystem entsteht, dann gibt es natürlich diejenigen, die dafür immer bleiben werden.
03:48Das sind diejenigen, die auf fast kreisrunden Bahnen im Inneren des jeweiligen Planetensystems den Stern umkreisen
03:57und da nur ganz schwer rauszuschmeißen sind.
04:00Es gibt allerdings auch diejenigen, die auf sehr exzentrischen Bahnen da durchlaufen
04:04und die schon mal häufiger entweder in den Stern fallen oder aus dem System rausfliegen.
04:08Weil eben die Gravitationskräfte, die auf sie wirken, dann also entweder sie nach innen treiben oder sie ganz rausschicken.
04:14Das heißt, es gibt auch jede Menge Rogues, die früher mal zu einer Planetenfamilie gehörten.
04:20Die hatten mal ein Zuhause und heute sind sie ganz alleine und rasen mit ein paar hundert Kilometer pro Sekunde durch das interstellare Medium.
04:29Und so unterscheidet man die übrigens auch. Alleinstehende Rogues sind langsam, herauskatapultierte Rogues sind schnell.
04:36Aber wie beobachtet man so eine Rogue eigentlich?
04:39Bei Planeten, die sich um den Stern herum bewegen, ist es ganz klar.
04:43Der Planet läuft an dem Stern vorbei, die sogenannte Transitmethode, da wird die Helligkeit des Sterns ein bisschen reduziert.
04:48Dann kann man feststellen, wie groß der Planet ist, was für eine Periode er hat.
04:53Aus dem Radialgeschwindigkeitsprofil kann man herausrechnen, welche Masse der Planet hat.
04:58Das kann man bei Planeten, die sich um den Stern herumdrehen, leicht machen. Wie macht man das bei Rogues?
05:02Da muss man daran denken, dass jeder Körper entsprechend seiner Temperatur ja elektromagnetische Strahlung abgibt.
05:08Bei sehr niedriger Temperatur handelt es sich um die Infrarotstrahlung.
05:12Kalte Körper emittieren immer noch Infrarotstrahlung.
05:16Früher hat man die allerersten Rogues, Anfang der Nullerjahre, hat man tatsächlich durch Direct Imaging entdeckt.
05:21Das heißt, man hat die Dinger direkt entdeckt und hat dann im Laufe der Jahre jetzt,
05:26heutzutage haben wir den besseren Infrarot-Teleskopen, kann man sogar sehen, wie sie sich bewegen.
05:31Infrarotstrahlung, dafür haben wir heute ja ein sehr empfindliches Messgerät im All, nämlich das James-Webb-Teleskop.
05:38Das heißt, wir wissen heute, das sind Infrarotstrahler, die sich relativ schnell bewegen.
05:43Und wir können natürlich gucken, zum Beispiel in der Orion-Wolke, da wo sehr viele Sterne entstehen,
05:48wo wir gute tiefe Infrarotaufnahmen haben, finden sich zwischen den Sternen in einer solchen Gaswolke Rogues.
05:54Und was soll ich euch sagen? Es finden sich.
05:57Also die Statistik sagt uns, dass wir zwischen 0,25 und 20 Rogues pro Stern haben.
06:02Also so im Mittel haben wir einige von diesen Alleinplaneten ohne Sterne,
06:06die sich durch das interstellare Medium bewegen pro Stern.
06:10Also können wir sagen, wir haben mindestens so viele Rogues wie Sterne in der Milchstraße,
06:14wahrscheinlich sogar einen Faktor 4 bis 5 mehr.
06:16Und dann gibt es dann noch eine ganz andere Methode, wie man einen ganz alleinigen Körper in der Milchstraße so entdeckt.
06:24Dieses Verfahren verdanken wir, wie so vieles in der Astrophysik, Albert Einstein.
06:31Der hat ja mit seiner Relativitätstheorie die Vorstellung in die Welt gebracht,
06:36dass durch die Anwesenheit von Masse die Geometrie so sehr verändert,
06:41dass dadurch sich auch die Lichtwege nachweislich verändern.
06:44Also so kann es dazu kommen, dass zum Beispiel, dass ein Körper die Lichtstrahlen
06:49eines dahinterliegenden strahlenden Körpers so verbiegt, dass sich eine Linsenwirkung ergibt.
