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Das Thema des 12. Allianz Autotag ist "Groß gegen Klein" - Also die Sicherheit von ungeschützten
Verkehrsgruppen im urbanen Raum. Ein wichtiger Punkt hier ist zum Beispiel, dass LKW Fahrer die Assistenzsysteme ihres Trucks gerne mal ausschalten. Und genau das möchte man ändern.

Aber was kann man tun, damit sich dieser Trend nicht fortsetzt?

Mein Kollege Norman Frackmann Adelhütte war vor Ort im Allianz Zentrums für Technik (AZT) und hat sich u.a. von Christian Sahr (Geschäftsführer des AZT erklären lassen, welche Gründe es für die Abschaltung der Assistenz- und Sicherheitssysteme gibt und wie die Auswirkungen aussehen.

Zudem geht es beim Allianz Autotag 2024 um die Nutzung von gebrauchten Ersatzteilen. Im Gespräch mit Frank Sommerfeld (Vorstandsvorsitzender
der Allianz Versicherungs-AG) wird geklärt, warum es nicht immer Neuteile sein müssen und welche Fortschritte es bei der Wiederverwertung von Autoteilen bisher gemacht wurden. Quelle: die-autotester.com

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Transkript
00:00Herzlich willkommen zum 12. Allianz-Auto-Tag in Ismaning.
00:07Das Thema in diesem Jahr heißt Big vs. Small, also groß gegen klein.
00:12Und ja, Lkw, Van gegen uns, gegen die vulnerable Gruppe.
00:18Die EU-Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Verkehrstoten bis 2050 auf Null zu senken.
00:24Das scheint angesichts der aktuellen Zahlen gar nicht so einfach.
00:28In Deutschland stieg die Zahl von 2022 bis 2023 um 1,8 Prozent auf 2.839 Getötete.
00:37Das ist noch weit entfernt von der angestrebten Null.
00:40Ein Problem dabei? Der Mensch. Denn der fühlt sich von Assistenzsystemen genervt.
00:44Und so schalten laut einer Umfrage der Allianz 50 Prozent die lebensrettenden Helfer ab.
00:50Nach Einschätzung der Allianz Unfallforscher wäre ein Drittel der Unfälle zwischen Lastwagen, Fahrradfahrern und Fußgängern vermeidbar,
00:57wenn alle Lkw mit bereits verfügbaren Assistenzsystemen ausgestattet wären.
01:02Wir haben das Problem, dass Fahrerassistenzsysteme nicht immer perfekt sind.
01:07Das heißt, wenn sie Fehlauslösungen haben, führen sie natürlich zu einer Verunsicherung von Fahrern und Fahrern.
01:12Das heißt, die gehen gerne mal hin und schalten die aus. Beispielsweise ein Lane-Keeping-Assistent, der nicht so gut funktioniert.
01:18Der führt einen in Schlangenlinien über die Straße und dann wird er eben gerne ausgeschaltet.
01:21Deshalb, was wir brauchen, ist eine Bewertungsmethode, die Euro NCAP zur Verfügung stellt, um die Güte von solchen Systemen zu testen.
01:29Denn nur gute Systeme werden auch benutzt.
01:31Grundlage des diesjährigen Allianz Autotags war die Auswertung von 700 innerörtlichen Lkw- und Lieferwagenunfällen der vergangenen Jahre mit verletzten oder toten Fußgängern, Rad- und Motorradfahrern.
01:44Dabei trifft die Schuld keineswegs immer nur den Lieferverkehr.
01:47Bei einem Drittel der Lkw-Unfälle waren demnach die verunglückten Fußgänger mitverantwortlich.
01:52Bei den Fahrradfahrern waren es 20 Prozent.
01:55Aber es bleibt dabei, Assistenzsysteme müssen eingesetzt werden. Immer.
02:00Da setzen wir halt an, dass wir fordern, diese Systeme muss man möglicherweise manchmal ausschalten.
02:06Aber das darf eben nicht der Standardzustand sein, sondern da müssen die automatisch wieder dran angehen.
02:10Wenn ich das Auto neu anlasse, also den Lkw neu anlasse, dann muss er immer an sein.
02:14Und ich muss auch verhindern, dass Speditionen, die möglicherweise ganz bewusst per Hardware-Manipulation ausstellen, sodass die überhaupt nicht mehr funktionieren.
