Nicht-Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille 2010 in Berlin an Mordechai Vanunu von der Internationalen LIGA für Menschenrechte
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00:00Meine Damen und Herren, ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass Mordecai Vanunu uns
00:21bat, keinem Repräsentanten die Medaille zu geben, sondern zu warten, bis er sie selber
00:32in Empfang nehmen kann.
00:34Er hat, als wir ihn fragten, ob jemand für ihn auf der Protestveranstaltung sprechen
00:42solle oder dürfe, weil er noch bis zum letzten Donnerstag gehofft hat, dass man im Innenministerium
00:53seinen Antrag positiv bescheiden würde, hat er auch für diese Veranstaltung, für
01:01die Protestveranstaltung gebeten, dass niemand für ihn sprechen dürfe, auch sein Bruder
01:09nicht und auch seine besten Freunde nicht.
01:14Wir freuen uns sehr, Gidon Spiro, einen der jüngsten Vertrauten Mordecai Vanunus, einen
01:25der wenigen, wenn nicht der einzige israelische Vertraute Mordecai Vanunus seit nunmehr 1986
01:37hier bei uns begrüßen zu dürfen.
01:41Gidon Spiro war der Gründer des Vanunukomitees und Komitees ein mittlerer Osten ohne ABC,
01:53also ohne atombiologische und chemische Waffen.
01:58Gidon Spiro steht als Gründer von Yeshvul, das wird er gleich selbst erklären, und gehört
02:07unzähligen israelischen Menschenrechts- und Grundrechtsorganisationen an.
02:14Er ist öfter, wie er schreibt, Ziel politischer Ermittlungen und Anklagen, die ehrenhaft sind,
02:22weil ihr Grund meine Aktivitäten gegen die Besatzung ist.
02:28Gidon Spiro, ich bitte Sie nach vorne.
02:37Ich bitte um Verständigung, ich habe den Text in Hebräisch geschrieben,
02:56selbstverständlich, und mein Lesen in Deutsch ist nicht gut.
03:00Ich werde versuchen, wenn es nicht gut geht, dann werde ich bitten,
03:07den Text von Professor Mishaela alleine zu lesen.
03:12Ich möchte meinen Dank an die Internationale Liga für Menschenrechte in Berlin aussprechen,
03:26die mich einladen, eine Rede zu halten.
03:31Die Liga verdient Lob für ihre Entscheidung,
03:36in diesem Jahr die Karl-von-Ossetzki-Medaille an Mordechai Wanune zu verliehen.
03:41Diese Entscheidung ist meines Erachtens eine mutige und richtige Entscheidung,
03:50darüber werde ich noch später einiges sagen.
03:54Ich würde gebeten, meine Rede mit einigen Worten über mich zu beginnen.
04:00Ich bin 1935 in Berlin geboren und überlebte als kleines Kind die Ausschweitungen
04:08der Pogromnacht im November 1938.
04:11Meine Familie, vaterlicher und mutterlicher Seite,
04:15war in Deutschland seit hunderten von Jahren tief verwurzelt.
04:21Hätte es das Naziregime und die Holocaust nicht gegeben,
04:26so wären wir mit großer Wahrscheinlichkeit in Deutschland geblieben.
04:31Mein Vater mit einer erfolgreichen Arztpraxis und meine Mutter als Fotografin
04:38und Verfasserin von Dokumentationen über Landschaften und Länder.
04:44Wenn ich die Spekulationen weiterführen würde,
04:48so wäre ich ein deutscher Journalist geworden,
04:50vielleicht aktiv in politisches Leben, in das Parlament gewählt
04:55und dann, wer weiß, Bundeskanzler geworden.
04:59Wenn ich mich auf den Flügel der Fantasie, was wäre wenn, befinde,
05:11so ist der Himmel der Grenzen.
05:15In Wirklichkeit ist das alles nicht geschehen
05:19und meine Eltern wanderten 1939 geschlagen und verletzt nach Jerusalem, Palästina,
05:27aus das damals über britische Herrschaft stand.
05:32So weit über mich ein bisschen.
