Reportage zum Symphonischen Hoagascht
Dies ist die Reportage zum Symphonischen Hoagascht des Bayerischen Rundfunks. Felix Hentschel begleitete Sir Simon Rattle zu den vier Ensembles und hielt alles auf Kamera fest.
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00:00Das ist wirklich ein Abenteuer, wie wir gerade durch Bayern fahren.
00:11Ich bin furchtbar unwissend, daher ist ein Teil dieses Projektes für mich selber.
00:17Ich möchte das phantastische Land sehen.
00:20Was ist dieses phantastische Land?
00:23Ah, wow, Sommer!
00:27Phantastisch!
00:32Als mir jemand erzählt hat, dass es hier eine große Tradition der Blasorchester gibt,
00:40kam uns sofort die Idee, wir veranstalten in München ein großes Konzert der Blasmusik.
00:47Dafür laden wir einige der Bläser-Ensembles ein, um mit dem BRSO zu arbeiten.
00:56Wir lassen dafür ein Stück komponieren, in dem sich alle zeigen können.
01:00Am Ende werden wir das dann zusammenspielen.
01:02Die Idee ist, gemeinsam Musik zu machen.
01:05Wir werden gemeinsam lachen und auch Freunde werden.
01:08Das alles wird Teil einer langen Reise sein.
01:17Vorhang auf für Rutles Roadtrip.
01:30Schön hier.
01:33Oh, das ist wichtig.
01:36Sagt man Buchelberg oder Büchelberg?
01:39Ich habe eine tragische Beziehung zu umlauten.
01:43Die Menschen in Berlin haben mir immer gesagt,
01:45Scheimen, letzte Woche hast du alle Umlaute weggelassen.
01:53Irgendwie nett.
01:55Sie haben mich damit gnadenlos aufgezogen.
01:57Aber ich habe es ja verdient.
02:02Da sind sie, die Ulrichs Bläser Büchelberg.
02:09Sie sind wohl sehr nervös, weil ich komme.
02:12Aber ich bin immer sehr nervös.
02:14Ich weiß ja nie, was passiert.
02:19Grüß Gott.
02:21Herzlich willkommen in Büchelberg.
02:23Wunderbar, hier zu sein.
02:25Am Freitag wurde ich noch gefragt, ob ich schon nervös bin.
02:28Da war ich es noch nicht.
02:30Aber heute Nacht habe ich schon nicht mehr ganz so gut geschlafen.
02:33Der große Meister sieht uns bei der Probe zu.
02:35Der große Meister kommt auch?
02:37Ja.
02:392,5 Monate vorher.
02:41Die Ulrichs Bläser erwarten Besuch
02:43vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
02:49Echt toll.
02:51Mit den Stars, die sonst im Orchester sitzen.
02:54Als Blasmusiker, wenn wir ins Konzert gehen,
02:57sind wir natürlich fokussiert auf die Bläser.
03:00Da haben wir schon Ehrfurcht vor dieser Arbeit
03:03und vor diesem Können und der Kunst.
03:06Sehr schön, dass sie da sind.
03:08Die Jungs an der Tuba freuen sich sicher.
03:13Seit der 4. Klasse bin ich dabei, ewig.
03:16Du kommst jede Woche her.
03:18Du kennst die Leute, deine Freunde sind da.
03:21Du unternimmst privat was mit den Leuten.
03:24Die Gemeinschaft und alles miteinander,
03:27das hat dich einfach geprägt fürs Leben.
03:30Das ist der Wahnsinn.
03:32Das kann ich mir nicht vorstellen.
03:34Das ist der Wahnsinn.
03:36Das kann man niemandem begreiflich machen,
03:39der so was nicht hat.
03:41So ein Verein, so eine Zusammengehörigkeit.
03:44Du kennst dich in und aus,
03:46wenn du ein kleiner Bub bist.
03:48Das ist Hammer.
03:50Ich weiß, es ist schwierig,
03:52aber können Sie da weiter zurückgehen von der Lautstärke?
03:56Versuchen Sie es mal.
03:58Der Seppi, der Dirigent, färbt stark ab.
04:01Der hat das ja unter anderem ermöglicht.
04:04Der treibt uns immer.
