• vor 4 Monaten
Mit Stormgate ist das Entwickler-Team von Frost Giant Studios angetreten, um unsere Sehnsucht nach einem neuen StarCraft-Spiel zu befriedigen. Und die Parallelen zu diesem und andern Blizzard-Klassikern sind auch groß, doch an die Qualität der Vorlage kommt das Echtzeit-Strategiespiel einfach nicht ran, wie sich jetzt zeigt. Denn das eigentlich kostenlos spielbare Stormgate ist für Käufer der Founder-Pakete schon seit einigen Tagen spielbar und zeigt dort einige Schwächen. Natürlich ist das aber jetzt auch noch eine Early-Access-Version, doch einige Schwächen gehen sehr tief und wenn Stormgate an die großen Namen rankommen will, haben die Entwickler noch viel Arbeit vor sich.
Transkript
00:00Stormgate sollte das nächste große Echtzeit-Strategie-Spiel werden und die Aussichten waren gut.
00:10Blizzard-Veteranen gründeten Frostgiant Studios und kündigten vollmundig ein Spiel der nächsten
00:17Generation an.
00:18Das hat in der Szene hohe Wellen geschlagen und zu einer Kickstarter-Kampagne geführt,
00:23die vergangenen Winter 2,4 Millionen Dollar eingespielt hat.
00:27Und das obwohl das Geld für die Finanzierung gar nicht mehr nötig war.
00:32Das Geld sollte lediglich on top kommen.
00:34Nach einer durchwachsenen Closed-Beta im Frühjahr, öffnet Stormgate ab dem 13.
00:41August seine Tore für alle, denn da startet das Spiel sein Free-to-Play-Modell, bei dem
00:46ihr nur für Kampagneninhalte, Cosmetics und Koop-Helden zahlt.
00:52Da das Spiel aber schon seit dem 30.
00:54Juli für alle Bäcker und Käufer bei Steam zugänglich ist, haben wir diesen Vorabzugang
00:59genutzt, um die Early-Access-Version ausführlich zu testen.
01:03Und ja, jetzt sind auch wir etwas ernüchtert und können verstehen, warum die Grafik die
01:10starke Nähe zu den Vorbildern und die Vermarktung dem Spiel so einen harten Start bescheren.
01:15Das Problem fängt beim Konzept an.
01:20Stormgate wirft Elemente aus StarCraft, WarCraft und Diablo zusammen, vergisst dabei aber eine
01:26eigene Identität zu entwickeln.
01:28Das geht schon bei den Fraktionen los.
01:30Davon gibt's wie bei StarCraft 3.
01:33Die Forehut ist die menschliche Fraktion.
01:36Die hat wie die Terraner bei StarCraft 2, Marines und Mechs, ihre Arbeiter heißen B.o.B.
01:43statt W.W.F.
01:45Die Infernalen sind Dämonen, sie profitieren genau wie die Zerg von einer Art Schleim auf
01:50dem Boden und verbrauchen Arbeiter zum Gebäudebau.
01:53Und die Engel der himmlischen sind mit ihrer Abhängigkeit von Energiefeldern und dem Einsatz
02:00von Warp-Technologie die Protoss von Stormgate.
02:04Trotz dieser und der grafischen Ähnlichkeit ist Stormgate aber kein Klon.
02:09Die spielmechanischen Unterschiede sind definitiv spürbar.
02:13Nur kopiert Stormgate so viel von seinen Vorbildern, dass sich dauernd der Vergleich zu Blizzards
02:18alten Platzhirschen aufdrängt.
02:21Dadurch entsteht das Gefühl, dass wir das alles schon mal gesehen und gespielt haben.
02:26Statt ein bisschen mit der Nostalgie zu spielen, übertreibt es Stormgate mit den Anleihen
02:31und ist gleichzeitig auch nicht mal wirklich das bessere Spiel.
02:35Trotzdem haben wir mit dem Eins-gegen-Eins im Multiplayer durchaus Spaß.
02:39Da der ab Mitte August ja komplett kostenlos ist, kann sich ein Blick schon mal lohnen,
02:45wenn ihr nicht mit zu hohen Erwartungen hineingeht.
02:48Stormgate ist inhaltlich wie qualitativ kein StarCraft 3.
02:53Vom Spielgefühl her setzt sich Stormgate irgendwo zwischen seine beiden großen Vorbilder.
