• letzten Monat
Wir waren heute zum zweiten mal beim Theaterverein "Lessingtheater-Wien" zu Gast, um ihre neue Produktion "Der Reigen - nach Arthur Schnitzler" kennenzulernen, welche am 17. Oktober. 2024 Premiere feiert.
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Transkript
00:00Ich danke Ihnen.
00:02Alfred, Alfred.
00:04Kommen Sie, Frau. Kommen Sie.
00:06Warte, gib mir noch einen Augenblick.
00:12Wie bin ich denn hier gelandet?
00:14Ja, bei mir.
00:16Das ist haus.
00:18Es ist erschrecklich, Alfred.
00:20Äh, wieso?
00:22Es ist ein sehr vornehmes Haus, also...
00:24Ich bin vorher zwei Typen auf der Stiege begegnet.
00:26Sie haben mir gesagt,
00:28ich muss wieder gehen.
00:30Du hast versprochen, brav zu bleiben.
00:32Ja.
00:34Und...
00:36Und es stinkt hier außerdem in diesem Zimmer.
00:38Also, die haben ja auch noch ihren Mantel an.
00:40Ja gut, dann lege ihn halt zu meinem Hut.
00:44So, Schnitzler, Schnitzler hat einige,
00:46ja, sagen wir mal, sehr bekannte Sachen gebracht
00:48für die Zeit damals.
00:50Kann man aber fast eins zu eins umlegen, oder?
00:52Äh, ja.
00:54Also, ich kann Ihnen sagen,
00:56er ist aktuell,
00:58er ist ungeheuer aktuell.
01:00Das Stück ist jetzt über hundert Jahre alt,
01:02war um 1900
01:04verboten,
01:06war bei seiner
01:08Uraufführung ein Skandal
01:10und jetzt ist es eines der meistgespieltesten
01:12Stücke.
01:14Warum?
01:16Weil die Konstellation der Liebespaare
01:18so aktuell ist.
01:20Männer
01:22benutzen Frauen,
01:24Frauen verführen Männer. Das ist ein Thema, das bleibt.
01:29Da trifft Regen voll zu.
01:31Natürlich, weil die Figur, die beginnt, die Dirna, endet am Ende mit dem letzten Bild, das Stück.
01:40Naja, noch gestern.
01:42Vorgestern haben Sie mir versprochen, dass...
01:45Ja, ich wollte das nicht. Du hast mich so gequält.
01:49Weißt du, dass ich dir gestern einen langen Brief geschrieben habe?
01:54Ich habe keinen bekommen.
01:56Ja, ich habe ihn auch zerrissen. Ich hätte besser diesen Brief schicken sollen.
02:00Es ist für mich so spannend, weil Schnitzler und Freud waren Studienkollegen.
02:08Und Schnitzler hat als Literat die Seele erforscht, was Freud mit der Analyse machte.
02:15Sie kannten einander, verstanden einander.
02:18Und Freud hat Schnitzler als seinen Doppelgänger bezeichnet.
02:22Und das Spannende ist, dass er wirklich ganz genau hinschaut, was mit diesen Figuren passiert.
02:27Warum die jetzt sich in diese Situation begeben.
02:30Warum die junge Frau fremd geht.
02:34Warum das süße Mädel mit irgendeinem wildfremden Mann in Ziparé geht.
02:39Warum der Graf sturzbetrunken bei der Dirne landet.
02:45Und diese Abgründe, die sich da öffnen, wo sie nicht wissen, warum sie es tun, aber sie tun es.
02:52Das ist unheimlich spannend. Und das ist sehr aktuell.
02:55Absolut.
03:10Und was wirst du ihm heute sagen?
03:13Gott, frag mich nicht. Frag mich nicht, bitte. Es ist zu schrecklich.
03:22Wenn mich irgendjemand noch auf den Stiegeweg lehnt, trifft mich der Schlag.
03:28Die Umsetzung hier auf dieser Bühne ist minimalistisch und ich glaube, das tut dem Ganzen keinen Abbruch.
03:36Minimalistisch. Ich mag diese pure Variante.
03:40Weil es kommt auf die Schauspieler an. Natürlich haben wir Licht, wir haben auch eine Projektion.
03:45Aber über das, was die Schauspieler auf der Bühne machen, ihre Präsenz, ihre Sprache.
03:53Und vor allen Dingen das, was zufällig passiert und aus dem man dann eine Szene entwickelt.
03:57Das ist das Interessante. Das ist spannend.
04:00Und in diesem kleinen Raum, da sitzt man sehr nah an der Bühne.
04:04Das ist ein Kammerstück.
04:07Und dadurch wird es sehr spannend, weil man ganz nah dran ist.
