• vor 2 Wochen
In einem neuen Video spricht Marco Risch von Nerdkultur über den kleinen Horrorfilm The Substance.
Transkript
00:00Hollywood. Im Land der Schönen und Reichen wurde von der Oscar Academy in deren gesamten
00:14Geschichte bisher nur sechs Horrorfilme für den besten Film nominiert. Der Exorzist,
00:19Der weiße Hai, Black Swan, Get Out, The Sixth Sense und Das Schweigen der Lämmer. Und
00:25jetzt gesetzt sich ein siebter dazu. Der erste seit sieben Jahren. The Substance mit
00:30insgesamt fünf Nominierungen für den Goldjungen. Das sind so viele wie für Dune Part 2. Und
00:35das obwohl Margaret Crawley sogar sträflich übergangen wurde. Für die beste Nebendarstellerin
00:40unter anderem wegen Wicked. Ausgerechnet Wicked, denn was auch immer Ariana Grande da veranstaltet,
00:46The Substance parodiert genau das. Immerhin ist Demi Moore die größte Favoritin für den
01:01Oscar als beste Hauptdarstellerin. Das hat natürlich auch mit ihrer Lebensleistung zu
01:05tun. Awards lieben nun mal ihre späten Helden. Doch gefüttert wird sie vom wendungsreichen
01:12Drehbuch der französischen Regisseurin Coralie Fargeat, die mit diesem Ende hier ein ganzes
01:17Hollywood-Studio verschreckte. Doch dazu später mehr und natürlich ohne Spoiler,
01:22um nicht den größten Kinosaalaufschrei seit Once Upon a Time in Hollywood vorwegzunehmen.
01:27Denn bei mir im Kino wurde bei beiden Filmen gelacht, gejohlt und geklatscht.
01:43Ironischerweise beide Filme auch mit Margaret Crawley. Sie wählt ihre Rollen eben sehr
01:53geschickt aus. Dass sich hinter diesem Indie-Film überhaupt der blanke Körperhorror verbirgt,
02:09lässt die kryptische Werbekampagne nur erahnen. Ein moderner, kleiner Kultfilm,
02:14der sich von Auszeichnung zu Auszeichnung hangelte und dem damit genau das gelingt,
02:19was so vielen Horrorfilmen verwehrt bleibt. Von Hollywood geliebt zu werden und ausgerechnet
02:24von jenen Stars und Sternchen, um die es hier doch eigentlich geht. Wie ein Wolf im Schafspelz
02:35verkleidet sich für diesen Applaus der Body-Horror als Workplace-Drama,
02:39der psychologische Horror als Thriller. Wir vergessen das nur zu gerne und The Substance
02:44erinnert uns daran. Denn der größte Trick des Horrorfilms ist es, die Academy glauben zu lassen,
02:59dass er keiner ist. Was mir zuletzt tierisch Angst bereitete, war kein Horrorfilm,
03:17sondern die neue Substance des Sponsors dieses Videos, Holy. Immer noch eure echte Alternative
03:24zu ungesunden Energydrinks, ohne Zucker und ohne unnötige Inhaltsstoffe wie Taurin.
03:28Leicht anzurühren, vegan und ohne Dosenmüll. Neuerdings und nur für kurze Zeit gibt es auch
03:34die Holy Milkshakes. Und da die über kaum Kalorien verfügen, die über die eigentliche
03:39Milch oder eure Milchalternativen hinausgehen, gruselt mich das etwas. Holy Milkshakes als der
03:45Holy Grail der Mischgetränke und für die Sorte Hazelnut würde ich töten. Und als hätten sie
03:50dafür The Substance gesehen, läuft ihr Neujahrsangebot unter dem Motto New Year,
03:55New Me. Neueinsteiger bekommen so als Neujahrsdeal eine Gratis-Glasflasche zu ihrer
04:00Bestellung. Mit meinem Neukundencode Nerdkultur5 spart ihr noch 5€ auf eure erste Bestellung,
04:05wie zum Beispiel auf das Starter-Set Deluxe, das ihr so dann für die Hälfte kriegt. Und
04:10die Bestandskunden unter euch bekommen mit meinem Code Nerdkultur sogar ganze 10% auf
04:16alles. Den Link zum Neujahrsdeal, zu den Milkshakes und zu allen anderen Angeboten
04:20von Holy findet ihr in der Videobeschreibung.
