Ein Supervulkan rumort bei Neapel. Ein Ausbruch hätte katastrophale Folgen für ganz Europa. Einige Forschende warnen bereits. Wie kurz stehen wir vor dem Inferno?
Harald Lesch reist zu den Phlegräischen Feldern, einem unterirdischen Vulkansystem, um sich selbst ein Bild zu machen: Er fragt Forschende, warum es so schwierig ist, genaue Vorhersagen über den Ausbruch des Supervulkans zu treffen und redet mit Menschen, die ein Leben auf dem Vulkan führen. Wie groß ist die Gefahr wirklich? Wie verlässlich sind die Vorhersagen der Wissenschaftler und welche Vorbereitungen werden bereits getroffen, um gegen die Katastrophe gewappnet zu sein?
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Moderation: Harald Lesch
Buch und Regie: Juri Köster
Ton: Timo Selengia
Mischung: Stefan Buchner
Musik: Julian Heidenreich
Kamera: Ralf Heinze
Schnitt: Jürgen Boll
Animationen: Moods in Pictures
Maske: Thomas Müller-Licht
Aufnahmeleitung ZDF: Christian Frommeyer
Producerin (Neapel): Stefanie Sonnentag
Produktionsleitung Caligari: Stefanie Schollmeier
Produktionsleitung ZDF: Moritz Bömicke
Produzent Caligari: Friedrich Steinhardt
Redaktion: Christina Schrader
Archiv: Shutterstock, Getty, Alamy, Isak Finnbogason, LocalTeam IT
Dieses Video ist eine Produktion des ZDF, in Zusammenarbeit mit Caligari Entertainment.
Harald Lesch reist zu den Phlegräischen Feldern, einem unterirdischen Vulkansystem, um sich selbst ein Bild zu machen: Er fragt Forschende, warum es so schwierig ist, genaue Vorhersagen über den Ausbruch des Supervulkans zu treffen und redet mit Menschen, die ein Leben auf dem Vulkan führen. Wie groß ist die Gefahr wirklich? Wie verlässlich sind die Vorhersagen der Wissenschaftler und welche Vorbereitungen werden bereits getroffen, um gegen die Katastrophe gewappnet zu sein?
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SpaßTranskript
00:00Musik
00:29Ich stehe hier an der Bucht von Neapel auf dem Monte Nuobo, einem 130 Meter hohen Krater.
00:35Da drüben, der Kraterrand, ist ca. 400 Meter von hier entfernt. Hier war früher alles flach.
00:44Dieser Krater entstand vor ca. 500 Jahren beim letzten großen Ausbruch, innerhalb von nur wenigen Tagen.
00:51Jetzt werden Sie sagen, naja, das ist lange her und nach Gefahr sieht es hier wirklich nicht aus.
00:54Aber die Anzeichen verdichten sich, dass es wieder zu einem Ausbruch kommen könnte.
01:00Und das wäre eine echte Katastrophe für die knapp 5 Millionen Menschen, die im Großraum Neapel leben.
01:09Obwohl die italienische Großstadt eher bekannt ist für ihre Nähe zum Vesuv, liegt die viel größere Gefahr etwa 30 Kilometer entfernt.
01:18Die Phlegräischen Felder. Ein Vulkangebiet, das sich über 100 Quadratkilometer ausbreitet
01:26und unter dessen Oberfläche gewaltige Mengen an Magmaschlungen.
01:32Die Phlegräischen Felder gelten gemeinhin als der gefährlichste Vulkan Europas,
01:37dessen Ausbruch die Dimension eines Supervulkans erreichen könnte.
01:422024 häuften sich dann die Meldungen, dass das gewaltige unterirdische Vulkanfeld wieder vor einer Eruption stehen könnte.
01:50Denn es wurden die stärksten Erdbeben seit 40 Jahren gemessen.
01:56Die Forscherinnen und Forscher stehen unter extremen Druck, denn sie müssen einschätzen,
02:01wie stark der Ausbruch werden könnte und wann evakuiert werden muss.
02:11Weltweit sind über 1200 Vulkane aktiv.
02:16Und bei jedem Ausbruch offenbaren sich die gewaltigen Kräfte aus dem Inneren unserer Erde.