04:06Sein Motto ist immer Stillstand ist Rückschritt.
04:09Wenn man das Ziel erreicht hat, braucht man das nächste Ziel.
04:13Und wenn man das Ziel erreicht hat, braucht man das nächste Ziel.
04:17Komponist Lorenz Dangl soll das große Auftragswerk schreiben.
04:21Daher besucht er als Erstes die Ensembles,
04:24um sie kennenzulernen.
04:26Da habe ich heute schon relativ viel mitgekriegt
04:29und mir schon aufgeschrieben,
04:31was jetzt wirklich speziell dieses Ensemble angeht.
04:34Was ich mache, was ich vielleicht lieber nicht mache.
04:37Neue Ideen usw.
04:39Geheimtätigkeit.
04:41Das ist das, was ich gerne mache.
04:43Was ich vielleicht lieber nicht mache.
04:45Neue Ideen usw.
04:47Geheime Notizen.
04:49Ich glaube, viele Leute haben die irrige Annahme,
04:52dass Blasmusik-Ensembles oder in dem Fall Blas-Sinfonie-Orchester,
04:56dass die immer nur Märsche und Polka spielen.
04:59Das stimmt natürlich gar nicht.
05:01Ich habe ja vor, mich da ein bisschen in der Mitte zu platzieren
05:05stilistisch.
05:07Da kommt es mir entgegen,
05:09wie ich gerade im Gespräch in der Pause gehört habe,
05:12dass Blasmusik-Ensembles und Polka spielen.
05:14Damit kann ich was anfangen.
05:24Eine musikalische Postkarte aus Niederbayern.
05:27Auch wenn das Stück Silva Nigra heißt, Schwarzwald.
05:34Das ist natürlich eine große Sache für uns.
05:37Ole Hann ist super aufgewühlt.
05:39Man konzentriert sich auch noch ein bisschen besser.
05:42Er ist sehr motiviert,
05:44dass man möglichst einen guten Eindruck macht.
05:47Da freuen wir uns riesig, dass wir da dabei sein dürfen.
05:50Und wenn dann so Simon demnächst bei euch dirigiert?
05:53Ich habe mich nicht erkundigt.
05:55Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe mich nicht erkundigt.
05:58Ich habe mich einfach auf das komplette Projekt gefreut.
06:01Nicht nur auf irgendeinen Namen oder auf irgendeine bestimmte Person,
06:05sondern ich finde das komplette Projekt super cool.
06:08Verschiedene Blas-Orchester, Streicher, Profi-Orchester
06:11und dann am Ende ein Riesenkonzert mit 300 Musikern auf der Bühne
06:15und ein extrem komponiertes Stück.
06:17Da freue ich mich schon riesig auf das ganze Projekt.
06:20Das ist echt cool.
06:31Diese Tradition, die durch Generationen geht,
06:34das erinnert mich an die britische Brassband-Tradition.
06:41Das ist in der Familie.
06:55Wir müssen über Klarinetten sprechen.
06:57Ich bin mir sicher,
06:59ich treffe dieses Wochenende mindestens 1 Mio. Klarinetten.
07:03Normalerweise spielen die ja nicht so sauber.
07:06Man muss wirklich daran arbeiten.
07:08Das müssen wir ja schon mit den 3 oder 4,
07:10die wir im Nationalen Sinfonieorchester haben.
07:12Im Blas-Orchester sind die Klarinetten die ersten Geigen.
07:15Deshalb ist das so wichtig.
07:20Jugendblas-Orchester Markt Oberdorf.
07:23Wie viele Menschen passen in einen Raum?
07:26Ihr braucht gar niemanden mehr.
07:28Seid ihr schon genug?
07:30Hallo.
07:32Lauter Mädels.
07:34Da setze ich mich gerne zu euch irgendwo hin.
07:37Ich bin ganz ehrlich ein bisschen aufgeregt.
07:39Ganz schön eng, ja.
07:41Ich weiß ja auch noch, dass das ganz schön schweres Zeug ist,
07:44wenn man so ein sinfonisches Blas-Orchester spielt.
07:46Ich habe das selber auch jahrelang gemacht.
07:48Ich habe Respekt.
07:50Bettina Fang.
07:52Eine leichte Stimme.
