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Robin Gosens wurde auf der Pressekonferenz auf das Thema mentale Gesundheit und den Todestag von Robert Enke angesprochen. Was folgte, war ein dreiminütiges Plädoyer gegen Hass und Hetze.

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Transkript
00:00Naja gut, ich glaube, dass ich ein Typ bin, der jetzt nicht nur in jüngerer Vergangenheit,
00:08sondern schon sehr lange sich für dieses Thema einsetzt, weil ich einfach glaube,
00:11dass es unfassbar wichtig ist, dass es nach wie vor auch einen zu geringen Stellenwert im
00:16Profifußball hat, aber auch gesamtgesellschaftlich nach wie vor noch mit zu vielen Stigmata eigentlich
00:23behaftet ist. Ich glaube, dass eine Depression, aber das generell psychische Erkrankungen sehr
00:28ernstzunehmende Erkrankungen sind, dass das keine Lappalien sind und dass wir als Gesellschaft
00:33absolut dahin kommen müssen, dass es normal ist, darüber zu reden, weil ich glaube, nur wenn es
00:37normal wird, haben wir auch die Möglichkeit, dass sich die Menschen öffnen, dass sie sich
00:43Hilfe suchen. Es bringt nichts, wenn man die Themen in sich rein frisst und deswegen stehe
00:47ich gerne für diese Themen. Ich glaube, da muss man dann auch seiner Vorbildfunktion irgendwie
00:51ein Stück weit nachkommen. Ich habe das große Glück, dass ich Psychologie studieren durfte,
00:55das gemacht habe, dass ich dementsprechend vielleicht dann auch die Verantwortung in mir
00:59verspüre, darauf immer wieder aufmerksam zu machen, dass es eben keine Lappalien sind und
01:04dass es eben mutig ist, wenn man sich öffnet, dass es keine Schwäche ist, wenn man damit nach außen
01:09in die Welt geht, sondern dass es eben absolut mutig ist, sich damit zu öffnen und dass wir dann
01:14nicht auf Hass oder auf Abstoßungen stoßen sollten, sondern eben auf eine Umarmung der
01:20Gesellschaft und auf ein Aufmuntern und auf ein Ja, ich bin für dich da und egal, was du brauchst,
01:26wir als Gesellschaft sind für dich da. Ich glaube, nur wenn das in die Köpfe geht, sind wir auch in
01:30der Lage, als Gesellschaft den nächsten Schritt zu machen. Und wenn du die Hasskommentare ansprichst,
01:35ich glaube, das ist ja dann ein Gift nochmal obendrauf. Ich glaube, wir alle sind mit
01:43diesen Kommentaren oder haben alle mit diesen Kommentaren zu tun tagtäglich. Die Anonymität des
01:50Internets wird leider Gottes sehr, sehr oft missbraucht für schreckliche Kommentare, wo sehr,
01:55sehr oft leider Gottes auch vergessen wird, dass hinter diesem Fußballer, der vielleicht gerade
01:58eine schlechte Leistung abgerufen hat, dennoch ein Mensch steckt, der Gefühle hat, der vielleicht
02:02dann noch weiter dran zerbricht, dem das sehr nahe geht, wenn man ihm den Tod wünscht, wenn man
02:07der Familie den Tod wünscht. Das sind ja keine Sachen, die ich mir gerade ausdenke, sondern es
02:12ist einfach die absolute, ungefilterte Wahrheit. Und solange wir nicht dahinter kommen, dass, egal,
02:16es kommt ja dann immer dieses Totschlagargument, wir verdienen so viel Geld und deswegen müssen
02:20wir alles akzeptieren. Und solange wir trotzdem nicht ein bisschen rauszoomen und den Mensch
02:26hinter diesem Fußballer sehen, kommen wir, glaube ich, als Gesellschaft nicht weiter. Und von daher
02:30kann ich mich nach wie vor immer nur und immer wieder dafür einsetzen, dass erstens psychische
02:34Erkrankungen, ja nicht mehr als Lappalie, sondern eben als ernstzunehmende Krankheit gesehen werden
02:41und dass man, bevor man so einen Scheiß-Kommentar absetzt, Entschuldigung die Aussprache, tut mir leid,
02:47bevor man so einen Kommentar absetzt, vielleicht kurz drüber nachdenkt und sich Gedanken darüber macht, was es
02:52eventuell im anderen auslösen könnte. Denn Kritik kann jeder von uns vertragen, konstruktiv ist sogar
02:57gut, ist wichtig, um als Mensch und als Spieler zu wachsen, aber es geht immer um die Art und Weise,
03:01wie man etwas äußert. Und von daher kann ich nur appellieren, dass wir mal kurz nachdenken, unsere
03:06Hiese anschalten, bevor man manche Kommentare absetzt.
03:11Untertitel von Stephanie Geiges

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