• vor 8 Jahren
Holger Strohm im Gespräch mit Michael Friedrich Vogt. Die Verbindung Hollywood – Mafia blickt auf eine langjährige und sehr einträgliche Liaison zurück. Häufig produzierte die Mafia Filme für Hollywood und ließ auch echte Gangster auftreten. Bereits in den 30er Jahren brachten führende Hollywood-Studios Hunderte Mafiafilme heraus. Oft nahmen sie direkten Einfluß auf das Drehbuch, um Mafia-Gangster zu glorifizieren.

Bugsy Siegel, Auftragsmörder der Mafia, gleichzeitig Filmschauspieler in Hollywood und Frauenheld, war Liebling von Filmstars und Aristokratinnen. Mafiosi Stompano war Geliebter des Hollywood-Filmstars Lana Turner. Und „old blue eye“, Frank Sinatra, sang seinem Kumpel und Cosa-Nostra-Boss, Lucky Luciano, des Öfteren ein Ständchen vor, um ihm die Zeit zu vertreiben. „Focus“ beschrieb die bizarre Medienkollaboration, die die Mafia aufgebaut hatte: „Die Verbrecherorganisation half den Produktionen nicht nur heimlich mit Rat und Tat, sondern inszenierte sich auch gern selbst nach dem Leinwand-Vorbild.

Doch ‚Mafia‘ ist längst nicht etwas, was auf Italien, die USA und pseudoaromatische Hollywoodfilme reduziert werden kann und darf. Die Mafia ist direkt nebenan, unter uns, in Berlin und natürlich in erster Linie in Brüssel und hat unser Leben auf einer ganz anderen Ebene fest im Griff. Im Raubtierkapitalismus der Globalisierung hat die Mafia die Börsen übernommen und macht rücksichtslos Gewinne. Durch Kapitalmanipulationen, Verbrechen, Spekulationen, Korruption, Gier und das völlige Versagen der Politik wurden Spekulationsblasen geschaffen, die selbst für hochqualifizierte Experten kaum durchschaubar sind bzw. durch die Manipulation der Medien kaum durchschaubar gehalten werden.

Es geht um die Macht von Mafia, Banken, Wirtschaft und deren Einfluß auf Lobby, Politik und Medien, um die Frage, wer die jüngsten Finanzkrisen verursacht hat und welche Bedeutung dabei Globalisierung, die EU und der Euro im ganz großen Geschäft spielen. Daß der Euro nie hat funktionieren können, war von Anfang an klar – doch Mafia, Großkapital und Bilderberger haben ihn als Macht- und letztlich Zerstörungsinstrument durchgesetzt. Nicht – so Holger Strohm – die Parlamente regieren, sondern die Bankenmafia. Dabei sind „Hilfspakte“, „Rettungsschirme“, „Strukturfonds“ etc. nur Instrumente der Ausbeutung und Umverteilung von allen auf wenig, von fleißig auf reich bzw. ganz reich.

„Die eigentlichen Ursachen der Krisen und Konflikte werden kaum debattiert, die Anpassung an den Finanzkapitalismus wird als „alternativlos“ hingestellt. Die wenigen Damen und vielen Herren der Welt, die sich als „Masters of Univers“ verstehen, kennen nur die öffentliche Verschuldung, verdammen Griechenland und diktieren den Gesellschaften ein kaltes Einspar- und Kürzungsprogramm, das die betroffenen Menschen demütigt und hoffnungslos macht. Zum Kern wollen sie erst gar nicht vorstoßen.

Was wir brauchen, ist eine Bewegung, die gegen die Uniformiertheit der Bürger und die dogmatische Scholastik des Neoliberalismus ankämpft. Holger Strohm, der in der Energiepolitik ein Pionier der Anit-Atomkraftbewegung war, gehört erneut zu den Aufklärern, die die Verhältnisse und Sachzwänge nicht hinnehmen wollen, sondern gegen die Konzentration, den Egoismus und die Gier wirtschaftlicher Macht die Perspektive einer solidarischen und freien Zukunft setzen, die gegen die Entleerung der Demokratie durch die globalen Banken und Unternehmen für mehr soziale Demokratie und eine starke Zivilgesellschaft streiten.

Für Strohm ist es republikanische Bürgerpflicht, daß wir uns gegen den neoliberalen Casinokapitalismus wehren, der die Welt spaltet und gegen die flotten Geldhändler, die Milliardensummen sekundenschnell um den Erdball jagen und die Demokratie in die Kulisse verschieben. Auch heute brauchen wir – der Wohlfahrtstaat – eine soziale Utopie, deren Praxistauglichkeit sich in der globalen Welt beweisen muß. Dafür muß das neoliberale Einheitsdenken nicht nur kritisiert, sondern müssen vor allem die Ursachen und Zusammenhänge verstanden werden, die zum Finanzkapitalismus und zur Demontage der sozialen Demokratie geführt haben. Dann bedeutet Politik nicht mehr bloßes Krisenmanagement, sondern der sozial-ökologische Umbau.“ (Michael Müller, Parlamentarischer Staatssekretär a. D.)

Category

🗞
News