07:54Das war mein Platz.
07:56Eine leichte Stimme.
07:58Richtig gesagt.
08:00Das war und bleibt mein Platz.
08:02Josef, Gustav.
08:04Team-Building-Maßnahme.
08:06Die Arme, nicht, dass ich was kaputt mache.
08:09Was mich auch am Sinfonieorchester begeistert,
08:11in dieser großen Klangmasse zu sitzen.
08:23Jetzt gehst du da rein und wirst mitspielen, oder?
08:26Ich biete es an.
08:28Ich weiß nicht, wie lange sie mich mitspielen lassen.
08:30Aber ich möchte es gerne probieren.
08:39Das Solo steht nicht in den Noten.
08:46Es war ab und zu so klein.
08:48Bloß beim 2. Mal spielen.
08:50Das war schon beim 1. Mal, dass man es schnell überwiegt.
08:53Das kann ich in meinen schlechten Augen nicht mehr sehen.
08:56Oder was 3-mal wiederholt wurde.
08:58Das hat mich auch mal kurz rausgebracht.
09:00Das hat mich auch mal kurz rausgebracht.
09:02Das hat mich auch mal kurz rausgebracht.
09:04Das hat mich auch mal kurz rausgebracht.
09:06Das ist herrlich, diese vielen Klarinetten,
09:08die sich alle ein bisschen reiben.
09:10Aber am Ende mischt sich es dann ganz gut weg, glaube ich.
09:13Ja, toll.
09:15Ich komme mir da 30 Jahre jünger vor.
09:22Ja, toll.
09:24Ich komme mir da 30 Jahre jünger vor.
09:36Ich freue mich vor allem darüber, Menschen zusammenzubringen, die alle die Musik lieben.
09:48Es geht darum, voneinander zu lernen und miteinander ins Gespräch zu kommen.
10:06Ich glaube, dass uns das auch wieder erinnert an unsere Ursprünge und an das, warum wir
10:12eigentlich uns für den Weg, Profimusiker zu werden, entschieden haben.
10:16Und ja, ich bin begeistert.
10:24Der Tag beginnt mit sehr alltäglichen Problemen.
10:30Heute habe ich in Eile eine Partitur zerstört, die wir brauchen.
10:36Ich hatte die Noten in einer kleinen Tasche mit einer Flasche Mineralwasser, und die war nicht zu.
10:46Wenn ich jetzt umblättern würde, hätte ich nur Fetzen in der Hand, weil alles zusammenklippt.
10:57Und man kann sich wirklich schnell verlesen mit den Taktarten, und dann waren wir das
11:01Ding an die Wand.
11:02Und wer wäre schuld?
11:03Nur der Dirigent.
11:06Mein Gott, ich werde heute viele Traktoren sehen.
11:15Ah, wow!
11:16Sommer!
11:17Yeah!
11:18Fantastisch!
11:19Fantastisch!
11:20Okay!
11:33Ja, einmal nur Simon vertrauen.
11:36Warum?
11:37Ich weiß nicht.
11:38Aber da, da, da, oh, es ist ein bisschen schneller.
11:42Das war super spannend.
11:43Also ich war total aufgeregt, schon heute Morgen.
11:46Und als der Simon kam, ist die Aufregung wirklich nochmal gestiegen.
11:49Und ich muss sagen, es ist echt ein ganz fantastischer Dirigent.
11:53Auch persönlich, privat, also er ist super sympathisch, hat eine richtig tolle Ausstrahlung
11:58und macht das richtig gut.
12:00Auch mit den jungen Leuten, das hat man wirklich gemerkt.
12:03Und dass er die Musik einfach liebt.
12:05Und das ist auch wirklich rübergekommen.
12:07Mit dem Orchester in München.
12:08Aber Sie sind nie still in Holz.
12:13Sie spielen immer ein bisschen.
12:15Und hier, da, da, da, es klingt, es scheint ein bisschen ernst.
12:25Nicht bewegen.
12:26Könnten wir einmal, da, da, da, ein bisschen bewegen?
12:31Knock someone over, it's not a problem.
12:33Ja, spielen für mich.
12:34One, two, three, four.
12:37Nur Klarinette.
12:38Ja, den Anfang.
12:40Aber total nicht still.