02:22Das ist dann ein Druck, der auf Fahrern herrscht, dass die sich in ein Fahrzeug reinsetzen müssen, was überhaupt gar keine Fahrassistenzsysteme hat, obwohl das Fahrzeug an sich die Systeme an Bord hat.
02:31Tatsächlich erlebt auch die Autobahnpolizei täglich Betrügereien.
02:36Es gibt natürlich zwei Gründe. Der eine Grund ist das, was nervt.
02:39Zum Beispiel das Abstandswarnsystem. Das gibt halt Pieptöne von sich und das kann schon mal nerven, wenn einer einschert.
02:49Aber der Hauptgrund ist Geld zu sparen.
02:51Natürlich, wenn ich längere Zeit im Windschatten fahren kann, das kann sich bei einer Fahrzeugflotte durchaus in hohe Beträge zusammensummieren, weil man halt weniger Sprit braucht.
03:00So gesehen ist es natürlich Unternehmerziel auch zu sagen, ich will auch meinen Umsatz steigern und uns muss klar sein, wir haben da draußen einen Konkurrenzkampf, der ist quick and dirty.
03:12Also wir haben da draußen natürlich unterschiedliche Player in dem Bereich, auch innerhalb der EU, beziehungsweise auch außerhalb.
03:21Und da zählt jeder Cent und da kann so ein Fahrerassistenzsystem schon mal hinderlich sein.
03:27Wenn man das nicht in den Griff bekommt, wird es womöglich eng mit der Vision Zero 2050.
03:32Aus einer anderen Vision hat die Allianz mittlerweile eine Mission gemacht.
03:37Also wenn ich an gebrauchte Ersatzteile denke, dann denke ich noch an den guten alten Schrottplatz.
03:43Aber was ist eigentlich mit den Autos, die so drei bis acht Jahre alt sind? Gibt es das da auch schon?
03:49Gibt es. Und die Allianz hat sich darum gekümmert und schickt mittlerweile gebrauchte Ersatzteile in den hiesigen Reparaturmarkt.
03:57In Deutschland gibt es aktuell noch keinen breiten Markt für gebrauchte Ersatzteile von jüngeren Fahrzeugen.
04:03Im April dieses Jahres entschloss sich die Allianz, geeignete Fahrzeugteile dem deutschen Reparaturmarkt zur Verfügung zu stellen.
04:10Verrückt oder machbar?
04:12Zehn Prozent aller Totalschäden können tatsächlich dafür wiederverwendet werden.
04:16Und deswegen müssen wir eben auch alle anderen Versicherer quasi auffordern, da mitzumachen.
04:22Weil nur wenn wir das Angebot nach oben bringen, dann können wir auch die Nachfrage letztendlich bei den Kunden bedienen und das flächendeckender machen.
04:30Das wird in den USA, in Schweden, in Großbritannien und Frankreich schon überall gemacht.
04:35Und bei uns eigentlich nicht, obwohl wir ja so Vorreiter sein wollen im Punkto Klimaschutz.
04:39Und das ist ja eigentlich schade, weil es eine Win-Win-Situation ist.
04:43Die Teileverfügbarkeit ist zwar seit April diesen Jahres um 40 Prozent gestiegen.
04:48Dennoch ist insgesamt die Anzahl der gebrauchten Ersatzteile in Deutschland zu gering für eine nachhaltige Trendwende.
04:55Und so gebrauchte Ersatzteile, die sind auch gut fürs Klima. Nehmen wir mal in der heutigen Zeit ein ID.3 und eine defekte Fahrertür.
05:02Der Austausch gegenüber einer gebrauchten Tür, die spart bis zu 79 Prozent beziehungsweise rund 65 Kilogramm CO2.
05:11Und auf alle Reparaturen in Deutschland umgerechnet, wenn die Verfügbarkeit dann da ist, während das 420.000 Tonnen CO2 erspart ist.
05:21Das AZT ist seit Jahrzehnten eine bekannte Adresse der Verkehrssicherheitsforschung in Deutschland.
05:27So plädierte die Allianz in den 1970er Jahren angesichts der damals jährlich fünfstelligen Zahl von Verkehrstoten in Deutschland für die Einführung der Gurtpflicht.
05:38Auf dem 12. Allianz-Autotag forderte die Allianz deshalb, dass die Sicherheitsausstattung von Transportern und LKW über den aktuellen gesetzlichen Standard hinausgehen muss.
05:49Transporter sollten mindestens über die gleichen Sicherheitssysteme wie PKW verfügen.
05:57Untertitel der Amara.org-Community

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