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00:00 Vor kurzem habe ich ein recht virales Video gesehen, das behauptet, dass Farmer ihre Waffen
00:04 verkaufen, um sich Esel zu kaufen.
00:06 Esel, die Farmen beschützen.
00:08 Das klingt erstmal ziemlich weit hergeholt.
00:10 Aber im Video kann man sehen, wie Hausesel tatsächlich recht starke Raubtiere besiegen.
00:15 Darunter auch Hyänen.
00:17 Ohne jetzt das Thema zu recherchieren, hätte ich nicht gedacht, dass Esel es mit Hyänen
00:21 aufnehmen können.
00:22 Also wenn man mich spontan gefragt hätte, wer würde gewinnen, Esel gegen Hyäne, hätte
00:26 ich auf die Hyäne getippt.
00:27 Aber wie man sieht, sind Esel wohl doch deutlich stärker, als man gemeinhin annimmt.
00:31 Sie können nämlich nicht nur stark treten, was ja jeder weiß, sondern auch ziemlich
00:36 fest zupacken.
00:37 Und es gibt eine ganze Menge Videoaufzeichnungen, wie sie alle möglichen Tiere besiegen.
00:42 Esel gegen Kojote, überhaupt kein Problem.
00:45 Esel gegen Hund endet mit einem Tritt ins Gesicht.
00:48 Esel gegen Dromeda ist knapper als man denkt.
00:50 Bis das Dromeda dann wirklich keine Lust mehr hat und ernst macht.
00:54 Aber es gibt noch mehr.
00:55 Esel gegen Wüstenfuchs zum Beispiel.
00:57 Und sogar Esel gegen Alligator?
01:00 Diese Tiere scheinen irgendwie ein ganz schönes Aggressionsproblem zu haben, aber auf jeden
01:04 Fall sieht man in diesen Videos, wie mutig und wehrhaft Esel wirklich sind.
01:08 Aber gibt es denn einen Trend, dass Farmer ihre Waffen verkaufen, um sich davon dann
01:12 Esel zu kaufen?
01:13 Naja, nicht so wirklich, zumindest nicht jetzt.
01:16 Herdenschutzesel haben in den letzten Jahren zwar schon etwas mehr an Bekanntheit erlangt,
01:20 man verwendet sie aber in einigen Ländern wie Namibia bereits seit vielen Jahrzehnten.
01:25 Und in den USA war der sogenannte Donkey-Boom bereits in den 80ern, als ein Farmer mit Schutzeseln
01:31 Erfolg hatte und alle anderen sich ebenfalls ein paar der Sturköpfe anschaffen wollten,
01:35 wodurch der Eselpreis durch die Decke schoss.
01:37 Ein einziger junger Esel kostete damals dann 250 Dollar, was heute inflationsbereinigt
01:43 etwa einem Preis von 614 Dollar entspricht.
01:46 Klingt gar nicht mal so teuer ehrlich gesagt, denn ein einziger Esel ist bereits in der
01:50 Lage eine Herde von 300 Tieren zu beschützen.
01:53 Der Verlust von Herdentieren an Wölfe, verwilderte Hunde und andere Raubtiere wiegt da schon
01:58 deutlich schwerer.
01:59 Klingt also als wären Esel die perfekte Investition für Farmer und würden bald Hütehunde ablösen,
02:05 zumal sie noch einige weitere Vorteile haben, wie zum Beispiel einfacheres Training.
02:11 Statt einer längeren Schulung wie bei Hunden muss man Esel eigentlich nur an eine Herde
02:15 gewöhnen, am besten von klein auf, damit die Esel eine Schafsherde auch akzeptieren.
02:20 Außerdem eignen sich nur Weibchen und kastrierte Männchen für die Aufgabe, da männliche
02:25 Esel ansonsten manchmal zu aggressiv für die eigene Herde sein können.
02:29 Gehen sie zu grob mit den Ziegen oder Schafen um, können sie diese sogar töten.
02:34 Dann braucht man sich zwar um Wölfe keine Sorgen mehr zu machen, hat aber ein Esel-Problem.
02:39 Hat man die Esel aber ein paar Wochen gut an die Herde gewöhnt, sollten sie diese auch
02:43 beschützen.
02:44 Oder zumindest ihr eigenes Territorium, in dem sich die Herde aufhält.
