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Glasfaserausbau, E-Government, Digitalwirtschaft – Deutschland hinkt bei der Digitalisierung deutlich hinterher. Und droht damit seine Zukunftsfähigkeit zu verlieren.


Bürger, Betriebe, Schulen, Ämter – alle bräuchten ein stabiles schnelles Netz für neue Arbeitsformen. Behörden und Unternehmen müssten ihre Verwaltungen modernisieren.
In vielen gesellschaftlichen Gruppen hat das Umdenken noch gar nicht begonnen.

Digitalisierung im Arbeitsalltag

Arbeitsplatz: ein professionell ausgestattetes Streaming-Studio im Keller seines Hauses in Herne. Simon Schildgen ist einer von Deutschlands bekanntesten YouTubern, seine Live-Performances beim Simulationsspiel FIFA verfolgen rund eine Million Follower.
Doch 2022 musste er zeitweise offline gehen, weil die Upload-Leistung seines Internetanschlusses nicht mehr mitkam – für Freizeitgamer ist sowas ärgerlich, für professionelle Gamer wie Simon Schildgen eine wirtschaftliche Katastrophe:
"Mit jeder Unterbrechung im Stream verliere ich Zuschauer und damit reales Einkommen."

Gefrustet ist auch Patrizia Schick aus Meine in Niedersachsen. Die freiberufliche Fotografin muss ihren Kunden regelmäßig große Mengen von Bilddateien zur Verfügung stellen.
Doch für die benötigte Internetgeschwindigkeit wohnt sie auf der falschen Straßenseite.
Denn während die Häuser gegenüber von einem privaten Investor Glasfaser ins Haus gelegt bekamen, wurde das Viertel, in dem Schicks wohnen, durch ein kompliziertes Förderprogramm ausgebremst.
Seit mehr als drei Jahren warten Familie Schick und ihre Nachbarn darauf, dass sich endlich was tut.

Missstände in Deutschland

In einer vom ZDF in Auftrag gegebenen Civey-Umfrage (Stand: April 2023) halten mehr als drei Viertel der Befragten die Digitalisierung für den Wirtschaftsstandort Deutschland für wichtig (19,2 Prozent) bis sehr wichtig (58,8 Prozent).
Doch genauso viele bewerten den aktuellen Stand der Digitalisierung mit schlecht (43,5 Prozent) bis sehr schlecht (34,2 Prozent).

Digitalisierung bedeutet jedoch mehr als schnelles Internet für alle Verbraucher. Vielmehr sind ein radikales Umdenken und eine Neustrukturierung von vielen Prozessen gefordert.
In den meisten Ämtern und Behörden wird aber immer noch gearbeitet wie Ende des letzten Jahrtausends: mit viel Papier und Faxgeräten.

Als Studentin Jana Bültge im September 2021 ihren BAföG-Antrag endlich online stellen konnte, musste sie fünf Monate auf die Bewilligung und ihr Geld warten.
Denn die Antragstellung war zwar digitalisiert worden, nicht aber die weiteren Schritte des Prozesses.
Das bedeutet: Alle online eingegangenen Anträge wurden händisch ausgedruckt, auf Vollständigkeit geprüft und schließlich abgeheftet.
Jana Judisch, Pressesprecherin und Vorsitzende des Studierendenwerks Berlin, sagt: "Wenn man die Antragstellung digitalisiert, ohne im dahinter liegenden Prozess eine E-Akte anzulegen, ist das Digitalisierung ad absurdum.
So ist Frust auf allen Seiten vorprogrammiert." (02.08.2023)

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