12:44Nicht God save the Queen.
12:47Oh, King.
12:52Eins, on.
12:58Das war sehr interessant.
13:02Es hat viel Spaß gemacht.
13:06Okay, da, da, bewegen.
13:08Ja, da, da, da, Tom and Jerry.
13:12Eins, on.
13:14Ja, besser, besser.
13:18Bewegt eure schönen Körper, die jünger sind als der meine.
13:23Also, mein musikalischer Ehrgeiz
13:25ist auf jeden Fall geweckt durch diese Probe heute.
13:28Und ja, da werde ich auf jeden Fall
13:30mit der Musik mich noch mehr beschäftigen.
13:32Weil das einfach total inspirierend war heute und total besonders.
13:39Fast gleich alt sind sie, das Dieselruss und der Dirigent.
13:43Wer älter ist, wird nicht verraten.
13:45What I loved was being a band leader.
13:53Und an so einem Ort mit so vielen Mexicanos.
14:01And we were all excited.
14:08It was such a wonderful feeling.
14:11Besonders gut hat mir gefallen,
14:13so nah bei den Musikern auf dem Anhänger zu sein.
14:16Ich konnte den Rhythmus dieser Musik genau hören.
14:29Als alter Perkussionist habe ich sofort gemerkt,
14:32die wunderbaren Zwischenklänge machen das gewisse Extra aus.
14:42Es ist die Auswahl der Kräuter, die in die Spaghetti-Sauce kommen,
14:46oder die Gewürze im Curry.
14:53Ich liebe diesen Spirit, zu spüren, wie gut sich alle kennen.
14:58Es ist sehr faszinierend, all die unterschiedlichen Stücke,
15:02die ich bekommen habe.
15:04Es sind Partituren von acht verschiedenen Komponisten.
15:08Von keinem hatte ich vorher irgendwas gehört.
15:11Was für eine unglaubliche Vielfalt der Musik,
15:14die es im Repertoire gibt.
15:16Es ist so, als würde man die Musik nicht hören.
15:19Es ist so, als würde man die Musik nicht hören.
15:22Es ist so, als würde man die Musik nicht hören.
15:26Es ist so, als würde man die Musik nicht hören.
15:31Es ist so, als würde man die Musik nicht hören.
15:35Warum?
15:38Warum spüre ich die W tense?
15:44Ich lebe wohl dort.
15:47In einem Ellerwechselfeld spiele ich mir sofort die Streichstücke.
15:52eine ganz neue Polka, die heißt Simmerl-Polka. Und der Simmerl, das ist die bayerische
15:59Verkleinerungsform von Simon. Süß.
16:22Musik
16:50Ja, da läuft sehr viel nach Gefühl, aber auch sehr viel hören, aufeinander hören.
17:03Der Dominik, der macht ganz oft mit uns Proben, wo wir auf die andere Register
17:08eben hören müssen. Zum Beispiel ist es oft so, dass er sagt, wir müssen den
17:12Nachschlag hören, also die Bässe. Und erst wenn wir den Nachschlag gehört haben,
17:16dann kommt der nächste Ton. Und so erarbeiten wir uns das Stück für Stück.
17:19Ich muss mich richtig zusammenreißen. Ich muss, wenn ich in den Lebenssitzen
17:23mitspielen kann, ich bin saumäßig beschäftigt, dass ich die Noten lesen kann
17:26bei dem Superlicht da drin. Aber das so mitmachen und das ist, weil du nach dem
17:32Dirigat gefragt hast, das ist, er vermittelt das genau in der
17:35Körpersprache. Wenn man das, es dauert ein paar Minuten, bis man sich darauf
17:39einstellt und es wird für euch dann wieder umgekehrt. Ihr seid es so gewohnt,
17:44ihr spielt, das ist der große Unterschied zu uns, wir haben jede Woche
17:47einen anderen Dirigenten. Und ihr spielt das ganze Jahr immer mit einem, ihr
17:51versteht euch blind, das merkt man sofort. Ich habe ungefähr in der zweiten oder
17:56dritten Minute, als wir hier saßen und das Ensemble angefangen hat zu spielen,
18:01meiner Nachbarin meinen Arm gezeigt, auf dem die Haare sich hochgestellt haben,
18:06weil ich zum ersten Mal diesen Klang gehört habe. Und diese ersten Minuten
18:12sind immer so ein bisschen heilig, wenn man so ein neues Ensemble kennenlernt.