02:24Die Folgen eines Ausbruchs der Phlegräischen Felder wären fatal.
02:28Wir müssen die Gefahr deshalb ständig im Auge behalten. Sicher ist, der nächste Ausbruch wird kommen. Nur wann?
02:36Die Phlegräischen Felder sind kein gewöhnlicher Vulkan mit nur einem Vulkankegel über der Erdoberfläche.
02:42Stattdessen gibt es hier viele alte Grater auf dem Vulkanfeld. Alles Zeugen früherer Ausbrüche.
02:48Auch der Montenuobo, auf dem ich stehe, ist einer von ihnen.
02:51Von oben kann man die ehemaligen Ausbruchsgrater, sogenannte Kalderen, gut erkennen.
02:58Über 60 Ausbrüche allein innerhalb der letzten 15.000 Jahre formten die Landschaft.
03:03Die verheerendsten Eruptionen fanden vor 15.000 und 39.000 Jahren statt.
03:11Die hohe vulkanische Aktivität in Italien lässt sich durch die Bewegung der Kontinentalplatten erklären.
03:18Tief im Untergrund schiebt sich die afrikanische unter die eurasische Platte.
03:23Und dabei baut sich ein extrem hoher Druck auf, Magma wird durch die Erdkruste gepresst.
03:27Die mögliche Folge? Ausbrüche mit riesigen Aschewolken.
03:45Wie 1991, als der Pinatubo auf den Philippinen am 15. Juni regelrecht explodierte.
03:53Es war einer der größten Vulkanausbrüche des 20. Jahrhunderts.
03:57Die gewaltigen Mengen an Asche- und Schwefeldioxid verdunkelten die Atmosphäre
04:02und führten in den Monaten danach zu einer globalen Temperaturabsenkung von knapp 0,5 Grad Celsius.
04:11Als 2010 der Eyjafjallajökull auf Island ausbrach, kam es noch zu ganz anderen Auswirkungen.
04:18Eine Aschenwolke legte für eine Woche den Flugverkehr in Teilen Nord- und Mitteleuropas lahm.
04:28Ein Blick in die Vergangenheit lässt uns mögliche Folgen erahnen, sollten die phlegräischen Felder wieder ausbrechen.
04:36Bei der größten Eruption vor gut 39.000 Jahren breitete sich die Aschenwolke bis in die russische Steppe aus.
04:51Südosteuropa war mit einer Ascheschicht von über einem Meter bedeckt.
04:57Damals sank die globale Temperatur um mehrere Grad Celsius. Über Jahre.
05:04Kälte und Nahrungsmangel entwickelten sich zu einer ernsten Bedrohung für Mensch und Tier.
05:13Die Stärke eines Vulkanausbruchs wird anhand des Vulkanexplosivitätsindex VEI eingeordnet.
05:20Er hängt unter anderem ab von der Menge des ausgeschleuderten Materials, aber auch von der Höhe der Eruptionssäule,
05:26also der aufsteigenden Wolke von Lava, Asche und Gasen.
05:30Die größten Ausbrüche der Geschichte mit globalen Auswirkungen wurden den Stufen 7 und 8 VEI zugeordnet.
05:37Sie fallen in die Kategorie Supervulkane.
05:41Der Ausbruch des isländischen Eyjafjallajökull 2010 liegt nur bei Stufe 4.
05:48Der legendäre Vesuv-Ausbruch im Jahr 79 n. Chr. mit der Zerstörung Pompejs steht im Vergleich auf Stufe 5.
06:01Die Katastrophe des Pinatubos 1991 erreicht sogar Stufe 6.
06:09Die größte Eruption der Phlegräischen Felder vor gut 39.000 Jahren soll bei knapp 7 gelegen haben.
06:15Deshalb gelten die Felder als Supervulkan.
06:19Zu den größten Supervulkanausbrüchen zählt der Toba auf Sumatra vor 79.000 Jahren mit VEI 8.
06:31Der Vulkanexplosivitätsindex erfasst nur bedingt, wie gefährlich ein Vulkanausbruch für uns Menschen tatsächlich ist.
06:38Die größte Gefahr droht ohnehin dort, wo Menschen in unmittelbarer Nähe zu Vulkanen leben.