04:12Ich habe mich an meinem Schreibtisch plötzlich so einsam gefühlt.
04:15Ich hatte Sehnsucht nach dir.
04:17Wirklich?
04:25Ich bitte dich, lies heute nicht mehr.
04:27Was hast du denn?
04:29Nichts. Du wirst dir doch nur die Augen verderben.
04:33Verliebte, nehm ich.
04:35Aber das weißt du doch.
04:37Man könnte es manchmal glatt vergessen.
04:40Wann werden wir das Stück sehen oder wann können die Zuschauer das Stück sehen?
04:45Wir werden die Premiere am 17. haben.
04:47Wir spielen 17., 18. und 19.
04:50Also Donnerstag, Freitag, Samstag.
04:53Und Donnerstag, Freitag, der drauf folgende Woche.
04:56Das ist, glaube ich, der 22. und der 23., wenn ich das hier richtig im Kopf habe.
05:00Auch hier im Haus?
05:01Alles hier im Haus.
05:02Also das ist unser Probenraum, unsere Spielstätte.
05:05Und wir haben jetzt, Dank von ehemaligen Eltern, Dank von Andreas Helm, von der BIG,
05:15haben wir jetzt diesen Proberaum und diesen Aufführungsraum und können dadurch arbeiten.
05:21Wenn wir diesen Raum nicht hätten, wäre das alles nicht möglich.
05:23Und also bei der Gelegenheit den ganz herzlichen Dank an die Ermöglicher.
05:28Ein Rausch.
05:29Es ist nicht mal ein Rausch.
05:31Es ist kein Rausch.
05:36Also, du hast einmal mitgemacht, nicht wahr?
05:41Ja, einmal.
05:43Es ist meine traurigste Erinnerung.
05:46Sag, erzähl es.
05:48Ist es lang her?
05:49War es lang, bevor du mich kennengelernt hast?
05:51Was fällt dir ein?
05:52Kenn ich sie?
05:53Ich frag mich, frag mich.
05:54Karl, bitte, erzähl es mir doch.
05:55Sie ist tot.
05:57Taten bekommt man wo?
05:58Das ist über Ö-Ticket und da sind wir annonciert mit Reigen, Lessing-Theater, Bindestrich, Wien.
06:04Das findet man ohne Probleme.
06:06Wunderbar.
06:08Das muss man sich einfach anschauen.
06:10Es war wirklich fantastisch.
06:11Man hat es jetzt schon hineingekippt, auch wenn es jetzt noch die Probe war.
06:14Aber es war fantastisch und die Schauspieler sind ausgezeichnet.
06:18Ja, wir arbeiten daran fast zwei Jahre.
06:21Jetzt ist eine Schauspielerin aus nicht vorhersehbaren Gründen ausgestiegen
06:26und die Steffi muss sie ersetzen.
06:28Aber wir arbeiten sehr intensiv daran, weil es ein schwieriges Stück ist.
06:31Also da muss man Schauspieler schon wirklich was können.
06:35Wir haben sehr intensiv gearbeitet und jetzt tun wir die Ergebnisse dieser Arbeit präsentieren.
06:42Wunderbar, liebe Zuschauer, unbedingt hier ins Lessing-Theater zu kommen,
06:46sich Karten zu besorgen und das anzuschauen.
06:49Es zahlt sich auf jeden Fall aus.
06:50Es ist ein tolles Stück.
06:51Lessing-Theater, Rennweg 89 A.
06:55A, nicht vergessen.
06:57Danke.
06:58Ganz wichtig, 89 A.
07:00Wunderbar, ich sage danke.
07:13Weißt du, woran ich heute denken muss?
07:17Woran denn, mein Schatz?
07:20An Venedig.
07:21So, jetzt habe ich das ganze Ensemble hier sitzen.
07:24Ein tolles Stück, was wir jetzt schon mitbekommen haben.
07:27Fantastisch.
07:28Jetzt fange ich nicht nach der Dings an, sondern gleich da einmal.
07:31Was für eine Rolle ist das?
07:34Ja, also jetzt gerade habe ich die Dirne an.
07:36Die kommt in der ersten oder in der letzten Szene vor.
07:39Ich spiele aber noch eine zweite Person, die in einem anderen Kostüm erscheint.
07:42Das ist das süße Mädel.
07:44Wie sagt man, von einem Extrem ins andere, oder?
07:47Ja, hat sich so ergeben.
07:49Wunderbar.
07:50Was denn?
07:52Ein Bussi möchte ich haben.
08:06Sissi, pardon.
08:08Du bist ein Kämpfer.
08:10Du bist ein Kämpfer.
08:12Pardon.
08:13Du bist ein Käckermensch.