02:59Es ist ein bisschen langsamer als StarCraft 2, dafür ist der Aufbau der Fraktionen ähnlich.
03:05Wie in Warcraft 3 räuchert ihr neutrale Lager aus, wobei die in Stormgate keine Items,
03:11sondern Statuseffekte gewähren, z.B. einen kurzzeitigen Geschwindigkeitsvorteil, Heilung oder Sicht.
03:18Wie in Warcraft steuert ihr außerdem starke Helden, zumindest in der Kampagne und im Koop-Modus gegen die KI.
03:26Im Eins-gegen-Eins gibt es sie dagegen nicht.
03:29Dafür haben viele Einheiten aktive und passive Fähigkeiten und hier oben in der Menüleiste
03:35könnt ihr nochmal aus 6 Spezialaktionen pro Fraktion wählen, wie z.B. diesen Verwandlungsfluch hier.
03:41Für Einsteiger kann die große Auswahl schnell ein bisschen viel werden.
03:45Im Kampfgetümmel ist es gar nicht so leicht, die Fähigkeiten alle sinnvoll einzusetzen oder überhaupt an sie zu denken.
03:53Dafür habt ihr insgesamt etwas mehr Zeit für die Kontrolle der Einheiten, weil der Aufbau-Part recht simpel ist.
04:00Die Wirtschaft mit nur 2 Rohstoffen und einer überschaubaren Arbeiterzahl ist viel kompakter als beispielsweise bei Age of Empires 4.
04:08Außerdem erleichtert euch Stormgate die Bedienung.
04:12Baut ihr ein Gebäude, müsst ihr nicht erst einen Arbeiter auswählen, das macht das Spiel automatisch.
04:18Außerdem gibt es diese super nützlichen Steuerungsgruppen hier,
04:22in denen ihr automatisch Zugriff auf alle Produktionsgebäude und Weiterentwicklungen habt.
04:27Ihr müsst also nicht mehr ständig nach dem entsprechenden Gebäude suchen, sondern habt alles schön beieinander.
04:33Das sind mal echte Neuerungen im Vergleich zu den Vorbildern.
04:37So gar nicht neu ist dagegen der Koop-Modus, denn den hat Stormgate fast 1 zu 1 aus StarCraft 2 übernommen.
04:45Zu dritt tretet ihr da in speziellen Szenarien gegen die KI an.
04:49Mal verteidigt ihr bei Nacht gegen Horden von Gegnern und bekämpft bei Tag deren Basen.
04:55Allerdings nur mit menschlichen Mitspielern, KIs könnt ihr nicht an eure Seite stellen.
05:00In anderen Missionen müsst ihr dann Konvois abfangen oder in vorgegebener Zeit mehrere Basen ausschalten.
05:07Eure Spielweise hängt dabei ein Stück weit vom Helden ab, den ihr vor Partiebeginn auswählt.
05:13Der erscheint als mächtige Einheit auf dem Feld und gewährt eurer Fraktion einzigartige Vorteile.
05:19Das ist im Prinzip also genau dasselbe wie bei StarCraft 2, nur aktuell weniger Umfang und abwechslungsreich.
05:27Auch weil sich die Helden noch sehr ähnlich spielen.
05:31Das könnte sich allerdings schnell ändern, denn der Verkauf dieser Helden muss zusammen mit den Cosmetics und den Kampagnen-Packs das Free-to-Play-Spiel finanzieren.
05:40Beim Thema Geld geht Frost Giant Studios etwas überraschend aggressiver vor als das große Blizzard.
05:48Zwar sind die ersten drei Kampagnen-Missionen für alle kostenlos, danach soll die Kampagne aber in Kapiteln von je drei Missionen für 10 Euro pro Missionspaket herauskommen.
05:59Wie viele solcher Kapitel erscheinen sollen, ist noch unklar.
06:03Im Schnitt ist Stormgate aber, auch im Hinblick auf die reine Spielzeit, damit definitiv teurer als StarCraft 2.
06:11Zugleich ist die Qualität deutlich schlechter, wie ihr gleich noch sehen werdet.
06:16Auch die Helden für den Koop-Modus sind mit 10 Euro doppelt so teuer wie bei StarCraft 2, aber bislang ebenfalls noch langweiliger als ihre Pendants,
06:25was natürlich auch mit dem Early Access zu tun hat und bis zum finalen Release noch besser werden dürfte.
06:32Bis dahin gibt es aber noch keinen Grund, nicht einfach beim Koop-Modus von StarCraft 2 zu bleiben.