18:15Und da war mir dann sofort klar, dass ich hier gut aufgehoben bin.
18:20Es ist echt interessant, die Musiker scheinen eine gute Zeit zu haben.
18:26Während sie gleichzeitig ein bisschen verschreckt sind von ihrem Leiter, so ein
18:31eher old school Dirigieren sieht man heute eigentlich gar nicht mehr.
18:45Ich habe geschaut, ob da nur Achtelnoten stehen.
19:15Natürlich sind es nur Achtelnoten, aber ihr spielt absolut keine Achtelnoten.
19:20Sie sind so zwischen zwei und drei. Dafür bete ich, wenn ich Maler dirigiere,
19:27dass die Leute diese Rhythmen haben, diesen Swing.
19:45Auf seine Art ist er ein Genie. Er sorgt für so eine Disziplin und Intensität,
20:04dass es fast schon wieder einfach wirkt, obwohl es das nicht ist.
20:08Was da zwischen den Noten passiert, ist rhythmisch so vertragt und komplex,
20:22dass das wahrscheinlich nur ein Fanatiker so kann.
20:24Sie spielen sehr nach dem böhmischen Stil und das ist so wichtig für die Werke von Gustav Maler.
20:35Wir tun Maler einen großen Gefallen, die Rhythmen genau so zu spielen, wie sie
20:49dastehen. Jeder Rhythmus ist nur ein wenig geschwungen, ein wenig verzerrt oder eingefärbt,
20:55aber genau so, wie sie es gemacht haben. Das war zutiefst beeindruckend.
21:00Und so war das immens beeindruckend.
21:06An diesem Abend fährt ein müder Maestro nach Hause. Müde, aber glücklich.
21:32Ich bin immer noch überrascht, wie schnell die Leute in diesem Land fahren dürfen,
21:43wenn sie wollen. Vor ein paar Tagen in München waren bei den Proben zum Maler Sechster Sinfonie
21:52mehr als 500 Mitglieder von verschiedenen Blasorchestern. Und wir haben uns alle
21:58getroffen und hatten einfach eine gute Zeit.
22:01Nach 62, 4, 5, 6, 7, 8, ja, 9 nach 62. In England haben wir immer gesagt,
22:16spiel doch einfach deutsch. Ich weiß heute hier nicht, was ich euch sagen soll. Naja,
22:21ihr wisst ja, was ich meine. Das Orchester konnte die anderen Musiker im Konzertsaal sehen,
22:31ich nicht. Aber ich konnte spüren, mit welcher Konzentration sie zuhören und auch,
22:36wie sie atmen. Man spürt das irgendwie mit dem sechsten Sinn.
22:40Was ich am meisten an diesem Orchester hier liebe, ist, dass sie eine extrem emotionale Gruppe sind.
23:00Das spürt man schon in den Proben. Der Moment, wo sie gemeinsam einem Gefühl nachspüren,
23:06wie sich die Atmosphäre im ganzen Saal ändert, wie die Musiker auf einmal anders atmen. Und man
23:15weiss, dass man an einem besonderen Punkt angekommen ist.
23:36Wie ein Fisch im Wasser. Oder sollen wir sagen, an der Angel, die Musiker?
23:52So viel tolle Musik kommt von der Volksmusik, gerade bei Mahler. Die bayerische Volksmusik
24:04ist nicht so weit weg von Mahler. Natürlich bedienen sich die grössten Komponisten an dem,
24:12was um sie herum ist. Und dann steht in der Isarphilharmonie die Zeit still.
24:34Wir reisen mit dem Projekt herum, um Menschen zu begegnen, für die Heimat ein sehr,
24:51sehr bestimmter Ort ist und eine sehr bestimmte Tradition. Und ich habe die letzte Zeit meines
25:00Lebens weit weg von meiner Heimat geliebt. Musiker sind ja von Natur aus so. Die Leute
25:06nennen das Gypsy-Lifestyle. Wir gehen von Ort zu Ort und sind da zu Hause, wo wir sind. Und
25:13wir können tiefe Verbindungen mit Leuten eingehen, die nicht am selben Ort sind und
25:17die wir vielleicht nur ein paar Mal im Jahr treffen.