06:42Und das ist erstaunlich oft der Fall.
06:47In der Vergangenheit siedelten Menschen häufig in unmittelbarer Nachbarschaft von Vulkanen.
06:53Dort war es meist etwas wärmer und der Boden besonders fruchtbar.
06:57Heute leben etwa weltweit 800 Millionen Menschen in gefährdeten Städten, z.B. in Mexico City bei dem Vulkan Popocatepetl.
07:05In Seattle neben dem Mount Rainier oder in Tokio nahe dem Fuji.
07:15Und auch hier in der Bucht von Neapel.
07:24Auf den phlegräischen Feldern leben rund 500.000 Menschen.
07:29Auch Pozzuoli wurde auf dem Vulkanfeld erbaut und es wird noch immer gebaut.
07:32Das ist kaum zu glauben. Eine halbe Million Menschen gehen das Risiko ein und leben auf einem Supervulkan.
07:39Also quasi auf einem Pulverfass.
07:41Damit sind die phlegräischen Felder das am dichtesten besiedelte und mit Abstand gefährlichste Vulkanfeld Europas.
07:47Das Leben der Menschen hier kann von einem Tag auf den anderen in einer Katastrophe enden.
08:03Hier wohnt niemand mehr. Alles steht verlassen.
08:11Rione Terra ist ein Lost Place, eine Geisterstadt, mitten im Zentrum von Pozzuoli.
08:20Wie es dazu kam, will ich von Antonio Isabetini erfahren.
08:25Er ist als Kind hier aufgewachsen, bis ein Ereignis sein Leben schlagartig verändern sollte.
08:31Anfang 1970 bebt die Erde. Risse ziehen sich durch die Wände der Gebäude.
08:40Noch ahnt niemand, was passieren wird. Bis zum Morgen des 2. März 1970.
08:47An jenem Morgen kam plötzlich eine Kolonne von Armeelastwagen und umzingelte ganz Pozzuoli.
09:04Beamte drangen in die Häuser der Bewohner ein, die sich plötzlich aus ihrem Viertel vertrieben sahen,
09:10wegen einer angeblichen unmittelbaren Gefahr.
09:24Das komplette Viertel mit mehr als 500 Haushalten wird für unbewohnbar erklärt.
09:303000 Menschen haben gerade noch Zeit, ein paar Habseligkeiten zusammenzupacken.
09:36Also wenn ich mir vorstelle, zu mir kommt morgens jemand und sagt, du musst jetzt sofort raus. Das ist ja wie ein Einschlag gewesen.
09:45Es war tatsächlich ein Trauma für die Bewohner, weil es sie völlig unvorbereitet getroffen hat.
09:53Wir wussten nicht, was passieren würde und innerhalb von zwei Tagen wurde Rione Terra vollständig geräumt.
10:05Die Bewohner durften nie mehr zurückkehren. Seit gut 50 Jahren steht das Viertel nun leer.
10:11Pläne der letzten Jahre, es in eine Hotelanlage umzuwandeln, stecken in der Entwicklung.
10:16Gerüchten zufolge soll es von Anfang an weniger um die Sicherheit als um Bodenspekulationen gegangen sein.
10:22Auch heute, 55 Jahre später, gibt es viele offene Fragen, ob es wirklich notwendig war, die Menschen wegzuschicken.
10:38Zumal hier nichts passiert ist.
10:42Deshalb gibt es viele Hypothesen über die Gründe, warum der Staat, der Katastrophenschutz und das Militär diese Menschen vertrieben haben.
10:53Auf Wiedersehen!
10:56Ciao!
11:03Rione Terra ist kein Einzelfall. 1976 evakuierte man unter chaotischen Bedingungen auf der Karibikinsel Guadeloupe knapp 70.000 Menschen,
11:14wegen eines vermeintlich bevorstehenden Vulkanausbruchs.
11:18Über Monate dürften die Menschen nicht in ihre Häuser zurückkehren, obwohl die eigentliche Katastrophe ausblieb.
11:22Zwar bebte die Erde und große Dampfwolken traten aus, aber der Vulkan schwieg.
11:28Der Druck auf die Forscherinnen und Forscher ist durch solche umstrittenen Vorhersagen extrem gestiegen.