06:54Das heißt, es könnte sein, dass dadurch, dass ein schwerer Körper an einem anderen schweren Körper vorbeifliegt,
06:59die Strahlung des hinteren Körpers praktisch verstärkt wird durch die Anwesenheit eines schweren Körpers.
07:06So wie als wenn da eine Linse wäre, die die Helligkeit verstärkt.
07:11Und das nennt man Gravitationslinsen. Davon gibt es verschiedene Varianten,
07:16aber hier geht es um Mikrolinsen, also Microlensing nennt man das auch.
07:22Das heißt, da fliegt etwas an einem, das müsst ihr euch vorstellen, das ist so ein Stern, der strahlt,
07:27und jetzt fliegt an dem Stern ein anderer schwerer Körper vorbei.
07:32Es kann ein Planet sein, ein Neutronenstern sein, ein schwarzes Loch sein, was auch immer.
07:35Und dadurch, dass der daran vorbeifliegt, sammelt der das Licht dieses Sterns und hebt allmählich das Licht hoch.
07:43Verstärkt es also. Und genau so kann man Rogues entdecken.
07:46Indem ich als nicht-selbststrahlende schwere Körper, die das Licht von Sternen verstärken können.
07:52Also beim Direct Imaging, da schauen wir uns ja einfach große Flächen an und schauen danach,
07:58gibt es irgendwelche Objekte, die sozusagen zwischen den Sternen da sind und sich bewegen.
08:02Bei den Gravitationslinsen sind wir darauf angewiesen, dass praktisch in unserer Sichtlinie
08:07tatsächlich da, wo wir auf den Stern draufgucken, tatsächlich ein Rogue dran vorbeifliegt.
08:12Simulationen zeigen, knapp 20% aller sonnenähnlichen Sterne werfen im Laufe ihres Lebens mindestens einen Planeten raus.
08:18Jetzt könnte man sich natürlich die Frage stellen, ob unsere Sonne auch so einen Rauswurf mal durchgeführt hat.
08:25In den letzten 20, 25 Jahren haben sich ja völlig neue Modelle entwickelt für die Entstehung des Sonnensystems.
08:32Und eins davon, das erfolgreichste, ist das sogenannte Nizza-Modell, benannt nach dem Ort,
08:38an dem sich Forscherinnen und Forscher zusammengetan haben, um mal ein Modell zu entwickeln,
08:43das möglichst viele der Phänomene bei der Entstehung unseres Sonnensystems zusammenführt.
08:48Es ging eigentlich ursprünglich um die Frage, warum ist unser Sonnensystem so besonders
08:53im Vergleich zu allen anderen extrasolaren Planetensystemen, die wir so kennen.
08:57Bei anderen Planetensystemen gibt es ganz große Felsenplaneten, die gibt es bei uns nicht.
09:01Also bei uns ist der größte Felsenplanet die Erde, also den Venus ist fast genauso groß,
09:05aber dann haben wir die beiden kleinen Stoppelhopser, den Mars, der hat nur 10% Erdenmaße,
09:09der Merkur innen drin ist noch kleiner. Warum gibt es bei uns nur so kleine Planeten? Nur so kleine.
09:12Und dann hat man draußen die Riesen, also den Jupiter, Saturn, Uranus heute und den Neptun.
09:18Und der Uranus hat auch noch eine Rotationsachse, die ist um 90, über 90 Grad gekippt.
09:23Da sind ja lauter Sachen passiert, haben sich die Kolleginnen und Kollegen aus der Branche
09:27der Entstehung des Sonnensystems gedacht, das muss man doch mal zusammenbringen.
09:31Und so haben sie angenommen, es gäbe vier Gasriesen und diese vier Gasriesen entstanden
09:36in einer Gas- und Staubscheibe. Und durch die Reibung an dieser Gas- und Staubscheibe
09:39ist zum Beispiel allmählich der Jupiter in Richtung Sonne gewandert.
09:45Ist ja klar, er reibt sich an der Staubscheibe und dann wandert er nach innen.
09:50Und was passiert mit dem ganzen Drehimpuls der Scheibe? Das hätte dann dazu geführt,
09:54dass in Teilen der Saturn ebenfalls nach innen wandert. Neptun und Uranus,
09:58die werden möglicherweise nach außen gewandert. Stellt euch mal so ein Sonnensystem vor.
