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Aufbaustrategie in der Antike hat Tradition! Egal ob bei Cäsar, Pharao oder zuletzt Pax Augusta: Städtebau in der Frühgeschichte begeistert seit Jahrzehnten. Genau auf diese Faszination setzt auch Citadelum . Denn das Aufbau-Strategiespiel setzt da an, wo Cäsar 2006 aufgehört hat. Beim günstigen Preis von regulär nur 25 Euro ist das Spiel für Genrefans und besonders auch für Einsteiger einen Blick wert - wie sich im Test zeigt.

 
Transkript
00:00Aufbaustrategie in der Antike hat Tradition.
00:08Egal ob bei Caesar, Pharao oder demnächst bei Anno 117, Städtebau in der Frühgeschichte
00:15begeistert seit Jahrzehnten.
00:16Genau auf diese Faszination setzt auch Citadel um.
00:20Denn das Aufbaustrategiespiel setzt da an, wo Caesar 2006 aufgehört hat.
00:27Trotz des großen historischen Dramas um 2.
00:29Triumvirat und den Aufstieg von Kaiser Augustus, Geschichtsmuffel brauchen sich hier nicht
00:35zu sorgen.
00:36Denn euch wird keine virtuelle Unterrichtsstunde aufgezwungen.
00:39Obwohl Citadel um versucht, die wesentlichen Wendepunkte der Zeit um Christi Geburt zusammenzufassen,
00:45bekommt ihr beim Spielen vom historischen Hintergrund nur recht wenig mit.
00:49Einziger Bezug zu realen Ereignissen sind die unheimlich knappen Texte und die langweilige
00:54Karte kurz vor Missionsstart.
00:56Und das ist, zumindest für alle Geschichtsfans, wahrscheinlich ziemlich schade.
01:01Spielerisch fällt die fehlende Geschichtstiefe von Citadel um aber erstmal nicht groß auf.
01:06Das Spiel setzt nämlich auf bewährte Aufbaumechaniken, die auch nach über 30 Jahren historischem
01:12Städtebau gut funktionieren.
01:14Auf einer leeren Karte platzieren wir zunächst ein Forum als Zentrum unserer Siedlung.
01:22An Straßen errichten wir dann einfache Häuser, deren Bewohner auf Farmen oder im Sägewerk
01:28ihren Dienst verrichten.
01:29Feuerwehr und Statiker sorgen für Sicherheit, während Therme und Theater unsere Einwohner
01:34unterhalten.
01:35Aquädukte und Reservoirs stellen die Wasserversorgung sicher und Märkte verteilen die Waren der
01:41Produktionsbetriebe im Umkreis.
01:43Vor allem Arbeitskräfte sind dabei zu Beginn wahnsinnig knapp.
01:47Praktischerweise könnt ihr sie in sehr übersichtlichen Menüs zwischen den Betrieben und Dienstleistungen
01:53verteilen.
01:54Steigt eure Stadt im Ansehen, werden in 10 Stufen neue Gebäude und Dienstleistungen
01:59freigeschaltet.
02:00So könnt ihr Villen bauen, die dann wohlhabende Patrizier in eure Stadt locken.
02:04So füllt ihr auch eure Stadtkasse mit Steuergeldern, die ihr dann wiederum in Verteidigungsanlagen,
02:10die Ausbildung eurer Legionen oder die Verschönerung der Straßenzüge investiert.
02:16Erfüllt ihr die Ansprüche eurer Bewohner, indem ihr ihnen Nahrungsvarianten, Luxusgüter
02:21oder Dienstleistungen bereitstellt, steigen die Behausungen im Rang.
02:25So werden eure Bürger immer anspruchsvoller.
02:28Gleichzeitig kommen aber auch mehr Plebeja oder Patrizier in den jeweiligen Häusern
02:33höherer Stufe unter.
02:34Die Steuereinnahmen pro Einwohner steigen, ihr investiert in frische Warenketten und
02:39Truppen und der Kreislauf geht weiter.
02:41Bis hierhin funktioniert Citadelum richtig gut.
02:48Die ersten Szenarien wecken sofort wohlige Erinnerungen an die Klassiker und die Kulisse
02:54fährt mit wuseligen Einwohnern, schöner Architektur und vielen kleinen Details eine
02:59echte Charme-Offensive.