11:33Ihre Aussagen können vielen Menschen das Leben retten oder dazu führen, dass völlig umsonst wirtschaftliche Schäden in Millionenhöhe entstehen.
11:41Das sind natürlich Risiken, die kaum jemand eingehen will.
11:44Deshalb gibt es nur wenige Orte, wo so intensiv auf der Welt an Vulkanen geforscht wird, wie hier in der Bucht von Neapel.
11:51Die Gefahren durch Vulkanausbrüche sind hier fest in das kollektive Bewusstsein eingebrannt.
11:58Jedes Schulkind kennt den Untergang von Pompej, ausgelöst durch einen Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus.
12:071841 gründete man an den Hängen des Vesuvs das erste Vulkanforschungsinstitut der Welt, das Observatorio Vesuviano.
12:18Inzwischen forscht man am Vulkanologischen Institut in Neapel, das dem INGV, dem Nationalen Forschungsinstitut, angegliedert ist.
12:28Im Fokus die Früherkennung bevorstehender Ausbrüche.
12:32Ich treffe Mauro De Vito, Geologe und seit 2022 hier Direktor.
12:39Dieser Raum ist 24 Stunden und 365 Tage im Jahr besetzt.
12:45Also auch über Nacht?
12:48Ja, genau.
12:50Hier können Sie alle seismischen Signale der drei aktiven Vulkane der Bucht sehen.
12:56Vesuv, Flegreische Felder und auf Ischia.
13:00Auf den Monitoren wird auch die Frequenz der Erdbeben angezeigt.
13:04Denn es ist wichtig, nicht nur die Lage, sondern auch die spezielle Charakteristik der Erdbeben zu überprüfen.
13:27Heftige Erdbeben können einen bevorstehenden Vulkanausbruch ankündigen.
13:31Im Mai 2024 war man alarmiert.
13:34Die Beben erreichten mit 4,4 auf der Richterskala die höchsten Werte seit über 40 Jahren.
13:41Wichtigste Frage, was passiert da genau im Untergrund?
13:47Auffälligkeiten in den Daten können auf aufsteigendes Gas oder Magma zurückgehen.
13:53Die Art und Form der Bodenbewegungen ist entscheidend.
13:58Das heißt, Sie wollen ein möglichst vollständiges Bild von den Orten mit besonderer Aktivität bekommen?
14:07Genau, das ist wichtig. Wir wollen alles im Zusammenhang sehen.
14:12Die Erdbeben, die Bodenverschiebungen, die Gasaustritte und so weiter.
14:18Das bedeutet also, wenn eine bestimmte Kombination von Kriterien erfüllt ist,
14:22dann wird eine Art Standardprotokoll ausgelöst und jemand wird verständigt?
14:29Der Katastrophenschutz ist ständig mit diesem Telefon erreichbar.
14:34Eine Standleitung führt direkt in den Notfallüberwachungsraum der nationalen Katastrophenschutzbehörde.
14:44Droht wirklich ein Ausbruch der phlegräischen Felder, entscheidet nun der Katastrophenschutz.
14:49Ob evakuiert werden muss.
14:53Man unterteilt in zwei Zonen. Rot bedeutet höchste Gefahr durch Lavaströme und Explosionswolken.
15:00Hier muss sofort geräumt werden.
15:03In der gelben Zone könnte Ascheregen niedergehen. Die Sicherheit der Bewohner ist ebenfalls bedroht.
15:10Die gesamte Evakuierung ist eine große Herausforderung.
15:14Um die rund eine Million Menschen im Ernstfall rechtzeitig in Sicherheit zu bringen,
15:19muss regelmäßig geübt werden.
15:28Allein in 2024 registrierten die Forscherinnen und Forscher über 6500 Erdbeben in der Region.
15:36Von einigen starken Beben abgesehen, waren die meisten jedoch relativ harmlos.
15:41Die Menschen haben sie kaum gespürt.
15:49In Pozzuolis sind die Spuren von Erdbeben deutlich zu sehen.
15:53Doch die Menschen hier gehen damit recht entspannt um.
15:56Fast scheint es, dass sie sich an das Leben auf dem Supervulkan gewöhnt haben.