05:35Israel ist ein Stadt von Flüchtlingen, aber zu meinen Bedauern
05:40haben viele unter ihnen auch die israelischen Regierungen das vergessen
05:46und haben rassistische Verhaltensformen adoptiert,
05:51unter denen wir so viel gelitten haben in der Vergangenheit.
05:56Auch ich bin ein Flüchtling, der es aber nicht vergessen hat
06:12und von daher kommen meine Verpflichtung und Einsatz für Menschenrechte,
06:17gesellschaftliche Gerechtigkeit und Frieden.
06:20Diese gelten nicht nur, wenn es sich um Juden handelt,
06:25sondern für alle Menschen, etwas, was vielen Ministern in der israelischen Regierung unklar ist.
06:31Diese Prinzipien stellen mich in einer Minderheitsposition in Israel.
06:37Innerhalb des jüdischen Establishments in den verschiedenen Ländern,
06:41auch in Deutschland und in Israel, gibt es welche, die mich und meine Gleiche
06:48als Feinde Israel, Helfer der anti-israelischen Propaganda,
06:52Unterstützer von Antisemitismus und Hass gegen Israel definieren.
06:56Ich möchte Ihnen sagen, dass ich kein Feind Israel bin.
07:01Ich bin aber der Feind des Rassismus, Feind der Kriege,
07:04Feind der Verletzungen von Menschenrechten,
07:07Feind der atomaren, biologischen und chemischen Massenvernichtungswaffen
07:10und dies stellt mich zu meinen Bedauern gegen die israelische Regierung
07:15und einen erheblichen Teil der israelischen Öffentlichkeit.
07:22Diese Botschaft muss sich überall in der Welt verkündigen,
07:29weil diese Positionen Kontinente und nationale Grenzen durchqueren.
07:35Wenn der atomare Pilz über unsere Region schweben wird,
07:41so wird er nicht fragen, bist du ein Jude?
07:44So wirst du von der Radioaktivität, von der Verzeuchung verschont
07:52oder bist du ein Araber oder ein Muslim, dann musst du qualenhaft gebraten werden.
07:58Der erste israelische Kanzler David Ben-Gurion
08:02teilte im Dezember 1960 in der Knesset eine kurze Mitteilung
08:07in die Richtung der atomaren Reaktoren in Dimona.
08:12Er fügte hinzu, dass es sich um einen Versuchungsreaktor handelt,
08:18der für Wissenschaftliche aus der ganzen Welt zugänglich sein wird.
08:24Schon damals war es klar, dass es sich um eine Lüge handelt.
08:30Der Reaktor wurde mit der Unterstützung Frankreichs für militärische Zwecke errichtet
08:37und war die Belohnung für die Unterstützung Israels für Frankreich
08:44im Kampf gegen die Algerien-Unabhängigkeit.
08:50Die israelische Atomsünde ist mit der Unterstützungsünde
08:54des französischen Kolonialismus verbunden.
08:58Israel ist eine Atomarmacht der größeren Ordnung von Britannien, Frankreich und China.
09:07Es führt eine gefährliche Region, bekannt als der Nahen Osten,
09:11in den Wettlauf atomarer Rüstung.
09:15Israel wird zum Ganeiden von atomaren biologischen und chemischen Massenvernichtungswaffen.
09:22Die schätzende Anzahl von A- und H-Bomben, die Israel besitzt, schwankt zwischen 100 und 450.
09:32Diese Bomben müssen die chemischen und biologischen Waffen,
09:35die Israel im Biologischen Institut in Nesbziona entwickelt, zugefügt werden.
09:42Hier sehen wir die ironie die Geschichte.
09:44Der Staat der Auschwitz-Überlebenden würde zur Zeitbombe des nächsten Holocaust,
09:52nämlich der atomare.
09:55Die offizielle israelische Position, wir werden nicht die ersten sein,
09:59die Atomwaffen in den Nahen Osten einführen werden, ist seit Jahren als irreführend bekannt
10:08und keiner glaubt diese verlogene Ware.