06:37Ganz dringend, besser muss auch die Kommunikation werden.
06:42Denn in der kurzen Zeit hat sich Stormgate schon ein ziemliches Ei gelegt.
06:46Die Käufer und Backer des Ultimate Bundles haben vorneweg 60 Euro für ein Free-to-Play-Spiel hingeblättert
06:54und haben dafür nicht mal alle Inhalte bekommen, die der Early Access zum Start zu bieten hat.
07:00Frost Giant Studios hat nämlich einen der Helden für den Koop-Modus auch für diese Superfans hinter eine weitere Bezahlschranke gepackt,
07:08was die natürlich ein bisschen verärgert hat.
07:12Man würde ja doch schon meinen, mit einer Ultimate Edition nicht an Tag 1 gleich nochmal 10 Euro zusätzlich ausgeben zu müssen.
07:20Im Versuch die Wogen zu glätten ist der Entwickler dann am Freitag ein Stück weit zurückgerudert.
07:26Man habe versucht die Inhalte des Bundles klar zu kommunizieren,
07:30aber man verstehe, dass viele Spieler davon ausgegangen sind, mit dem Ultimate Pack tatsächlich alle Inhalte des Early Access Release zu bekommen.
07:39Daher erhalten diese Spieler jetzt immerhin den nächsten Helden umsonst.
07:43Da es im Statement aber ein bisschen so klang, als hätten die Käufer halt auch einfach nicht so richtig aufgepasst,
07:50haben wir nochmal ein bisschen nachgeforscht.
07:52In der offiziellen Kickstarter-FAQ hieß es bis Freitag nämlich noch, dass man alle Year Zero Helden mit dem Founders Pack bekäme.
08:01Dabei war das Founders Pack die billigere Version der Ultimate Version.
08:05Gleichzeitig geht aus der Startseite der Kickstarter Kampagne klar hervor, dass das Year Zero einfach die Early Access Phase meint.
08:14Demnach hätten also alle aktuellen Helden Teil dieses Bundles sein müssen.
08:18Es mag nun sein, dass Frost Giant da im FAQ einfach ein Fehler unterlaufen ist.
08:24Denn bei den Inhaltsbeschreibungen der einzelnen Bundles schienen nur das Ultimate und nicht das Founders Pack alle bekannten Helden einzuschließen.
08:33So oder so war aber definitiv nicht klar, dass es schon bei Early Access Release einen für alle kostenpflichtigen Helden geben würde.
08:41Das wurde schon bewusst nicht dazu geschrieben.
08:44Ob das Ganze nun insgesamt ein Versehen war oder nicht, der Fehler liegt am Ende bei Frost Giant, nicht bei den Käufern.
08:52Von einer klaren Kommunikation kann also keine Rede sein.
08:56Das ganze Verhalten baut in Hinblick auf das zukünftige Monetarisierungsmodell schon mal kein Vertrauen auf.
09:02Und dabei bleibt es nicht.
09:04Wir haben das Studio am 2. August auf diesen Widerspruch hingewiesen und freundlich um Aufklärung gebeten.
09:11Statt uns eine Antwort zu geben, wurde direkt noch am selben Tag der Absatz im FAQ geändert, wie man an dem Zeitstempel sehen kann.
09:20Man muss jetzt natürlich auch nicht übertreiben, das alles ist kein Weltuntergang.
09:24Aber das Ganze hinterlässt dann am Ende eben doch kein so gutes Gefühl.
09:29Und dazu kommt noch, dass einer der größten Kritikpunkte jetzt erst noch kommt.
09:35Nämlich die Grafik.
09:36Die ist steril und detailarm und der Stil hat zusammen mit dem generischen Design kaum Wiedererkennungswert.
09:44Aber man muss natürlich auch sagen, das war vorher schon bekannt, es war ja in den Trailern und Gameplay-Videos schon zu sehen.
09:52Außerdem ist das sowieso immer ein bisschen Geschmackssache und das Spiel ja noch nicht fertig.
09:57Sehr negativ hat uns dann aber, trotz aller Disclaimer, die Inszenierung der Kampagne überrascht.
10:04Denn die ist bestenfalls auf Mobile-Spielniveau und hat mit Next-Gen ja nun mal überhaupt nichts zu tun.
10:11Die Modelle der Protagonisten sehen aus wie misslungene Plastilinfiguren, die Animationen und Lippenbewegungen sind steif und clunky.