25:20Es ist einfach eine andere Art von Leben. Aber wenn ich zu diesen Orten komme und dann sehe,
25:39wie verankert der Gemeinschaftssinn ist und die Zugehörigkeit, das berührt mich schon sehr.
25:49Und es macht mich auch ein bisschen traurig, weil wir das nicht so haben.
26:20Berlin im Januar. Besuch im Komponierhäusl bei Lorenz Dangl.
26:24Den Bauarbeiterleim kriegt ihr gratis.
26:34Das ist deine berühmte Filmmusik.
26:42Sehr musikalische Bauarbeiter.
26:53Still geht es zu, unter den Augen des großen Meisters.
27:02Das Interessante ist einfach der Klangkörper. Das ist wirklich eigentlich wie ein Experiment.
27:09Es gibt natürlich Events, wo man viele Leute zusammengebracht hat und die spielen ein Stück.
27:14Die spielen dann meistens Freude, Schöne, Gottes und Ähnliches. Aber dass man wirklich ein Konzert
27:22macht mit so einem Programm, das ist schon sehr besonders auf eine Weise. Die ursprüngliche Idee
27:29war ja wirklich, diese Kommunikation und diesen Austausch herzustellen. Und das ist für mich beim
27:35Schreiben wirklich auch immer wieder der Gedanke, dass ich versuche, nicht nur jetzt die sozusagen
27:42auf eine Bühne zu setzen, sondern dass die musikalisch, kompositorisch auch miteinander
27:45irgendwie agieren. Sechs Monate Arbeit für 30 Minuten Musik.
27:56Ich bin gerade an der ersten großen Klimax in dem ersten Teil und mache gerade Pauken
28:11und Perkussionen. Und jetzt versuche ich gerade, meine eigene Rhythmusstruktur wieder zu verstehen,
28:16damit ich weiß, was die Pauken tun sollen.
28:21Ich habe bei jedem Projekt einen Topf, wo die ungeschriebenen Noten gesammelt werden.
28:35Das ist ja total, alles was ich wegradiere, ist ja quasi später nicht im Berg.
28:39Die Symphonie der ungehörten Töne wird aber kurz. Im Kopf des Komponisten steht das Konzept.
28:47Skizzen der Struktur auf Papier. Und der Computer hilft dann, den Überblick zu bewahren.
28:53Dazu habe ich eigentlich immer hier diese Datei offen, wo einfach genau drin steht,
29:01wer wie viele Stimmen hat. Und zum Beispiel, ich glaube Gewinner sind die Klarinetten.
29:07Wir haben auf der Bühne 34 B-Klarinetten sitzen. Ist natürlich völlig unüblich.
29:15Gehen wir mal weiter hinten. Das hier bis hier ist Mackenlohe, die richtige Partitur und das ist die
29:28zusammengefasste. Diese Information bekommt Simon Rattle und so sieht es eigentlich aus.
29:37Also zum Beispiel hier sieht man, da spielen mindestens zwölf, vier, sechs, sieben Leute,
29:42spielen so eine Figur, die so ein bisschen verschachtelt ist. Alles was der Simon Rattle
29:47zu lesen kriegt, ist eine Linie und da steht plus Variationen, weil mehr Platz ist nicht.
29:52Und jetzt ist es ein riesen Musikmonster im positiven Sinne. Aber ich bin da relativ
30:04angstfrei, erstaunlicherweise muss man das vielleicht sagen, weil es mich einfach inspiriert
30:12und weil ich Lust drauf habe, da mit rum zu experimentieren. Ich habe wirklich großen
30:20zeitlichen Druck so, aber ich bin zuversichtlich, dass ich das in meinem Tunnel, in dem ich gerade
30:27stecke, dann hinbekomme. Nächste Runde Memmingen bei der Brassband Unterallgäu.
30:36Das ist eine Kochjacke. Genau das Richtige für einen, der gerne kocht.
30:51This is an ideal thing. Oh, look, here is a band.
30:58Einblicke in die Kunst des Spätzle hobelns.