10:12Diese Position würde als Regelung zwischen den USA und Israel formuliert,
10:19um den USA zu ermöglichen, ein Gesetz im Kongress zu umgehen,
10:25nachdem ein Staat der Atomwaffen entwickelt, im Gegensatz zum Vertrag gegen die Weitverbreitung von Atomwaffen,
10:34von denen USA keine Auslandsunterstützung erhalten darf.
10:40Die Regierung Israel und ihre israelischen oder kontrollierten Organisationen benutzen oft den Holocaust
10:48in einer manipulierten Weise, um kritische Stimmen mundtot zu machen
10:58und Menschen, die mit Nachdruck es wagen, insbesondere die Besatzungsapartheid-Politik Israels
11:05gegen die Palästinenser in den besetzten Gebieten in Frage zu stellen, als Antisemiten zu bezeichnen.
11:12Diese Methode zeigt sich nicht einmal als sehr effektiv und dringt den Kritiker in eine Verteidigungsecke
11:21und dadurch wurde das Feuer gegen Israel zu den Kritikern hingelenkt.
11:29Die Beweise, die beweisen müssen, dass sie keine Antisemiten sind,
11:40sind in der Zwischenzeit einige unbeabsichtige Äußerungen der israelischen Führer,
11:50aus denen klar hervorgeht, dass Israel in Besitz von Atomwaffen ist.
11:55Der letzte Regierungschef, Ehud Olmert, äußerte sich diesbezüglich in einem Interview mit der Deutschen Zeitung
12:02und der Präsident Shimon Peres, der aus unverständlichen Gründen den Friedensnobelpreis einhielt,
12:09und der im Atomreaktor den Gipfel seiner Leistungen sieht,
12:19tat dies in einem Dokumentfilm über die Errichtung des Atomreaktors in Dimona.
12:25So ging die Politik, wir werden nicht die ersten sein, verloren.
12:28Israel benutzt den Holocaust auch im Zusammenhang mit dem Atomthema.
12:35So verkünden die Massenmedien im Namen der Regierung,
12:39dass die ultimative Waffe dazu bestimmt ist, einen zweiten Holocaust zu verhindern.
12:46Und schon wieder wird der Holocaust benutzt, um eine nichtige Politik zu umgarnen.
12:53In Israel liebt man die Pose des ewigen Opfers,
12:58welches unter Vernichtungsgefahr steht und fügt immer wieder den Spruch,
13:03die ganze Welt ist gegen uns, hinzu.
13:08Dies nützen die Zuhälter des israelischen Atoms, um Angst in Israel zu verbreiten.
13:15Aber was kann man tun? Israel steht nicht vor Gefahren der Vernichtung von außen.
13:19Vielleicht die Zerstörung von innen, aber das ist ein anderes Thema.
13:25Israel verfügt über die stärkste und bestausgerüstete Armee im Nahen Osten,
13:33bewaffnet mit mehr als genug Superwaffen,
13:37welche mehr als ausreichend sind für Selbstverteidigung.
13:43Und es stellt sich heraus, dass es auch ohne Kernwaffen reicht,
13:48um seit 44 Jahren über ein anderes Volk zu herrschen.
13:54Es gibt auch selbstredend ökologische und andere Aspekte zum Thema.
14:05Zum Beispiel ein Unglück, verursacht durch Menschen oder Natur.
14:11Der Reaktor in Dimona befindet sich über den syrischen Afrikanischen Bruch,
14:17eine durch Erdebenen gefährdete Region.
14:22Ein starkes Erdeben auf der Richterskala könnte den Reaktor spalten
14:29und eine radioaktive Über-Israel erzeugen.
14:33Und so ohne Krieg würde Israel unter Vernichtungsgefahr sein.
14:38Ein weiterer Aspekt ist der Atommüll, der das Grundwasser gefährdet,
14:44was besonders kritisch ist für eine Stadt, der unter Wassermangel leidet.
14:50Und immer gibt es die Gefahr, dass Führer der Waffe in abenteuerlicher Weise gebrauchen würden
15:00oder dass sie die Absicht der Gegner falsch interpretieren würden.