10:20Und dann noch diese unheimlichen Augen.
10:25Für so ein ambitioniertes Projekt und bei dem Preis pro Mission ist das einfach nicht gut genug.
10:32Natürlich spielt bei dem Unmut, der den Entwicklern entgegenschlägt, auch einfach Enttäuschung eine große Rolle.
10:37Bietet ein kleiner Indie-Entwickler so eine Inszenierung, ist es das eine.
10:42Bei einem millionenschweren Projekt haben viele aber einfach etwas anderes erwartet und daran sind die Entwickler mit Schuld.
10:50Sie selbst haben ihr Spiel über Gebühr gehypt und damit diese Erwartungshaltung geschürt.
10:56Und bei dem ganzen Thema Qualität sprechen wir noch gar nicht über Bugs und Audi-Probleme, die zu diesem Entwicklungszeitpunkt verständlich sind.
11:05Wobei auch da doch dann ziemliche Bretter dabei sind.
11:09Zum Beispiel, dass ihr in der Kampagne weder pausieren noch speichern könnt.
11:14Das sollte selbst in der Alpha schon möglich sein.
11:17Natürlich kann sich das theoretisch alles noch ändern, es macht bislang aber einfach keinen guten Eindruck.
11:24Ganz ordentlich startet dagegen die Rahmenhandlung mit ihrem schicken Cinematic Trailer.
11:30Allerdings wird das aufkeimende Interesse schnell durch die vielen zu offensichtlichen Anleihen aus anderen Spielen torpediert.
11:37Wer StarCraft 2, WarCraft 3 und Diablo gespielt hat, wird von der Story bis zum Missionsdesign sehr vieles wiedererkennen
11:46und nicht das Gefühl haben, eine selbstständige, lebendige Welt zu betreten.
11:51Kurz zusammengefasst, 20 Jahre nach ihrem Auftauchen werden die Infernalen von einer Widerstandsgruppe, den Warhawks, bekämpft.
12:00Die sammeln sich um unsere Heldin Amara, die wie Jim Raynor eine geliebte Person an einen Verrat verloren hat.
12:07Ebenfalls wie der gute alte Jim müsst ihr bald schon auf die Suche nach Artefakten gehen
12:12und in einer Mission, die Ark an völlig verbohrt aus Wings of Liberty erinnert, einen Riesenbohrer verteidigen.
12:20Dabei bauen wir mit der Welt und den Charakteren keinerlei Verbindung auf, weil uns das Spiel auch gar nicht lässt.
12:27Was zwischen dem guten Intro Cinematic und der ersten Mission passiert, wird einfach weggelassen.
12:34Auch über die einzelnen Charaktere erfahren wir im Lauf der ersten sechs Missionen, die bereits im Early Access spielbar sind, einfach nichts.
12:50Dazu kommen noch schlechte Dialoge und fehlende Hintergrundinformationen.
12:55Das höchste der Gefühle sind ein paar merkwürdige Datapads.
12:59Ein übergeordnetes Progressionssystem, echte Entscheidungsfreiheit oder auch nur optionale Gespräche mit den Crewmitgliedern gibt es alles nicht.
13:09Die Stormgate Kampagne verpasst es also, wenigstens auf einer der drei relevanten Ebenen wirklich zu überzeugen und damit die Kosten zu rechtfertigen.
13:18Sie sieht nicht viel besser aus als die Vorbilder, ihr Gameplay ist nur mittelmäßig und sie erzählt bislang keine immersive Geschichte.
13:27Mit anderen Worten, es ist eine sehr gute Idee, die Mission zu überzeugen.
13:31Letztendlich lohnt sich bislang nur das 1 gegen 1, auch wenn selbst dieser Modus noch nicht ganz an StarCraft 2 herankommt.
13:39Das könnte sich in der Zukunft mit guten Balancing Patches vielleicht noch ändern, aber selbst das nur in der Lage ist,
13:45dass man sich mit dem neuen Modus einigermaßen gut einstellen kann.
13:49Und das ist auch der Grund, weshalb ich die Stormgate Kampagne so sehr empfehlen möchte.
13:55Denn nichts wirkt ein kompetitives Multiplayer-Spiel schneller ab, als eine zu kleine Spielerbasis.
14:01Erst recht, wenn es keine überzeugenden Singleplayer-Inhalte gibt.
14:24Untertitel von Stephanie Geiges

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