31:23Und dann wird das so abgehobelt. Aber das ist Kunst.
31:29Von 100 Köchen können das vielleicht noch zwei, drei. Und umso dünner und umso feiner der Teig ist,
31:40umso feiner die Spätzle. Wollen Sie auch probieren? Nein. Ich nehme lieber den,
31:47das ist wie malen nach Zahlen. Das ist okay. Das beherrschen Sie in einer Perfektion.
31:53Als wenn Sie das schon oft gemacht haben. Zu dirigieren ist einfach.
31:57Das ist leichter. Ja, da muss man nur die Hände bewegen, oder wie?
32:01Ja, wir haben auch das Problem in Mahles Sechste mit BRSO. Letzte Woche, die Hörner,
32:19acht Hörner mussten Schalltritte aufspielen. Es ist immer wie ein Autounfall am Anfang.
32:28Aber ich liebe ... nicht zu schnell. Können Sie mir in Posaunen ... nicht zu oktoberfest.
32:39Nur ein bisschen französisch. Okay, super. Ihr spielt so gut. Das macht so einen Spaß mit euch.
32:52Also aus der Probe von heute nehme ich mit, dass Musik einfach eine Leidenschaft ist,
33:07dass man gemeinsam alles schaffen kann. Dass, ich glaube, alle unsere Herzen dafür brennen
33:12und dass man ganz viel erreichen kann und immer die Augen offen halten sollte.
33:22Nun, das war wirklich ein herzliches Willkommen von der Band. Und der Dirigent ist sehr cool und
33:34hip. Er hat gesagt, ich brauche eine junge Gruppe. Ich bin jung. Ich wollte sagen,
33:38so wie ich. Es schwamm drüber. Aber die können wirklich spielen.
33:51Bravo, ihr Jungs. Fantastisch.
34:09Ich hatte nicht geahnt, dass es so emotional wird. Ich war oft kurz vor den Tränen.
34:29Das war ein unglaublich großartiges Wochenende. Mit Menschen, die einen mit offenen Armen
34:36empfangen. Menschen, die ihre Musik liebend gerne teilen und einen fremden Ausländer
34:42gerne in ihrer Mitte aufnehmen.
34:44Natürlich habe ich viel gelernt, wie tief die Musik in der Kultur verwurzelt ist und wie jeder
35:10Ort seine eigene Tradition aufgebaut hat.
35:40Probe bei der Blaskapelle Möckenlohe. Heute gibt es die frischen Noten von Lorenz Dangl.
35:53Die Tinte auf dem Papier ist noch nicht trocken.
35:57Wir spielen ja oft Sachen, die der Harald Dominik für uns extra arrangiert hat. Und
36:02ich meine, der weiß genau, wie wir spielen und was wir können. Und das ist natürlich
36:06auch angepasst auf uns. Ja, da muss man flexibel bleiben.
36:10Also die letzten zwei Wochen habe ich mir zwei Assistenten Papier bzw. PDFs hergestellt,
36:21bis der Arzt kommt. Jetzt ist es da und ich bin natürlich wahnsinnig gespannt,
36:26wie das jetzt alles zusammengeht.
36:27GTR große Trommel, RCR war Rührtrommel, aber das setzt einfach näher. Und PTT Piazzi,
36:36Becken auf Italienisch.
37:07Stopp. 40 mit Auftakt. Er hat es jetzt rausgehabt mit den 5 Achteltakten.
37:12Natürlich gibt es auch in dem Stück so ein paar Lorenz Momente, zum Beispiel diesen
37:205 Achteltakt, der in keiner Blasmusik dieser Welt wahrscheinlich vorkommt. Und siehe da,
37:24das ist eine der schwierigsten Momente gewesen.
37:28Durch die vielen Taktwechsel ist es natürlich schon ungewohnt. Wir spielen zwar im Bayerischen
37:34auch Zweifache, wo jetzt mal Taktwechsel drin sind, aber es ist nie so viel, dass
37:40man von einem Dreiviertel in einen 5 Achtel und dann wieder in ein Zweiviertel wechselt.
37:44Das ist natürlich ungewohnt, da muss man schon sehr konzentriert sein. Das merkt man
37:47schon ordentlich.
37:48Eins, zwei, und.
