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Die Ökologische Ökonomin Sigrid Stagl ist "Wissenschafterin des Jahres 2024". Am Dienstag überreichte der "Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen" der Forscherin von der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien den Preis. Mit ihm wird sie für die Vermittlung ihrer wissenschaftlichen Arbeit zum Umgang mit dem Klimawandel, der Energiekrise und anderen zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen geehrt.
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Transkript
00:00Sigrid Stagl ist Wissenschaftlerin des Jahres 2024. Am Dienstag bekam die Wiener Forscherin
00:07und ökologische Ökonomin diesen Preis vom Club der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten
00:13überreicht. Damit wird die 56-Jährige für ihre Arbeit zum Umgang mit dem Klimawandel,
00:19der Energiekrise und anderen gesellschaftlichen Herausforderungen geehrt.
00:24Das bedeutet mir sehr viel, weil die Kollegen, Kolleginnen, die vor mir ausgezeichnet wurden,
00:30die kenne ich fast alle und schätze sie sehr. Der Preis ist mir sehr wichtig und
00:35habe mich natürlich lange begleitet, eben Kollege Badelt, ehemaliger Kollege Badelt.
00:39Herr Badelt ist mir auch sehr wichtig, weil er war Rektor, als ich berufen wurde. Das heißt,
00:44er hat für mich in meiner Biografie auch eine wichtige Rolle gespielt. Und er hat in der
00:50Volkswirtschaftslehre die soziale Dimension in den Vordergrund gerückt und ich versuche,
00:53die Umweltdimension in den Vordergrund zu rücken, aber auch unter Berücksichtigung
00:59der sozialen Dimension, deswegen eben Socio-Ecological Economics normalerweise. Also
01:04insofern eine Fortsetzung einer Tradition, dass Ökonomie den gesellschaftlichen und den
01:09natürlichen Kontext braucht, um gesellschaftlich relevante Empfehlungen gut abgeben zu können.
01:15Stagl betont die Notwendigkeit, Klimapolitik als wichtigen Bestandteil von Wirtschafts-
01:21und Industriepolitik zu verstehen. Erst damit könne man innerhalb der ökologischen Grenzen
01:27wirtschaftlich erfolgreich sein. Also die Information, dass es den Umbau braucht,
01:31der ist mittlerweile wirklich überall angekommen. Es gibt natürlich manche Teile der Wirtschaft,
01:36wo man versucht, noch alte Geschäftsmodelle so lang wie möglich zu nutzen und damit Gewinne
01:43zu machen. Ich glaube, das sind die Bereiche, die wirklich problematisch sind, weil das Umfeld sich
01:49verändert und diese Geschäftsmodelle mittelfristig einfach nicht mehr erfolgreich
01:52sein werden. Schweden hat beispielsweise 1991 schon eine CO2-Steuer eingeführt. Das heißt,
01:57die haben viel länger Zeit gehabt zu dekarbonisieren. Und das ist normalerweise so,
02:02dass man, wenn man mehr Zeit hat, kann man volkswirtschaftliche Kosten geringer halten,
02:07weil man die Pläne rechtzeitig anpassen kann. Selbst in Zeiten der Budgetkonsolidierung müsse
02:14nachhaltiges Wirtschaften berücksichtigt werden, so die Hochschullehrerin. Es gibt
02:19Möglichkeiten, wie man sehr wohl Klima- und Umweltpolitik betreiben kann, die nicht so
02:23teuer ist wie Klima- und Umweltpolitik, die wir halt in den letzten Jahren betrieben haben.
02:28Einerseits, die CO2-Steuer bringt ja Einnahmen, also von dem her ist es ja etwas, was positiv
02:35zum Budget beiträgt. Meines Erachtens wäre es nur wichtig, dass es nicht zur allgemeinen
02:39Budgetkonsolidierung die Einnahmen beitragen. Man muss sie auch nicht mit dem Klimabundes
02:43ausschütten, sondern dass man sich in grüne Infrastruktur investiert und damit wieder die
02:47Wirtschaft zukunftsfit und die Gesellschaft zukunftsfit macht. Anderes Beispiel, die
02:51klimakontraproduktiven Subventionen hatte das WIFO schon mehrmals ausgerechnet, zuletzt mit
02:56ungefähr 5 Milliarden Euro, dass man daran anfängt, sie abzubauen. Auch mit
03:01Geschwindigkeitsbeschränkungen könne man kostengünstig viel im Umweltschutz erreichen.
03:06Die Wirtschaftswissenschaftlerin, die aus dem Waldviertel stammt, promovierte in den USA als
03:12Person weltweit in ökologischer Ökonomie. Im Jahr 2014 gründete sie ein WU-Institut für
03:20ökologische Ökonomie und leitete dieses für einige Jahre. Sie ist unter anderem als
03:25Professorin tätig und ist jüngst zum Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates
03:30der Europäischen Umweltagentur geworden.

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