04:24Worum es in The Substance geht oder was die so überhaupt anstellt, erklärt bereits der
04:33allererste Shot im Film und das ohne zu viel zu verraten.
04:36Und noch mehr als das erzählt ein Exposition Dumpf Werbeclip als Film im Film. Und dabei
04:58belasse ich es lieber. Umso weniger man darüber weiß und umso mehr ich mich hier vage ausdrücke,
05:03desto besser für alle anderen. Dahinter verbirgt sich eine beißende Gesellschaftskritik über
05:14Schönheitsideale, den Druck der Gesellschaft, die Sexualisierung durch die Medien, die Prostitution
05:19des Selbst und der Ekel vor sich selbst, das Glück und Unglück des Individuums und eine
05:24biochemische Utopie, die philosophische Grenzen sprengt. Oder anders gesagt, eigentlich ist The
05:30Substance eine sehr, sehr gute Folge Black Mirror. Wie eine besonders clevere Episode der
05:46Netflix-Anthologie-Serie, wenn dann Stanley Kubrick persönlich dafür zurückkäme. Coralie
05:51Fargeat zitiert dafür eifrig den Großmeister. Zentrische und symmetrische Perspektiven,
05:57minimalistische und cleane Sets, Suggestiv-Schnitte und Match-Cuts,
06:01einfaches und effektives nonverbales Storytelling, große Bilder und wenige
06:07Handlungsorte, surreale und geradezu Kubrick'sche Bilder. Ein Plakat als ein kommentierendes
06:21Spiegelbild, als Symbolbild für den Konflikt zwischen dem eigenen Erbe und den Erben. Immer
06:30wieder durchbrochen von verstörenden Close-Ups, in denen geredet wird. Und weite Teile, ohne dass
06:37geredet wird, wie ein Stumpffilm, nur durchtrennt von der lauten Welt des Schein und Sein.
06:43Denny Moore gegen Margaret Corley. Wie unterschiedliche Ichs, doch untrennbar
06:53miteinander verbunden. Beide geben alles und zeigen alles. Ein expliziter Film, ohne zu
06:59explizit zu sein. Eine Odyssee des zunehmenden Verlusts der eigenen Identität, nur für die
07:05Anerkennung von anderen. Ohne dass sie oder sogar wir einfach damit aufhören können.
07:14Das alles bis zur absoluten Selbstaufgabe. Und damit eigentlich Stoff für eine einzige
07:32Episode Black Mirror statt über zwei Stunden Film. Doch dann kommt diese letzte halbe Stunde,
07:38die einfach nicht aufhören will.
07:44Diese letzten 30 Minuten waren es auch, die dem produzierenden Studio Universal einfach viel zu
07:50viel waren. Sie wollten, dass Fargeat den letzten Akt anpasst. Mainstream-tauglicher
07:55macht. Eben ganz nach jener Hollywood-Formel, die doch genau hier ad absurdum geführt wird.
08:05Coralie Fargeat weigerte sich. Sie kämpfte für ihre Vision und Universal zog den Stecker. Sie
08:12stießen einen bereits fertigen Film ab, der danach in Cannes fürs beste Drehbuch gewann und
08:16trotz seines Horror-Genres ganze fünf Oscar-Nominierungen einheimsen sollte. Sie verkauften
08:22diesen Film an einen Nischen-Streaming-Anbieter. Stattdessen wertete der Art-Haus-Streaming-Dienst
08:32Mubi Fargeats Horror-Satire weltweit im Kino aus und spielte damit das Vierfache seines Budgets
08:38wieder ein. Und das, obwohl sie den Film noch nur einen Monat in ihre Streaming-Flat packten,
08:44ohne das Ende zu ändern. Also falls ihr euch immer noch fragt, was The Substance eigentlich ist,
08:56The Substance ist auch ein Mittelfinger an Hollywood.
09:08Untertitel der Amara.org-Community

Empfohlen