Israels Angriffe auf das Nachbarland Libanon haben mehr als eine Million Menschen zu Binnenflüchtlingen gemacht. Sie suchen Schutz, wo immer sie können - auch im Nachtclub SKINN. DW-Korrespondent Mohamad Chreyteh aus Beirut.
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NewsTranskript
00:00Das ist eigentlich einer der schicksten Nachtclubs in Beirut.
00:05Ein beliebtes Ziel für Libanesen und Touristen.
00:08Normalerweise beginnen die Abende oben auf der Dachterrasse mit ein, zwei Cocktails, vielleicht auch mehr.
00:15Später zieht man dann nach unten, in Skin, wo die Musik laut ist und die Partys lang.
00:22Ich war selbst schon ein paar Mal dort.
00:25Die Leute haben oft die ganze Nacht durchgetanzt, bis vor ein paar Wochen.
00:33Auf einmal beherbergt der Club ein ganz anderes Publikum.
00:38Wo es einst um Spaß und Ausgelassenheit ging, suchen die Menschen jetzt nur eines, Sicherheit.
00:43Sie sind aus den südlichen Vororten der Hauptstadt und aus dem Süden gekommen, auf der Flucht vor Israels militärischen Angriffen.
00:51An der Bar werden keine Getränke mehr ausgeschenkt.
00:55Theken und Tische wurden zu Betten umfunktioniert.
00:58Auch Hussein Tufaili ist hier untergebracht.
01:01Es ist seine zweite Woche in der Unterkunft.
01:04Er kam mit seiner schwangeren Frau und deren Familie her.
01:07Wir haben unser Zuhause verlassen, das Viertel meiner Kindheit, wo ich mit meinen Freunden gespielt habe.
01:13Ich habe wunderbare Erinnerungen daran.
01:15Wie Sie sehen können, liegt es jetzt in Trümmern.
01:18Leute, die in der Gegend waren, haben mir gesagt, dass mein Haus nicht mehr da ist.
01:23Wir haben vor vier Monaten geheiratet und waren noch nicht einmal richtig in unsere Wohnung eingezogen.
01:28Ich hoffe, dass der Krieg bald zu Ende ist.
01:31Ich möchte, dass mein Sohn in Frieden geboren wird, nicht auf der Straße.
01:34Ich sehe voraus, dass dies ein weiteres Gaza sein wird, aber ich hoffe, dass ich mich irre.
01:41Draußen koordiniert Gayel Irani die Versorgung der rund 400 Geflüchteten im Skin mit Lebensmitteln und Medikamenten.
01:49Die Managerin des Nachtclubs gewöhnt sich gerade an ihre neuen Aufgaben.
01:56Das ist total neu für uns. Wir sind keine NGO, aber wir lernen.
02:00Im Moment versuchen wir alle zu versorgen. Wir versuchen den Kindern ein Sicherheitsgefühl zu geben.
02:06Sie sind ja nicht in ihrer gewohnten Umgebung, haben kein Spielzeug.
02:15Es gibt noch andere Probleme. Eine Ärztin besucht die Notunterkunft.
02:26Ich bin hier, um Menschen zu untersuchen, die Symptome wie Juckreiz haben.
02:31In solchen Unterkünften gibt es sehr viele Infektionskrankheiten, die sich schnell übertragen, wie Kretze.
02:38In dieser Unterkunft habe ich mehrere Fälle gefunden. Wir müssen jetzt die Betroffenen behandeln.
02:52Die Medikamente zur Behandlung von Kretze sind im Libanon sehr begrenzt, erzählt Dr. Hamoud.
02:57Dennoch ist es ihr gelungen, genug Arzneien für die Menschen in dieser Unterkunft zu besorgen.
03:02Für die Binnenvertriebenen, die oft unter prekären Umständen leben müssen, sind Krankheiten nur ein weiteres Problem.
03:09Und es gibt zur Zeit sehr, sehr viele solcher Menschen im Libanon.