Polen/Gazprom: Wer hat an der Gas-Uhr gedreht?

  • vor 10 Jahren
Wegen der Ukraine-Krise und des schwachen Rubels
ist der Gewinn des russischen Energieriesen Gazprom massiv eingebrochen. Im ersten Quartal 2014 sei der
nach internationaler Rechnungslegung (IFRS) bilanzierte Überschuss um 41 Prozent auf 4,64 Milliarden Euro gesunken, so das Unternehmen – obwohl der Umsatz um rund sieben Prozent auf 32,3 Milliarden Euro stieg

– unter anderem ein Ergebnis der Senkung des Gaspreises für die Ukraine in dieser Zeit um ein Drittel, so das staatlich kontrollierte Unternehmen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte den Gaspreis gekürzt, nachdem sich der Nachbarstaat von einem Assoziierungsabkommen mit der EU zurückgezogen hatte. Nach dem Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch hob Gazprom den Preis im April wieder um 80 Prozent an. Seit Mitte Juni liefert Gazprom wegen ausstehender Zahlungen kein Gas mehr an die Ukraine.

Der polnische Monopol-Energiekonzern (PGNiG) hatte am Mittwoch 45 Prozent weniger Gaszufuhr gemessen als mit Gazprom vereinbart. Seit Montag seien die Lieferungen um bis zu 24 Prozent geringer ausgefallen.

Betroffen seien alle drei Gasleitungen, durch die russisches Gas über Weißrussland und die Ukraine nach Polen fließe.

PGNiG-Sprecher Rafal Pazura:

“Wir haben schließlich 45 Prozent weniger gemessen als vorgesehen. Schwer zu sagen, woran das liegt.Gazprom hat bisher nicht auf unser Schreiben geantwortet, noch haben wir keine Reaktion. Wir gehen von technischen Problemen aus.”

Auch die Slowakei klagte am Donnerstag, bei ihr kämen zehn Prozent weniger aus der Leitung. Gazprom dazu: Wir haben nichts geändert.

Die EU-Kommission ist alarmiert. Kommissar Günther Oettinger kündigte eine Strategie an, zur mittelfristigen Versorgungssicherheit und für diesen Winter.

Marlene Holzner, Sprecherin der EU-Kommission:

“Die polnischen Behörden sagen uns: Die Gasströme aus Russland haben abgenommen. Zum Gasstreit haben wir ein trilaterales Treffen vorgeschlagen zwischen den russischen Partnern, den ukrainischen Partnern und uns, und das wird am 20. September in Berlin sein.”

“Deswegen müssen wir uns in Deutschland noch lange keine Pullover stricken”, entwarnte Eon-Chef Johannes Teyssen nach Medienberichten (“Stuttgarter Zeitung”). Eine Zuspitzung könne es nur geben, wenn auch die Ostseepipeline und die Leitungen durch Weißrussland und Polen betroffen wären.

su mit dpa, Reuters