03:00Ihr könnt sogar so nah heranzoomen, dass die Dächer von Häusern, Tempeln und Farmen
03:06ausgeblendet werden.
03:07Dann könnt ihr den kleinen Bürgern auch beim Tagewerk in den eigenen vier Wänden
03:11zusehen.
03:12Ein Tilt-Shift-Effekt erzeugt zudem ein nettes Diorama-Flair, bei dem wir das Gefühl haben,
03:17auf eine kleine Modelllandschaft zu blicken.
03:20Technisch ist Citadelum dennoch deutlich von der Opulenz eines Anno 1800 entfernt.
03:31Gerade was Wasser, Modelle und Oberflächen angeht, ist die Grafik einfach nicht ganz
03:36auf der Höhe der Zeit.
03:37Trotzdem steckt erkennbare Mühe in Gebäuden, Gärten und Arenen dieses römischen Mini-Reiches.
03:43Dazu kommen auf den ersten Blick sinnvolle Erweiterungen des Aufbau-Parts.
03:48So gibt es eine Weltkarte, auf der ihr Erkunder und Legionen von Region zu Region verschiebt.
03:54Hier entdeckt ihr neutrale Städte, mit denen ihr Handelsrouten eröffnen könnt.
03:58Tauchen Feinde auf, treten eure Legionen in Echtzeit an und fegen die Feinde des Reiches
04:04in erstaunlich blutigen Schlachten vom separaten Kampfbildschirm.
04:07Um eure Stadt endgültig erfolgreich zu machen, müsst ihr aber auch die Gunst der Götter
04:13erringen oder ihre Ungunst vermeiden.
04:16Sechs Mitglieder des römischen Pantheons sind vertreten und die wollen in eigenen Tempeln
04:21verehrt, mit Opfern bedacht und bei Festen gelobhudelt werden.
04:24Kommt ihr eurer irdischen Pflicht allerdings nicht nach, marschieren Apollo, Minerva und
04:31Kollegen in Übergröße durch die Straßen der Stadt.
04:34Dann brennen sie Gebäude nieder oder leeren Kassen und Lager.
04:37Also, doch alles gut beim antiken Städtebau?
04:45Leider nein.
04:46Denn der anfängliche Aufbauspaß weicht schnell einer repetitiven Routine.
04:50Im Grunde spielt sich nämlich jede Mission der knappen Kampagne gleich.
04:54Und das liegt vor allem an der fehlenden Variation im Aufbau, denn ihr fangt immer
05:00wieder von Null an.
05:01Und das leider nicht nur beim Bauen selbst.
05:04Ihr müsst auch in jeder Mission neues Ansehen gewinnen, um linear die immer gleichen Gebäude
05:08freizuschalten.
05:09Was in den ersten zwei, drei Szenarien noch motiviert, wird bald zu einer Pflichtübung.
05:15Und diese Routine bleibt bis zum Ende bestehen.
05:18Dazu tragen auch die eintönigen Missionsziele bei.
05:21Die fordern mal die Produktion einer bestimmten Anzahl Waren, mal die Entdeckung anderer Städte
05:26oder den Aufstieg von Häusern auf eine bestimmte Stufe.
05:29Das ist aber schnell öde.
05:31Es gibt nämlich einfach keine dynamischen Events oder Story-Entwicklungen und dadurch
05:35wird der Aufbau sehr statisch.
05:39Es sind aber vor allem äußere Faktoren, die den immer gleichen Ablauf erzwingen.
05:43So gibt es auf jeder Karte Banditen, die eure Siedlung mit schöner Regelmäßigkeit
05:48überfallen.
05:49Sie erscheinen, wenn die Stadt ein bestimmtes Level erreicht oder ihr Feinde auf der Weltkarte
05:53entdeckt.
05:54Gegen die ersten Angriffe seid ihr dabei fast immer machtlos.
05:57Dann müsst ihr mit ansehen, wie Teile der Stadt ein Raub des gelegten Feuers werden.
06:02Verteidigungsmauern benötigen nämlich ein bestimmtes Stadtlevel.
06:05Vorher könnt ihr euch nicht militärisch wehren.