16:01Am Hafen finden sich noch weitere Hinweise, dass es im Untergrund rumuhrt.
16:06Der Wasserstand ist extrem niedrig. An manchen Stellen lässt sich sogar der Boden erkennen.
16:11Was sind hier die Auswirkungen, wenn die Erde unter den Füßen so aktiv ist?
16:15Und was sind die Ursachen? Das bespreche ich jetzt mit Dr. Anna Tramelli, einer Seismologin vom INGV.
16:22Sie hat die Frage gestellt.
16:25Was ist mit den Erdbeben?
16:28Was ist mit den Erdbeben?
16:31Was ist mit den Erdbeben?
16:34Was ist mit den Erdbeben?
16:36Das bespreche ich jetzt mit Dr. Anna Tramelli, einer Seismologin vom INGV.
16:41Anna, was ist denn hier im Hafen los? Der Pegel ist schon sehr niedrig. Ist das normal?
16:48Ja, für die phlegräischen Felder ist es normal, denn hier gibt es das besondere Phänomen des Bradyseismus.
16:56So bezeichnet man eine langsame Bewegung des Bodens.
17:00Dieser Poller zum Beispiel ist neu. Eine Reihe alter Poller lagen viel höher.
17:06Das da hinten ist die Kaimauer des alten Hafens, die aber irgendwann nicht mehr nutzbar für Boote war.
17:14Diese alten Poller in der ehemaligen Hafenmauer übersieht man leicht.
17:19Kaum zu glauben, dass in dieser Höhe mal die Schiffe anlegten.
17:23In den letzten 75 Jahren ist der Boden unter dem Stadtzentrum von Pozzuoli in Stufen um mehrere Meter angestiegen.
17:31Und dieses Phänomen setzt sich weiter fort.
17:38Innerhalb des alten Hafens baute man deshalb eine neue, niedrigere Kaianlage, die jetzt auch schon wieder zu hoch zu werden droht.
17:48Könnte die Bodenhebung auch ein Zeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch sein?
17:56Der letzte Ausbruch fand am Monte Nuovo statt, dem Berg dort im Hintergrund.
18:01Damals gab es vorher eine Bodenanhebung von mehr als 10 Metern.
18:07Gerade sind wir in einer ruhigeren Phase, wobei der Boden sich weiter anhebt.
18:13In 20 Jahren um knapp 1,40 Meter.
18:21Der Punkt der höchsten Erhebung liegt dort hinten im Meer.
18:28Vor 15.000 Jahren war dort das Epizentrum eines Vulkanausbruchs.
18:34Alles Magma in der unterirdischen Kammer wurde herausgeschleudert.
18:38In der Folge ist die Fläche der kompletten Caldera eingebrochen und mit der Zeit durch Druck von unten langsam wieder angestiegen.
18:47Die Magmakammer füllt sich.
18:50Ein erneuter Ausbruch in dieser Dimension könnte die gesamte Bucht rund um Pozzuoli zerstören.
18:56Im Hinblick auf die Zukunft der nächsten 10, 15 Jahre, lässt sich da eine Prognose stellen?
19:04Für so einen gewaltigen Ausbruch sehe ich keine Gefahr, denn der würde sich vorher sehr deutlich ankündigen.
19:15Aber die kleineren sind noch nicht da.
19:19Deswegen interessieren wir uns für jede kleinste Veränderung.
19:24Denn auch ein kleinerer Ausbruch wäre in einer solchen Gegend ein gewaltiges Problem.
19:38Die Magma-Bewegung ist eine der größten und wichtigsten Erhebungen der Welt.
19:44Niemand weiß, an welcher Stelle genau der Vulkan das nächste Mal ausbrechen wird.
19:50Mit Hilfe von Messstationen behalten die Forscherinnen und Forscher die Gefahr kontinuierlich im Auge.
20:02Selbst der Meeresboden wird überwacht.
20:05Die hier austretenden Gase könnten ebenfalls Hinweise auf Magmaaktivität geben.
20:12Ein riesiges Puzzle. Der Vulkan bleibt ein nur schwer kalkulierbares Risiko.
20:24Probleme machen zusätzlich der Lärm und die Erschütterungen des alltäglichen Stadtlebens,
20:29ausgelöst durch Schiffs- und Straßenverkehr, Baustellen oder Menschenlängen.