37:58So, beim zweiten Mal, das hat zu spät gewesen. Im zweiten 5 Achteltakt. Ich erkläre es jetzt
38:13mit meinen Worten. Jetzt passt es auf. Zumindest die Rabensteiner kennen alle den Zweifacher
38:19ein einziges Hähnchen, ein einziges Ei. Das ist immer ein Viertel und Dreiviertel wechseln.
38:23Jetzt werden wir das mal weglassen mit unserer bayerischen Notation und ihr stellt euch nur
38:28praktisch vor, ein einziges Hähnchen, ein einziges Ei. Wir wollen hausen, wir sind unsere
38:32zwei, so heißt der Text. Also das ist immer eins, zwei, eins, zwei, drei, eins, zwei,
38:36eins, zwei, drei, eins, zwei, eins, zwei, drei. Also eine einzige Henne, die nur ein
38:41einziges Ei legt. Wie wollen wir hausen, also wie wollen wir leben, wenn wir unsere
38:45zwei sind.
38:46Den habe ich mir abgeguckt von euch. So hört übrigens das Stück auf, das Gesamte. Ich
39:08glaube im Gesamten ist es dann richtig cool. Also wenn die anderen Orchester auch dabei
39:11sind und es dann wirklich das Gesamte ist, so allein, wir sind momentan noch ein bisschen
39:16verloren, aber ich glaube, dass das zum Schluss ziemlich cool werden kann.
39:26Showpalast München, auf der Zielgeraden des symphonischen Horgast.
39:37Das fühlt sich für mich überhaupt nicht wie ein Jahr an, eigentlich viel, viel kürzer.
39:55Und natürlich ist, glaube ich, der Ehrgeiz bei unserem Orchester gestiegen, würde ich
40:00sagen.
40:02Und der Simon ist ein absolutes Genie. Also am Anfang habe ich das noch gar nicht so
40:08realisiert, wie mächtig und wie groß das Ganze eigentlich ist. Und je näher wir dann
40:13dem Endspurt heute gekommen sind, das kann man gar nicht in Worte fassen, weil es echt
40:18so cool ist.
40:31Das ist schwer in Worte zu fassen. Ich bin völlig überwältigt. Ich meine, wir fiebern
40:36jetzt seit gut zwei Jahren genau darauf hin und es ist eine Wahnsinnsfreude, dass wir
40:41jetzt hier sind.
40:42Wir haben unglaublich viele Umwege gehen müssen mit dem Projekt und es ist ein Riesenerfolg,
40:48dass es jetzt so auf die Bühne kommt.
40:51Also was wir mitnehmen, ist diese total offene, unvoreingenommene Freude am Musizieren. Und
40:58dann auch, also wirklich, wir können musikalisch wahnsinnig viel lernen. Weil bei uns geht
41:03natürlich viel um Ausdruck, aber immer auch so um Perfektion und geraden Rhythmus. Und
41:09was die mitbringen, ich vergleiche es immer mit dem Dialekt. Wir haben jetzt auch vier
41:14Ensemble aus ganz unterschiedlichen Regionen in Bayern und jeder spricht einen anderen
41:19Dialekt und es überträgt sich aber auf die Musik.
42:58Als Stadtkind war ich unglaublich beeindruckt, aufs Land rauszugehen und einfach diese umarmende
43:18Wärme und das Willkommen zu spüren. Darum geht es in dieser Musik und darum geht es
43:24auch in dem Projekt. Und wir sind jetzt, danach, so reich beschenkt.
43:41Ich habe Orchester immer als Gemeinschaft von Musikern gesehen, mit vielen verschiedenen
43:46Talenten, die sich zeigen und offenbaren. Und die Musik ist etwas, was man mit der Welt
43:52teilen sollte. Wir wollen unsere Musik leben, sie gedeihen und überdauern lassen. Und deshalb
43:59wollen wir, dass so viele Menschen wie möglich daran teilhaben. Wir haben gerade eine ziemlich
44:04große Familie bekommen. Dieses Baby ist größer, als wir es uns je hätten vorstellen können.
44:09Unvergesslich. Hoffentlich merken das alle, weil es wirklich von Herzen kommt.
44:52Applaus
45:22Musik