Seit fast zehn Jahren versucht der peruanische Bauer Saúl Luciano Lliuya, den deutschen Energiekonzern RWE für die Folgen des Klimawandels verantwortlich zu machen. In seiner Heimat droht ein See über die Ufer zu treten, weil Gletscher viel schneller abschmelzen als früher. Nun beschäftigt sich das Oberlandesgericht Hamm mit der Klage.
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NewsTranskript
00:00Im malerischen Pakakocha-See in den peruanischen Anden sammelt sich Schmelzwasser der umliegenden
00:07Gletscher. Für den peruanischen Bauer Saul Luciano Lluya stellt der See dagegen eine Gefahr dar. Er
00:14befürchtet, dass die immer schneller schmelzenden Gletscher den See über die Ufer treten lassen
00:18könnten. Seine Felder und mehrere Siedlungen im Tal könnten dann überschwemmt werden.
00:24Vor fast zehn Jahren hat er deshalb eine weltweit beachtete Klage gegen den deutschen
00:30Energiekonzern RWE eingereicht. Er wirft dem Unternehmen vor, den Klimawandel mit
00:36verursacht zu haben. RWE müsse sich deshalb auch an den Folgekosten beteiligen, fordert er. Nun
00:42beginnt vor dem Oberlandesgericht Hamm die mündliche Verhandlung.
00:46Ich will, dass das Unternehmen Verantwortung übernimmt. Es muss die Kosten tragen,
00:54zum Beispiel für den Bau eines Deichs. Das würde das Risiko einer Überschwemmung reduzieren.
00:58Der Bauer argumentiert, RWE sei für 0,47 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen
01:10verantwortlich. Deshalb solle der Konzern unter anderem dreieinhalb Millionen Euro
01:15für die künstliche Absenkung des Sees bezahlen. Seit 2015 beschäftigt die Klagegerichte in
01:21Deutschland. 2022 reiste eine neunköpfige Delegation nach Peru, um sich ein Bild von
01:27der Lage zu machen. Bei der am Montag beginnenden Verhandlung will Yuya vor Ort sein.
01:32Ich habe da gemischte Gefühle. Ich bin zuversichtlich und hoffe,
01:41dass alles gut ausgehen wird. Andererseits habe ich etwas Angst,
01:45weil ich so weit weg bin von meiner Familie. Das kommt alles zusammen.
01:48In Hamm soll es zunächst darum gehen, ob tatsächlich ein hinreichendes Flutrisiko
02:02für das Haus des Bauern besteht. Erst in einem zweiten Schritt könnte es dann um die Frage gehen,
02:07ob RWE tatsächlich dafür verantwortlich gemacht werden kann.