08:15Jetzt fällt dir das ein?
08:17Nein, das ist mir eh schon früher eingefallen.
08:20Schon auf der Gasse.
08:22Der junge Junge ist ja, wie man auf Englisch so ein bisschen sagt, der Dandy-Typ.
08:26Das war so die Regieanweisung von meinem lieben Regisseur.
08:32Das Sakko muss zur Schuhfarbe passen, wenn man außer Haus geht.
08:37Und sportlich auch.
08:40Aber doch ein bisschen, um die Schüchternheit zu überspielen.
08:47Aber trotzdem interessiert eine Bindung einzugehen.
08:51Aber unsicher, wie man da so ansetzen soll.
08:56Jetzt kommen wir zur Partnerin.
09:02Jetzt muss ich aber wirklich fort.
09:05Das war eigentlich eine Frau, die fremd geht.
09:13Exakt.
09:16Eine Frau, die nicht glücklich ist in ihrer Ehe.
09:18Die sich nicht gesehen fühlt und sich deshalb ihr Glück woanders sucht.
09:24Ist das ein bisschen am Anfang gespielt, das Zögerliche?
09:29Inwiefern? Es ist ja alles gespielt.
09:32Kann man das von heute auf morgen, also von gestern auf heute projizieren?
09:36Ist das heute auch so?
09:39Ich würde sagen, Thema Fremdgehen ist damals wie heute ein Thema.
09:44Und ob man glücklich ist, mit einem Partner die ganze Zeit zusammen zu bleiben.
09:49Oder was einen vielleicht doch glücklicher macht.
09:52Ich glaube, das sind Themen, die immer aktuell sind.
09:56Damals war es halt ein bisschen schlimmer, glaube ich.
09:58Damals war es einfach noch schwieriger, sich zu trennen.
10:01Also diese Figur, vielleicht hätte sie sich getrennt, wenn sie eine moderne Figur wäre.
10:07Vielleicht auch nicht, weil sie ja auch Kinder hat, recht junge, mit dem Mann.
10:12Also insofern eine sehr moderne Sache.
10:15Ferne Gärten.
10:21Sie fallen mit verneinender Gebärde.
10:24Ja, jetzt gehen wir zum Gehörenden.
10:28Ja, die Rolle des Ehemanns, der nicht ganz glücklich in seiner Ehe ist.
10:33Oder er ist vielleicht glücklich, aber die Frau nicht, oder?
10:35Nein, in gewisser Weise sind sie eigentlich beide nicht glücklich.
10:39Und beiden fehlt irgendetwas, was sie sich versuchen woanders zu holen.
10:43Und beide können es nicht wirklich artikulieren.
10:47Es herrscht ein Verdacht.
10:49Aber der Verdacht wird ausgesprochen, aber dann gleich wieder relativiert.
10:55Also es ist etwas ganz Spannendes.
10:58Eigentlich bezichtigen beide einander das Fremdgehen.
11:03Und dann aber eigentlich, na na, du machst das ja eh nicht.
11:08Und ich auch nicht.
11:10Aber eigentlich machen es beide.
11:12Die Ehe ist halt eine stabile Sache.
11:15Die Ehe ist halt eine stabile Sache, auf die man sich verlassen kann.
11:21Und das ist halt auch so der Anker für den Ehemann.
11:25Und warum es auch für ihn sehr schwer ist, da jetzt irgendwas in Richtung Auflösung zu betreiben.
11:31Interessant, dass keiner auf die Idee gekommen ist, dass da irgendwas läuft.
11:35Ja, vielleicht gab es die Idee, aber es wird ja nicht ausgesprochen.
11:43Gut.
11:45Ja.
12:02Das liegt aber.
12:06Machen kannst du es hell genug, oder?
12:09Ja.
12:11Jetzt gehen wir dann weiter.
12:14Ja, da haben wir da mal.
12:17Das war jetzt ja da ziemlich ein flottes Pärchen.
12:21Wem stehst du da?
12:23Ich spiele die Schauspielerin.
12:25Einfache Rolle, ne?
12:27Das Spielen des Spielens.
12:30Genau, ich habe zwei Rollen.
12:32Eine Szene ist mit dem Dichter.
12:34Das war die Szene mit dem Dichter.
12:36Wo wir gerade aufs Landhaus fahren, wo ich davor mit meinem ehemaligen Geliebten war.
12:40Und da erst dann später draufkomme.
12:42Und wir haben beide Affären und es geht so ein bisschen darum,
12:44aber eigentlich sind wir Kollegen.
12:46Und das ist ein Stück, wo wir gemeinsam spielen.
12:49Und die zweite Szene ist mit dem Grafen.
12:52Naja, da geht es ganz schön rum im Regen.
