Burkhart Veigel, der Mann mit dem Freiheitsgen

  • vor 10 Jahren
Unbeirrbar wandelt Burkhart Veigel auf den Spuren der Berliner Mauer. Er gilt als einer der erfolgreichsten Fluchthelfer als einer der erfolgreichsten Fluchthelfer und brachte insgesamt rund 650 Menschen in den Westen, durch Tunnel, mit Fluchtautos und gefälschten Pässen. Der 76-Jährige organisiert Führungen zum einzigen noch zugänglichen Tunnel in der Heidelberger Straße, unmittelbar am ehemaligen Grenzverlauf zwischen den Berliner Stadtteilen Treptow und Neukölln. Als Auslöser für sein Handeln nennt Veigel seinen Freiheitsdrang, er nennt es auch das Freiheitsgen.

Burkhart Veigel: “Mein Anliegen dabei ist, dass diese Geschichte nicht vergessen wird, dass man sich noch erinnert, dass damals – es ist ja noch nicht so lange her – ein paar Meter neben uns eine wirklich absurde Diktatur dagewesen ist, wo man nicht denken durfte, wo man nicht sagen durfte, was man wollte, wo es keine Diskussionen gab. Das ist für mich eine Sache, die für mich undenkbar ist.”

Beim Bau der Mauer war Veigel 23 Jahre alt und Medizin-Student in West-Berlin. Mit einem westdeutschen Pass konnte er, anders als die Westberliner, leichter in den Osten reisen – und wurde zu einem der erfolgreichsten Fluchthelfer durch die Mauer in Berlin. Die Stasi beobachtete seine unliebsamen Aktivitäten genau und versuchte zwei Mal erfolglos, ihn zu entführen.

Burkhart Veigel: “Durch alle 75 Tunnel in Berlin, von denen nur 19 gelaufen sind, also, 19 waren nur erfolgreich, sind vielleicht 300 Menschen in Freiheit gekommen. Durch die ganze Kanalisation vielleicht 800, durch Pässe 10.000. In den Stasiakten steht zweimal drin, dass meine Passfälschungen von Originalpässen nicht zu unterscheiden gewesen wären. Also, ich habe mein Metier beherrscht, ich habe meinen Job gekonnt.”

Als am 9. November 1989 die Mauer fiel, erfuhr Burkhart Veigel die Nachricht im Fernsehen wie so viele andere Menschen auf der Welt.

Burkhart Veigel: “Ich habe natürlich nur stundenlang geheult am Fernsehen und weil mich das natürlich so bewegt hat. Das war genau das, was ich eigentlich wollte. Ich wollte Freiheit für die Menschen. Plötzlich sind die Menschen frei. Das ist, war ja für mich das Erlebnis meines Lebens. Und da haben mich auch meine Kinder am nächsten Tag gefragt, ja warum weint der Papa so. Und da habe ich ihnen zum ersten Mal erzählt, was ich da gemacht habe.”

1969 zog nach Hannover und ließ sich später als Orthopäde in Stuttgart nieder. Seit 2007 lebt er wieder nach Berlin, um über seine Zeit als Fluchthelfer zu berichten und über die Nachkriegs-DDR zu forschen. Seine Erinnerungen hat er in dem Buch “Wege durch die Mauer” niedergeschrieben.

Weitere Informationen gibt es auf der Websteite Fluchthilfe.de.

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