02:48 Ein weiterer Vorteil ist die lange Lebensspanne von Eseln.
02:51 40 Jahre sind für ein Hausesel nicht ungewöhnlich, was mit dem günstigeren Anschaffungspreis,
02:57 aufgrund des geringeren Trainingsaufwands, gleich ein doppelter Preisvorteil ist.
03:01 Außerdem sind Esel extrem intelligent und erfordern relativ wenig Pflege und suchen
03:06 sich auch noch ihr Essen selbst.
03:08 Sie helfen sogar bei der Weidepflege, indem sie altes Gras und Büsche fressen.
03:13 Klingt fast so, als wären Esel die perfekten Schutztiere, aber es gibt natürlich auch
03:17 ein paar Nachteile.
03:18 So schützen Herdenesel aufgrund ihrer Abneigung gegen hundeartige Tiere lediglich gegen Wölfe,
03:24 Hunde, Kojoten, Luchse oder Füchse, während sie Schaden, der durch Raubvögel oder kleinere
03:29 Tiere entsteht, nicht verhindern.
03:31 Trotz ihrer überraschenden Stärke sind Esel größeren Raubtieren wie Berglöwen, Bären
03:36 oder einem ganzen Rudelwölfe immer noch unterlegen und können selbst gerissen werden.
03:41 Da Esel hauptsächlich präventiv Herden verteidigen, verlagern sie das Raubtierproblem auch nur
03:46 auf andere Farmen.
03:47 Esel sind also keine Wunderwaffe, aber sie können vor allem kleineren Farmen helfen,
03:52 denen weniger Geld zur Verfügung steht und die sich nicht immer selbst um die Herde kümmern
03:56 können.
03:57 Oder sie können zusätzlich zu anderen Schutzmaßnahmen eingesetzt werden.
04:00 Aber wie kann es überhaupt sein, dass ein einziger Esel Raubtiere abschrecken und sogar
04:05 einige im Kampf besiegen kann?
04:08 Wieso fürchten sich Wölfe und Hyänen vor diesen nicht gerade furchterregend anmutenden
04:13 Kreaturen?
04:14 Zuallererst wäre da schon mal die Größe dieser Tiere, denn ausgewachsene Esel wiegen
04:18 in der Regel zwischen 150 und 300 Kilogramm, in Ausnahmefällen sogar noch mehr.
04:23 Das ist ein Vielfaches der Raubtiere, die sie abschrecken sollen.
04:27 Wölfe und Hyänen wiegen nur 40 bis 50 Kilogramm und Kojoten und Luchse meist sogar nur 10
04:32 bis 20.
04:33 Wichtig ist aber auch das Selbstbewusstsein und die territoriale Art der Esel, denn Pferde,
04:38 die doppelt oder sogar dreifach so viel wiegen, würden bei Gefahr davonlaufen.
04:42 Ein Esel hält dagegen die Stellung und kämpft lieber, als sein Territorium zu verlassen.
04:47 Bei Kämpfen haben Esel hauptsächlich drei Attacken.
04:50 Die bekannteste ist der Tritt mit den Hinterbeinen.
04:53 Dabei können sie sogar mit beiden Beinen gleichzeitig treten.
04:56 Ein Esel kickt wahrscheinlich ähnlich schnell zu wie ein Pferd und die erreichen bei Treten
05:00 bis zu 55 Meilen pro Stunde.
05:03 Das sind fast 90 km/h.
05:04 Selbst wenn ein Esel langsamere Kicks hat, wäre er wahrscheinlich immer noch schneller
05:08 als der Schlag eines Profiboxers.
05:11 Hierbei liegt der Weltrekord bei 72,4 km/h.
05:14 Zudem ist der Huf eines Esels härter als die Faust eines Menschen und auch härter
05:19 als der Huf eines Pferdes, damit aufgrund der schwierigeren Bedingungen der Berglandschaften,
05:24 in denen Esel ursprünglich lebten, ihnen nicht die Hufe kaputt gehen konnten.
05:28 Ein einziger Tritt kann verheerende Auswirkungen haben.
05:32 Wie extrem sowas sein kann, sieht man in einem Video, in dem ein Hengst aufgrund eines menschlichen
05:37 Fehlers von einer Stute gekickt wird.
05:39 Sie trifft genau seinen Kopf und der wunderschöne Hengst fällt tragischerweise sofort tot um.
