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Italien ist dafür bekannt, dass die Familie über allem steht, aber ist das wirklich so? Und was bedeutet das im Alltag?

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Transkript
00:00Ich bin Giuseppe Gagliano und das ist die Familie Gagliano.
00:07Die Gaglianos leben in Scalaia, einem Küstenort in der süditalienischen Region Kalabrien.
00:14Alessandra tanzt gern, ihr Bruder Antonio spielt Fußball und die jüngste Irene malt viel.
00:20Giuseppe ist Steuerberater, Silvia arbeitet halbtags in einer Arztpraxis.
00:26Für mich hat sich das Konzept der klassischen Familie geändert.
00:29Wir achten vielmehr darauf, dass wir uns bei der Erziehung der Kinder die Aufgaben teilen und das gemeinsam machen.
00:38In Italien gibt es rund acht Millionen Haushalte, in denen Kinder leben.
00:42Die Geburtenrate ist mit 1,2 Kindern pro Frau sehr gering.
00:46Die Gaglianos sind mit ihren drei Kindern also nicht gerade typisch italienisch.
00:51Dass es meist weniger Kinder sind, liegt für viele an mangelnder staatlicher Unterstützung.
00:57Wenn man sich erst mit 35 Gedanken übers Kinderkriegen machen kann, ist es normal, dass die Geburtenrate so niedrig ist.
01:04Erst kann man es sich nicht leisten, dann lässt die Fruchtbarkeit nach.
01:07Man ist dann schon froh, wenn man es überhaupt noch schafft, ein Kind zu bekommen.
01:11Frauen müssen sich leider immer noch entscheiden, ob sie berufstätig oder Mutter sein wollen.
01:16Und das wirkt sich meiner Meinung nach auf die Geburtenrate aus.
01:207 Uhr morgens. Wie läuft der Alltag bei den Gaglianos ab?
01:29Was chaotisch aussieht, ist eine über Jahre eingespielte Morgenroutine.
01:35Das Frühstück besteht aus Milch und Keksen. Alessandra und Antonio, die beiden Großen, essen das gerne.
01:41Normalerweise ist es keine wichtige Mahlzeit in unserer Familie.
01:45Ich frühstücke zum Beispiel gar nicht, bevor ich gehe. Mein Mann und ich trinken beide nur einen Kaffee.
01:52Anziehen, Frühstück, Taschen packen. 40 Minuten später stehen sie geschniegelt und gestriegelt zur Abfahrt bereit.
02:03Wir finden es nicht so wichtig, ob die Kinder in der Schule modisch gekleidet sind. Hauptsache, es ist bequem.
02:11In der Schule tragen die Kinder eine Schuluniform. An deren Kragen erkennt man, in welche Klasse sie gehen.
02:24Morgens bringt meistens Giuseppe die Kinder zur Schule, wenn er auf dem Weg zur Arbeit ist.
02:28In Italien ist es noch eine Besonderheit, wenn der Vater das übernimmt.
02:32Irgendjemand muss die Kinder bringen. In einigen Regionen Italiens gibt es Vorschriften, dass Grundschulkinder nicht unbegleitet zur Schule gehen dürfen.
02:42Ich halte das für übertrieben. Ich bringe sie bis vor die Schule. Sie sind ja in der zweiten und dritten Klasse.
02:47Da können sie den letzten Weg alleine gehen. Ich muss sie nicht bis in den Klassenraum begleiten, so wie man uns das immer nahelegt.
02:53Eigentlich ist es nicht üblich, dass die Kinder allein zur Schule gehen.
02:58Wenn die Kinder in der Schule sind, nutzt Silvia die Zeit für ein paar Erledigungen.
03:02Sie besucht ihren Schwiegervater in seiner Fleischerei und kauft dabei gleich für das Abendessen ein.
03:12Zwischendurch muss in Italien natürlich immer Zeit für einen Kaffee sein.
03:17Den trinkt Silvia, bevor sie zur Arbeit geht. Die frühere Managerin arbeitet halbtags in einer Arztpraxis.
03:28Beruflich habe ich alles verloren, weil ich Mutter geworden bin.
03:32Ich habe alles aufgegeben, was ich früher gemacht habe. Alles, wofür ich auch studiert habe.
03:37Ich habe es bewusst getan und mir einen Job gesucht, der es mir erlaubt, sowohl berufstätig als auch Mutter zu sein.
03:47Um Punkt 16 Uhr ist die Schule vorbei und die Kinder müssen abgeholt werden.
03:52Wer länger als bis 16 Uhr arbeiten muss, hat ein Problem.
03:55Entweder müssen, wie in Italien üblich, die Großeltern helfen oder man muss die Kinder anderweitig betreuen lassen, was in Italien sehr teuer ist.
04:04Silvia ist am Nachmittag ganz für ihre Kinder da.
04:11Die italienische Mama ist eine Klette, weil sie krankhaft an ihren Kindern haftet.
04:17Die Mama Italiana klammert sich an die Kinder, bis sie 30 Jahre alt sind.
04:24Wir versuchen es anders zu machen, auch wenn es nicht anders klappt.
04:27Ja, die Mama ist Babysitterin, ein Geldautomat, ein Clown.
04:38Lehrerin.
04:39Lehrerin.
04:41In einem Punkt sind die Gallianos aber doch eine typisch italienische Mutter.
04:45Beim Essen. Für die Italiener ist es der wichtigste Teil des Tages. Ein Moment der Gemeinschaft und des Teils.
04:54Nach dem Essen dürfen die Kinder fernsehen und Silvia und Giuseppe haben etwas Zeit für sich.
05:01Die Familie ist das Wichtigste der Welt. Ohne Familie geht es einfach nicht.
05:06Das ist so eine Verbundenheit, die ganz viel Kraft spendet.
05:13Auch das Einschlafritual ist erfolgreich erprobt. Und so geht der Tag einer ziemlich typischen italienischen Familie zu Ende.

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