20:34Sie beeinflussen die Messergebnisse.
20:37Was für ein Dilemma. Ausgerechnet bei den Vulkanen, die sich in der Nähe von dicht besiedelten Gebieten befinden,
20:44also da, wo die Vorhersagen überlebenswichtig sein können,
20:48ist die Aufnahme von exakten Messwerten besonders schwierig.
20:55Oberhalb von Pozzuoli liegt eine weitere alte Ausbruchstelle der Phlegräschen Felder.
21:02Die Solfatara. Eine Fläche mit austretenden Gasen und heißen Schlammquellen.
21:16Auf der anderen Seite des Kraters befindet sich eine noch aktivere Zone.
21:24Nirgendwo sonst auf den Phlegräschen Feldern spürt man den Vulkan so intensiv,
21:29wie hier an der Piscarelli Fumarole.
21:35Diesen gefährlichen Ort darf man nur im Beisein eines Experten-Teams betreten.
21:41Giftige Gase schießen hier mit fast 100 Grad Celsius in hohen Konzentrationen aus dem Erdinneren.
21:47Dieser Ort ist aus vulkanologischer Sicht so wichtig, weil er uns Einblicke erlaubt,
21:54wie all dies entstanden ist und welche Gesteinstrukturen sich dabei in der Tiefe gebildet haben.
22:00Alles hier zeugt von der explosiven Natur der Ausbrüche dieser Vulkane.
22:07Denn wenn das Magma hochsteigt, entsteht riesiger Druck und damit charakteristische Bodenveränderungen.
22:14Unser Ziel ist, solche Veränderungen auch im Kleinsten zu erfassen.
22:20Vulkane sind sehr komplexe Systeme. Wir überwachen viele verschiedene Parameter,
22:25um verstehen zu können, was unter der Erdkruste passiert.
22:28Dazu gehören beispielsweise die Bodenbewegungen, die Zusammensetzung der ausströmenden Gase,
22:34die Stärke der Erdbeben und Veränderungen der Temperatur.
22:42Jegliche Verschiebung des Untergrunds wird mittels GPS-Sensoren auf den Millimeterabdruck
22:48von der Temperatur des Erdbebens eingeführt.
22:53Jegliche Verschiebung des Untergrunds wird mittels GPS-Sensoren auf den Millimeter genau erfasst.
23:04Alle Daten, die wir erheben, benutzen wir, um daraus Modelle des Untergrunds zu erstellen.
23:11Anhand solcher Modelle können wir dann die Daten wiederum besser verstehen.
23:16Es ist also ein fortwährender Annäherungsprozess.
23:19Aus allem, was wir wissen, ergibt sich das Bild einer sehr großen Magmakammer in einer Tiefe von sieben, acht Kilometern.
23:29Im Bereich unter vier Kilometern sehen wir Anzeichen für kleinere Magmaeinschlüsse im Gestein,
23:36nicht aber für große Magmakammern.
23:40Unter der Oberfläche befindet sich ein hydrothermales System mit Temperaturen in der Tiefe von über 400 Grad Celsius.
23:48Von dort werden Wasser und Gase durch das Gestein nach oben gegrückt.
23:53Durch diese ständige Belastung können mit der Zeit immer mehr kleine Risse im Gestein entstehen.
24:06Wir arbeiten alle eng zusammen.
24:09Die Forschenden verschiedener Disziplinen, die Techniker, die die Instrumente in Schuss halten
24:14und alle, die sich im Überwachungsraum um die Daten kümmern.
24:19Das hier ist der bestüberwachte Vulkan der Welt.
24:24Das ist wirklich große Wissenschaft.
24:27Wir haben immer viel zu tun.
24:31Welche Herausforderung für die Wissenschaft und was für eine große Verantwortung.
24:40Die vielen Menschen, die hier leben, haben Vertrauen.
24:44Nur so lässt sich die Gelassenheit erklären, mit der sie tagtäglich auf diesem Pulverfass leben.
25:00Und manche scheinen die Gefahr regelrecht zu suchen.