15:04Was in unserer Region, in der es viele Führer gibt,
15:08die glauben, dass sie über einen direkten Draht zum Gott verfügen
15:12und ihre Denken durch Kategorien des Armageddon bestimmt sind.
15:18Nicht nur in Iran, sondern auch in Israel.
15:22Zu meinem Bedauern spielt auch Deutschland eine Rolle,
15:26und zwar wegen der präventierten politischen und moralischen Gebrauchs der Holocaust.
15:36Statt sich auf die Hauptlektion aus dem Holocaust zu konzentrieren,
15:41die daran besteht, die Demokratie und die Menschenrechte zu bewachen
15:46und gegen Diktatur zu kämpfen,
15:48sieht Deutschland seine Selbstverpflichtung mit der Unterstützung Israels unter anderem
15:54darin seine Verpflichtung für Israel auch durch die Lieferung militärischer Ausrüstung.
16:03Deutschland lieferte Israel ohne Bezahlung drei supermoderne Unterseeboote,
16:13die atomare Raketen führen können und in der Tat es auch tun.
16:19Dies geschah in der Amtszeit der Außenminister und Vizekanzler Joschka Fischer,
16:24der Führer der Grünen.
16:26Es ist weitere Absurdung.
16:28Die Grünen, die durch den Kampf gegen den Atom ihre Wurzeln haben,
16:33liefern atomare Rüstung in die explosivsten Regionen der Welt.
16:44Ich schrieb die Bundesfraktion der Grünen schon ungefähr zehn Jahre zurück
16:52und bat sie, dass sie die Lieferung der Unterseeboote zumindest mit Bedingungen verknüpfen sollten,
17:01dass diese nicht mit Kernwaffen ausgerüstet werden dürfen.
17:06Die ehrenhaften Freunde machten sich nicht zur Mühe zu antworten.
17:12Die Freundschaft zwischen dem ehemaligen Premierminister Ariel Sharon
17:16und dem Außenminister Joschka Fischer war stärker als die Verpflichtung zum Kampf gegen Kernwaffen.
17:24Und so entstand das Absurdum, dass Deutschland Israel und den Neuen Osten unterstützt,
17:38den nächsten Holocaust zu produzieren, als Wiedergutmachung für den vorherigen.
17:43Das nennt man verrückte Welt.
17:46Ein weiterer Punkt, den ich betonen will, ist,
18:04dass wir genauso gegen die Atomwaffen in den Händen von Iran wie in den Händen von Israel sind.
18:12Als Israelis konzentrieren wir uns natürlicherweise auf den Staat, in dem wir leben.
18:19Wir sind aber auch eine bescheidene Komponente in den internationalen Fronten der Friedensfreunde und Menschenrechtler,
18:29die den Kernwaffen überall und insbesondere im Neuen Osten eine furchtbare Gefahr sehen.
18:40Sicherlich, wenn es sich um einen fundamentalistischen Staat wie das Iran handelt, der die Menschenrechte verletzt.
18:48Wir hoffen, dass der internationale Kampf zur Verhinderung der Abrüstung Iran durch Verhandlungen
18:55und nicht durch einen weiteren Krieg erfolgreich sein wird,
19:01denn ein solcher Krieg könnte schlimme Folgen für alle haben.
19:06Die Tatsache, dass Israel überall Druck für eine Militäraktion gegen den Iran ausübt
19:13und weist darauf hin, es könnte allein agieren, erzeugt Angst,
19:18denn niemand weiß, was der Iran schon im Keller hat besetzt.
19:24Israel könnte eine wichtige Rolle in der Verwandlung des Neuen Ostens in eine atomwaffenfreie Zone haben,
19:34wenn es sich bereit erklärt würde, als diejenigen, die die Region in atomare Bewaffnung einführten,
19:41dies durch einen kontrollierten und koordinierten Prozess loszuwerden.
19:47Und zum Abschluss einige Worte über Mordechai Vanunu.
19:52Er arbeitet als Techniker im Kernreaktor in Dimona.