10:02In der frühen Phase des Sonnensystems wandern die beiden Größten, also 317 Erdmarken, 95 Erdmarken,
10:09die wandern nach innen, bis sie einen Punkt erreichen, wo der Jupiter sich dreimal um die Sonne dreht
10:14und Saturn nur zweimal. Von nun an sind die beiden dynamisch für immer gekoppelt.
10:19Dazwischen gibt es kein Material mehr. Und wenn die da geblieben wären,
10:23dann würde es uns sowieso nicht geben, weil die hätten schon längst alle anderen Kleinteile
10:26rausgerissen, aber so wandern sie wieder nach außen. Sie wandern nach außen,
10:30weil sie durch einen Swing-By von Material allmählich wieder Drehimpuls bekommen.
10:35Sie wandern nach außen. Und wen treffen sie da? Na ja, das sind ja schon zwei.
10:40Also Neptun und Uranus. Ich sage immer Neptun und Uranus. Heute müssen wir noch sagen Uranus und Neptun.
10:45Ja, in dem Nizza-Modell springt der Neptun irgendwann mal über den Uranus drüber.
10:50Warum? Weil er von innen so viel Impuls bekommt, Oszillationsenergie bekommt,
10:55dass er einfach über den Uranus drüber springt. Dadurch ändert sich die Rotationsachse des Uranus.
11:01Großartig. Das Problem hätten wir dann schon mal gelöst. Außerdem haben wir innen auch keine große Masse mehr
11:06für große Felsenplaneten. Das Problem hätten wir auch gelöst. Aber in Wirklichkeit ist es so,
11:11dass sich herausstellt, dieses System ist dermaßen instabil, also mit vier Gasriesen,
11:17also mit den Jupiter, Saturn, Neptun und Uranus, dass praktisch überhaupt keine Planeten im Innern
11:22übrig bleiben würden. Gar keine. Also nur in einem Prozent aller Fälle.
11:27Und dann stellt sich heraus, wenn es aber noch einen fünften gäbe, einen fünften gegeben hätte damals,
11:35der ungefähr halb so schwer war wie der Uranus, dann hätten sich die Planetenbahnen doch tatsächlich so beruhigt,
11:42dass die Wanderungsbewegungen der großen Brocken nicht so dramatisch gewesen wären und die Innenplaneten
11:48würden überleben. Das heißt, unsere eigene Existenz, die Stabilität der Planetenbahnen im Innern des Sonnensystems,
11:58setzt nach diesen Simulationen voraus, dass es früher mal in der Anfangsphase des Sonnensystems
12:05einen fünften großen Planeten gegeben haben muss, der aus dem Sonnensystem rausgeworfen wurde.
12:12Diese ganzen Bewegungen dieser vier anderen haben dazu geführt, dass dieser eine so viel angeschubst worden ist,
12:20dass er aus dem Sonnensystem rausgeflogen ist. Ich weiß, das ist jetzt erkenntnistheoretisch nicht unbedingt
12:25so eine ganz tolle Erklärung, weil wenn man sagt, da war mal was, das ist aber jetzt weg,
12:31das ist nie wirklich so richtig überzeugend. Aber dass sowas passiert sein muss, dafür haben wir zumindest
12:36im Sonnensystem sogar selbst Kronzeugen. Das ist der Asteroidengürtel, also der Gürtel an Trümmerteilen
12:43zwischen Jupiter und Mars. Die Zusammensetzung dieses Asteroidengürtels mit seinen Steinasteroiden
12:51und diesen kohligen Asteroiden lässt sich eigentlich nur erklären, wenn da mal was durchgelaufen ist
12:56an schwerer Masse, was durchgemischt hat. Und wenn man sich dann heute mal die Bahnkurven z.B.
13:00der Planeten in unserem Sonnensystem anschaut, dann sieht man, dass wir heute nur noch die Gewinner übrig haben.
13:08Also Planeten, die auf sehr kreisförmigen Ellipsen, wenn ich das so sagen darf, die Sonne umkreisen.