25:05Ich bin auf dem Weg zu einem Vulkanologen, der wohnt direkt unterhalb des Monte Nuobo,
25:11also des Berges, der beim letzten großen Ausbruch innerhalb weniger Tage entstanden ist.
25:17Das ist selbst für einen Wissenschaftler ziemlich mutig.
25:29Der Vulkanologe Dr. Giuseppe Mastro Lorenzo ist erst kürzlich hierher gezogen.
25:35Und das, obwohl er die Phlegräischen Felder für einen der gefährlichsten Vulkane der Welt hält.
25:42Musik
25:56Mehr als 99 Prozent der Ausbrüche hier hatten explosiven Charakter.
26:01Das heißt, die Art, wie das Magma aufsteigt, hängt von einem sehr komplexen System ab,
26:08das von einer Vielzahl kleiner Risse geprägt ist.
26:13Wenn darin Magma sehr schnell aufsteigt, kann man die Bewegungen im Vorfeld nicht erkennen.
26:23Nach Meinung von Giuseppe Mastro Lorenzo sind große Ausbrüche ohne Vorzeichen durchaus denkbar.
26:30Dann wäre eine rechtzeitige Warnung kaum möglich.
26:33Deswegen blickt er auch kritisch auf die aktuellen Evakuierungskonzepte.
26:43Sie wohnen direkt unter dem Monte Nuobo. Sie sind ein mutiger Mann, Sie sind ein mutiger Wissenschaftler.
26:49Zuerst, ich liebe diese Gegend. Und ich bin auch hierher gezogen, weil ich zeigen will,
26:56dass man guten Gewissens auf einem aktiven Vulkan leben kann, wenn man gut vorbereitet ist.
27:01Denn auch die größten Ausbrüche entwickeln sich am Anfang nur allmählich.
27:08Für eine Evakuierung sind deswegen die ersten Stunden essentiell.
27:15Und weil die Hälfte der Caldera unter dem Meer liegt, stehen die Chancen nicht schlecht.
27:20Ein Teil kann über den Landweg, der andere über den Seeweg evakuiert werden.
27:25So ist eine Evakuierung noch während des Ausbruchs möglich, wenn wir gut vorbereitet sind.
27:37Sicher ist, wer auf einem Vulkan lebt, muss für den Ernstfall gewappnet sein.
27:43Was haben wir denn jetzt gelernt? Naja, dass die Erdwissenschaften, die Seismologie, die Vulkanologie,
27:58die Geologie und Geophysik eine ganze Menge Möglichkeiten hat, auch an so einem aktiven Ort
28:04richtig viel Wissenschaft zu betreiben, herauszufinden, was passiert da eigentlich.
28:08Und zwar auch deshalb, weil die Instrumente zur Überwachung, zur Kontrolle, zur Messung
28:13immer besser geworden sind und immer sensibler, immer detaillierter geworden sind.
28:18So kann man also feststellen, wir wissen heute viel mehr über das, was sich im Erdkörper abspielt, als früher.
28:24Und so könnte man das Gefühl haben, wenn man richtig viel weiß, dann ist doch auch richtig viel Sicherheit möglich.
28:30Aber so ganz sicher kann man sich eben doch nicht sein. Die Schlagzeilen, die wiesen ja schon im letzten Jahr
28:34immer wieder darauf hin, wer weiß, vielleicht bricht hier ein Vulkan aus. Es könnte sein, dass es passiert,
28:41aber nach aller wissenschaftlicher Weisheit würde man sagen, eher nicht. Also, was bleibt?
28:47Selbst wenn wir 350 Vulkane auf der ganzen Welt ständig monitoren, sie pausenlos überwachen,
28:52wir wissen alles, was wir über sie wissen können, experimentell, so bleibt doch eben ein Restrisiko,
28:57mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Das ist ja überhaupt unser Thema.
29:01Wie können wir uns vor den Naturgewalten schützen? Vielleicht vor allem durch ein Gefühl, nämlich dem Gefühl der Ehrfurcht.
29:09Die Ehrfurcht vor einer Kraft, die uns immer wieder zeigt, welche Grenzen wir auf diesem Planeten auch haben,
29:15die aber diesen Planeten zu dem gemacht hat, was er ist, nämlich der wahrscheinlich schönste Planet in der ganzen Milchstraße.