19:58Von Zeitpunkt an, als ihm klar wurde, dass er beteiligt ist in einer Herstellung von Atombomben hinter dem Rücken der Bürger,
20:10ohne ihn darüber zu berichten, oder dass eine öffentliche Diskussion jemals stattgefunden hat,
20:17dachte er, dass man die Öffentlichkeit darüber informieren möchte.
20:23Ein wichtiges Prinzip der Demokratie ist das Recht der Bürger,
20:42eine umfassende Information zu sein über die lebenswichtigen Themen, die jeden angehen.
20:52Er dachte und handelte.
21:05In Israel hätte er die Information nicht veröffentlichen können, weil die Zensur das verhindert.
21:16So machte er Gebrauch von der demokratischen Presse außerhalb Israels
21:24und berichtete der englischen Zeitung London Sunday Times über die Aktivitäten in Dimona.
21:30So verwirklichte er die jüdische Vorschrift im Geist der Tora,
21:37du sollst auch deinen Kollegen kritisieren.
21:40Israel handelte wie eine Terrororganisation, ignorierte völlig das internationale Recht,
21:51kidnappte ihn mittels Geheimdienstagenten,
21:55verurteilte ihn in einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Prozess.
22:00Das Ergebnis von vornherein feststand zu 18 Jahren Haft wegen Spionage und Hochverrat.
22:09Vanunu hat genau so wie Karl von Oetzecki dasselbe getan,
22:13der auch der Öffentlichkeit Informationen gab, welche die Regierung geheim halten wollte.
22:21Karl von Oetzecki wurde auch der Prozess wegen Hochverrat gemacht,
22:26allerdings waren die Richter in der Weimarer Republik moderater als die Amtskollegen in Israel
22:33und verurteilten ihn zu 18 Monaten Haft.
22:37Mordechai Vanunu und Karl von Oetzecki waren und sind keine Verräter,
22:42sondern Humanisten, die ihren Gewissens erfolgen für die Bürger und gegen die Regierungen,
22:49die ihre Bürger verräten handelten.
22:53Die Kälte macht mir schnupfen.
22:59Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den beiden ist internationale Anerkenntnis ihrer Handlungen
23:08im Gegensatz ihrer Ablehnung und Isolation zu Hause.
23:13Karl von Oetzecki wurde den Nazis ermordet,
23:16aber seine pazifistische Aktivität wurde international anerkannt,
23:21was ich unter anderem seinen Ausdruck in der Verleihung des Friedensnobelpreises fand,
23:29den er während er inhaftiert war,
23:34Mordechai Vanunu bekam ebenfalls Anerkennung und Wertschätzung in der ganzen Welt
23:43als jemand, der einen wichtigen Beitrag im internationalen Kontext erzielt.
23:54Er hatte mehrere Friedenspreise erhalten und seit Jahren ist er Kandidat für den Friedensnobelpreis.
24:01Karl von Oetzecki erhielt von der deutschen Stadt und vielen Deutschen die ihm gebührende Anerkennung.
24:10Vanunu war der erste Mann, der den Friedensnobelpreis erhielt.
24:16Im Gegenteil, er büßte seine gesamte Strafe von davon elf Jahren in totaler Isolation haft,
24:22mit der Zielsetzung, ihn verrückt werden zu lassen
24:28und bis zum Ende seines Tages in einer Anstalt zu halten.
24:34In diesem Vorhaben hat Karl von Oetzecki den Friedensnobelpreis gewonnen.
24:41In diesem Vorhaben scheiterte der israelische Staat.
24:47Er stellte heraus, dass Vanunu über eine seltene Persönlichkeit verfügt, starke Wille und Entschlossenheit.
24:56Er kam nach 18 Jahren Haft heraus mit der selben Einstellung, die ihn in Gefängnis gebracht hat,
25:04Widerstand gegen Atomwaffen.
25:10Zwei Anmerkungen.
25:18Vanunu schloss sich seinerzeit der anglikanische Kirche an.
25:22In einem Stadt voller religiöser und nationaler Fanatismus ist dies ein unverzeihlicher Akt.
25:31Eine Trennung von Stadt und Religion gibt es in Israel bis jetzt nicht
25:35und ein Jude kann einen Nicht-Jüdin nicht heiraten.