13:15Also nicht mit irgendwelchen großen Abweichungen von der Kreisbahn, die sind zwar da,
13:19aber sie sind nicht so besonders groß. Das ist ein wahres Zeichen von einer sehr gleichgewichtigen Situation,
13:25dass die großen Körper, die die Sonne umkreisen, fast alle auf sehr, sehr, sehr kreisförmigen Bahnen sind.
13:32Und die sind auch stabil. Trotzdem kann man sich jetzt natürlich Folgendes fragen.
13:37Könnte es nicht sein, dass dadurch, dass eine andere Masse an unserem Sonnensystem vorbeiflöge,
13:44um mal den Konjunktiv zu verwenden, wenn also tatsächlich ein Stern an unserem Sonnensystem vorbeiflöge,
13:49würde der denn die Planeten aus ihren Bahnen reißen, also namentlich die Erde?
13:55Was müsste denn passieren, damit ein Stern bei seinem Vorbeiflug an der Sonne die Erde aus ihrer Bahn zieht?
14:02Die meisten Sterne in unserer unmittelbaren Umgebung, in der Milchstraße, sind eher kleine Sterne.
14:07M-Zwerge zum Beispiel. Und so hat man mal Simulationen gemacht und hat sich das mal angeguckt,
14:11was für eine Kraft würde denn dann tatsächlich auf die Planetenbahnen innen übertragen werden.
14:15Und es stellt sich heraus, dass ein solcher M-Zwerg schon innerhalb der Jupiterbahn vorbeiziehen muss,
14:21um uns aus der Bahn zu werfen. Also das ist schon ziemlich nah und ist offenbar auch noch nie passiert.
14:30Das heißt, wenn wir uns jetzt mal in der Sonnenumgebung so umsehen, da ist ja das Interessante,
14:36das Universum ist ja so leer, dass man die Bahnen der Sterne, die in unserer Umgebung sind,
14:41sowohl nach vorne, also in die Zukunft, als auch zurück in die Vergangenheit, genau berechnen kann.
14:46Das ist ja großartig. Und dann stellt sich heraus, vor 70.000 Jahren ist doch tatsächlich mal
14:51ein Doppelstern-System von einem M-Zwerg und einem Braunzwerg an unserem Sonnensystem vorbeigeflogen.
14:57Jetzt nicht innerhalb der Jupiterbahn, ganz offensichtlich, sonst wird es uns ja nicht geben,
15:01sondern in einem Abstand von 52.000 astronomischen Einheiten.
15:04Ja, eine astronomische Einheit ist der Abstand Erde-Sonne, 150 Millionen Kilometer.
15:08Das summiert sich dann auf ein knappes Lichtjahr.
15:12Das heißt also, vor 70.000 Jahren ist der da draußen vorbeigeflogen.
15:15Für das Innere des Sonnensystems, für die Stabilität der Planetenbahnen im Sonnensystem
15:20hat es keine Auswirkungen gehabt, aber er flog vor 70.000 Jahren durch die Ortsche Drümmerwolke.
15:25Und dann könnte er also einen Kometensturm ausgelöst haben, der erst 2 Millionen Jahre
15:31nach diesem Durchgang ins Innere des Sonnensystems hineinfliegt.
15:34Also es könnte also sein, dass wir demnächst mit dem einen oder anderen Kometen zu tun haben,
15:39der von Scholz' Star ausgelöst worden ist.
15:42Also das Leben auf unserem Planeten wird durch solche kosmischen Vorbeiflüge momentan nicht gefährdet.
15:48Stellt sich natürlich die Frage, ich meine, wenn man so ein einsamer Planet ist,
15:53ganz allein, ohne Stern, einfach nur, könnte denn auf so einem Planeten trotzdem irgendwie Leben entstanden sein?
15:59Also könnte ein Planet von sich aus die Bedingungen erfüllen, die ihn selbst bewohnbar machen?
16:05Also Leben, Leben auf einem Rogue Planet, kann das sein?
16:09Woran denkt man denn bei Leben? Naja, man denkt immer bei Leben doch an etwas,
16:13was durch den Stern die Energie von dem Stern bekommt, um den der Planet herum sich bewegt.
16:18Also so wie bei uns heute. Wenn man heute mal auf der Erde so rumguckt, Leben ohne Sonne,
16:23das kann nicht lange halten. Gut, es kann nicht lange halten, aber es würde eine Weile gehen,
16:27aber dann blieben nur noch die Lebewesen übrig, die nicht vom Sonnenlicht leben.
