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Jahrelang war Gisèle Pelicot von ihrem Ex-Mann betäubt und anderen Männern zum Vergewaltigen angeboten worden. Den Prozess gegen ihn und 50 weitere Männer wollte sie nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden lassen. "Die Scham muss die Seiten wechseln", erklärte die 72-Jährige wiederholt.

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Transkript
00:00Applaus empfängt Giselle Pellicot, als sie im Gerichtsgebäude in Avignon eintrifft.
00:06Ihr Verhalten im Vergewaltigungsprozess gegen ihren Ex-Mann Dominique und 50 weitere Angeklagte
00:13hat die 72-Jährige zu einer feministischen Ikone gemacht. Der Prozess wirkt tief in die
00:19Gesellschaft hinein. Dominique Pellicot hatte seine Frau über Jahre hinweg mit Schlafmitteln
00:25betäubt und anderen Männern zum Vergewaltigen angeboten. Die Taten wurden in mehr als 30.000
00:31Foto- und Videoaufnahmen dokumentiert. Bei den Angeklagten handelt es sich um Journalisten,
00:37Krankenpfleger und Informatiker. Doch im Mittelpunkt steht Giselle Pellicot,
00:42mit ihrer mutigen Entscheidung, den Prozess nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden zu lassen
00:47und sich aus der Opferrolle zu befreien. Die Scham muss die Seite wechseln, sagte sie wiederholt.
00:54Mit diesem Argument setzte sie sogar durch, dass ein Teil der Fotos und Videos im Gerichtssaal
00:59gezeigt wurde. Pellicot war bis zuletzt überzeugt, mit dem perfekten Mann verheiratet zu sein. Ihre
01:06heile Welt brach zusammen, als sie auf eine Polizeiwache gebeten wurde, weil ihr Mann beim
01:11Filmen unter Röcke erwischt worden war. Selbst dort verteidigte sie ihren Mann,
01:16bis die Polizisten ihr weitere Videos zeigten. Hätte der Prozess wie zunächst geplant unter
01:23Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden, hätten wohl nur wenige davon Notiz genommen.
01:28Doch Pellicot erwies sich als unbeugsam. Die ganze Welt sollte sehen, was in einem
01:33malerischen französischen Dorf passieren kann. Und dass sich Dutzende Männer aus
01:37allen Gesellschaftsschichten bereit erklären, eine bewusstlose Frau zu vergewaltigen.

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