12:55Der Dichter.
12:57Warst du schon mal hier?
12:59Hm, ob ich hier schon mal war?
13:02Ich habe hier sogar jahrelang gelebt.
13:07Mit wem?
13:10Mit Fritz natürlich.
13:12Der hat aber nur ein Verhältnis, oder?
13:15Der Dichter hat ein Bedürfnis.
13:20Und das ist irgendwie Anerkennung und geliebt zu werden.
13:24Gleichzeitig denkt er, er ist ein irrsinnig cooler Typ.
13:30Und bleibt aber alleine.
13:34Tragische Figur.
13:36Absolut.
13:38Naja, das ist Ansichtssache vielleicht.
13:40Jetzt kommen wir dann nach vorne.
13:44Ich habe dich jetzt leider nur hinter dem Pult erlebt.
13:47Was ist deine Rolle?
13:49Ich spiele den Grafen und ich mache die Projektionen.
13:54Ja, das haben wir mitbekommen.
13:56Deswegen durfte ich nicht auf die Bühne.
13:59Als Graf bin ich mit der Schauspielerin in einer Szene.
14:03Aber so wie jede Figur hat jede Figur zwei Szenen,
14:06die so ein bisschen Facetten darstellen können.
14:09Weil mit der Schauspielerin bin ich quasi auf einer Ebene.
14:12Schon irgendwo Fan und der Graf ist generell eher scheu.
14:15Aber auf gleichem Stand quasi.
14:19Und in der nächsten Szene bin ich wieder bei der Dirne,
14:22wo ich sehr schockiert aufwache und merke,
14:25ich bin bei der Dirne.
14:27Schock.
14:29Schock, was ist passiert?
14:32Er hat es ganz schön bunt getrieben.
14:34Oder die Geschichten von ihm sind recht bunt, vom Schnitzler.
14:37Was ist deine Rolle?
14:39Ich spiele den Soldaten.
14:41Und das ist ein ziemlicher Ungustl,
14:45also eigentlich ein verlorener Typ,
14:47der versucht, eine Lücke in seinem Leben zu füllen
14:52und dadurch eigentlich die Menschen um sich herum ausnutzt.
14:56Jetzt gehen wir da mal kurz noch einmal darüber.
14:59Das heißt, du hast aber auch den Ehemann beglückt.
15:02Ja, genau. Als süßes Mädchen.
15:05Was machst du dann als Dirne?
15:07Ich beglücke sowohl den Soldaten als auch den Grafen.
15:10Ich beglücke eigentlich nur in der einen oder anderen Art
15:13und die Bezahlung ist halt eine andere.
15:15Ein beglücklicher Mensch.
15:17Jetzt haben wir das Orchester.
15:20Ist das so zu sagen?
15:30Die Musik dazu, wie wird die ausgesucht?
15:34Also, das sind alles eigene Kompositionen.
15:37Ich habe mich schon inspirieren lassen.
15:39Ein großer Teil war von Satie.
15:42Das ist ein französischer Komponist,
15:45dessen Melodien ich oft abgewandelt habe.
15:48Dieses Stück ist ganz spannend zu vertonen.
15:51Es geht um die Geschichte von Satie.
15:54Es sind einzelne Szenen.
15:57Du lernst die Figuren nur etwas kennen.
16:00Dadurch fällt es mir persönlich eher schwer,
16:03eine komplette Geschichte zu vertonen,
16:06weil es diese durchgehende Handlung nicht gibt.
16:09Das war eine ganz interessante Aufgabe.
16:12Ich glaube, ich habe es jetzt langsam relativ gut hingekriegt.
16:15Dankeschön.
16:18Du hast ja auch schon mal ein Stück gespielt.
16:21Mir macht es Spaß, mit dem Ensemble zu arbeiten.
16:24Ich kann sagen, das war das bisschen,
16:27was wir bis jetzt gesehen haben.
16:30Das war fantastisch.
16:33Sowohl von der Technik her,
16:36auch wenn jetzt noch das eine oder andere ausgeht.
16:39Die Proben sind dazu da.
16:42Das war wirklich spitze, was wir bis jetzt mitgekriegt haben.
16:45Deine zweite Rolle wäre sicherlich etwas zum Drauflegen.
16:49Die zweite Rolle spiele ich noch nicht so lange.
16:52Die jetzt eigentlich schon länger.
16:55Ich versuche, zwei unterschiedliche Rollen zu spielen.
16:58Das Kostüm unterstützt mich natürlich dabei.
17:01Das verstehe ich vollkommen.
17:04Wunderbare Sache.
17:07Man muss es einfach anschauen.
17:18Das ist die zweite Rolle.
17:48Copyright WDR 2021

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