16:32Das sind also diejenigen, die zum Beispiel am Meeresgrund in der Nähe von hydrothermalen Schloten
16:38sich von den chemischen Energien speisen, die da aus dem Inneren der Erde rauskommen,
16:42weil im Inneren der Erde eben Wärme ist und dabei werden Mineralien und alle möglichen konzentrierten
16:47Verbindungen rausgebracht und aus denen lässt sich offenbar Leben ernähren.
16:52Und sowas könnte es auch auf einem Rogue Planet geben, der also irgendwann mal das Sonnensystem,
16:57aus dem er kommt, verlassen hat oder der vielleicht ganz alleine entstanden ist.
17:01Also wenn der von Anfang an ganz alleine wäre, würde er ja zum Beispiel seine erste Atmosphäre
17:06nicht verlieren und wenn der in seinem Inneren, genau wie unsere Erde, solche tektonischen Vorgänge hat,
17:11wo also die Wärme des Planeten bis an seine Oberfläche durchdringt und er hätte eine dichte Atmosphäre,
17:17die nicht durch einen Sternwind weggeblasen worden ist oder sowas, da könnte die Wärmestrahlung
17:23der Oberfläche von der Atmosphäre gespeichert werden, also das könnte sehr wohl sein.
17:27Abgesehen davon gibt es vielleicht sogar noch die Möglichkeit, dass die Wärme von radioaktiven
17:31Zerfällen ebenfalls in den Planeten gespeichert wird, sodass man insgesamt vielleicht Temperaturen
17:36haben könnte, wo sogar auf der Oberfläche dieses Rogue Planets für eine Weile zumindest
17:40flüssiges Wasser sein könnte. Ja und dann gibt es ja noch die Variante, dass so ein Rogue Planet
17:47vielleicht auch noch Monde hat. Wir wissen ja von den Monden, die den Jupiter umkreisen,
17:52dass die Gezeitenkräfte diese Monde dermaßen durchkneten können, dass man damit eine Energiequelle
17:58hätte, die auf diesem Mond es möglich machen, dass flüssiges Wasser ist und wer weiß, wenn dann
18:03eine innere Wärmequelle noch da ist, zusammen mit flüssigem Wasser, flüssig gehalten durch die
18:07Gezeitenkräfte, dann ist vielleicht auch auf diesem Mond Leben möglich. Man denke bei uns nur
18:12im Sonnensystem an den Jupitermond Europa, von dem man vermutet, dass unter der Eisdecke es sich
18:17tatsächlich ein flüssiger Ozean befindet. Also da gibt es eine ganze Reihe von Spekulationen,
18:22nichtsdestoweniger muss man sagen, also wenn da Leben auf solchen Himmelskörpern sein sollte,
18:27dann eher nur einfaches Leben. Wie auch bei uns auf der Erde ja, für 90% der Erdgeschichte
18:32das Leben immer nur ein Einzeler war. So richtig komplexe Lebewesen, die sind ja erst entstanden,
18:38als die Photosynthese den Sauerstoff auf unserem Planeten so freigesetzt hat, dass ganz besondere
18:44Schutzmechanismen entstanden sind, gegen die UV-Strahlung der Sonne, zum Beispiel die Ozonschicht,
18:49aber überhaupt, dass genügend Sauerstoff in der Atmosphäre war, sodass die Atmung begann und sich
18:53ganz neue Lebensformen bilden konnten. Das wäre natürlich auf so einem Rockplanet gar nicht möglich.
18:57Der würde sich ganz alleine durchs interstellare Medium bewegen, würde immer kälter werden und das
19:03einzige, was nach einer Weile von ihm übrig ist, ist die Infrarotstrahlung, die dann von einem unserer
19:09Teleskope entdeckt wird und wir sehen können, meine Güte, was hätte mit unserem Planeten passieren können.
19:15Glück gehabt. Ein Hammer-Take, weißt du, der beste Take, den ich je gemacht habe, auf einer Rasierklinge
19:22mit einem Medizinball locker aufspringend und dann sagt Louis, du, das haben wir nicht aufgenommen.
19:27Das ist meine Mama.