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Eine Dokumentation mit Wendegeschichten von Ostkindern. | dG1fNFR1c3BPMjhmQ0U
Transcript
00:00 Mitten im grauen November 1989 war das Unmögliche wahr geworden.
00:20 Die große, weite Welt stand offen.
00:23 Und mit einem Mal war alles bunt.
00:27 Bin ich in Deutschland angekommen.
00:31 Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Deutschland verlassen.
00:51 Die haben alle eine andere Sprache gesprochen, eine, die ich noch nie gehört hatte.
00:55 Ich habe noch nie in meinem Leben Französisch gehört.
00:58 Und Französisch ist so schön.
01:01 Also seitdem habe ich Französisch geliebt.
01:04 Was mich am meisten erstaunt hat, war, dass man nach Wannsee reinkam.
01:09 Und da zwei Tankstellen nebeneinander und gegenüber noch eine.
01:16 Ich kann mich nicht verstanden, warum da drei Tankstellen alle auf dem Haufen sind.
01:20 Und außerdem war eh eine Tankstelle.
01:23 Also, so ein Quatsch.
01:26 Habe ich mir was gewünscht aus dem Westen? Ja, habe ich.
01:30 Und zwar einen Rockman.
01:32 Wir sind ja in einer medienarmen Zeit, Kindheit aufgewachsen.
01:36 Und dann dieses Erlebnis, irgendwie Rockmusik auf dem Kopf zu haben.
01:42 Dass alles voll davon ist, während man rumlatscht.
01:46 Wow!
01:48 Und ich weiß noch, als wir das erste Mal im Westen in Wuhlwurst standen,
01:53 hatte das überhaupt nichts mehr mit diesem magischen Intershop zu tun.
01:57 Also diesen Wert, den diese Waren in diesem Intershop hatten,
02:01 das habe ich nie wieder gefunden.
02:03 Mit meinen beiden besten Freunden haben wir den Plan entwickelt,
02:06 wie den jeder Jugendliche entwickelt.
02:08 Wir machen jetzt eine Fahrradtour in die Ostsee.
02:10 Und dann war dieser Tag, wo dieser Produktwechsel war,
02:13 von Ostprodukte auf Westprodukte.
02:15 Wo die ganzen Läden feuernd sind. Das war dann auf unserer Fahrradtour.
02:18 Wir sind dann in irgendeinem Dorfkonsum.
02:20 Dann standen diese ganzen Sehnsuchtsprodukte in diesem Dorfkonsum.
02:23 Und wir drei hatten dann 3x50 Mark und kauften so eine Stiege Coca-Cola-Büchsen
02:28 auf einer Fahrradtour.
02:30 Und darauf waren dann so drei Riesentoblerone gestapelt.
02:33 # Frieden ist schön, die Kinder können zur Schule.
02:37 # Frieden ist schön, und die Eltern zur Arbeit gehen.
02:42 # Frieden ist schön. Ganz einfach.
02:46 Dass da irgendwie letzten Endes ein Kultur-Öko-Kosmos verloren gegangen ist,
02:55 der erforscht werden sollte.
03:00 Und auch diese Verlustschmerzen sollten erzählt werden, denke ich.
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