05:44 Esel haben aufgrund des geringeren Gewichts zwar nicht die gleiche Power, aber um kleinere
05:48 Tiere wie Wölfe oder Koyoten zu erledigen, ist sie mehr als ausreichend.
05:52 Die zweite Attacke ist der Biss des Esels.
05:55 Obwohl man es vielleicht nicht erwarten würde, haben diese Tiere eine ziemlich starke Beißkraft.
06:00 Allerdings bereue ich, dass ich weiter nach genauen Werten in dem Bereich suchen wollte,
06:05 weil in einem Artikel auf ScienceDirect.com zum Thema Eselbisse ein paar erschreckend
06:09 grafische Bilder dabei waren von armen Menschen, denen von Eseln die gesamte Kopfhaut abgerissen
06:14 wurde.
06:15 Wirklich schrecklich.
06:16 Also ihr könnt mir ruhig glauben, dass man den Biss eines Esels nicht auf die leichte
06:19 Schulter nehmen darf.
06:21 Kombiniert wird eine Beißattacke auch oft mit dem dritten Angriff, Schlägen mit den
06:25 Vorderbeinen.
06:26 Dabei verlagert der Esel sein Gewicht auf die hinteren Beine, während er sein Opfer
06:30 festhält und wirft sich dann mit seinem vollen Gewicht gegen das Ziel.
06:33 Das kann man ganz gut im Kampf gegen die Hyäne hier sehen.
06:36 Dieser Esel hat die ganze Zeit über nicht von seinem Biss abgelassen und zeigt wirklich
06:40 keinerlei Angst, obwohl der Größenunterschied bei diesen beiden Tieren gar nicht mal so
06:44 groß ist.
06:45 Als ob die kämpferischen Fähigkeiten nicht schon mächtig genug wären, sind Esel auch
06:50 noch mit hervorragenden Sinnesorganen ausgestattet.
06:52 Ihre riesigen Ohren sind in der Lage, in Wüstengegenden unter guten Bedingungen die Schreie anderer
06:58 Esel auf eine Entfernung von 96 Kilometern wahrzunehmen.
07:02 Sie können ihre Ohren auch bewegen für eine bessere Ortung der Geräuschquelle.
07:06 Der Geruchssinn ist auch sehr stark ausgeprägt, weil er eine wichtige Rolle im Sozialleben
07:10 der Esel spielt.
07:11 Sie können Farben sehen und selbst beim Grasen sind sie in der Lage, aufgrund einer guten
07:16 periferen Wahrnehmung potenzielle Gefahren zu erkennen.
07:19 Zusammen mit ihrer angeborenen Abneigung gegen alle hundeartigen Tiere macht sie das zu guten
07:24 Herdenschutztieren.
07:25 Und zum Schrecken für Wölfe, Koyoten und ähnliche Tiere wie Hyänen, die noch nicht
07:30 einmal mit Hunden verwandt sind, aber einfach zu ähnlich aussehen.
07:34 Allerdings muss man aufgrund dieser Abneigung Herdenschutzhunde und Herdenschutzesel getrennt
07:38 voneinander halten, denn ein Kick des Esels kann sehr schnell tödlich enden.
07:42 Übrigens sind Esel nicht die einzigen etwas ungewöhnlichen Herdenschutztiere.
07:47 Lamas und Alpakas werden ebenfalls zu diesem Zweck eingesetzt, denn sie haben viele ähnliche
07:52 Eigenschaften wie die Esel und eigentlich genau die gleichen Vorteile gegenüber anderen
07:56 Schutzmaßnahmen wie Hütehunden, wie zum Beispiel günstige Kosten und keine lange
08:00 Ausbildung.
08:01 Auf jeden Fall ziemlich interessant.
08:03 Und wer weiß, vielleicht erweist sich in Zukunft ja noch irgendein ganz anderes Tier
08:06 als nützlich, um Herden zu schützen.
08:08 In manchen Teilen der Welt verwendet man zum Beispiel sogar Straußenvögel dafür und
08:12 auch das scheint tatsächlich zu funktionieren.
08:15 Äußerst faszinierend.
08:16 Ich hoffe ihr habt mal wieder was gelernt.
08:18 Bis zum nächsten Mal, macht's gut, ciao!
08:20 [Musik]

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