06:08Also sorgt ihr erstmal für ausreichend Waren, um Wohngebäude aufzuleveln und die Mauerbaustufe
06:15zu erreichen.
06:16Da das aber immer die gleichen Gebäudeketten erfordert, wird der Aufbau schnell sehr monoton.
06:22Gleiches gilt für die Götter.
06:23Mindestens eine Strafe bekommt ihr sowieso ab.
06:27Und danach platziert ihr so schnell wie möglich alle Tempel und opfert alle Viertelstunde
06:31ein Dutzend Schweine, nur um das Pantheon zu besänftigen.
06:35Auch das Glaubensmanagement wird so eher zu einer Pflichtaufgabe.
06:39Zudem haben die göttlichen Gaben kaum Einfluss auf den Spielverlauf, da ihr eh sehr schnell
06:44viel zu viele Waren anhäuft.
06:47Und auch die Echtzeitschlachten sind leider nicht besonders spannend.
06:51In einem Gefechtsbildschirm platziert ihr eure zuvor ausgehobenen Truppen in einfachen
06:57Formationen und klickt auf Start.
06:59Theoretisch könnt ihr in der laufenden Schlacht noch Befehle geben, praktisch lässt man die
07:04simplen Gefechte aber meist einfach laufen.
07:07Sieger ist, wer übrig bleibt.
07:08Die Kämpfe basieren auf einem einfachen Steinschere-Papiersystem aus Schwert, Bogen und Kavallerie.
07:20Upgrades, Erfahrungsstufen oder bessere Ausrüstung eurer Truppen gibt es nicht.
07:26Der größte Schwachpunkt von Citadelum sind aber die viel zu flachen Warenketten.
07:31Selbst auf der höchsten Stufe bleibt es nur bei einer dreistufigen Produktion.
07:35Und das heißt, Holz geht vom Holzfäller über das Sägewerk zum Schreiner.
07:40Außerdem fehlt eine tiefgehende Waren- und Lagerplanung.
07:44So gibt es nur je ein Gebäude für Waren und Nahrung.
07:47Das könnt ihr obendrein beliebig oft platzieren.
07:51So müsst ihr schnell nicht mehr über Wege und Lieferzeiten nachdenken.
07:55Eure Produktionskosten drückt ihr dabei spielend über Hungerlöhne.
07:59Solange alle anderen Bedürfnisse erfüllt sind, gibt es schlicht keine Aufstände verarmter
08:04Plebeja.
08:05Schön ist der umfangreiche Editor von Citadelum, der es euch ermöglicht, eigene Karten und
08:13Szenarien zu erstellen.
08:15Dabei könnt ihr sowohl die Weltkarte als auch Schlachtfelder und Stadtkarten frei gestalten.
08:20Allerdings ist die Bedienung nicht ganz intuitiv.
08:23So müssen die Maps etwa aus quadratischen Elementen zusammengeklickt werden und auch
08:28die Erstellung von Regionen und Co. ist leider etwas unhandlich.
08:33Und damit zum Fazit.
08:39Citadelum fängt stark an, lässt dann aber leider auch stark nach.
08:43Die ersten Stunden lösten bei mir noch nostalgische Erinnerungen an Caesar und Pharao aus, die
08:48Freude verschwand aber schnell zwischen öden Aufträgen und ständiger Wiederholung der
08:52immer gleichen Pflichtaufgaben.
08:54Gerade im späten Spiel fehlen komplexe Warenketten oder die Herstellung seltener Rohstoffe.
08:59Abgesehen von Arena und Circus Maximus fehlen mir zudem die großen Monumente und politischen
09:05Verstrickungen, die Rom damals bestimmt haben.
09:07Die könnten hier ganz sicher auch für Abwechslung sorgen.
09:11Kampf, Verteidigung, Erkundung und Götter sind zwar drin, im Detail sind die Mechaniken
09:16aber viel zu simpel, um wirklich langfristig zu motivieren.
09:20Für Genre-Einsteiger und Gelegenheitsspieler ist Citadelum aber gerade deshalb durchaus
09:25noch interessant, zumal das Spiel auch recht günstig ist.
09:28Wer aber mehr Tiefgang sucht, der greift zu aktuellen Alternativen oder wartet auf das
09:33nächste Anno.
09:34Denn da geht's ja auch ins antike Rom.

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