25:38Die demokratische Einsicht, dass die Religion die Privatsache des Bürgers sei und nicht die Sache des Staates,
25:48hat sich bis heute in Israel nicht durchgesetzt.
25:51Zweitens, und Hai Vanunu ist Abkömmling der amerikanischen Juden,
25:57das aschkenasische europäische Establishment verhielt und verhält sich gegenüber
26:06alles, was aus der arabischen Welt stammt, mit geringster Schätzung, Überheblichkeit und Herrschaftlichkeit.
26:16Diese beiden letzten Anmerkungen verdienen eine besondere Behandlung,
26:21die aber diesen Rahmen sprengen würde.
26:25Ich erwähnte sie, weil sie ein Bestandteil sind für das harte, strenge und rachsüchtige Verhalten
26:37des israelischen politischen und militärischen Establishments gegenüber Vanunu im Vergleich zu anderen Fällen.
26:55Die Behörden des Staates Israel können Vanunu nicht verzeihen,
27:05weil er nicht bereit war, sich zu entschuldigen und um Verzeihung zu bitten
27:13und traktieren ihn weiter mit Einschränkungen der Bewegungs- und Redefreiheiten,
27:30die demokratische Grundrechte sind.
27:33Deshalb ist er heute nicht hier, um die Medaille in Empfang zu nehmen.
27:38Israel und China, zwei Staaten, die gewissenhafte Menschen mit internationaler Anerkennung grausam behandeln.
27:46Ich hoffe, dass von hier der Ruf an den Staat Israel ertönen wird,
27:54die grausame Behandlung von Haifa-Vanunu einzustellen und ihm zu ermöglichen, Israel zu verlassen.
28:03Um endlich ein freier Mensch zu sein, dann könnte die Zeremonie der Medailleverleihung hier in Berlin nachgeholt werden.
28:15Bevor ich zu Ende komme, will ich Ihnen ein Dokument vorzeigen, wie sich die Zeiten ändern.
28:33Das steht nicht in meinem Text drin, das habe ich zufällig gemacht.
28:38Im Tag vom 09.01.1988.
28:47Ich war damals auf dem Weg nach Stockholm, wo Vanunu den Alternativ-Nobelpreis bekommen hat.
28:57Auf dem Weg war ich ein Gast des grünen Bundestags.
29:04Wir haben damals einen Deutschen-Vanunu-Komitee gegründet, mit der Hilfe der Deutschen Bundestagsabgeordneten.
29:12Da war eine Annonce in der Zeitung, Aufruf für Gründung eines Deutschen Komitees für öffentliches Gerichtsverfahren für Mutter Haifa-Vanunu.
29:24Da steht drauf, wir erklären uns Solidarität und Unterstützung für Mutter Haifa-Vanunu.
29:33Und zum Schluss steht drauf, wir fordern die israelische Regierung auf, ihr Atomarsenal zu vernichten.
29:42Wir fordern die israelische Regierung und alle Staaten im Nahen und Mittleren Osten auf so weit noch nicht geschehen,
29:49den Atomwaffensperrvertrag beizutreten und eine Atomwaffenfreie Zone im Nahen und Mittleren Osten zu ermöglichen.
30:00Hier sind eine Reihe von wichtigen Leuten, die das unterschrieben haben.
30:05Und einer von denen heißt Jöschke Fischer, die Grünen in Hessen.
30:13Wir waren noch nicht so bekannt und er hat das unterschrieben.
30:17Als Außenminister habe ich ihm diese Annonce geschickt.
30:21Keine Antwort.
30:24Und zum Schluss möchte ich, ich kann den Karl von Lützke nicht verleihen,
30:32aber ich möchte Professor Reising das hebräische Buch geben, Vanunu und die Bombe.
30:40Das war ein internationales Seminar in der Präsidentschaft von Joseph Rottenblatt,
30:48Nobelpreisträger, Friedenspreisträger.
30:51Wo bist du? Hier.
31:08Jetzt kommt der letzte Satz, der in meinem deutschen Text steht.
31:12Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
31:18Vielen Dank.